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Beiträge veröffentlicht in November 2022

Wangerlands Bürgermeister glaubt noch nicht an Investor

Wangerland/Hooksiel (13.11.2022) – Der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Hooksiel soll den Weg frei machen für eine Aufwertung des historischen Ortskerns am Alten Hafen. Wie Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak im Gespräch mit „Hooksiel-life“ sagte, werde man zunächst ein Gesamtkonzept erstellen, bevor das heute von der Feuerwehr genutzte Areal an der Langen Straße verkauft wird. „Erste Interessenten sind schon da“, sagte Szlezak. „Aber bis das Vergabeverfahren beginnt, wird es noch etwas dauern.“

Das neue Feuerwehrgerätehaus wird in Sichtweite des Gästehauses am Hohen Weg am Randes des Neubaugebietes gebaut. Der 1. Spatenstich ist für Donnerstag, 17. November, um 15 Uhr geplant. Beim Erstellen des Gesamtkonzeptes für den Ortskern setzt die Gemeinde auf die Unterstützung durch das Amt für Regionales Landesentwicklung (Oldenburg). Erste Vorgespräche habe es bereits gegeben.

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak
Bürgermeister Mario Szlezak Foto: hol

Szlezak hofft für die Ortskernentwicklung auf Fördermittel. Ein schwieriges Unterfangen, da die Gemeinde Wangerland nach zehn Jahren als „Entschuldungsgemeinde“ aktuell nicht mehr auf Bedarfszuweisungen vom Land Niedersachsen hoffen kann. Zuletzt habe es im vergangenen Jahr noch eine Million Euro für den Feuerwehr-Neubau gegeben. „Unser Schuldenstand ist aktuell im Landesvergleich zu niedrig“, schildert der Bürgermeister. „Irgendwie paradox. Wir müssten uns eigentlich wieder richtig verschulden, um Zuschüsse zu bekommen …“

Gelegenheiten, in der Gemeinde sinnvoll Geld auszugeben, gäbe es zur Genüge. Der Bürgermeister sieht einen regelrechten Investitionsstau. Ein Beispiel: Das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel, das ab Montag, 14. November, auf unabsehbare Zeit geschlossen bleibt. Ebenso wie die Friesland-Therme in Horumersiel. Aus energetischen Gründen, wie Szlezak betont.  Ob und wann das Hooksieler Bad wieder geöffnet wird, dürfte auch von den Ergebnissen der Untersuchungen abhängen, die in den nächsten Wochen in dem Bad bei abgelassenem Wasser vorgenommen werden. Gutachter hatten vor wenigen Wochen einen erheblichen Sanierungsbedarf in dem über 40 Jahre alten Bad befürchtet und weitere Untersuchungen angeregt.

Für das Vereins- und Schulschwimmen hofft die Gemeinde Wangerland auf Unterstützung durch die Stadt Schortens. Sie soll Schwimmzeiten im dortigen „Aqua-Fit“ zur Verfügung stellen. Eine Zukunft für das Bades könnte ein von der Bürgerinitiative Hooksiel angeregtes Interessenbekundungs-Verfahren zeigen. Die Hoffnung: Es melden sich private Investoren, die sich an den Sanierungskosten beteiligen, um dafür – zum Beispiel als Hotelbetreiber – im Gegenzug das Bad intensiv mitnutzen zu können.

„Mit fehlt im Moment noch der Glaube, dass es solche Investoren gibt“, räumt Szlezak gegenüber „Hooksiel-life“ ein. Dennoch soll das Verfahren noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden. Derzeit arbeite ein Bremer Anwalt, auf Grundlage der Vorarbeit der Bürgerinitiative, rechtssichere Unterlagen für die Interessenten-Suche aus.

Eine dauerhafte Schließung des Hallenbades wäre ein schwerer Schlag für den Fremdenverkehr in Hooksiel. Zumal darüber hinaus das Image des Ortes durch den Bau eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven wenige Meter hinter der kommunalen Grenze zusätzlich belastet zu werden droht. Szlezak setzt auf Unterstützung durch Frieslands Landrat Sven Ambrosy und ein enges Miteinander mit der Landesregierung – insbesondere mit Wirtschaftsminister Olaf Lies (Sande). Hannover habe inzwischen die Belastung für das Wangerland und insbesondere von Hooksiel durch die energiepolitisch notwendigen Flüssigerdgas-Importe anerkannt. 

