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Beiträge veröffentlicht in “Entwicklungsplanung”

Bürgermeister appelliert an Hooksieler Investoren

Feuerwehrgerätehaus Hohenkirchen
Zur Entwicklungsplanung im Wangerland gehört auch die Suche nach einem Grundstück für ein neues Feuerwehrgerätehaus in Hohenkirchen. Das bisherige Domizil platzt aus allen Nähten. Foto: hol

Wangerland/Hooksiel (16.11.2022) – Jetzt ist der Gemeinderat am Zug. Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak wünscht sich eine möglichst rasche Entscheidung über die Gemeindeentwicklungsplanung. Dabei geht es ihm noch nicht um die Fülle von Detailfragen, die zu klären sind. Szlezak gegenüber „Hooksiel-life“: „Was wir dringend brauchen, ist eine Priorisierung, welche Themen wir zuerst anpacken wollen.“

Das Planungsbüro GEK hatte kürzlich die Probleme aufgezeigt, die allein durch unpräzise und unaktuelle Bebauungspläne entstehen können. Eine Aufgabe für die Gemeinde besteht zum Beispiel darin, festzulegen, in welchen Orten beziehungsweise Straßenzügen nur Dauerwohnen zulässig ist und wo nur oder auch Ferienwohnungen genehmigt werden können. 

Aber das ist aus Sicht von Szlezak nicht das einzige Thema, was im Rahmen der Entwicklungsplanung geklärt werden muss. Wie sollen sich die großen Ortschaften wie Hohenkirchen, Hooksiel und Horumersiel, wie die kleinen Orte wie zum Beispiel Tettens, Garms oder Schillig künftig entwickeln? Wo können Baulücken genutzt, wo neue Baugebiete erschlossen werden? Wo kann, wo muss neue Infrastruktur entstehen? Als Beispiel verweist der Bürgermeister auf die dringend zu klärende Frage, wo in Hohenkirchen Platz für ein neues Feuerwehrhaus ist. Das aktuelle Gerätehaus der Schwerpunktwehr platze aus allen Nähten, eine Erweiterung am bisherigen Standort sei nicht möglich.

Intensiv beschäftigen müsse sich der Rat mit den Bebauungsplänen in den Urlaubsorten. Immer wieder komme es vor, dass Investoren ältere Immobilien aufkaufen und die Grundstücke dann mit Gebäuden in maximal zulässiger Größe bebauen. Szlezak: „Dann steht auf einmal neben einem normalen Einfamilienhaus ein großer Wohnklotz. Das will eigentlich niemand.“

Oft seien entsprechende Projekte von der Gemeinde nicht zu verhindern. Die Baugenehmigung werde vom Landkreis erteilt. Der orientiere sich am aktuell zulässigen Bebauungsplan. Um formal einwirken zu können, müsse die Gemeinde zumindest die Bauleitplanung zur Überarbeitung der entsprechenden B-Pläne angestoßen haben. Der Appell des Bürgermeisters an potenzielle Investoren: „Stellen Sie ihr Projekt frühzeitig bei der Gemeinde vor. In den allermeisten Fällen wird sich ein Weg finden, mit einem Bauvorhaben möglicherweise verbundene Konflikte im Vorfeld auszuräumen.“

Unabhängig davon müsse die Politik möglichst schnell festlegen, wohin die Entwicklung gehen soll. Die erste Beratung zur Entwicklungsplanung wird voraussichtlich auf der Ratssitzung am 13. Dezember erfolgen. 

Land übergibt Anleger für Flüssigerdgas an Uniper

LNG -Anleger in Wilhelmshaven
Ist fertig: Der Anleger für Flüssigerdgas-Importe am Voslapper Groden. Foto: Dietmar Boekhaus

Wilhelmshaven/Hooksiel (15.11.2022) – Nach nur 194 Tagen ist am Voslapper Groden in Wilhelmshaven ein LNG-Anleger entstanden. An der bestehenden Umschlagsanlage in Sichtweite des Hooksieler Strandes ist eine Anlegeplattform sowie Fender- und Festmacherdalben für den Liegeplatz gebaut worden, der heute offiziell in Betrieb benommen wurden. Mitte Dezember soll hier das erste FSR, eine schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit, anlegen Der Standort Wilhelmshaven trage somit dazu bei, die Energieversorgung für Deutschland zu sichern, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD): „Ein großer Schritt für mehr Versorgungssicherheit – Niedersachsen hat geliefert“

