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Beiträge veröffentlicht in “Wilhelmshaven”

Keine Landes-Förderung für Krankenhausstandort in Varel

Friesland (17. 6. 2025) – Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi rät dem Landkreis Friesland in der Krankenhaus-Debatte dazu, „den Standort Varel zumindest so lange zu erhalten, bis Geburtshilfe und Frauenheilkunde in eine möglicherweise zu errichtende Zentralklinik aufgenommen werden“. Die Geburten, die aktuell in Varel betreut werden, könnten nicht ohne Weiteres auf andere niedersächsische Krankenhaus-Standorte verteilt werden, stellt der Minister fest. 

Philippi hat sich auf Anfrage des Landkreises Friesland schriftlich zur Versorgungsrelevanz eines Krankenhaus-Standortes Varel für die Geburtshilfe und Frauenheilkunde geäußert. Im Kern habe er die Bewertungen des veröffentlichten WMC-Gutachtens bestätigt, teilte der Landkreis heute mit. Eine Bezuschussung der laufenden Betriebskosten durch das Land habe er ausgeschlossen.

Geburten künftig in Zentralkrankenhaus?

Für eine Entscheidung zum Standort Varel verweist der Minister auf die kommunalen Gremien des Trägers vor Ort, also des Kreistages des Landkreises Friesland. Der Standort Varel als Teil der „Friesland Kliniken“ weist Defizite in Millionen-Höhe aus. Überlegungen, das Hospital zu schließen und in einem weiteren Schritt möglicherweise zusammen mit der Stadt Wilhelmshaven ein modernes Zentralkrankenhaus zu bauen, haben in Varel erhebliche Proteste ausgelöst.

Aus dem WMC-Gutachten geht unter anderem hervor, dass unter dem Aspekt der Erreichbarkeit bzw. der Fahrzeit das St. Johannes-Hospital nicht versorgungsrelevant sei. Diese Einschätzung könne laut Antwortschreiben des Ministers „fachlich nachvollzogen werden“. In der Betrachtung von WMC würden allerdings Kliniken im Land Bremen mit einberechnet. Es werde also davon ausgegangen, dass einige Patientinnen gegebenenfalls in Bremen und nicht in Niedersachsen versorgt werden können.

Betriebskosten-Zuschuss ausgeschlossen

Nicht für möglich hält das Ministerium eine Förderung vom Land, durch die der Standort Varel als Geburtsklinik unterstützt würde. Eine Förderung wie beispielsweise für das ambulante OP-Zentrum sei generell nur im investiven Bereich möglich. Eine finanzielle Unterstützung in Bezug auf Betriebskosten durch das Land sei gesetzlich ausgeschlossen.

Landrat Sven Ambrosy dankte dem Minister für seine Antworten. Es sei jetzt an den Mitgliedern des Kreistages, auf Grundlage der Gutachten und der Einschätzung des Ministers eine gute Lösung für die Gesundheitsversorgung im Landkreis zu beraten. Ambrosy: „Ich appelliere weiter an Bund und Land dringend die besondere Lage der bundesweit unterfinanzierten Geburtshilfe in den Blick zu nehmen und zeitnah für eine auskömmliche Finanzierung zu sorgen.“

Rauch in einer Industrieanlage: Feuerwehr simuliert den Ernstfall

Wangerland/Hooksiel (16. 6. 2025) – Einen intensiven Ausbildungstag im Realbrand-Ausbildungscontainer der Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven erlebten am Wochenende zwölf Feuerwehrfrauen und -männer aus den Ortsfeuerwehren Hooksiel, Neugarmssiel, Waddewarden und Hohenkirchen. Ziel der Fortbildung war es, das taktische Vorgehen bei Brandeinsätzen unter realitätsnahen Bedingungen zu trainieren – inklusive Einsatz unter Atemschutz, starker Hitze und eingeschränkter Sicht.

