TES will künftig zehn Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs decken

Hooksiel (8. 11. 2023) – Die Planung des Energiekonzerns TES (Tree Energy Solutions GmbH) für sein „Green Energie Hub“ in Wilhelmshaven kommen in eine entscheidende Phase. Das wurde bei der zweiten Informationsveranstaltung des Unternehmens am Dienstag Abend im Gästehaus Hooksiel deutlich. Vor über 50 Interessierten erläuterte TES-Projektkoordinator Frank Albers die Investitionsvorhaben auf dem nahe gelegenen Voslaper-Groden-Nord in Wilhelmshaven und die weltweiten Projekte, mit denen TES die Dekarbonisierung der Energieversorgung maßgeblich voranbringen möchte.

Frank Albers
TES-Projekt- und Kommunkationsmanager Frank Albers erläutert im Gespräch mit Hooksieler Bürgern die Pläne des Energiekonzerns. Foto: TES

Schon weit fortgeschritten ist der Bau einer Dalbenanlage in der Jade, in dem „noch in diesem Winter“ das schwimmende Regasifizierungsschiff „Excelsior“ festmachen werde, über das Flüssigerdgas (LNG) importiert werden soll. Beim Betrieb dieser dann zweiten FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) in der Jade fungiert TES ebenso wie der Energiekonzern Engie als Dienstleister für die staatliche Betreibergesellschaft Deutsche Energy Terminal GmbH (DET).

Minus 160 Grad kaltes LNG wird mit Frachtschiffen geliefert, an Bord der „Excelsior“ regasifiziert, durch eine Pipeline am Meeresgrund an Land und von dort weiter über einen so genannte Anbindungsleitung (WAL 2) in Richtung Fernleitungsnetz und Speicherkavernen in Etzel gepumpt. Die FRSU ist für eine Kapazität von 4,5 Milliarden Kubikmeter (oder 52 Milliarden Kilowattstunden Gas) ausgelegt. Das Flüssigerdgas ersetzt einen Teil der weggefallenen Erdgasimporte aus Russland.

Der Import des fossilen LNG soll aber nur eine Übergangslösung sein. TES selbst setzt auf „grüne Energie“ und entwickelt dafür aktuell mit Kooperationspartnern Projekte in Europa, Nordamerika, dem Nahen Osten, Asien und Australien. Der Kerngedanke dabei, so Albers: In Regionen dieser Welt, in denen erneuerbare Energie aus Sonne oder Wasserkraft in großen Mengen verfügbar ist, wird per Elektrolyse „grüner Wasserstoff“ erzeugt und als transportfähiges erneuerbares Gas, so genanntes e-NG (Wasserstoff H2 gebunden an CO2), unter anderem nach Wilhelmshaven transportiert. Aus dem e-NG (grüner Methan/CH4) soll im großen Maßstab wieder Wasserstoff gewonnen werden, das zum Beispiel ins Erdgasnetz eingespeist werden kann und so nach und nach LNG ersetzt. Albers: „Wir wollen 2050 rund zehn Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs decken.“ 

Der dabei anfallende Kohlendioxid werde aufgefangen, wieder in die Wasserstoff-Erzeugerländer zurücktransportiert oder unterirdisch verpresst. Ziel sei ein klimafreundlicher Kreislauf. Das sei trotz der dabei anfallenden Energie- und Transportkosten noch wirtschaftlich, beteuerte Albers in der Diskussion. 

Auf dem 153 Hektar großen TES-Gelände neben der HES-Tankfarm sollen in mehreren Projektstufen eine Reihe von Anlagen erstellt werden, unter anderem ein Oxyd Combustion Kraftwerk zur Stromerzeugung aus e-NG, Elektrolyse-Einheiten, Lagerbehälter und Regasifizierungsanlagen. Bevor mit diesen Investitionen begonnen werden kann, muss die Stadt Wilhelmshaven grünes Licht geben. Im Dezember soll der Rat der Stadt den geänderten Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan absegnen. 

Ein Problem dabei: Der Voslapper-Groden-Nord ist als EU-Vogelschutzgebiet („Natura 2000“) ausgewiesen. Auch wenn zunächst nur ein Teil des Grundstückes bebaut wird, muss sich TES so genannte Kohärenzflächen als Ausgleich für die geschützten Tier- und Pflanzenarten sichern. Wie Albers sagte, habe TES entsprechende Flächen im Nordwesen bereits im Visier. Die Verträge dazu müssten aber in den nächsten Wochen noch geschlossen werden. 

TES informiert über Energie-Projekt

Hooksiel (1. 11. 2023) – Die Firma TES lädt zum zweiten Mal zu öffentlichen Veranstaltungen ein, um über den aktuellen Projektstand des „Green Energy Hubs“ in Wilhelmshaven zu informieren. Die Hooksieler Bürgerinnen und Bürger sind dazu für Dienstag, 7. November, ins Gästehaus eingeladen. 

