Wangerland/Hooksiel (12. 7. 2025) – Es rumort im Wangerland. Nachdem die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH (WTG) Insolvenz angemeldet hat, gibt es vielerorts Verunsicherung. Bei den 180 WTG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in Gastronomie- und Tourismusbranche und bei vielen Bürgern. Der Unmut richtet sich auch gegen die politischen Vertreter der Gemeinde.

Das bekommt selbst Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) zu spüren, der sich mit zum Teil massiven Unmutsäußerungen konfrontiert sieht. Aber der 51-Jährige will sich davon nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil. Er will im kommenden Jahr erneut für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. „Meine Entscheidung steht“, sagte Szlezak im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Er habe angesichts der Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ und den Folgen für WTG und Gemeinde zwar noch einmal intensiv über seine Pläne nachgedacht. „Aber deshalb das Handtuch schmeißen, das ist mir zu billig.“
Amtszeit endet Ende 2026
Szlezak ist 2021 erstmals zum hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Wangerland gewählt worden. Die fünfjährige Amtszeit endet im Herbst nächsten Jahres. Bei der Kommunalwahl am 13. September 2026 werden auch die Bürgermeister neu gewählt – dann allerdings für acht Jahre.
Dass die Gemeinde als Gesellschafter der WTG den Weg in die „Insolvenz in Eigenregie“ gewiesen hat, hält der Bürgermeister für richtig. Ziel sei es, der WTG den Handlungsspielraum zu geben, ein Sanierungskonzept umzusetzen, mit dem möglichst viele der WTG-Arbeitsplätze und touristische Angebote gerettet werden können. Die Alternative, eine Patronatserklärung, mit der die Gemeinde für alle Verbindlichkeiten ihrer Tochter gerade gestanden hätte, hätte vermutlich die Kommune in die Überschuldung getrieben und wäre das Aus für den dringend erforderlichen Bau einer neuen Grundschule und eines Feuerwehrgerätehaus in Hohenkirchen gewesen. Szlezak: „Und das sind Pflichtaufgaben der Gemeinde.“
Wechsel aus der Industrie nicht bereut
Szlezak ist gebürtiger Wangerländer. Er ist in Hohenkirchen aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat hier eine KFZ-Mechaniler-Ausbildung gemacht. Nach der Bundeswehrzeit und der Weiterbildung zum Industriemeister arbeitete er einige Jahren in Nigeria, bevor zum Wilhelmshavener Kranbauer Manitowoc wechselte, wo er Leiter Prototypenbau, Endmontage und Prüfplatz war mit Verantwortung in der Projektsteuerung und Qualitätssicherung. Bislang habe er noch nicht bedauert, den Job in der Industrie für den Bürgermeister-Posten aufgegeben zu haben. „Mir machen die Aufgaben im Rathaus, aber auch der Kontakt mit den Bürgern sehr viel Freude.“

Nach dem Eindruck des Bürgermeisters herrscht unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung eine gute Stimmung. Dazu beigetragen habe auch eine Umstellung in der Arbeitsorganisation. Aufgaben würden als Projekte definiert, die dann gemeinsam interdisziplinär angegangen werden. Der Vorteil: „Alle unterstützen sich gegenseitig.“ Erfreulich sei es, wenn so schnell und unbürokratisch Anliegen von Bürgern erledigt werden könnten.
Verwaltung neu geordnet
Probleme gebe es im Bauamt. Hier könnten freie Stellen nicht besetzt werden, da es keine Bewerber für diese Tätigkeit in kleinen Kommunen gebe. Zuletzt hatte der Bürgermeister deshalb das Bauamt in die Bereiche Bautechnik (Leitung Torsten Meuer) und Bauverwaltung (Peter Podein) geteilt. An die Spitze des Personalamtes, das bislang von Podein verantwortet wurde, ist Bianca Siuts gerückt. Ein effizient arbeitendes Bauamtes sei gerade vor dem Hintergrund der zu erwartendem Bauanträge im Bereich der Windkraft-Nutzung (Stichwort Repowering von Altanlagen) unverzichtbar.
Szlezak fühlt sich von den Bürgerinnen und Bürgern im Wangerland gut angenommen. Die Arbeit mit den Menschen mache im Spaß, auch wenn die Erwartungen an ihn zuweilen sehr hoch seien. „Als Bürgermeister hat man aber in einer Gemeinde nicht allein das Sagen.“ Insbesondere zu den Dorfgemeinschaften und den Feuerwehren pflege er einen sehr engen Kontakt. Gerade bei der Umsetzung des Feuerwehrkonzeptes habe die Gemeinde viel erreicht. Sichtbare Zeichen dafür seien die neuen Feuerwehrgerätehäuser in Hooksiel und Wadderwarden sowie neue Löschfahrzeuge.
Viele Aufgaben in Hooksiel und Hohenkirchen
Während die Gemeinde-Entwicklungsplanung mit der Trennung von Dauerwohnen und Ferienwohnen gut vorankomme, sei die geplante Entwicklung eines Tourismus-Entwicklungskonzeptes aufgrund der Probleme um den Bau des Thalasso-Zentrums komplett auf der Strecke geblieben, bedauert der Bürgermeister.
Zu den wichtigsten anstehenden Aufgaben, die weit in die nächste Wahlperiode hineinreichen, zählt Szlezak die Entwicklung der Ortskerne von Hooksiel und Hohenkirchen. In Hohenkirchen stelle sich mit dem Umzug der Feuerwehr in den Neubau die Frage, was aus dem alten Feuerwehr-Areal wird. Ähnlich wie in Hooksiel. Hier habe man gerade den Planer einer Hotelanlage am Alten Hafen dazu aufgefordert, über den Stand bei der Suche nach Investoren und Betreiber zu berichten.
Zukunft des Gästehauses ungewiss
Weitere wichtige Projekte für Hooksiel sind aus Sicht des Bürgermeister die geplante Strandaufspülung, die Entwicklung des Freizeitgeländes am Hooksmeer und der mögliche Umzug des historischen Leuchtturms „Roter Sande“ von der Wesermündung an den Hooksieler Strand. „Der Leuchtturm wäre auf jeden Fall ein Tourismus-Magnet“, ist Szlezak überzeugt. „Aber wir haben gegenüber der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stets betont, dass die Gemeinde für das Projekt kein eigenes Geld aufbringen kann.“
Der von der WTG angestrebte Verkauf des Hallenwellenbades und des Campingplatzes in Hooksiel an Investoren kann aus Sicht von Szlezak auch eine Chance für den Ort sein. Möglicherweise müsse auch noch das Gästehaus verkauft werden. Solle es dazu kommen, müsse man sich überlegen, wie die Gästebetreuung organisiert wird und wo in Hooksiel eine neue Begegnungsstätte für die Bürger entstehen kann. Der Wunsch von Szlezak: Am Ende seiner zweiten Amtszeit 2034 sind all diese Themen erfolgreich abgearbeitet.