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Beiträge veröffentlicht in Januar 2023

Straße über die Schleuse vier Wochen lang gesperrt

Hooksiel (20.1.2023) – Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) geht die Sanierung der Schleuse am Hooksieler Außenhafen an. Aufgrund der ersten Arbeiten wird in der Zeit von Montag, 23. Januar, bis voraussichtlich Freitag, 17. Februar, im Bereich der Schleuse die Straßenverbindung endlang des Deiches von der „Bäderstraße“ in Hooksiel nach Wilhelmshaven vollständig gesperrt. 

Wie NPorts mitteilt, sollen wie angekündigt zu Beginn des Jahres eine Bestandsaufnahme für die weiteren Sanierungsmaßnahmen an der Schleuse sowie erste Bauarbeiten vorgenommen werden. 

Schleuse Hooksiel
Der bauliche und technische Zustand der Schleuse am Außenhafen in Hooksiel (hier Blickrichtung ins Hooksmeer) wird begutachtet. Die Straßenverbindung zwischen Hooksiel und Wilhelmshaven ist dadurch voraussichtlich vier Wochen lang gesperrt. Archiv-Foto: hol

Der Ablauf der Maßnahmen in den kommenden vier Wochen ist in drei Phasen gegliedert, für die jeweils eine Vollsperrung der Straße erforderlich ist. Zunächst wird die Schleuse trocken gelegt. Dafür werden so genannte Dammtafeln eingebaut. Danach soll der bauliche und technische Zustand des rund 40 Jahre alten Bauwerkes begutachtet werden. Im dritten Arbeitsschritt werden die Dammtafeln wieder zurückgebaut und die Schleuse geflutet.

Während der Zeit der laufenden Arbeiten ist keine Zufahrt für den Auto- und Radverkehr möglich, so NPorts. Auch sein eine Überquerung der Schleuse zu Fuß nicht möglich. „Der Weg bis zur Schleuse ist frei, allerdings gibt es keine Wendemöglichkeit.“

Die eigentlichen Sanierungsarbeiten sollen im Laufe der kommenden Jahre erfolgen. Die hinter der Hooksmeer beheimateten Segelsportler erwarten für die im April beginnende Saison keine Einschränkungen des Schleusenbetriebes. 

Hallenwellenbad in Hooksiel kann Ende März wieder geöffnet werden

Timo Jakobs und Ole Warrings im Hallenwellenbad
Bei der Revision im Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel kommt alles auf den Prüfstand. Timo Jakobs (links) und Ole Warrings überprüfen einen Druckgehälter im Keller des Bades. Fotos: hol

Hooksiel (20.1.2023) – Die Wahrscheinlichkeit, dass das Hooksieler Meerwasser-Hallenwellenbad wieder für den Badebetrieb geöffnet wird, ist deutlich gestiegen. Nach den Worten von Armin Kanning, Geschäftsführer der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG), hat sich bei den laufende Revisionsarbeiten im Bad gezeigt, dass die von Gutachtern im Vorfeld festgestellten Mängel in dem Bad nicht so gravierend sind wie befürchtet.

Die WTG hatte ihre beiden Hallenbäder in Horumersiel und Hooksiel Mitte November geschlossen. Hauptgrund: die explodierenden Energiepreise. In Hooksiel hatte diese Entscheidung die Debatte über die Zukunft des 40 Jahre alten Bades befeuert. Gutachter hatten eine Fälle von Mängeln festgestellt, deren Beseitigung einen zweistelligen Millionenbetrag kosten oder gar den Weiterbetrieb des Bades in Frage stellen könnten. 

Allerdings hatte das Fachbüro eingeräumt, dass man die Tragweite der befürchteten Schäden ohne weitergehende Untersuchungen nicht abschätzen könne. Eine gute Botschaft, die Kanning bei einer Ortsbegehung mit „Hooksiel-life“ verkündete: „Die Schäden an den tragenden Elementen der Hallenbad-Konstruktion sind behebbar. Eine Einsturzgefahr besteht nicht.“

Einige erkennbare Risse in der Leimbinder-Konstruktion können saniert werden. Ebenso habe sich gezeigt, dass der erkennbare Rost an Verschraubungen von tragenden Holzbalken keine tieferliegenden Ursachen hat. Kanning: „Da waren wir wirklich positiv überrascht.“ 

Mitarbeiter der WTG haben die Farbbeschichtungen auf den Pfählen entfernt. Erkennbar werden rostige Schrauben, aber auch im Kern intakte Balken. Mit überschaubarem Aufwand, so Kanning, könne auch die Trinkwasser-Aufbereitungsanlage auf den technisch aktuellen Stand gebracht werden. Die Gutachter hatten bemängelt, dass die Vorlauftemperatur der Duschen in der Regel nur bei 40 und nicht permanent bei 60 Grad lag. 

Armin Kanning

„Es gibt nach unserer Überzeugung Stand heute keine Mängel, die eine umgehende Schließung des Bades erforderlich machen“, sagte Kanning (links im Bild). „Wenn die Energiepreis-Entwicklung es zulässt, können wir das Bad Ende März wieder öffnen.“ Damit seien aber keineswegs alle der altersbedingten Mängel des Bades vor Tisch. „Aber wir, vor allem auch die Politik im Rathaus, gewinnen Zeit, uns genau zu überlegen, wie es mit dem Bad auf Dauer weitergehen soll.“

Einen wichtigen Fingerzeig könnte dabei das laufende Interessen-Bekundungsverfahren für eine Beteiligung von privaten Investoren am Betrieb (und an der Sanierung) des Hooksieler Bades geben. Noch bis zum 8. Februar können Investoren ihre Interesse signalisieren. Bislang habe rund ein Dutzend potenzieller Bewerber die entsprechenden Unterlangen gesichtet.

