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Beiträge veröffentlicht in “Wangerland”

„Wir verhandeln mit Investoren, die die touristischen Angebote fortführen wollen“

Wangerland (1. 8. 2025) – Die Gemeinde Wangerland und die Wangerland Touristik GmbH (WTG) wollen die so genannten Leistungsträger, also Hoteliers, Gastronomen, Vermieter und Vertreter von Vereinen, künftig in Tourismus-Fragen stärker einbinden. Das war eines der Ergebnisse eines Gesprächsabends, zudem Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) und Torsten Riedel, Geschäftsführer der insolventen WTG nach Horumersiel auch auf Anregung der CDU-Wangerland eingeladen hatten.

Austausch mit über 60 Interessierten

Gekommen waren über 60 Interessierte, überwiegend aus Hooksiel und Horumersiel. Im Zentrum des Austausches stand die aktuelle wirtschaftliche Lage der gemeindeeigenen WTG, die bekanntlich Ende Juni eine „Insolvenz in Eigenregie“ angemeldet hat. Maßgeblich für die drohende Zahlungsunfähigkeit der WTG dürfte die Kostenexplosion beim Bau des Thalasso Meeres Spa in Horumersiel von 8,8 auf 23 Millionen Euro gewesen sein. 

Ziel des Austausches sei es, so Szlezak, möglichst viel Transparenz zu schaffen und den Dialog zu fördern. Der Bürgermeister betonte, dass man einen sachlichen und konstruktiven Austausch anstrebe. „Es geht um die Zukunft der WTG. Mit dem Eigenverwaltungsverfahren besteht die Chance, dass wir die WTG und damit auch Arbeitsplätze erhalten.“ 

Riedel: WTG ist handlungsfähig

WTG-Geschäftsführer Riedel, selbst erst sei zwölf Wochen im Amt, und der ihm zur Seite stehende Insolvenzrechtler Dr. Christian Kaufmann als Generalbevollmächtigter erläuterten das Eigenverwaltungsverfahren. „Die WTG ist weiter handlungsfähig. Das Verfahren in Eigenverwaltung bietet für uns Chancen, die wir nutzen müssen. Es geht darum, dass die touristischen Einrichtungen und Angebote im Wangerland auch künftig weiter betrieben und weiterentwickelt werden. Wir arbeiten im Interesse des Wangerlandes an konkreten Lösungen“, so Riedel. 

„Ein Eigenverwaltungsverfahren ist nicht das Ende eines Betriebes, sondern bietet die Chance für einen Neuanfang“, betonte Kaufmann. „Wir verhandeln mit Investoren, die die touristischen Angebote langfristig fortführen wollen. Die Alternative ist die Schließung – und das kann nicht unser Ziel sein.“ 

Verkauf von Immobilien

Kaufmann ließ keinen Zweifel daran, dass der Gang des WTG-Geschäftsführers zum Amtsgericht unvermeidlich war, zumal die Gemeinde der WTG keine weiteren Kredite einräumen wollte oder konnte. Die Kluft zwischen erwartbaren Einnahmen und absehbaren Kosten will die WTG unter anderem durch den Verkauf von Immobilien schließen. Dabei arbeite man mit der Hamburger GLC Glücksburg Consulting AG zusammen, bei der inzwischen der ehemalige WTG-Geschäftsführer Armin Kanning beschäftigt ist – als einer von 240 Mitarbeitern.

Interesse am Campingplatz Hooksiel

Aktuell läuft das Interessen-Bekundungsverfahren für den Verkauf des Campingplatzes Hooksiel. Wie Riedel sagte, hätten sich bereits zwei Bewerber gemeldet, die auch ein Konzept für die Übernahme des Hallenwellenbades Hooksiel hätten. 

Bei einer Insolvenz in Eigenregie handelt es sich um ein nicht-öffentliches Verfahren, betonte Kaufmann. Aus rechtlichen Gründen dürften bestimmte Informationen nicht veröffentlicht werden. So wollten die WTG-Vertreter unter anderem keine Angaben dazu machen, wie hoch die Forderungen von Gläubigern gegen das Unternehmen insgesamt sind, zumal diese Zahl auch noch nicht definitiv feststehe. Keinen Zweifel ließen Riedel und Kaufmann aber daran, dass auch noch weitere Immobilien der WTG zum Verkauf angeboten werden sollen.