Feuerwehrleute aus dem Wangerland trainierten bei der Berufsfeuerwehr in Wilhelmshaven den Ernstfall. Foto: Feuerwehr

Organisiert worden war der Tag von Florian Harms, stellvertretender Gemeindebrandmeister der Feuerwehr Wangerland. Die Einsatzkräfte begannen mit einer „Wärmegewöhnung“ im Container. Dabei ging es darum, sich mit den extremen Bedingungen eines Löscheinsatzes im Inneren vertraut machten. Dann folgte eine anspruchsvolle Gesamteinsatzübung. 

Trupps unter Atemschutz

In einer simulierten Industrieanlage musste eine unklare Rauchentwicklung über zwei Ebenen lokalisiert und bekämpft werden. Gleichzeitig galt es, einen leckgeschlagenen Kanister mit einer brennbaren Flüssigkeit zu finden und zu bergen. Unter der Leitung von zwei Gruppenführern arbeiteten fünf Trupps unter Atemschutz eng zusammen. Die Atemschutzüberwachung sorgte dabei durchgehend für die Sicherheit der Feuerwehrleute.

Vertrauen in die Ausrüstung

„Ein solcher Ausbildungstag ist enorm wertvoll für uns alle – er stärkt nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch das Vertrauen in die eigene Ausrüstung und das Team“, betont Gruppenführerin Marianne Kruse von der Feuerwehr Hooksiel.

Alle Beteiligten konnten wichtige Erkenntnisse für den Ernstfall mitnehmen. Die Ausbildung im Brandübungscontainer ist inzwischen ein fester Bestandteil der regelmäßigen Fortbildungen der Feuerwehren im Wangerland – und ein wichtiges Element für mehr Sicherheit im Einsatzgeschehen.

Sperrung der L 810 aufgehoben

Hooksiel/Wilhelmshaven (13. 6. 2025) – Die Landesstraße 810 von Hooksiel kommend in Richtung Wilhelmshaven ist wieder frei befahrbar. Die Bergung des am Vortag von der Hooksieler Landstraße in Höhe Windpark Westerhausen von der Fahrbahn abgekommen Lastwagen war im Laufe des heutigen Vormittags abgeschlossen. 

Der voll beladene LKW war aus ungeklärter Ursache am Donnertag kurz nach 8 Uhr von der Fahrbahn abgekommen, in die Berne geraten und umgekippt. Der Fahrer wurde bei dem Vorfall leicht verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Wegen der Bergungsmaßnahmen war die L 810 bis heute gegen 11 Uhr vollständig gesperrt.

Mit Fahrrad und Kamera im Kampf gegen Plastikmüll in der Natur

Hooksiel/Wilhelmshaven (12. 6. 2025) – Wer früh morgens durchs Wangerland streift, dem ist der schnelle Radfahrer mit seinem High-Tech-Fahrrad vielleicht schon einmal aufgefallen. Wolf-Dietrich Hufenbach von der „Zukunftswerkstatt Wilhelmshaven“ tritt für die Umwelt und den Klimaschutz in die Pedale. Das Motto des Film-Projektes „Litter to go“, mit dem er zusammen mit dem EU-Projekt Treasure das Bewusstsein für Belastungen durch Plastik und Wegwerf-Kunststoffe für die Natur schärfen will, heißt: „5000 Kilometer Lösungssuche“.

Wolf-Dietrich Hufenbach dokumentiert auf seinen Fahrrad-Rundtouren durch die Region für das Projekt „Litter to go“ die Ausmaße der Verhüllung der Landschaft mit Plastik-Rückständen. Foto: hol

Donnerstag früh, 7 Uhr. Hufenbach steuert aus Waddewarden kommend auf Hooksiel zu. Die Kreuzung in Schmidtshörn liegt auf dem über 125 Kilometer langen Rundkurs durchs Wangerland und das benachbarte Ostfriesland, den der Aktivist schon etliche Mal absolviert hat. Die Fahrzeit beträgt zwischen vier und sechs Stunden. Geplant sind mindestens 40 Fahrten. Möglichst früh morgens, da der Gegenwind da noch nicht allzu scharf sei. 

