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Alle Beiträge zum Thema “Vynova”

Vynova-Insolvenz: Jensen sieht Versäumnisse bei der SPD

Wilhelmshaven (15. 12. 2025) – Die Insolvenz der Vynova Wilhelmshaven GmbH komme nicht überraschend. Sie ist nach Überzeugung der CDU-Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland) das Ergebnis von Rahmenbedingungen, die energieintensive Industriestandorte seit längerem massiv unter Druck setzen. Mit dem Insolvenzantrag werden die Folgen nun konkret. „Vynova ist das erste Unternehmen, das diese Entwicklung mit voller Wucht trifft. Es wäre naiv zu glauben, dass es das letzte bleibt.“

Wirtschaftlicher Druck immer höher

Bereits 2023 hatten Beschäftigte am Standort öffentlich vor zu hohen Energiepreisen und zunehmenden Wettbewerbsnachteilen gewarnt. Mitarbeiter, Betriebsrat und Geschäftsleitung in Wilhelmshaven hatten gemeinsam für einen Brückenstrompreis und klare politische Signale demonstriert. Jensen, damals vor Ort, forderte eine schnelle Reaktion der Politik. Inzwischen seien zusätzliche Anforderungen aus europäischen Regelwerken hinzugekommen, unter anderem bei Emissionsvorgaben und der PFAS-Regulierung. Der wirtschaftlich Druck habe sich über einen längeren Zeitraum stetig erhöht. 

Entlastung kommt zu spät

„Gerade die SPD, die in Niedersachsen und auf Bundesebene seit mehreren Legislaturen politische Verantwortung trägt, hätte die Interessen eines energieintensiven Industriestandorts wie Wilhelmshaven entschlossener vertreten müssen“, so Jensen. „Wer erst dann reagiert, wenn Insolvenzen eintreten, betreibt Krisenverwaltung statt Industriepolitik.“ Zwar sei angekündigt, dass ein Industriestrompreis ab dem 1. Januar 2026 greifen soll. Aber für viele Betriebe und deren Beschäftigten komme diese Entlastung zu spät. 

Die chemische Industrie sei Teil zentraler industrieller Wertschöpfungsketten. Gerate sie unter Druck, betreffe das nicht nur einzelne Betriebe, sondern auch Zulieferer, Dienstleister und ganze Regionen. „Vynova ist ein Warnsignal. Wenn jetzt nicht entschieden gegengesteuert wird, werden weitere Standorte folgen“, so Jensen abschließend. 

Ministerpräsident Lies: Vynova braucht eine Perspektive

Wilhelmshaven (15. 12. 2025) – Die niedersächsische Landesregierung will alle Möglichkeiten prüfen, das Vynova-Werk in Wilhelmshaven zu retten. Das betont Ministerpräsident Olaf Lies in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Landtagsabgeordneten Marten Gäde und der Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller (alle SPD). Auf dem Voslapper Groden stünden 356 tarifgebundene Arbeitsplätze und die Zukunft eines der größten PVC-Produktionsstandorte Europas auf dem Spiel. 

Unterstützung zugesichert

Lies (Sande), Gäde (Wilhelmshaven) und Möller (Varel) haben nach eigenem Bekunden unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht vom Insolvenzantrag der Vynova Wilhelmshaven GmbH am vergangenen Freitag Gespräche aufgenommen und politische Unterstützung zugesichert. „Vynova steht exemplarisch für viele chemische Unternehmen, die derzeit unter massiven Kosten- und Marktdruck geraten. Wir dürfen nicht zulassen, dass solide Industriearbeitsplätze wegbrechen“, so Lies. 