Gemeinde steuert übers Baurecht

Verramscht werden sollen die Immobilen aber nicht. Die Sorge etwa, dass in Horumersiel neben dem Thalasso-Zentrum ein 15-geschossiges Hotel entstehen könnte, wurde entkräftet. Zum einen habe die Gemeinde Wangerland, die kaum noch direkten Einfluß auf die WTG hat, über das Baurecht einen Hebel, um das zu verhindern. Zum anderen wisse man auch bei der WTG um die kritische Haltung der Horumersieler gegenüber überdimensionierten Hochhäusern. 

In einem offenen und konstruktiven Austausch stellten die Leistungsträger eine Reihe von Fragen: Werden die Bäder im nächsten Jahr noch geöffnet sein? Müsste nicht die Gemeinde ein Schwimmbad vorhalten, wenn die WTG sich das nicht mehr leisten kann? Könnte nicht auch eine Initiative von Wangerländern Immobilien der WTG erwerben, um sie dann an das Tourismusunternehmen zurückzuvermieten? Warum hat die WTG-Geschäftsführung in der Vergangenheit keinen Wert auf Unterstützung durch die Fachleute gelegt, die im WTG-Beirat vertreten sind? 

Diskussion über Beteiligung

Nicht auf alle Fragen gab es abschließende Antworten. Bürgermeister und Vertreter aus dem Gemeinderat sagen zu, über eine stärkere Beteiligung der Leistungsträger – etwa in der Gesellschafterversammlung oder der Lenkungsgruppe des WTG – nachdenken zu wollen. Zudem wolle man sich über alternative Organisationsformen des Tourismus-Marketings informieren. 

Viele der Teilnehmer bewerteten den Austausch als konstruktiv, auch wenn keine konkreten Beschlüsse gefasst wurden. Weitere Treffen sind geplant. 

Bad und Sauna der „Friesland-Therme“ ab heute wieder geöffnet

Horumersiel (1. 8. 2025) – Die „Friesland-Therme“ in Horumersiel ist seit heute wieder geöffnet. Wie die Wangerland Touristik GmbH mitteilt, könne sowohl der reguläre Betrieb des Schwimmbads sowie des Saunabereichs wieder dargestellt werden. Alle geplanten Kurse in der „Friesland-Therme“ werden ab Montag, 4. August, wieder angeboten.

Heizungskessel zerstört

Das Bad war am vergangen Wochenende nach einem Defekt an der Heizungsanlage geschlossen worden. „Konkret ging es um einen Defekt am Kessel, der nach einer Verpuffung vollständig zerstört wurde“, so die WTG. Verletzt worden sei bei dem Zwischenfall niemand.

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Inzwischen sei ein Ersatzkessel installiert worden. Der könne jedoch nur etwa die Hälfte der üblichen Heizleistung erbringen. Die Wärme wird unter anderem dazu benötigt, um das Badewasser zu erwärmen. Aufgrund der geringeren Leistung des Kessels könne es zu Temperaturabweichungen im Außenbereich kommen, heißt es in der WTG-Mitteilung.

Öffnungszeiten

Die „Friesland-Therme“ hat montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Sauna kann montags bis mittwochs und freitags von 10 bis 20 Uhr, donnerstags von 10 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr besucht werden. Die regelmäßigen Kurse: Seniorenschwimmen, montags 8 bis 10 Uhr; Wassergymnastik: montags 19.15 bis 20 Uhr; Aqua Fitness: mittwochs 9 bis 9.45 Uhr; Aqua Jumping: freitags 19.15 bis 20 Uhr. 

Investitionshilfe für die Gemeinde

Friesland/Wangerland (30. 7. 2025) – Die Gemeinde Wangerland darf auf 346.000 Euro aus dem 600 Millionen Euro schweren „Pakt für Kommunalinvestitionen“ hoffen. Das geht aus dem Entwurf für ein Kommunafördergesetz hervor, das die Landesregierung in den Landtag einbringen will. Für den gesamten Landkreis Friesland – Landkreis, Städte und Gemeinden – summiert sich die Förderung auf über 7,5 Millionen Euro. 

