Behörde sieht für Badegäste in Hooksiel keine Gefahr durch chlorhaltige Abwässer

Norden/Wilhelmshaven/Hooksiel (16.12.2022) – Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat am heutigen Freitag dem Betreiber des LNG Terminals in Wilhelmshaven, der Uniper Global Commodities SE, die wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Abwasser in die Jade erteilt. Die Erlaubnis erfolge unter der Verpflichtung, hohe Umweltauflagen zu berücksichtigen, betont die Landesbehörde in einer Stellungnahme.Das LNG-Terminal gilt als wichtiger Baustein in der Strategie zur Sicherung der deutschen Gasversorgung. Am Samstag soll es offiziell in Betrieb genommen werden.

Insgesamt handele es sich um ein Verfahren unter besonderen weltpolitischen Bedingungen, betont NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. Trotz der geforderten „Deutschland-Geschwindigkeit“ habe das NLWKN habe auf Grundlage geltenden Rechts für einen bestmöglichen Ausgleich gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Belange gesorgt.

Das wasserrechtliche Erlaubnisverfahren stand vor allem wegen der beabsichtigten Einleitung von chlorhaltigem Abwasser im Fokus. Das Abwasser entsteht in der „FSRU“ (Floating Storage and Regasification Unit) – einer schwimmenden Anlage zur Regasifizierung von Flüssigerdgas (LNG). Damit die Rohre sich nicht zusetzen, ist eine Biozid-Behandlung erforderlich. Dafür wird das im Meerwasser enthaltene Natriumchlorid (Salz) unter anderem zu aktivem Chlor (NaOCl) umgewandelt, das dem Abwasser zugesetzt wird.

„Nach einer umfassenden und gründlichen Prüfung des Erlaubnisantrages und der hierzu zahlreich vorgetragenen Einwendungen und Stellungnahmen sind die Fachleute zu dem Ergebnis gelangt, dass die beantragten Abwassereinleitungen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und die Erlaubnis erteilt werden kann“, so das Fazit der Genehmigungsbehörde.

Insgesamt mehr als 300 Einwendungen und Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange, Naturschutz- und Umweltvereinigungen sowie Privatpersonen hatte der NLWKN in den zurückliegenden Wochen zu prüfen und zu bewerten. Gewässerökologische und naturschutzfachliche Einschätzungen hätten großen Einfluss auf die Bestimmungen des Erlaubnisbescheids gehabt, so NLWKN-Direktorin Rickmeyer.

Die Erlaubnis sei unter Berücksichtigung hoher Umweltstandards und zum Schutz des sensiblen Ökosystems mit umfangreichen Inhalts- und Nebenbestimmungen versehen worden. Diese beinhalten unter anderem eine Überwachung der Einleitungen, die Durchführung einer Beweissicherung beziehungsweise eines Monitorings mit einer Kombination aus physikalischen und chemischen Messungen rund um die FSRU und im Jadebusen. Darüber hinaus sei ein umfassenden Minimierungskonzept angeordnet worden.

So wird dem Betreiber auferlegt, ein Minimierungskonzet zu erstellen, in dem er bis zum 31. August 2023 darlegen muss, wie er den Einsatz von Bioziden minimieren will. Darüber hinaus soll Uniper auch den Einsatz alternativer Techniken (ohne Chloreinsatz) prüfen.

Messbare Auswirkungen auf das Ökosystem Jade und die darin befindlichen Lebewesen erwartet die Erlaubnisbehörde übrigens durch den Biozideinträge nicht. Auch ist nach Überzeugung der Erlaubnisbehörde eine gesundheitliche Gefährdung von Badenden etwa am Hooksieler Strand nicht zu erwarten. Der Chlorgehalt des Abwassers der FSRU sei deutlich niedriger als der Chlorgehalt, den das Umweltbundesamt für Schwimmbäder als unbedenklich einstuft. Entsprechende Einwendungen von Umweltschützern, Fischerei- und Tourismuswirtschaft wurden abgewiesen.

Der Erlaubnisbescheid kann samt der dazugehörenden Unterlagen auf der Internetseite des NLWKN eingesehen werden.

LNG-Terminal: Umweltverbände pochen auf chlorfreie Verfahren

Wilhelmshaven/Hooksiel (16.12.2022) – Als „wichtigen Meilenstein“ bewertet der Energiekonzern Uniper die Ankunft des Schiffes „Höegh Esperanza“, einer sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), am LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Das zuvor in Spanien mit rund 165 000 Kubikmeter verflüssigtem Erdgas (LNG) beladene, 294 Meter lange Schiff bildet das Herzstück des neuen Importterminals, das an diesem Samstag unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz eingeweiht werden soll. 

