Wangerland/Hohenkirchen (6. 9. 2023) – Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak ist zuversichtlich, dass der Verkauf der 14 Hektar großen Rundinsel im Wangermeer bald über die Bühne geht. Bis zur nächsten Ratssitzung soll der Entwurf eines Kaufvertrages vorliegen, kündige der Verwaltungschef am Mittwoch vor dem Betriebsausschuss für den „Eigenbetrieb Wangermeer“ an.
Nach dem Rückzug der Immobilien-Entwicklungsgesellschaft Helma von dem Projekt im Mai habe man mit dem Interessenbekundungsverfahren zweitplatzierten Unternehmen, einem Projektteam aus Esens, intensive Verhandlungen geführt. Die Investoren hätten ihr ursprüngliches Konzept noch einmal überarbeitet. Ursprünglich war ein Mix aus Dauer- und Ferienwohnungen geplant. Der Vertragsentwurf müsse jetzt vom Rat abgesegnet und dann von beiden Seiten unterzeichnet werden.
Die Gemeinde Wangerland erhofft sich vom Verkauf der Rundinsel eine Millionen-Einnahme, die den Haushalt entlasten würde. Zudem soll die touristische Attraktivität Hohenkirchens deutlich aufgewertet werden.
Nächster Bauabschnitt fast fertig
Zügig voran kommt unterdessen die Entwicklung des Baugebietes der Niedersächsischen Landesgesellschaft (NLG) am Wangermeer. Zwei von drei Bauabschnitten seien so gut wie fertig, sagte der technische Leiter des Eigenbetriebes, Torsten Meuer. Während der erste Abschnitt komplett fertig ist, soll der Endausbaus der Straße des zweiten samt Ortsbeleuchtung im Oktober abgeschlossen werden. Zu den zum Teil direkt am See liegenden Grundstücken gehöre auch ein Strandstreifen, den die Bewohner über einen eigens dafür gegründeten Verein unterhalten. Durch Lücken im Schilfsaum können sie von dort in den See gelangen.
Die Pläne für die Gestaltung der NLG-Halbinsel sollen im Oktober im Ausschuss präsentiert werden. Unter anderem ist vorgesehen, Graften in die Halbinsel hinein zu ziehen. Hoffnung machte Meuer den Politikern, dass die Sanierung der Brücke übers Wangermeer nicht so teuer wird wie befürchtet. Marode Holzbohlen sollen durch Kunststoff-Elemente ersetzt werden. „Wir haben dafür einen Fördertopf gefunden“, sagte Meuer. Termin für die Antragstellung sei im Februar 2024.
Neues Mähboot funktioniert prächtig
Einen Durchbruch hat der Eigenbetrieb offenbar bei der Unterhaltung des Gewässers geschafft. Das neu angeschaffte Mähboot, intern „Wilde 13“ genannt, funktioniere hervorragend, bestätigte Björn Harms als Bediener des über 14 Meter langen und gut vier Meter breiten Arbeitsgerätes, mit dem das Seegras am Grund des künstlichen Sees geschnitten wird.
Der große Vorteil des Bootes gegenüber dem Vorgängermodell: es ist GPS-gesteuert, so dass der Bedienter genau erkennen kann, wo bereits gemäht wurde und wo noch nicht. Harms: „Im Moment gibt es in der Fläche keinen Bewuchs mehr.“
Friesland/Hooksiel (5. 9. 2023) – Die Landkreise Friesland, Aurich und Wittmund rufen zur Teilnahme am Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit (DAN) auf, der von Montag, 18. September, bis Sonntag, 8. Oktober stattfindet. Im Rahmen der Aktion soll deutlich werden, dass sich bereits viele Bürger, Unternehmen, Vereine und Institutionen für Nachhaltigkeit engagieren.