Strand in Hooksiel
Regelmäßige Kontrollen sollen verhindern, dass der Tourismus in Hooksiel den durch LNG-Import am Voslapper Groden beeinträchtigt wird. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Von Landesseite habe man der Gemeinde versichert, dass selbst bei einem Störfall der nahe gelegene Hooksieler Badestrand nicht betroffen wäre. Auch im Normal-Betrieb soll es keine Beeinträchtigungen oder gar Nutzungsverbote geben. Positive Signale habe die Gemeinde auch zu ihrer Forderung vernommen, dass die Wangerländer Feuerwehr als Nachbarwehr für Notfalleinsätze von Terminalbetreiber Uniper technisch und infrastrukturell besser ausgestattet werden muss.

„Dass es sich beim Regasifizierungsschiff ,Esperanza‘ schon im Normalbetrieb um eine Dreckschleuder handelt, die Chlor und Brom in die Jade einleitet, haben wir auch sehr spät erfahren“, sagte Szlezak. Er betonte die Bedeutung eines intakten Ökosystems im Weltnaturerbe Wattenmeer für den Tourismus vor Ort. „Wir setzen auf die Zusage der Genehmigungsbehörde, dass es ein sehr enges Monitoring bei den Einleitungen geben wird, damit Flora und Fauna keinen Schaden nehmen.“ 

Abwassergebühren im Wangerland steigen drastisch

Hooksiel (7.11.22) – Die Wangerländer Bürger müssen künftig für die Entsorgung und Aufbereitung ihrer Abwasser deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) ankündigt, werden ab kommendem Jahr je Kubikmeter Schmutzwasser 4,57 Euro fällig. Derzeit liegt der Preis um 1,94 Euro niedriger. Bereits zum Jahresbeginn 2022 war die Gebühr von 2,10 auf 2,63 Euro angehoben worden. Damit werden sich die Abwasserkosten in nur zwei Jahren mehr als verdoppeln. Hinzu kommen 0,62 Euro (plus 2 Cent) je Quadratmeter Regenwassergebühr.

Der OOWV geht für einen Vier-Personen-Haushalt von einer durchschnittlichen Abwassermenge von 120 Kubikmeter pro Jahr aus. Die Mehrbelastung von 2022 auf 2023 betrage dann 232,80 Euro, also monatlich 19,40 Euro. Nach der Erhöhung wird der Abwasserpreis im Wangerland deutlich über dem in Nachbarkommunen liegen. Der OOWV selbst kalkuliert etwa für 2023 in Varel mit 1,77 Euro/Kubikmeter (plus 13 Cent) und in Esens mit 3,37 Euro (plus von 1,17 Euro). 

Klärwerk Hooksiel
Das Klärwerk Hooksiel gilt als Exot. Der OOWV arbeitet an einem Sanierungskonzept. Foto: hol

Der OOWV ist ein kommunaler Zweckverband, der im Verbandsgebiet 45 Kläranlagen und 15 Wasserwerke betreibt. Verbandsvorsteher ist Frieslands Landrat Sven Ambrosy. Wie Pressesprecher Heiko Poppen beteuert, arbeite der OOWV im Abwasserbereich als Körperschaft des öffentliche Rechts „kostendeckend“ – das heißt ohne Gewinnerzielungs-Absichten. Für die Kalkulation der Gebühren werde jede Kommune einzeln betrachtet.

Wie erklärt sich dann die enorme Erhöhung der Abwassergebühren im Wangerland? Poppen: „Insbesondere gestiegene Betriebskosten, vor allem bei der Energie, gehören zu den Kostentreibern.“ Weitere Gründe: Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. „Preise für Rohre und Stahlbeton haben sich ungefähr verdreifacht.“ Zudem habe eine Unterdeckung des Wirtschaftsplanes ausgeglichen werden müssen.

Gerade die Preisentwicklung kann die Wangerländer noch teuer zu stehen kommen. Der OOWV plant bis 2025 Investitionen in die Kläranlagen und das Abwassernetz in der Gemeinde in Höhe von rund sechs Millionen Euro. In die aktuelle Kalkulation seien bereits erste Planungsleistungen für das Sanierungsprojekt zu Buche geschlagen. Aber halt noch keine Investitionskosten … In die Gebührenkalkulation fließe über die Abschreibungen auch der Kaufpreis für die Infrastruktur ein, den der OOWV an die Gemeinde Wangerland entrichtet hat, so Poppen.