Die Entscheidung, Wilhelmshaven als Drehscheibe für LNG-Importe zu wählen, sei richtig. Die bereits vorhandene Hafeninfrastruktur sowie die hervorragenden Rahmenbedingungen hätten dazu beigetragen, dass das Projekt zu einer Erfolgsgeschichte geworden sei. Möglich geworden sei dies vor allem durch die präzise Abstimmung und die hochprofessionelle Zusammenarbeit aller Projektpartner. Lies: „Mein Dank gilt allen beteiligten Planern, Gutachtern, Bauunternehmen, dem NLWKN und insbesondere der NPorts-Mannschaft.“

Auch Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) betonte den Beitrag, den der neue Anleger von NiedersachsenPorts zur Versorgungssicherheit leiste. „Gleichzeitig wollen wir mit dem Energiewende-Turbo und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und Speicher schnellstmöglich entsprechend unserer Klimaziele die Importe von fossilen Energien immer weiter verringern“, sagt Meyer. „Ziel ist es, schnellstmöglich auf klimaneutrale grüne Gase umzustellen und Wilhelmshaven zur Drehscheibe für Grünen Wasserstoff und den Import Erneuerbarer Energien aus der Nordsee zu machen“, so Meyer.

Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG hat als Auftraggeberin mit Unterstützung der JadeWeserPort Realisierungs GmbH, der Depenbrock Ingenieurwasserbau GmbH & Co. KG und Kurt Fredrich Spezialtiefbau GmbH gemeinsam an der schnellen Umsetzung gearbeitet. Holger Banik, Geschäftsführer von NPorts sowie der JWP Realisierungs GmbH & Co. KG danke vor Ort den beteiligten Teams. „Alle Beteiligten haben unter hohem Zeitdruck unermüdlich Tag für Tag dafür gesorgt, dass dieser Anleger pünktlich fertig wird.“

LNG-Anleger Übergabe mit Minister Lies und Meyer
Heute bei der offiziellen Übergabe des LNG-Terminals: Anleger.  Von links: Karl-Heinrich Depenbrock, Gesellschafter Geschäftsführer von Depenbrock Bau, Umweltminister Christian Meyer, Holger Banik (NPorts), Christian Janssen (Uniper), Wirtschaftsminister Olaf Lies sowie Folker Kielgast und Mathias Lüdicke (beide NPorts). Foto: Dietmar Bökhaus

Im Sinne einer Staffelstabübergabe übergab NPorts die Hafen-Infrastruktur an die Firma Uniper. Diese hat parallel begonnen, auf dem Hafenanleger eine Verbindung zwischen der FSRU und den Anlagen an Land herzustellen (Suprastruktur). Die weitere Anbindung an das 28 Kilometer entfernte Erdgasleitungsnetz und damit auch an den Erdgasspeicher Etzel wird derzeit von der Open Grid Europe GmbH (OGE) realisiert.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatte den vorzeitigen Baubeginn am 1. Mai 2022 bewilligt. Am 5. Mai ertönten die ersten Rammschläge. An der Baustelle waren seither stets 30 bis 40 Personen beschäftigt. Für das Fundament wurden NPorts 194 Pfähle in den Boden gerammt. Neun Beton-Halbfertigteile wurden vorgefertigt und per Ponto aus Emden zur Baustelle transportiert. Die einzelnen Teile wiegen zwischen 160 und 380 Tonnen. Die Plattform und die Zugangsstege des Anlegers wurden aus diesen Beton-Teilen gefertigt. Auch Stahl wurde bei den Zugangsstegen verbaut – insgesamt auf einer Länge von 350 Metern für 18 Laufstege. Zur Befestigung des FSRUs wurden abschließend Sliphaken auf den Vertäudalben befestigt, die auf ein Gewicht von 150 Tonnen ausgelegt sind. In der Summe wurden über 7000 Tonnen Stahl und über 3000 Quadratmeter Beton verbaut.