Wer sich mit einem nachhaltigen Projekt oder einer nachhaltigen Veranstaltung für die DAN anmelden möchte, findet unter www.gemeinschaftswerk-nachhaltigkeit.de/aktions-tage eine schrittweise Erklärung. Die angebotenen Veranstaltungen und Projekte können unterschiedlich sein. Von Kleidertauschpartys über Podiumsdiskussionen bis hin zu klimabewussten Kochseminaren ist vieles umsetzbar. Ziel ist es, aktiv zu werden und andere für nachhaltiges Handeln zu begeistern. Die Projekte und Veranstaltungen der Beteiligten werden auf einer Online-Karte unter www.gemeinschaftswerk-nachhaltigkeit.de/app/map veröffentlicht.
Valentin Lang, Beauftragter für Klimaschutz und Klimaanpassung des Landkreises Friesland: „Mit den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit wird die Vielschichtigkeit des Begriffs der ‚Nachhaltigkeit‘ vor Augen geführt. Nachhaltigkeit beinhaltet die Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie, welche eng miteinander verknüpft sind. In Friesland gibt es vielseitiges Engagement zu diesem Thema.“
Bei Fragen und zur Beratung steht das Umweltzentrum Schortens unter info@ruz-schortens.de oder 04461/891652 zur Verfügung.
Wangerland/Hooksiel (31. 8. 2023) – Die Wangerland Touristik setzt auf künstliche Intelligenz. Das Potenzial einer umfassenden Datenerhebung und deren Verknüpfung erläuterte Tim Schönfeld, Datenmanager der gemeindeeigenen WTG, am Mittwoch dem Tourismusausschuss des Rates. „Aber wir stehen noch ganz am Anfang“, sagte WTG-Geschäftsführer Armin Kanning. Ziel sei es, die Angebote effizienter auszurichten und den Aufenthaltswert im Wangerland zu erhöhen.
Die Reiselust der Deutschen ist nach Erkenntnissen aus Umfragen ungebrochen. Allerdings: Nach dem Ende der Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie reisen viele Bürgerinnen und Bürger 2023 wieder gern in südliche Gefilde. Alle klassischen Urlaubsziel von Portugal über Mallorca bis in die Türkei verbuchen ein Plus bei den Buchungen.
Minus von 6 Prozent bei den Übernachtungszahlen
Deutschland hingegen weist ein Minus von 9 Prozent auf. Da stehe man im Wangerland mit einem Minus von 6 Prozent noch ganz gut da, stellte Schönfeld in seiner Saisonbilanz fest. Zumal man berücksichtigen müsse, dass einige große Leistungsanbieter (wie die Hotels Dorf Wangerland und das Upstalsboom Schillig) aktuell nicht am Markt sind. Im Ergebnis bedeute das niedrigere Umsätze bei Gastronomie und Einzelhandel.
Nach Auswertung der Zugriffsdaten auf die Internetseite der WTG (www.wangerland.de) ist Schönfeld überzeugt, dass die Nachfrage in der Vor- und der Nachsaison sogar gestiegen ist. „Das Problem war der schlechte Sommer. Im Juli und August hat es sieben Mal mehr geregnet als 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr.“
Die Datenerfassung der WTG dokumentiert das Verhalten der Urlauber. Bei Regen sinkt die Nachfrage an Kurztrips an die Küste, die Strände bleiben leer. Auch wenn viele Urlauber unabhängig vom Wetter ihre „Hunderunde“ am Strand drehen. Hinzu kommt die Tide. Strandbesuche hängen von Ebbe und Flut ab.
Dienstplan in der Gastronomie nach der Tide?
Nach dem Bad im Meer gehen viele Gäste in den Ort. Auf Grundlage von vielen, vielen Daten und deren Auswertung durch Künstliche Intelligenz (KI) ließen sich Umsatz-Prognosen erstellen, die die Wertschöpfung etwa in der Gastronomie erhöhen können. Schönfelder: „Dann können etwa Teilzeitkräfte je nach Tide mal von 11 bis 15 Uhr und am nächsten Tag vielleicht von 12 bis 16 Uhr eingesetzt werden.“
Kanning lobte das Engagement und das Fachwissen seines Datenmanagers, der sich bundesweit einen Namen gemacht habe. Ein Beleg dafür: Die WTG und die Daten aus dem Wangerland werden in zwei Forschungsprojekte eingebunden. Dabei gehe es zum einen um Management-Strategien für das Wattenmeer, zum anderen um eine bedarfsgerechte Optimierung von Buslinien.