Industrielles Rückgrat

„Wir müssen dafür sorgen, dass strategisch wichtige Industriearbeitsplätze erhalten bleiben“, bekräftigt Siemtje Möller. „Der Energy Hub, dem Vynova angehört, zeigt, welche Zukunftschancen Wilhelmshaven hat. Vynova ist nicht nur ein Arbeitgeber, sondern Teil der wirtschaftlichen Zukunft unserer Region.“ Und, so betont Gäde, das PVC-Werk sei das industrielle Rückgrat Wilhelmshavens. „Die Menschen hier leisten seit Jahren engagierte Arbeit unter schwierigen Marktbedingungen. Sie jetzt im Stich zu lassen, kommt für uns nicht infrage.“

Strukturelle Verwerfungen

Aus Sicht der drei Politiker ist das Unternehmen nicht durch Misswirtschaft, sondern durch strukturelle Marktverwerfungen in die Schieflage geraten. Das Beispiel zeige, wie wichtig ein europäischer Schulterschluss bei der Reform des Strommarktes und des industriellen Wettbewerbsrechts sei. Es gehe hier nicht nur um ein einzelnes Unternehmen, sondern um eine ganze Region, so Lies: „Vynova braucht jetzt eine Perspektive.“



Anne Janssen: Wir müssen jetzt die Arbeitsplätze sichern

Wilhelmshaven/Hooksiel (14. 12. 2025) – Als „schweren Schlag für Wilhelmshaven und die Region“ bewertet die CDU-Bundestagsabgeordnete Anne Janssen die Insolvenz-Anmeldung der Vynova Wilhelmshaven GmbH. „Hinter dem Standort stehen Arbeitsplätze, Familien und viele Betriebe im Umfeld“, so die Politikerin aus Wittmund. „Mein erster Gedanke gilt den Beschäftigten, den Auszubildenden sowie den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen in Fremdfirmen und bei Zulieferern, die nun um ihre Zukunft bangen.“

Anne Janssen

Janssen (Archiv-Foto: Bundestag/Tobias Koch) erinnert in einer Erklärung daran, dass Betriebsrat und Beschäftigte bereits 2023 deutlich gemacht hätten, wie groß der Druck am Standort ist – insbesondere durch die hohen Energiekosten und Wettbewerbsnachteile im europäischen Vergleich.

„Wenn ein Partnerwerk im Ausland ähnliche Produkte deutlich günstiger herstellen kann, wird es für Standorte wie Wilhelmshaven existenziell“, so Janssen. „Dass es jetzt so weit gekommen ist, zeigt: Industriepolitische Warnsignale dürfen nicht länger nur diskutiert werden – es braucht verlässliches Handeln.“

Es komme jetzt darauf an, alles zu tun, um Arbeitsplätze zu sichern und Perspektiven zu schaffen. Gleichzeitig brauchten energieintensive Unternehmen in Deutschland noch schneller spürbare Entlastungen bei den Stromkosten und wieder Planbarkeit. Denkbar sei eine Senkung der Stromsteuer, die Begrenzung staatlicher Preisbestandteile und einen befristeten, wettbewerbsfähigen Industriestromansatz, bis ausreichend erneuerbare Energien und Infrastruktur zu konkurrenzfähigen Preisen verfügbar sind. Ein Teil dieser Maßnahmen seien beschlossen, so Janssen, aber noch nicht wirksam genug. 

Die Vynova Wilhelmshaven GmbH hatte am Donnerstag einen Insolvenzantrag gestellt. Das PVC-Werk beschäftigt am Standort rund 360 Mitarbeiter. 

Rund 360 Arbeitsplätze im Vynova-Werk in Gefahr

Wilhelmshaven/Hooksiel (12. 12. 2025) – Paukenschlag in Wilhelmshaven: Die Vynova Wilhelmshaven GmbH hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Wilhelmshaven ordnete am heutigen Freitag die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Gesellschaft an und bestellte Dr. Christian Kaufmann von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Kaufmann begleitet auch im Wangerland die Insolvenz in Eigenregie der Wangerland Touristik GmbH.

Gehälter drei Monate sicher

Das Pluta-Team sei bereits vor Ort gewesen, habe sich einen ersten Überblick verschafft und Gespräche mit der Geschäftsführung geführt, verkündete das Unternehmen am Abend. „Die weitere Betriebsfortführung wird geprüft.“ 

Vynova Demo Sarg
Bereits im November 2023 hatten die Vynova-Mitarbeiter ihre Befürchtung zum Ausdruck gebracht, dass zu hohe Energiepreise das Ende der PVC-Produktion in Wilhelmshaven bedeuten könnte. Archiv-Foto: hol

In dem Vynova-Werk unmittelbar vor Hooksiel sind rund 360 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld für drei Monate bis Ende Februar 2026 gesichert. Die Geschäftsführung um Dr. Peter Prinz hatte die Mitarbeiter bereits am Donnerstag über die Antragstellung informiert. Aktuell steckt die gesamte europäische PVC-Branche in der Krise. Als Gründe dafür werden hohe Energiekosten, eine geringe Binnennachfrage sowie die Konkurrenz durch billige Importe genannt.