„Das ist ein Blick in die Glaskugel“

Heiko Poppen

Der Verband hatte bereits 2001 die Schmutzwasserkanalisation übernommen, 2020 kaufte man für 2,3 Millionen Euro die Niederschlags- und Oberflächenentwässerungs-Anlagen. In der Gemeinde gibt es aktuell drei Kläranlagen (Hooksiel, Hohenkirchen und Schillig). Hinzu kommen der Regenwasserkanal, 57 Kilometer Schmutzwasserkanal und 34 Kilomeer Druckrohrleitungen sowie Pumpwerke. 

Beim Sanierungspaket geht es auch um die Zukunft der 40 Jahre alten Kläranlage Hooksiel. Als Teichkläranlage in Folienbauweise sei sie heute ein Exot. Der OOWV erwägt einen kompletten Rückbau der Anlage. Das Abwasser könnte über eine Rohrleitung nach Schillig gepumpt und dort gereinigt werden.

Zur Frage, ob die Abwassergebühren im Wangerland auch noch mal wieder sinken werden, hält sich Poppen bedeckt. „Das ist ein Blick in die Glaskugel.“ Prognosen seien angesichts der Unwägbarkeiten in den Rahmenbedingungen schwierig. Aber: „Wir sind uns der Belastung unserer Kundinnen und Kunden bewusst und können versichern: Wir hoffen auf eine Stabilisierung und Verbesserung der Lage. Sobald es die Kalkulation hergibt, sind auch Gebührensenkungen möglich. Dafür gibt es ausreichend Beispiele in der Vergangenheit des OOWV.“

Warum man bei Hochzeiten in Hooksiel keinen Pastor braucht

Doppelkopf in Hooksiel
Seit 20 Jahren gibt es Doppelkopf-Turniere in Hooksiel. Über Hochzeiten und Doppel-Dullen freuen sich (v. l.) Peter Lehwald, Werner Funke, Reiner Meints und Ulrich Hellkuhl. Foto: hol

Hooksiel (4.11.2022) – Es gibt Freitage, da schießt die Zahl der „Hochzeiten“ in Hooksiel sprunghaft in die Höhe. Und das ganz ohne Standesamt und pastoralen Segen. Ebenso wie „Doppel-Dullen“, Damen- und Buben-“Soli“ lassen die Hochzeiten die Herzen der Doppelkopf-Spieler schneller schlagen, die sich seit nunmehr 20 Jahren regelmäßig im Herbst und im Frühjahr zum „Doko“ in dem Sielort treffen. 

Initiator und Organisator der Kartenspiel-Turniere ist der Hooksieler Reiner Meints. Seine private Doppelrunde bildet den Kern der Turniere, die seit Jahren mit an die 30 Spielerinnen und Spielern aus dem Wangerland, aus Wilhelmshaven und Schortens im Restaurant „Alanya“ ausgetragen werden.

An per Los zusammengestellten Vierer- oder auch Fünfer-Tischen werden an Turnierabenden mehrere Runden Doppelkopf gespielt. Das Prinzip: Gespielt wird mit zwei Skat-Kartenspielen (ohne 7-er, 8-er und 9-er). Alle Karos sowie alle Buben, Damen sowie die beiden Herz-Zehnen (Dullen) sind Trumpf. Von vier Spielern spielen die beiden zusammen, die eine Kreuz-Dame auf der Hand haben. Die Partner finden sich dabei meist erst im Verlauf des Spiels, es sei denn, jemand hat beide Kreuz-Damen auf der Hand – und sagt eine „Hochzeit“ an. Gewonnen hat das Team, das über 120 Punkte kommt. Durch die Ansage von „Contra“ oder „Re“ und weitere Ansagen lassen sich die Spielwerte erhöhen.