Gästebeitrag für Infrastruktur unverzichtbar
Kritischer hinterfragt als früher wurde in diesem Sommer von Urlaubern der Gästebeitrag (früher Kurbeitrag). Dessen gesetzliche Grundlage – nämlich die Beteiligung an den Kosten von touristischen Pflichtaufgaben – sei längst nicht jedem bekannt, sagte WTG-Marketingchefin Larissa Strangmann. Auf die Frage von Urlaubern „Was habe ich denn vom Gästebeitrag?“ hätten die Vermieter über Jahre nur geantwortet: „Freien Strandeintritt“. Ein Fehler, wie sich jetzt nach der Aufhebung des Strandeintritts zeigte.
Larissa Strangmann stellte den Ausschussmitglieder das umfassende Paket an Aufgaben der WTG-vor, die vom Gästebeitrag mitfinanziert werden: die Tourist-Informationen, die Schwimmbäder, die Büchereien, das Veranstaltungsprogramm, die Kinderspielhäuser. WTG-Mitarbeiter müssen allein sieben Kilometer Strand, 50 Gebäude und 850 Stromkästen pflegen und betreuen. Hinzu kämen eine Reihe von Ermäßigungen für Gästekarten-Inhaber: unter anderem freier Eintritt im Nationalpark-Haus Minsen, kostenlose Nutzung der Elektroautos „Nordseeflitzer“, Salzwiesenwanderungen sowie Ermäßigungen auch in Wilhelmshaven und Bremerhaven.
Der Katalog mit den Vergünstigungen werde stets aktualisiert auf der Homepage der WTG und über den „digitalen Reiseführer“ ausgespielt. Dabei seien die Rabatte aber nur eine Zusatzleistung. Larissa Strangmann: „Es muss doch jedem klar sein, dass eine Gemeinde mit unter 10.000 Einwohnern nicht die nötige Infrastruktur für 300.000 Gäste im Jahr allein finanzieren kann.“
Wangerland (30. 8. 2023) – Seenotretter aus Horumersiel haben am heutigen Mittwoch drei Kitesurfer aus großer Gefahr befreit. Mit dem Seenotrettungsboot „Hans Ingwersen“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) brachten die Freiwilligen die zwei Frauen und einen Mann vor Wangerland in Sicherheit.
Eine Surfschule hatte gegen 12.45 Uhr die von der DGzRS betriebene Rettungsleitstelle See, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, über die akute Notlage der drei Sportler informiert: Bei ablandigem Wind der Windstärke drei aus Südwest und einsetzendem Ebbstrom gelang es dem Trio anscheinend nicht mehr, aus eigener Kraft das rettende Ufer zu erreichen. Sie befanden sich rund zwei Kilometer vor Schillig in auswegloser Lage.
Die Seenotretter der DGzRS-Station Horumersiel trafen kurze Zeit später bei den Wassersportlern ein. Die Retter nahmen die erschöpften Kitesurfer auf, die ansonsten wohlauf und trotz der gefährlichen Situation nicht in Panik geraten waren. Die „Hans Ingwersen“ vertritt derzeit die sonst in Horumersiel stationierte „Wolfgang Paul Lorenz“, die turnusgemäß in einer Werft liegt.
Wangerland/Wilhelmshaven (30. 8. 2023) – Die Nordsee GmbH besteht seit 25 Jahren. Das Jubiläum wurde mit rund 60 Gästen in Wilhelmshaven, darunter der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Olaf Lies, im TheOs, dem Studiotheater der Landesbühne Niedersachsen Nord, gefeiert.
Die touristische Dachmarketing-Organisation zog eine positive Bilanz. „Es ist uns gelungen, die Tourismusmarke ,Nordsee‘ in Niedersachsen als eine beliebte Urlaubsregion im In- und Ausland erfolgreich zu positionieren“, resümierte die gebürtige Hooksielerin Sonja Janßen, Geschäftsführerin der Die Nordsee GmbH.