Die Schließzeit wird nicht nur zur Schadens-Begutachtung genutzt. Die im Bad tätigen WTG-Mitarbeiter haben derzeit alle Hände mit der Revision zu tun, einer Art TÜV fürs Bad. Wie die Schwimmmeister Tim Tjarks und Timo Jakobs erläutern, wurden dafür das Meerwasser aus dem Bad abgelassen. Immerhin gut eine Million Liter. „Allein das hat fünf Tage gedauert, damit der Druckabfall aufgefangen werden kann“, so Tjarks. Das Wiederbefüllen des Bades über eine zwei Kilometer lange Leitung mit Wasser direkt aus der Nordsee werde sogar noch deutlich länger dauern. 

Das Schwimmbecken selbst ist in einem guten Zustand. Sämtliche Fliesen sind fest, einige wenige Fugen müssen ausgebessert werden. Sämtliche Armaturen im Sanitärbereich sind demontiert. Beschädigte Teile werden ausgetauscht. Ein Hochdruckreiniger bringt neuen Glanz in die Umkleide- und Duschräume. Putzkolonnen bekämpfen Salzrückstände. 

Technischer wird es in den Katakomben unterhalb des Schwimmbeckens. Hier befinden sich die Filter, Pumpen, Aufstaubehälter und Energieaggregate, die den Badebetrieb mit regelmäßigen Wellengängen erst möglich machen. Der Gesamteindruck auch hier, zumindest für den Laien: mehr als ordentlich. 

WTG-Mitarbeiter sorgen mit Rostumwandler und Malerrolle für frische Anstriche. Einige angegriffene Leitungen wurden durch neue ersetzt. Ein Schwerpunkt der Revision ist die Erneuerung der Filteranlagen, die neues Filtermaterial bestückt werden – von gröberem über feineren Sand bis hin zu Aktivkohle. Damit aus dem Badewasser Schmutz jeder Art entfernt wird, muss in den den Filterbehältern eine vierstellige Zahl von Düsen ausgebaut, gereinigt und wieder installiert werden. 

Insgesamt sind an den Arbeiten rund zehn WTG-Mitarbeiter beteiligt – vom Kassenpersonal bis zu Putzkräften, von Technikern bis zu Schwimmmeistern . Darüber hinaus werden bei Bedarf externe Fachbetriebe hinzugezogen. Insgesamt dürfte allein die Revision einen sechsstelligen Betrag kosten. Schon deshalb ist für Tim Tjarks und Timo Jakobs klar: „Wir tun hier als gesamtes Team alles dafür, dass unser Bad bald wieder geöffnet werden kann.“

Dörte Salverius gab als erste Frau den Hooksieler Seglern den Kurs vor

Hooksiel (19.1. 2023) – Dörte Salverius hat 17 Jahre lang den Wassersportverein (WSV) Hooksiel geführt. Jetzt wurde sie auf der Jahreshauptversammlung des Vereins dafür von Hans Hüser, Vorsitzender des Regionalverbandes Segeln Weser-Ems, mit einer Urkunde und der goldenen Ehrennadel des Verbandes für ihre Leistung geehrt. Die Journalistin aus St. Joost war die einzige Frau Deutschlands an der Spitze eines Segelvereins, als sie 2003 den Vorsitz übernahm. Energisch, zielorientiert und unaufgeregt führte sie den Verein mit seinen rund 350 Mitgliedern. 

Zur Tätigkeit der 1. Vorsitzenden zählte die Verwaltung einer umfangreichen Liegenschaft mit Sommer- und Winterplätzen für die rund 60 Boote des Vereins, der Betrieb des Vereinshauses am Hooksmeer und die Organisation zahlreicher Veranstaltungen. Mehrfach wurde sie im Amt bestätigt. Vor drei Jahren verzichtete sie auf eine mögliche Wiederwahl. Neben den Vereinsgeschäften brachte sie sich in vereinsübergreifende Arbeit des Regionalverbandes Segeln in Weser-Ems und des Segler-Verbandes Niedersachsen ein. 

Hansi Hüser überreichte der langjährigen WSV-Vorsitzenden Dörte Salverius die goldene Ehrennadel des Verbandes (rechtes Bild). Links: Vorsitzender Heinz Martin (von rechts) überreicht Jahn Janssen und Ralf Trappe den „Fahrtenpreis 2022“. Manfred Bolinius erhält eine goldene Nadel für 50-jährige Mitgliedschaft. Fotos: WSV/Theo Kruse

Auf der Hauptversammlung steckten die WSV den Kurs Richtung neue Saison ab. Der 1. Vorsitzende Heinz Martin begrüßte dazu mehr als 125 Wassersportler. In den nächsten Wochen heißt es für die Eigner, ihre Boote für den Sommer fit zu machen. Im April werden die Jachten nach und nach wieder zu Wasser gebracht. Mit dem traditionellen Ansegeln am 13. Mai fällt im WSV Hooksiel dann der Startschuss für die Saison 2023.

Im Jahresprogramm des Vereins steht erneut das Feierabendsegeln, die „HookSail“. An acht Mittwochabenden geht es mit Seglerinnen und Seglern aus den Nachbarvereinen zu einer kleinen Regatta auf die Jade hinaus. Die erste Wettfahrt ist am 31. Mai geplant. 

Intensiviert werden soll die Jugendarbeit. In Kooperation mit der Segelkameradschaft Horumersiel bietet der WSV ab Frühjahr für Kinder und Jugendliche montags ab 17 Uhr ein Segeltraining an. Jugendwart Matthias Behrens plant außerdem wieder eine Ferienpassaktion sowie ein Jugendcamp. Und nicht zuletzt richtet der Verein am 26. August einen Lauf der Jugendmeisterschaften Wilhelmshaven-Friesland aus. 

Den „Fahrtenpreis 2022“ erhielten Jahn Janssen und Ralf Trappe. Sie waren im vergangenen Jahr mit gleichem Ziel unterwegs, durch den Göta-Kanal in Schweden. Die beiden WSV-Skipper waren eher zufällig zur gleichen Zeit unterwegs. Mit seiner „Touché II“ war Trappe 40 Tage unterwegs und legte dabei 1237 Seemeilen zurück. Die „Mary-Ann“ von Jahn und Angelika Janssen kehrte nach elf Wochen mit 1313 Seemeilen im Kielwasser in den Heimathafen zurück. Die größte Herausforderung dieses einmaligen Törns seien die mehr als 60 Schleusen gewesen, die es auf der Wasserstraße zu passieren galt, waren sich die Preisträger einig.

