Zahnarzt-Institution übergibt Praxis ohne Abschiedsschmerz

Dr. Henry de Buhr und Dr. Andrea Gebauer
Dr. Andrea Gebauer übernimmt zum 1. April die Zahnarztpraxis von Dr. Henry de Buhr. Foto: hol

Hooksiel (23. 3. 2023) – Hooksiel behält eine Zahnarztpraxis. Dr. Henry de Buhr wird zwar Ende März in Ruhestand gehen, hat aber – und das ist die gute Nachricht – mit Dr. Andrea Gebauer eine Nachfolgerin gefunden, die die Praxis im Ärztehaus an der Ecke Nee Straat/Friesenstraße übernimmt.

Der Übergang erfolgt zum 1. April. Aber schon in den vergangenen Wochen sind alle Formalitäten so weit erledigt worden, dass der Betrieb nahtlos fortgesetzt werden kann. So übernimmt Andrea Gebauer vier Mitarbeiterinnen aus dem Praxisteam. Auch die Arbeits-Schwerpunkte bleiben unverändert. „Ich mache alles, was in einer Zahnarztpraxis anfällt – aber keine Kieferchirurgie“, sagt Andrea Gebauer. 

Sie freue sich vor allem auch auf Familien und Kinder in ihren Sprechstunden, sagte die Medizinerin im Gespräch mit „Hooksiel-life“. Zuletzt hat die in Schortens lebende Medizinerin nach ihrem Studium in Berlin und einer Station in Calw von 2010 bis 2019 im Bundeswehr-Krankenhaus in Westerstede praktiziert – und dort entsprechend viele Erwachsene behandelt.

Henry de Buhr (63) war eine Institution in Hooksiel. Der gebürtige Ostfriese aus Abens (Wittmund-Burhafe) kam 1986 – nach seinem Grundwehrdienst und einem Jahr als Assistenzarzt – nach Hooksiel. Er eröffnete seine erste Praxis am Südring. 2011 erfolgte der Umzug ins Ärztehaus.

Zahngesundheit bei Kindern stark verbessert

Was hat den Alltag in der Zahnarztpraxis in 37 Jahren am nachhaltigsten verändert? „Die Digitalisierung“, sagt de Buhr. Die Röntgentechnik habe gewaltige Fortschritte gemacht. Aber auch die Verwaltung sei deutlich leichter geworden. „Früher musste eine Mitarbeiterin am Quartalsende jeden Krankenschein händisch abrechne. Und das bei uns hier – mit Patienten aus ganz Deutschland und entsprechend vielen Krankenkassen. Wenn da ein Windstoß die gerade sortierten Krankenscheine durcheinander gewirbelt hat, hat es auch schon mal Tränen gegeben.“

Auch im Bereich der Zahngesundheit habe es in den vergangenen Jahrzehnten durchaus Veränderungen zum Besseren gegeben, sagten Andrea Gebauer und Henry de Buhr. „Heute gibt es kaum noch Kinder mit ganz schlechten Zähnen. Die Zahnpflege hat einen höheren Stellenwert.“ 

„Ich hätte auch noch zwei Jahre weitergemacht“, verrät Henry de Buhr. Aber jetzt freue er sich, auch für Hooksiel, dass sich so schnell mit Andrea Gebauer eine optimale Nachfolgerin gefunden habe. Auch weil sich Übergaben von medizinischen Praxen im ländlichen Raum häufig schwierig gestalten. „Aber ich bleibe Hooksiel treu. Bis zum Schluss“, verspricht der Mediziner mit Blick auf seinen nahenden Ruhestand. „Meine Gruft in Pakens ist schon angelegt.“ 

Bald Bahnanschluss für den Fähranleger nach Wangerooge?