Zudem habe man die Digitalisierung entscheidend vorangetrieben. 2022 habe man mit acht Küstenorten und in Kooperation mit dem Landkreis Cuxhaven ein digitales Besuchermanagementsystem eingeführt, mit dem Besucherströme in hochfrequentierten Freizeiteinrichtungen erfasst und ausgewertet werden können. Als weiteres Beispiel nannte Sonja Janßen die ortsübergreifende digitale Gästekarte.
„Die Gesellschafter der Die Nordsee GmH haben früh verstanden, dass gutes Marketing für Urlaubsziele für alle Beteiligten ein Gewinn ist“, stellte Minister Lies fest. „Für die Urlauber, die Informationen über die Region und die möglichen Aktivitäten erhalten – und für die Region selbst, die so mehr Gäste anzieht. Mit mehr als 13,3 Millionen Übernachtungen im Jahr ist die niedersächsische Nordseeküste heute eines der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland – ein Beweis für den Erfolg dieses Engagements.“
Carola Havekost, Geschäftsführerin für den Bereich Tourismus der Oldenburgischen IHK, dankte Geschäftsführungen und ihre Teams der Nordsee GmbH auch für die Unterstützung beim Aufbau der Tourismus Agentur Nordsee (TANO). „Damit wird die Tourismusentwicklung an der Nordsee auf eine neue Stufe gehoben: das Destinations-Management in der Region.“
„Mit Kirchturmdenken können wir den Fragen und Anforderungen der Zukunft nicht begegnen“, sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer Deutscher Tourismusverband e. V.: „Ich kann der Nordsee GmbH in ihrem Engagement nur zustimmen, die Akteure zusammenzubringen und damit die Netzwerkarbeit voranzubringen. Das ist genau das, was der Tourismus benötigt.“
Die Nordsee mit Sitz in Wilhelmshaven wurde 1998 als touristische Marketingorganisation der niedersächsischen Nordseeregion gegründet. Der GmbH gehören sieben Küstenorten, zwei maritime Städte und ein Fährbetrieb an. Zu den Partnern der ersten Stunde zählen die Wangerland Touristik GmbH und die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH .
Wangerland/Hooksiel (30. 8. 2023) – Den drei Grundschulen im Wangerland werden künftig feste Einzugsbereiche zugeordnet. Der Ausschuss für Schulen, Jugend, Kultur und Soziales segnete am Dienstag Abend einvernehmlich einen Satzungsentwurf ab, in dem einzelne Orte und Straßenzüge den Schulen in Hooksiel, Tettens und Hohenkirchen zugeordnete werden.
„Im Grunde ist der Beschluss nur einen Formalie“, sagte der zuständige Abteilungsleiter Markus Gellert. Nach einem Hinweis des Landkreises Friesland müsse eine gleich lautender Beschluss des Rates durch eine Satzung abgesichert werden. Zudem komme die Zuordnung aktuell nur bedingt zum Tragen, da alle drei Grundschulen ein deutlich unterschiedliches Profil haben. In Hooksiel und Tettens werden Ganztags-Angebote vorgehalten. Die Verlässliche GS Tettens ist zudem als Umweltschule anerkannt. Die unterschiedlichen Ausrichtungen erlauben es derzeit den Eltern, Ausnahmen für die Zuordnung ihres Schulkindes zu einem Schulstandort zu stellen.
Ab dem Einschulungsjahrgang 2026 soll damit aber Schluss sein. Geplant ist ein flächendeckendes Ganztagsangebot in Niedersachsen. Die Angebote sollen harmonisiert werden. Damit bekämen die Schuleinzugsbezirke ein größeres Gewicht. „Für Kinder, die bereits eine bestimmte Schule besuchen, besteht aber auch danach Bestandsschutz“, sagte Gellert.