Für langjährige Mitgliedschaft im WSV wurde Manfred Bolinius geehrt, der seit 50 Jahren dem Verein angehört. An der Spitze des Vereins steht auch für die nächsten drei Jahre Heinz Martin. Er wurde im Amt bestätigt, ebenso wie Claus Weegen als 2. Vorsitzender.

Für die Hooksieler Sportbootfahrer hat sich auf der Jade mit der Inbetriebnahme des LNG-Terminals einiges verändert. Das Flüssigerdgas-Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ muss bei einem Kurs Richtung Wilhelmshaven passiert werden. „Dann ist zu allen Seiten unbedingt ein Abstand von 300 Metern einzuhalten“, informierte Martin die Sportschiffer.

Zuversichtlich äußerte er sich über den Schleusenbetrieb, der im vergangenen Jahr aufgrund dringender Reparaturarbeiten nur eingeschränkt lief. Ende Januar, Anfang Februar werde die Schleusenkammer zwecks Bauwerksprüfung trockengelegt, habe er von Niedersachsen Ports erfahren. In der Saison solle der Schleusenbetrieb ohne Einschränkungen und in gewohnter Weise laufen, dafür werde auch die inzwischen auf vier Mitarbeiter aufgestockte Schleusen-Crew sorgen. 

Landwirte: Klimaschutz durch Moor-Vernässung bedroht den Wohlstand

Wangerland/Friesland (18.1.2023) – Die Wangerländer Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (CDU) warnt vor einem erheblichen Wohlstandsverlust für die Region, wenn es zu der vom Gesetzgeber und Wissenschaftlern geforderten Transformation der einst trocken gelegen Moorlandschaften kommen sollte. Von der Vernässung der zumeist landwirtschaftlich genutzen Flächen wäre vor allem die niedersächsische Küstenregion betroffen.

Im November 2022 hat das Bundeskabinett mit Blick auf den Klimaschutz die nationale Moorschutzstrategie auf den Weg gebracht, die durch eine Bund-Länder-Zielvereinbarung untermauert wird. Ziel ist es, Moore als CO2-Speicher zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium stammen derzeit 6,7 Prozent der Treibhausgase in Deutschland aus Zersetzungsprozessen in Moorlandschaften durch Entwässerungsmaßnahmen und Torfabbau.

Katharina Jensen beim Landvolk
MdL Katharina Jensen informierte sich im Gründlandzentrum über mögliche Folgen der geplanten Wiedervernässung der Moore für die Region. Manfred Ostendorf (links) und Dr. Arno Krause befürchten erhebliche Verwerfungen. Foto: CDU

Katharina Jensen, Agrarexpertin des CDU Landesverbandes Oldenburg, informierte sich über mögliche Folgender mit Blick auf den Klimaschutz angestrebten Veränderungen beim Grünlandzentrum in Ovelgönne (Wesermarsch). Dort diskutiere die Abgeordnete mit Landvolk-Geschäftsführer Manfred Ostendorf, dem Geschäftsführer des Grünlandzentrums Dr. Arno Krause und Franz Jansen-Minßen die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen. 

Ostendorf befürchtet große Verwerfungen: „Die Wiedervernässung der Moorflächen ist für unsere Region in ihren Auswirkungen vergleichbar mit dem Kohleausstieg im Ruhrgebiet. Ein Drittel der Milchkühe der Region steht auf landwirtschaftlich genutztem Moorgrünland, bei der Ammerland-Molkerei sind sogar 50 Prozent der Milchkühe betroffen. Bei den geplanten Maßnahmen zur Wiedervernässung ist eine Weidetierhaltung nicht vorgesehen.“ 

Für die vernässten Flächen werde über die Nutzung so genannte „Paludi-Kulturen“ nachgedacht. Für Krause keine wirkliche Alternative: „Für Sumpfpflanzen wie Elefantengras oder Rohrkolben gibt es bisher nur Nischenmärkte“, so Krause. Teilweise seien deren klimaschädlichen Emissionen sogar höher als bei der Weidehaltung auf Grünland. Er sorge sich auch um den Verlust an Biodiversität bei der Vernässung biologisch hochwertiger Grünlandflächen. „Der Prozess wäre unumkehrbar.“ 

Jansen-Minßen stellte eine Berechnung zu den finanziellen Auswirkungen für die niedersächsischen Küstenregionen dar. Betroffen sein bis zu 208 000 Hektar Fläche. Der direkte Verlust für die regionale Wirtschaft betrage je nach Ausführung der Maßnahmen zwischen 583,1 Millionen und einer Milliarde Euro pro Jahr. Es es droht nach den Worten von Jansen-Minßen der Verlust von 30 115 bis 54 052 Arbeitsplätze. „Der Vermögensverlust durch Abwertung der Flächen beträgt zwischen 2,3 und 2,8 Milliarden Euro“ 

Allein in Friesland gibt es 2500 Hektar ehemaliges Moorland, davon 1800 Hektar Hoch- und 700 Hektar Niedermoor. Aktuell werden im Landkreis auf 28 700 Hektar Dauergrünland rund 36 800 Milchkühe gehalten.

Bis 2045 sollen die gesetzlichen Maßnahmen zur Wiedervernässung der Moore abgeschlossen sein. Bereits bis 2030, so die Planung, werde bei der Vernässung das erste Zwischenziel angestrebt, obwohl, so Katharina Jensen, noch viele Fragen ungeklärt seien. So würde die Wiedervernässung nicht nur landwirtschaftliche Flächen unter Wasser setzen, sondern auch Baugebiete, Gewerbegebiete und ganze Dörfer in tiefen Lagen. „Das Wassermanagement in der Region verändert sich grundlegend.“ 

Für die CDU-Politikerin ist der absehbare Wohlstandsverlust für die Region nicht hinnehmbar: „Wir zerstören die Existenzgrundlage unzähliger Menschen und setzen die Ernährungssicherheit in Deutschland aufs Spiel!“ Für sie kann es eine Transformation der Moorflächen nur mit den betroffenen Menschen der Region geben. Jensen kündigte an, sich im Agrarausschuss des Landtages in Hannover für weitere Forschungen und pragmatische Lösungen einsetzen zu wollen. 