Wangerland/Jever (23. 3. 2023) . Die Reaktivierung weiterer stillgelegter Bahnstrecken in Niedersachen ist in greifbare Nähe gerückt. Ein entsprechender Antrag von SPD und Grünen wurde jetzt auch mit den Stimmen der CDU im Landtag beschlossen. Darüber freut sich Sina Beckmann (Jever), Landtagsabgeordnete der Grünen: „Aus allen Teilen Niedersachsens kommt Zustimmung. Das beweist, wie sehr sich viele Menschen im Land ein gut ausgebautes Schienennetz wünschen.“

In zahlreichen Regionen seien in den vergangenen Jahrzehnten voreilig und meist mit Verweis auf vermeintlich geringe Nachfrage Strecken stillgelegt worden. „Vielfach handelt es sich aber um Strecken, die heute einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Verkehrswende und damit zur CO2-Einsparung leisten könnten“, so Beckmann. Das Ziel der kommenden Jahre laute, das Bahnnetz zu stärken und Verbindungen wiederaufzunehmen. „Viele dieser Strecken sind noch gut in Schuss, es liegen häufig auch schon Machbarkeitsstudien vor, wir können schnell in die Umsetzung gehen“, sagt die finanzpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion.

Ein Lenkungskreis aus Bahn-Fachleuten, Politikern und Vertretern der kommunalen Spitzenverbände solle zügig Strecken identifizieren, denen großes Potenzial zugeschrieben wird, so Beckmann. Der Bund beteilige sich zur Zeit mit einer Milliarde Euro jährlich an der Finanzierung solcher Vorhaben, von 2025 an sogar mit der doppelten Summe.

„Wir Grüne setzen auf nachhaltige, bedarfsgerechte Mobilität. Davon sollen auch die Menschen in unserer Region profitieren. So könnte zum Beispiel die Strecke von Jever nach Harlesiel wieder reaktiviert und dabei die Mobilität für die Menschen im Wangerland und auch für die Touristen auf dem Weg zur Insel Wangerooge verbessert werden“, zeigt sich die Abgeordnete optimistisch. 

Die Verkehrsregion Ems-Jade (VEJ) hatte Ende 2022 ihre Überlegungen zum Ausbau des Schienennetzes in der Region vorgelegt. Im „Bahnplan Ost-Friesland“ waren drei Verbindungen identifiziert worden, die Potenzial haben könnten: die Strecken Zetel-Varel, Jever-Harlesiel Wilhelmshaven-Schillig bzw. Jever-Schillig. Vor allem die Verlängerung des vorhandenen Schienenstranges von Jever zum Wangerooge-Anleger in Harlesiel käme dabei besondere touristische Bedeutung zu. 

Gemeinde will Personalstärke in Kitas bedarfsgerecht aufstocken

Hooksiel/Wangerland (22. 3. 2023) – Die Kindertagesstätten im Wangerland sollen künftig möglichst das ganze Jahr durchgängig geöffnet bleiben. „Krankenhäuser haben ja auch nicht geschlossen, weil die Mitarbeiter in Urlaub sind“, sagte Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) am Rande der Ratssitzung am Dienstag Abend bei der Übergabe einer Unterschriftenliste mit 175 Unterzeichnern, vornehmlich aus Hooksiel. 

Elternsprecherin Stefanie Seiler hatte mit einem „offenen Brief“ den Unmut vieler Eltern über zu viele Schließtage in des Kitas und zu kurze Öffnungszeiten zum Ausdruck gebracht. Auch wenn die jüngsten Schließungen auf außergewöhnliche Umstände wie Erkrankungen einer Vielzahl von Mitarbeiterinnen zurückzuführen seien, so Szlezak, stießen die Forderungen der Hooksieler Eltern auf offene Ohren. Sein Plan: Ab 2024 wird es auch in den Sommerferien keine mehrwöchigen Kita-Schließungen mehr geben. Für Fortbildungen, Betriebsausflüge oder Regenerationstage von Erzieherinnen sollen in allen Kitas Notbetreuungen organisiert werden. 