Ein vor wenigen Wochen gebildete Unterausschuss für Schulen und Kitas hat alle drei Schulen bereist, um herauszufinden, ob mit Blick auf den Ganztagsschulbetrieb bauliche Veränderungen erforderlich sind. Das dürfte insbesondere in Hohenkirchen der Fall sein.
Wangerland/Hooksiel (25. 8. 2023) – Der Klimawandel ist schon da. Und alle zu erwartenden Symptome signalisieren: Das Wasser-Management wird immer wichtiger. Starkregen mit Überflutungen nehmen zu, zeitgleich fallen ganze Landstriche der Dürre zum Opfer. Hinzu kommt der Anstieg des Meeresspiegels, der die Deichsicherung, aber auch die Entwässerungssysteme vor Herausforderungen stellt.
Die richtige Menge Wasser am richtigen Platz – das ist die Herausforderung. Gerade auch dann, wenn die Energiewende gelingen soll, wozu die Region Friesland-Wilhelmshaven unter anderem mit der Produktion von Wasserstoff (H2) als Speicher für grüne Energie beitragen will. Die aktuell in der Region geplanten Projekte könnten in einigen Jahren bis zu 60 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarf abdecken. Allerdings: Für die Elektrolyse zur Aufspaltung von Wasser (H2O) wird neben Strom viel Wasser benötigt. Sehr viel Wasser.
Ein entscheidender Faktor für die Regulierung des Wasserstandes in der Gemeinde Wangerland ist das Schöpfwerk Wangerland. Am Freitag trafen sich hier auf Initiative des Wangerländer Ratsherrn und Kreistagsabgeordneten Reiner Tammen (Grüne) Politiker der SPD/Grüne/FDP-Mehrheitsgruppe im Kreistag mit Vertretern der Sielacht, der Unteren Wasserbehörde, des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) und Regionalplanern des Kreises.
Längst noch nicht alle Probleme gelöst
In diesem ersten Gespräch zum Wasser-Management der Zukunft wurde deutlich: Die Aufgaben vom Schutz des Grundwassers als Trinkwasser-Reservoir bis hin zur Deckung des steigenden Süßwasser-Bedarfs von Industriebetrieben sind so vielfältig, dass längst noch nicht für alle Probleme Lösungen in Sicht sind. Schon gar keine schnellen Lösungen.
Derzeit laufen Studien, in denen Möglichkeiten zur Wassergewinnung analysiert werden. Denn, so Jochen Meier von der Unteren Wasserbehörde beim Landkreis: „Die Wasserrechte in Friesland sind weitgehend ausgeschöpft. Grundwasser steht uns zur Wasserstoff-Produktion nicht zur Verfügung.“
Woher also soll das benötige Wasser kommen? Eine Idee: Über Regenwasser-Rückhaltesysteme. In der Region fallen 800 bis 850 Liter Regen je Quadratmeter im Jahr. Ein Großteil davon fließt von versiegelten Flächen in Gräben oder in die Kanalisation – und dann über Schöpfwerke in die Nordsee. Aus Süßwasser wird Salzwasser.
Schöpfwerk reguliert den Wasserstand
Allein über das Bauwerk am Hohenstiefersiel vor den Toren von Horumersiel werden nach den Worten von Marko Harms, Vorsteher der Sielacht Wangerland, rund 60 Millionen Kubikmeter Oberflächenwasser im Jahr in die Nordsee geleitet. Regenwasser, das über Tiefs, Leiden und Gräben mit einer Gesamtlänge von 350 Kilometern in Richtung Küste abfließt, damit die Menschen hinter den Deichen bis nach Jever trockene Füße behalten.
Das überschüssige Wasser kann aber maximal an fünf Stunden am Tag abfließen, nämlich nur bei Niedrigwasser in der Jade. Zusätzliche Pumpen werden bei Extrem-Wetterlagen angeworfen, so Harms. Und in trocknen Perioden? Dann bleibt das Schöpfwerk geschlossen und reguliert so den Wasserstand für eine Fläche von insgesamt rund 26.000 Hektar Land.