Das Grünlandzentrum hat zu dem Thema eine Fülle von Fakten zusammengetragen, die im Internet abrufbar sind.

Gabbey: Industrie beeinträchtigt touristische Entwicklung Hooksiels

Hooksiel (17. 1. 2023) – Irgendwie hängt alles mit allem zusammen, wenn man die Entwicklung des Wangerlandes und speziell von Hooksiel in den vergangenen Jahrzehnten betrachtet. Und das verzwickte Zusammenspiel von Weichenstellungen in der Vergangenheit und aktuellen kommunalen Fragen und Problemen wird besonders spannend, wenn es von jemanden erläutert wird, der die Entwicklung lange aus der ersten Reihe verfolg und mitgestaltet hat. Dietrich Gabbey (81), von 1976 bis 2011 für die SPD in Gemeinderat und Kreistag sowie von 1986 bis 1996 Bürgermeister der Gemeinde Wangerland, war zu Gast beim „Männerkreis Pakens-Hooksiel“ der ev-luth. Kirchengemeinde.

Dietrich Gabbey und Hermann Ulfers
Männerkreis-Sprecher Herbert Ulfers (rechts) dankte Alt-Bürgermeister Dietrich Gabbey für dessen informativen Vortrag über die Entwicklung von Hooksiel. Foto: hol

Ausgangspunkt seiner Betrachtungen war die Eindeichung des Voslapper Grodens vor 50 Jahren (1971 bis 1974) mit ihren Auswirkungen auf Hooksiel. Mit einer eingedeichten Fläche von über 1600 Hektar gilt das Vorhaben als größtes Landgewinnungsprojekt Deutschlands. Das Ziel: Flächen für Industrieansiedlungen an der Jade schaffen. In Hooksiel entstand dabei unter anderem der neue Seedeich, der Außenhafen samt Seeschleuse und 300 Hektar neue Fläche einschließlich dem Hooksmeer.

Vielen Hooksielern war schon damals klar, dass die Industrialisierung in unmittelbarer Nachbarschaft den Sielort verändern wird. Zum 1. Juli 1972 hatte Hooksiel sich der Gemeinde Wangerland angeschlossen. Wie Gabbey schilderte, gab es seinerzeit durchaus konkrete Überlegungen, die damals noch selbstständigen Gemeinden Hooksiel und Waddewarden mit Sengwarden, Fedderwarden und Sillenstede zu einer friesischen Großgemeinde zu fusionieren. Die Pläne scheiterten, so Gabbey, weil der damalige Wilhelmshavener Oberstadtdirektor Gerhard Eickmeier der „cleverere Verhandlungsführer“ war und Pastor Jacobs aus Sengwarden im Kreistag ebenfalls für den Anschluss an die Jadestadt warb. 

Erst mit der kommunalen Gebietsreform kam Wilhelmshaven in den Besitz der künftigen Industrieflächen. „Wer weiß, wie die Entwicklung gelaufen wäre, wenn es zur Großgemeinde mit Rathaus in Hooksiel gekommen wäre“, fragte Gabbey. So blieben die Hooksieler Zaungast der auch vom Land vorangetriebenen Industrieansiedlungen.

Konkreter Anlass für Widerstand der Bürger und eine Klagedrohung der Gemeinde Wangerland war dann die geplante Ansiedlung des ICI-Chemiewerkes (heute Vynova). Kurz vor dem 1. Spatenstich für das Werk habe er mit dem CDU-Ratsherrn Klaus-Peter Koch eine Stunde lang mit der damaligen Wirtschaftsministerin Birgit Breuel (CDU) im Kabinett Albrecht über die Bedenken der Wangerländer sprechen können – und einen Deal ausgehandelt, der später von der Gemeinde und vom Land abgesegnet wurde.

„Allen war klar, dass die touristische Entwicklung Hooksiels durch die Industrialisierung beeinträchtigt würde“, sagte Gabbey. „Und mit Blick auf die Klagen stellte sich für Frau Breuel die Frage, wie sich ein Einvernehmen mit dem Wangerland herstellen lässt.“

Das Verhandlungsergebnis: Zwischen Gemeindegrenze und Industrie wurde auf 16 Meter Höhe eine südliche Schutzzone aufgespült, auf der heute ein Wäldchen steht. Zweitens: Hooksiel erhielt ein Hallenwellenbad. „Zehn Millionen D-Mark kamen vom Land, zwei Millionen vom Landkreis. Weitere Fördermittel vom Bund. Am Ende hatten wir sogar vier Millionen D-Mark zu viel …“ erinnerte sich Gabbey, der heute mit der Bürgerinitiative Hooksiel für den Erhalt des in die Jahre gekommenen Bades kämpft. „Die Beeinträchtigungen durch die Industrie sind nicht geringer geworden. Im Gegenteil.“ 

Hooksiel benötige das Bad als touristische Attraktion so dringend wie eh und je. Zumal die Industrialisierung Wilhelmshavens mit mehreren geplanten LNG-Terminals, Wasserstoff-Elektrolyse und Eisenschwamm-Produktion für die Stahlindustrie richtig Fahrt aufnimmt. „Im Vergleich zu1972 verschlimmert sich die Lage deutlich“, so Gabbey. Ihm sei wichtig, dass angesichts der vielen energiepolitischen Notwendigkeiten die Nachteile für die kommunalen Nachbarn nicht aus dem Blick geraten. Dafür erwarte er Unterstützung für die Gemeinde jenseits vorhandener Fördertöpfe.

