Grünes Licht für zweites LNG Terminal: Genehmigung wohl Ende März

Wilhelmshaven/Hooksiel (14. 2. 2024) – Das zweite LNG-Terminal in der Jade nimmt Gestalt an. Das wurde am Dienstag Abend bei einer Informationsveranstaltung deutlich, zu der die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) und die FSRU Wilhelmshaven GmbH ins JadeWeserPort-Infocenter eingeladen hatten. Dabei erläuterten Vertreter der beteiligten Firmen und Genehmigungsbehörden den Sachstand.

Die Materie ist in mehrfacher Hinsicht kompliziert. Die Struktur der Akteure ist unübersichtlich, das Bauvorhaben ungewöhnlich und das Genehmigungsverfahren verschachtelt. Dennoch zeigte sich Dr. Andreas van Hooven von der DET zuversichtlich, dass das Terminal den Import von Flüssigerdgas (LNG) Ende des zweiten Quartals, also im Juni, aufnehmen wird.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Die „Höegh Esperanza“ bekommt bald Gesellschaft. Mit der „Excelsior“ wird demnächst eine zweite FSRU in der Jade LNG anlanden. Archiv-Foto: Bökhaus

Über eine FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) wird von Frachtschiffen angelandetes, 162 Grad kaltes Flüssigerdgas in Gas zurückverwandelt und ins Versorgungsnetz eingespeist. Die erste FSRU in der Jade, die „Höegh Esperanza“, liegt bekanntlich am LNG Terminal Wilhelmshaven in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens. 

Für die FSRU 2 wird derzeit in der Jade, vor dem Grundstücke des Energiekonzerns TES, ein Ponton-Anleger gebaut, an dem in einigen Wochen die „Excelsior“ festmachen soll. Derzeit liege das Industrieschiff noch in einer spanischen Werft und werde für ihre Aufgabe in Wilhelmshaven umgerüstet, sagte Gerd Töpken, einer von vier Geschäftsführern der FSRU Wilhelmshaven GmbH. Dabei würden auch die Ultraschallanlagen montiert, die dafür sorgen sollen, dass beim Erwärmungsprozess mittels Seewasser keine Biozide anfallen, die die Umwelt belasten könnten. 

Bund ist Eigentümer der Anlagen

Eigentümer der Infrastruktur und Auftraggeber für den LNG-Import in der Jade, in Brunsbüttel und künftig auch in Stade ist der Bund. Der bediene sich als „Erfüllungsgehilfen“ einer privatrechtlichen GmbH, der DET, erläutert van Hooven. Diese GmbH wiederum beauftrage andere Unternehmen wie die FSRU Wilhelmshaven GmbH, die für den Aufbau des Terminals bis zur Betriebsbereitschaft verantwortlich ist. 

Gesellschafter der FSRU GmbH sind die Energie-Unternehmen TES und Engie. Weitere Partner der DET sind die Reederei der „Excelsior“, für das kaufmännische Management ein litauisches Unternehmen und eine Firma für die Wartung der Anlagen. Diese Ausschreibung sei noch nicht abgeschlossen.

Der Bund will durch den Betrieb von LNG-Terminals die Energieversorgung Deutschlands und der EU sicherstellen, sagte van Hooven. Dafür brauche man LNG. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den Ausfall russischen Erdgases habe sich die Versorgungslage komplett verändert. Weiterhin muss Deutschland rund 90 Prozent des in privaten Haushalten, Industrie- und Gewerbebetrieben benötigen Gases importieren. Russland habe in der Vergangenheit rund 52 Prozent des Bedarfs gedeckt. Inzwischen sei Norwegen Hauptlieferant, zumal die Niederlande kein eigenes Erdgas mehr fördere. 

LNG für Gasversorgung in der EU

Künftig, so sagte van Hooven, dürften auch die russischen Erdgaslieferungen nach Tschechien und Österreich wegfallen. Die LNG-Terminals seien damit auch ein Baustein für die Gasversorgung anderer EU-Länder. Die deutschen Gasspeicher seien derzeit mit 70 Prozent noch gut gefüllt. Das reiche, um den Bedarf für zwei Monate zu decken. Damit kämen die Haushalte zwar über den Winter, für die Wirtschaft sei das als Planungsgröße aber zu wenig.