Rahmenbedingungen schwierig

„Die Rahmenbedingungen sind sicherlich nicht einfach, aber wir prüfen die Fortführung des Geschäftsbetriebs und suchen nach einer langfristigen Lösung für den Betrieb“, sagte Kaufmann. Die Vynova Wilhelmshaven GmbH gehört zur Vynova Gruppe mit Hauptsitz in Belgien, die 2015 aus Bestandteilen der Chemiekonzerne Ineos und Solvay gegründet wurde. 

Das Werk in Wilhelmshaven produziert seit 1981 und gehört zu den größten Herstellern von Suspensions-PVC (S-PVC) in Europa, ein hochwertiges Material, das zahlreichen Produkten des täglichen Gebrauch verarbeitet wird. Darüber hinaus produziert das Unternehmen Vinylchlorid-Monomer (VCM), ein wesentlicher Baustein zur Herstellung von PVC. 

Produktion in Beek eingestellt

Vynova hatte bereits vor wenigen Tagen die PVC-Produktion in ihrem Werk in Beek (Niederlanden) eingestellt. Das Unternehmen gilt als eines der führenden europäischen Unternehmen für PVC und Chloralkali-Produkte. Die Erzeugnisse sind ein zentraler Bestandteil bei der Herstellung zahlreicher Industrieprodukte und Konsumgüter. Die Gruppe betreibt Produktionsstandorte in fünf Ländern. Die Antragstellung betrifft nur die deutsche Gesellschaft.

Klebearsch-Plauderrunde an Bord der „Mecki“

Hooksiel (21. 9. 2025) – Mit der „Mecki“ auf die Jade. Das ist eines der beiden Höhepunkte im Jahr der „Friesischen Stiftung Goldener Klebearsch“ (FSGKS). Am Wochenende trafen sich ein Teil der Mitglieder zum gemeinsamen Essen im Restaurant „Zur Brücke“, um danach mit dem Fahrgastschiff „Mecki“ und seinem Kapitän Dirk Huntemann in See zu stechen.

Verbrachten ein paar schöne Stunden an Bord der „Mecki“: Mitglieder der Friesischen Stiftung Goldener Klebearsch. Foto: hol

Zwei Stunden schipperte die Rund entlang der Küste in Richtung 4. Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven und wieder zurück. Genug Zeit, sich über aktuelle Entwicklungen in der Hafen- und Energielandschaft auszutauschen und an gemeinsam Erlebtes in der Vergangenheit zu erinnern. 

Die meisten Mitglieder der FSGKS sind ehemalige Mitarbeiter des Chemieunternehmens „ICI Wilhelmshaven“ oder der Nachfolgefirmen Ineos und Vynova. Hinzu kommen Vertreter der Hafenwirtschaft und Personen, die sich dem Unternehmen oder der Runde verbunden fühlen.

Die zweite Traditionsveranstaltung der FSGKS ist eine Boßeltour. Wie die Hooksielerin und ehemalige Ineos-Managerin Angela Homuth als Cheforganisatorin sagte, soll der nächste Vergleich im Friesensport Ende Januar stattfinden. Die regelmäßigen Treffen der Stiftung gehen auf ehemals firmeninterne Veranstaltungen zurück, bei denen einige der Teilnehmer bei gemütlichen Bierrunden über lange Zeit auf ihren Stühlen am Tresen „festgeklebt“ gewesen sein sollen. Für ihr Engagement erhielt Angela Homuth jetzt eine Original-Klebearsch-Skulptur, die einst der Wilhelmshavener Künstler Hartmut Wiesner geschaffen hat. 