Stefanie Seiler übergibt Unterschriften an Mario Szlezak
Elternsprecherin Stefanie Seiler übergab Protestunterschriften Hooksieler Kindergarten-Eltern an Bürgermeister Mario Szlezak .Foto: hol

Über einen Nachtragshaushalt werden im Laufe des Jahres die nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt, um zusätzliches Kita-Personal bezahlen zu können. Wie hoch der tatsächliche Bedarf dafür ist, soll eine Bedarfsanalyse zeigen. Fachbereichsleiter Markus Gellert wies darauf hin, dass im neuen Haushalt auch Mittel für ein Ingenieurbüro eingestellt sind, das mit Blick auf Neubaugebiete und Flüchtlingskinder einen wissenschaftlich fundierten Schul- und Kita-Entwicklungsplan aufstellen soll.

Ein Antrag von Dieter Schäfermeier (Pro Wangerland), die Verabschiedung des Gemeindehaushalts zu verschieben, um noch Umschichtungen zugunsten der Kitas vornehmen zu können, fand keine Mehrheit. Ohne einen Haushalt würde die Gemeinde weitere drei Monate nur Pflichtaufgaben erledigen dürfen. Damit hätten auch drei darin vorgesehene neue Stellen für Springerkräfte für die Kindergärten nicht besetzt werden können, argumentierten Verwaltung und Ratsmehrheit. Aber, so beteuerte Reiner Tammen (Grüne): „Das Problem ist erkannt. Darüber müssen wir jetzt im zuständigen Fachausschuss beraten.“

Haushalt der Gemeinde Wangerland mit Millionen-Loch

Mit großer Mehrheit (drei Gegenstimmen) verabschiedete der Rat die von Lübbo Meppen (FDP) eingebrachte Haushaltssatzung für 2023. Mit Blick auf eine Unterdeckung von 8,8 Millionen Euro gingen die Bewertungen des Zahlenwerkes auseinander. „Die fetten Jahre sind vorbei“, stellte SPD-Fraktionschef Holger Ulfers fest. Nach zehn zwangsweise ausgeglichenen Haushalten gebe es jetzt in der Gemeinde erheblichen Nachholbedarf bei den Investitionen, die über Kredite finanziert werden. „Wir müssen die Einnahmeseite verbessern“, forderte Ulfers. Im Blick hat er dabei unter anderem die Vermarktung nicht mehr benötigter Sportplätze als Bauland sowie die Erhöhung der Gewerbesteuer-Einnahmen durch das Erneuern von Windrädern (Repowering) und die Nutzung von Sonnenenergie (Photovoltaik).

Hedde Hobbie (Pro Wangerland) bezweifelte, ob die die Gemeinde ihre strukturellen Nachteile auf Dauer aus eigener Kraft ausgleichen kann. „Landeszuschüsse werde nach Einwohnerzahlen verteilt. Wir haben aber viel mehr Fläche als andere Kommunen, müssen 167 Kilometer Straßen und sieben Feuerwehren unterhalten.“

Immo Müller (UWW) vermutet noch Einsparmöglichkeiten im Haushalt – etwa im Etat für die Feuerwehren oder beim Bauhof, der in den vergangenen Jahren von 8 auf 22 Mitarbeiter gewachsen sei. „Haben die Aufgaben wirklich in dem Umfang zugenommen?“ Reiner Tammen (Grüne) hingegen räumte ein, dass die Gemeinde zwar Probleme habe. „Aber insgesamt kann sich der Haushalt sehen lassen.“

„Dorf Wangerland“ wird Flüchtlingsunterkunft: Infos am Freitag

Hotel Dorf Wangerland
Wird die Hotelanlage „Dorf Wangerland“ zur zentralen Flüchtlingsunterkunft? Foto: hol

Wangerland (22. 3. 2023) – Das „Dorf Wangerland“ wird vom Land Niedersachen für zwei Jahre als zentrale Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Das teilte Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) gestern nach einem Gespräch mit dem niedersächsischen Innenministerium mit. Am kommenden Freitag, 24. März, um 18 Uhr soll dazu in der Event-Halle der Hotelanlage in Hohenkirchen eine öffentliche Informationsveranstaltung für alle Bürgerinnen und Bürger stattfinden.