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Die „Höegh Esperanza“ hat am LNG-Terminal in Wilhelmshaven festgemacht. Dennoch reißt die Kritik an möglichen Umweltbeeinträchtigungen durch das Regasifizierungsschiff nicht ab Foto; Dietmar Boekhaus

Die „Esperanza“ wird in Zukunft angeliefertes LNG regasifizieren. Als Ziel nennt Uniper, jährlich mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Gasnetz einzuspeisen, rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs. Damit würde rund elf Prozent von Deutschlands Gasimporten aus Russland ersetzt. 

Uniper-Manager Peter Abdo laut einer Pressemitteilung des Unternehmens: „ Es ist ein tolles Gefühl, nach zehn Monaten harter Arbeit endlich die Ankunft der ersten FSRU in Wilhelmshaven zu erleben. Wir freuen uns nun darauf, Anfang Januar die erste reguläre LNG-Ladung auszuliefern. Dies ist der nächste Schritt, um die Bundesregierung und die Versorgungssicherheit für Deutschland aktiv zu unterstützen.“ 

In diesen Tagen soll der LNG-Terminal die offizielle Betriebsgenehmigung bekommen. Wie der Naturschutzbund (Nabu) ankündigte, wolle man das Vorgehen gemeinsam mit anderen Verbänden auf dem Klagewege überprüfen lassen. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Die Bundesregierung hat infolge des Krieges die herausfordernde Aufgabe verschiedene sich gegenseitig widersprechende Interessen auszubalancieren. Das ist ihr beim Thema LNG nicht gelungen. Mit dem LNG-Gesetz und der Planung von zwölf neuen LNG-Terminals, die bis 2043 betrieben werden sollen, gehen die Bemühungen der Bundesregierung deutlich über eine eher kurzfristig zu bedienende Gasnachfrage hinaus.“

Klimaschädliche, fossile Infrastruktur würden ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und mit sehr verkürzten Beteiligungsverfahren durchgewunken. Umweltverbände hätten dadurch ihre Aufgabe als Natur- und Umweltschützer nicht wahrnehmen können. Im Ergebnis werde die Transformation des Energiesektors hin zu regenerativen Energien massiv behindert.


Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen: „Der Betrieb des Terminals in Wilhelmshaven erfolgt mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und damit in einem der wichtigsten und sensibelsten Ökosysteme der Welt. In diesem sensiblen Umfeld sollen über das Terminalschiff täglich bis zu 530 000 Kubikmeter mit Chlor- und Bromnebenprodukten belastete Abwässer in die Jade geleitet werden.“ Die Chlor-Verbindungen sollen verhindern, dass die Leitungen, über die die „Esperanza“ Wasser aus der Jade entnimmt, mit Muscheln und Seepocken zuwachsen. Dieser Umstand wird auch von der Tourismuswirtschaft im benachbarten Hooksiel kritisch gesehen.

Dieser Eingriff in ein gesetzlich geschütztes Unterwasserbiotop zerstöre den Lebensraum zahlreicher, teils bereits gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, so Buschmann. „Das geplante Gewässermonitoring zur Überprüfung der Grenzwerteinhaltung ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ 

Nabu, BUND und die Deutsche Umwelthilfe sind der Ansicht, dass es eine umweltschonende Alternative für die Reinigung des Seewassersystems auf Ultraschallbasis gibt. Ein Kieler Unternehmen biete schon seit über sechs Jahren eine auf Ultraschall basierende Technologie zur Vermeidung von Bewuchs und Fouling auf allen flüssigkeitsführenden Oberflächen an. Die Technologie sei schon bei über 650 Schiffen im Einsatz. 

„Unsere Ultraschall-Antifouling-Technologie ist auf allen Schiffen anwendbar. Deshalb ist es mir ein Rätsel, wieso sie nicht auch auf der Hoegh Esperanza zum Einsatz kommen sollte. Es geht auch umweltfreundlich, wieso nicht in Wilhelmshaven?“, wird Jan Kelling, Geschäftsführer der Hasytec-Gruppe vom Nabu zitiert. Alle Versuche des Unternehmens, mit Uniper in Kontakt zu treten, seien bislang erfolglos geblieben. Nabu, BUND und Deutsche Umwelthilfe wollen nun erreichen, dass die Genehmigung zur Nutzung des Chlor-Verfahrens nur befristet erteilt wird – und mit der Auflage, Alternativen zu prüfen. 

