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Beiträge veröffentlicht in “Hooksiel”

Zu viele Chancen liegen gelassen

Wangerland/Hooksiel (2. 10. 2023) – Die C-Jugend der Jugendspielgemeinschaft (JSG) Wangerland hat am Wochenende die Fahne der Nachwuchs-Fußballer der Gemeinde hoch gehalten. Die Wangerländen landeten bei der JSG Friesische Wehde II einen 4:0 Erfolg. Die D-Jugend hingegen ging gegen die JSG Friesland mit 0:9 unter. Und die E1-Jugend zog gegen den STV Wilhelmshaven mit 2:4 den Kürzeren. 

Auch die EII-Jugend kam bei Frisia Wilhelmshaven II über ein 1:3 nicht hinaus. Trotzdem freute sich Trainer Bernhard Köster über eine geschlossene Mannschaftsleistung. Frisia galt als Favorit. Schon nach drei Minuten stand es nach einem strammen Schuss aus acht Metern 0:1. Danach war das Spiel ausgeglichen – und umkämpft. Gegen Ende von Hälfte eins mussten nacheinander Oke, Eysem und Ahemt verletzt raus. „Aber unfair war es nicht“, beteuert Trainer Köster. „So ist Fussball.“ 

Gleich nach Wiederanpfiff der nächste Rückschlag, 0:2. Danach wurden die Wangerländer stärker, erarbeiteten sich Chancen und wurden in der 33. Minute mit dem Anschlusstreffer durch Ahmet belohnt. Wenig später dann auf der Gegenseite nach einem wirren Gestocher vor dem Tor die Entscheidung: 1:3 – auch weil es den Wangerländern trotz zahlreicher guter Gelegenheiten nicht gelang, das Blatt noch einmal zu wenden. 

Am Samstag 7. Oktober, trifft die EII in ihrem vorerst letzten Spiel im Jadestadion in Hooksiel auf Frisia V. Anpfiff ist um 11 Uhr. 

Wikingerschiff wieder aufgetaucht

Takir gehoben

Hooksiel (1. 10. 2023) – Die „Tyrkir“ schwimmt wieder. Den Mitgliedern des Vereins „Historische Seefahrt“ ist es offenkundig am Samstag gelungen, den vor acht Tagen im Alten Hafen von Hooksiel gesunkenen Nachbau eines Wikingerschiffes ohne Kraneinsatz wieder über Wasser zu heben. Das Holzschiff liegt dem äußeren Anschein nach unbeschädigt wieder an seinem alten Liegeplatz. Unklar ist noch, warum das 14 Meter lange Schiff mit dem markanten Drachenkopf gesunken ist. Die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei dauern an. Foto: hol

Vor 60 Jahren: In 92 Sekunden zum größten Erfolg der Hooksieler Wehr

Feuerwehr 1963
Die Hooksieler Feuerwehrmannschaft, die vor 60 Jahren den Bezirkswettbewerb gewann: (von links) Fritz Nispel, Herbert Gruben, Franz Cordsen, Meinolf Cohn, Heino Reiners, Helmut Janßen, Theo Janßen, davor Ernst Joosten und Fritz Kirchhoff. 

Hooksiel (1. 10. 2023) – „Adenauer und Erhard einig über außenpolitischen Kurs“ titelt die Oldenburger Nordwest-Zeitung am 16. September 1963. Weitere Themen im überregionalen Teil der Montagsausgabe: „Schon wieder Fünflinge in Amerika“ und „Platzverweis für Helmut Rahn“. Rahn ging damals in der gerade gegründeten Fußball-Bundesliga für den Meidericher SpV auf Torejagd.

Was macht die Zeitungsausgabe aus Hooksieler Sicht so spannend? Zur Antwort führt ein Foto auf Seite 4 mit einem Hinweis auf den Bezirkswettbewerb der Feuerwehren im Oldenburger Land, das auf einen Bericht im Lokalteil verweist. Zu der Großveranstaltung an den Weser-Ems-Hallen waren 42 Feuerwehr-Mannschaften geladen. Darunter ein Team der Freiwilligen Feuerwehr Hooksiel, angeführt vom Maschinisten Ernst Joosten.

Großes Glück bei der Auslosung

Und, Was schon damals als Sensation galt: Die Hooksieler Mannschaft wurde vor Wiefelstede und Langförden Bezirksmeister. „Das hat bis heute niemand mehr geschafft“, sagt Meinolf Cohn (86), der damals als schnellster Läufer zu dem neunköpfigen Team gehörte. Je zwei Feuerwehrleute bildeten den Wasser-, den Schlauch- und den Angriffs-Truppe. Hinzu kamen der Maschinist, ein Melder und ein Gruppenführer.