Obwohl die abschließende Bau- und Betriebsgenehmigungen erst in den nächsten Wochen vorliegen werden, sind die Arbeiten an der Ponton-Anlage in der Jade weit fortgeschritten. Wie Töpken sagte, wurde das Baufeld des Insel-Anlegers bereits im vergangenen Jahr von Munition geräumt. Liegewanne und Zufahrt für die Schiffe wurden ausgebaggert, das Sauggut verklappt und vor Ort zehn 70 Meter lange Dalben in den Jadegrund gerammt. Aktuell würden die Dalbenköpfe montiert und die Köpfe mit Stegen verbunden.

Von Bord der „Excelsior“ soll das regasifizierte LNG künftig per Kunstoffpipelines durchs Wasser Richtung Land-Annahmestelle gepumpt werden. Die Leerrohre, die die Pipelines aufnehmen, sind am Deich von der Straße Am Tiefen Fahrwasser aus bereits gut zu erkennen. Die Rammarbeiten in der Jade seien naturschonend vorgenommen worden, betonte Töpken. Dafür seien um die Baustelle so genannte Blasenschleier gelegt worden, die den Schall im Wasser brechen. „Schon im Vorfeld haben wir die Schweinswale aus dem Umfeld vergrämt.“ 

Kompliziertes Genehmigungsverfahren

Ralf Regensdorff, stellvertretender Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes (GAA) Oldenburg, und Dorothea Klein vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erläuterten das komplexe Genehmigungsverfahren, bei dem auch die Behörden zum Teil Neuland betreten hätten. Durch das LNG-Beschleunigungsgesetz seien nicht nur Auslegungs- und Einwendungsfristen verkürzt, sondern auch Prüf- und Genehmigungsabläufe so verzahnt worden, dass ein erheblicher Abstimmungsbedarf zwischen den Behörden entstand. Das Ziel: Eine zügige Abwicklung der Genehmigungsschritte. Als hilfreich habe sich erwiesen, dass ein beim Umweltministerium in Hannover installierter „Lenkungsausschuss“ das Verfahren koordinierend begleitet habe.

Das GAA muss vor allem immissionsschutzrechtliche Frage klären. „Eine FSRU ist eine Industrieanlage auf dem Wasser“, sagte Regensdorff. An Bord der „Excelsior“ werden bis zu 58,7 Tonnen entzündbare Gase gelagert und eine Dampfkesselanlage betrieben. Zudem müssten die Lade- und Entladevorgänge geprüft werden. Das NLWKN kümmert sich vornehmlich um das Planfeststellungsverfahren für den Bau des Anlegers und um die wasserrechtliche Genehmigung für die Einleitung von erwärmtem Wasser in die Jade. Viele weitere Themen etwa zu schifffahrtsrechtlichen Fragen oder zu städtischen Belangen seien zudem in diese Genehmigungen „einkonzentriert“ worden. „Am Ende steht eine umfassende Baugenehmigung“, sagte Regensdorff, die voraussichtlich Ende März erteilt werden könne.

Nach fünf Jahren soll Wasserstoff kommen

Laut Bauantrag soll der Betrieb der FSRU auf fünf Jahre begrenzt sein. Zum einen werde dadurch deutlich, dass das fossile LNG nur eine Übergangslösung sei, so Frank Albers, TES-Manager in Diensten der FSRU Wilhelmshaven GmbH. Zum anderen solle das Areal des Insel-Anlegers danach auf sechs bis acht Schiffs-Liegeplätze erweitert werden. Damit werde die Grundlage für den TES Green Energy Hub gelegt – über den der Import von Wasserstoff-Derivaten laufen soll. Wasserstoff soll einer der Eckpfeiler einer klimaschonenden Energieversorgung Deutschlands werden. Aber, so betonte Albers: „LNG Terminal und Green Energy Hub sind zwei paar Schuhe.“

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