Jeder zweite Wangerländer lebt vom Tourismus

Strandkörbe in Hooksiel
Der Hooksieler Strand ist bei den Urlaubern sehr beliebt. Damit die Strandkörbe auch in Zukunft gut belegt werden, will die Wangerland Touristik GmbH neue Angebote schaffen. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hooksiel/Wangerland (23.11.2022) – Der Tourismus im Wangerland ist immer noch im Krisenmodus. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise beeinflussen die Urlaubspläne vieler Bürger. Für das Jahr 2022 zeichne sich mit einer Gästezahl von 291 000 und 1,8 Millionen Übernachtungen zwar ein Plus gegenüber 2021 um zehn Prozent ab. Hinter dem Vor-Corona-Jahr 2019 liege man aber sechs Prozent zurück, sagte der Geschäftsführer der Wangerland Touristik GmbH (WTG), Armin Kanning, beim „Leistungsträger-Stammtisch“ im Gästehaus Hooksiel. 

Vor gut 50 Vermietern von Ferienwohnungen, Gastronomen und sonstigen Dienstleistern vertrat Kanning die These, dass der Corona-bedingte Trend zum Deutschland-Urlaub kein Selbstläufer sei. Die Zahl der Tagesgäste, die aus Oldenburg an die Küste kommen, um hier einen Tasse Kaffee zu trinken und frische Luft zu schnappen, werde angesichts hoher Kraftstoffpreise zurückgehen. Kanning: „Wir müssen hart um jeden Gast kämpfen und uns immer wieder neu erfinden.“

Mit Marketingleiterin Larissa Strangmann stellte der WTG-Chef Projekte vor, die in 2023 ausprobiert werden sollen. Man setze auf Digitalisierung, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit. Geplant sind unter anderem Wangerländer Filmnächte, ein digitaler Reiseführer und die Digitalisierung der Ausleihe in den Büchereien samt Ergänzung des Medienbestandes etwa um Tonie-Figuren, die Kindern Geschichten vorlesen. Am Strand von Schillig testet die WTG eine barrierefreie Schaukel und einen Saunastrandkorb. Sollten die Neuerungen erfolgreich sein, werde man sie auch in Hooksiel anbieten, versicherte Larissa Strangmann. 

Eine Neuerung im Veranstaltungskalender gibt es zu Silvester-Fest. Für das „Wangerländer Deichleuchten“ werden um 24 Uhr alle Wangerländer und Urlaubsgäste auf den 30 Kilometer langen Deich zwischen Hooksiel über Schillig bis Harlesiel gebeten, um dort statt zu Böllern eine Fackel oder ein Licht zu entzünden. Stolz ist man bei der WTG darauf, seit diesem Jahr „Nationalpark-Partner“ zu sein. Dazu passend werde man Initiativen gegen die Vermüllung der Meere anstoßen und konsequent auf Mehrwegsysteme setzen – aus ökologischen, aber auch aus finanziellen Gründen. Wie Kanning sagte, koste allein die Müllentsorgung auf den beiden Campingplätzen rund 100 000 Euro im Jahr.

Energiekosten von rund 40 000 Euro im Monat je Bad spare man durch die aktuelle Schließung der Hallenbäder in Hooksiel und Horumersiel. Angesichts der Engpässe bei der Energieversorgung habe die Schließung der energieintensiven Betriebe aber auch eine „moralische Komponente“. Kanning geht davon aus, dass die Bäder zum Saisonbeginn 2023 wieder geöffnet werden. 

Nicht jeder Hooksieler zeigte für diesen Schritt Verständnis. Das Hallenwellenbad sei geschlossen und die Strände in Horumersiel und Schillig sauberer und besser ausgestattet als der in Hooksiel, klagte eine Vermieterin. Hier sei die WTG gefordert. Zudem gebe es bei Gästen eine spürbare Verunsicherung durch den Betrieb des Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven in Sichtweite des Strandes. 

Im Mai 2023, soll das neue Thalasso-Zentrum in Horumersiel fertig sein. Dann sollen bis zur offiziellen Eröffnung die Abläufe im Haus im Detail abgestimmt werden. Das Zentrum sei etwas „Einmaliges in Deutschland“, so Kanning, und werde Gäste aus dem Umkreis von rund 100 Kilometern ins Wangerland ziehen. Angebotspakete und Preise würden derzeit noch einmal überarbeitet. Obwohl die Anwendungen von den Nutzern privat bezahlt werden müssen, sei er auch wirtschaftlich von der Einrichtung zuversichtlich, so Kanning: „Der zweite Gesundheitsmarkt boomt.“

Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus fürs Wangerland sei immens, sagte der WTG-Geschäftsführer. Das Deutsche Institut für Tourismusforschung (München) hat für 2019 fürs Wangerland einen touristischen Brutto-Umsatz von rund 180 Millionen Euro errechnet. Daraus ergibt sch ein touristisches Primäreinkommen von über 90 Millionen Euro. Statistisch heißt das: Jeder zweite Wangerländer bezieht sein Primäreinkommen aus dem Tourismus.

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