Landrat Sven Ambrosy, der als Vizepräsident des Niedersächsischen Landkreistages an den Verhandlungen mit der Landesregierung beteiligt war, begrüßt diese Entscheidung: „Ich freue mich, dass das Land nunmehr das Ergebnis aus den Verhandlungen der Landesregierung und den kommunalen Spitzenverbänden aus dem Frühjahr zügig umsetzt. Das kommt allen niedersächsischen Kommunen zu Gute. Das ist ein großer Erfolg für weitere dringende Investitionen in unseren Landkreisen, Städte und Gemeinden.“ 

Die Kommunen könnten im Rahmen dieses Gesetzte zeitnah und ohne aufwendige Bürokratie Gelder aus dem „Pakt für Kommunalinvestitionen“ erhalten, der bereits Ende März 2025 beschlossen worden war. Das Gesamtvolumen liegt bei bundesweit 600 Millionen Euro. 400 Millionen Euro davon könnten noch im Jahr 2025 ausgezahlt werden. Auf die Gemeinde Wangerland entfallen davon 230.000 Euro.

Die Verteilung auf die Landkreis, Städte und Gemeinden orientiert sich an der Einwohnerzahl wobei ein Mindestbetrag von 200.000 Euro vorgesehen ist, wovon in Friesland insbesondere Wangerooge profitiert.

CDU: Hoteliers und Gastronomen gehören in die Gremien der WTG

Wangerland (30. 7. 2025) – Der CDU Gemeindeverband Wangerland fordert die Gemeinde auf, zeitnah zu einer öffentliche Informationsveranstaltung einzuladen, auf der Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) über die aktuelle Lage der insolventen Wangerland Touristik GmbH (WTG) und das Desaster beim Bau des Thalasso Meeres Spa (TMS) berichtet. „Gerade jetzt, in eine Phase großer Unsicherheit, braucht es maximale Transparenz, um Vertrauen zurückzugewinnen und Spekulationen zu verhindern“, heißt es in einer Pressemitteilung der CDU. Nur der Bürgermeister sei befugt, auch über Inhalte aus nichtöffentlichen Sitzungen zu berichten.

Gemeinde soll Ermittlungsbehörden einschalten

In der vom Vorsitzenden Thies Fischer unterzeichneten Erklärung sprechen sich die Christdemokraten mit Blick auf die Kostenexplosion beim Bau des TMS von 8,8 auf 23 Millionen Euro dafür aus, die Verantwortlichkeiten genau zu prüfen. So solle der Abschlussbericht des von der Gemeinde mit der Prüfung aller Rechnungen und Bauabläufe beauftragten unabhängigen Gutachters ohne Verzögerung an die zuständigen Ermittlungsbehörden weitergeleitet werden. Sollten strafrechtlich relevante Tatbestände vorliegen, müsse das Konsequenzen haben. 

Zudem sei zu prüfen, ob zivilrechtliche Schritte wie etwa Regressforderungen gegen frühere Entscheidungsträger möglich und geboten sind. „Sollte sich herausstellen, dass im Rahmen des Projektes grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt wurde, müssen daraus persönliche Konsequenzen folgen.“

Kostensteigerungen schlüssig begründet

Die Christdemokraten räumen ein, das Projekt mit seine ursprünglichen Zielsetzung mitgetragen zu haben. Viele Entscheidungen dazu seien im Rat einstimmig gefasst worden, allerdings immer im Vertrauen auf vermeintlich belastbare und fundierte Informationen. Jede Kostensteigerung sei mit Verweis auf externe Gutachter und fachliche Einschätzungen nachvollziehbar und schlüssig begründet worden.

Thalasso metres Spa Logo
Die massive Kostensteigerungen beim Bau des Thalasso-Zentrums ins Horumersiel müssen nach Ansicht der CDU gegebenenfalls auch persönliche Konsequenzen für dafür Verantwortliche haben. Archiv-Foto: hol

Sollten sich diese Einschätzungen heute als fehlerhaft oder unvollständig herausstellen, wäre das aus Sicht der CDU „ein klarer Vertrauensbruch“. Als man erkannt habe, dass die Kostenentwicklung nicht mehr kalkulierbar war, habe sich das Projekt bereits in einem Stadium befunden, in dem ein Abbruch des Baus wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen wäre.