Während der Veranstaltung wollen Vertreter der Landesaufnahmebehörde, die Hotelbetreiber und der Bürgermeister umfänglich über alle denkbaren Fragen informieren. Szlezak zeigte sich heute erleichtert darüber, dass das Innenministerium versichert habe, dass alle Punkte des so genannten „Akzeptanz-Katalogs“ im Sinne der Gemeinde erfüllt werden sollen (siehe unten). Während im „Dorf Wangerland“ bis zu 500 Personen einquartiert werden, soll die angrenzende Spielstadt öffentlich nutzbar bleiben.

Einen direkten Einfluss auf die Entscheidung hatten die Gemeinde und auch der Landkreis Friesland nicht, hatte Szlezak am Dienstag Abend vor dem Gemeinderat beteuert. Die Planung sei ausnahmslos über die Landesaufnahmebehördeelaufen, die dringend Unterkünfte für Flüchtlinge zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan oder Afrika benötigt.

Forderungs-Katalog soll für Akzeptanz sorgen

Die Forderung nach größtmöglicher Transparenz gehört auch zu einem Akzeptanz-Katalog aus dem Wangerland, den Szlezak heute mit nach Hannover nehmen wollte und der „unverhandelbar“ sei. Mit den Bedingungen will die Gemeinde verhindern, dass der kleine Ort Hohenkirchen durch ein Quartier für 400 bis 500 Flüchtlinge überfordert sein könnte. 

So dürften die Schulen und die Kindertagesstätten in der Gemeinde durch die Flüchtlingskinder nicht belastet werden. Zudem dürften auch keine Lehrkräfte von den Regelschulen für den Unterricht in dem Hotelkomplex abgezogen werden. Auch die ärztliche Versorgung der Flüchtlinge müsse autark organisiert werden, damit Hohenkirchener auch weiterhin auf einen Termin bei ihrem Hausarzt hoffen können. Das „Dorf Wangerland“, das durch einen eigenen Sicherheitsdienst geschützt werden würde, dürfte nach Ansicht von Szlezak nicht länger als 24 Uhr geöffnet sein. Und, so eine weitere Forderung: Eine Runde von Fachleuten aus Gemeinde, Landkreis, Polizei, Unterkunftsbetreiber etc. müsse sich in regelmäßigen Treffen über etwaige Probleme austauschen.

Szlezak bedauerte, dass Frieslands Landrat Sven Ambrosy und er selbst „viel zu spät“ über die Pläne der Landesaufnahmebehörde und des „Dorfes Wangerland“ informiert worden seien, Gemeinde und Landkreis hatten sich Ende vergangenen Jahres gegen das „Dorf Wangerland“ als zentrales, kommunales Quartier für Ukraine-Flüchtlinge ausgesprochen. Aber im Umgang mit der neuen Situation setze er auf die „Wangerländer Gelassenheit“, auf Toleranz, Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft, die die Bürger in der Gemeinde auszeichnen würden. 

Dieser Artikel wurde heute um 18 Uhr aktualisiert.

Klimaschutz: Friesland macht Licht aus

Friesland/Wangerland (21. 3. 2023) – Am kommenden Samstag, dem 25. März, bleiben im Landkreis Friesland die Lichter zahlreicher öffentlicher Gebäude aus. Neben der Kreisverwaltung beteiligen sich auch die Städte Varel, Schortens und Jever sowie die Gemeinden Wangerooge, Wangerland, Zetel und Bockhorn an der Aktion „Earth Hour“, zu der „World Wide Fund For Nature“ (WWF) aufruft.

In der „Stunde der Erde“, zwischen 20.30 und 21.30 Uhr, wird das Licht in einer Reihe von öffentlichen Gebäuden als Symbol für den Klimaschutz für 60 Minuten abgestellt. Neben der Beleuchtung der Verwaltungsgebäude des Landkreises und der kreiseigenen Schulen und Sporthallen sind zum Beispiel auch die Tourist-Information in Jever, das Rathaus in Varel sowie der Westturm auf Wangerooge dabei. 