Die Präsentation und Diskussionen an unterschiedlichen, mit entsprechenden Experten besetzten Thementischen, sind von 19 bis 21 Uhr geplant. Anmeldung zu der Veranstaltung sind über die Internetseite des Energiekonzerns unter https://tes-h2.com/de/globale-wirkung/deutschland möglich. Für Speisen und Getränke wird gesorgt sein.

Bereits am Montag, 6. November, ist eine vergleichbare Veranstaltung im Vereinsheim des STV Voslapp an der Flutstraße in Voslapp geplant. Eine weitere wird am Donnerstag, 16. November, im Dorfgemeinschaftshaus in Sengwarden stattfinden. Beginn ist ebenfalls jeweils um 19 Uhr. 

Die Firma TES gehört zu den Unternehmen, die mit Großinvestitionen auf dem Voslapper Groden die Transformation zu einer CO2-freien Energieversorgung vorantreiben wollen. Derzeit arbeitet man unter anderem an einem zweiten LNG-Terminal in Wilhelmshaven, über den Zukunft auf Ammoniak (NH3) importiert werden soll, aus dem man in Wilhelmshaven, in einem Werk neben dem HES Tanklager, Wasserstoff gewinnen will.

Bereits im Frühjahr hatte TES in Hooksiel in einer ersten Veranstaltung über seine Investitionspläne informiert.

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TES will Sonnenenergie aus Afrika nach Wilhelmshaven bringen

Tes-Info
TES-Manager Frank Albers stellt die Investitionspläne des Unternehmens vor. Fotos: TES/Lübbe

Hooksiel/Wilhelmshaven (28. 4. 2023) – Noch mehr Schiffe auf der Jade, wird da nicht die Luft verpestet? Was bedeutet ein weiteres LNG-Importterminal für den Nationalpark Wattenmeer und für Hooksiel? Wo soll das ganze Wasser herkommen, das für die Wasserstoffproduktion benötigt wird?

Über einen Mangel an kritischen Fragen brauchten sich TES-Manager Frank Albers und die zahlreich erschienenen Fachleute des Energie-Konzerns im Gästehaus Hooksiel nicht zu beklagen. Obwohl: Mit rund 50 Bürgerinnen und Bürgern, die der Einladung des Unternehmens zu einer Informationsveranstaltung für den TES „Green Energy Hub“ Wilhelmshaven gefolgt waren, war das Interesse nicht überragend. 

Zu den Gästen von TES (Tree Energie Solutions) gehörten auch Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak, Frieslands Landrat Sven Ambrosy sowie eine Reihe von Ratsmitgliedern. Schon daraus lässt sich ableiten, dass das für den Voslapper Groden in Wilhelmshaven geplante Milliarden-Projekt auch auf die Nachbargemeinde ausstrahlen wird. 

Aus keinen Fall aber dürfe der Tourismus im Wangerland gefährdet werden, sagte Szlezak. „Wir brauchen auch Wertschöpfung in unserer Gemeinde“, so der Bürgermeister. Man habe eine Reihe von Baustellen: von der notwendigen Sandaufspülung am Strand bis hin zur Sanierung des Hallenwellenbades in Hooksiel. Eine Mindestanforderung an die TES: „Wir gehen davon aus, dass es am geplanten LNG-Terminal keine Biozid-Einträge geben wird.“

Im Kern geht es beim Green Energy Hub um den Import von „grünem“ Wasserstoff, der im Sonnengürtel dieser Welt – etwa im Nahen Osten, Afrika, den USA oder Australien – aus Sonnenenergie hergestellt werden soll. Die Herstellung von regenerativer Energie per Photovoltaik koste dort etwa 10 Euro je Megawattstunde, sagte Albers. Das sei erheblich günstiger als geschätzt 65 Euro/MWh für Strom von Offshore-Windparks in der Nordsee. Auf diese Preisdifferenz baue die TES ihr Geschäftsmodell auf – müsse aber natürlich erhebliche Kosten für Logistik, Umwandlung und Transport des Wasserstoffes abdecken, räumte Albers ein.

CO2-Kreislauf mit den Sonnenländern im Süden

Bei der Verbrennung von Wasserstoff (H2) entsteht kein klimaschädliches Kohlendioxid (CO2). Aber: H2 ist per Schiff kaum transportfähig. Deshalb, so erläuterte Albers, werde es am Herstellungsort in „grünen“ Methan (CH4), auch eNG, umgewandelt. Der Import von eNG soll 2027 anlaufen. In Wilhelmshaven werde das CH4 dann entweder wieder in Wasserstoff zurückverwandelt, direkt als eNG ins Fernleitungsnetz eingespeist oder als Brennstoff für ein Kraftwerk genutzt, das Strom liefert, wenn Wind- und Sonnenenergie einmal nicht zur Verfügung stehen.

Das bei der Umwandlung von Methan in Wasserstoff anfallende CO2 soll in einem Kreislauf zurück die Sonnenländer gebracht werden, wo es für die H2-Elektrolyse benötigt wird. Zudem plane TES zusammen mit dem Oldenburger Energieversorger EWE für 2028 den Bau von zwei Elektrolyse-Anlagen mit einer Kapazität von jeweils 500 Megawatt, um auch vor Ort selbst Wasserstoff erzeugen zu können.

