Gespräche helfen gegen Unsinn

Skaterplatz
Ein Graffiti-Künstler aus Wilhelmshaven soll im Mai den Container an der Skateranlage in Hooksiel verschönern. Archiv-Foto: hol

Wangerland/Hooksiel (7. 2. 2024) – Der Skatboardplatz am Sportplatz von Hooksiel soll weiter aufgwertet werden. Das hat Imke Gerdes, Leiterin der Jugendpflege der Gemeinde Wangerland, vor dem Ratsausschuss für Schulen, Jugend, Kultur und Soziales angekündigt. 

Am Rande des Platzes wurde im Sommer vergangenen Jahres ein alter Container mit einer Sitzgelegenheit aufgestellt. Der soll jetzt im Mai im Rahmen einer Aktion mit Graffiti verschönert werden. „Wir stehen schon mit einem Künstler aus Wilhelmshaven in Kontakt“, sagte Imke Gerdes in ihrem Bericht zur Jugendarbeit.

Die Jugendpflege betreut unter anderem Jugendräume in Hooksiel, Waddewarden, Minsen, Hohenkirchen, Tettens und Wiefels. „Sehr schön“ sei es, so Gerdes, dass der Jugendraum in Hooksiel (Eingang an der Rückseite der Turnhalle) aktuell neben dienstags (15 bis 20 Uhr) auch freitags (16 bis 20 Uhr) geöffnet sei. Vanessa Müller, angehende Sozialpädagogin aus Hooksiel, übernimmt hier im Rahmen ihres Jahrespraktikums die Betreuung von Kindern und Jugendlichen. 

Die meisten anderen Anlaufstellen würden von unterschiedlich starken Gruppen besucht. In Waddewarden sei die übliche Frequenz von 15 bis 20 Kindern und Jugendlichen zurzeit etwa zurückgegangen. Ein Problem sieht Imke Gerdes darin nicht. „So hat man auch mal Zeit für Einzelgespräche, etwa wenn Jugendlichen Probleme mit ihre Zeugnis haben.“

Die Raumsituation in Hohenkirchen, wo rund 30 Heranwachsende betreut werden, sei sehr beengt. Durch Gespräche versuche man hier, eine kleine Gruppe von Jugendlichen, die im Ort durch „Unsinn“ auffalle, wieder „in die Spur“ zu bringen. So seien etwa Eier an die Fenster einer Altenwohnanlage geworfen worden, oder mehrfach Böller in einen privaten Garten geworfen worden. In den Räumen der Jugendhilfe selbst werde hingegen kaum Blödsinn gemacht.

Derzeit würde die Jugendhilfe das Programm für den „Ferienpass“ 2024 zusammenstellen. Eine Übersicht mit den angebotenen Aktionen solle wieder in Form eines Heftes an Kinder und Jugendliche ausgegeben werden. Ausdrücklich ruft die Gemeinde potenzielle Anbieter von weiteren Ferienpass-Aktionen dazu auf, sich bei der Jugendhilfe zu melden (Telefon 04463/691 oder per Email an imke.gerdes@jugendpflege-wangerland.de).

Neuer Jugendtreff in Hooksiel: Wo junge Leute lernen sich einzubringen

Vanessa Müller
Die Studentin Vanessa Müller betreut in den kommenden Monaten jeweils freitags von 16 bis 20 Uhr den „Jugendtreff“ im Hooksieler Jugendraum. Foto: hol

Hooksiel (20. 11. 2023) – Hooksiel ist mit rund 2000 Einwohnern der größte Ort im Wangerland. Für Kinder und Jugendliche gibt es Sportangebote in Vereinen und einen Jugendraum mit Koch- und Spielangeboten, Kicker- und Billardtisch. Allerdings hat der von der Jugendpflege der Gemeinde Wangerland betreute Raum bislang einen Tag in der Woche geöffnet (dienstags von 15 bis 20 Uhr).