Debatte über neue Strukturen

Unabhängig von der Aufbereitung der Vergangenheit muss der Blick aus Sicht der CDU jetzt nach vorn gerichtet werden. „Viele Betriebe und Menschen im Wangerland, die vom Tourismus leben, brauchen jetzt Planungssicherheit, Orientierung und Perspektive.“ 

Eine neue Tourismusstrategie könne nur erfolgreich sein, wenn diejenigen, die im Wangerland den Tourismus tragen, aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die CDU unterstützt den Vorschlag einiger Leistungsträger, die alternative Modelle für die gemeindeeigene WTG angeregt hatten. Fischer: „Unserer Ansicht nach müssen die Leistungsträger in einer Gesellschafterversammlung zukünftig mit eingebunden werden.“ Derzeit bilden die Mitglieder des Gemeinderats die Gesellschafterversammlung der WTG GmbH.

Gegen Denkverbote

Zusammen mit dem Bürgermeister und der Geschäftsführung der WTG hat die CDU für Mittwochabend zu einem Leistungsträger-Stammtisch eingeladen, um mit Hoteliers, Gastronomen, Vermietern und Vereinsvertretern auch über die künftige Struktur der WTG ins Gespräch zu kommen. „Denkverbote darf es in dieser Debatte nicht geben.“

Heizung defekt: „Friesland-Therme“ weiterhin geschlossen

Horumersiel/Hooksiel (28. 7. 2025) – Die „Friesland-Therme“ in Horumersiel bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Nach einer Verpuffung in der Heizungsanlage des Schwimmbades am Wochenende kann in dem Bad derzeit kein warmes Wasser produziert werden.

Wie die Marketing-Leiterin der Wangerland Touristik GmbH, Eske Gobes, heute auf Anfrage von „Hooksiel-Life“ sagte, könnten noch keine Angaben zur Schadensursache gemacht werden. Auch sei noch keine Fachfirma vor Ort gewesen, um die Heizung in Augenschein zu nehmen. „Entsprechend ist derzeit auch noch unklar, wie lange die Reparaturarbeiten sowie die damit verbundene Schließung der ,Friesland-Therme‘ andauern wird.“ 

Die ungewollte Betriebspause in den Bad trifft die WTG zur Unzeit. Gerade in der Hauptsaison in Zeiten von unbeständiger Witterung werden sowohl die „Friesland-Therme“ als auch das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel gut angenommen. Die Besucherzahlen in Hooksiel hätten zeitweise nahe an der maximal möglichen Nutzerzahl gelegen, bestätigte Gobes. Die Marketingchefin wirbt um Verständnis für kurze Wartezeiten an der Kasse. Das sei bei hohem Gästeaufkommen durchaus mal möglich. 

Kommentar: Gemeinde und WTG müssen durch Transparenz Vertrauen zurückgewinnen

Von Gerd Abeldt

Hooksiel (27. 7. 2025) – Natürlich, nachher ist man immer schlauer. Hätten der Wangerländer Gemeinderat 2019 geahnt, dass der Umbau des maroden Kurmittelhauses in Horumersiel zu einem Thalasso-Zentrum statt 8,8 am Ende 23 Millionen Euro kosten würde, hätte er dem Projekt mit Sicherheit nicht zugestimmt. Jetzt stehen die Verantwortlichen für die Wangerland Touristik GmbH (WTG) mit dem Rücken an der Wand. Das Unternehmen ist insolvent – und das Vertrauen in die Entscheider weitgehend verspielt. Vertrauen, das für die Gestaltung der Zukunft dringend nötigt wäre. 

Desaster vollständig aufklären

Nur Transparenz kann neues Vertrauen schaffen. Schon deshalb muss das Desaster um das „Thalasso Meeres Spa“ vollständig aufgearbeitet werden. Alle politischen Entscheidungen, Kalkulationen und Preissprünge, Weichenstellungen für Bau und Ausstattung, die zahlreichen Pannen und Schwierigkeiten, die offenbar mangelhafte Bauaufsicht, das Kostenmanagement und, und, und. 

