Landkreis wird 90 Jahre: Virtuelle Einblicke und viele Mitmach-Aktionen

Friesland/Wangerland (3. 10. 2023) – Der Landkreis Friesland feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen und lädt für Sonntag, 8. Oktober, von 11 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür in die Kreisverwaltung in Jever ein. In drei Gebäuden und auf drei Freiflächen gibt es zahlreiche Aktionen und Informationen: So kann man mit Virtual-Reality-Brillen durch das Verwaltungsgebäude am Schlosserplatz streifen, die Jugendberufsagentur im Jobcenter kennenlernen oder auch im Kreisamt einen Test zum ökologischen Fußabdruck absolvieren.

Die Fachbereiche der Kreisverwaltung, die Ehrenamtlichen aus dem Bereich Katastrophenschutz sowie Töchter und Partner des Landkreises stellen sich mit vielfältigen Angeboten und Informationen an über 30 Stationen vor. Auf Freiflächen gibt es viel zu bestaunen und zu entdecken: Einsatzfahrzeuge des Katastrophenschutzes stehen bereit, die Feuerwehr präsentiert die Drehleiter und der Rettungsdienst stellt seine Fahrzeuge vor. Nachmittags zeigen Rettungshundestaffeln ihr Können. Auch ein Entsorgungsfahrzeug und der Einsteiger-Bus können erkundet werden.

Weitere tolle Mitmach-Aktionen: Spiele für Kinder, Kinderschminken, Wasserbaustelle, Kistenklettern und Brülltest sowie Fotobox und IT-Bastelecke. Im Fahrradsimulator können virtuell die eigenen Reaktionsgeschwindigkeiten getestet werden.

Musikalische Unterhaltung bietet die Musikschule Friesland-Wittmund mit Jazz-Band, Blechbläsern und Querflöten-Ensemble. Im Büro des Landrates kann man an seinem Schreibtisch Platz nehmen und sich fotografieren lassen.

Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung bieten an: Bratwurst (auch vegan), Kaltgetränke, Kaffee, Tee, Kuchen, Popcorn und frisch zubereitete Gerichte aus einem interkulturellen Kochbuch. Der Verkauf von Essen und Getränken kommt den Hospizen in Jever und Varel sowie dem Kinderhospiz in Wilhelmshaven zugute. Weitere Informationen und Programmpunkten im Netz unter www.friesland.de/90jahre_tagderoffenentuer

Tourismus-Berater sicher: Nordsee-Urlauber schätzen digitalen Service

Oldenburg/Wangerland (30. 9. 2023) – Rückenwind für die Digitalisierungs-Strategie der Wangerland Touristik: Der „Nordsee-Tourismus-Report 2023“, den die Oldenburger Pathfinding AG jetzt vorgestellt hat, dokumentiert einen zunehmenden Wettbewerb zwischen den Nordsee-Destinationen in Deutschland, in den Niederlanden und in Dänemark.

„Die deutsche Nordseeregion darf sich nicht auf ihre Stammgäste verlassen“, lautet das Fazit von Holger Herweg, Vorstandsvorsitzender der Pathfinding AG. „Ein großes Potenzial sehen wir in der Digitalisierung. Die Gäste schätzen digitale Services bei der Buchung und vor Ort. Gleichzeitig sehen 17 Prozent der Gäste hier noch Verbesserungsbedarf. In den kommenden Jahren werden außerdem Themen wie die nachhaltige Mobilität und regionale Produkte eine stärkere Rolle bei der Auswahl des Urlaubsortes spielen. Hier kann die deutsche Nordseeregion punkten, wenn sie entsprechende Angebote macht.“

Repräsentative Befragung

Urlaub an der Nordsee sei weiterhin beliebt. Aber Dänemark und die Niederlande machen der deutschen Küstenregion Konkurrenz. Vor allem Dänemark zieht zahlungskräftige, jüngere Reisende an, so Nordsee-Tourismus-Reports 2023. Dafür habe das Marktforschungsunternehmen MiiOS im Auftrag der Pathfinding AG in diesem Jahr 7457 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Personen befragt. Davon hätten rund 36 Prozent (2677 Personen) angegeben, seit 2021 einen mindestens dreitägigen Urlaub an der deutschen Nordseeküste gemacht zu haben oder dies bis 2025 zu planen.