Der Landkreis ruft alle Friesländer Bürger und Unternehmen auf, sich an der symbolischen Aktion zu beteiligen und bei sich für eine Stunde die Lichter auszuschalten. „Wir müssen uns in Friesland und überall auf der Welt gemeinsam darum bemühen, die globale Erderwärmung noch eingrenzen zu können. Durch die Teilnahme an der ‚Earth Hour‘ zeigen wir, dass uns Klimaschutz wichtig ist und jeder Beitrag zählt“, sagt Frieslands Beauftragter für Klimaschutz und Klimaanpassung Valentin Lang. 

Ziel der „Earth Hour“ sei es, deutlich  zu machen, dass jeder einzelne Mensch einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten kann. Die WWF-Aktion findet dieses Jahr zum 17. Mal weltweit statt. Angefangen in der australischen Hauptstadt Sydney 2007, beteiligen sich inzwischen mehr als 180 Länder auf allen Kontinenten. In Deutschland haben sich der Klimaschutzaktion voriges Jahr 663 Städte und Gemeinden angeschlossen. Der Landkreis Friesland beteiligt sich seit 2018 an der Aktion. 

Kommentar: Für Symbole ist es beim Klimawandel schon viel zu spät

Von Gerd Abeldt

Das Eis an den Polen schmilzt, die Zahl von Starkregen und Überschwemmungen nimmt rasant zu, die Durchschnittstemperaturen in Deutschland steigen kontinuierlich. Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen. Für jedermann. Und wie reagieren wir: Wir schalten für eine Stunde das Licht aus! 

Toll. Auch wenn die WWF-PR-Aktion „Earth Hour“ nur einen symbolischen Charakter haben soll, schadet sie vermutlich dem Klima mehr als das sie ihm nutzt. Schon der Hausmeister, der mit seinem Wagen zum Kreishaus oder zu den Rathäusern fährt, um am Samstag um 20.30 Uhr das Licht auszuknipsen, verursacht mehr klimaschädliches CO2 als durch den Verzicht auf die LED-Beleuchtung in den Verwaltungsgebäuden eingespart wird.

Das Symbol täuscht über die eigentliche Frage hinweg: Warum müssen öffentliche Gebäude überhaupt jenseits von Arbeitszeiten beleuchtet sein? Gut: Hier und dort sind es imposante Bauwerke oder gar Denkmäler, die das Ortsbild verschönern. Aber das gilt mitnichten für alle Rathäuser und Turnhallen. Auch nicht in Friesland.

Also: Schaltet gern die Leuchten am Samstag um 20.30 Uhr aus. Aber macht sie erst dann wieder an, wenn ihr wirklich Licht braucht. Angesichts der Sommerzeit, die am Wochenende beginnt, dürfte das irgendwann im Herbst sein. Das würde dem Klima tatsächlich helfen. Zumindest ein klein wenig. 

Hilfe für Krabbenfischer: Breite Front gegen Pauschalverbot für Grundnetze

Hooksiel/Büsum (21. 3. 2023) – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) lehnt ein Pauschalverbot für die Fischer mit Grundschleppnetzen in den deutschen Küstengewässern ab. „Wir müssen unsere Bemühungen verstärken, die Fischerei nachhaltiger zu machen“, sagte Özdemir in einer Stellungnahme zum „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“. Darin hatte die EU-Kommission das Verbot der „grundberührenden Fischerei“ ab 2024 angeregt. Ein Pauschalverbot, so der Minister hätte gravierende Folgen für die deutsche Krabbenfischerei, die von „großer sozioökonomischer und kultureller Bedeutung“ sei. „Wir werden uns in den Beratungen dafür einsetzen, gemeinsam mit Fischerei und Wissenschaft Fangmethoden weiterzuentwickeln, um die Umweltauswirkungen zu minimieren.“

Die deutschen Küstenfischer laufen seit Wochen gegen die EU-Pläne Sturm. Am morgigen Mittwoch wollen sie mit ihren Kuttern in Büsum demonstrieren. Direkt am Hafen tagt die Agrarministerkonferenz mit Özdemir.