Über 5000 Kilometer Gesamtstrecke

Mit gelbem Helm und schwarzem Rennanzug liegt Hufenbach auf dem Carbon-Triathlon-Rad, das ihm eine Werkstatt in Wilhelmshaven aus gebrauchten Einzelteilen anderer Räder zusammengebaut habe, schildert Hufenbach im Gespräch mit „Hooksiel-life“. „Das ist nachhaltig und kostet nur einen Bruchteil von einem neuen Rad – und das fährt auch noch gut und gern zehn Jahre.“

Das Projekt läuft bis Mitte nächsten Jahres. Auf der über 5000 Kilometer langen Gesamt-Fahrstrecke will Hufenbach vor allem eines: Aufmerksamkeit erregen. Aufmerksamkeit für die Aktion der unter anderem durch Spenden finanzierten Zukunfswerkstatt, die sich über weitere Unterstützer freuen würde. Aufmerksamkeit vor allem aber für das riesige Umweltproblem: Plastikmüll. 

Kunststoffmüll ist langlebig

Hufenbach ist Diplom-Designer, Filmer und Fotograf, begeisterter Radfahrer und seit Jahren bekannt als kritischer Begleiter der Kommunalpolitik in Wilhelmshaven, insbesondere bei Fragen, die den Umwelt- und Naturschutz betreffen. Zu seiner ständigen Ausrüstung gehört eine Kamera, mit der er an der Radfahrsterecke liegende Kunststoff-Hinterlassenschaften aufnimmt und dokumentiert. Zum Teil immer wieder. „Ein Langzeitprojekt ist zum Beispiel ein am Straßenrand liegender Becher von Kentucky Fright Chicken. Der will irgendwie nicht kaputtgehen.“

Dokumentarfilm und Veranstaltungen

Aus den Fotos und Filmsequenzen wird ein Dokumentarfilm über das Thema Plastikvermeidung. Es gehe vor allem darum, sich Gedanken über den cleveren Einsatz von Kunststoffen Gedanken zu machen und Lösungen zu erarbeiten, wie Plastikmüll zu vermeiden ist. Hufenbach sucht auf seinen Rundtouren nach Ideen und guten Beispielen in der Praxis – sei es in Unternehmen, Schulen, Dörfern oder Vereinen. Darüber hinaus plant er Veranstaltungen und Vorträge in der Region zu dem Thema.

„Gerade hier bei uns direkt am Wasser ist Plastikvermeidung ein ganz wichtiges Thema. Nicht nur aus touristischen Gründen“, so Hufenbach. Das Makro-Plastikmüll an Land werde in den Meeren Mikro-Plastik, der inzwischen in nahezu allen Organismen nachweisbar sei. Auch im Menschen. „Ein nachhaltiger Umgang mit unserer ,Mutter Erde‘ sieht anders aus.“ 

„Fair Lady“ defekt – Ersatzfahrten nach Helgoland mit Katmaran

Hooksiel/Wilhelmshaven (9. 6. 2025) – Die Helgoland-Fahrten mit der „Fair Lady“ fallen die nächsten Wochen aus. Wie die Reederei „Adler & Eils“ (Büsum) auf ihrer Internetseite verkündet, ist das Seebäderschiff in Reparatur. „Leider sind wir gezwungen, alle Fahrten von und nach Helgoland ab Wilhelmshaven und ab Hooksiel mit MS ,Fair Lady‘ wegen Reparaturarbeiten bis vorerst Ende Juli 2025 abzusagen.“

Fair Lady legt in Hooksiel Richtung Helgoland ab
Die MS „Fair Lady“ ist defekt und fällt voraussichtlich bis Ende Juli aus. Ab Hooksiel gibt es nur eine Ersatzfahrt am 20. Juni. Foto: hol

Die allermeisten der bis Ende Juli bereits gelösten Tickets werden storniert. Die Reederei bittet ihre Kunden, sich für die Erstattung des Fahrpreises an die Verkaufsstelle zu wenden, die das jeweilige Ticket verkauft hat. Das Geld für Online gekaufte Fahrkarten werde automatisch auf das bei der Buchung genutzte Zahlungsmittel zurücküberwiesen.