„Das bedeutet ein leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr – trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit. Damit hat die Region eine gute Ausgangsposition, um sich den neuen gesellschaftlichen Trends entsprechend zu positionieren“, sagt Herweg von der Pathfinding AG, die Destinationen sowie touristische Einrichtungen bei ihrer strategischen Ausrichtung berät.

Dänemark zieht jüngeres Publikum an

Deutlich mehr Menschen als 2022 hätten angegeben, dass sie in den letzten Jahren einen Urlaub an der dänischen oder niederländischen Nordseeküste verbracht haben oder dies bis 2025 planen. Dabei liegt der Altersdurchschnitt der Gäste in den Niederlanden bei 45 Jahren. Die Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen ist ähnlich wie bei den Gästen der deutschen Nordsee-Region, ebenso wie die Anzahl der Kinder im Haushalt.

Anders stellt sich die Gruppe derjenigen dar, die an der dänischen Nordsee Urlaub machen: Hier liegt der Altersdurchschnitt mit 43 Jahren fünf Jahre deutlich unter dem der Nordsee-Gäste in Deutschland. Knapp die Hälfte (45 Prozent) hat ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4000 Euro. Nur in 62 Prozent der befragten Haushalte leben keine Kinder.

In den Augen der Reisenden steht die dänische Nordsee stärker als die deutsche Küste für Naturverbundenheit, Naturerlebnisse und Erholung. Auch im Hinblick auf die Familienfreundlichkeit hat Dänemark die Nase vorn. Im Vergleich mit dem nördlichen Nachbarn kann Deutschland am ehesten beim Preis-Leistungs-Verhältnis und der Kundenorientierung mithalten. Urlaub an der niederländischen Nordsee verbinden die Menschen vor allem mit Familienfreundlichkeit und Naturerlebnissen.

Endometriose: Anne Janssen fordert besseres Versorgungsnetz für Frauen

Anne Janssen
MdB Anne Janssen sprach am Freitag mit Vertretern der „Endometriose Vereinigung“, die vor dem Paul-Löbe-Haus in Berlin ihrer Enttäuschung Luft machten. Foto: Büro Janssen

Friesland/Wangerland (30. 9. 2023) – Die für den Wahlkreis Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund zuständige Bundestagsabgeordnete Anne Janssen (CDU) fordert ein besseres Versorgungsnetz für Frauen, die an „Endometriose“ erkrankt sind. Die Wittmunderin zeigte sich enttäuscht, dass die Ampel-Regierung einen entsprechenden Antrag der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt hat. Ziel sei es, die chronische und nicht heilbare Krankheit, an der rund zwei Millionen Frauen leiden, besser verstehen, behandeln, erforschen und begleiten zu können.

„Für die Patientinnen, die oft eine jahrelange Leidensgeschichte voller Schmerzen, Hilflosigkeit und Abweisung hinter sich haben, ist das ein trauriges Signal“, sagt Anne Janssen, die mit einer Rede im Bundestag für den Antrag geworben hatte. „Aufgrund von Unwissenheit beträgt allein die Dauer bis zur Diagnose noch immer im Schnitt bis zu zehn Jahre, zudem fehlt es dann an einem passgenauen Netz der medizinischen Versorgung.“ Ohne niedrigschwelligen Zugang zu einer medizinischen Versorgung werde häufig operiert, ohne die nachfolgende Behandlung mitzudenken.

Die CDU/CSU-Fraktion hatte den Ausbau und die Stärkung von Endometriose-Zentren, eine bessere Vergütung für die Beratung, mehr Forschung und Wissensvermittlung in der ärztlichen Ausbildung sowie eine bessere Aufklärung über Symptome und Auswirkungen in der Bevölkerung gefordert.

„Auch ohne politische Mehrheit konnten wir aber bereits Verbesserungen für die Betroffenen ins Rollen bringen“, so Anne Janssen. So habe man sich in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) und der „Endometriose-Vereinigung“ darauf verständigt, die Krankheit in die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) aufzunehmen. Dies würde bedeuten: eine bessere Verzahnung von Ärztinnen und Ärzten in der ambulanten und stationären Versorgung sowie die Verbesserung einer individuellen Versorgung. 

Zahl der Flüchtlinge im „Dorf Wangerland“ ist stark angestiegen

Wangerland/Hohenkirchen (28. 9. 2023) – Die Zahl der im „Dorf Wangerland“ untergebrachten Flüchtlinge ist in den vergangenen Wochen erheblich gestiegen. Wie Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) vor dem Rat sagte, seien in dem einstigen Hotel aktuell 400 GefIüchtete untergebracht. 