Energy Hub: Folgen fürs Wangerland noch nicht absehbar

Wilhelmshaven/Wangerland (25.10.22) – Die Folgen des Ausbaus von Wilhelmshaven zum „Energy Hub“ für Tourismus und Fischerei im Wangerland sind noch nicht absehbar. Zur Koordination der verschiedenen Bauvorhaben und ihrer Auswirkungen auf Umwelt und Natur, Nachbarkommunen und Wirtschaft soll eine Entwicklungsgesellschaft ins Leben gerufen werden. Wie Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) auf einer Informationsversammlung im Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven vor an die 300 Interessierten sagte, gebe es dazu Gespräche unter anderem mit der Stadt Wilhelmshaven. Bis zum Jahresende wolle man erste Fakten schaffen.

Olaf Lies informiert über LNG-Terminal in Wilhelmshaven
Umweltminister Olaf Lies informiert im Wattenmeer-Besucherzentrum über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Foto: hol

Vertreter von Industrie- und Behörden informierten über einige der geplanten Investitionen, die zum Teil auf Grundlage des LNG-Beschleunigungsgesetzes des Bundes ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren durchlaufen, für das aber, so betonte Lies, alle rechtlichen Vorgaben wie zum Beispiel Grenzwerte für Einleitungen in Gewässer unverändert gelten. Wichtig ist dies für die Bewertung der Einleitung von Bioziden, die bei der Regasifizierung von tiefgekühltem Flüssigerdgas (LNG) am neuen LNG-Terminal in der Jade in Sichtweite des Hooksieler Badestrandes anfallen.

Das in die Jade zurückgeleitete Kühlwasser ist um sieben Grad kälter als das umliegende Wasser. Das kalte Wasser bilde vor allem in strömungsarmen Zeiten, also bei Hoch- und Niedrigwasser, Meereswolken, warnte der Wangerländer Ratsherr Dieter Schäfermeier. Diese Wolken mit einer erhöhten Biozidkonzentration würden sich am Meeresgrund ausbreiten. Wie eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) einräumte, sei die Aussagekraft von Modellen zu derartigen Effekten im Vorfeld begrenzt. 

Die Bundesregierung hat mit Blick auf die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise das Terminalschiff „Höegh Esperanza“ , eine so genannte FSRU (Floating Storag and Regasification Unit) für die Dauer von zehn Jahren gechartert. Laut Antragsunterlagen soll von Spezialtankern angeliefertes, bei minus 162 Grad verflüssigtes Erdgas mit Seewasser erwärmt , dadurch regasifiziert und über eine Pipeline ins deutsche Erdgasnetz eingespeist werden. Um zu verhindern, dass sich Muscheln und andere Lebewesen im Aufwärm-Rohrleitungssystem der „Esperanza“ festsetzen, sollen Chlor und bromhaltige Verbindungen als Antifoulingmittel eingesetzt werden. Aus Sicht von Umweltschützern wird dadurch das Ökosystem im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geschädigt. „Setzen sie Reinigungsverfahren ohne Chemikalien ein“, forderte Imke Zwoch als Sprecherin des BUND Wilhelmshaven. 

Ob die Nachrüstung technisch bei der „Esperanza“ möglich ist, ist fraglich. Der Bund habe das Schiff gechartert, weil es verfügbar war. Eine Auswahl habe es dabei nicht gegeben, sagte Lies.

Die Arbeiten am Anleger am LNG-Terminal stehen nach den Worten von Folker Kielgast, Geschäftsführer und LNG-Projektleiter bei der landeseigenen Hafengesellschaft NPorts, vor dem Abschluss. „Mit dem Bau der Infrastruktur sind wir am 11. November fertig.“ Ende Dezember soll das erste Flüssigerdgas am vom Energiekonzern Uniper betriebenen Terminal angelandet werden, auch wenn ein Teil der parallel zu den Bautätigkeiten laufenden Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen sind.