Für fünf Jahre weiteres schwimmendes LNG-Terminal

Unabhängig von den Wasserstoff-Plänen sei ein LNG-Projekt, was TES auf Bitten der Bundesregierung umsetzen werde, so Albers. Am künftigen, noch zu bauenden Wasserstoff-Importterminal mit sechs Anlegern (direkt neben dem vorhandenen LNG-Terminal) sollen ab Winter 2023 Tanker mit Flüssigerdgas festmachen. Dafür werde man – auf fünf Jahre befristet – eine schwimmende FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) chartern, über die das verflüssigte Erdgas wieder gasförmig gemacht wird. 

Ziel sei es, so Albers, die Regasifizierung ohne Beeinträchtigung der Umwelt vorzunehmen. So soll die FSRU mit Ultraschall arbeiten, um das Festsetzen von Muscheln und Algen im Röhrensystem des Schiffes zu vermeiden. Derzeit werde noch untersucht, ob die Schallwellen niemanden im Wattenmeer schädigen. Durch das Verfahren, so die Hoffnungen, kann Einsatz von Chlor und damit Chlorverbindungen im Abwasser verhindert werden.

Ob mehr Schiffe auf der Jade als Belastung oder als touristische Attraktion wahrgenommen würden, sei unklar. Und um den Wasserbedarf der geplanten H2-Produktion in der Region kümmere sich bereits eine Arbeitsgruppe der betroffenen Firmen und der Wasserversorger. Klar sei dabei, dass die Trinkwasserversorgung der Region nicht gefährdet werden dürfe.

Ganz neuer Schiffsanleger soll Produktion von „grünem“ Wasserstoff beschleunigen

LNG Terminal WHV
Beim geplanten Bau eines ganz neuen Schiffsanlegers vor dem Voslapper Groden wird die Geschwindigkeit bei der Errichtung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven (Foto) angestrebt. Ziel ist hier der Import von „grünen“ Gasen. Foto NPorts

Hooksiel/Wilhelmshaven (23.12.2022) – Die Entwicklung des Voslapper Grodens zur „Energiedrehscheibe 2.0“ schreitet in rasantem Tempo voran. Erst vor wenigen Tagen ist der erste LNG-Terminal Deutschlands in Wilhelmshaven in Betrieb genommen worden. Jetzt gaben die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports sowie die Energiekonzerne Uniper und TES den Startschuss für die Planungsphase eines ganz neuen Schiffsanlegers. Man habe gemeinsam eine Studie für den Bau einer Steganlage für ein Onshore-Energieterminal in Auftrag gegeben, über das „grüne Gase“ (eNG) importiert werden sollen.

Die entsprechende Vereinbarung haben die Unternehmen im Beisein von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) unterzeichnet. Sie sieht die Planung einer neuen gemeinsamen Hafeninfrastruktur mit mindestens sechs Schiffs-Liegeplätzen für TES und für Uniper vor. Parallel dazu werde Uniper technische Studien durchführen, die es dem Konzern ermöglichen sollen, rund 2,6 Millionen Tonnen grünes Ammoniak pro Jahr zu importieren. „Mit dieser Kapazität und der im Rahmen des Projekts Uniper Green Wilhelmshaven geplanten 1-Gigawatt-Elektrolyse-Anlage zur Wasserstofferzeugung könnten rund 300 000 Tonnen grüner Wasserstoff geliefert werden,“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Das entspreche etwa 10 bis 20 Prozent des für 2030 erwarteten Wasserstoff-Bedarfs in ganz Deutschland.

TES plant die Inbetriebnahme der Hafenanlagen bereits im Jahr 2023. Ab 2026 soll die erste Ausbaustufe des größten Importterminals in Europa fertig sein. Das Terminal soll eine Kapazität von 20 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) und eNG haben. TES will zum Jahreswechsel 2025/2026 mit dem Import des ersten eNG beginnen und die Lieferungen bis 2030 auf fünf Millionen Tonnen erhöhen. 

Die Akteure schätzen den Investitionsbedarf für die neue Anlegestelle vor dem Voslapper Groden auf rund 500 Millionen Euro. Details der Finanzierung sind noch unklar. „Mit dieser Investition in die notwendige Infrastruktur für eine CO2-freie Wasserstoffwirtschaft und den geplanten Import-Projekten für grüne und dekarbonisierte Gase wird Wilhelmshaven zur größten Energiedrehscheibe Deutschlands und liefert künftig grüne Energie in Form von Wasserstoff für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, heißt es.

Minister Lies: „ Bereits ab 2026 werden wir den Standort Wilhelmshaven zu einem der zentralen Tore für grüne und saubere Energie für Deutschland entwickeln. Dafür brauchen wir zusätzliche Terminals. Nur mit ihnen werden wir die Energieversorgung Deutschlands garantieren können“. Dieser Anleger machte Wilhelmshaven zur wichtigsten Drehschreibe klimaneutraler Gase in Deutschland, ergänzt Minister Meyer. Beide Minister wollen das Projekt zügig vorantreiben.