Auf dem Gelände der ehemaligen „Wangerland-Kaserne“ betreibt das Land Niedersachsen seit Mai eine Außenstelle der Landesaufnahmebehörde. Hier werden Menschen einquartiert, die nach Niedersachsen geflüchtet sind, deren Asylverfahren noch nicht angelaufen ist und denen noch kein vorläufiger Wohnort in einer Kommune zugewiesen wurde. 

Zunächst waren in Hohenkirchen vor allem Familien begrüßt worden. Inzwischen gehören aber auch alleinreisende Männer zu den Bewohnern des Flüchtlingsheims. „Die Flüchtlinge sind jetzt stärker im Dorf wahrnehmbar“, sagte Szlezak. Das führe hier und dort zu Unbehagen. Aber bislang seien keinerlei strafrechtliche Handlungen bekannt geworden – weder von Seiten der Flüchtlinge, noch gegen die Einrichtung. 

Flüchtlingsheim
Soll im Frühjahr 2025 wieder als Hotel genutzt werden: Das Flüchtlingsheim im Dorf Wangerland.

Szlezak bedankte sich ausdrücklich für die Gastfreundschaft der Hohenkirchener. Man stehe unverändert in einem engen Austausch mit den Betreibern der Einrichtung, der Polizei, den Sicherheitskräften sowie mit Vereinen und anderen Helfern aus dem Ort.

Vertreter der Landesaufnahmebehörde hatten Anfang des Jahres gesagt, dass die Einrichtung bis zu 400 Personen aufnehmen soll. Maximal könnten in dem einstigen Hotel bis zu 500 Personen untergebracht werden. Szlezak versicherte vor dem Rat, dass er gegenüber dem Land darauf pochen werde, dass die Verträge eingehalten werden. Danach soll das „Dorf Wangerland“ nur bis zum Frühjahr 2025 als Flüchtlingsunterkunft und danach wieder als Hotelanlage genutzt werden.

In der nächste Woche werde das Land die neuen Zahlen für die dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen in den niedersächsischen Kommunen bekannt geben. Das Wangerland werde davon nicht betroffen sein, so Szlezak, da die Bewohner der Erstaufnahme-Einrichtung bei der Quote berücksichtigt werden. 

Mietspiegel, Biogas, Hundesteuer: Was noch alles im Rat entschieden wurde

Wangerland/Hooksiel (28. 9. 2023) – Bei den Arbeiten zur Verlegung von Glasfaserkabeln sind im Wangerland offenbar Stromkabel beschädigt worden. Eine Folge: Die Straßenbeleuchtung funktioniert an einer Reihe von Stellen nicht mehr. Bürgermeister Mario Szlezak bittet um Verständnis dafür, dass die Reparatur eine gewisse Zeit dauern kann, zumal man zunächst die Schadensstellen finden müsse. Die Kosten für die Reparatur müssten aber zumindest nicht von der Gemeinde gezahlt werden.

Der Rat hat die Gemeindeverwaltung beauftragt, das Einzelhandels-Entwicklungskonzept für die Gemeinde Wangerland fortzuschreiben. Ein Thema dabei: Die Erweiterung des Edeka-Marktes in Hooksiel und der geplante Neubau eines Nettomarktes. Das Thema soll im Oktober im Gemeindeentwicklungsausschuss des Rates behandelt werden.

Der Vertragsentwurf für den Verkauf der Rundinsel im Wangermeer war – anders als vom Bürgermeister im Vorfeld erhofft – diese Woche kein Thema im Gemeinderat. Wie berichtet steht die Gemeinde in Verhandlungen mit einer Investorengruppe aus Esens. Ein erster Verkaufsanlauf war gescheitert, weil ein Investor sein Angebot zurückgezogen hatte. Der Rat beschloss vorsorglich einen Nachtragshaushalt für seinen Eigenbetrieb Wangermeer. Man müsse auch handlungsfähig bleiben, so Betriebsleiter Torsten Meuer, wenn der Verkauf in diesem Jahr nicht mehr klappen sollte. 

Als runde Sache wertete Mario Szlezak den „Ehrenamtstag“, zu dem die Gemeinde 200 verdiente Bürger in den Kursaal nach Horumersiel eingeladen hatte. Der Bürgermeister bedankte sich bei allen Sponsoren und Helfern. Die Veranstaltung soll künftig einmal jährlich stattfinden. Der Rat spendete dafür seine Sitzungsgelder für die aktuelle Ratssitzung.

