Hooksiel (2.12.2022) – Campingplatz, Gästehaus, Meerwasser-Hallenwellenbad. Wenn Armin Kanning an Hooksiel denkt, dann denkt er an Investitionen. Oder besser: An Investitionsbedarfe. Denn wann die Wangerland Touristik GmbH (WTG), deren Geschäftsführer Kanning seit Mitte 2014 ist, die eigentlich notwendigen Ausgaben tätigen kann, ist ungewiss. Steigende Kosten unter anderem für Baumaterial, für Energie und fürs Abwasser belasten auch das gemeindeeigene Unternehmen. Und wie sich die Einnahmen in Zeiten von Corona, Krieg und Inflation entwickeln, vermag niemand so recht zu sagen.
Aber eines ist für Kanning nach dem Bürgerentscheid gegen den geplanten Verkauf des Hooksieler Gästehauses im Februar 2021 klar: Das 1993 eingeweihte Gebäude auf dem einstigen Batteriegelände bleibt in kommunaler Hand. Deshalb, so Kanning, müssten nach und nach die erforderlichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten angepackt werden. Ein erstes Signal: In diesem Jahr hat die WTG dafür 181 000 Euro ausgegeben. Unter anderem wurden der Balkon und der Blitzschutz erneuert, Gefahrstellen an der Kinderrutsche entfernt sowie der Wildwuchs rund um die Graft gelichtet.
Die richtig teuren Projekte stehen aber noch aus. Die Erneuerung der Heizung etwa, oder der Fenster. Und das Gästehaus sei nur eines von 57 Gebäuden im Bestand der WTG. Auch über das Raumkonzept müsse man nachdenken. Im Gästehaus ein Café zu etablieren, um mehr Lebens ins Gebäude zu bekommen, hält Kanning für einen „Schnellschuss“. Für Großveranstaltungen wie Konzerte sei das Haus, in dem die Tourist-Information, eine Bücherei und im Obergeschoss ein Vortragsraum mit Bühne untergebracht sind, einfach nicht gebaut.
Gut angenommen würden die Konzerte auf der Bühne im Freigelände. Im Inneren seien eigentlich nur Kleinkunst-Veranstaltungen wie Lesungen möglich. Ärgerlich ist aus Sicht des WTG-Chefs, dass die örtlichen Vereine in Hooksiel das Gästehaus noch nie als ihren zentralen Veranstaltungsort etwa für Mitgliederversammlungen angenommen haben. „Jeder Verein hat sein eigenes Domizil. Und es fehlt wohl auch am Verständnis dafür, dass die WTG das Gebäude nicht kostenfrei zur Verfügung stellen kann …“
Für Ideen, was im Gästehaus angeboten werden könnte, sei der neue Veranstaltungsmanager der WTG, Florian Wirth, Ansprechpartner. „Aber Ideen allein bringen nichts“, sagt Kanning. „Da muss auch jemand etwas selbst anpacken wollen – wir helfen dann, wie es geht.“
Bei den Überlegungen, die Außengelände zu einem Kurpark umzugestalten, setzt Kanning auf die Initiative der Bürgerinitiative Hooksiel. Die habe Kontakt zur Leibnitz Universität Hannover aufgenommen, wo im Zuge eines studentischen Projekts ein erstes Konzept für einen Kurpark erarbeitet werden soll. Ihre Tourist-Information will die WTG weiterhin im Gästehaus betreiben – trotz zunehmender Digitalisierung der Gäste-Anmeldungen „Wir sehen unsere Aufgabe in der intensiven Beratung der Gäste. Die Digitalisierung schafft Raum für eine bessere Qualität der Beratung.“
Investitionsbedarf in Höhe von rund 20 Millionen Euro sieht Kanning am Campingplatz Hooksiel. „Wir müssen unserer Campingplätze in Hooksiel und Schillig einmal auf links drehen, wenn sie dauerhaft attraktiv bleiben sollen.“ Das sei ein Projekt über mehrere Jahre, müsse aber unbedingt angegangen werden, wenn die WTG ihre „Cashcow“ nicht verlieren will. Die Großcampingplätze vor dem Deich spülen jedes Jahr rund eine Million Euro Überschuss in die WTG-Kasse.
Den Handlungsbedarf hat ein „Masterplan Campingplatz“ aufgezeigt. Die einzelnen Stellplätze sind mit Blick auf die immer größer werdenden Domizile der Camper zu klein. Die Wagen stehen schon heute dicht an dicht. Kanning geht davon aus, dass allein in Hooksiel von den 1600 Plätzen 200 bis 400 aufgegeben werden müssen, um Erholungsraum zu schaffen. Dafür müsse aber jeder Platz eine eigene Wasserversorgung bekommen. Ziel der Planungen sei es auch, den Campingplätze stärker zum Dorf hin zu öffnen. Radwege und Flaniermeilen sollten für jedermann nutzbar sein.
Wie es mit dem Meerwasser-Hallenwellendbad in Hooksiel weitergeht, ist noch nicht klar. Aktuell ist das Bad wegen der Energiekrise geschlossen. Die Schließzeit wird für eine Reihe von Untersuchungen genutzt, mit denen der Verdacht, es gebe einen sehr hohen Sanierungsbedarf, ausgeräumt oder erhärtet werden soll. Bislang lägen ihm noch keine Ergebnisse vor, die zwingend eine dauerhafte Schließung des Bades erfordern, sagte Kanning. Ob und in welchem Finanzrahmen Sanierungen betriebswirtschaftlich sinnvoll sind, stehe auf einem anderen Blatt. Das müsse dann diskutiert werden, wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen.
Kritisch sieht der WTG-Geschäftsführer das so genanten Interessenbekundungsverfahren, das die Gemeinde Wangerland auf Anregung der Bürgerinitiativer zur Rettung des Hallenbades möglichst noch bis Ende dieses Jahres auf den Weg bringen will. In dem Verfahren soll das Interesse möglicher privater Investoren abgeklopft werden, sich an den Sanierungskosten des Bades zu beteiligen. Kanning: „Selbst wenn wir Interessenten finden, müssten wir eine entsprechende Beteiligung eines Privaten danach noch europaweit ausschreiben. Dann können wir auch gleich die Ausschreibung machen …“
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