Die Aufgabe, die es zu bewältigen galt: So schnell wie möglich eine über 100 Meter lange Schlauchleitung von der Wasserversorgung durch ein Sichthindernis hindurch zum Angriffspunkt zu legen. Dort mussten vier auf Böcken platzierte Kanister heruntergespritzt werden. 

„Wir hatten schon riesiges Glück bei der Auslosung“, erinnert sich Meinolf Cohn, der heute noch in der Altersabteilung der Hooksieler Wehr aktiv ist. „Für das Zusammenkoppeln der Schläuche traf das Los genau die Kameraden, die das am besten konnten.“

Intensives Training zahlt sich aus

Aber der bis heute einmalige Erfolg für die Hooksieler Wehr war keineswegs nur Glückssache. Im Gegenteil. „Wir haben im Vorfeld hart trainiert“, sagt Meinolf Cohn. „Der Sieg war der Beleg dafür, dass man nur etwas erreichen kann, wenn man sich richtig anstrengt.“

Rund vier Wochen lang traf sich die Hooksieler Mannschaft täglich um 17 Uhr an der Pakenser Straße, rollte Schläuche aus, kuppelte die Verbindungen zusammen, probte den Wasserangriff und, und, und. Dass Landwirt Cohn für das Training sogar das Melken seiner Kühe um eine Stunde verschob, zeigt, wie ernst die Akteure das Unterfangen nahmen. Belohnt wurden sie mit dem wohl größten sportlichen Erfolg der Freiwilligen Feuerwehr Hooksiel überhaupt. 

Forderung nach moderner Ausrüstung

Der Wettkampfrichter stoppte genau 92 Sekunden. Bezirksmeister. Zeugen des Ereignisses vor fast genau 60 Jahren waren in Oldenburg neben vielen Anhängern der Wehren und sonstigen Zuschauern auch sämtliche Landräte, Kreisdirektoren und Bürgermeister der Region. Denn die Feuerwehren wollten über den sportlichen Vergleich auch eine politische Botschaft senden: „Feuerwehr für moderne Ausrüstung!“. 

Diese Forderung unterstützen auch die Hooksieler. In ihrem damaligen Feuerwehrgerätehaus in der Lange Straße (heute Künstlerhaus), stand ein grünes Löschfahrzeug, Baujahr 1943, das in den letzen Monaten des zweiten Weltkrieges immer wieder zu Einsätzen zu Bränden in Wilhelmshaven ausrücken musste. Genau hier entstand das Erinnerungsfoto der Siegermannschaft. Auf dem Bild ist der Wagen allerdings rot. „Wie die das auf dem Foto hinbekommen haben, weiß ich auch nicht“, räumt Meinolf Cohn ein. 

Zu einer guten Behandlung gehört das Gespräch mit dem Patienten

Praxis Schäfermeier
Barbara Schäfermeier geht in den Ruhestand. Ihre Physiotherapiepraxis bleibt Hooksiel erhalten. Andreas Blossei übernimmt. Foto: hol

Hooksiel (29. 9. 2023) – Die Praxis für Physiotherapie im Gesundheits- und Dienstleistungszentrum am Berghamm 1 bleibt Hooksiel erhalten. Inhaberin Barbara Schäfermeier, die Ende Oktober in Ruhestand geht, übergibt die Räume samt Einrichtung an den Physiotherapeuten Andreas Blossei. Für Sonntag, 1. Oktober, laden beide zu einem Tag der offenen Tür ein. Patienten und andere Hooksieler haben von 11 bis 17 Uhr Gelegenheit, den Neuen kennenzulernen und sich von der bisherigen Inhaberin zu verabschieden.

Barbara Schäfermeier, die zuvor in einer Praxis in Horumersiel angestellt war, hat sich im Herbst 2016 selbstständig gemacht. Zusammen mit ihrer halbtags tätigen Mitarbeiterin Britta Keithahn bietet sie aktuell bis zu 140 30-Minuten-Behandlungen in der Woche an: von der klassischen Krankengymnastik über Fußreflexzonen-Massage, Schlickpackungen und Beckenbodentraining bis zur Atem- und Kältetherapie. „Das Spektrum ist sehr vielfältig, genau so wie die Menschen, die zu uns kommen.“

Wichtig ist und war Barbara Schäfermeier neben der Therapie immer der Austausch mit den Patienten. „Wie geht es ihnen? Wie ist ihnen die letzte Anwendung bekommen?“ Aus ihrer Sicht ist das kurze Gespräch ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Behandlung von Körper und Geist. Nicht nur in diesem Punkt sieht sie sich mit Andreas Blossei auf derselben Wellenlänge. 

