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Beiträge veröffentlicht in Januar 2023

Scharfe Kritik am Land: Feuerwehren werden nicht ernst genommen

Hooksiel (29.1.2023) – Es gibt in Niedersachsen viel zu wenige Lehrgangsplätze für Führungskräfte der freiwilligen Feuerwehren. Unterstützt von Kreisbrandmeister Gerhard Zunken warf Hooksiels Ortsbrandmeister Jörg Nöchel dem Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) auf der Hauptversammlung der Wehr vor, die Wehren nicht ernst zu nehmen. Ohne gut ausgebildete Führungskräfte werde es auf Dauer keine schlagkräftigen freiwilligen Feuerwehren im Land mehr geben.

Brand Wangerland
Lediglich zu sechs Bränden musste die Hooksieler Feuerwehr 2022 ausrückend. Foto: Feuerwehr

Nöchel unterlegte seine Vorwürfe mit einem Vergleich zwischen den Ländern Niedersachsen und Hessen. In Niedersachsen würden für die rund 132 000 Feuerwehrleute 6100 Lehrgangsstunden in den Landesfeuerwehrschulen angeboten, in Hessen für 72 000 Feuerwehrleute rund 10 000 Stunden. Auch die finanzielle Unterstützung, etwa bei der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, sei in Hessen ungleich höher.

Die Unterversorgung mit Lehrgängen sei „katastrophal“, sagte Zunken und auch nicht nachvollziehbar. Das NLBK habe durchaus Kapazitäten. So würden private Werksfeuerwehren gegen hohe Gebühren und Feuerwehrleute aus Bremen in Niedersachsen ausgebildet. Offenbar gehe es dem Land darum, so Zunken, immer mehr Lehrgänge auf die Landkreise zu übertragen. Die Zuständigkeiten seien aber im Brandschutzgesetz klar geregelt. Mehr Lehrgänge an der Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) in Jever etwa seien für die dort ehrenamtlich Tätigen nicht zu stemmen.

Wangerlands Gemeindebrandmeister Eike Eilers forderte mit Blick auf die Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) an der Wangerländer Gemeindegrenze und die weitere Entwicklung Wilhelmshavens zur Energiedrehscheibe die zügige Ausbildung der friesländischen Feuerwehrleute für mögliche Gefahrenlagen. „Im Ernstfall müssen wir die Wilhelmshavener Kameraden unterstützen können.“ 

Nöchel hatte zuvor ein eher ruhiges Feuerwehrjahr Revue passieren lassen. So rückte die Wehr zu lediglich 40 Einsätzen aus. Darunter zu sechs Bränden, zwei Verkehrsunfällen und 30 technischen Hilfeleistungen. Nicht bei allen Hilfeleistungen wäre die Wehr wirklich erforderlich gewesen. Nöchel. „Da läuft Wasser von einem Grundstück. Hört sich spannend an. Aber letztlich war nur ein Gartenschlauch vom Hahn abgesprungen.“

Der Großteil der Hooksieler Einsätze ereigne sich in der Urlaubszeit im Sommer und an den Wochenenden, so Nöchel. Angesichts der immer geringeren Verfügbarkeit von berufstätigen Feuerwehrleuten über Tag habe es sich bewährt, dass im Wangerland stets zwei bis drei der sieben Wehren alarmiert würden. Günter Schmöckel, Sprecher der Altersabteilung der Hooksieler Wehr, regte an, dass mehr Bedienstete aus der Gemeindeverwaltung für den Dienst in den Wehren gewonnen werden, um die Präsenz im Einsatzfall zu erhöhen. 