„Doppelkopf ist ein sehr geselliges Spiel, bei dem man viel Konstellationen erahnen, aber längst nicht alles genau vorausberechnen kann – wie etwa beim Skat“, erläutert Reiner Meints. Vieles hänge vom Karten-Glück ab. Auch deshalb gebe es bei den Turniere häufig unterschiedliche Sieger. „Viel wichtiger sind aber die Gespräche an den Tischen. Viele der Mitspieler sind seit Jahren dabei, einige sehen sich aber nur bei den Doko-Turnieren. Da gibt es natürlich einiges zu erzählen.“

Als Belohnung dürfen sich die Turnierteilnehmer einen der Preise aussuchen, die der Organisator vom Startgeld besorgt hat: Eine Flasche Wein, Süßigkeiten, Kaffee …. Das besondere beim Hooksieler Turnier: Alle Spieler, unabhängig vom finalen Punktestand, bekommen einen Preis – und zwar im gleichen Wert. Meints: „So sind am Ende alle Sieger und kommen im nächsten Jahr gern wieder.“ 

Kosten explodieren: Bäder im Wangerland geschlossen

Hooksiel/Horumersiel (27.10.22) – Die Wangerland Touristik GmbH (WTG) schließt ab dem 14. November ihre Hallenbäder in Hooksiel und Horurmersiel auf unbestimmte Zeit. Den Beschluss habe der Verwaltungsausschuss der Gemeinde am 24. Oktober gefällt, heißt es in einer Mitteilung. Die Gemeinde ist 100-prozentige Gesellschafterin der WTG.

Meerwasserhallenbad Hooksiel
Das Meerwasser-Hallenwellenbad Hooksiel wird ab dem 14. November für unbestimmte Zeit geschlossen. Foto: hol

Die Schließung der Friesland-Therme (Horumersiel) und des Meerwasser-Hallenwellenbades (Hooksiel) steht im Zusammenhang mit der aktuellen Energiekrise. „Wir sind uns selbstverständlich der Tragweite des Einschnittes durch den Beschluss bewusst“, so WTG-Geschäftsführer Armin Kanning. „Schlussendlich bestand aber schlichtweg keine Wahl im wachsenden Preisdruck der Energiekrise.“ Die Bäder seien Großverbraucher von Energie. Die Energie werde im bevorstehenden Winter an anderer Stelle dringender benötigt. 

Kanning verweist auf Prognosen, die eine Steigerung des Gaspreises um das Vier- bis Siebenfache erwarten. „Das würde pro Schwimmbad eine zusätzliche Kostenbelastung von jeweils einer halben Million Euro bedeuten. Kosten, die die Gemeinde Wangerland nicht tragen kann“, so Bürgermeister Mario Szlezak. „Unsere Bürgerinnen und Bürger können sich sicher sein, dass wir uns die Entscheidung mehr als schwer gemacht haben. Zur Sicherung des Gemeindehaushalts war die Entscheidung zur Schließung der Bäder aber leider unumgänglich.“

Unklar ist, inwieweit die Schließung der Bäder Einbußen im Tourismus vor Ort zur Folge hat. In den nächsten Wochen und Monaten sollen in beiden Bädern „intensive Revisionsarbeiten“ durchgeführt und weitere Gutachten zum Gebäudezustand des Bades in Hooksiel erstellt werden. Das Schulschwimmen soll gewährleistet bleiben. Die Gemeinde sei dazu im Austausch mit umliegenden Schwimmbädern. 

Die Hallenbäder gehören zur touristischen Infrastruktur im Wangerland. Unabhängig von der Energiekrise wird aktuell über die Zukunft des über 40 Jahre alten Meerwasser-Hallenbades in Hooksiel diskutiert. Ein von der WTG bestellter Gutachter hatte kürzlich von erheblichen Mängeln an Gebäude und Badtechnik gesprochen. Zur definitiven Bewertung seien aber weitere Gutachten erforderlich. 

Der Sanierungsbedarf soll in die Millionen gehen. Gegen die drohende Schließung des Bades wehrt sich in Hooksiel eine Bürgerinitiative, die im Ort breiten Rückhalt genießt. Notfalls soll (ein weiteres) Bürgerbegehren gegen die Schließung des Bades auf den Weg gebracht werden. Die Gemeinde hatte zuletzt angekündigt, die Anregung der Bürgerinitiative aufnehmen und durch einen Investoren-Wettbewerb ausloten zu wollen, ob es private Interessenten gibt, die sich an nötigen Sanierungs-Investitionen für den Erhalt des Bades beteiligen würden. 

