Hooksiel (11. 3. 2023) – Himmlisch, diese Ruhe. Der Blick vom Deich aus gleitet über den Hooksieler Strand, über einige Spaziergänger und Boßler auf dem Deichverteidigungsweg hinüber zum Campingplatz. Direkt dahinter plätschert das Wasser in der Jade.
Campingplatz? Noch ist davon nicht viel zu sehen. Die rund 20 Hektar große Fläche, auf der außer der Rezeption nur einige Service- und Sanitärgebäude stehen, ist noch verlassen. Plattenwege gliedern das Areal. Sie ermöglichen den Campern, die Ende März den Platz in Beschlag nehmen werden, die Zufahrt zu ihren Stellplätzen.
Insgesamt sind es 1500 Parzellen, die die Wangerland Touristik GmbH (WTG) in Hooksiel bewirtschaftet. Damit gehört der Campingplatz zu den größten seiner Art in Deutschland – und er liegt, ebenso wie der zweite Großcampingplatz der WTG in Schillig, „außendeichs“, also direkt am Wasser. Beste Voraussetzungen für ein Naturerlebnis pur.
,,Die Campingplätze sind für uns eine wichtige Einnahmequelle“, sagt Larissa Strangmann, Marketingchefin der WTG. Aber vor der Einnahme steht die Arbeit. Jedes Jahr im März müssen die Campingplätze auf- und im Herbst wieder abgebaut werden. „Wir müssen alles abbauen, was im Winter bei einer Sturmflut weggerissen werde könnte und den Deich beschädigen würde“, sagt Campingplatz-Leiter Dieter Luikenga im Gespräch mit „Hooksiel-life“. „Der Deichband, der für die Sicherheit der Deiche zuständig ist, nimmt das sehr genau.“
Seit dem 1. März wird wieder aufgebaut. Die großen Holzbohlen, die die Gebäude geschützt haben, werden entfernt, Bäume geschnitten, Mülleimer montiert, Heizungen und Wasserleitungen kontrolliert, Räume gestrichen, die Stromanschlüsse samt Ver- und Entsorgung an den Stellplätzen aktiviert. Natürlich kommt auch die Seehundskulptur vor dem Eingang der Rezeption wieder auf ihren Platz.
Für viele Saisongäste ist der Campingplatz Hooksiel das zweite Zuhause
Hier und dort werden Betonplatten aufgenommen. Die Betonplatten sind das Markenzeichen der Saisoncamper, die ihre 850 Wohnwagen von April bis Oktober auf dem Platz stehen lassen und sich hier häuslich einrichten – samt Windschutz, Bodenplatte fürs Vorzelt und einer Terrasse aus Betonplatten. Wenn ein Saisoncamper seinen Platz aufgibt, muss er die Platten entfernen oder, auf Wunsch, von WTG-Mitarbeitern entfernen lassen. Der Platz selbst ist schnell wieder belegt. „Zu diese Saison haben 40 Saisoncamper ihre Plätze aufgegeben“, sagt Luikenga. „Aber wir konnten sie mühelos von der Warteliste neu vergeben.
Ein Saisoncampingplatz ist mit 750 Euro ist im Vergleich zu den Preisen für Tagesstellplätzen (27 Euro) vergleichsweise günstig. Vor allem für Camper aus der Region, die dann im Sommer etliche Wochen in Hooksiel verbringen. „Viele unserer Stammgäste kommen aus Wilhelmshaven oder auch aus Oldenburg oder dem Emsland“, schildert der stellvertretende Platzleiter Harald Badberg, der schon seit 17 Jahren in Hooksiel arbeitet. „Wenn die Saison beginnt, ist das wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Das ist schon sehr familiär hier.“
Zu den alten Bekannten gehören auch viele Anhänger der Freikörperkultur. 400 Stellplätze auf dem Platz, durch Grünanlagen etwas abgetrennt, sind FKK-Campern vorbehalten. Das Mit- und Nebeneinander sei völlig problemlos, schildert Badberg, auch wenn hin und wieder einmal ein Textilcamper einen Blick in den Nudistenbereich werfe. Auf Spanner-Vorwürfe, die sich vor Jahren gegen einen Mitarbeiter richteten, habe man längst reagiert, so Luikenga: „Für das Sanitärgebäude im FKK-Bereich setzen wir nur noch weibliche Reinigungskräfte ein – und Handys sind strikt verboten.“
Stellplatz-Buchungen laufen ausnahmslos online
Ein Großteil der praktischen Arbeiten beim Campingplatz-Aufbau in Hooksiel erledigen fünf Saisonkräfte, die die WTG jeweils von März bis November beschäftigt. Hinzu kommen ab April vier Reinigungskräfte. Insgesamt werden die Camper in der Saison von 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut, schildert Luikenga. Der Aufwand für dem Empfang der Gäste und das Abkassieren der Platzgebühren ist dank moderner Technik überschaubar. „Die Buchung und die Bezahlung der Stellplätze läuft ausnahmslos online“, schildert Larissa Strangmann. „Gäste suchen sich im Internet einen freien Patz für ihren Wohnwagen oder einen Stellplatz fürs Wohnmobil und buchen ihn mit der Bezahlung.“
Das klappe reibungslos, bestätigt Luikenga. Und wenn tatsächlich mal ein Gast mal Schwierigkeiten mit dem Internet hat, werde ihm natürlich analog geholfen. Aber der Megatrend Digitalisierung verändert auch den Camperalltag – nicht nur durch den kostenlosen WLan-Empfang auf dem Platz und am Strand. Die Schranke am Platzeingang „erkennt“ die KFZ-Zeichen und öffnet sich für Mieter automatisch, egal wann sie zum Platz kommen.