Als ein Beispiel für dringend nötige Hilfe verwies der Sozialdemokrat auf den Hooksieler Badestrandes. In Höhe des Strandhauses 1, dem Hauptstrand, sei über die Jahre ein gut 800 Meter breiter Sandsaum weggespült worden. Bemühungen, den Strand durch eine Mole zu sichern, seien gescheitert. Gabbey bezweifelt, dass Sandaufspülungen allein das Problem lösen würden.

Aber einige Hundert Meter entfernt, in Höhe von Strandhaus 2, hat sich nach den Beobachtungen des Hooksielers eine neue andzunge gebildet. „Wenn man dort zusätzlichen Sand aufspülen würde, könnte hier der neue Hauptstrand entstehen“, ist Gabbey überzeugt. Ein Strand, der sogar noch dichter am Dorf läge. Allerdings müsste wohl ein neues Service- und Sanitärgebäude gebaut werden, damit die Gäste den Strand annehmen. Eine weitere Idee: Die Wohnmobil-Wurt nahe des Campingplatzes könnte zu einem Ganzjahres-Stellplatz werden. Da die Gemeinde die nötigen Investitionsmittel nicht hat, müsste das Geld, daran ließ Gabbey keinen Zweifel, zum Beispiel aus Hannover kommen.

Pastor Stefan Grünefeld und Männerkreis-Sprecher Herbert Ulfers hatten gut ein Dutzend Teilnehmer zu der Runde begrüßt, die sich einmal monatlich im Walter-Spitta-Haus trifft. Grünefeld, frisch gekürter Vorsitzender des Gemeindekirchenrates der neu gegründeten ev.-luth. Kirchengemeinde Wangerland skizzierte den geplanten Weg zur Großgemeinde, zu der sich seit Anfang des Jahres sieben ev.-luth. Kirchengemeinden zusammengeschlossen haben. Da es in der Gemeinde in zwei Jahren vermutlich nur noch zwei Pastoren geben werde, sei das eine „große Herausforderung“, so Grünefeld. Ulfers reagierte pragmatisch: „Da wir der einzige Männerkreis in der Gemeinde sind, können wir uns in Männerkreis Wangerland umbenennen.“ 

NPorts: Landstrom-Anschluss für LNG-Terminal würde dem Klima nicht helfen

Hooksiel (16.1.2023). Inzwischen hat der zweite LNG-Tanker, die „Maran Gas Ithaca“, am Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ in Wilhelmshaven festgemacht. Über die vom Bund für 15 Jahre gepachtete FSRU bekanntlich seit Ende Dezember verflüssigtes Erdgas nach Deutschland importiert – als Ersatz für das ausgefallene Pipeline-Erdgas aus Russland.

So weit, so gut. Klimaschützer befürchten, dass sich Deutschland mit der LNG-Infrastruktur langfristig auf fossile Energieträger festlegen könnte. Die „Esperanza“ sei zudem nicht nur durch die Einleitung von Bioziden in die Jade, die es für die Reinigung der eigenen Rohleitungen benötigt, eine „Dreckschleuder“. Das am LNG-Terminal liegende Schiff nutzt Tag und Nacht seine Schiffsdiesel, um sich selbst mit Energie zu versorgen.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Produziert den eigenen Energiebedarf über die Dieselmotoren an Bord: die „Höegh Esperanza“ am LNG- Terminal in Wilhelmshaven. Foto: Dietmar Bökhaus

Während der Diesel-Ruß gut erkennbar aus dem Schornstein aufsteigt, fragen sich Umweltschützer und Hooksieler Anwohner, warum der Eigentümer des Terminals, die landeseigene Niedersachsen Ports (NPorts), den Anleger nicht mit einem Landstrom-Anschluss ausgestattet hat. Dadurch könnten über Jahre Emissionen von Stickoxiden, Feinstaub und Kohlendioxid (CO2) vermieden werden.

Grundsätzlich wäre die Installation eines Landstrom-Anschlusses möglich gewesen, räumt NPorts auf Anfrage von „Hooksiel-life.de“ ein. Man sei stets bereit, Landstrom-Anlagen dort zu errichten, wo von Kundenseite ein konkreter Bedarf bestehe und eine Finanzierung der Errichtungs- und Betriebskosten dargestellt werden könne. Gemäß einer EU-Richtlinie zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe solle die Errichtung von Landstrom-Anlagen eine Option bleiben, die sich am Bedarf und dem Nutzen-/Kostenverhältnis orientiert.

Das war am LNG-Terminal Wilhelmshaven offenbar nicht der Fall. Laut NPorts verursache die Installation einer Landstrom-Anlage „sehr hohe Kosten“ von in der Regel deutlich über eine Million Euro je Anlage. „In diesem Fall ist kein Bedarf angemeldet worden, da das Schiff über keinen Landstrom-Anschluss verfügt“, so NPorts. Zum Vergleich: Die Mietkosten, die der Bund für die FSRU zahlt, liegen nach Schätzungen von Insidern bei 200 000 Euro – am Tag.

Die landeseigene Hafengesellschaft hält es zudem für eine Mär, dass eine Versorgung der „Höegh Esperanza“ mit an Land erzeugtem Strom tatsächlich zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes oder der Luftschadstoffe führen würde. Die Argumentation von NPorts: Der in der Bundesrepublik produzierte Strom werde nur zu 40 Prozent regenerativ erzeugt und dieser Strom werde bereits durch die Haushalte, Industrie und zukünftig durch die die Elektromobilität genutzt.

60 Prozent des Stroms würden heute und in absehbarer Zukunft aufgrund der Deckelung der regenerativen Energien und des schleppenden Netzausbaus konventionell erzeugt. Ein zusätzlicher Strombedarf für Schiffe aufgrund von Landstrom-Anlagen würde bei dieser Ausgangslage lediglich zu einer zusätzlichen Produktion von konventionell erzeugtem Strom führen – und mithin das Klima im Vergleich zur Eigenstromversorgung der Schiffe mit Dieselmotoren nicht entlasten.