„Esperanza“ erreicht LNG-Terminal in Wilhelmshaven ohne Zwischenfälle

Hooksiel/Wilhelmshaven (15.12.2002) – Die heutige Ankunft des mit Flüssigerdgas beladenen FSRU-Schiffes „Höegh Esperanza“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist aus polizeilicher Sicht ohne Zwischenfälle verlaufen. Das Schiff, das künftig tiefgefrorenes Erdgas (LNG) am Terminal regasifizieren soll, habe um 12 Uhr plangemäß die 12-Seemeilenzone erreicht und gegen 15.30 Uhr am Terminal festgemacht. 

Esperanza  LNG
Das Spezialschiff „Höegh Esperanza“ hat heute Nachmittag Wilhelmshaven erreicht. Foto: Mühlena

Schon seit den frühen Morgenstunden warteten Fotografen, Medienvertreter, Schaulustige und zahlreiche Polizisten am Hooksieler Außenhafen und am Strand auf die Ankunft des Spezialschiffes. Auf See begleiteten die „Esperanza“ Boote der Wasserschutzpolizei und weitere Behördenschiffe. Das Anlegemanöver unterstützten mehrere Schlepper. 

Der Gesamteinsatzleiter der Polizei, Polizeivizepräsident Andreas Sagehorn, zog am späten Nachmittag ein positives Fazit: „Ziel der Polizei war es heute, das störungsfreie Einlaufen und Festmachen des Spezialschiffes am LNG-Terminal zu gewährleisten. Dieses Ziel wurde erreicht. Die umfangreiche Vorbereitung des Einsatzes hat sich ausgezahlt“, sagte Sagehorn.

„Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven besitzt eine maßgebliche Bedeutung für die Energiesicherheit der gesamten Bundesrepublik. Angesichts der besonderen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dimension dieses Projekts hat die Polizei dem Schutz dieser Anlage von Anfang an eine hohe Priorität beigemessen. Der personelle und technische Aufwand war außergewöhnlich – hat sich aber ausgezahlt“, sagte Polizeipräsident Johann Kühme.

Polizei in Hooksiel
Auch von der Wasserseite aus sicherten Polizeikräfte das LNG-Terminal. Foto: Mühlena

Auch der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius zeigte sich erfreut über den Einsatzverlauf. Der Festakt zur offiziellen Inbetriebnahme des LNG-Terminals unter Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz findet an diesem Samstag statt. Diese Veranstalung werde ebenfalls von polizeilichen Schutzmaßnahmen begleitet. In diesem Zusammenhang weist die Polizei erneut auf die noch bis Samstagnachmittag bestehenden Einschränkungen im Straßen- und Luftverkehr hin.

Die Straßensperrungen gelten ab der Einmündung Am Tiefen Fahrwasser/Raffineriestraße in nördlicher Richtung (Richtung Hooksiel) sowie auf der Bäderstraße in Höhe der Schleuse Hooksiel in südliche Richtung (Richtung Wilhelmshaven). Im Bereich der Umschlaganlage Voslapper Groden und dem erweiterten Radius von etwa 2,5 Kilometern gilt weiterhin ein Flugbeschränkungsgebiet für Drohnen.

Olaf Scholz kommt – Polizeikräfte riegeln LNG-Terminal ab

Hooksiel (14. 12. 2022) – Das neue LNG-Terminal am Voslapper Groden gilt als „kritische Infrastruktur“. Und die muss gleich aus mehreren Gründen geschützt werden. Ab kommender Woche wird in Wilhelmshaven tiefgefrorenes Flüssigerdgas (LNG) per Tankschiffen angelandet, an Bord des Spezialschiffes „Höegh Esperanza“ regasifiziert und per Pipeline ins Erdgasnetz eingespeist werden. Damit will Deutschland einen Teil des bislang aus Russland importierten Erdgases ersetzen. Am kommenden Samstag. 17. Dezember, werden Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesumweltminister Robert Habeck, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sowie die Landesminister Christian Meyer (Umwelt) und Olaf Lies (Wirtschaft) erwartet, die mit der „Esperanza“ das bundesweit erste FSRU-Schiff begrüßen wollen. 