Das Wangerland unterstützt die Absicht des Landkreises Friesland, einen „qualifizierten Mietspiegel“ über die kreisangehörigen Kommunen zu erstellen. Vermieter sind dabei zur Auskunft über die Miethöhe verpflichtet. Nur die Gruppe CDU/Grüne/FDP stimmte gegen das Vorhaben.

Der Gemeinderat will gewerblichen Investoren den Bau von Biogasanlagen im Wangerland ermöglichen. Grundsätzlich sei diese Form der Energiegewinnung zukunftsweisend. Es soll aber auch künftig über jedes einzelne Projekt separat beraten und entschieden werden.

Der in die Jahre gekommene Bebauungsplan für das Inselviertel in Schillig wird überarbeitet. Der Rat verhängte dafür zunächst eine Veränderungssperre. Wann der neue Plan fertig ist, ist ungewiss. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass auch nach einer Neueinstellung nur zwei von drei Stellen in der Bauleitplanung der Kommune besetzt sind und die Abteilungsleitung im Bauamt immer noch vakant ist.

Mit Blick auf die angespannte Haushaltlage der Gemeinde hat der Rat einen Antrag der Jägerschaft Friesland-Wilhelmshaven einvernehmlich abgelehnt. Die Jäger hatten eine Befreiung von geprüften Jagdhunden von der Hundesteuer angeregt.

Die Tourismusbeitrags-Satzung der Gemeinde Wangerland wurde angepasst. Die Gesamtsumme des Beitrages, mit dem sich Gewerbetreibende, die vom Tourismus profitieren, an den Marketingkosten beteiligen müssen, bleibt unverändert bei 350 000 Euro.

Die Gemeinde Wangerland will künftig bei eigenen Veranstaltungen verstärkt auf Abfallvermeidung achten. Unter anderem soll kein Einmalgeschirr mehr verwendet werden.

Kommentar: Das Wangerland braucht Klarheit über seine Tourismus-Strategie

Von Gerd Abeldt

Die Erhöhung des Gästebeitrages um fast 27 Prozent könnte der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt. „27 Prozent, wie soll ich das meinem Gast erklären?“, fragen sich die Vermieter im Wangerland. 

3,80 Euro statt 3 Euro. Ja, Mehrkosten von unter sechs Euro pro Person und Woche sind sicherlich nicht der Faktor, der bei der Wahl eines Urlaubsortes ausschlaggebend ist. Aber der Gästebeitrag ist nur ein Mosaikstein im Gesamtbild: Anreise, Unterkünfte, Essen und Getränke in der Gastronomie – alles ist erheblich teurer geworden. Hinzu kommen die neuen Parkgebühren in Hooksiel. Und das in einer wirtschaftlichen Gesamtlage, in der der typische Wangerland-Gast vermutlich eher darauf achtet, sein Geld zusammenzuhalten.

Gemeinsam den Kurs abstecken

Raue See also für die Tourismus-Wirtschaft. Um so wichtiger wäre es, wenn die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH und die privaten Leitungsträger enger zusammenrücken würden, um den richtigen Kurs abzustecken. Hinzu kommt, dass die Zahl der zumeist älteren Stammgäste in Hooksiel und Horumersiel tendenziell rückläufig ist auch einige Hotels, wie etwa das Hotel Upstalsboom in Schillig oder das „Dorf Wangerland“ in Hohenkirchen, aktuell nicht am Markt sind.

Mit pauschaler Kritik von Leistungsträgern an (zu) hohen und steigenden Kosten bei der WTG ist es nicht getan. Natürlich kann man über den Umfang der Digitalisierung – vom Strandkorb-Verleih übers Parken und die Besucherzahl-Erfassung bis zur Gästekarte – streiten. Auch ist es legitim, die Kosten für Nachhaltigkeits-Konzepte zu hinterfragen. 

Aber bitte schön: Genau das muss dann auch passieren. Die WTG, Vermieter, Gastronomen und Veranstalter gehören an einen Tisch. Die WTG hat als Gemeindetochter ihre Strategie transparent darzulegen – und die Leistungsträger, auch das gehört zur Wahrheit, müssen sich auf diesen Dialog einlassen, ohne nur auf ihren unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil zu schielen. 