Im Zuge der Prüfung der wasserrechtlichen Genehmigung wird geprüft, ob die beantragten Einleitungen sich im Rahmen der festgelegten Grenzwerte bewegen, versicherte Lies. Nach der Betriebsaufnahme werde dann regelmäßig gemessen, ob die Werte eingehalten werden und ob Beeinträchtigungen festzustellen sind. Falls erforderlich würden die Betreiber Auflagen und Vorgaben erhalten. Aber die Option, kein LNG an der Jade anzulanden, gibt es aus Sicht des Umweltministers nicht. „Wenn die Energieversorgung in Deutschland zusammenbricht, haben wir das Chaos.“

Ziel sei es mit Blick auf die Klimakrise, bis 2035 vom Import fossiler Energieträger, wie auch LNG, wegzukommen, sagte Lies. Hoffnungsträger dabei ist die Herstellung und der Import von Wasserstoff. Wie Dr. Sebastian Scholz von Tree Energy Solutions (TES) ausführte, soll Wilhelmshaven zum Herzstück eines Wasserstoff-Kreislaufes werden. Das Unternehmen, das zunächst ebenfalls mit LNG-Import starten will, plant bis 2027 die Umstellung auf den Import von „grünem Methan“ (CH4), das an der Jade verstromt, ins Gasnetz eingespeist oder zu Wasserstoff umgewandelt werden soll. Jörg Niegsch, Geschäftsführer der Nordwest-Oelleitung GmbH (NWO), hinter der die Energiekonzerne Shell und BP stehen, stellte ebenfalls Pläne für LNG-Import, für die Wasserstoff-Herstellung mittels eines Ammonik-Crackers und dessen Weitertransport per Pipelines vor.

Angesichts der Fülle der laufenden Planungen von Unternehmen rund um den Voslapper Groden müsse unbedingt ein Gesamtkonzept erstellt werden, sagte Lies. Daraus müsse nicht nur das Neben- und Miteinander der Projekte geregelt werden. Zu klären sei unter anderem, wo auf der Jade gesicherte Bereiche für Krabbenfischer und die Muschelkulturen verbleiben. „Wir wollen die Fischerei erhalten“, sagte Lies. „Das ist okay“, sagte Dirk Sander, Sprecher der Küstenfischer. „Aber dann müsst ihr nun in die Gänge kommen.“

Deutlicher werden müsse auch, welche Vorteile die Region Wilhelmshaven/Friesland davon hat, dass sie die Belastungen für die Energiesicherheit Deutschlands trägt. „Die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger ist nicht selbstverständlich“, sagte Lies. Um Vertrauen aufzubauen, soll die Planung der Projekte in Zukunft transparenter werden. Der Minister kündigte weitere Informationsveranstaltungen an. 

Der Wilhelmshavener Ratsherr Andreas Tönjes (Die Partei) warnte unterdessen vor der Vorstellung, dass die verschiedenen Krisen allein durch andere Energiequellen zu meistern seien. „Wir müssen unseren Lebensstil umstellen“, forderte Tönjes. „Und wenn es draußen dunkel wird, dann bleibt man eben mal zu Hause.“

Wangerland fordert Lastenausgleich für LNG-Terminal

Wangerland/Hooksiel (3.9. 2022) – Die Gemeinde Wangerland fordert vom Land Niedersachsen einen „gerechten Lastenausgleich“ für die Belastungen, die auf die Gemeinde – und vor allem auf die Ortschaft Hooksiel – durch den Bau und den Betrieb eines LNG-Terminals auf dem benachbarten Voslapper Groden auf sie zukommen. In einem ersten Schreiben an die Landesregierung hat die Gemeinde die energiepolitische Notwenigkeit der Flüssigerdgasimporte für Deutschland ausdrücklich unterstrichen. Als Ausgleich regt sie vier Projekte an. 

Das Deichvorland im Bereich des Hooksieler Außenhafens müsse gesichert werden. Sinnvoll hier umfassende Sandaufspülungen, die den Deich vor Hochwasser schützen. Zweitens sollte der Außenhafen Hooksiel aufgewertet und zu einem echten Assistenzhafen des Jade-Weser-Ports ausgebaut werden. Drittens fordert die Gemeinde, dass das Land ihr das Freizeitgelände zwischen Außenhafen und dem Hooksieler Ortskern kostenfrei überträgt – aber ohne die Schleuse und den Außenhafen selbst. Beide sind in der Unterhaltung sehr kostenaufwendig. 