Schon die Politprominenz allein wäre ein Grund für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Spätestens seit den Anschlägen auf die Erdgaspipelines in der Ostsee sind aber auch Attacken auf das Terminal nicht auszuschließen. Hinzu kommen könnten Demonstrationen von Klimaaktivisten, die mit dem LNG-Import eine dauerhafte Festlegung auf fossile Energieträger befürchten – zulasten des Klimas.

Die Polizeidirektion Oldenburg, die die Gesamteinsatzleitung für die landespolizeilichen Maßnahmen rund um das Terminal an sich gezogen hat, hat bereits einen Sicherheitsbereich abgesteckt. Seit heute (bis Samstagnachmittag) ist die Bäderstraße von Hooksiel kommend in Richtung Wilhelmshaven ab der Schleuse am Außenhafen gesperrt. In Gegenrichtung erfolgt die Sperrung an der Abzweigung der Raffineriestraße von der Straße Am tiefen Fahrwasser.

Landseitig sollen Polizeikräfte den Raum- und Objektschutz der kritischen Infrastruktur gewährleisten oder „mögliche Versammlungslagen begleiten“. Boote der Wasserschutzpolizei-Inspektion werden das Einfahren der „Höegh Esperanza“, die bereits in Spanien LNG aufgenommen hat, in die 12-Seemeilenzone eskortieren. 

Einschränkungen gibt es auch für den Luftverkehr. Die Polizei weist insbesondere Besitzer von Drohnen darauf hin, dass bis Samstag Flugbeschränkungen für Drohnen erlassen worden sind. Diese beziehen sich auf die Umschlagsanlage Voslapper Groden („Jetty“) sowie einen Radius von etwa 2,5 Kilometer drumherum. „Das unberechtigte Einfliegen in den Flugbeschränkungsbereich stellt eine Straftat nach dem Luftverkehrsgesetz dar und wird entsprechend verfolgt“, warnt die Polizei. 

Jensen: Bedenken der Nachbarn gegen LNG-Terminal ernst nehmen

Hooksiel/Hannover (13.12.2012) – Die CDU-Abgeordnete Katharina Jensen (Wangerland) hat heute in ihrer ersten Rede vor dem Landtag in Hannover die rot-grüne Landesregierung dazu ermahnt, die Sorgen und Bedenken der Nachbarn des LNG-Terminals in Wilhelmshaven ernst zu nehmen. „Nehmen wir als Beispiel nur die Küstenfischer. Diese fangen seit mehr als 100 Jahren in der Jade Krabben und Muscheln. Was wird aus ihnen, wenn sich negative Auswirkungen bewahrheiten? Was ist die niedersächsische Nordseeküste ohne Küstenfischerei? Ohne Kutter?“ 

Die CDU-Politikerin verwies auf die Befürchtung, dass der Betrieb der Regasifizierungseinheit (FSRU), in der das bei Minus 162 Grad gefrorene Erdgas wieder gasförmig wird, umweltschädlich sein könnte. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hatte die Betriebsgenehmigung damit gerechtfertigt, dass die Betreiber alle Grenzwerte einhalten. Jensen: „Grüner Wasserstoff wäre die klimafreundliche Alternative zum LNG. Also stellt sich doch die Frage: Wann kann in Wilhelmshaven grüner Wasserstoff angelandet werden? Und ist das Terminal schon jetzt voll und ganz dazu im Stande?“ 

Darüber hinaus sprach die Abgeordnete Sicherheitsaspekte an. Die Gemeinde Wangerland habe fraktionsübergreifend Minister Olaf Lies (SPD) in persönlichen Gesprächen darum gebeten, ein Gefahrengutachten in Auftrag zu geben. „Bis jetzt liegt dem Rat nichts vor“, so Jensen. Es sei von von Beginn an die Forderung gewesen, dass die eingeleiteten Abwässer kontinuierlich überwacht werden und schon im Vorfeld des Betriebs offizielle Referenzproben gezogen werden.

Jensen unterstützte die Forderung der Gemeinde, dass die ortsansässigen Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten auf einen möglichen Katastrophenfall vorbereitet werden müssen. Die Wehren seien personell nicht ausreichend aufgestellt. Ebenso fehle es ihnen an der richtigen Ausrüstung und die Kostenübernahmen für Übungen und Schulungen seien nicht geregelt. „Es sind noch einige Fragen offen“, befand Jensen abschließend. 