Kunst kennt in Hooksiel keine Winterpause

Renate Janßen-Niemann leitet seit neun Jahren die Geschicke im Künstlerhaus Hooksiel. Foto: Wolfgang Niemann

Hooksiel (13.1.2023) – Kunst kennt in Hooksiel keine Pause. Auch keine Winterpause. Dass das so ist, liegt unter anderem am Künstlerhaus. Wie Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann ankündigt, wird auch in diesem Jahr die eher ruhige Zeit in dem Urlaubsort mit einer Ausstellung von vier regionalen Künstlerinnen überbrückt.

Unter dem Motto „Kunst kennt keine Winterpause“ stellen Christiane Keweritsch, Sigrid Weißenfels, Freya Nau (alle aus Hooksiel) und Andrea Gast (Oldorf) ab Sonntag, 22. Januar, Gemälde, Fotografien und kunsthandwerkliche Skulpturen aus. Die Vernissage beginnt um 15 Uhr. Bürgermeister Mario Szlezak wird in die Ausstellung einführen. Die Werke werden bis zum 12. März jeweils samstags und sonntags von 14. bis 17 Uhr zu sehen sein.

„Die Ausstellungen mit regionalen Künstlern sind ein wichtiger Baustein in unserem Programm. Das Künstlerhaus ist ein Schaufenster für unsere Kreativen. Und Kunstinteressierte haben dabei einen leichten Zugang zu den Künstlern“, schildert Renate Janßen-Niemann. Aber auch für Urlauber, die sich in der Vorsaison an der Küste aufhalten, ist die Ausstellung in dem ehemaligen Feuerwehrhaus an der Langen Straße erfahrungsgemäß ein beliebter Anlaufpunkt. „Und jeder Besucher im Künstlerhaus bringt ja auch Kaufkraft nach Hooksiel.“

Das Künstlerhaus Hooksiel gehört der Gemeinde Wangerland. Der Betrieb der kulturellen Einrichtung ist eine „freiwillige Leistung“, die nach Ansicht von Renate Janßen-Niemann gerade in finanziell schwierigen Zeiten Respekt verdient. Die Unterhaltung des Gebäudes, Ausgaben für die Ausstellungen, das Aufsichtspersonal … entsprechend froh ist die Einrichtungsleiterin über jede Spende oder und über Fördermittel verschiedener Institutionen aus der Region. 

Die pensionierte Grundschulleiterin, die sich über Jahrzehnte selbst im Gemeinderat engagiert hat, wurde vor neun Jahren durch einstimmigen Beschluss des Rates zur Künstlerhaus-Leiterin bestellt. Zusammen mit einem politisch besetzten Beirat, dem auch der Bürgermeister qua Amt, die Leiterin des Schlossmuseums Jever, Dr. Antje Sander und zwei Vertreter des Fördervereins Kunst- und Erlebnispfad angehören, wird das Jahresprogramm erarbeitet – aktuell das für 2025. 

Das Künstlerhaus ist überregional bekannt – und bei den Kulturschaffenden beliebt. Entsprechend groß ist die Zahl der Bewerbungen für eine der meist sechs Ausstellungs-Zeiten. Das Besondere: Das Künstlerhaus bietet in der Regel pro Jahr zwei Stipendien für Künstlerinnen und Künstler an, die während ihrer Ausstellungszeit kostenlos in einer Wohnung im Künstlerhaus-Ensemble wohnen und arbeiten könnten. „Soweit finanziell möglich kaufen wir dann eines der hier entstandenen Werke und übernehmen es in unseren Bestand“, schildert Renate Janßen-Niemann, die gerade in diesem Bereich froh ist über die Unterstützung durch den Förderverein.

Als Stipendiaten werden 2023 der Maler und Grafiker Michael Lampe (11. Juni bis 16. Juli) und die Näh-Künstlerin Stephanie Hüllmann (27. August bis 8. Oktober) in Hooksiel gastieren. Weitere Ausstellungen sind mit dem Finger-Maler Werner Meiners (26. März bis 23. April), dem Bildhauer Thorsten Schütt (30. April bis 4. Juni), dem Zeichner Ommo Wille (23. Juli bis 20. August) und dem Fotografen Dieter Schoof-Wetzig (15. Oktober bis 2. Januar 2024) geplant.

Zum Jahrsprogramm gehört schon traditionell zudem das „Kunstkarussell für Kinder“, das im Sommer verschiedene kreative Kinder-Ferienangebote umfasst – von Malerei über Fotografie bis zum Druck und zum Gestalten mit Ton. 

App weist Seenotrettern den Weg zu Wassersportlern

Seenotretter Bilanz
Kitesurfmeister Linus Erdmann wirbt als Botschafter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) für die Seenotretter und mahnt Wassersportler zur Vorsicht. Foto: DGzRS

Hooksiel/Bremen (12.1.2023) – Im Jahr 2022 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei 1883 Einsätzen (2021: 2023 Einsätze) 3289 (3505) Menschen Hilfe geleistet. Unter anderem wurden laut Statistik der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen 91 (61) Menschen aus Seenot gerettet, 306 (272) Menschen aus drohender Gefahr befreit und 39 (36) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt.

Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote – darunter der in Hooksiel stationierte Kreuzer „Bernhard Gruben“ – haben bei 592 (596) Einsätzen 1134 (978) Menschen geholfen. Davon wurden 30 (18) Menschen aus Seenot gerettet und 63 (50) weitere aus Gefahrensituationen befreit. Heißt es im Jahresbericht der DGzRS.. Auch Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf die Hilfe der Retter verlassen. 

Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2023 ist der achtfache und amtierende deutsche Kitesurfmeister Linus Erdmann. „Glücklicherweise bin ich in den 16 Jahren, in denen ich diesen Sport betreibe, bisher nicht in Not geraten oder verletzt worden. Kitesurfen ist sehr sicher, wenn man weiß, was man tut.“ Es sei sehr beruhigend zu wissen, dass die Seenotretter auf See niemanden alleinlassen. „Die auffälligen Rettungseinheiten der DGzRS vermitteln bereits von weitem viel Sicherheit. Aber das sollte uns auch stets Ermahnung sein, dass es da draußen immer Risiken geben wird, die größer und stärker als der Mensch sind.“

Dabei kann auch die Technik die Sicherheit erhöhen. Seit Jahren gibt es die kostenlose Sicherheitsapp „SafeTrx“ der Seenotretter, entwickelt von der irischen Softwarefirma „8West“. Wer Wassersport betreibt, kann per Mobiltelefon seine Route aufzeichnen. Die Rettungsleitstelle See der DGzRS, das Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) Bremen, hat im Notfall Zugriff darauf.

„8West“ habe jetzt, gemeinsam mit Sony, „SafeTrx Active“ entwickelt, eine am Handgelenk zu tragende SafeTrx-Lösung, mit der die eigene Route aufgezeichnet wird und bei Bedarf die Seenotretter alarmiert werden können. Dies sei besonders für Menschen interessant, die kein Mobiltelefon mit aufs Wasser nehmen möchten, etwa beim Surfen oder Kitesurfen. 

Die Seenotretter müssen ständig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch Neubauten ersetzen. 2022 sei das neue Trainingsboot „Christoph Langner“ der 8,9-Meter-Klasse zur ständigen Aus- und Fortbildung in Dienst gestellt worden. Zwei Seenotrettungsboote für die Rettungsflotte der DGzRS seien im Bau und werden 2023 abgeliefert: eine weitere 10,1-Meter-Einheit für die Station Neuharlingersiel und das erste Seenotrettungsboot einer völlig neuen Klasse für Stationen in Mecklenburg-Vorpommern. 

Chlor als Biozid „Stand der Technik“ oder „Katastrophe für die Artenvielfalt“?

Hooksiel/Wilhelmshaven (11.1.2023) – Der Streit um mögliche Umweltbelastungen durch das Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven geht weiter. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gegen die Betriebsgenehmigung und die wasserrechtliche Erlaubnis für die FSRU Widerspruch eingelegt. Über die Anlage wird bekanntlich seit Mitte Dezember tiefgekühltes Flüssigerdgas (LNG) angelandet und nach der Regasifizierung ins deutsche Erdgasnetz eingespeist.

Die DUH und andere Umweltverbände beklagen unter anderem, dass Anlagenbetreiber Uniper eine Betriebsgenehmigung bis 2043 erhalten hat. Mit einer so langen Nutzung von fossilen Energieträgern seien die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens nicht erreichbar. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Das LNG-Terminal muss in seiner Laufzeit auf maximal zehn Jahre begrenzt werden“.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Das Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ darf am LNG Terminal große Mengen mit Bioziden belastete Abwässer in die Jade einleiten. Foto: Dietmar Bökhaus

Mit der Genehmigung geht eine unbefristete Erlaubnis zur Einleitung von jährlich dutzenden Tonnen umweltschädlichen Chlors in die Jade einher, beklagen die Umweltschützer. Das an Bord der „Esperanza“ eingesetzte, auf Chlor basierende Säuberungsverfahren von Rohren gegen Muscheln, Seepocken und Algen sei veraltet und müsse durch umweltverträgliche Verfahren ersetzt werden. DUH-Energieexperte Constantin ZergerDie Nutzung von tonnenweise Chlor als Biozid ist eine Katastrophe für die Artenvielfalt der Jade sowie die örtlichen Muschelfischer.“ Mit dem Widerspruch hält sich die DUH den Klageweg gegen die Genehmigungen offen.

In der heute öffentliche gemachten „Wasserrechtlichen Erlaubnis“ vertritt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Ansicht, dass der Einsatz von Chlor als Biozid dem „Stand der Technik“ entspricht. Alternative Biozide und Antifouling-Verfahren, wie der Einsatz von Kupferanoden, Chlordioxid, Ozon, Peressigsäure, UV-Bestrahlung, Ultraschall oder Kohlenstoffdioxid würden für FSRUs als weniger geeignet angesehen. Diese Verfahren seinen nach Ausführungen der Antragstellerin insbesondere innerhalb bestehender FSRUs technisch schwierig beziehungsweise nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand umzusetzen, ließen teilweise nicht die Effizienz bei der Antifouling-Wirkung erwarten oder die praktische Eignung der Verfahren sei bislang nicht ausreichend erprobt.

Die Konzentration freien Chlors an den Abwasserauslässen der FSRU soll laut NLWKN unter 0,2 Milligramm/Liter gehalten werden. Dann seien keine negativen Folgen für Flora und Fauna und folglich auf nicht für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, die Muschel- und Krabbenfischer, die Badewasserqualität und die Tourismuswirtschaft im nahe gelegenen Hooksiel zu erwarten. 

„Die aus der Elektrolyse erfolgende Freisetzung von Chlorbioziden und die daraus resultierenden Konzentrationen von Bromnebenprodukten wird sowohl im Nahbereich der FSRU-Anlage, als auch im Fernbereich der Innenjade und des Jadebusens keine messbaren Auswirkungen auf das Ökosystem der Jade und die hier lebenden Organismen haben“, ist die Genehmigungsbehörde überzeugt. Das NLWKN kündigt monatliche behördliche Messungen der Wasserqualität an und verpflichtet die Betreiber zu kontinuierlichen eigenen Messungen. Zudem soll Uniper bis Ende August ein Minimierungskonzept für die Biozideinträge vorlegen – allerdings auf Basis der vorhandenen, umstrittenen Chlor-Technologie. 