Vynova möchte auch Feuerwehrleute aus der Region vor Ort ausbilden

CDU-Abgeordnete bei Vynova
CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Oldenburger Land besuchten die Werksfeuerwehr des PVC-Werkes Vynova auf dem Voslapper Groden. Von links: Christian Calderone, Björn Margowski (Werkfeuerwehr), Dr. Benno Krüger (Vynova), Jens Nacke, Stephan Jürgens (Leiter der Werkfeuerwehr), Christoph Eilers, Katharina Jensen und Lukas Reinken, Petra Tjardes (Vynova) sowie aus dem Landtag Saskia Buschmann und Ulf Thiele. Foto: privat
 

Wilhelmshaven/Hooksiel (4. 8. 2024) – Vor dem Außenhafen von Hooksiel liegt die „Höegh Esperanza“, das LNG-Speicher- und Verdampfungsschiff. Das Schiff trägt von Wilhelmshaven aus zur Energieversorgung Deutschlands bei, weitere Schiffe und Terminals für den Import von flüssigen Gasen sollen folgen. 

Sollte es auf dem Schiffsanleger einen Notfall geben, dann käme die Werkfeuerwehr des Wilhelmshavener Industrieunternehmens Vynova zum Einsatz. Dabei steht Vynova als energieintensives Unternehmen selbst vor großen Herausfordernden. Das wurde jetzt bei einem Besuch der CDU-Landtagsabgeordneten aus dem Oldenburger Land deutlich, der von der CDU-Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland), zuständig für den Wahlkreis Friesland/Jade, organisiert wurde.

„Grüne Energie“ soll Erdgas ersetzen

Vynova produziert PVC Granulat für die Herstellung unterschiedlichster Produkte, sichere 360 Arbeitsplätze und sei zeitgleich bei der Energiebeschaffung mit hohen und schwankenden Energiepreisen konfrontiert, so Dr. Benno Krüger. Der Werksleiter beschrieb die wirtschaftliche Lage für Vynova als „schwierig“. Die Anlagen werde mit Erdgas betrieben. Damit sei Vynova einer der größten Erdgasverbraucher der Region. „Künftig ist der Einsatz grüner Energien geplant, wir streben daher einen Klimaschutzvertrag an“, sagte Krüger. Zudem leidet das Unternehmen unter der hohen Inflation und der Flaute in der Bauwirtschaft.

Vynova wolle dennoch die hauseigene Feuerwehr stärken und weiter ausbauen, damit Feuerwehreinsätze jederzeit professionell durchgeführt werden können. Unter anderem haben man in zwei neue Löschfahrzeuge investiert. Eine Feuerwehr-Drohne kann zur Überwachung der landabgewandten Seite der „Höegh Esperanza“ eingesetzt werden. Weitere Investitionen in Anlagen und Gebäude seien geplant. Neben den Löschfahrzeugen, mit einer Spezialausstattung angepasst an die speziellen Anforderungen eines Chemiebetriebes, gibt es auch einen eigenen Rettungswagen für medizinische Notfälle.

Drohne bei Werksfeuerwehr
Eine Feuerwehr-Drohne kann zur Überwachung der landabgewandten Seite des LNG-Terminals samt der „Höegh Esperanza“ eingesetzt werden. Foto: privat

Die Werkfeuerwehr besteht aus etwa 150 Mitarbeitern, wovon 28 hauptamtlich bei der Feuerwehreinheit tätig sind. Sie betreuen und überwachen sämtliche Anlagen des Chemiewerkes einschließlich des Schiffsanlegers und zwar rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Die 24-Stunden-Schichten der Werkfeuerwehr werden dabei von mindestens sieben Personen aus dem Personal abgedeckt. 

2023 habe man 110 Einsätze registriert, in diesem Jahr komme man bislang auf 67 Einsätze. Überwiegend wird die Feuerwehr zu technischen Hilfeleistungen, Brandmeldealarmen und medizinischen Einsätzen gerufen. Es besteht daher ein großer Bedarf an Fortbildungen, die auch von den knapp 120 nebenberuflichen Feuerwehrleuten geleistet werden müssen, ohne dass die Produktion im Unternehmen zu sehr leidet.