Genehmigung fürs LNG-Terminal: Land sieht keine Gefahren fürs Wattenmeer durch Chlorbiozide

Wilhelmshaven/Hooksiel (12. 12. 2022) – Der Genehmigung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven steht nichts mehr im Wege. Wie der niedersächsische Energieminister Christian Meyer (Grüne) heute mitteilte, sollen die noch ausstehenden wasser- und emissionsrechtlichen Genehmigungen für die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) am Freitag übergeben werden. 

Das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg habe den Antrag des Unternehmens Uniper auf Genehmigung des LNG-Terminals nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Genehmigung für die Abwassereinleitungen nach Wasserhaushaltsgesetz geprüft. Ein Knackpunkt dabei war aus Sicht verschiedener Umweltverbände, aber auch der Tourismuswirtschaft in Hooksiel, die mögliche Belastung der Jade – und damit des Nationalparks Wattenmeer und des Hooksieler Badestrandes – mit Chemikalien.

LNG-Terminal Wilhelmshaven
Am erst vor wenigen Tagen fertiggestellten LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll ab Ende nächster Woche das erste Flüssigerdgas regasifiziert werden. Foto: NPorts

Zur Regasifizierung des Flüssigerdgases (LNG) an Bord der „Höegh Esperanza“ wird Meerwasser benötigt. Aufgrund der erheblichen biologischen Aktivität ist ein regelmäßiges „Antifouling“ nötig, damit Rohre sich nicht zusetzen. Geprüft worden seien daher auch mögliche Folgen der Einleitung von Chlor- und Bromderivaten auf die gewässerökologische Verträglichkeit sowie Alternativen dazu, beteuert Minister Meyer: „Es werden nicht nur alle geltenden Grenzwerte eingehalten, sondern zur Genehmigung gehört auch ein Minimierungs-Konzept für die Einleitung der Chlorbiozide. Denn wir befinden uns am Weltnaturerbe Wattenmeer. Zudem wird das gewässerökologische Monitoring intensiviert, um Verschlechterungen der Umweltsituation auszuschließen.“ Auch werde nach der Inbetriebnahme eine stetige gewässerökologische Beweissicherung durchgeführt und eine enge Überwachung der Einleitungen vorgenommen. Im Rahmen des auf Grundlage des LNG-Beschleunigungsgesetzes beschleunigten Verfahrens seien über 300 Einwendungen von Umweltverbänden und Bürgern geprüft worden.

Das erste deutsche LNG-Terminal soll am kommenden Samstag von Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck, Ministerpräsident Stephan Weil sowie Energieminister Christian Meyer und Wirtschaftsminister Olaf Lies eingeweiht werden. Am Donnerstag wird am LNG-Anleger die Ankunft der „Esperanza“ erwartet, die dann als FSRU dient.

„Die in Niedersachsen geplanten Flüssiggas-Terminals werden für eine Übergangszeit zur Versorgungssicherheit in Deutschland beitragen“, so Christian Meyer. „Dennoch brauchen wir eine beschleunigte Energiewende, denn die Klimakrise wartet nicht. Dafür müssen wir schnellst möglich raus aus den fossilen und hin zu erneuerbaren Energien. Je eher wir Wind und Sonne als Energieträger bei uns ausbauen, aber auch Grüne Gase importieren, desto weniger brauchen wir die fossilen Importe. Dazu wird Niedersachsen die Windenergieflächen verdoppeln und zusammen mit dem Bund auch bei Offshore den Turbo zünden, für eine klimaneutrale, günstige und sichere Energieversorgung.“

Die Genehmigungen für den Betrieb der FSRU liegen öffentlich aus. Ende nächster Woche soll die Umwandlung von Flüssigerdgas in gasförmiges Erdgas starten. Insgesamt sollen von der Anlage am Voslapper Groden aus jährlich etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Gasleitungsnetz eingespeist werden. Dies entspricht etwa zehn Prozent der 2021 von Russland gelieferten Erdgasmenge.

„Wichtige Grundlage für Transformation des Energiesystems, weg von fossilen Energien“

Energiminister Christian Meyer

Pünktlich ist am Montag dazu auch die 26 Kilometer lange Gasleitung von Wilhelmshaven zum Gasspeicher in Etzel (Gemeinde Friedeburg) fertig gestellt worden. Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) hatte den Bau der Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) in nur zwölf Wochen realisiert. Vom Speicher Etzel wird dann das Erdgas bedarfsgerecht ins deutsche Gastransportnetz eingespeist.