Energy Hub: Folgen fürs Wangerland noch nicht absehbar

Wilhelmshaven/Wangerland (25.10.22) – Die Folgen des Ausbaus von Wilhelmshaven zum „Energy Hub“ für Tourismus und Fischerei im Wangerland sind noch nicht absehbar. Zur Koordination der verschiedenen Bauvorhaben und ihrer Auswirkungen auf Umwelt und Natur, Nachbarkommunen und Wirtschaft soll eine Entwicklungsgesellschaft ins Leben gerufen werden. Wie Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) auf einer Informationsversammlung im Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven vor an die 300 Interessierten sagte, gebe es dazu Gespräche unter anderem mit der Stadt Wilhelmshaven. Bis zum Jahresende wolle man erste Fakten schaffen.

Olaf Lies informiert über LNG-Terminal in Wilhelmshaven
Umweltminister Olaf Lies informiert im Wattenmeer-Besucherzentrum über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Foto: hol

Vertreter von Industrie- und Behörden informierten über einige der geplanten Investitionen, die zum Teil auf Grundlage des LNG-Beschleunigungsgesetzes des Bundes ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren durchlaufen, für das aber, so betonte Lies, alle rechtlichen Vorgaben wie zum Beispiel Grenzwerte für Einleitungen in Gewässer unverändert gelten. Wichtig ist dies für die Bewertung der Einleitung von Bioziden, die bei der Regasifizierung von tiefgekühltem Flüssigerdgas (LNG) am neuen LNG-Terminal in der Jade in Sichtweite des Hooksieler Badestrandes anfallen.

Das in die Jade zurückgeleitete Kühlwasser ist um sieben Grad kälter als das umliegende Wasser. Das kalte Wasser bilde vor allem in strömungsarmen Zeiten, also bei Hoch- und Niedrigwasser, Meereswolken, warnte der Wangerländer Ratsherr Dieter Schäfermeier. Diese Wolken mit einer erhöhten Biozidkonzentration würden sich am Meeresgrund ausbreiten. Wie eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) einräumte, sei die Aussagekraft von Modellen zu derartigen Effekten im Vorfeld begrenzt. 

Die Bundesregierung hat mit Blick auf die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise das Terminalschiff „Höegh Esperanza“ , eine so genannte FSRU (Floating Storag and Regasification Unit) für die Dauer von zehn Jahren gechartert. Laut Antragsunterlagen soll von Spezialtankern angeliefertes, bei minus 162 Grad verflüssigtes Erdgas mit Seewasser erwärmt , dadurch regasifiziert und über eine Pipeline ins deutsche Erdgasnetz eingespeist werden. Um zu verhindern, dass sich Muscheln und andere Lebewesen im Aufwärm-Rohrleitungssystem der „Esperanza“ festsetzen, sollen Chlor und bromhaltige Verbindungen als Antifoulingmittel eingesetzt werden. Aus Sicht von Umweltschützern wird dadurch das Ökosystem im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geschädigt. „Setzen sie Reinigungsverfahren ohne Chemikalien ein“, forderte Imke Zwoch als Sprecherin des BUND Wilhelmshaven. 

Ob die Nachrüstung technisch bei der „Esperanza“ möglich ist, ist fraglich. Der Bund habe das Schiff gechartert, weil es verfügbar war. Eine Auswahl habe es dabei nicht gegeben, sagte Lies.

Die Arbeiten am Anleger am LNG-Terminal stehen nach den Worten von Folker Kielgast, Geschäftsführer und LNG-Projektleiter bei der landeseigenen Hafengesellschaft NPorts, vor dem Abschluss. „Mit dem Bau der Infrastruktur sind wir am 11. November fertig.“ Ende Dezember soll das erste Flüssigerdgas am vom Energiekonzern Uniper betriebenen Terminal angelandet werden, auch wenn ein Teil der parallel zu den Bautätigkeiten laufenden Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen sind.