Gert Bartels, Geschäftsführer der Wasser- und Bodenverbände in Jever, ist daher skeptisch, ob es sinnvoll wäre, Wasser aus dem Polder am Schöpfwerk in Richtung Wasserstoff-Industrie in Wilhelmshaven oder in Sande-Gödens zu pumpen. „Eine kontinuierliche Versorgung können wir nicht leisten – und auch das Pumpen kostet ja viel Energie.“
Ems-Jade-Kanal als Süßwasserlieferant?
Wie die Landtagsabgeordnete der Grünen, Sina Beckmann, schilderte, hat man in Gödens einen Blick auf den Ems-Jade-Kanal, im Kern ein Entwässerungskanal für Ostfriesland, als Wasserquelle geworfen. Die technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden ebenso noch geprüft wir die Frage, ob eine Meerwasser-Entsalzung wirtschaftlich machbar wäre.
Politisches Ziel müsse es sein, so wenige Süßwasser wie möglich ins Meer zu pumpen, stellte Gerhard Ratzel (FDP) fest. Hierzu wird beim Landkreis über einen ganzen Strauß von Maßnahmen nachgedacht. Jochen Meier nannte als Beispiel Zisternen-Projekte. In Zisternen könnten Bürger Regenwasser auffangen und es auf ihren Grundstücken zur Bewässerung nutzen. Uwe Burgenger (Grüne) mahnte mit Blick auf die Stadt Jever zu einer weitsichtigeren Bauleitplanung. „Es ist eindeutig falsch, Neubaugebiete im Moorland zu erschließen, um dann permanent zu pumpen, damit die Leute keine nassen Füße bekommen.“
Ein weiteres Stichwort ist die Entsiegelung von Flächen. Gert Bartels: „Mit Blick auf das Grundwasser müssen wir erreichen, dass möglichst viel Regenwasser auf den Flächen bleibt.“ Wenn das Wasser erst am Schöpfwerk angekommen sei, habe es schon viel von seiner Qualität eingebüßt.
Gödens/Friesland (24. 8. 2023) – Die Herrlichkeit Gödens, die es bis 1839 gab, stand für religiöse Toleranz, für die Integration von Flüchtlingen und für technische Innovation etwa im Wasserbau. Um Innovationen drehte sich an diesem Mittwoch auch das „Wirtschaftsforum 2023“. Dazu hatte die Wirtschaftsförderung des Landkreises Friesland zahlreiche Unternehmer und Repräsentanten von Institutionen eingeladen. Das Thema: Die Energiewende und die Bedeutung des „Energy Hub – Port of Wilhelmshaven“ für die Region.
Ideale Standort-Bedingungen für Energiewende
In einem rasanten Vortrag zeigte Alexander Leonhardt, seit gut zwei Jahren Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wilhelmshaven und einer der Motoren des lockeren Zusammenschluss von an die 40 Unternehmen, die sich am „Energy Hub“ engagieren, die Chancen im Zusammenhang mit der Energiewende auf. Chancen, die man nach Überzeugung von Leonhardt in der Region gemeinsam ergreifen sollte. Tiefes Wasser, Windenergie, LNG-Terminals, Pipelines, Energiespeicher in der Nachbarschaft – der Nordwesten habe beste Voraussetzungen, zu einer der zentralen Energiedrehscheibe Deutschlands zu werden. Eine Schlüsselbegriff dabei: Wasserstoff.
„Wenn Deutschland Industrieland bleiben will, werden dauerhaft mindestens 50 Prozent des Energiebedarfs importiert werden müssen“, sagte Leonhardt. Strom lässt sich schlecht speichern. Aber man könne mit Strom per Elektrolyse den Energieträger Wasserstoff (H2) herstellen; entweder vor Ort, oder – wie einige Unternehmen es planen – in Sonnenregionen dieser Welt, um dann Wasserstoff-Derivate nach Wilhelmshaven zu exportieren, wo diese direkt genutzt oder wieder in Wasserstoff umgewandelt werden sollen. „Wir haben das Potenzial, in Wilhelmshaven 40 bis 61 Prozent des künftigen Wasserstoff-Bedarfs von ganz Deutschland zu decken“, sagte Leonhardt. Gemessen an der Energieleitungen entspreche das sechs bis sieben Atomkraftwerken.
