Wangerland/Hooksiel (26. 7. 2025) – In einem offenen Brief hat eine Gruppe von touristischen Leistungsträgern aus dem Wangerland sich für die Beteiligung von privater Kompetenz an der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH ausgesprochen. Die Gastronomen, Hoteliers und Vermieter appellieren an Bürger, Kommunalpolitik und an alle Partner der in finanzielle Schieflage geratenen WTG – bei aller verständlichen Enttäuschung – den Blick nach vorn zu richten und sich Gedanken über neue Strukturen zu machen.
Offener Brief zur aktuellen Lage
Die WTG befindet sich nach der Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ von 8,8 auf 23 Millionen Euro derzeit in einer Insolvenz in Eigenregie. Erklärtes Ziel des gemeindeeigenen Unternehmens ist es, sich zu verschlanken, Immobilen und auch ganze Betriebsteile zu verkaufen. Die Suche nach privaten Investoren läuft.

„Schuldzuweisungen bringen uns in dieser Lage nicht weiter, sondern lähmen“, stellen die Leistungsträger in dem von Christian A. Fuchs, Inhaber des NAKUK Hotels (Horumersiel) und Vorstand der Ortsgruppe Jever-Jeverland des Hotel- und Gastronomieverbands Dehoga, verbreiteten Brief. „Wir brauchen jetzt Klarheit, Mut zur Veränderung und einen ehrlichen Blick auf unsere Strukturen.“
Öffentliche Hand ist kein Unternehmer
Der Tourismus sei die tragende Säule für das Wangerland, doch fehle es an professioneller Kompetenz in seiner Steuerung. Statt ihn aktiv zu fördern, sei er oft einfach nur verwaltet worden. „Die öffentliche Hand ist kein Unternehmer. Spätestens seit der jüngsten Ereignisse um die WTG weiß das wohl jeder im Wangerland.“ Ein Privatinvestor, da sind sich die Unterzeichner des Briefes – darunter die Hooksieler Sven Klostermann (Gastronom), Andreas Stemmer (Vermietung) und Matthias Suckert (Inhaber einer Vermietungsagentur) – sicher, hätte viele der Herausforderungen effizienter gemeistert und schon aus reinem Eigeninteresse Risiken minimiert und Potenziale besser ausgeschöpft.
Neuharlingersiel als Vorbild
Als positives Beispiel verweisen die Leistungsträger auf Neuharlingersiel. Dort liegt die öffentliche touristische Infrastruktur und das Touriamus-Marketing in den Hängen des gemeinnützigen Kurverein Neuharlingersiel e. V.. Die Wangerländer regen neue Strukturen an, in die Leistungsträger eingebunden werden: eine „WTG 5.0 mit starker privater Beteiligung“. „Privatisierung als Denkmodell darf keine Tabuzone mehr sein“, heißt es in dem offenen Brief wörtlich.
Es brauche ein Umdenken. „Die Milchkühe unseres lokalen Tourismus – Campingplatz, Strände, Meerwasserwellenbad – müssen wirtschaftlich so aufgestellt werden, dass sie ihre Potenziale entfalten können. Eine kontrollierte Privatisierung von Campingplatz und Wellenbad kann nicht länger ausgeschlossen werden, wenn sie echte Modernisierung und Investitionen ermöglicht. Und natürlich brauchen wir Schutz vor übertriebenen oder unpassenden Bebauungsplan-Änderungen. Aber nicht alles Neue ist schlecht. Nicht alles Alte ist heilig. Die Zukunft verlangt differenziertes Denken – nicht pauschale Ablehnung.“
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