Im Zuge der Prüfung der wasserrechtlichen Genehmigung wird geprüft, ob die beantragten Einleitungen sich im Rahmen der festgelegten Grenzwerte bewegen, versicherte Lies. Nach der Betriebsaufnahme werde dann regelmäßig gemessen, ob die Werte eingehalten werden und ob Beeinträchtigungen festzustellen sind. Falls erforderlich würden die Betreiber Auflagen und Vorgaben erhalten. Aber die Option, kein LNG an der Jade anzulanden, gibt es aus Sicht des Umweltministers nicht. „Wenn die Energieversorgung in Deutschland zusammenbricht, haben wir das Chaos.“

Ziel sei es mit Blick auf die Klimakrise, bis 2035 vom Import fossiler Energieträger, wie auch LNG, wegzukommen, sagte Lies. Hoffnungsträger dabei ist die Herstellung und der Import von Wasserstoff. Wie Dr. Sebastian Scholz von Tree Energy Solutions (TES) ausführte, soll Wilhelmshaven zum Herzstück eines Wasserstoff-Kreislaufes werden. Das Unternehmen, das zunächst ebenfalls mit LNG-Import starten will, plant bis 2027 die Umstellung auf den Import von „grünem Methan“ (CH4), das an der Jade verstromt, ins Gasnetz eingespeist oder zu Wasserstoff umgewandelt werden soll. Jörg Niegsch, Geschäftsführer der Nordwest-Oelleitung GmbH (NWO), hinter der die Energiekonzerne Shell und BP stehen, stellte ebenfalls Pläne für LNG-Import, für die Wasserstoff-Herstellung mittels eines Ammonik-Crackers und dessen Weitertransport per Pipelines vor.

Angesichts der Fülle der laufenden Planungen von Unternehmen rund um den Voslapper Groden müsse unbedingt ein Gesamtkonzept erstellt werden, sagte Lies. Daraus müsse nicht nur das Neben- und Miteinander der Projekte geregelt werden. Zu klären sei unter anderem, wo auf der Jade gesicherte Bereiche für Krabbenfischer und die Muschelkulturen verbleiben. „Wir wollen die Fischerei erhalten“, sagte Lies. „Das ist okay“, sagte Dirk Sander, Sprecher der Küstenfischer. „Aber dann müsst ihr nun in die Gänge kommen.“

Deutlicher werden müsse auch, welche Vorteile die Region Wilhelmshaven/Friesland davon hat, dass sie die Belastungen für die Energiesicherheit Deutschlands trägt. „Die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger ist nicht selbstverständlich“, sagte Lies. Um Vertrauen aufzubauen, soll die Planung der Projekte in Zukunft transparenter werden. Der Minister kündigte weitere Informationsveranstaltungen an. 

Der Wilhelmshavener Ratsherr Andreas Tönjes (Die Partei) warnte unterdessen vor der Vorstellung, dass die verschiedenen Krisen allein durch andere Energiequellen zu meistern seien. „Wir müssen unseren Lebensstil umstellen“, forderte Tönjes. „Und wenn es draußen dunkel wird, dann bleibt man eben mal zu Hause.“

Wangerland fordert Lastenausgleich für LNG-Terminal

Wangerland/Hooksiel (3.9. 2022) – Die Gemeinde Wangerland fordert vom Land Niedersachsen einen „gerechten Lastenausgleich“ für die Belastungen, die auf die Gemeinde – und vor allem auf die Ortschaft Hooksiel – durch den Bau und den Betrieb eines LNG-Terminals auf dem benachbarten Voslapper Groden auf sie zukommen. In einem ersten Schreiben an die Landesregierung hat die Gemeinde die energiepolitische Notwenigkeit der Flüssigerdgasimporte für Deutschland ausdrücklich unterstrichen. Als Ausgleich regt sie vier Projekte an. 

Das Deichvorland im Bereich des Hooksieler Außenhafens müsse gesichert werden. Sinnvoll hier umfassende Sandaufspülungen, die den Deich vor Hochwasser schützen. Zweitens sollte der Außenhafen Hooksiel aufgewertet und zu einem echten Assistenzhafen des Jade-Weser-Ports ausgebaut werden. Drittens fordert die Gemeinde, dass das Land ihr das Freizeitgelände zwischen Außenhafen und dem Hooksieler Ortskern kostenfrei überträgt – aber ohne die Schleuse und den Außenhafen selbst. Beide sind in der Unterhaltung sehr kostenaufwendig. 

