Hooksiel (20. 12. 2024) – Die Premiere kann kommen! Die Bühne steht, die Kostüme passen, die Generalprobe ist gelaufen und der Text sitzt. Sitzt er wirklich? Bei jedem der Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe Hooksiel? Trotz Lampenfieber?
Und wenn nicht? Kein Problem. Für solche Fälle gibt es die „Topustersche“, eine Zuflüsterin, oder – etwas moderner – eine Souffleuse. Auf ihre Aufgaben als Helferinnen in der Not für das Stück „Operatschoon ,Hans im Glück’“ bereiten sich Annette Hellkuhl und Marika Engelhardt vor. Beide werden ab der Premiere am Freitag, 27. Dezember, im Wechsel bei den Aufführungen im Gästehaus in der ersten Reihe vor der Bühne sitzen, Zeile für Zeile den Text des Stückes mitlesen und zugleich Blickkontakt zu den Akteuren auf der Bühne halten.
„Wenn jemand den Text für seinen Einsatz vergessen hat, schaut er zu uns hin“, schildert Annette Hellkuhl im Gespräch mit „Hooksiel-life“ den Ablauf. „Wir helfen ihm dann weiter.“ Annette Hellkuhl, die selbst noch nie auf der Bühne gestanden hat, räumt ein, selbst auch ein wenig aufgeregt zu sein. Wie die Schauspieler bereiten sie und Marika Engelhardt sich seit etlichen Wochen auf die Aufführungen vor.
Jede von Speelbaas Jan Gerjets in Absprach mit den Akteuren vorgenommene Kürzung oder Änderung im Original-Text des Stückes, im „Buch“, notieren sich die Souffleusen. „Es gibt nichts Schlimmeres als den Anschluss an das Geschehen auf der Bühne zu verlieren“, sagt Marika Engelhardt, die selbst über Jahre als Schauspielerin in dem plattdeutschen Theater aufgetreten ist. Die Gefahr besteht immer dann, wenn die Akteure – aus welchem Grund auch immer – plötzlich eine oder zwei Seiten im Buch überspringen. „Da muss man den Text selbst schon gut kennen, um wieder den Anschluss zu finden.“
Eine weitere Gefahr: Routinierte Schauspieler, die gut Plattdeutsch sprechen, würden dazu neigen, spontan eigene Texte zu entwickeln. Beispiele dafür, so erinnert sich Marika Engelhardt, seien in der Vergangenheit die Hooksieler-Originale Gerd Peters, Frank Langenhorst und Joachim Janßen gewesen. Der vorgegebene Text galt ihnen zeitweise nur als Anhaltspunkt für das Ziel eines Dialogs. „Das macht die Arbeit für die Topustersche nicht leichter.“
Im Hooksieler Gästehaus sitzen die Zuschauer sehr dicht an der Bühne. Und die Souffleuse mittendrin. Da kommt es schon mal vor, dass der Sitznachbar die Hilfestellung für die Schauspieler mithört. „Das lässt sich nicht vermeiden“, sagt Annette Hellkuhl. Es sei denn, die Topustersche wird ins Stück integriert. So habe Monika Künken als Topusterche mal bei einem Stück während der ganzen Aufführung als Toilettenfrau auf der Bühne gesessen …
Ihre beiden Nachfolgerinnen sind aber zuversichtlich, dass sie beim aktuellen Stück ohnehin kaum zum Einsatz kommen müssen. „Wir haben in diesem Jahr von Anfang an ohne Buch geprobt“, schildert Annette Hellkuhl. Soll heißen: Die Schauspielerinnen und Schauspieler mussten ihre Texte schon sehr früh auswendig lernen. „Das hat viel gebracht …“
Ob die Topustersche damit überflüssig wird? Davon können sich die Besucher von „Operatschoon ,Hans im Glück’“ selbst ein Bild machen. Karten für die insgesamt zehn Vorstellungen (bis zum 18. Januar) gibt es im Kiosk Dekena.
Zum Stück selbst soll hier nicht allzu viel verraten werden. Nur so viel: Hans Hansen wohnt mit seinem Bruder Hinni und dessen Frau Julia unter einem Dach. Er nervt Schwägerin und Bruder mit dauernd neuen Krankheiten. Tatsächlich aber ist Hans topfit und spielt allen nur den Kranken vor, um in den Ruhestand zu kommen. Julia und Hinni glauben aber nicht an seine vielen Wehwehchen. Mit übertriebener Fürsorge versuchen sie, Hinni vom Krankspielen abzubringen. Unter anderem wollen sie ihn über ein Dating-Portal verkuppeln. Sein Profilname dort: „Hans im Glück “ .
Es spielen: Werner Funke (Hans Hansen), Thomas Ulfers (dessen Bruder Hinni), Petra Warrings (Hinnis Frau Julia), Karin Ortmann (eine nervige Nachbarin), Anja Harms-Janßen (Amtsärztin), Rainer Popken (weltverbessernder Hippie), Bettina Onnen (Hairstylistin Susi), Sarah Janßen (Susis Freundin Gabi), Anke Müller (radikale Emanze), Wilfried Nowatzki (heißblütiger Italiener) und Andrea Westerman (Geheimagentin). Übrigens: Sarah Janßen, Wilfried Nowatzki und Andrea Westerman werden erstmals auf der Bühne stehen.
Hinter der Bühne wirken neben Speelbaas Jan Gerjets und den Topusterschen Annette Hellkuhl und Marika Engelhardt mit: Christiane Funke (Maske), Jürgen Schirmer (Requisite), Walter Vollstedt, Thorben Götz, Reinhold Harms, Bodo Zeiger und Daniel Buchloh (alle Technik) sowie Mirko Ortmanns (Catering).
Die einzelnen Vorführungstermine finden sich auf „Hooksiel-life“ auf der Seite „Veranstaltungen“