Erheblicher Investitionsbedarf

Jedem, der sich nur ansatzweise mit der Tourismus beschäftigt, dürfte klar sein, dass es im Wangerland erheblichen Investitionsbedarf gibt. Auch im öffentlichen Bereich. Beispiel: Campingplätze. Ein millionenschwerer Masterplan zur Modernisierung der Plätze liegt seit Jahren vor. Beispiel: Meerwasser-Hallenbad Hooksiel. Das Bad ist wieder offen. Aber wie lange noch? Gutachter haben weitern Sanierungsbedarf in Millionenhöhe ausgemacht. Beispiel: Radwege. Warum werden der Radwege zwischen Ort und Strand in Hooksiel nicht so ausgebaut, dass Gäste ihre Autos am Quartier stehen lassen können. Beispiel: Thalasso-Zentrum. Der Gesundheitstempel in Horumersiel soll zum Jahresende öffnen. Ob er wirtschaftlich betrieben werden kann, daran gibt es erhebliche Zweifel.

Um so mehr müssen WTG und Gemeinderat als Gesellschafter der GmbH auf der einen Seite und Leistungsträger und Bürger/Steuerzahler miteinander sprechen, wohin der touristische Weg führen soll. Wo sollen bei rückläufigen Gästezahlen die Investitionen in neue Attraktionen finanziert werden? Wo gibt es Chancen, neue Zielgruppen für das Wangerland zu gewinnen? Wo liegt die Grenze zwischen der Weiterentwicklung von Unterkünften, etwa durch Hotels, und dem Gespenst „Massentourismus“, der die Lebensqualität der Einheimischen einschränken könnte. 

Vertrauen ist wichtigstes Gut

Klar ist: Der Fremdenverkehr ist der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde Wangerland. Klar ist auch, dass die WTG als Tochter der Gemeinde in erster Linie Dienstleister der privaten Tourismuswirtschaft ist. Mit eigenen Mitteln allein wird sie es niemals schaffen, die nötigen Investitionen in die touristische Zukunft des Wangerland zu stemmen – unabhängig wie weit der Gästebeitrag noch erhöht wird. 

Grundlage für Investitionen von Privaten aus der Gemeinde oder von außerhalb ist aber immer Vertrauen – auch deshalb führt an offenen Gesprächen über die Tourismus-Strategie im Wangerland kein Weg vorbei. Dafür wird es jetzt höchste Zeit. Bevor der nächste Tropfen ins Fass fällt. 

Sie haben auch eine Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gern eine Email an die Adresse infos@hooksiel-life.de mit dem Betreff „Leser-Meinung„.

Rat will Gebühr nicht auswürfeln: Gästebeitrag um über 26 Prozent erhöht

Wangerland/Hooksiel (27. 9. 2023) – Der Rat der Gemeinde Wangerland hat am Dienstagabend mit großer Mehrheit rotzt der Kritik von touristischen Leistungsträgern der Erhöhung des Gästebeitrages um über 26 Prozent zugestimmt. Ab 2024 muss danach ein Erwachsener pro Übernachtung in der Hauptsaison eine Abgabe von 3,80 Euro (statt 3 Euro) zahlen. Mit dem Gästebeitrag werden 27 Prozent der Kosten für touristische Einrichtungen und Veranstaltungen abgedeckt.

Der Hooksieler Seebadeverein und der Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe sowie die Dorfgemeinschaft Horumersiel hatten im Vorfeld die Erhöhung von nahezu 27 Prozent als für die Gäste „nicht vermittelbar“ kritisiert. Ihre Argumente griffen in der vom Ratsvorsitzenden Wolfram Sandmeier (SPD) geleiteten Debatte Dieter Schäfermeier und Wieland Rosenboom (beide Pro Wangerland) auf, die sich für eine moderate Erhöhung von 10 oder 15 Prozent oder alternativ für eine über mehrer Jahre gestaffelte Anpassung aussprachen. 

Strand Hooskeil
Der Urlaub im Wangerland wird teurer. Der Rat der Gemeinde segnete eine Erhöhung des Gästebeitrages ab 2024 ab. Foto: hol

Überschüsse der Vergangenheit ein Sondereffekt

Horst David (Freie Bürger) plädierte für eine Senkung des Gästebeitrages, da in den vergangenen beiden Jahren eine Überzahlung von 1,5 Millionen Euro stattgefunden habe. „Da wäre ein Gästebeitrag von 2,30 Euro für die Wangerland Touristik kostendeckend gewesen.“ WTG-Finanzchef Ralf Ewen sprach von Sondereffekten in den Corona-Jahren, die man nicht auf die in die Zukunft gerichtet Kalkulation anwenden könne.