In ihrer vierten Forderung weist die Gemeinde darauf hin, dass ein LNG-Terminal samt schwimmender Regasifizierungseinheit ein Störfallbetrieb sein wird. Da das Terminal unmittelbar an der Gemeindegrenze liege, müsse das Land mit dafür sorgen, dass die personellen, technischen und baulichen Kapazitäten im Brandschutz- und Hilfeleistungsbereich für mögliche Einsätze aufgestockt werden. Verschärfen würden sich die Probleme, wenn sich herausstellen sollte, dass Freizeitanlagen im Wangerland wie der Badestrand oder der Außenhafen in Sperrzonen liegen, die gegebenenfalls um das LNG-Terminal errichtet werden müssen.

Experten beschreiben Herausforderungen für Hooksiel

Hooksiel (26.8.2022) – Das Planungsbüro GEK hält für die Entwicklungsplanung für Hooksiel folgende Ziele für maßgeblich: „Dauerwohnen in Hooksiel langfristig und nachhaltig sichern sowie neu entwickeln. Ferienwohnen in Hooksiel nachhaltig sichern und steuern, Entflechtung mit Dauerwohnnutzungen. Die infrastrukturellen Angebote für die heimischen Bevölkerung langfristig sichern und gezielt ausbauen. Die Versorgungsangebote für die Hooksieler Bevölkerung langfristig sichern und gezielt ausbauen.“

Ausgangsbasis für das weitere Vorgehen ist ein Katalog von Stärken, Schwächen und Herausforderungen, die die Fachleute mit Blick von außen für den Ort (wie auch für die anderen Wangerländer Orte) ausgemacht haben. Die Stärken: Die Nähe zum Oberzentrum Wilhelmshaven garantiert eine relativ stabile Einwohnerentwicklung; die attraktive, historisch gewachsene Ortsmitte mit Hafen und Fußgängerzone; das Binnentief als touristischer Schwerpunkt für den Wassersport; die kompakte Siedlungsstruktur; die soziale infrastrukturelle Ausstattung; der hohe Wohn- und Freizeitwert; das kulturhistorisch bedeutsame Ensemble an der Viethstraße. 

Als  Schwächen des Ortes sehen die Fachleute: das Einkaufsverhalten mit dem Abfluss von Kaufkraft in RichtungWilhelmshaven; eine saisonale Über- bzw. Unterauslastung der Versorgungsinfrastruktur; die Gefahr von Zweckentfremdungen von Immobilien im Fall von Generationswechseln; wenig Bauflächen fürs Dauerwohnen, keine Mietwohnungen für Einheimische; unklare räumliche Funktionszuweisungen im Ort; unzureichende Angebote für Jugendliche; Einschränkungen für die Wohnraumentwicklung durch Nähe zur Wilhelmshavener Industrie; unzureichende sozial-infrastrukturelle Ausstattung. 

Zu den Herausforderungen, denen sich die Gemeinde für Hooksiel stellen müsse, gehöre unter anderem die zielgruppenorientierte, bedarfsgerechte und anlassbezogene Baulandausweisung. Die Vergabe von Bauland solle an Vorgaben geknüpft werden, um die örtlichen Bewohner gezielt zu fördern (etwa ein Punktesystem). Empfohlen wird, die touristischen Funktionen und Angebote räumlich so zuzuordnen, dass Konkurrenz und Nutzungskonflikte vermieden und Besucherströme gelenkt werden können. Weitere Herausforderungen seien unter anderm die Schaffung von Baugebieten für Einheimische, die Stärkung und Sicherung der Versorgungssituation und des Ortsmittelpunktes. Die das Ortsbild prägenden Baustrukturen in Hafennähe müssten erhalten und eine angemessene Nachnutzung des Feuerwehrstandortes am Hafen gefunden werden. Bekanntlich soll die Feuerwehr an den Hohen Weg umziehen. „Saisonale Zusatzangebote“ könnten nach Ansicht der GEK-Erhebung die Überauslastung der Versorgungssituation in der Haupturlaubszeit ausgleichen. 

Mit Entwicklungsplan gegen Rolladen-Siedlungen im Wangerland

Wangerland/Hooksiel (26.8.2022) – Die Zukunft des Wangelandes braucht einen guten Plan. Das gilt für die vielen kleinen Dörfer in der Gemeinde. Das gilt aber besonders auch für die großen Orte wie Hohenkirchen, Horumersiel/Schillig und Hooksiel, der mit 2673 Einwohnern größten Ortschaft.