Blossei (55) kam 2006 aus Nordrhein-Westfalen nach Wilhelmshaven, wo er zunächst in verschiedenen Praxen und in der Reha-Klinik arbeitete. Seit 2016 war er im Klinikum Wilhelmshaven in der Neuro-Rehabilitation eingesetzt. Der Schwerpunkt hier: Die physiotherapeutische Behandlung von Parkinson-, MS- und Schlaganfall-Patienten. 

Angesichts der faktischen Aufnahmestopps in vielen Praxen in der Region wertet es Barbara Schäfermeister als Glücksfall für Hooksiel, dass sie ihre Patienten in erfahrene Hände geben kann. „Ohne Nachfolge hätte ich sicher noch ein Jahr weiter gemacht“, sagt die Physiotherapeutin. „Eine Versorgungslücke wollte ich Hooksiel nicht antun.“

Mit Barbara Schäfermeier geht ihr Mann Dieter in Ruhestand, der in der Praxis für Organisation, Planung und Buchführung verantwortlich war. Britta Keithahn wird von Andreas Blossei übernommen. Eine neue Büro- und Organisations-Kraft wird noch gesucht. 

Noch wird am Konzept für die Bergung des Wikingerschiffs „Tyrkir“ gearbeitet

Tyrkir gesunken
Muss möglicherweise doch mit einem Kran geborgen werden: Der aus noch ungeklärter Ursache im Alten Hafen gesunkene Wikingerschiff-Nachbau „Tyrkir“.

Hooksiel (29. 9. 2023) – Die Ursache für den Untergang des Wikingerschiffes „Tyrkir“ ist immer noch ungeklärt. Das Holzschiff war an der Kaimauer liegend am vergangenen Wochenende gesunken. Nur eine Festmacherleine verhinderte, dass das 14 Meter lange Schiff ganz auf den Hafengrund sackte. 

Seither laufen beim Verein „Historische Seefahrt“ die Überlegungen, wie das Boot möglichst schonend gehoben werden kann. Wie Manuela Hußmann gegenüber „Hooksiel-life“ sagte, werde man für die Bergung wohl doch einen Kran einsetzen müssen. Die Planungen, wie und wann das Projekt genau starten soll, seien aber noch nicht abgeschlossen.

„Wir werden so vorsichtig wir möglich vorgehen“, versprach Manuela Hußmann. Ziel sei es, das zur Weltausstellung „Expo 2000“ in Wilhelmshaven gebaute Schiff, mit dem der Verein in den Sommermonaten Ausflugsfahrten auf dem Hooksmeer anbietet, wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. 

Glück im Unglück sei es gewesen, dass an Bord keine wasserschädlichen Substanzen gelagert waren. „Damit haben wir keinen Zeitdruck.“ Denn, so die Befürchtung: Bei einer unbedachten Hauruck-Bergung könnte die „Tyrkir“ möglicherweise zerbrechen. Zur Unglücksursache ermittelt die Wasserschutzpolizei. 

Mietspiegel, Biogas, Hundesteuer: Was noch alles im Rat entschieden wurde

Wangerland/Hooksiel (28. 9. 2023) – Bei den Arbeiten zur Verlegung von Glasfaserkabeln sind im Wangerland offenbar Stromkabel beschädigt worden. Eine Folge: Die Straßenbeleuchtung funktioniert an einer Reihe von Stellen nicht mehr. Bürgermeister Mario Szlezak bittet um Verständnis dafür, dass die Reparatur eine gewisse Zeit dauern kann, zumal man zunächst die Schadensstellen finden müsse. Die Kosten für die Reparatur müssten aber zumindest nicht von der Gemeinde gezahlt werden.

Der Rat hat die Gemeindeverwaltung beauftragt, das Einzelhandels-Entwicklungskonzept für die Gemeinde Wangerland fortzuschreiben. Ein Thema dabei: Die Erweiterung des Edeka-Marktes in Hooksiel und der geplante Neubau eines Nettomarktes. Das Thema soll im Oktober im Gemeindeentwicklungsausschuss des Rates behandelt werden.