In ihrer vierten Forderung weist die Gemeinde darauf hin, dass ein LNG-Terminal samt schwimmender Regasifizierungseinheit ein Störfallbetrieb sein wird. Da das Terminal unmittelbar an der Gemeindegrenze liege, müsse das Land mit dafür sorgen, dass die personellen, technischen und baulichen Kapazitäten im Brandschutz- und Hilfeleistungsbereich für mögliche Einsätze aufgestockt werden. Verschärfen würden sich die Probleme, wenn sich herausstellen sollte, dass Freizeitanlagen im Wangerland wie der Badestrand oder der Außenhafen in Sperrzonen liegen, die gegebenenfalls um das LNG-Terminal errichtet werden müssen.

Experten beschreiben Herausforderungen für Hooksiel

Hooksiel (26.8.2022) – Das Planungsbüro GEK hält für die Entwicklungsplanung für Hooksiel folgende Ziele für maßgeblich: „Dauerwohnen in Hooksiel langfristig und nachhaltig sichern sowie neu entwickeln. Ferienwohnen in Hooksiel nachhaltig sichern und steuern, Entflechtung mit Dauerwohnnutzungen. Die infrastrukturellen Angebote für die heimischen Bevölkerung langfristig sichern und gezielt ausbauen. Die Versorgungsangebote für die Hooksieler Bevölkerung langfristig sichern und gezielt ausbauen.“

Ausgangsbasis für das weitere Vorgehen ist ein Katalog von Stärken, Schwächen und Herausforderungen, die die Fachleute mit Blick von außen für den Ort (wie auch für die anderen Wangerländer Orte) ausgemacht haben. Die Stärken: Die Nähe zum Oberzentrum Wilhelmshaven garantiert eine relativ stabile Einwohnerentwicklung; die attraktive, historisch gewachsene Ortsmitte mit Hafen und Fußgängerzone; das Binnentief als touristischer Schwerpunkt für den Wassersport; die kompakte Siedlungsstruktur; die soziale infrastrukturelle Ausstattung; der hohe Wohn- und Freizeitwert; das kulturhistorisch bedeutsame Ensemble an der Viethstraße. 

Als  Schwächen des Ortes sehen die Fachleute: das Einkaufsverhalten mit dem Abfluss von Kaufkraft in RichtungWilhelmshaven; eine saisonale Über- bzw. Unterauslastung der Versorgungsinfrastruktur; die Gefahr von Zweckentfremdungen von Immobilien im Fall von Generationswechseln; wenig Bauflächen fürs Dauerwohnen, keine Mietwohnungen für Einheimische; unklare räumliche Funktionszuweisungen im Ort; unzureichende Angebote für Jugendliche; Einschränkungen für die Wohnraumentwicklung durch Nähe zur Wilhelmshavener Industrie; unzureichende sozial-infrastrukturelle Ausstattung. 

Zu den Herausforderungen, denen sich die Gemeinde für Hooksiel stellen müsse, gehöre unter anderem die zielgruppenorientierte, bedarfsgerechte und anlassbezogene Baulandausweisung. Die Vergabe von Bauland solle an Vorgaben geknüpft werden, um die örtlichen Bewohner gezielt zu fördern (etwa ein Punktesystem). Empfohlen wird, die touristischen Funktionen und Angebote räumlich so zuzuordnen, dass Konkurrenz und Nutzungskonflikte vermieden und Besucherströme gelenkt werden können. Weitere Herausforderungen seien unter anderm die Schaffung von Baugebieten für Einheimische, die Stärkung und Sicherung der Versorgungssituation und des Ortsmittelpunktes. Die das Ortsbild prägenden Baustrukturen in Hafennähe müssten erhalten und eine angemessene Nachnutzung des Feuerwehrstandortes am Hafen gefunden werden. Bekanntlich soll die Feuerwehr an den Hohen Weg umziehen. „Saisonale Zusatzangebote“ könnten nach Ansicht der GEK-Erhebung die Überauslastung der Versorgungssituation in der Haupturlaubszeit ausgleichen. 

Mit Entwicklungsplan gegen Rolladen-Siedlungen im Wangerland

Wangerland/Hooksiel (26.8.2022) – Die Zukunft des Wangelandes braucht einen guten Plan. Das gilt für die vielen kleinen Dörfer in der Gemeinde. Das gilt aber besonders auch für die großen Orte wie Hohenkirchen, Horumersiel/Schillig und Hooksiel, der mit 2673 Einwohnern größten Ortschaft.

Wie können, wie wollen und wie sollen die Wangerländer künftig leben, wohnen und arbeiten? Wie lassen sich – vor allem in den Urlaubsorten – unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringen?