Im laufenden Jahr steht die Hooksieler Feuerwehr vor einer Reihe von erfreulichen Ereignissen. Die Wehr selbst wird 100 Jahre, die1973 gegründete Jugendfeuerwehr 50 Jahre alt. Beide Jubiläen wolle man möglichst im neuen Feuerwehrgerätehaus feiern, das derzeit am Hohe Weg gebaut wird, sagte Nöchel. „Das setzt aber voraus, dass der Neubau rechtzeitig fertig wird.“ 

Hooksieler Wehr befördert „Durchstarter des Jahres“ zum Feuerwehrmann

Feuerwehr Ehrungen
Ehrungen und Beförderungen bei der Frewilligen Feuerwehr Hooksiel: (von links) stellv. Gemeindebrandmeister Florian Harms, Kreisbrandmeister Gerhard Zunken, Ortsbrandmeister Jörg Nöchel, Werner Tammen (25 Jahre), Oberlöschmeister Thomas Große (30 Jahre), Gemeindebrandmeister Eike Eilers, Hans-Georg Göken (50 Jahre), Feuerwehrmann Björn Mühlena, Stellv. Gemeindebrandmeister Patrick Obst und die stellv. Bürgermeisterin Marianne Kaiser-Fuchs. Foto: hol

Hooksiel (29.1.2023) – Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Wangerland, Björn Mühlena, ist befördert worden. Auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hooksiel ernannte Ortsbrandmeister Jörg Nöchel den 54-jährigen Quereinsteiger zum Feuerwehrmann. 

Der gelernte Polizist und Verwaltungsfachmann war erst nach dem Ende seiner Wahlperiode als Bürgermeister im vergangenen Jahr bei den Floriansjüngern eingestiegen. Der neuen, ehrenamtlichen Aufgabe widmet er sich seither mit großem Elan. Mit Blick auf die Lehrgänge in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Jever sagte Kreisbrandmeister Gerhard Zunker am Freitag Abend: „Björn Mühlena ist für mich der Durchstarter des Jahres.“ 

In der Wehr in Hooksiel kam Mühlena, der aktuell auch noch das Amt des Kassenwartes übernahm, in 2022 auf 338 Dienststunden. Damit, so Nöchel, habe er hinter Jugendwart Carsten Behnk (412) und dem im Rahmen der Hauptversammlung zum Oberlöschmeister beförderten Thomas Große (385) Platz drei im internen Präsenz-Wettbewerb belegt. 

Zusammen mit der stellvertretenden Bürgermeisterin der Gemeinde Wangerland, Marianne Kaiser-Fuchs, Kreisbrandmeister Gerhard Zunken und Gemeindebrandmeister Eike Eilers ehrte Nöchel drei seiner Kameraden für langjährige Feuerwehr-Zugehörigkeit. Seit 50 Jahren dabei ist Hans-Georg Göken, der seit 19 Jahren der Altersabteilung der Wehr angehört. Für 30 Jahre wurde Thomas Große, für 25 Jahre Werner Tammen ausgezeichnet.

Die 29 Frauen und Männer der Wehr waren in 2022 insgesamt 5752 Stunden in Einsätzen, Ausbildung, Gerätewartung und so weiter engagiert. Mit ihrem Dank verband Marianne Kaiser-Fuchs die Frage, wie man es hinbekomme, so viel Zeit für ein Ehrenamt zu investieren. Die Antwort lieferte Gemeindebrandmeister Eike Eilers: „Wenn es Spaß macht, dann kommen die Leute gerne.“

Aus insolventer Seniorenresidenz soll ein „Wohnstift Hooksiel“ werden

Hooksiel (28.1.2023) – Die insolvente Betreibergesellschaft Convivo Life GmbH will ihr Konvolut an Senioreneinrichtungen offenbar doch schneller umstrukturieren als zunächst erwartet. So soll die „Seniorenresidenz Hooksiel“ bereits zum 28. Februar in eine neue Betreibergesellschaft überführt werden. Convivo und die vorläufigen Insolvenzverwalter hatten sich bislang zu Plänen für einzelne der insgesamt rund 100 Convivo-Einrichtungen in Deutschland bedeckt gehalten und lediglich darauf verwiesen, dass nach Insolvenzrecht die Gehälter der Mitarbeiter und damit auch die Betreuung der Bewohner bis März besichert seien.