Der Vertragsentwurf für den Verkauf der Rundinsel im Wangermeer war – anders als vom Bürgermeister im Vorfeld erhofft – diese Woche kein Thema im Gemeinderat. Wie berichtet steht die Gemeinde in Verhandlungen mit einer Investorengruppe aus Esens. Ein erster Verkaufsanlauf war gescheitert, weil ein Investor sein Angebot zurückgezogen hatte. Der Rat beschloss vorsorglich einen Nachtragshaushalt für seinen Eigenbetrieb Wangermeer. Man müsse auch handlungsfähig bleiben, so Betriebsleiter Torsten Meuer, wenn der Verkauf in diesem Jahr nicht mehr klappen sollte. 

Als runde Sache wertete Mario Szlezak den „Ehrenamtstag“, zu dem die Gemeinde 200 verdiente Bürger in den Kursaal nach Horumersiel eingeladen hatte. Der Bürgermeister bedankte sich bei allen Sponsoren und Helfern. Die Veranstaltung soll künftig einmal jährlich stattfinden. Der Rat spendete dafür seine Sitzungsgelder für die aktuelle Ratssitzung.

Das Wangerland unterstützt die Absicht des Landkreises Friesland, einen „qualifizierten Mietspiegel“ über die kreisangehörigen Kommunen zu erstellen. Vermieter sind dabei zur Auskunft über die Miethöhe verpflichtet. Nur die Gruppe CDU/Grüne/FDP stimmte gegen das Vorhaben.

Der Gemeinderat will gewerblichen Investoren den Bau von Biogasanlagen im Wangerland ermöglichen. Grundsätzlich sei diese Form der Energiegewinnung zukunftsweisend. Es soll aber auch künftig über jedes einzelne Projekt separat beraten und entschieden werden.

Der in die Jahre gekommene Bebauungsplan für das Inselviertel in Schillig wird überarbeitet. Der Rat verhängte dafür zunächst eine Veränderungssperre. Wann der neue Plan fertig ist, ist ungewiss. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass auch nach einer Neueinstellung nur zwei von drei Stellen in der Bauleitplanung der Kommune besetzt sind und die Abteilungsleitung im Bauamt immer noch vakant ist.

Mit Blick auf die angespannte Haushaltlage der Gemeinde hat der Rat einen Antrag der Jägerschaft Friesland-Wilhelmshaven einvernehmlich abgelehnt. Die Jäger hatten eine Befreiung von geprüften Jagdhunden von der Hundesteuer angeregt.

Die Tourismusbeitrags-Satzung der Gemeinde Wangerland wurde angepasst. Die Gesamtsumme des Beitrages, mit dem sich Gewerbetreibende, die vom Tourismus profitieren, an den Marketingkosten beteiligen müssen, bleibt unverändert bei 350 000 Euro.

Die Gemeinde Wangerland will künftig bei eigenen Veranstaltungen verstärkt auf Abfallvermeidung achten. Unter anderem soll kein Einmalgeschirr mehr verwendet werden.

Kommentar: Das Wangerland braucht Klarheit über seine Tourismus-Strategie

Von Gerd Abeldt

Die Erhöhung des Gästebeitrages um fast 27 Prozent könnte der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt. „27 Prozent, wie soll ich das meinem Gast erklären?“, fragen sich die Vermieter im Wangerland. 

3,80 Euro statt 3 Euro. Ja, Mehrkosten von unter sechs Euro pro Person und Woche sind sicherlich nicht der Faktor, der bei der Wahl eines Urlaubsortes ausschlaggebend ist. Aber der Gästebeitrag ist nur ein Mosaikstein im Gesamtbild: Anreise, Unterkünfte, Essen und Getränke in der Gastronomie – alles ist erheblich teurer geworden. Hinzu kommen die neuen Parkgebühren in Hooksiel. Und das in einer wirtschaftlichen Gesamtlage, in der der typische Wangerland-Gast vermutlich eher darauf achtet, sein Geld zusammenzuhalten.

Gemeinsam den Kurs abstecken

Raue See also für die Tourismus-Wirtschaft. Um so wichtiger wäre es, wenn die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH und die privaten Leitungsträger enger zusammenrücken würden, um den richtigen Kurs abzustecken. Hinzu kommt, dass die Zahl der zumeist älteren Stammgäste in Hooksiel und Horumersiel tendenziell rückläufig ist auch einige Hotels, wie etwa das Hotel Upstalsboom in Schillig oder das „Dorf Wangerland“ in Hohenkirchen, aktuell nicht am Markt sind.

