Gemeinde bezweifelt Messungen und pocht auf Ultraschall-Verfahren

Wangerland/Wilhelmshaven (20. 12. 2023) – Die Gemeinde Wangerland pocht auf die Umrüstung der „Höegh Esperanza“ auf eine Ultraschall-Reinigung. Wie Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) in einer Stellungnahme betonte, lehne man die von Betreiber Uniper ins Auge gefasste Stoß-Chlorierung des Rohleitungssystems an Bord der FSRU ab, da dabei giftige Brom-Verbindungen entstehen, die in die Jade fließen.

Uniper als Betreiber des bundeseigenen LNG-Terminals in Wilhelmshaven hatte zum 31. August ein Minimierungskonzept zum Chloreinsatz an Bord der vor der Hafeneinfahrt von Hooksiel liegenden „Höegh Esperanza“ vorgelegt. Über die „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU) wird bekanntlich seit einem Jahr verflüssigtes Erdgas importiert und regasifiziert. 

Um das von Meerwasser durchspülte Rohrleitungssystem im Schiff vor dem Befall von Muschel und Alten zu bewahren, wird Chlor eingesetzt. Die Gemeinde weist darauf hin, dass Uniper in seinem Minimuierungskonzept den Einsatz physikalischer Reinigungsverfahren (wie zum Beispiel die Ultraschallreinigung) von vorn herein ausgeschlossen habe. Dafür seien in dem Konzept reihenweise chemische Verfahren untersucht worden wie die derzeit angewandte Chlorierung und die geplante Stoß-Chlorierung. 

Szlezak: Brom ist ein Nervengas

Bei allen untersuchten chemischen Verfahren würden Brom-Verbindungen entstehen, die letztlich in die Jade ausgestoßen werden. „Brom ist ein Nervengift“, so Bürgermeister Szlezak. „Anfang 2023 gab es überhöhte Bromwerte in der Jade, woraufhin Probenahmen erfolgten. Der Ursprung der erhöhten Werte sowie Messergebnisse wurden nie veröffentlicht.“

Das Ultraschallverfahren der Firma Hasytec werde bei der zweiten FSRU, der „Höegh Excelsior“, die von Tree Energy Systems (TES) betrieben werden wird, schon vor deren Einsatz eingebaut. Uniper lehnt dieses Verfahren ab, weil angeblich die Betriebsrisiken zu groß seien. Es werden für die Ultraschall-Reinigung eine Vielzahl von Sensoren eingebaut. Nach Darstellung der Gemeinde befürchte Uniper, dass der Ausfall einzelner Sensoren nicht entdeckt werden könne und sich in dem davon betroffenen Rohr-Abschnitt Biofouling entwickeln könnte. 

Diese Aussage ist aus Sicht der Gemeinde unhaltbar. Das Ultraschall-Reinigungsverfahren von Hasytec sei derzeit auf 800 Schiffen im Einsatz, unter anderem auf Kreuzfahrtschiffen, bei deren Größe eine ähnliche Anzahl von Sensoren verbaut sein dürfte. 

Zweifel an den Mess-Methoden

Mit Blick auf die Entwarnung zu des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN), das bislang keine Chlor- und Brom-Belastungen im Jadewasser festgestellt haben will, meldet die Gemeinde Zweifel an den Messungen an. So sei bislang nicht veröffentlicht worden, wo genau die Proben entnommen worden sind. Zu erwarten wären Brom-Verbindungen am Meeresboden, wohin das eingeleitete kältere Abwasser sinke und sich zu einer Wolke verdichte. 

Angesichts des geringen Anteils von verflüssigtem Erdgas an den Gasimporten Deutschlands könne keine Rede davon sein, dass das LNG-Terminal „einen wesentlichen Beitrag zur Gasversorgung“ leiste. Damit sei bei der Genehmigung der Anlage aber der Verzicht auf eine Umweltverträglichkeit-Untersuchung begründet worden. „Eine sorgfältige Umweltverträglichkeit-Untersuchung hätte dazu führen können, dass es nur eine zeitlich begrenzte Genehmigung für die chemische Rohrreinigung gegeben hätte und der Umbau auf umweltneutrales Ultraschallreinigung zwingend vorgeschrieben worden wäre“, argumentiert die Gemeinde. 

Es sei zu vermuten, dass die Entscheidung zur Stoß-Chlorierung ausschließlich wirtschaftliche Gründe habe. Allerdings müsse die Gemeinde Wangerland als Anlieger mit den Entscheidungen, die jetzt vom Betreiber und dem NLKWN getroffen werden, 20 Jahre lang leben. „Das bedeutet, dass allein über 600 Tonnen Chlor in dieser Zeit vor unserer Haustür landen.“ 

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