In einem Schreiben an die Angehörigen der Bewohner der Seniorenresidenz Hooksie, das „Hooksiel-Life“ vorliegt, hat Convivo Life jetzt angekündigt, dass die Einrichtung bereits zum 1. März unter dem Namen „Wohnstift Hooksiel“ betreiben werden soll. Das Haus mit seinen 95 Plätzen solle an die „Wohnstift Hooksiel Betriebgesellschaft mbH“ übergeben werden. 

Geplant sei, dass die Übergabe zum 28. Februar in einem so genannten „Asset Deal“ erfolgt. Dabei werde nicht die bisherige Betriebsgesellschaft selbst übernommen sondern nur einzelne Vermögensgegenstände der Bremer Convivo Life GmbH übertragen. Die Angehörigen der Bewohner der Seniorenresidenz werden in dem Anschreiben um die Zustimmung dafür gebeten, dass sämtliche Bewohnerverträge an die neuen Träger und Betreiber übergehen.

Angaben dazu, wer hinter der Wohnstift Hooksiel Betriebsgesellschaft mbH steckt und welche Pläne die neuen Betreiber für das Hooksieler Haus haben, enthält das Schreiben nicht. Unklar ist weiterhin auch, wie viele Plätze in der Seniorenresident aktuell belegt sind und ob auch alle Mitarbeiter der Einrichtung übernommen werden sollen.

Schutzgemeinschaft kämpft seit 50 Jahren für die Nordsee

Hooksiel/Friesland (27.1.2023) – Die Industrialisierung der Nordsee schreite mit einer Ausbeutung der Bodenschätze, einer Zunahme der Verkehrslast und einer industriellen Erschließung der Küstenräume unaufhaltsam voran. Diese Aussage, die auch auf die heutige Situation zutrifft, ist bereits 50 Jahre alt und stammt vom ersten, vor 50 Jahren in Cuxhaven gewählten Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), dem damaligen Norder Landrat Georg Peters. „Über 50 Jahre gibt es die SDN mittlerweile,” resümiert der aktuelle SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner (Varel). „Aber die Bedrohung der Nordsee durch eine weiter zunehmende Industrialisierung nebst deren Auswirkungen hat sich – trotz aller einzelnen Erfolge – nicht vermindert.”

Wattenmeer vor Hooksiel
Die Nordsee mit ihren Watten ist ein einmalig schöner Lebensraum. Die SDN setzt sich seit 50 Jahren für den Schutzes des Meeres ein. Foto: Bildwerfer-Fotografie

„Was hinein kommt, das bleibt auch drin,” hatte Peters gegenüber den 38 Erst-Mitgliedern des Vereins auf der konstituierenden Mitgliederversammlung Mitte Januar 1973 unmissverständlich festgestellt. Dabei trügen nicht Schiffshavarien die Hauptlast der Nordsee-Verschmutzung, sondern viel mehr zahllose und permanente Einleitungen von Abfallstoffen, verschmutztes Flusswasser und das regelmäßige Verklappen. Peters forderte damals für die SDN: „Industrieansiedlung ja, aber nur unter Auflagen, die eine Verminderung der Umweltqualität an der Küste und im Wattenmeer garantiert verhindern beziehungsweise ausschließen.” 

„Diese Worte, vor 50 Jahren gesprochen, sind noch heute gültig,“ so Wagner. Die Probleme für die Meeresumwelt, die Nordsee-Bewohner sowie Meeresanrainer hätten sich weiter verschärft. Schon deshalb sei es nötig, die Öffentlichkeit weiter „permanent, objektiv und intensiv über Probleme und Folgen einer weiter gehenden Verunreinigung der Nordsee“ (Peters) zu informieren. 