Mit pauschaler Kritik von Leistungsträgern an (zu) hohen und steigenden Kosten bei der WTG ist es nicht getan. Natürlich kann man über den Umfang der Digitalisierung – vom Strandkorb-Verleih übers Parken und die Besucherzahl-Erfassung bis zur Gästekarte – streiten. Auch ist es legitim, die Kosten für Nachhaltigkeits-Konzepte zu hinterfragen. 

Aber bitte schön: Genau das muss dann auch passieren. Die WTG, Vermieter, Gastronomen und Veranstalter gehören an einen Tisch. Die WTG hat als Gemeindetochter ihre Strategie transparent darzulegen – und die Leistungsträger, auch das gehört zur Wahrheit, müssen sich auf diesen Dialog einlassen, ohne nur auf ihren unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil zu schielen. 

Erheblicher Investitionsbedarf

Jedem, der sich nur ansatzweise mit der Tourismus beschäftigt, dürfte klar sein, dass es im Wangerland erheblichen Investitionsbedarf gibt. Auch im öffentlichen Bereich. Beispiel: Campingplätze. Ein millionenschwerer Masterplan zur Modernisierung der Plätze liegt seit Jahren vor. Beispiel: Meerwasser-Hallenbad Hooksiel. Das Bad ist wieder offen. Aber wie lange noch? Gutachter haben weitern Sanierungsbedarf in Millionenhöhe ausgemacht. Beispiel: Radwege. Warum werden der Radwege zwischen Ort und Strand in Hooksiel nicht so ausgebaut, dass Gäste ihre Autos am Quartier stehen lassen können. Beispiel: Thalasso-Zentrum. Der Gesundheitstempel in Horumersiel soll zum Jahresende öffnen. Ob er wirtschaftlich betrieben werden kann, daran gibt es erhebliche Zweifel.

Um so mehr müssen WTG und Gemeinderat als Gesellschafter der GmbH auf der einen Seite und Leistungsträger und Bürger/Steuerzahler miteinander sprechen, wohin der touristische Weg führen soll. Wo sollen bei rückläufigen Gästezahlen die Investitionen in neue Attraktionen finanziert werden? Wo gibt es Chancen, neue Zielgruppen für das Wangerland zu gewinnen? Wo liegt die Grenze zwischen der Weiterentwicklung von Unterkünften, etwa durch Hotels, und dem Gespenst „Massentourismus“, der die Lebensqualität der Einheimischen einschränken könnte. 

Vertrauen ist wichtigstes Gut

Klar ist: Der Fremdenverkehr ist der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde Wangerland. Klar ist auch, dass die WTG als Tochter der Gemeinde in erster Linie Dienstleister der privaten Tourismuswirtschaft ist. Mit eigenen Mitteln allein wird sie es niemals schaffen, die nötigen Investitionen in die touristische Zukunft des Wangerland zu stemmen – unabhängig wie weit der Gästebeitrag noch erhöht wird. 

Grundlage für Investitionen von Privaten aus der Gemeinde oder von außerhalb ist aber immer Vertrauen – auch deshalb führt an offenen Gesprächen über die Tourismus-Strategie im Wangerland kein Weg vorbei. Dafür wird es jetzt höchste Zeit. Bevor der nächste Tropfen ins Fass fällt. 

Sie haben auch eine Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gern eine Email an die Adresse infos@hooksiel-life.de mit dem Betreff „Leser-Meinung„.

Rat will Gebühr nicht auswürfeln: Gästebeitrag um über 26 Prozent erhöht

Wangerland/Hooksiel (27. 9. 2023) – Der Rat der Gemeinde Wangerland hat am Dienstagabend mit großer Mehrheit rotzt der Kritik von touristischen Leistungsträgern der Erhöhung des Gästebeitrages um über 26 Prozent zugestimmt. Ab 2024 muss danach ein Erwachsener pro Übernachtung in der Hauptsaison eine Abgabe von 3,80 Euro (statt 3 Euro) zahlen. Mit dem Gästebeitrag werden 27 Prozent der Kosten für touristische Einrichtungen und Veranstaltungen abgedeckt.