Wie können, wie wollen und wie sollen die Wangerländer künftig leben, wohnen und arbeiten? Wie lassen sich – vor allem in den Urlaubsorten – unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringen?

Hooksiel Idylle am Deich
Hooksiel hat einen besonderen Charme. Den soll der Ort dauerhaft erhalten. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hier die Bürger, die in den eigenen vier Wänden Ruhe und Entspannung suchen; nebenan die Ferienwohnung, in der Urlaubsgäste die schönsten Tage des Jahres feiern – nicht selten auf der Terrasse, mit Grill und lauter Musik.

Das Konfliktpotenzial ist unverkennbar. Eine gute Bauleitplanung soll es verringern. Die Gemeinde Wangerland hat mit der GEK Planungsgesellschaft (Oldenburg) ein Büro beauftragt, ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Deren Blick richte sich nicht nur in die Zukunft, sagte Geschäftsführer Diedrich Janssen Ende August auf einer Informationsveranstaltung in Horumersiel. Bereits aktuell gebe es in der Gemeinde zahlreichen touristische Nutzungen, die nicht durch die geltenden Bebauungspläne abgesichert sind. So etwa sind in vielen Wohngebieten Ferienwohnungen gar nicht zulässig – auch wenn sie schon seit Jahren betrieben werden. 

Zu den Zielen des Entwicklungskonzeptes für Wangerland gehöre es, die derzeitigen Nutzungen rechtlich abzusichern, versprach Bürgermeister Mario Szlezak. „Niemand soll seine Ferienwohnung schließen müssen.“ Aber seit 2017 würden Ferienwohnungen bundesweit als eigenständige Nutzungsform gelten, die in Bebauungsplänen berücksichtigt werden muss. Aber: Für die Zukunft sollen vor allem auch Gebiete fürs Dauerwohnen gesichert werden, um den Charakter von Straßenzügen und Dörfern zu erhalten. Niemand wolle Rollladensiedlungen, die nur im Sommer belebt sind. 

„Viele Ferienwohnungen werden erstmals legalisiert werden“, sagte Janssen. Künftig solle aber strikt darauf geachtet werden, ob etwa ein Haus in einer Wohnstraße kurzerhand in ein Urlaubsdomizil umgewandelt wird. Ob das zulässig ist, hängt dann von den Bestimmungen in den Bebauungsplänen ab, die der Rat der Gemeinde zu erarbeiten hat.

Bei der Entwicklungsplanung wird es auch darum gehen, wo künftig neue Wohngebiete entstehen oder vorhandene nachverdichtet werden können. Im Wangerland fehlt es hier und dort an bezahlbarem Wohnraum – unter anderem für Arbeitnehmer, die als Servicekräfte in der Gastronomie oder als Fachkräfte in den Kureinrichtungen benötigt werden. Zu klären ist dabei unter anderem die Frage, wohin sich Hooksiel weiter entwickeln soll, wenn das aktuelle Neubaugebiet zwischen Hohe Weg, Bäderstraße und Middeldiek belegt sein wird. De Rat der Gemeinde wird sich voraussichtlich am 13. Dezember mit dem Entwicklungskonzept befassen.

In ihrer Erhebung der Ist-Situation im Wangerland haben die GEK-Fachleute die Bedeutung Hooksiels fürs Wangerland unterstrichen. In dem Ort leben (Stand 2020) 2673 der 11067 Bürger der Gemeinde. Das entspricht 24 Prozent. Hohenkirchen als Hauptort und Verwaltungssitz hat hingegen nur 1778 Einwohner, Horumersiel 1053. 

Die Attraktivität der Orte spiegelt sich auch in der Einwohnerentwicklung.Von 2000 bis 2020 sank die Einwohnerzahl im Wangerland insgesamt um 3,5 Prozent. In Hooksiel stieg sie im gleichen Zeitraum um 13 Prozent (Hohenkirchen -10 %, Horumersiel -8 %). Hooksiel ist insbesondere bei Älteren als Wohnort beliebt. Grund dafür dürfte – neben der guten Infrastruktur – im Angebot an Seniorenwohnungen liegen. Der Anteil der über 65-jährigen liegt bei 38 Prozent (Hohenkirchen 30 %, Horumersiel 49 %). Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt in dem Sielorten Hooksiel (10 %) und Horumersiel (3 %) deutlich unter dem in Hohenkirchen (17 %).