Die Reederei weist darauf hin, dass es einige Ersatzfahrten aus der Region nach Helgoland gibt. Und zwar jeweils freitags. Am 20. Juni (Abfahrt 9.30 Uhr) fährt ab Hooksiel der Katamaran „Adler Cat“. Alle bereits gebuchten Tickets für den 20. Juni seien jetzt für den Katamaran gültig und müssen nicht extra umgebucht werden.

Ab Freitag, 27. Juni, bis vorerst Ende Juli verweist die Reederei auf einen Sonderfahrplan für Ersatzfahrten mit dem Katamaran. Die „Adler Cat“ sticht dann jeweils ab Wilhelmshaven (Abfahrt 9.30 Uhr) in See und macht sich ohne Zwischenhalt in Hooksiel auf den Weg nach Helgoland

Proteste in Varel – Kreistag stellt Weichen für Krankenhäuser

Wangerland/Friesland (7. 6. 2025) – Landkreis Friesland lädt zu zwei Informations-Veranstaltungen zur künftiger Krankenhaus-Versorgung in der Region ein. Am Dienstag, 10. Juni, findet die erste Veranstaltung in der Weberei Varel (Oldenburger Straße 21) statt, die zweite am Donnerstag, 12. Juni, im Theater am Dannhalm in Jever (Schulstraße 5a). Beginn ist jeweils um 18 Uhr.

Das Beratungsunternehmen WMC, das im Auftrag des Landkreises Friesland und der Stadt Wilhelmshaven ein Gutachten mit Varianten zur Zukunft der Krankenhäuser in Friesland und Wilhelmshaven entwickelt hat, wird in die Thematik einführen. Danach sollen die Vorsitzenden der im Kreistag vertretenen Fraktionen ihre Haltung darlegen. Im Anschluss ist eine Diskussions- bzw. Fragerunde vorgesehen, bei der auch Interessierte Gelegenheit haben, Fragen zu stellen.

Die künftige Krankenhaus-Versorgung ist aktuell Thema politischer Beratungen. Die Entscheidung über die Zukunft der Standorte Sanderbusch und Varel der „Friesland Kliniken“ trifft der Kreistag des Landkreises als Träger der Friesland Kliniken gGmbH. Es obliegt der politischen Bewertung des Kreistags, die Empfehlungen zu prüfen und zu beschließen. Vor allem in der Stadt Varel gibt es massive Widerstände gegen die geplante Schließung des dortigen Krankenhauses.

Der Kreistag ist grundsätzlich frei darin, gegebenenfalls von dem mit erwarteten Millionen-Einsparungen untermauerten Vorschlag der Gutachter abzuweichen. Die Gutachter raten zudem dazu, mittelfristig für Friesland und Wilhelmshaven ein neues, gemeinsames Zentralkrankenhaus zu bauen, das dann die vorhandenen Kliniken ersetzten könnte..

Erst nach dem Beschluss der politischen Gremien könne ein Zeitplan mit allen inhaltlichen und organisatorischen Änderungen erstellt werden, heißt es von Seiten des Landkreises. Die nächste Sitzung des Kreistags findet am Mittwoch, 2. Juli, statt. Die öffentliche Vorlage zum WMC-Gutachten ist online einsehbar.

Tage der gemeinsamen Rettungsleistelle sind gezählt

Hooksiel/Friesland (4. 6. 2025) – Die Tage der gemeinsamen Rettungsleitstelle Friesland/Wilhelmshaven sind gezählt. Der Kreistag des Landkreises hat bereits im Dezember vergangenen Jahres die Auflösung hinter der Leitstelle stehenden des Zweckverbandes beschlossen – möglichst schon zum 30. Juni 2025. Ein entsprechender Beschluss der Stadt Wilhelmshaven steht zwar noch aus, soll aber in der Ratssitzung am 18. Juni gefasst werden. 

Feuerwehr-Übung
Die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst werden künftig wohl nicht mehr von der Leitstelle in Wilhelmshaven aus koordiniert werden. Der Zweckverband Gemeinsame Leitstelle Friesland/Wilhelmshaven löst sich auf. Archiv-Foto: hol

Die Leitstelle ist in der Feuerwache 1 der Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven in der Mozartstraße untergebracht. Hier laufen seit 2014 alle Notrufe der Nummer 112 auf. Die Leitstelle steuert dann unter anderem die Einsätze von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt.