Nach Angaben von Minister Meyer kann die Leitung zukünftig auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. „Damit schaffen wir auch eine wichtige Grundlage für die Transformation des Energiesystems, weg von fossilen Energien. Denn die Leitung soll auch für den Transport von Grünem Wasserstoff genutzt werden. Die WAL ist insofern auch eine Initialzündung für eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft – in Wilhelmshaven als Energiedrehscheibe, in Niedersachsen und ganz Deutschland.“

Kommentar: Schaden für Tourismus in Hooksiel muss ausgeglichen werden

Von Gerd Abeldt

Die Sorge ist groß bei den Vermietern im Wangerland. Das wurde auf dem Leistungsträger-Stammtisch der Wangerland Touristik GmbH deutlich. Das schlechte Öko-Image des LNG-Terminals in Wilhelmshaven könnte Urlauber davon abhalten, in Hooksiel Urlaub zu machen. 

„Kann mein Kind nächsten Sommer in der Jade baden, ohne Schaden zu nehmen?“ fragt ein potenzieller Urlauber am Telefon. Eine definitive Antwort vermag noch niemand zu geben. Ja, der Import von Flüssigerdgas ist angesichts der Energiekrise für Deutschland unverzichtbar. Ja, die im Rahmen des offiziellen Genehmigungsverfahrens mit dem Projekt befassten Gutachter sehen in den Chlor-Einleitungen aus der Regasifizierungsschiff keine Gefahr für Flora und Fauna im Nationalpark Wattenmeer – und schon gar nicht für Schwimmer vor Hooksiel. Und ja, die Landesregierung hat regelmäßige Messungen versprochen, mit denen die Unbedenklichkeit bestätigten sollen.

Aber eine gewisse Unsicherheit bleibt. Und wer ein Unbehagen bei der Buchung seines Urlaubs spürt, der klickt sein Quartier eine Seite weiter – in Neuharlingersiel, Cuxhaven oder gleich in Büsum. Möglichst weit weg vom nächsten LNG-Terminal.

Da liegt die Frage auf der Hand, wie der durch die nationale Notwendigkeit zum LNG-Import ausgelöste lokale Schaden für Hooksiel kompensiert werden kann. Die Antworten dazu sind von offiziellen Seiten im Wangerland noch dünn. Es gebe gute Gespräche, möglicherweise werde die Feuerwehr vor Ort besser ausgerüstet

Reicht das? Nein. 

Direkte Schäden für die Tourismuswirtschaft sollten auch im Tourismus ausgeglichen werden. Ideen für entsprechende Förderprojekte müssen jetzt entwickelt, deren Umsetzung mit Nachdruck eingefordert werden. 

Ein Vorschlag: Das Land übernimmt die Komplettsanierung des Meerwasser-Hallenwellenbades in Hooksiel. Immerhin ist das Bad vor 40 Jahren schon als Kompensation für die Industrialisierung des Voslapper Grodens gebaut worden.

Die Sanierung des Bades hilft angesichts der immensen Energiekosten niemandem weiter? Die Wangerland Touristik kann sich den Betrieb ohnehin nicht mehr leisten? Okay. Dann sollten die an der Energiedrehscheibe Wilhelmshaven engagierten Unternehmen zusätzlich die Energiekosten übernehmen. Vielleicht lässt sich mittelfristig sogar ein „grünes“ Schwimmbad realisieren, mit Fernwärme geheizt und mit Wasserstoff angetrieben? 

Zu hoch gegriffen? Vielleicht. Wenn es bessere Ideen gibt, gern. Doch nur abzuwarten und zu hoffen, dass vielleicht ein Informationszentrum zur Energiewende das Image der LNG-Importe verbessern wird, ist zu wenig. 

Sie haben auch eine Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gern eine Email an die Adresse infos@hooksiel-life.de mit dem Betreff Leser-Meinung.