Der Hooksieler Seebadeverein und der Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe sowie die Dorfgemeinschaft Horumersiel hatten im Vorfeld die Erhöhung von nahezu 27 Prozent als für die Gäste „nicht vermittelbar“ kritisiert. Ihre Argumente griffen in der vom Ratsvorsitzenden Wolfram Sandmeier (SPD) geleiteten Debatte Dieter Schäfermeier und Wieland Rosenboom (beide Pro Wangerland) auf, die sich für eine moderate Erhöhung von 10 oder 15 Prozent oder alternativ für eine über mehrer Jahre gestaffelte Anpassung aussprachen. 

Strand Hooskeil
Der Urlaub im Wangerland wird teurer. Der Rat der Gemeinde segnete eine Erhöhung des Gästebeitrages ab 2024 ab. Foto: hol

Überschüsse der Vergangenheit ein Sondereffekt

Horst David (Freie Bürger) plädierte für eine Senkung des Gästebeitrages, da in den vergangenen beiden Jahren eine Überzahlung von 1,5 Millionen Euro stattgefunden habe. „Da wäre ein Gästebeitrag von 2,30 Euro für die Wangerland Touristik kostendeckend gewesen.“ WTG-Finanzchef Ralf Ewen sprach von Sondereffekten in den Corona-Jahren, die man nicht auf die in die Zukunft gerichtet Kalkulation anwenden könne.

SPD-Fraktionschef Holger Ulfers und Alice Brandenburg-Bienek, Sprecherin der CDU/Grüne/FDP-Gruppe (GFW) im Rat, betonten, dass die Ermittlung des angemessenen Gästebeitrages für die kommenden drei Jahre ein hochkomplexer Prozess sei. Die Gemeinde habe die Berechnung an die unabhängige Kommuna Treuhand abgegeben. „Wir können die Höhe des Gästebeitrages auch auswürfeln“, sagte Ulfers. „Aber die vorliegende Berechnung beruht auf Fakten.“ Sollte der Rat einen niedrigeren Gästebeitrag beschließen, käme das einer Subventionierung für den Tourismus aus Steuermitteln gleich. Ulfers bezweifelt, ob die Gemeinde dann noch Aussichten auf Zuschüsse etwa vom Land für andere Projekte habe.

„Ziel muss ein Miteinander sein“

Die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH müsse kostendeckend arbeiten, sagte Alice Brandenburg-Bienek. Dafür sei sie angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen auf die Erhöhung des Gästebeitrages angewiesen. Die CDU-Politikerin appellierte an die WTG und die touristischen Leistungsträger, sich nicht erst wenige Tage vor der Ratsentscheidung über die Notwendigkeiten auszutauschen. „Ziel muss ein Miteinander und kein Gegeneinander sein.“

„Wir müssen an einem Strang ziehen“, forderte auch Reiner Tammen (Grüne), „Und wir müssen mehr miteinander reden!“ Die WTG habe eine Fülle von Aufgaben, betreue unter anderem über 270.000 Gäste, 50 Gebäude, Straßen, Wege und Plätze, 4,5 Kilometer Strand, 600.000 Quadratmeter Rasen und, und , und. Der Strandeintritt sei verboten worden und Parkgebühren kämen auch nicht gut an. „Woher soll das nötige Geld kommen?“

Tammen: Kritik widersprüchlich

„Die WTG-Mitarbeiter machen einen guten Job“, ist Tammen überzeugt. Die Kritik an der Erhöhung des Gästebeitrags hingegen sei in vielen Punkten widersprüchlich. Mehr Attraktivitäten schaffen ohne zusätzliches Geld? Personal abbauen und gleichzeitig mehr Aufgaben übernehmen? Auch der Vorwurf, bei der WTG herrsche „Digitalisierungs-Wahn“ greife nicht, so Tammen „Das ist heute völlig normal.“

Arthur Wichmann, Kämmerer der Gemeindeverwaltung, wies darauf hin, dass eine Erhöhung des Gästebeitrages von über 26 Prozent sich zwar dramatisch anhöre. In absoluten Zahlen mache die Mehrbelastung bei einem Zehn-Tages-Aufenthalt einer vierköpfigen Familien aber nur rund 24 Euro aus. Er sei überzeugt davon, dass von solch einer Summe niemand die Wahl seines Urlaubsortes abhängig mache.