Hooksiel Idylle am Deich
Hooksiel hat einen besonderen Charme. Den soll der Ort dauerhaft erhalten. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hier die Bürger, die in den eigenen vier Wänden Ruhe und Entspannung suchen; nebenan die Ferienwohnung, in der Urlaubsgäste die schönsten Tage des Jahres feiern – nicht selten auf der Terrasse, mit Grill und lauter Musik.

Das Konfliktpotenzial ist unverkennbar. Eine gute Bauleitplanung soll es verringern. Die Gemeinde Wangerland hat mit der GEK Planungsgesellschaft (Oldenburg) ein Büro beauftragt, ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Deren Blick richte sich nicht nur in die Zukunft, sagte Geschäftsführer Diedrich Janssen Ende August auf einer Informationsveranstaltung in Horumersiel. Bereits aktuell gebe es in der Gemeinde zahlreichen touristische Nutzungen, die nicht durch die geltenden Bebauungspläne abgesichert sind. So etwa sind in vielen Wohngebieten Ferienwohnungen gar nicht zulässig – auch wenn sie schon seit Jahren betrieben werden. 

Zu den Zielen des Entwicklungskonzeptes für Wangerland gehöre es, die derzeitigen Nutzungen rechtlich abzusichern, versprach Bürgermeister Mario Szlezak. „Niemand soll seine Ferienwohnung schließen müssen.“ Aber seit 2017 würden Ferienwohnungen bundesweit als eigenständige Nutzungsform gelten, die in Bebauungsplänen berücksichtigt werden muss. Aber: Für die Zukunft sollen vor allem auch Gebiete fürs Dauerwohnen gesichert werden, um den Charakter von Straßenzügen und Dörfern zu erhalten. Niemand wolle Rollladensiedlungen, die nur im Sommer belebt sind. 

„Viele Ferienwohnungen werden erstmals legalisiert werden“, sagte Janssen. Künftig solle aber strikt darauf geachtet werden, ob etwa ein Haus in einer Wohnstraße kurzerhand in ein Urlaubsdomizil umgewandelt wird. Ob das zulässig ist, hängt dann von den Bestimmungen in den Bebauungsplänen ab, die der Rat der Gemeinde zu erarbeiten hat.

Bei der Entwicklungsplanung wird es auch darum gehen, wo künftig neue Wohngebiete entstehen oder vorhandene nachverdichtet werden können. Im Wangerland fehlt es hier und dort an bezahlbarem Wohnraum – unter anderem für Arbeitnehmer, die als Servicekräfte in der Gastronomie oder als Fachkräfte in den Kureinrichtungen benötigt werden. Zu klären ist dabei unter anderem die Frage, wohin sich Hooksiel weiter entwickeln soll, wenn das aktuelle Neubaugebiet zwischen Hohe Weg, Bäderstraße und Middeldiek belegt sein wird. De Rat der Gemeinde wird sich voraussichtlich am 13. Dezember mit dem Entwicklungskonzept befassen.

In ihrer Erhebung der Ist-Situation im Wangerland haben die GEK-Fachleute die Bedeutung Hooksiels fürs Wangerland unterstrichen. In dem Ort leben (Stand 2020) 2673 der 11067 Bürger der Gemeinde. Das entspricht 24 Prozent. Hohenkirchen als Hauptort und Verwaltungssitz hat hingegen nur 1778 Einwohner, Horumersiel 1053. 

Die Attraktivität der Orte spiegelt sich auch in der Einwohnerentwicklung.Von 2000 bis 2020 sank die Einwohnerzahl im Wangerland insgesamt um 3,5 Prozent. In Hooksiel stieg sie im gleichen Zeitraum um 13 Prozent (Hohenkirchen -10 %, Horumersiel -8 %). Hooksiel ist insbesondere bei Älteren als Wohnort beliebt. Grund dafür dürfte – neben der guten Infrastruktur – im Angebot an Seniorenwohnungen liegen. Der Anteil der über 65-jährigen liegt bei 38 Prozent (Hohenkirchen 30 %, Horumersiel 49 %). Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt in dem Sielorten Hooksiel (10 %) und Horumersiel (3 %) deutlich unter dem in Hohenkirchen (17 %).