Unternehmen kooperieren am „Energie Hub“
Die im „Energy Hug“ engagierten Unternehmen seien durchaus Konkurrenten – etwa um Flächen –, aber da, wo es sinnvoll ist, arbeite man zusammen. Etwa bei der Frage, wo das Wasser für die Elektrolyse herkommen soll, oder bei der Organisation einer gemeinsamen Hafenfeuerwehr. Und, besonders wichtig: Beim Ringen um Fördermittel. Denn ohne Förderung durch den Bund und die EU bestehe die Gefahr, dass Wilhelmshaven nur zum Durchleiter von Energie werde, in der Region selbst aber nur wenig neue Wertschöpfung erfolge.
Dabei gebe es eine Vielzahl von Interessenten, die sich in der Region ansiedeln wollen – wenn der Förderrahmen stimmt. So viele, dass die Region Wilhelmshaven, Friesland, Wittmund und Wesermarsch nach Ansicht von Leonhardt eine gemeinsame Ansiedlungspolitik verfolgen sollte. „Nicht jedes Unternehmen kann und muss in die erste Reihe direkt am Hafen.“
Wasserstoff aus Sande für die Linienbusse
Maximilian Graf von Wedel, Hausherr auf Schloss Gödens und Geschäftsführer der Friesen Elektra Green Energy AG, erläuterte an seinem Projekt „Hybrider Energiepark“, warum aktuell die H2-Produkton noch nicht wirtschaftlich ist. „Wasserstoff ist der einzige Energieträger, bei dem der Klimawandel schon eingepreist ist.“ Soll heißen: Fossile Energieträger sind im Vergleich noch günstiger, weil die globalen ökologischen Folgekosten nicht in ihrem Preis abgebildet werden.
Rund um Gödens wird seit 1999 Windenergie erzeugt. Aktuell entsteht nahe der Autobahn 29 ein riesiger Solarpark. „Derzeit werden 3500 Seecontainer mit Photovoltaik-Modulen angeliefert, die bis Oktober installiert sein sollen“, sagte Maximilian von Wedel. Der durch Wind und Sonne erzeugte „grüne Strom“, eigentlich ausreichend für 80 000 Haushalte, soll in Sande für die Elektrolyse für die Wasserstoff-Produktion verwendet werden. Der Wasserstoff wird dann als Kraftstoff für die Linienbusse der Weser-Ems-Bus im Landkreis genutzt werden.
Partner für die Groß-Elektrolyse gesucht
Dieses Anschauungsmodell für die Energiewende soll aber nur der erste Schritt der Wasserstoffproduktion in Sande sein. Ab 2028, so die Pläne von von Wedel, könnte am Standort eine Elektrolyse-Park mit einer Leistung von 2,2 Gigawatt entstehen. Für dieses Großprojekt sucht der Schloss-Herr („Wir sind am Ende nur eine Art Hausmeister“) drei industrielle Partner – auch um das Risiko der Investition auf mehrere Schultern zu verteilen.
Die Energiewende für die Region nutzbar machen will auch der Energie-Dienstleiter EWE. Dr. Christian Friege, Markt-Vorstand des kommunal getragenen Energiekonzerns mit Sitz in Oldenburg, erläuterte das milliardenschwere Investitionsprogramm seines Unternehmens ins künftige „Powerhouse Nord“. Dazu gehöre der Ausbau der Windenergie an Land ebenso wie der Umbau der Strom-Verteilnetze („Wenn alle Solarzellen auf dem Dach haben, werden aus reinen Verbrauchern Stromproduzenten“) und der Einstieg in die Elektrolyse in Wilhelmshaven. Weitere Schwerpunkte werden die Installation von Wärmepumpen, der Ausbau von Nahwärme-Systemen sowie die Digiatalisierung der Energietechnik.