Die WTG ist kein x-beliebiges Privatunternehmen, wie Manfred Meppen kürzlich richtigerweise betont hat. Das Unternehmen gehört den Bürgern. Die Millionen von Euro, die möglicherweise auch aufgrund von Naivität, Blauäugigkeit, Unfähigkeit oder Schlimmerem verbrannt wurden, sind das Geld der Bürger. Geld, das an anderen Stellen fehlt.

Genauigkeit vor Schnelligkeit

Bei der Aufarbeitung muss der Grundsatz gelten: Genauigkeit vor Schnelligkeit. Es geht um viel Geld – und es geht um Menschen. Müssen Akteure sich für Fehler politisch verantworten? Können sie für finanzielle Schäden ihres Handels haftbar gemacht werden? Oder gab es gar strafbare Handlungen, um die sich ein Staatsanwalt kümmern sollte?

Zur Bewertung braucht es Fakten. Spekulationen bringen niemanden weiter. Deshalb war es gut und richtig, dass die Gemeinde schon vor Monaten einen unabhängigen Sachverständigen damit beauftragt hat, Licht in die Abläufe und das Rechnungsdickicht zu bringen. Auch von dem Bericht des Gutachters wird es abhängen, inwieweit sich Juristen mit der weiteren Aufklärung befassen müssen. 

Zukunftsfragen offen diskutieren

Der Rat hat den Bürgern volle Transparenz versprochen. Gut so. Nur so lässt sich verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Das ist für die geplante Neuausrichtung der WTG unverzichtbar. Unabhängig davon haben die Gastronomen, Hoteliers und Vermieter, die sich jetzt zu Wort gemeldet haben, Recht mit der Feststellung, dass die Suche nach Schuldigen keine Zukunftsaufgabe löst. Wie soll die WTG organisatorisch aufgestellt werden? Welche Immobilien können verkauft, welche Betriebsteile geschlossen oder privatisiert werden? 

Brisante Fragen, zumal an den Antworten der Tourismus im Wangerland und damit viele Existenzen hängen. Natürlich wird es Widerstände geben, wenn den Bürgern die Notwendigkeit einzelner Maßnahmen nicht sinnvoll oder nicht nachvollziehbar erscheint. Die massiven Proteste etwa gegen die geplante Schließung des Meerwasser-Hallenwellenbades in Hooksiel sind noch in guter Erinnerung. 

Privatisierung ist auch eine Chance

„Ein privater Investor kann auch eine Chance sein“, hat der Hooksieler Matthias Suckert in der Debatte beim Seebadeverein gesagt. Wäre wohl eine finanziell angeschlagene WTG jemals in der Lage, den Investitionsstau auf dem Campingplatz aufzulösen? Was würde beim nächsten größeren Maschinenschaden mit dem Hallenwellenbad passieren, wenn die WTG jeden Euro zweimal umdrehen müsste, um die Gehälter zu zahlen?

Ja, Privatisierung ist eine Chance – aber auch ein Risiko. Um gemeinsam den richtigen Pfad zwischen diesen beiden Polen zu finden, braucht es viele Gespräche, Vertrauen und Transparenz. 

Keinen Raum für Spekulationen bieten

Vor diesem Hintergrund ist es besonders unglücklich, dass der ehemalige WTG-Geschäftsführer Armin Kanning, einer der Motoren für das Thalasso-Projekt, heute ausgerechnet bei der privaten Gesellschaft Verantwortung trägt, die die Immobilien der WTG vermarkten soll.  Ein ganz normaler Stellen-Wechsel? Oder ein von langer Hand geplanter Coup? Die Personalie bietet jede Mange Raum für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Bürgermeister, Rat und WTG-Geschäftsführung sind gut beraten, auch bei diesem Thema für vollständige Transparenz zu sorgen. Und das möglichst umgehend.

Gastronomen und Vermieter: WTG-Privatisierung darf kein Tabu sein

Wangerland/Hooksiel (26. 7. 2025) – In einem offenen Brief hat eine Gruppe von touristischen Leistungsträgern aus dem Wangerland sich für die Beteiligung von privater Kompetenz an der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH ausgesprochen. Die Gastronomen, Hoteliers und Vermieter appellieren an Bürger, Kommunalpolitik und an alle Partner der in finanzielle Schieflage geratenen WTG – bei aller verständlichen Enttäuschung – den Blick nach vorn zu richten und sich Gedanken über neue Strukturen zu machen.