Angespannte Atmosphäre

Immer wieder gab es zwischen den kommunalen Partnern atmosphärische Störungen und massive Meinungsverschiedenheiten über den Betrieb der Leitstelle. Grund für die Trennung ist jetzt aber offenbar die Finanzierung. „Die Kostenträger haben das Budget für die Gemeinsame Leitstelle Friesland-Wilhelmshaven auf dem Stand von 2020 eingefroren. Ihre Entscheidung begründen sie damit, dass größere Kooperationen wirtschaftlicher seien als kleinere“, erläutert der Landkreis Friesland gegenüber „Hooksiel-life“. Dieses Einfrieren der finanziellen Mittel habe letztlich zur Entscheidung geführt, die gemeinsame Leitstelle aufzulösen und eine Neuausrichtung vorzunehmen. 

Aus Sicht der Friesländer soll die Leitstelle nach der Auflösung des Zweckverbandes zum 30. Juni zunächst auf Grundlage einer Zweckvereinbarung weitergeführt werden. „Diese wird zwischen der Stadt Wilhelmshaven und dem Landkreis Friesland für den Zeitraum vom 1. Juli 2025 bis zum 31. Dezember 2028 geschlossen“, so der Landkreis. Sollte es bei der Abwicklung des Austritts aus dem Zweckverband zu unvorhergesehenen Problemen kommen, die keiner der beiden Partner zu vertreten hat, könne die Vereinbarung im gegenseitigen Einvernehmen bis zum 1. Januar 2030 verlängert werden. Vereinbart worden sei auch, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Arbeitsplätze bleiben erhalten

Der Landkreis Friesland beabsichtigt, der Kooperativen Regionalleitstelle Ostfriesland AöR spätestens zum 1. Januar 2029 beizutreten – im Fall von Verzögerungen in der Abwicklung der Auflösung spätestens zum 1. Januar 2030. Die Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze würden dann aus Wittmund gesteuert. 

Für den Rettungsdienst im Landkreis sowie für die Bürger werde die Auflösung des Zweckverbandes keine Auswirkungen haben, ist man in der Kreisverwaltung überzeugt. „Nach aktuellen Kostenschätzungen werden die Ausgaben für den Landkreis Friesland langfristig sogar sinken.“

Ein Leben zwischen unbändiger Gier nach Erfolg und Selbstzweifeln

Horumersiel (1. 6. 2025) – Der Beweis ist erbracht. Die Konzertmuschel im Kurarten von Horumersiel ist auch als Bühne für Revue-Theater geeignet. Gestern Abend feierte die Landesbühne Niedersachsen-Nord dort mit „Für mich soll`s rote Rosen regnen“, eine Hommage an die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Hildegard Knef, die in diesem Jahr 100 Jahre alte geworden wäre, einen Open-Air-Erfolg. Die rund 200 Besucher waren vollauf begeistert und spendeten nach zwei Stunden stehend Beifall.

Ein Wunsch geht in Erfüllung: Es regnet rote Rosen auf Hildegard Knef. Das ist aber keineswegs immer so gewesen im Leben der deutschen Schauspiel- und Chanson-Ikone. Auf der Bühne in Horumersiel zeichnen Simona Kasper, Boy Petersen sowie die Schauspielerinnen Steffi Baur und Ramona Marx ein musikalisches Selbstporträt der Künstlerin. Foto: hol

Florian Wirth, Veranstaltungsmanager der Wangerland Touristik GmbH (WTG), begrüßte mit Olaf Strieb, dem Intendanten der Landesbühne, das Publikum zum Auftakt der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Watt mit Kultur“. Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung gastiert die Landesbühne, nach der Premieren-Reihe im 2024 in Hooksiel, in diesen Wochen drei Mal in Horumersiel. 