Reicht das aus? Gibt es darüber hinaus Bedarf? Was wünschen sich die jungen Leute im Ort? Diesen Fragen will Vanessa Müller (20) nachspüren. Die junge Hooksielerin studiert im dritten Semester an der Hochschule Emden/Leer „Soziale Arbeit“. Im Rahmen des Projektes „Bewegte Pädagogik in der sozialen Arbeit“ bietet sie Hooksieler Jugendraum, dessen Zugang sich an der Rückseite der Turnhalle befindet, in den nächsten Monaten zusätzlich freitags von 16 bis 20 Uhr einen „Jugendtreff“ an. 

Der Jugendraum ist ein Angebot für Kinder und Jugendliche ab elf Jahren. Zur Premiere des „Jugendtreffs“ kamen fünf junge Leute. „Wir haben vier Stunden lang zusammen gespielt“, sagt Vanessa Müller. „Das hat richtig Spaß gemacht.“ Ihr Eindruck: Auch die jungen Besucherinnen und Besucher fanden das „cool“.

Im Rahmen ihres Projektes möchte die angehende Sozialpädagogin zusammen mit den Kindern und Jugendliche Ideen entwickeln, was man machen kann und will. Ein Ziel der pädagogischen Arbeit sei es, dass die jungen Leute lernen, sich selbst einzubringen. Erste Überlegungen sind ein Jugendgottesdienst am Buß- und Bettag (22. November), Back- und Kochstunden sowie ein Boßeltraining Anfang nächsten Jahres. „Boßeln gehört zur Tradition unserer Region. Aber immer weniger Jugendliche können das.“

Vanessa Müller liegt die Jugendarbeit im Blut. Aktuell leitet sie die Jugendfeuerwehr Hooksiel, der sie selbst schon seit Jahren angehört. Und auch im Konfirmations-Unterricht hat sie sich sehr aktiv eingebracht. „Ich weiß, dass mir die Arbeit mit Jugendlichen viel Spaß macht. Deshalb habe ich nach dem Abitur den Studiengang gewählt.“

Das Projekt „Jugendtreff“ wird aktiv von der Jugendpflege der Gemeinde Wangerland unterstützt. Deren Leiterin, Imke Gerdes, steht der Hooksielerin als pädagogische Ansprechpartnerin zur Seite. Ob aus dem Jugendtreff, der zunächst bis Juni 2024 laufen soll, ein dauerhaftes Angebot werden kann, ist ungewiss. Schon aus personellen Gründen. „Zunächst geht es erst einmal darum, den Bedarf zu prüfen“, sagt Vanessa Müller, die hofft, dass der neue Treffpunkt sich schnell im Ort herumspricht. „So viele Alternativen für Jugendliche gibt es in Hooksiel ja nicht.“ 

Große Freiheit in Hooksiel: Wo Jugendliche spielen, kochen und quatschen

Jugendraum Hooksiel
Sehen sich in erster Linie als Ansprechpartner für die Jugendlichen: die Sozialpädagogen Imke Gerdes und Jörg Westphal im Jugendraum in Hooksiel. Foto: hol

Hooksiel (8. 3. 2023) – Im Jugendraum an der Hooksieler Turnhalle fühlen sich junge Menschen offensichtlich wohl: Vier Jungen spielen Billard, zwei weitere räkeln sich mit ihren Handys auf einem großen Sofa. Im Nebenraum malen zwei Mädchen Bilder. Eine dritte isst Nudeln. 

Billardtisch, Kicker, ausgedientes Sofa? Das alles gehörte schon vor 50 Jahren zum Mobiliar eines jeden Jugendzentrums, das etwas auf sich hielt. Der Renner in Hooksiel sei aber die Kochnische, verrät Jörg Westphal. Der Sozialarbeiter betreut schon seit fast 30 Jahren Jugendliche und junge Erwachsene in Hooksiel. Erst im AWO-Heim, dann im Kindergarten-Gebäudes und seit einigen Jahren in zwei großen Räumen im Obergeschoss der Sporthalle an der Grundschule.