SPD-Fraktionschef Holger Ulfers und Alice Brandenburg-Bienek, Sprecherin der CDU/Grüne/FDP-Gruppe (GFW) im Rat, betonten, dass die Ermittlung des angemessenen Gästebeitrages für die kommenden drei Jahre ein hochkomplexer Prozess sei. Die Gemeinde habe die Berechnung an die unabhängige Kommuna Treuhand abgegeben. „Wir können die Höhe des Gästebeitrages auch auswürfeln“, sagte Ulfers. „Aber die vorliegende Berechnung beruht auf Fakten.“ Sollte der Rat einen niedrigeren Gästebeitrag beschließen, käme das einer Subventionierung für den Tourismus aus Steuermitteln gleich. Ulfers bezweifelt, ob die Gemeinde dann noch Aussichten auf Zuschüsse etwa vom Land für andere Projekte habe.

„Ziel muss ein Miteinander sein“

Die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH müsse kostendeckend arbeiten, sagte Alice Brandenburg-Bienek. Dafür sei sie angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen auf die Erhöhung des Gästebeitrages angewiesen. Die CDU-Politikerin appellierte an die WTG und die touristischen Leistungsträger, sich nicht erst wenige Tage vor der Ratsentscheidung über die Notwendigkeiten auszutauschen. „Ziel muss ein Miteinander und kein Gegeneinander sein.“

„Wir müssen an einem Strang ziehen“, forderte auch Reiner Tammen (Grüne), „Und wir müssen mehr miteinander reden!“ Die WTG habe eine Fülle von Aufgaben, betreue unter anderem über 270.000 Gäste, 50 Gebäude, Straßen, Wege und Plätze, 4,5 Kilometer Strand, 600.000 Quadratmeter Rasen und, und , und. Der Strandeintritt sei verboten worden und Parkgebühren kämen auch nicht gut an. „Woher soll das nötige Geld kommen?“

Tammen: Kritik widersprüchlich

„Die WTG-Mitarbeiter machen einen guten Job“, ist Tammen überzeugt. Die Kritik an der Erhöhung des Gästebeitrags hingegen sei in vielen Punkten widersprüchlich. Mehr Attraktivitäten schaffen ohne zusätzliches Geld? Personal abbauen und gleichzeitig mehr Aufgaben übernehmen? Auch der Vorwurf, bei der WTG herrsche „Digitalisierungs-Wahn“ greife nicht, so Tammen „Das ist heute völlig normal.“

Arthur Wichmann, Kämmerer der Gemeindeverwaltung, wies darauf hin, dass eine Erhöhung des Gästebeitrages von über 26 Prozent sich zwar dramatisch anhöre. In absoluten Zahlen mache die Mehrbelastung bei einem Zehn-Tages-Aufenthalt einer vierköpfigen Familien aber nur rund 24 Euro aus. Er sei überzeugt davon, dass von solch einer Summe niemand die Wahl seines Urlaubsortes abhängig mache.

Doppelbelastung in Hooksiel

Anja Dittmer, Vermieterin in Hooksiel, hielt dem in der Einwohner-Fragestunde entgegen, dass die Mehrbelastungen für Urlauber in Hooksiel deutlich höher sei. Zu dem 20-Euro-Plus beim Gästebeitrag kämen noch rund 50 Euro Parkgebühren hinzu, da das Parken am Strand auch für Inhaber der Gästekarte zahlungspflichtig sei. Hooksiel könne man in diesem Punkt nicht mit Schillig oder Horumersiel vergleichen, da die Gäste, zumal Familien, in Hooksiel für den Besuch des Strandes auf ein Auto angewiesen seien. 

Eine Senkung der Parkgebühren ist nach Einschätzung von WTG-Geschäftsführer Armin Kanning aber auch kein Weg, um die Gäste zu entlasten. „Wenn die Parkgebühren wegfallen, müssten wir den Gästebeitrag noch weiter erhöhen.“ Die Erhöhung des Gästebeitrages wurde mit den Stimmen von SPD und der Gruppe GfW beschlossen.