Offener Brief zur aktuellen Lage

Die WTG befindet sich nach der Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ von 8,8 auf 23 Millionen Euro derzeit in einer Insolvenz in Eigenregie. Erklärtes Ziel des gemeindeeigenen Unternehmens ist es, sich zu verschlanken, Immobilen und auch ganze Betriebsteile zu verkaufen. Die Suche nach privaten Investoren läuft.

Strände, Campingplätze und Bäder müssen nach Ansicht der touristischen Leistungserbringer wirtschaftlich aufgestellt sein, um ihre Potenziale für das Wangerland entfalten zu können. Archiv-Foto: hol

„Schuldzuweisungen bringen uns in dieser Lage nicht weiter, sondern lähmen“, stellen die Leistungsträger in dem von Christian A. Fuchs, Inhaber des NAKUK Hotels (Horumersiel) und Vorstand der Ortsgruppe Jever-Jeverland des Hotel- und Gastronomieverbands Dehoga, verbreiteten Brief. „Wir brauchen jetzt Klarheit, Mut zur Veränderung und einen ehrlichen Blick auf unsere Strukturen.“ 

Öffentliche Hand ist kein Unternehmer

Der Tourismus sei die tragende Säule für das Wangerland, doch fehle es an professioneller Kompetenz in seiner Steuerung. Statt ihn aktiv zu fördern, sei er oft einfach nur verwaltet worden. „Die öffentliche Hand ist kein Unternehmer. Spätestens seit der jüngsten Ereignisse um die WTG weiß das wohl jeder im Wangerland.“ Ein Privatinvestor, da sind sich die Unterzeichner des Briefes – darunter die Hooksieler Sven Klostermann (Gastronom), Andreas Stemmer (Vermietung) und Matthias Suckert (Inhaber einer Vermietungsagentur) – sicher, hätte viele der Herausforderungen effizienter gemeistert und schon aus reinem Eigeninteresse Risiken minimiert und Potenziale besser ausgeschöpft.

Neuharlingersiel als Vorbild

Als positives Beispiel verweisen die Leistungsträger auf Neuharlingersiel. Dort liegt die öffentliche touristische Infrastruktur und das Touriamus-Marketing in den Hängen des gemeinnützigen Kurverein Neuharlingersiel e. V.. Die Wangerländer regen neue Strukturen an, in die Leistungsträger eingebunden werden: eine „WTG 5.0 mit starker privater Beteiligung“. „Privatisierung als Denkmodell darf keine Tabuzone mehr sein“, heißt es in dem offenen Brief wörtlich. 

Es brauche ein Umdenken. „Die Milchkühe unseres lokalen Tourismus – Campingplatz, Strände, Meerwasserwellenbad – müssen wirtschaftlich so aufgestellt werden, dass sie ihre Potenziale entfalten können. Eine kontrollierte Privatisierung von Campingplatz und Wellenbad kann nicht länger ausgeschlossen werden, wenn sie echte Modernisierung und Investitionen ermöglicht. Und natürlich brauchen wir Schutz vor übertriebenen oder unpassenden Bebauungsplan-Änderungen. Aber nicht alles Neue ist schlecht. Nicht alles Alte ist heilig. Die Zukunft verlangt differenziertes Denken – nicht pauschale Ablehnung.“ 

„Friesland-Therme“ nach Panne bis auf Weiteres geschlossen

Horumersiel (26. 7. 2025) – Die „Friesland-Therme“ in Horumersiel muss vorübergehend geschlossen werden. Das teilte die Wangerland Touristik GmbH (WTG) gestern Abend mit. Grund dafür ist offenbar aber nicht das laufende Insolvenzverfahren der WTG. 

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Die „Friesland-Therme“ in Horumersiel ist nach einem technischen Defekt vorübergehend geschlossen. Foto: WTG

Nach Angaben der WTG ist ein technischer Defekts der Grund dafür, dass das Bad „bis auf Weiteres“ geschlossen bleiben müsse. „Derzeit lässt sich leider noch nicht abschätzen, wie lange die Schließung andauern wird“, so die Marketing-Leiterin des Unternehmens, Eske Gobes.