Doppelbelastung in Hooksiel

Anja Dittmer, Vermieterin in Hooksiel, hielt dem in der Einwohner-Fragestunde entgegen, dass die Mehrbelastungen für Urlauber in Hooksiel deutlich höher sei. Zu dem 20-Euro-Plus beim Gästebeitrag kämen noch rund 50 Euro Parkgebühren hinzu, da das Parken am Strand auch für Inhaber der Gästekarte zahlungspflichtig sei. Hooksiel könne man in diesem Punkt nicht mit Schillig oder Horumersiel vergleichen, da die Gäste, zumal Familien, in Hooksiel für den Besuch des Strandes auf ein Auto angewiesen seien. 

Eine Senkung der Parkgebühren ist nach Einschätzung von WTG-Geschäftsführer Armin Kanning aber auch kein Weg, um die Gäste zu entlasten. „Wenn die Parkgebühren wegfallen, müssten wir den Gästebeitrag noch weiter erhöhen.“ Die Erhöhung des Gästebeitrages wurde mit den Stimmen von SPD und der Gruppe GfW beschlossen.

Werkstattgespräch im Künstlerhaus

Hooksiel (26. 9. 2023) – Renate Janßen-Niemann, Leiterin des Künstlerhauses Hooksiel, lädt für Sonntag, 1. Oktober, zum „Werkstattgespräch“ ein. Interessierte haben Gelegenheit, sich bei Tee und Keksen mit der aktuellen Stipendiatin der Gemeinde Wangerland, Stephanie Hüllmann, auszutauschen.

Stephanie Hüllmann lebt und arbeitet seit Ende August in Hooksiel. Ihr Stipendiat im Wangerland endet am 8. Oktober. Im Künstlerhaus (Lange Straße) ist bis dahin eine Ausstellung mit dem Titel „zeit.lupe“ mit Werken der Göttingerin zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Im Werkstattgespräch wird Stephanie Hüllmann ihre filigrane Arbeitsweise vorstellen, die viel mit der Kunst des Nähens zu tun hat. Gespannt sein darf man auch auf die Impressionen, die die Künstlerin in Hooksiel gesammelt hat.

Henning Gieseke und Björn Mühlena
Werben für die Mitgliedschaft im Förderverein Kunst- und Erlebnispfad, der auch das Künstlerhaus unterstützt. Henning Gieseke und Björn Mühlena. Foto: hol

Unterstützt wird das Künstlerhaus übrigens durch den Förderverein Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel, der am Rande der Ausstellung um weitere Mitglieder wirbt. Der seit 2005 bestehende Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Hooksiel und das Wangerland insgesamt künstlerisch zu bereichern. Dabei arbeitet man sehr enge mit der Gemeinde Wangerland und dem Künstlerhaus zusammen. 

Dem „Nordsee-Reisepass“ fehlen etliche Stempel von Attraktionen der Region

Matthias Suckert
Katharina Heyn, Mitarbeiterin der „Agentur am Meer“ stempelt ihrem Chef, Matthias Suckert, einen „Nordsee-Reisepass“ ab – ein Souvenir für Urlauber mit Optimierungsbedarf. Foto: hol

Hooksiel (25. 9. 2023) – Der „Nordsee-Reisepass“ ist eine tolle Idee, findet Matthias Suckert, Inhaber des Hooksieler Vermietungsservices „Agentur am Meer“ und Vorsitzender der Interessengemeinschaft „De Hooksielers“. Einen nachhaltigen Erfolg für den Tourismus in der Region bezweifelt er aber zumindest für den Fall, dass die Umsetzung des Projektes so lieblos erfolgt wie bislang.

Der „Nordsee-Reisepass“ ist eine Aktion der TANO, der neue gegründeten Tourismus-Agentur Nordsee GmbH. Der Marketingorganisation mit Sitz in Wilhelmshaven gehören die Landkreise und kreisfreien Städte entlang der niedersächsischen Nordseeküste an. Die Idee des vom Land Niedersachsen geförderten Projektes: Der „Nordsee-Reisepass“, der einem amtlichen Reisepass sehr ähnlich sieht, kann von Einheimischen und Urlaubsgästen für zehn Euro als Souvenir erworben werden. Die Einnahmen sollen für Klimaschutz-Zwecke verwendet werden. 

Passinhaber können mit dem Pass als Nachweis für ihre Aktivitäten Stempel in unterschiedlichen touristischen Destinationen sammeln. Wer neun Stempel zusammen hat, kann zudem an einem Gewinnspiel teilnehmen.

