Hooksiel (12. 8. 2023) – Das Zauberwort der Zeit heißt „Künstliche Intelligenz“. Dabei denkt man an Computer, die eigenständig Texte schreiben, an selbstfahrende Autos oder auch an Roboter, die künftig Pflegebedürftige betreuen sollen. Aber an Jacken? Können Jacken intelligent sein?
In gewisser Hinsicht schon. Die Gemeinde hat die aktiven Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Wangerland mit neuer Schutzkleidung ausgestattet. Mit Hosen und Jacken, die sich – und das ist der Clou – merken können, von wem sie getragen werden und wie oft die bereits gewaschen wurden.
Schutzfunktion hält 40 Waschzyklen aus
Beide Informationen sind nach den Worten von Hooksiels Ortsbrandmeister Jörg Nöchel extrem wichtig. Vor der Spezialreinigung in einer Reinigung des Herstellers werden sämtliche Namensschilder an den Jacken entfernt. Ohne das „Gedächtnis“ der Jacken wäre es extrem schwierig, die richtige Jacke wieder ihrer Trägerin oder ihrem Träger zuzuordnen.
Die Registrierung der Zahl der Reinigungen ist noch wichtiger. Die neuen Jacken haben eine vierlagige Außenhaut, die die Feuerwehrleute während ihrer Einsätze vor Kälte, vor allem aber vor Hitze und Feuer sowie vor Viren und anderen Schadstoffen schützt – und das bei 20 Prozent weniger Gewicht. Die Schutzfunktion kann aber durch Reinigungen leiden. „Unsere neuen Jacken sind für 40 Waschvorgänge zugelassen“, erläutert Nöchel. „Danach entfällt die Zertifizierung.“
Lässt sich die Lebensdauer der teueren Spezialbekleidung nicht einfach dadurch erhöhen, dass man eine gewisse Verunreinigung toleriert? Schließlich müssen Feuerwehrleute ja im Einsatz nicht wie aus dem Ei gepellt aussehen … Jörg Nöchel hält das für eine ganz schlechte Idee. „Die Jacken und Hosen müssen nach jedem intensiven Brandeinsatz gereinigt werde“, erläutert er. Russ- und Schadstoffreste könnten krebserregend sein und somit die Gesundheit der Feuerwehrleute gefährden. Um so wichtiger, dass über einen Barcode in der Jacke die Zahl der Reinigungen hinterlegt ist.
Angebote bei Anprobe ausgiebig getestet
Wie Feuerwehrfrau Vanessa Müller gegenüber „Hooksiel-life“ schildert, hätten die Feuerwehrleute verschiedene Modelle von Jacken und Hosen nach der Präsentation durch die Hersteller intensiv getestet. Laufen, Kniebeuge, klettern … „Insgesamt haben wir bestimmt zehn Stunden Anprobe gehabt“, sagt die 20-Jährige, die seit vier Jahren zur aktiven Wehr gehört und in Hooksiel unter anderem die Jugendfeuerwehr betreut.
Am Ende blieb ein Hersteller über, dem man noch einige Verbesserungswünsche mit auf den Weg gegeben habe, so Jörg Nöchel. Etwa zur Platzierung der Funktionstaschen oder der Öse zur Befestigung einer Taschenlampe. Nachdem alle Feuerwehrleute der sieben Wehren im Wangerland größentechnisch vermessen waren, wurden Jacken und Hosen passgenau produziert. Kostenpunkt: rund 1100 Euro pro Kombination. Ist der Preis gerechtfertigt? Nöchel: „Unbedingt. Wir liegen damit zwar im oberen Mittelfeld. Aber die Anforderungen haben sich erhöht. Und der Schutz der ehrenamtlichen Feuerwehrleute sollte uns das Geld ohnehin wert sein.“
220 neue Schutzausrüstungen wurde von wenigen Tagen an die Wehren ausgeliefert. Für die Hooksieler Wehr gab es 30 Jacken und 30 Hosen. Dass der Bedarf dafür dringend gegeben war, erschließt sich bei einem Blick auf die alte Schutzkleidung. Die 2008 hergestellten so genannten „Berliner Jacken“ hatte die Gemeinde 2012 für kleines Geld übernommen. Inzwischen haben sich viele der zwingend vorgeschriebenen Reflektoren gelöst. Die dreilagige Außenhaut der dunklen Jacken ist vielfach angestoßen, wirkt zum Teil schmuddelig und hat ihre nur zehn zulässigen Waschzyklen längst hinter sich.
Helle Anzüge erhöhen die Sichtbarkeit
„Wichtig ist auch der Schnitt der neuen Bekleidung“, erläutert Nöchel. Die neue Jacke ist etwas kürzer, was die Beweglichkeit im Einsatz erhöhe. Die Hose gehe dafür höher bis in den Rücken, damit die Feuerwehrleute auch dann noch geschützt sind, wenn sich die Jacke beim Einsatz in engen Räumen einmal hochschieben sollte.
Jacke und Hose seien bewusst in hellem Ton gewählt worden, um Schmutz besser erkennen und bei Einsätze auf Straßen besser sichtbar zu sein. Zu den weiteren Vorteilen hörten bessere Protektoren an Ellenbogen und Knien sowie ein verbesserter Nässeschutz. Ortsbrandmeister Nöchel: „Feuchtigkeit in der Bekleidung verdampft bei Hitze. Dann wird es den Kameradinnen und Kameraden unter Atemschutz ganz schnell heiß.“
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