Der Zugang zu dem „Jugendraum“ liegt etwas versteckt an der Rückseite der Halle. Aber das sei gar nicht so verkehrt, sagte Imke Gerdes, Leiterin der Jugendpflege der Gemeinde Wangerland. „Es muss ja nicht immer alles gleich öffentlich sein, was Jugendliche so machen.“

Was die Jugendlichen im Alter zwischen 10 und (theoretisch) 27 Jahren (Westphal: „27-Jährige kommen eher selten“) im Jugendraum machen, entscheiden sie selbst. Sie kommen und gehen, wann sie wollen. Sie spielen, malen, quatschen, hängen einfach nur mal ab – oder sie kochen.

Das Menü wird gemeinsam ausgesucht

„Das Kochen ist bei uns eine feste Größe“, schildert Westphal. Die Jugendlichen besprechen und entscheiden, was es in der nächsten Woche geben soll. Der Jugendpfleger kauft die Zutaten ein stellt seine Rezeptesammlung zur Verfügung. Das Kochen übernehmen die jungen Leute in der Regel selbst. „Ds klappt hervorragend, macht riesigen Spaß – und es schmeckt.“

Der Jugendraum ist jeweils dienstags von 15 bis 20 Uhr geöffnet. In der Regel kommen 10 bis 15 Kinder und Jugendliche. Und das nicht nur wegen der Spiele und des guten Essens. Für viele Jugendliche sind die Jugendpfleger der Gemeinde vertraute Ansprechpartner – Erwachsene, aber eben nicht die eigenen Eltern. „Da geht es häufig um die erste große Liebe, um Tipps für die Suche nach einer Lehrstelle oder um Schwierigkeiten in der Schule“, schildert Imke Gerdes. Und natürlich würden auch schon mal Probleme zu Hause angesprochen. „Wenn es dabei um ernste Sachen geht, besuchen wir auch schon mal die Eltern und bieten unsere Hilfe an.“

Niederschwelliges Gesprächsangebot

Imke Gerdes beschreibt die Jugendpflege als niederschwelliges, breit gefächertes Gesprächs- und Betreuungsangebot. Drei Erzieher bzw. Sozialpädagogen der Gemeinde (die dritte im Bunde ist Janine Kriedel-Janssen) betreuen Jugendliche in Hohenkirchen, Wiefels, Tettens, Minsen, Waddewarden und Hooksiel. In Hohenkirchen ist der Jugendraum an drei Tagen in der Woche geöffnet, an den anderen Standorten nur einmal. Aus Sicht der jungen Hooksieler ist klar: „Das ist zu wenig!“ Und auch Jörg Westphal räumt ein, dass ein zweiter Öffnungstag in Hooksiel wohl angemessen wäre. „Aber wir müssen das aber auch personell schaffen können …“

Der Bedarf ist auf jeden Fall vorhanden. Jungen und Mädchen in der Pubertät haben nun einmal schwierige Phasen zu meistern. Schwierig für sich selbst, aber auch schwierig für andere. Themen und Probleme, die sie nicht allein lösen können. Wer keinen Jugendraum als Treffpunkt hat, trifft sich woanders. Am ZOB etwa oder am Alten Hafen. Da wird dann auch schon mal gegrölt oder gesprayt. „Wenn so etwas vorkommt, wüssten wir gern davon“, sagt Imke Gerdes. „Wir haben den Draht zu etlichen Jugendlichen und können über so etwas mit ihnen sprechen.“

Um überschüssige Energien in sportlichen Bahnen zu lenken, investiert die Jugendpflege in die Skaterbahn am Hooksieler Fußballplatz. Demnächst soll da ein Container aufgestellt werden, in dem die Skater ihre Sachen ablegen oder auch mal Pause machen können, wenn es regnet. 

Fahrt in den Freizeitpark

Zu den Höhepunkten der Jugendarbeit zählen zudem Ausflüge – zu einer Kletterwand etwa oder in einen Freizeitpark. Die nächste Fahrt, die sich die jungen Hooksieler vorgemerkt haben, führt am 17. Juni in den Heidepark-Soltau. Wichtiger ist vorerst nur der nächste Dienstag, 17 Uhr. Dann gibt es im Jugendraum Hooksiel selbst gebackene Waffeln.