Erfolgreichstes Stück der Spielzeit

Warum die Knef-Revue „das erfolgreichste Stück in der gerade ablaufenden Spielzeit 2024/25 der Landesbühne“ (Strieb) war, wurde dem Publikum schnell klar.  Den Schauspielerinnen Ramona Marx und Steffi Baur gelingt es, als doppelte Knef, die künstlerische Ikone der deutschen Nachkriegszeit in ihrer inneren Zerrissenheit bei Aufstieg und Fall, bei Erfolg und Misserfolg, verliebt und enttäuscht in Text, Gestik und Musik so authentisch zu porträtierten, dass der Betrachter unwillkürlich teilnimmt am Leben von Hildegard Knef (1925-2002). Maßgeblichen Anteil am Erfolg haben die begleitenden Musiker Simon Kasper (Piano) und Boy Petersen (Kontrabass) sowie eine – für Open-Air-Konzerte nicht selbstverständliche – hervorragende Tontechnik.

Das spärlich dekorierte Bühnenbild konzentriert sich auf das Wesentliche. Einige Umzugskartons, ein Stuhl und eine Schreibmaschine – alles vor schwarzem Hintergrund. Die Knef wächst mit Mutter und Stiefvater in ärmlichen Verhältnissen in Berlin auf, erlebt die Schrecken des Krieges, Armut und Gestank. Nach ihrem Realschulabschluss erhält sie eine Ausbildungsstelle am Theater, schafft es auf die Bühne, erhält Rollen in UFA-Filmen. Durch ihre Präsenz in Theater, Kabarett und Film wird die junge Frau zum ersten deutschen Nachkriegsstar. 

Die unbändige Gier nach Erfolg wird begleitet von der Angst vor dem Versagen. Kurt Hirsch, ein amerikanische Offizier, wird ihr erster Ehemann, nimmt die Knef mit nach Hollywood und an den Broadway, wo sie (inzwischen mit US-Staatsbürgerschaft) unter den Namen Hildegarde Neff auftritt. Aber der Erfolg wird begleitet von Rückschlägen, von Selbstzweifeln, Kehrtwendungen, wirtschaftlichen Problemen und zahlreichen Umzügen ….

Nicht immer regnet es rote Rosen

Die Knef kehrt nach Europa zurück. Dauerhaftes Glück verspricht die Liebe zu ihrem zweiten Mann David Cameron, dem Vater ihrer Tochter Antonia, die 1968 zur Welt kommt, dem Jahr, in dem auch das Lied „Für mich soll`s rote Rosen regnen“ erscheint. Aber nach der schweren Geburt (Kaiserschnitt) verblasst die Liebe als Kitt der Beziehung. Die Ehe wird 1976 geschieden. 1975, dem Jahr, in dem die Revue ins Leben der Knef blickt, erfährt die Künstlerin zudem von einer schweren Krebserkrankung …

Eine gelungene Premiere: Open-Air-Theater im Kurgarten in Horumersiel. Foto: hol

Im Rahmen der Revue werden die zahlreichen Hochs und Tiefs im Leben der Diva, die 2001 wieder die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, nur angerissen. Mitgerissen wird das Publikum von den an die 30 Evergreens der Chansonsängerin, darunter der titelgebende Rosen-Song, den Steffi Baur und Ramona Marx dem Publikum in Horumersiel auch als Zugabe auf den Weg mit nach Hause geben. Ein gelungener Theaterabend.

Weitere Gastspiel der Landesbühne

Die nächsten Gastspiele der Landesbühne im Kurgarten in Horumersiel: Samstag, 7. Juni, „Kreisler, Knef und Crime“ mir Steffi Baur und Simon Kasper Mix von Songs von Georg Kreisler, Hildegard Knef und der Berliner Band Element of Crime. Und am Samstag, 12. Juli, William Shakespeares „Wie es euch gefällt & Was ihr wollt“.

Radweg für 1,6 Millionen Euro

Sengwarden (30. 5. 2025) – Der neue Radweg zwischen Sillenstede und Sengwarden entlang der L 807 (Landkreis Friesland/Stadt Wilhelmshaven) ist im Rahmen eines Festaktes im Beisein von Politikern und Bürgern freigegeben worden. Wie die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Aurich (NLStBV) mitteilt, hat das Projekt rund 1,6 Millionen Euro gekostet. 