Wichtig ist das vor allem für Wohnmobilisten. Für sie gibt es neben dem „klassischen“ Camping-Bereich ein Areal mit weiteren 61 Stellplätzen. Auch hier laufen die Vorarbeiten für die Saison – ebenso am Zeltplatz, dem Bolzareal und in den verschiedenen Strandbereichen – dem Hundestrand, dem FKK-Bereich, dem Textilstrand. Schilder werden aufgestellt, Wege kontrolliert, Sandfänge ausgebessert.
Vor Saisonbeginn muss noch frischer Sand an den Strand
„Glücklicherweise hatten wir diesen Winter nicht einen richtigen Sturm“, sagt Luikenga. Im Vorjahr noch waren Unmengen von Teek aus dem Meer angespült worden, der dann beseitigt werden musste. Dennoch sind am Hauptstrand, nahe des Strandhauses 1, deutlich Sandabbrüche zu erkennen. Die Jade holt sich im Winter den Sand, auf dem sich die Urlauber im Sommer sonnen wollen. Also muss neuer Sand her. Das Fuhrunternehmen ist schon beauftragt. Der Termin steht aber noch nicht fest. Klar ist jedoch: Eine ganze Nacht lang werden Lastwagen frischen Sand an den Hooksieler Strand fahren, um das Badevergnügen 2023 zu sichern.
Larissa Strangmann bittet um Verständnis: „Wir lassen den Sand möglichst spät kommen, damit wir nicht doch noch vor der Saison von einer Sturmflut erwischt werden.“ Ähnlich sei das mit dem Wasser, das erst am 15. März angestellt wird. „Viele Spaziergänger vermissen im Winter die Toiletten am Strand. Aber uns würden die Leitungen einfrieren.“ Und mit dem Wasser kommen dann auch die Strandkörbe, die ein stückweit den Charme eines Nordseestrandes ausmachen.
Campen an der Nordsee in Hooksiel ist schön. Auch in diesem Jahr, wo der Deich entlang der Bäderstraße erhöht wird und wo im Sichtfeld der Urlauber ein LNG-Frachter liegt, der aus ökologischer Sicht nicht den besten Ruf genießt? Schreckt das die Urlauber nicht ab?
„Die Erhöhung des Deiches ist ein spannendes Thema. Schließlich hat das auch etwas mit dem Klimawandel zu tun“, sagt Larissa Strangmann. „Und der Import von Flüssigerdgas in Wilhelmshaven bewahrt uns vor einer Energiekrise.“ Die Marketing-Frau der WTG weiß, dass es auch darauf ankommt, wie man welche Geschichte erzählt, wenn man das Produkt Camping verkaufen will. Und es klappt: Über Ostern und Pfingsten ist der Platz bereits ausgebucht.
Die Saisoncamper, die am 30. März, einem Donnerstag, schon in der Nacht vor dem Campingplatzes Schlange stehen werden, braucht sie ohnehin nicht zu überzeugen. Die Schranke öffnet um 7 Uhr. Der Aufbau beginnt. Mit der Ruhe ist es dann vorbei am Campingplatz Hooksiel. Aber Ruhe ist halt nicht alles – auch nicht bei einem Urlaub an der Nordsee.
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