Durch die vorübergehende Betriebspause würden einige Angebote und Aktionen ausfallen, die in der „Friesland-Therme“ üblicherweise angeboten werden. Unter anderem müssten das für Montag geplante Seniorenschwimmen und ein Wassergymnastik-Kurs ausfallen. Die WTG bittet Gäste und Einheimische um Verständnis. Man werde die Öffentlichkeit umgehend auf dem Laufenden halten, sobald neue Informationen vorlägen. 

Die Panne in der „Friesland-Therme“ trifft die WTG zur Unzeit. Zum einen weil derzeit Hochsaison ist und das Hallenbad mit angeschlossenem Freibad dann besonders gut angenommen wird. Zum anderen weil die Nutzer der Bäder im Wangerland ohnehin schon durch die laufende Insolvenz in Eigenregie verunsichert sind. Wie berichtet stehen deshalb die WTG-Bäder zum Verkauf beziehungsweise vor der Schließung. Als Alternative bietet sich für Schwimmer aktuell das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel an.

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Drachenfest mit spektakulärer Nachtflug-Show

Schillig/Wangerland (24. 7. 2025) – Von Freitag, 14 Uhr, bis Sonntag, 27. Juli, lädt das 18. internationale Drachenfest am Strand in Schillig zum Eintauchen in die faszinierende Welt der Drachen ein. An diesem Wochenende werden Hunderte bunte Drachen den Himmel erobern.. Zudem wird ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten. 

Drachen verzaubern den Himmel über Schillig. Foto: Wangerland Touristik GmbH 

Für kulinarische Genüsse sorgen Gastronomie- und Verkaufsstände. An Markständen werden Drachen-Accessoires angeboten. Ein Höhepunkt ist am Samstagabend eine spektakuläre Nachtflugshow mit Pyroeffekten, bei der leuchtende Drachen und Lichteffekte den Abendhimmel in eine faszinierende Kulisse verwandeln. 

Kinder können unter Anleitung das Drachensteigenlassen erlernen und erste Tricks ausprobieren. Zudem können Drachen selbst gebastelt und sogleich getestet werden. Der Eintritt ist frei. Das Drachenfest steigt am Freitag ab Uhr, am Samstag und Sonntag jeweils ab 12 Uhr.

Meppen: Insider sollen Fakten zum Thalasso-Bau öffentlich machen

Hooksiel (23. 7. 2025) – Die Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH (WTG) dürfe nicht zum Ausverkauf von Hooksiel führen. Das war die einhellige Meinung der Bürger, die zum ersten „Gäste- und Bürgersnak“ des Seebadevereins Hooksiel gekommen waren. Insbesondere müsse das Hallenwellenbad erhalten bleiben. Es sei „das Bad der Hooksieler“, so Seebadevereins-Vorsitzender Wolf Hegemann. Hegemann sagte, dass sich bereits ein Kompetenzteam des Vereins um die technische und bauliche Ausstattung des Bades kümmere. Um ein Konzept für den dauerhaften Erhalt zu erarbeiten, wäre noch betriebswirtschaftliches Know How wünschenswert.

Thalasso Meeres Spa
Aus der geplanten Wohlfühlen-Oase ist ein Horrorszenario geworden. Die Kostenexplosion beim „Thalasso Meeres Spa“ hat die gemeindeeigene WTG in die Insolvenz getrieben. Noch liegen nicht alle Fakten zu Verantwortlichkeiten dazu auf dem Tisch. Foto: hol

Das Hallenbad sei touristisch unverzichtbar, aber auch für den Schwimmunterricht der Kinder und für das Training der DLRG Wangerland „extrem wichtig“, betonte DRLG-Vorstand Arne Schmöckel. Die Zukunft des von der WTG betriebenen Bades, das einen jährlichen Zuschussbedarf in sechsstelliger Höhe hat, steht derzeit auf der Kippe. Im Zuge der Insolvenz in Eigenregie suchen WTG und Insolvenz-Sachwalter nach einem Käufer für den Campingplatz Hooksiel und hoffen, dass es Interessenten gibt, die auch eine Idee für die Übernahme des Bades haben. 

