Umwelthilfe: LNG-Schiff „Höegh Esperanza“ muss nachgerüstet werden

Hooksiel/Wilhelmshaven (9.2.2023) – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit Sitz in Berlin sieht sich in ihrer Einschätzung bestätigt, dass der Biozid-Einsatz am LNG-Terminal in Wilhelmshaven unvereinbar mit der geltenden Gesetzgebung ist und eine Gefahr für Mensch und Natur darstellt. Ein von dem Umweltschutzverband in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zudem zu dem Schluss, dass Dauerchlorierung nicht mehr „Stand der Technik“ ist. Die DUH fordert, die Genehmigung zur Einleitung von Chlor-Biozid zurückzunehmen und eine Nachrüstung des Terminalschiffs anzuordnen

LNG Terminal WHV
Die Deutsche Umwelthilfe sieht im Betrieb des LNG-Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“ eine Gefahr für Fischerei, Natur und Gesundheit. Die Technik müsse nachgerüstet werden. Foto: NPorts

In dem seit Ende Dezember in Wilhelmshaven liegenden Regasifiziergunsschiff „Höegh Esperanza“ wird – wie mehrfach berichtet – minus 162 Grad kaltes Flüssigerdgas (LNG) durch den Einsatz von Seewasser erwärmt, damit es wieder gasförmig wird und ins Pipelinenetz eingespeist werden kann. Bei dem Verfahren kommt Chlor zum Einsatz, dass verhindern soll, dass sich Muscheln, Seepocken oder Schnecken in den Rohrleitungen des Schiffes festsetzen. Die Folge: Es werden Biozide ins Meer eingelassen, deren Menge nach Ansicht des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Genehmigungsbehörde allerdings unterhalb der zulässigen Grenzwerte liegt.

Nach Ansicht der DUH gefährdet die Dauerchlorierung dennoch die lokale Fischerei und die Natur im Nationalpark Wattenmeer. Untermauert wird der Vorwurf durch ein Gutachten des Labors für limnische, marine Forschung und vergleichende Pathologie (LimnoMar). Die heute veröffentlichte Analyse lege dar, dass der kontinuierliche Einsatz der Elektrochlorierung zudem in Konflikt mit deutscher und europäischer Gesetzgebung stehe und auf EU-Ebene nicht zugelassen ist, sondern sich lediglich in Prüfung befinde, heißt es in einer heute verbreiteten Erklärung.

Die DUH fordert den NLWKN auf, die die Genehmigung für die Einleitung von Chlor zurückzunehmen und eine Nachrüstung des Terminalschiffs „Höegh Esperanza“ anzuordnen. Sollte der NLWKN untätig bleiben, will der Umwelt- und Verbraucherschutzverband auf Grundlage des Gutachtens rechtliche Schritte in die Wege leiten.

Dr. Burkhard Watermann, Geschäftsführer von LimnoMar und Autor des Gutachtens, hält die Genehmigung der Dauerchlorierung auf Grundlage von Modellrechnungen für fahrlässig. „Ein biologisches Rückstands- und Effektmonitoring sollte unverzüglich im Einflussbereich der Abwässer des LNG-Terminalschiffs begonnen werden“, rät der Wissenschaftler. Auch derartige Beobachtungsstudien war im Vorfeld der Genehmigung verzichtet worden, um mit Blick auf die ausbleibenden Lieferungen von russischem Pipeline-Erdgas möglichst schnell Erdgas per Schiff importieren zu können.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, beklagt, dass in Wilhelmshaven weiter Schnelligkeit über Sicherheit und Umweltschutz gestellt werde. Es sei ein großes Versäumnis, dass Alternativen zu der an Bord der „Höegh Esperanza“ eingesetzten umweltschädlichen Elektrochlorierung nicht einmal geprüft worden seien. Eine denkbare Alternative wäre ein Reinigungsverfahren, das auf Ultraschall-Basis arbeitet.