Polizei warnt vor Trickbetrügern

Hooksiel (26. 9. 2023) – Die Polizei warnt vor Trickbetrügern, die sich an der Haustür als Mitarbeiter von Versorgungsbetrieben ausgeben und sich so Zugang zu Wohnungen verschaffen wollen. Anlass für die Warnung ist laut der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland ein Fall vom vergangenen Donnerstag aus der Siebethsburger Straße in Wilhelmshaven. 

Es klingelt gegen 13 Uhr an der Tür. Eine 87-jährige Frau, die ihren Pflegedienst erwartet, öffnet. Aber vor ihr steht ein kräftiger, dicklicher Mann mit kurzen Haaren der vorgibt, den Wasserdruck überprüfen zu müssen. Die Frau will den mit einer schwarzen Corona-Maske getarnten Mann nicht hereinlassen. Doch der mutmaßliche Dieb wird aufdringlich, drängt sich in die Wohnung und geht ins Badezimmer, wo er an der Dusche das Wasser aufdreht. 

In der Zwischenzeit betritt zunächst unbemerkt ein zweiter Mann die Wohnung. Er soll eine normale Statur, kurze Haare und dunklere Haut als sein Komplize haben. Er sei ebenfalls maskiert gewesen. Offenbar habe der zweite Mann nach Diebesgut gesucht, sei aber nach ersten Erkenntnissen nicht fündig geworden, weil er vom Pflegedienst überrascht wurde, teilt die Polizei mit. Beide Täter flüchteten.

Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe. „Falls jemand verdächtige Beobachtungen gemacht hat oder Informationen zu den beschriebenen Personen hat, möge er sich unter der Telefonnummer 04421/942-0 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.“ Bürger, die in eine ähnliche Situationen geraten, sollten äußerste Vorsicht walten lassen und im Zweifelsfall die Polizei kontaktieren, um ihren Verdacht zu melden, rät die Polizei.

Erfolg für Initiative aus Friesland: Früherkennung für Frauen bis 75

Siemtje Möller
Gut gelaunt: Die Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller (Mitte) und Martina Stamm-Fibich, Patientenbeauftragte in der SPD, mit dem „Mammo75-Team“ aus Friesland nach der Entscheidung im Bundesausschuss für die Ausweitung der Brustkrebs-Früherkennung. Foto: privat

Friesland/Hooksiel (22. 9. 2023) – Als „großen Erfolg für die Frauengesundheit“ hat die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen und Kassenärzte gewertet, die Altersgrenze für die Brustkrebsvorsorge auszuweiten. Danach kann das Mammographie-Screenung-Programm für Frauen bis zum 75. Lebensjahr nach Überzeugung der SPD-Politikerin ab Mitte 2024 an den Start gehen. 

Bislang gibt es die kostenlose Früherkennungs-Untersuchungen nur für Frauen bis 69. Zuletzt waren noch Finanzierungsfragen zu klären. Brustkrebs ist bei Frauen die mit Abstand häufigste Krebsart. Die Untersuchungen werden im Rahmen des Programms von den Krankenkassen bezahlt.

Zahlreiche Frauen aus dem Landkreis Friesland haben sich über Jahre für die Ausweitung des Programms eingesetzt. Sie gehörten zu den Initiatoren der Forderung nach einer Ausweitung der Früherkennung. „Schon 2019, als ich gemeinsam mit meiner Kollegin Martina Stamm-Fibich am Rande einer Veranstaltung zu Frauengesundheit in Jever von den Kreislandfrauen Friesland/Wilhelmshaven angesprochen wurde, war ich begeistert von ihrem Engagement und ihrem Willen, dieses wichtige Anliegen voranzubringen“, erinnert sich Siemtje Möller, direkt gewählte Abgeordnete für den Wahlkreis Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund. 

Erfolgreiche Petition der Landfrauen Friesland-Wilhelmshaven

„Die 2020 initiierte Petition habe ich als damaliges Mitglied im Petitionsausschuss engmaschig begleitet. Im vergangenen Jahr hat die Petition dann das höchste Votum des Ausschusses erhalten, wobei sich einmal mehr zeigte, wie sehr unsere Landfrauen mit ihrem Anliegen überzeugen konnten.“ 

Sie habe sich in Berlin zusammen mit einer Abordnung friesischer Landfrauen mit Anke Eden-Jürgens an der Spitze sehr über die Entscheidung des Bundesausschusses gefreut, teilte Siemtje Möller mit. „Frauengesundheit wird nach wie vor nicht ausreichend Gewicht beigemessen“, ist die Varelerin überzeugt.