Land übergibt Anleger für Flüssigerdgas an Uniper

LNG -Anleger in Wilhelmshaven
Ist fertig: Der Anleger für Flüssigerdgas-Importe am Voslapper Groden. Foto: Dietmar Boekhaus

Wilhelmshaven/Hooksiel (15.11.2022) – Nach nur 194 Tagen ist am Voslapper Groden in Wilhelmshaven ein LNG-Anleger entstanden. An der bestehenden Umschlagsanlage in Sichtweite des Hooksieler Strandes ist eine Anlegeplattform sowie Fender- und Festmacherdalben für den Liegeplatz gebaut worden, der heute offiziell in Betrieb benommen wurden. Mitte Dezember soll hier das erste FSR, eine schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit, anlegen Der Standort Wilhelmshaven trage somit dazu bei, die Energieversorgung für Deutschland zu sichern, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD): „Ein großer Schritt für mehr Versorgungssicherheit – Niedersachsen hat geliefert“

Die Entscheidung, Wilhelmshaven als Drehscheibe für LNG-Importe zu wählen, sei richtig. Die bereits vorhandene Hafeninfrastruktur sowie die hervorragenden Rahmenbedingungen hätten dazu beigetragen, dass das Projekt zu einer Erfolgsgeschichte geworden sei. Möglich geworden sei dies vor allem durch die präzise Abstimmung und die hochprofessionelle Zusammenarbeit aller Projektpartner. Lies: „Mein Dank gilt allen beteiligten Planern, Gutachtern, Bauunternehmen, dem NLWKN und insbesondere der NPorts-Mannschaft.“

Auch Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) betonte den Beitrag, den der neue Anleger von NiedersachsenPorts zur Versorgungssicherheit leiste. „Gleichzeitig wollen wir mit dem Energiewende-Turbo und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und Speicher schnellstmöglich entsprechend unserer Klimaziele die Importe von fossilen Energien immer weiter verringern“, sagt Meyer. „Ziel ist es, schnellstmöglich auf klimaneutrale grüne Gase umzustellen und Wilhelmshaven zur Drehscheibe für Grünen Wasserstoff und den Import Erneuerbarer Energien aus der Nordsee zu machen“, so Meyer.

Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG hat als Auftraggeberin mit Unterstützung der JadeWeserPort Realisierungs GmbH, der Depenbrock Ingenieurwasserbau GmbH & Co. KG und Kurt Fredrich Spezialtiefbau GmbH gemeinsam an der schnellen Umsetzung gearbeitet. Holger Banik, Geschäftsführer von NPorts sowie der JWP Realisierungs GmbH & Co. KG danke vor Ort den beteiligten Teams. „Alle Beteiligten haben unter hohem Zeitdruck unermüdlich Tag für Tag dafür gesorgt, dass dieser Anleger pünktlich fertig wird.“

LNG-Anleger Übergabe mit Minister Lies und Meyer
Heute bei der offiziellen Übergabe des LNG-Terminals: Anleger.  Von links: Karl-Heinrich Depenbrock, Gesellschafter Geschäftsführer von Depenbrock Bau, Umweltminister Christian Meyer, Holger Banik (NPorts), Christian Janssen (Uniper), Wirtschaftsminister Olaf Lies sowie Folker Kielgast und Mathias Lüdicke (beide NPorts). Foto: Dietmar Bökhaus

Im Sinne einer Staffelstabübergabe übergab NPorts die Hafen-Infrastruktur an die Firma Uniper. Diese hat parallel begonnen, auf dem Hafenanleger eine Verbindung zwischen der FSRU und den Anlagen an Land herzustellen (Suprastruktur). Die weitere Anbindung an das 28 Kilometer entfernte Erdgasleitungsnetz und damit auch an den Erdgasspeicher Etzel wird derzeit von der Open Grid Europe GmbH (OGE) realisiert.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatte den vorzeitigen Baubeginn am 1. Mai 2022 bewilligt. Am 5. Mai ertönten die ersten Rammschläge. An der Baustelle waren seither stets 30 bis 40 Personen beschäftigt. Für das Fundament wurden NPorts 194 Pfähle in den Boden gerammt. Neun Beton-Halbfertigteile wurden vorgefertigt und per Ponto aus Emden zur Baustelle transportiert. Die einzelnen Teile wiegen zwischen 160 und 380 Tonnen. Die Plattform und die Zugangsstege des Anlegers wurden aus diesen Beton-Teilen gefertigt. Auch Stahl wurde bei den Zugangsstegen verbaut – insgesamt auf einer Länge von 350 Metern für 18 Laufstege. Zur Befestigung des FSRUs wurden abschließend Sliphaken auf den Vertäudalben befestigt, die auf ein Gewicht von 150 Tonnen ausgelegt sind. In der Summe wurden über 7000 Tonnen Stahl und über 3000 Quadratmeter Beton verbaut.