Unterdessen hat sich mit der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) der erste Umweltschutzverband gegen die EU-Pläne ausgesprochen. Der Vorsitzende, Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner: „Ohne eine nachhaltige Küstenfischerei hat unsere Nordsee, bei all ihrer industriellen Nutzung, kaum mehr eine Chance, noch wenigstens ein der Natur nahes Refugium zu bleiben!” Die Schutzgemeinschaft fordert alle norddeutschen Landesregierungen, die Bundesregierung, den Ministerrat und das Europäische Parlament auf, „die überzogenen Forderungen der EU-Kommission abzulehnen, die zum Aus der deutschen Küstenfischerei führen würde.“ 

Der EU-Aktionsplan würde schlicht das Gegenteil bewirken. „Mit den Küstenfischern verschwände eine fachkundige Gruppe, die direkt und vor Ort negative Veränderungen der Meeresumwelt tagesaktuell sowie großflächig bemerken und wohl auch öffentlich machen würde“, sagt Wagner. Diese negativen Veränderungen im Wattenmeer würden nicht durch die für ihre Nachhaltigkeit mit dem MSC-Sigel zertifizierten Krabbenfischerei verursacht, sondern, so der stellvertretende SDN-Vorsitzende, Ulrich Birstein „durch sehr viel größere Bedrohungen wie Schadstoffeinträge, Erwärmung, Plastikmüll, Gammelfischerei, Eutrophierung, Sandentnahmen, militärische Nutzung, Offshore- Windparks, Baggergutverklappungen und vieles mehr“. 

Die Einrichtung der Nationalparke Wattenmeer sei nicht gegen, sondern gemeinsam mit den Krabbenfischern erfolgt, so Wagner. „Und die Fischereifamilien würden mit technischen Verbesserungen am Fanggeschirr, Monitoring des Beifangs und eigenen Managementsystemen hart daran arbeiten, ihren Einfluss auf die Meeresumwelt immer weiter zu minimieren.“ 

Anders der Naturschutzbund Nabu. Er erwartet von der Agrarminister-Konferen ein klares Bekenntnis der Bundesministerien für Fischerei und Umwelt zum EU-Aktionsplan. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen: „Dazu braucht es eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die einen Fahrplan erarbeitet, um das deutsche Schutzgebietsnetzwerk frei von grundberührenden Fanggeräten zu halten. Zugleich braucht es eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Fanggeräte und eine Forschungsoffensive bei der Entwicklung umweltschonender Fangtechnik. Wir brauchen gemeinsame Lösungen von Fischerei und Naturschutz. Klar ist: ein Weiter so ist keine Option.“

Dank und Anerkennung für großes Engagement der Lebensretter der DLRG

Hooksiel (19. 3. 2023) – Die DLRG Wangerland braucht ein leistungsfähiges Hallenbad in der Gemeinde, in denen alle Komponenten – vom Schwimmkursus bis zur Rettungsschwimmer-Ausbildung – abgebildet werden können. Ein solches Bad, so sagte Sven Hannemann, Vorsitzender der Ortsgruppe Wangerland der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, auf der heutigen Jahreshauptversammlung, sei das derzeit geschlossene Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel.

DLRG Wangerland
Bezirksvorsitzender Klaus Wendeling (links) und der Vorsitzende der DLRG-Wangerland, Sven Hannemann (2. v. l.), ehrten zahlreiche langjährige und verdiente Mitglieder der Ortsgruppe. Foto: hol

Wangerland Bürgermeister Mario Szlezak zollte den Lebensrettern Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Ziel, die hiesigen Gewässer sicherer zu machen. Und er sagte Danke für den professionellen Umgang mit der Schließung der Wangerländer Bäder Mitte November als Folge der Energiekrise. Er sei froh, so Szlezak, dass es gelungen sei, mit dem „Aqua-Fit“ in Schortens eine Alternative für die DLRG-Kurse zu finden.

Die Verlagerung des Kurse in die Nachbarkommune sei zwar mit erheblichem organisatorischen Aufwand verbunden gewesen. Der habe sich aber gelohnt, sagte DLRG-Ausbildungsleiterin Marina Schmöckel. Dank des tollen Ausbilderteams der Ortsgruppe sei es gelungen, in Schortens die Ausbildung für 150 Abzeichen zu absolvieren – vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer-Abzeichen. 42 Ertrunkene gab es allein in Niedersachsen im vergangenen Jahr. Das unterstreiche, wie wichtig es sei, dass Kinder schwimmen lernen, sagte Marina Schmöckel. Und auch bei der DLRG-Wangerland gebe es Wartelisten für Schwimmkurse.

