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Ungewissheit über Zukunft des Campingplatzes nagt an den Nerven der Gastronomen

Hooksiel (22. 9. 2025) – Bingo-Abend, Schlager-Party, Line-Dance-Parade. Auf dem Campingplatz Hooksiel herrscht ausgelassene Stimmung. Garanten dafür sind seit Jahren Irene und Jens Unger. Seid 16 Jahren betreibt das Gastronomen-Paar die Camper-Scheune und die Gaststätte „Kajüte“ mit angegliedertem Verkaufsshop. Wie lange noch, ist ungewiss. Jens Unger, der sich unter anderem um das Musik-Programm kümmert: „Es ist schon ein ungutes Gefühl, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht.“

Irene und Jens Unger kümmern sich seit 16 Jahren um die Urlauber auf dem Campingplatz in Hooksiel. Gern werden sie ihre Gäste auch in den kommenden Jahren in der „Kajüte“ und in der Camperscheune begrüßen. Foto: hol

Auslöser der Sorgen ist die Insolvenz der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH. Die WTG ist die Verpächterin von Camperscheune und „Kajüte“. Noch. Der Campingplatz soll verkauft werden. An wen, ist noch nicht bekannt. Genauso wie wie die Antwort auf die Frage, wie der künftige Eigentümer sich die Betreuung der Camper vorstellt.

„Wir brauchen Planungssicherheit“

„Wir hoffen auf ein baldiges Signal. Wir brauchen Planungssicherheit“, so Irene und Jens Unger. Ihre Idealvorstellung? „Ein langfristiger Vertrag über fünf oder auch sieben Jahre.“ Bislang ist der Verkauf des Campingplatzes samt des Hallenwellenbades offenbar noch nicht unter Dach und Fach. Zuletzt hatte die WTG mitgeteilt, mit dem potenziell aussichtsreichsten Interessenten in Verhandlungen über Details eingestiegen zu sein. Wie lange die sich hinziehen? Unklar. 

Klar ist für die Familie Unger, dass am 19. Oktober die Saison endet. Der Hooksieler Campingplatz mit seinen 1500 Stellplätzen liegt vor dem Deich. In der Sturmflutsaison muss er geräumt werden. Für die Ungers heiß das: Die „Kajüte“ wird wasserfest verbarrikadiert. Lediglich die Veranstaltungen in der Partyscheune dürfen mit behördlicher Zustimmung eingeschränkt weiterlaufen – ohne Heizung und fließend Wasser. Fest geplant ist zum Beispiel das Programm zu Weihnachten und zum Jahreswechsel: Am Sonntag, 21. Dezember, Kinder-Weihnachtsparty; an den Dienstagen, 23. und 30. Dezember, Bingo mit Irene und zum Jahreswechsel die Silvesterparty zum Deichleuchten.

Schon Turbulenzen gemeistert

Weiter mögen die Ungers derzeit nicht blicken. So lange es keine Klarheit über die Zukunft ist, können sich nicht ins Inventar investieren, ihren Aushilfskräften im Verkaufs-Shop keine Zusagen machen und auch keine Waren bestellen. „Wir wissen ja nicht, ob wir künftig noch Pächter sind“, so Jens Unger, der aber mit seiner Frau schon einige Turbulenzen erfolgreich gemeistert hat.

Von 2015 bis 2020 etwa bewirtschaftete das Paar zusätzlich das Restaurant „Wellenblick“ im Hallenwellenbad Hooksiel. Erfolgreich. Zu den Gäste zählten nicht nur die Besucher des Schwimmbades, sondern auch viele Hooksieler, die im großen Saal Familien- oder auch Straßenfeste feierten. Unvergessen die großen Grünkohl-Essen des Sportvereins FC Nordsee Hooksiel.

Erinnerungen an den „Wellenblick“

Gern hätten die Ungers das Restaurant weiter getrieben. Doch dagegen standen die Pläne der damaligen WTG-Geschäftsführung, die sich vom Hallenbad verabschieden, zumindest aber private Investoren mit ins Boot holen wollte. Den Ungers wurde nahegelegt, statt des „Wellenblicks“ das Strandhaus 3 am FKK-Strand zu betreiben. Die Restauration im Hallenbad ging an einen Investor, der große Hotel-Pläne hatte, mit dem Umbau von Restaurant und Saal begann … aber dann kam die Corona-Pandemie, die Politik versagte den Hotel-Plänen ihre Zustimmung, der Pachtvertrag wurde gekündigt. Ein Desaster, das vor Gericht endete und dessen letztes Kapitel bis heute nicht geschrieben ist. 

Steht für Party und gute Stimmung: Die Camperscheune in Hooksiel bietet auch während der Wintermonate Programm. Foto: hol

„Wir wären gern im ,Wellenblick‘ geblieben“, erinnern sich Irene und Jens Unger. Zumal sich schnell herausstellte, dass der Betrieb im Strandhaus 3 sehr wetterabhängig ist. Die Gastronomen verlängerten ihren dreijährigen Pachtvertrag dort nicht und konzentrierten sich in den letzten Jahren voll und ganz auf „Kajüte“ und Camperscheune. Gerade in der Saison gibt es hier jede Menge Arbeit. „In Hochzeiten haben wir bis zu 6000 Menschen auf dem Platz“, schildert Ungers. „Dann herrscht hier Ausnahmezustand.“

Oktober-Scheunenfest

Nach dem Rückzug der Bäckerei vom Campingplatz haben die Ungers auch noch den Brötchen-Service für die Camper übernommen. Ihr Arbeitstag beginnt seither morgens um 6.30 Uhr und endet nicht vor 23 Uhr, häufig erst um 24 Uhr. Unter den Gästen sind sehr viele Stammkunden, etwa aus den Reihen der 850 Dauercamper. Aber auch Hooksieler besuchen die „Kajüte“, etwa zum Flammlachs-Essen oder zum Labskaus-Schmaus. In der Camperscheune sind auch oft Einheimische zu Gast. Nächster Höhepunkt dort: Das „Oktober-Scheunenfest“ am 3. und 4. Oktober. 

„Wir haben viel Arbeit. Aber es macht Spaß“, versichern Irene und Jens Unger. „Aber die Zeit der Ungewissheit, die geht langsam an die Substanz.“ 

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