Freuen sich über die Freigabe des Radweges zwischen Sillenstede und Sengwarden: (von links) Gerhard Böhling (Bürgermeister der Stadt Schortens), Timo Quander (Präsident der NLStBV), Anja Mandt (Ortsbürgermeisterin von Sengwarden), Frank Buchholz (Geschäftsbereichsleiter Aurich der NLStBV), Sven Ambrosy (Landrat LK Friesland), Marten Gäde (SPD-Landtagsabgeordneter), Armin Schönfelder (Erster Stadtrat Wilhelmshaven) und Katharina Jensen (CDU-Landestagsabgeordnete). Foto: NLStBV
 

Nach achtmonatiger Bauzeit sind die Dörfer Sillenstede und Sengwarden nun durch einem 3,6 Kilometer langen Radweg miteinander verbunden. Der Präsident der Landesbehörde, Timo Quander, sieht in dem Projekt einen entscheidenden Schritt in Richtung nachhaltiger und sicherer Mobilität. 

Der neue Radweg ist auch für Hooksiel interessant. Eröffnet er doch eine weitere Möglichkeit für sicherere Radtouren durch die Umgebung. 

Gastgewerbe hofft auf mehr Auszubildende aus dem Ausland

Hooksiel (27. 5. 2025) – Bürokratie, Fachkräftegewinnung, Wohnraummangel für Auszubildende sowie die Auswirkungen der Kurzzeit-Vermietung auf dem regionalen Privat-Wohnungsmarkt – das sind die Themen, die Gastronomen aus Friesland, Wilhelmshaven und dem Wangerland zurzeit am meisten unter den Nägel brennen. Die damit verbundene Herausforderungen und Belastungen standen im Zentrum eines „Runden Tisches“ mit der CDU-Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland). 

Hohe Entsorgungsgebühren

In der Diskussion wurde deutlich: Viele Betriebe stehen unter wachsendem Druck – nicht wegen einzelner Probleme, sondern durch eine Kombination aus Regulierungsdichte, Personalknappheit und strukturellen Ungleichgewichten. Genannt wurden unter anderem zusätzliche Entsorgungsgebühren trotz Teilnahme an Rücknahmesystemen, fehlende Busverbindungen für Schichtarbeitende sowie Unsicherheiten beim Umgang mit der neuen EU-Verordnung zur Kurzzeitvermietung. 

Mit am Tisch waren Rieka Beewen, Kurdirektorin und kommissarische Bürgermeisterin von Wangerooge, die Einblicke in die Inselsituation gab, Mario Schiefelbein von der Tourismus Agentur Nordsee (TANO) sowie Silke und Arno Meents vom Parkhotel Jever. Sie stellten nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern beteiligten sich auch aktiv an der Diskussion – Arno Meents machte besonders auf die Problematik rund um zusätzliche Entsorgungsgebühren trotz Rücknahmesystemen aufmerksam. Auch Olaf Stamsen, Dehoga-Bezirksvorsitzender Weser-Ems aus Wilhelmshaven, war vor Ort und brachte strukturelle Anliegen der Branche ein. 

Jensen: Wir müssen nachsteuern

Katharina Jensen zeigte Verständnis für die Kritik und betonte, dass zahlreiche Impulse aus der Praxis bereits in politische Entscheidungsprozesse einfließen: „An vielen Stellen bewegt sich bereits etwas – sei es im Bereich Förderung, Digitalisierung oder Tourismusstruktur. Aber es bleibt unsere Aufgabe, diese Entwicklungen besser zu vermitteln und dort nachzusteuern, wo die Praxis nicht mitgedacht wurde.“ 

Ein gemeinsames Anliegen aller Teilnehmenden war es, die Ausbildung im Gastgewerbe zu stärken – auch durch gezielte Unterstützung ausländischer Azubis – und die Rahmenbedingungen für ländliche Betriebe so zu gestalten, dass Engagement nicht durch Bürokratie ausgebremst wird.