Im Ehrenamt spielt das Alter (fast) keine Rolle

Hooksiel (10.1.2023) – Mariengymnasium Jever. 10. Jahrgang. Matheunterricht. Plötzlich piept es. Ein Alarmmelder. Jaron (17) packt sein Geodreieck ein, steht auf, verlässt den Klassenraum, setzt sich auf sein Motorrad und braust davon in Richtung Hooksiel,

Jaron Meiners ist Feuerwehrmann. Der jüngste der Ortsfeuerwehr Hooksiel. Mit der Schulleitung ist abgesprochen, dass der junge Mann im Einsatzfall die Schule verlassen darf. „Natürlich achten wir darauf, was für ein Einsatz das ist“, erläutert Jaron im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. „Aber wenn ich gebraucht werde, werde ich halt gebraucht.“

Mut und Vertrauen müssen angehende Feuerwehrleute beweisen, wenn sie sich aus einem Fenster in schwindelerregender Höhe abseilen. Jaron Meiners hat die Prüfung mit Bravour bestanden. Foto: Mühlena

Jaron ist quasi in die Feuerwehr hinein geboren. Auch sein Vater ist bei der Wehr. Schon sein Großvater war jahrelang stellvertretender Ortsbrandmeister und Ortsbrandmeister in Sengwarden. Er selbst hat bereits mit sieben Jahren bei der Kinderfeuerwehr in Hohenkirchen seinen ersten Löschschlauch gesehen. Später wechselte der Wiarder zur Jugendfeuerwehr. Mit 16 Jahren rückte er in die Einsatzabteilung auf. Nach erfolgreichem „Grundlehrgang“ (Truppmann-Lehrgang) und Beförderung ist Jaron heute „Feuerwehrmann“ – und damit rund um die Uhr in Bereitschaft, um notfalls Menschen oder deren Hab und Gut zu retten. Seine persönliche Feuertaufe: Der Brand eines Wohnhauses an der Viethstraße im vergangenen Juli, den der Schüler als Teil eines Angriffstrupps in der ersten Reihe mit bekämpfen musste. 

Die theoretischen und praktischen Ausbildungsschritte der Grundausbildung, der Truppmann-Ausbildung, absolvierte Jaron im vergangenen Jahr zusammen mit Björn Mühlena (54), einem klassischen Quereinsteiger. Als Mühlena, bis Ende 2021 Bürgermeister der Gemeinde Wangerland, Anfang vergangenen Jahres das Gespräch mit Ortsbrandmeister Jörg Nöchel suchte, wollte er sich eigentlich im Förderverein der Feuerwehr engagieren. „Förderverein? Du kannst doch noch zehn Jahre Einsätze fahren …“, stellte Nöchel fest und hatte den Ehrgeiz von Mühlena geweckt. Prompt kam der mit kompletter Feuerwehrmontur nach Hause, um sich grünes Licht von seiner Frau für sein neues Ehrenamt zu holen. 

Der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten. Bereits am selben Abend, um 1.30 Uhr in der Nacht, schrillte der Alarmmelder. „Erst wusste ich gar nicht, ob ich damit auch schon gemeint war“, erinnert sich Mühlena. Dann sei er doch zum Feuerwehrhaus gefahren. Und tatsächlich: In einer Alteneinrichtung hatte eine Pizza einen Ofenbrand ausgelöst.

Seither verstehen sich Jaron Meiners und Björn Mühlena als Team. Gemeinsam haben sie viel Theorie gebüffelt – über Feuerwehr-Ausrüstung ebenso über mögliche Einsatzlagen: Brände, Verkehrsunfälle, eingeklemmte Personen retten, Absperrungen aufbauen, die Wasserversorgung aufbauen und, und, und. Und vor allem: über den Selbstschutz. 

Jaron Meiners  und Björn Mühlena
Der jüngste und der älteste Absolvent des Feuerwehrmann-Grundlehrgangs in der Freiwilligen Feuerwehr Hooksiel: Jaron Meiners (17) und Björn Mühlena (54). Foto: hol

Ein Grundsatz: „Ein Feuerwehrmann rennt nicht!“ Wer rennt, kann fallen. Wer wieder aufstehen muss, zumal mit kompletter Feuerwehrausrüstung, verliert Zeit. Und Zeit ist in Einsätzen meist die kritische Ressource. Also: zügig ja, aber nicht überhastet.

Zu den anspruchsvollsten Einheiten der Ausbildung gehört aus Sicht von Jaron Meiners und Björn Mühlena der Ausstieg aus einem Fenster im zweiten Stock eines Turmes auf dem Gelände der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Jever. Das Szenario: Der Feuerwehrmann muss sich aus einem brennenden Gebäude retten und dafür aus dem Fenster abseilen. „Höhenangst darf man da nicht haben“, schildern die Hooksieler. Dafür braucht es aber Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ins dünne Seil, an dem man hängst. „Passieren kann eigentlich nichts“, sagt Jaron Meiners. „Aber irgendwie ist das ein Gefühl von Freiheit.“ 

Die Feuerwehrleute arbeiten meist in zweiköpfigen Trupps – im Wasser-, Schlauch- oder Angriffstrupp. „Im Einsatz“, so Jaron Meiners, „muss jeder Handgriff sitzen. Wir helfen uns schon bei der Fahrt dahin gegenseitig beim Anlegen der Ausrüstung. Und auch im Einsatz wird kein Kamerad allein gelassen.“

Zweifel hatte Björn Mühlena, ob er mit 54 überhaupt noch die körperliche Fitness für den Feuerwehreinsatz besitzt. Aber heute, ein paar Kilogramm leichter als zu Beginn der Ausbildung, ist klar: der „Alte“ kann noch ganz gut mithalten, wie sich auch beim Atemschutz-Lehrgang gezeigt hat. Insofern besteht kein Zweifel, dass der Ex-Bürgermeister bald auch zum Feuerwehrmann befördert wird.

Und für Jaron wird der Weg von der Schule zum Einsatz künftig vielleicht noch etwas komfortabler. Der junge Mann macht seinen Führerschein. Die Gemeinde Wangerland unterstützt ihn dabei mit einem Zuschuss von 1000 Euro. Im Gegenzug musste er versichern, der Feuerwehr mindestens noch fünf Jahre treu zu bleiben. Für Jaron keine Frage. „Das macht hier wirklich Spaß und ich kann jede Menge lernen.“