EWE baut Zukunftspipeline
Ein Musterbeispiel für das Engagement der EWE: der laufende Bau der „Zukunftspipeline“ von Wilhelmshaven zu EWE-Speichern bei Leer. Die Pipeline ist für den Transport von Wasserstoff ausgelegt und sei gerade keine Durchleitungs-Pipeline. Friege: „Die Energie bleibt in der Region.“ Als Standortvorteil für ansiedlungswillige, energieintensive Unternehmen.
Frieslands Landrat Sven Ambrosy unterstrich auf dem „Wirtschaftsforum“ die Chancen, die die Region im Zuge der Energiewende habe. Allerdings dürfe neue Wertschöpfung nicht zu Lasten der bisherigen gehen. Allein im Landkreis Friesland läge die Wertschöpfung durch den Tourismus bei 500 Millionen Euro im Jahr. „Das dürfen wir auf keinen Fall gefährden.“
Landrat fordert „Leitung-Abgabe“
Ambrosy forderte zudem eine Art „Leitungs-Abgabe“ für Kommunen, deren Planungshoheit durch eine Vielzahl von Leitungen und Pipelines, in oder über ihrem Gebiet erheblich eingeschränkt seien. Als Bespiele nannte er Sande und Bockhorn. Ambrosy: „Wir brauchen die Akzeptanz der Bürger. Die fragen natürlich auch: Und was haben wir davon?“
Als Beispiel dafür, dass hier ein Umdenken stattfinde, verweis der Landrat auf die Pläne, die süddeutschen Länder stärker an den Netzentgelten zu beteiligen. Bislang werden damit überproportional die Bürgern in Norddeutschland belastet. Ambrosy: „Aber es kann ja nicht sein, dass die, die besonders viel für die Energiewende tun, am Ende allein auf den Kosten sitzen bleiben.“
Wangerland/Hooksiel (24. 8. 2023) – Am Montag, 28. August, beginnt die Nehlsen GmbH im Auftrag des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) mit der Spülung des 50 Kilometern langen Regenwasserkanalnetzes in der Gemeinde Wangerland.
Die Hochdruck-Kanalreinigung findet routinemäßig statt, um jederzeit eine reibungslose Entwässerung zu gewährleisten. Die Arbeiten werden voraussichtlich rund vier Wochen dauern, teil der Verband mit, dem das Regenwasserkanalnetz gehört.
Hooksiel/Horumersiel (18. 8. 2023) – Nach einem Jahr Pause will der Verein „Soldwaters“, eine Interessenvertretung der Wattfahrer, seine Müllsammelaktion auf der unbewohnten Vogelschutzinsel Minsener Oog in der Jade wieder aufnehmen. Gesucht werden Helfer, die die Sammlung am Samstag, 9. September, tatkräftig unterstützen. Die Aktion wird gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer sowie dem Mellumrat durchgeführt und durch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) Weser-Jade-Nordsee begleitet.
Anfang September ist die Brutsaison der Seevögel beendet und die Jungvögel verlassen die Nester, um sich auf den Abflug in den Süden vorzubereiten. Aus Sicht der Soltwaters der richtige Zeitpnukt für die Aktion, zumal am 9. September die Tide günstig laufe. „In den frühen Morgenstunden (zwischen 7 und 8 Uhr) können wir in Hooksiel bzw. Horumersiel starten, um dann bei ablaufendem Wasser auf Minsener Oog anzukommen.“
Anmeldungen mit Namen, Kontakmöglichkeit und dem Hinweis, ob ein eigenes Boot vorhanden ist, nehmen die Organisatoren unter den E-Mail-Adressen info@soltwaters.de oder scheffler-gerd@gmx.de entgegen. Gerd Scheffler steht zudem unter Telefon 0170/1612220 als Ansprechpartner für Fragen rund um die Müllsammelaktion zur Verfügung.
Die Soltwaters bedankten sich bei der Reederei Warrings, die sich wieder bereit erklärt habe, den gesammelten Müll von der Insel ans Festland zu bringen.