Szlezak: 23 Millionen sind Obergrenze

Bürgermeister Mario Szlezak wies den Eindruck zurück, nur Hooksiel stehe vor dem Ausverkauf. „Auch in Horumersiel stehen das Thalasso-Zentrum, das Verwaltungs-Gebäude und die Friesland-Therme auf der Agenda.“ Es gehe aber nicht darum, Infrastruktur abzuschaffen, sondern touristische Angebote dauerhaft zu erhalten; möglicherweise nicht mehr unter dem Dach der WTG, sondern in privater Hand. Aber mit Erhalt der Arbeitsplätze. Um Verständnis warb er dafür, dass nicht jeden Tag über den Stand des Insolvenzverfahrens berichtet werde. „Die Gespräche laufen noch.“

Die WTG-Insolvenz sei die Folge des „Tsunamis“, der mit der Kostenexplosion beim Bau des Thalasso Meeres Spa in Horumersiel über das Unternehmen und die Gemeinde gekommen sei. Die Kosten waren von 4,9 über 8,8 auf rund 23 Millionen Euro gestiegen. Szlezak wies Spekulationen zurück, dass es am Ende auch 28 Millionen Euro werden könnten. Auch wenn der von der Gemeinde beauftragte unabhängige Sachverständige mit der Prüfung der Abläufe und der einzelnen Rechnungen noch nicht fertig sei, könne man von 23 Millionen Euro als Maximalkosten ausgehen.

Die WTG gehört den Bürgern

Der Hooksieler Manfred Meppen, selbst viele Jahre in führender Stellung bei der Gemeinde Wangerland beschäftigt, wies darauf hin, dass es sich bei der WTG um ein Unternehmen der Wangerländer Bürger handle und nicht um ein beliebiges Privatunternehmen. „Die Millionen, um die es geht, sind unsere Millionen.“ Meppen forderte Mitarbeiter und sonstige Beteiligte auf, alles was sie über die Gründe für die Kostenexplosion und damit für die Insolvenz wissen, öffentlich zu machen – auch um weitere Aufklärung zu ermöglichen: zur politischen Verantwortung, zu möglichen Haftungen aber auch zu strafrechtlichen Themen, um die sich dann die Staatsanwaltschaft kümmern müsse.

Für ihn sei völlig unverständlich, so Meppen, wie sich der Gemeinderat als Gesellschafterversammlung über Jahre offenbar nur auf die Aussagen des WTG-Geschäftsführes und der von im bestellten Fachleute verlassen konnte. „Warum hat niemand mal die Kommunalaufsicht eingeschaltet?“ Szlezak führe dazu aus, dass man im Rat beim Kostensprung auf 8,8 Millionen Euro durchaus Zweifel gehabt habe. Aber schon damals hätte ein Ausstieg aus dem Projekt zwei Millionen Euro gekosten. „Aus heutiger Sicht ist klar: Hätten wir es nur gemacht …“ Später sei dann der Punkt überschritten gewesen, an dem man aus den Thalasso-Plänen hätte aussteigen können. Der Abbruch der Arbeiten, so die Befürchtung, wäre teurer geworden als der Weiterbau.

Offene Fragen zum Auftrag an GLC

Mehrere Bürger, darunter auch Günter Schmöckel, brachten ihren Unmut darüber zum Ausdruck, dass der ehemalige WTG-Geschäftsführer Armin Kanning heute ausgerechnet bei jener Gesellschaft, der GLC Glücksburg Consulting AG, beschäftigt ist, die nach Investoren für den Campingplatz Hooksiel suchen soll. Dadurch entstehe der Eindruck, der Verkauf wäre von langer Hand geplant. Das ganze habe ein „Geschmäckle“, hieß es in der Runde, ein „absolutes No Go“.

Szlezak räumte ein, dass das „Scheiße gelaufen“ sei. Die GLC sei aber ein kompetentes Unternehmen, mit dem man schon früher in Kontakt stand. Die Firma habe den Verkaufsauftrag ohne Ausschreibung vom Gläubigerausschuss, ohne Mitwirkung der Gemeinde, erhalten. Kurios: Der Auftrag soll laut GLC am 28. Mai erteilt worden sein. Der Insolvenzantrag, und damit die Geburtsstunde eines Gläubigerausschusses, erfolgte aber erst am 26. Juni.

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