Chlor-Feldversuch beginnt: „Höegh Esperanza“ geht in offenen Betrieb

Hooksiel (28. 7. 2023) – Das LNG-Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ wird in der kommenden Woche seinen Betrieb auf einen offenen Kreislauf („Combined Loop“) umstellen. Das teilte das niedersächsische Umweltministerium auf Anfrage von „Hooksiel-life“ mit. Damit soll ein Feldversuch ermöglicht werden, auf dessen Grundlage die Reduzierung von Chlor-Einträgen der schwimmenden Fabrik in die Jade reduziert werden kann. 

LNG-Luftaufnahme
Das Wilhelmshaver LNG- Terminal mit der „Höegh Esperanza“ als FSRU an der Löschbrücke und einem Frachter, der Flüssigerdgas anliefert. Archiv-Foto: Scheer

Die „Höegh Esperanza“ hat als FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) Anfang Januar ihren Betrieb aufgenommen. Das Schiff, das einer norwegischen Reederei gehört, ist vom Bund gemietet worden, um den Import von Flüssigerdgas (LNG) per Schiff nach Deutschland ermöglichen zu können. Damit soll der Ausfall von russischem Pipelinegas ersetzt werden.

Das 162 Grad kalte und damit erst transportfähige LNG wird in der FSRU erwärmt, dadurch regasifiziert und in die neue LNG-Pipeline an Land zu den Gasspeicherkavernen in Etzel (Gemeinde Friedeburg) gepumpt. An der „Höegh Esperanza“, die am LNG-Terminal in unmittelbarer Nähe des Hooksieler Außenhafens liegt, macht alle acht Tage ein LNG-Frachter fest, der – vornehmlich aus den USA – Flüssigerdgas anliefert. Nach den Daten der Bundesnetzagentur sind von Anfang Januar bis Ende Juni 2023 über Wilhelmshaven 21,8 Terrawattstunden Gas (Brunsbüttel: 5,2 TWh, Lubmin knapp 7 TWh) importiert worden.

Seewasser soll Flüssigerdgas erwärmen

Der Betrieb der „Höegh Esperanza“ am Rande des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer ist bei Umweltverbänden vor allem aufgrund von möglichen Chlor-Einträgen in die Jade umstritten. Auch deshalb dürfte die FSRU bislang nur im so genannten „Closed Loop betrieben worden sein, bei dem ein Teil des Gases dafür verwendet wird, das LNG über einen Dampferzeuger zu erwärmen. Im „combined loop“ wird dafür Seewasser genutzt, das aus der Jade in ein Rohrsystem im inneren der FSRU gesaugt wird. Das Wasser sollte dafür mindestens 6 bis 7 Grad warm sein. 

Damit das Rohrleitungssystem sich nicht durch Algen, Seepocken oder Muschel zusetzt, wird zuvor per Elektrolyse aus dem Meer gewonnenes Chlor eingesetzt, das dann mit dem Abwasser wieder in die Jade zurückfließt. Umweltschützer befürchten, dass die Dauerchlorierung Mikroorganismen sowie Flora und Fauna in der Jade und im Nationalpark schädigen könnte. Auch der Hooksieler Badestrand liegt unweit des LNG-Terminals. 

Konzept zur Minimierung von Chloreinsatz

Daten dazu, wie hoch die Belastung beim Betrieb im im offenen Kreislauf tatsächlich ist, hat das Umweltministerium bislang trotz regelmäßiger Messungen nicht. Der Grund liegt auf der Hand. Im „Closed loop“ sind die Einträge von Chlorverbindungen des Schiffes sehr gering. „Da die Umstellung auf die andere Betriebsart erst noch erfolgt, haben wir noch keine Erkenntnisse dazu“, sagte Pressesprecherin Lotta Cordes gegenüber „Hooksiel-Life“.Dennoch werde bereits seit Monaten intensiv an einem Konzept gearbeitet, wie die zu erwartende Chlorbelastung reduziert werden kann.

Die Betriebsgenehmigung für die FSRU lässt bis zu 6500 Kubikmeer biozidbelasteter Abwässer je Stunde in einer Konzentration von 0,1 bzw. 0,2 Milligramm/Liter zu. Der Betreiber, der bundeseigenen Uniper-Konzern, muss aber ein Minimierungskonzept zum Chloreinsatz erarbeiten, . das bis Ende August vorliegen soll. „Dieses Konzept wird demnächst in einem Feldversuch vor Ort auf der Plattform von der Holländischen Firma H2O durchgeführt“, so Lotta Cordes. „.Es werden die Wachstumsraten und die notwendige Chlor-Dosierung zum Antifouling getestet. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden dann auf der Esperanza umgesetzt.“

Ist Ultraschall eine Alternative?

Eine auch von Umweltschützern gewünschte Umstellung auf ein Ultraschallverfahren, bei dem kein Chlor zum Einsatz käme, könne aber nur nach einer Umrüstung der „Höegh Esperanza“ auf einer Werft erfolgen. „Es gibt umfangreiche Untersuchungen auf der Esperanza durch die Firma Hasytec und auch entsprechende Angebote zur Umsetzung“, so die Sprecherin des Umweltministeriums. Eine finale Aussage zur Machbarkeit könne aber erst nach dem Abschluss des Feldversuches getroffen werden.