Große Freiheit in Hooksiel: Wo Jugendliche spielen, kochen und quatschen

Jugendraum Hooksiel
Sehen sich in erster Linie als Ansprechpartner für die Jugendlichen: die Sozialpädagogen Imke Gerdes und Jörg Westphal im Jugendraum in Hooksiel. Foto: hol

Hooksiel (8. 3. 2023) – Im Jugendraum an der Hooksieler Turnhalle fühlen sich junge Menschen offensichtlich wohl: Vier Jungen spielen Billard, zwei weitere räkeln sich mit ihren Handys auf einem großen Sofa. Im Nebenraum malen zwei Mädchen Bilder. Eine dritte isst Nudeln. 

Billardtisch, Kicker, ausgedientes Sofa? Das alles gehörte schon vor 50 Jahren zum Mobiliar eines jeden Jugendzentrums, das etwas auf sich hielt. Der Renner in Hooksiel sei aber die Kochnische, verrät Jörg Westphal. Der Sozialarbeiter betreut schon seit fast 30 Jahren Jugendliche und junge Erwachsene in Hooksiel. Erst im AWO-Heim, dann im Kindergarten-Gebäudes und seit einigen Jahren in zwei großen Räumen im Obergeschoss der Sporthalle an der Grundschule.

Der Zugang zu dem „Jugendraum“ liegt etwas versteckt an der Rückseite der Halle. Aber das sei gar nicht so verkehrt, sagte Imke Gerdes, Leiterin der Jugendpflege der Gemeinde Wangerland. „Es muss ja nicht immer alles gleich öffentlich sein, was Jugendliche so machen.“

Was die Jugendlichen im Alter zwischen 10 und (theoretisch) 27 Jahren (Westphal: „27-Jährige kommen eher selten“) im Jugendraum machen, entscheiden sie selbst. Sie kommen und gehen, wann sie wollen. Sie spielen, malen, quatschen, hängen einfach nur mal ab – oder sie kochen.

Das Menü wird gemeinsam ausgesucht

„Das Kochen ist bei uns eine feste Größe“, schildert Westphal. Die Jugendlichen besprechen und entscheiden, was es in der nächsten Woche geben soll. Der Jugendpfleger kauft die Zutaten ein stellt seine Rezeptesammlung zur Verfügung. Das Kochen übernehmen die jungen Leute in der Regel selbst. „Ds klappt hervorragend, macht riesigen Spaß – und es schmeckt.“

Der Jugendraum ist jeweils dienstags von 15 bis 20 Uhr geöffnet. In der Regel kommen 10 bis 15 Kinder und Jugendliche. Und das nicht nur wegen der Spiele und des guten Essens. Für viele Jugendliche sind die Jugendpfleger der Gemeinde vertraute Ansprechpartner – Erwachsene, aber eben nicht die eigenen Eltern. „Da geht es häufig um die erste große Liebe, um Tipps für die Suche nach einer Lehrstelle oder um Schwierigkeiten in der Schule“, schildert Imke Gerdes. Und natürlich würden auch schon mal Probleme zu Hause angesprochen. „Wenn es dabei um ernste Sachen geht, besuchen wir auch schon mal die Eltern und bieten unsere Hilfe an.“

Niederschwelliges Gesprächsangebot

Imke Gerdes beschreibt die Jugendpflege als niederschwelliges, breit gefächertes Gesprächs- und Betreuungsangebot. Drei Erzieher bzw. Sozialpädagogen der Gemeinde (die dritte im Bunde ist Janine Kriedel-Janssen) betreuen Jugendliche in Hohenkirchen, Wiefels, Tettens, Minsen, Waddewarden und Hooksiel. In Hohenkirchen ist der Jugendraum an drei Tagen in der Woche geöffnet, an den anderen Standorten nur einmal. Aus Sicht der jungen Hooksieler ist klar: „Das ist zu wenig!“ Und auch Jörg Westphal räumt ein, dass ein zweiter Öffnungstag in Hooksiel wohl angemessen wäre. „Aber wir müssen das aber auch personell schaffen können …“

Der Bedarf ist auf jeden Fall vorhanden. Jungen und Mädchen in der Pubertät haben nun einmal schwierige Phasen zu meistern. Schwierig für sich selbst, aber auch schwierig für andere. Themen und Probleme, die sie nicht allein lösen können. Wer keinen Jugendraum als Treffpunkt hat, trifft sich woanders. Am ZOB etwa oder am Alten Hafen. Da wird dann auch schon mal gegrölt oder gesprayt. „Wenn so etwas vorkommt, wüssten wir gern davon“, sagt Imke Gerdes. „Wir haben den Draht zu etlichen Jugendlichen und können über so etwas mit ihnen sprechen.“

Um überschüssige Energien in sportlichen Bahnen zu lenken, investiert die Jugendpflege in die Skaterbahn am Hooksieler Fußballplatz. Demnächst soll da ein Container aufgestellt werden, in dem die Skater ihre Sachen ablegen oder auch mal Pause machen können, wenn es regnet. 

Fahrt in den Freizeitpark

Zu den Höhepunkten der Jugendarbeit zählen zudem Ausflüge – zu einer Kletterwand etwa oder in einen Freizeitpark. Die nächste Fahrt, die sich die jungen Hooksieler vorgemerkt haben, führt am 17. Juni in den Heidepark-Soltau. Wichtiger ist vorerst nur der nächste Dienstag, 17 Uhr. Dann gibt es im Jugendraum Hooksiel selbst gebackene Waffeln.