Dass künftig der Fokus auf die Gesundheit und die besonderen medizinischen Bedarfe von mehr als der Hälfte der Bevölkerung gelegt werde, sei der begeisternden Initiative und dem mitreißenden Engagement der Landfrauen aus Friesland und Wilhelmshaven sowie dem großen Unterstützerkreis aus der geamten Region zu verdanken, so Siemtje Möller. „Hartnäckigkeit, unermüdlicher Enthusiasmus für die Sache und die kreative Tatkraft haben jede Hürde überwunden – das ist ein richtig guter Tag für uns Frauen!“


Neue App hilft Naturkiekern beim Bestimmen von Pflanzen und Tieren

Naturkieker
Die Projektpartner des Projektes „Naturkieker“: (von links) Stellvertretender Landrat Fred Gburreck, Andreas Folkers (Projekt “Schlosspark Jever), Dr. Antje Sander (Schlossmuseum Jever), Franziska Spille-Scholl (Barthel-Stiftung), Annette Groth (Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems), Projektleiterin Petra Walentowitz, Peter Südbeck, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Dr. Michael Brandt und Dr. Uwe Meiners (beide Oldenburgische Landschaft). Foto: Naturkieker 

Friesland/Hooksiel (20. 9. 2023) – Die Natur zu beobachten, ist das eine. Antworten auf Fragen zu bekommen, die sich dabei stellen, das andere. Helfen kann dabei eine neue Software des Projektes „Naturkieker“ der Oldenburgischen Landschaft, die die Projektpartner jetzt vorgestellt haben.

„Wann kamen die Schwalben in diesem Jahr?“, „Wie hieß der Käfer, den wir vor kurzem beobachtet haben?“, „Wo blühte noch die Kuckuckslicht-Nelke, die wir kürzlich gesehen haben?“ – Die Idee von Naturkieker-Portal und -App ist es, Natur-Interessierte im Landkreis Friesland dazu einzuladen, Beobachtungen in der Natur zu dokumentieren. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Pflanze, einen Vogel, eine Kellerassel, einen Schmetterling, eine Muschel, ein Seepferdchen oder eine weitere Tierart handelt. 

Unabhängig vom Wissensstand können die App-Nutzer ihre Beobachtungen schnell und unkompliziert eingeben, wahlweise mit oder ohne Fotos andere ergänzende Infos. Ausführlichere Informationen können für Experten von Bedeutung sein. Bei Unklarheiten oder Bestimmungsfragen gibt die App Hinweise auf Bestimmungsapps, die dabei unterstützen, den Namen der Pflanze oder des Tieres herauszufinden. Die eingegebenen Beobachtungen sind anschließend im Naturkieker-Portal abrufbar. 

„Portal und App stehen allen Bürgern im Landkreis Friesland zur Verfügung. Es ist geplant, die Software sukzessive auf den weiteren Raum der Oldenburgischen Landschaft auszudehnen“, erläutert Prof. Dr. Uwe Meiners vom Projektträger Oldenburgische Landschaft. Die Entwicklung der Software dauerte zwei Jahre und erfolgte in Zusammenarbeit mit der IT-Firma IP- Syscon, Hannover, finanziert hat sie die Barthel-Stiftung, Varel. 

„Die eingegebenen Daten der ,Naturkieker‘ werden nicht veröffentlicht und sind nur für den einzelnen Beobachter einsehbar. Die gesamte Datensammlung steht dem Projekt jedoch anonymisiert zur Verfügung“, sagt Petra Walentowitz, Initiatorin und Leiterin des Projektes. So könnten gezielt Projekte und Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität angeregt, umgesetzt und dokumentiert werden. 

Das Ziel des Projektes „Naturkieker“ ist es, gemeinsam in einem Verbund von Netzwerkpartnern und Naturfreunden die heimischen Pflanzen- und Tierarten zu beobachten, kennenzulernen, zu erhalten und zu fördern. „Der Naturkieker passt deshalb wunderbar zu den Aktivitäten im Rahmen der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer. Er ist ein ideales Instrument, um breite Kreise der Bevölkerung für den Erhalt unserer Artenvielfalt zu sensibilisieren“, fasst Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmer, zusammen. 

Die App ist in den App-Stores kostenfrei downloadbar. Weitere Informationen zur Software auf der Naturkieker-Homepage unter www.naturkieker.de