Einsatzleiter Thorsten Knebel ließ die Rettungseinsätze im vergangenen Jahr Revue passieren. Die hätten sich vornehmlich im Watt vor Schillig abgespielt. So mussten etwa DLRG-Kräfte zusammen mit der Feuerwehr Minsen eine ganze Gruppe von Personen retten, die im Watt feststeckten. Aufgrund der Corona-Pandemie habe es 2022 erheblich weniger Wassersport-Veranstaltungen gegeben, die mit den Booten der Ortsgruppe hätten abgesichert werden müssen. Knebel kündige an, dass es in diesem Jahr kein DLRG-Osterfeuer in Horumersiel geben werde.

In weiteren Berichten stellt Sandra Kaufeld die Kassenlage der DLRG da. Jugendsprecher Felix Schmöckel stellte die Aktivitäten für junge Mitglieder in der fast 600 Mitglieder starken Ortsgruppe vor. Jonah Pabst präsentiere die komplett überarbeitete Internetseite der DLRG. In Grußworten dankte unter anderem Frieslands stellvertretende Landrätin Marianne Kaiser-Fuchs und der DLRG-Bezirksvorsitzende Klaus Wendeling den Lebensrettern im Wangerland.

Wendeling zeigte sich vor allem beeindruckt, von der langjährigen Treue zahlreicher Mitglieder. Auf der Jahreshauptversammlung wurden allein 28 Mitglieder für 25-, 40- und 50-jähriger Treue gehrt. Den Vogel schoss dabei Ralf Knebel ab: Er ist seit 65 Jahren Mitglied in der DLRG.

Weitere Mitglieder wurden für ihr besonderes Engagement mit bronzenen, silbernen und goldenen Ehrennadeln ausgezeichnet. Ehrennadeln in Gold steckte Wendeling dem stellvertretenden Ortsverbands-Vorsitzenden Arne Schmöckel, Einsatzleiter Thorsten Knebel und dem Gruppenführer der Katastrophenschutz-Einheit Karsten Mewes an. 

Großübung am Strand zeigt: Gute Logistik besonders wichtig

Übung auf Wangerooge
Eine Erkenntnis der Übung auf Wangerooge: Im Ernstfall ist es besonders wichtig, schnell schweres Gerät vom Festland auf die Insel zu bekommen. Foto: Havariekommando

Wangerooge/Hooksiel (19. 3. 2023) – Das Havariekommando Cuxhaven hat heute eine positive Bilanz einer groß angelegten Gefahrgut-Bekämpfungsübung gezogen. Auf Wangerooge hatten seit Donnerstag 130 Einsatzkräfte in mehreren Szenarien geübt, was zu tun ist, wenn die Nordsee gefährliche Substanzen an den Strand spült. 

In einem solchen Fall hätte das Havariekommando, eine das gemeinsame Einrichtung von Bund und Küstenländer, die Gesamteinsatzleitung. Die angenommene Lage: Vor der friesischen Insel hat es einer Schiffskollision gegeben. Dabei sind verpackte Chemikalien über Bord gegangen und Richtung Wangerooge getrieben. 

Im Einsatz waren vor allem Feuerwehrleute aus dem Landkreis Friesland und Einsatzkräfte der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises Wittmund, sowie Kräfte des THW, der Johanniter Unfallhilfe und der Berufsfeuerwehr Oldenburg. Eine große Herausforderung war die Logistik: Schwere Fahrzeuge und Spezialgerät mussten größtenteils vom Festland nach Wangerooge gebracht werden. Dabei kamen auch Schiffe des Landes Niedersachsen zum Einsatz. 