Jensen kritisiert lange Bearbeitungszeit

Sorgen bereiten der Werkfeuerwehr allerdings die fehlenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten: Derzeit müssen die Lehrgänge neben den Feuerwehrschulen in Loy oder Celle auf kommunaler Ebene absolviert werden. Bereits 2019 hat das Unternehmen einen ersten Antrag beim Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) auf Genehmigung einer hauseigenen Ausbildungsstätte gestellt. Ein Nachantrag erfolgte 2023. Über beide Anträge sei bis heute aber nicht entschieden worden. Das Konzept sieht dabei auch ein Angebot für die umliegenden Kommunen vor, deren Feuerwehrleute im Vynova-Werk mit auszubilden. Bereits bestehende Kooperationen anderer Landkreise könnten so unbürokratisch übernommen werden. 

„Dass das NLBK seit fünf Jahren nicht in der Lage ist, über das vorgelegte Konzept von Vynova zu entscheiden, ist nicht hinnehmbar“, so Katharina Jensen. „Zumal die Kommunen der Region, die ebenfalls oft Probleme bei der Ausbildung ihrer Feuerwehrleute haben, hier eine sehr gute wohnortnahe Möglichkeit zur Ausbildung erhalten würden. Es ist unverständlich, dass sich das Land hier so viel Zeit lässt, wo es die Ausbildung in der Fläche als neuen Standard doch überall präferiert.“

Ohne Brückenstrompreis drohen bei Vynova bald die Lichter auszugehen

Vynova Demo
Viele Mitarbeiter des Vynova-Werkes in Wilhelmshaven machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Die schlechte Konjunktur und die hohen Strompreise belasteten das Unternehmen. Fotos: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (2. 11. 2023) – Die hohen Energiepreise in Deutschland gefährden Tausende Arbeitsplätze und etliche Unternehmens-Standorte der chemischen Industrie. Allein im Wilhelmshavener Vynova-Werk, direkt hinter der Ortsgrenze von Hooksiel, seien 388 Arbeitsplätze von direkten Mitarbeitern sowie 200 weitere bei am Standort tätigen Fremdfirmen und Lieferanten in Gefahr, sagte Betriebsratsvorsitzender Volker Neumann, heute auf einer Demonstration auf dem Werksgelände.

Zu der Protestaktion hatten Arbeitgeber Vynova, der Betriebsrat und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) gemeinsam aufgerufen. Sie wollten damit Druck machen für die Einführung eines „Brückenstrompreises“. Die befristete Subvention solle den Strompreis „auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau“ drücken, sagte der Standortleiter von Vynova Wilhelmshaven, Dr. Benno Krüger

Aktuell produziere ein Partnerwerk in Frankreich Kunststoffprodukte fast 50 Prozent günstiger. „Das ist bereits innerhalb des europäischen Marktes ein erheblicher Nachteil“, so Krüger. „Wir wollen nicht zur Pharmaindustrie 2.0 werden.“ Viele Pharma-Hersteller sind mit Blick auf die hohen Energiekosten ins Ausland abgewandter, zum Beispiel in die USA. Die zeitlich befristete Absenkung des Strompreises solle den energieintensiven Industriebetrieben Zeit für die Transformation in die Energieversorgung der Zukunft geben. „Sonst gehen hier am Standort bald die Lichter aus“, mahnte Krüg

Vynova Demo Sarg
Ohne „Brückenstrompreis“ muss die energieintensive Industrie in Deutschland möglicherweise bald beerdigt werden. Symbolisch packten Vynova-Standortleiter Dr. Benno Krüger und Betriebsratsvorsitzender Volker Neumann schon einmal vor laufenden Kameras gemeinsam den Spaten dafür an.

Die chemische Industrie verlange keine Dauersubventionen. „Der Brückenstrompreis muss befristet sein, bis es in Deutschland genügend erneuerbare Energie zu konkurrenzfähigen Preisen gibt“, forderte Betriebsrat Neumann bei strömendem Regen vor etlichen seiner Kolleginnen und Kollegen. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagte das IGBCE-Mitglied – und meinte damit nicht das Wetter. 

Unterstützt wurde die Aktion von der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland). Wie war als einzige Politikerin der Einladung von Vynova zu der Kundgebung gefolgt. Nach Ansicht der CDU-Politikerin gehöre neben dem Strompreis auch das Steuerrecht auf den Prüfstand, um den Industriestandort Deutschland abzusichern.

Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, begruben die Protestierenden einen Sarg auf dem Betriebsgelände – als Symbol für den drohenden Untergang der chemischen Industrie in Deutschland.