Suckert unterstützt die Reisepass-Aktion. Seine Agentur ist für das Wangerland als so genannte „Verkaufsstelle“ registriert – ebenso wie die Tourist-Informationen der Wangerland Touristik GmbH in Horumersiel und Hooksiel. Die Kritik des Vermietungs-Fachmanns setzt bei den so genannten „Stempelstellen“ an, auf die die TANO ebenso wie die Verkaufsstellen des Passes im Internet hinweist.

Suckert vermisst Sehenswürdigkeiten im Wangerland

„Wenn der Nordsee-Reisepass dem Tourismus helfen soll, müssten die Stempelstellen touristisch attraktive Anlaufpunkte sein, die der Urlauber kennen lernen sollte. Das lässt er sich dann abstempeln“, so Suckert. Schon für das Wangerland fallen dem Hooksieler etliche Stempel-würdige Anlaufstellen ein: Wattwanderungen, Muschelmuseum, die Spielstadt Wangerland in Hohenkirchen, die Schwimmbäder in Hooksiel und Horumersiel oder auch eine Kirchentour durchs Wangerland. 

Die einzigen Stempelstellen, die tatsächlich aktuell von der TANO im Wangerland ausgewiesen werden, sind aber das Nationalparkhaus in Minsen, das Muschelmuseum und das Künstlerhaus Hooksiel sowie – aus Sicht von Suckert zu unrecht – die Tourist-Infos und seine „Agentur am Meer“, also die Verkaufsstellen. „Wir haben uns als Stempelstelle gemeldet, um zur Teilnehmer am Projekt ,Hörgarn‘ zu werben, bei dem die Geschichte Hooksiels erkundet werden kann. Also hätte doch ,Hörgarn‘ als Stempelstelle benannt werden müssen – und nicht die Agentur.“

Schon mehrfach habe er seinem Unmut Luft gemacht, schildert Suckert. Einerseits werde auf eine ganze Reihe von Attraktionen im Wangerland, aber auch in Jever, gar nicht hingewiesen, dafür stehen aber in der Stempelliste Buchläden und Hörgeräteakustiker, die zumindest auf den ersten Blick mit Tourismus nichts zu tun haben. Suckert ist überzeugt. „So hat niemand etwas von dem Reisepass – nicht die Urlauber und schon gar nicht die Anbieter von touristischen Leistungen.“

Stempelstellen-Netz hat noch „weiße Flecken“

Jonas Hinrichs, Destinationsmanager bei der TANO, räumt ein, dass längst noch nicht alle touristischen Attraktionen als Stempelstelle geführt werden. Die Kritik hält er aber für überzogen. Das Projekt Nordsee-Reisepass sei erst im Mai gestartet, damals mit 130 Verkaufsstellen. Man habe zudem gut 200 potenzielle Stempelstellen per Email angeschrieben. Der Rücklauf sei aber überschaubar gewesen. „Man kann ja niemanden zwingen mitzumachen.“

Um überhaupt Stempelstellen zu haben, habe man da zunächst die Verkaufsstellen gesetzt. In Kooperation mit den Tourismus-Organisationen vor Ort versuche man aber, das Netz nach und nach auszuweiten. Mit Stand 25. September habe man 192 aktive Verkaufs- und Stempelstellen. Derzeit gebe es aber noch ein paar „weiße Flecken“, räumt Hinrichs ein. Auch deshalb habe man auch Einzelhändlern die Stempel-Lizenz erteilt, wenn die sich mit dem Projekt identifizieren.

TANO unterstützt touristische Anbieter

Potenzielle weitere Stempelstellen würden nach Kräften von der TANO unterstützt. Etwa mit Flyern und sonstigem Werbematerial. „Wir erstellen auch die passenden Stempel. Aber jemand, der den Reisepass abstempelt, muss schon vor Ort sein.“

Der „Nordsee-Reisepass“ sei ein langfristig angelegtes Projekt, um Menschen in der Region von A nach B zu bringen. Man werde sich weiter darum bemühen, das Stempelstellen-Netz zu optimieren. Weitere Interessenten können sich im Internet anmelden. Aber auch jetzt schon habe der Reisepass echte Fans gefunden. So berichtet Hinrichs von einer Rentnerin aus Wiesmoor, die bereits 42 Stempel in ihrem Pass vorweisen kann. „Das Projekt trägt also auch dazu bei, dass Einheimische ihre Region besser kennen lernen.“ 

Anmerkung: Dieser Bericht wurde am 26. 9. 2023 um den Hinweis ergänzt, dass auch das Künstlerhaus Hooksiel eine Stempelstelle ist.