Die Einsatzkräfte fanden verschiedene Behälter am Strand vor, die potenziell gefährliche Chemikalien enthielten. Je nach Stoff mussten die Feuerwehrleute mit besonderer Schutzausrüstung vorgehen. In einem Szenario war auch ein Passant mit einer Chemikalie in Berührung gekommen und zusammengebrochen. Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen wurde er gerettet und zur Behandlung seiner fiktiven Verletzungen zu einer Notärztin gebracht. 

Das Fazit von Übungsleiter Sebastian Kroll vom Havariekommando: „Wir haben viele Abläufe abstimmen und trainieren können. Koordination, Kommunikation und Logistik haben gut funktioniert. Damit auch in einem echten Notfall alles funktioniert, ist es extrem wichtig, regelmäßig zu üben.“ 

Bernd Niebuhr, Dezernent für Ordnung und Katastrophenschutz des Landkreises Friesland: „Das Zusammenspiel aller Beteiligten ist besonders wichtig und wurde intensiv geübt. Bei solchen Szenarien muss ein Schwerpunkt auf der Logistik liegen und die Einsatzkräfte haben diese Herausforderung erfolgreich bewältigt. Auch wenn wir auf den möglichen Ernstfall sehr gut vorbereitet sind, so hoffe ich, dass es weiterhin bei Übungen bleibt.“ 

Bürgermeister will direkt mit den Hooksieler Müttern sprechen

Hooksiel (18. 3. 2023) – Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak hat gegenüber „Hooksiel-life“ großes Verständnis für den Unmut der Hooksieler Eltern signalisiert, die mit der großen Zahl Schließzeiten bei den Kindergärten unzufrieden sind. „Ich habe selbst Kinder und weiß, wie schnell Familien in Not geraten, wenn die Kinder nicht verlässlich betreut werden“, sagte Szlezak. 

Er bedaure, dass die Verfasster des Protestschreibens ihn im Vorfeld nicht persönlich angesprochen hätten. Er werde aber gern nach Hooksiel kommen, um mit den aufgebrachten Müttern direkt zu sprechen. 

Stefanie Seiler, Elternsprecherin des Kindergartens in Hooksiel, hatte sich in einem offenen Brief an die Gemeinde gewandt. Darin beklagte sie unter anderem die hohe Zahl von Schließtagen in den Einrichtungen – in der Ferienzeit, aber auch für Fortbildungen, Betriebsausflug und für die beiden „Regenerationstage“, die Erzieherinnen in Niedersachsen seit 2022 jährlich tariflich zustehen. 

Im vergangenen Jahr hätten die beiden Regenerationstage im Wangerland noch kurz vor Weihnachten umgesetzt werden müssen, schildert Stefanie Seiler. „Eine Notbetreuung zumindest für einzelne Kinder konnte zu dem Zeitpunkt nicht durchgesetzt werden.“

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak

Der Bürgermeister (Foto) räumt ein, dass diese Regelung unglücklich gewesen sei. Die Regenerationstage dürften nie zur Schließung einer Einrichtung führen. Ebenfalls sagte Szlezak zu, dass für Schließtage außerhalb der Ferien auf jeden Fall eine Notbetreuung angeboten werden soll – und zwar in jedem Kindergarten im Wangerland. Die Elternsprecherin hatte beklagt, dass ihr lediglich eine zentrale Notbetreuung in einem der fünf Kitas der Gemeinde in Aussicht gestellt worden war.

Um Verständnis bittet Szlezak die Eltern darum, dass bei einer hohen Zahl von kurzfristigen Ausfällen keine geregelte Betreuung angeboten werden kann. So seien in Hooksiel phasenweise 9 der 15 Mitarbeiterinnen krank gewesen. Die Gemeinde stelle jetzt eine weitere Erzieherin für die Kita-Hooksiel ein. 

Aber die Forderung nach einer weiteren Aufstockungen des Personals, um etwa die Betreuungszeiten insgesamt auszuweiten, sei alles andere als leicht zu erfüllen. „Gerade im Bereich der Erzieherinnen macht sich der Fachkräftemangel extrem bemerkbar“, so Szlezak. Nach seiner Ansicht müssten hier die Rahmenbedingungen der Ausbildung verändert werden, um den Beruf attraktiver zu machen.