„De Arvschaft“: Völlig unkorrekt, aber herrlich komisch

Theatergruppe Hooksiel
Streiten sich auf der Bühne im Gästehaus Hooksiel um das Erbe ihrer Stiefmutter: (v. l.) Anke Müller, Werner Funke, Anja Harms-Janssen und Thomas Ulfers. Foto: hol

Hooksiel (28.12.2022) – Eines ist sicher: In die Programmauswahl zumindest eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders wird es die Komödie „De Arvschaft“ nie schaffen. Dafür werden einfach zu viele Grenzen überschritten. In dem von Speelbaas Jan Gerjets für die Theatergruppe Hooksiel inszenierten Stück hagelt es Witze unter der Gürtellinie, Beleidigungen gegen Frauen, Vorurteilen gegen Homosexuellen. Dennoch verließ am Dienstagabend kein Zuschauer des voll gesetzten Saales im Gästehaus die Premierenvorstellung vorzeitig. 

Im Gegenteil: Nach zweieinhalb Stunden dankt das Publikum den Akteuren der Theatergruppe mit anhaltendem Applaus für einen humorvollen Abend. Warum? Auf Plattdeutsch verlieren die derbsten Attacken ihre Schärfe – und die Spielkunst der Akteure auf der Bühne lässt zu keinem Zeitpunkt den Verdacht aufkommen, auch nur einer der Anwürfe könnte ernst gemeint sein. Also: Es darf von Herzen gelacht werden! 

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die gut betuchte Frau Mertens ist im Alter von 94 gestorben. Notar Dr. Edwin Ross (Joachim Janssen) lädt die potenziellen Erben zur Testamentsverkündung auf Gut Kübelstein. Dort treffen die Stiefkinder aufeinander, die bislang voneinander nichts wussten, und sich folglich allesamt als Alleinerben wähnen: die herrlich dekadente, mannstolle, ewig 39-jährige Ex-Operetten-Diva Hermine Winterstein (Anja Harms-Janssen) in Begleitung ihrer bissigen Assistentin Gundula von Knorpsheim („Knorpel“), gespielt von Petra Warrings; der tuntige „Modemaker“ Siegfried Roy (Thomas Ulfers) und der biedere Harm Harmsen (Werner Funke). Das Erben-Quartett wird komplettiert von der Tabel-Dancerin und „Tod-Pflegerin“ Elvira Blankenfurth (Anke Müller), die nach 14-tägiger Ehe mit einem weiteren Stiefsohn von Frau Mertens den glücklichen Stand der Witwe (und damit einer Erbin) erreicht hat.

Ertragen muss diese illustre Runde das Hauspersonal: Auf den attraktiven Butler Paul (Daniel Buchloh) werfen sowohl Diva Winterstein als auch Modeschöpfer Roy ein Auge. Köchin Marlies (Karin Ortmanns) glänzt als „hysterische Küchenschabe“, die keine Angst hat, auch unangenehme Wahrheiten über die Gästerunde auszusprechen. Ihre Feststellung: „Männer leben in diesem Haushalt gefährlich“ lässt weitere Abgründe der Handlung erahnen, die hier aber nicht verraten den sollen.

Ein Extralob für ihr couragiertes Auftreten haben sich mit Anke Müller und Karin Ortmanns zwei der Theater-Speelerinnen verdient, die bei der Premiere erstmals auf der Bühne standen. Trotz zweijähriger Corona-Pause gewohnt souverän präsentierten sich Anja Harms-Janssen und Thomas Ulfers. Und auch allen anderen Akteuren war die große Spielfreunde anzumerken. Das stimmige Bühnenbild (verantwortlich Sabine Gerjets), eine dezente „Topustersche“ (Annette Hellkuhl) und die grellen Kostüme (Modeschöpfer Roy als „Plüschkugel“) tragen maßgeblich zum Theaterspaß bei, der bis Mitte Januar noch mehrfach zu sehen sein wird.. 

Wenn ein Erbe die letzte Hoffnung ist

Theatergruppe Hooksiel
Stehen für die Theatergruppe Hooksiel auf der Bühne: (von links, sitzend) Anja Harms-Janssen, Karin Ortmanns, Petra Warrings sowie stehend (v. l.) Werner Funke, Thomas Ulfers, Anke Müller und Joachim Janssen. Foto: Theatergruppe 

Hooksiel (6.12.2022) – Es ist wieder soweit. Weihnachtszeit ist Theaterzeit in Hooksiel. Nach zweijähriger Corona-Pause lädt der Theaterverein Hooksiel für Dienstag, 27. Dezember, zur Premiere von „De Arvschaft“. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr im Gästehaus Hooksiel. 

Garantiert ist: Es wird lustig. Chronischer Geldmangel zwingt die einstige Operetten-Diva Hermine Winterstein zu ihrer mittlerweile siebten Abschiedstournee. Doch während sie die Hauptrolle in der völlig unbekannten Operette „Die keusche Baronin“ auf Provinzbühnen trällert, ereilt sie plötzlich die Nachricht, dass sie im Testament ihrer Stiefmutter Frau Mertens bedacht wurde. 

Begleitet von ihrer bissigen Assistentin Gundula reist sie zum Ansitz Kübelstein ihres Vaters Admiral Schneider, um dort ihr längst fälliges Erbe anzutreten. Doch Erblassverwalter Ross hat eine Überraschung für sie: Frau Mertens hat noch weitere Personen in ihrem Testament bedacht, welche nach und nach auf dem Ansitz eintreffen…

Auf der Bühne stehen in dieser Spielzeit Thomas Ulfers, Anja Harms-Janssen, Petra Warrings, Werner Funke, Karin Ortmanns, Anke Müller, Joachim Janssen und Daniel Buchloh. Anke Müller und Karin Ortmanns sind erstmals dabei. 

Weitere Vorführungstermine (jeweils ab 20 Uhr im Gästehaus): 28.und 29. Dezember sowie im neuen Jahr am 4.,6, 7. und 8. sowie am 14. Januar.Der Eintritt kostet 8 Euro. Karten gibt es ab sofort beim Kiosk Dekena in Hooksiel.