Aber das Jubiläum des Vereins, dem rund 200 Gemeinden, Städte und Landkreise, darunter der Landkreis Friesland, sowie Naturschutzvereine, Initiativen und Einzelpersonen angehören, sei auch ein Grund zum Feiern. Vorsitzender Wagner, Bürgermeister der Stadt Varel:. „Am 19. und 20. Mai 2023 wird die Schutzgemeinschaft ihr langes Bestehen im Nationalparkhaus Varel-Dangast mit einer kleinen öffentlichen Feier begehen und einen Blick in ihre aktive Zukunft werfen.“ 

Heimaufsicht: Wir helfen mit, dass Senioren nach Insolvenz betreut bleiben

Hooksiel (26.1.2023) – Die Zukunft der Convivo Senioren-Einrichtungen in der Region bleibt ungewiss. Eine Gefahr, dass einzelne Häuser in unmittelbarer Zukunft geschlossen werden könnten, besteht offenbar aber auch nicht. Auch nicht für die Seniorenresidenz Hooksiel, die seit Mitte 2021 von der jetzt in wirtschaftliche Schieflage geratenen Convivo Life GmbH betreiben wird.

Vom Betreiber selbst sind aktuell trotz mehrer Anfragen keine konkreten Auskünfte über die Zukunft einzelne der rund 100 betroffenen Einrichtungen zu bekommen. Die vorläufigen Insolvenzverwalter, die am Dienstag vom Amtsgericht Bremen bestellt worden waren, verweisen unverändert darauf, dass sie sich zunächst ein Bild der Lage verschaffen müssen, bevor sie die betroffenen Mitarbeiter informieren.

Zur Panik vor Ort gibt es derzeit aber offenbar auch keinen Grund. Wie der Landkreis Friesland auf Anfrage der Netzzeitung „Hooksiel-life“ mitteilt, stehe die Heimaufsicht des Landkreises „in Kontakt zu den Beteiligten in Hooksiel und arbeitet daran mit, dass die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner sichergestellt bleibt“. Der Landkreis sei von Convivo über den Insolvenzantrag informiert worden. Prognosen zur künftigen Entwicklung der betroffenen Einrichtungen in Hooksiel und Sande lehnt man im Kreishaus in Jever aber ab, „Der Landkreis wird keine spekulativen Äußerungen zur Zukunft von Convivo oder einzelner Einrichtungen abgeben.“

Über das Insolvenzrecht sind die Gehälter der rund 4800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Convivo Gruppe bis März gesichert. So lange dürfte auch Personal für die Betreuung der Bewohner der Einrichtungen vorhanden sein. Ob die einzelnen Häuser eine Zukunft haben, dürfte auch davon abhängen, ob im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine Sanierung der gesamten Convivo-Gruppe möglich erscheint oder ob sich für einzelne Häuser Käufer finden.

Heute hat das Amtsgericht Bremen für weitere zur Convivo-Gruppe gehörende Gesellschaften das Insolvenzverfahren angeordnet. Darunter ist auch die Pflegeheim St. Willehad GmbH mit Sitz in Wilhelmshaven. Das in den Räumen des ehemaligen St.-Willehad-Hospitals in der Südstadt untergebrachte Unternehmen wird vertreten durch die Geschäftsführer Karl Roland Treinzen und Torsten Gehle, der als Convico-Gründer gilt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Malte Köster (Bremen) bestellt.

Convivo insolvent: Folgen für Senioren in Hooksiel noch nicht abzusehen

Convico life Hooksiel
Vorerst läuft der Betreib in der zur Convivo-Gruppe gehörenden Seniorenresidenz in Hooksiel weiter.
Foto: hol

Hooksiel (24.1.2023) – Mehrere Gesellschaften der Convivo-Gruppe haben gestern beim Amtsgericht Bremen Insolvenzantrag gestellt, darunter die Convivo Holding GmbH und die Convivo Life GmbH. Der 1993 gegründete Konzern mit nach eigenen Angaben rund 100 Einrichtungen und 4800 Beschäftigten gehört zu den größten Pflegeeinrichtungs-Betreibern in Deutschland. Allein im Nordwesten gehörten etlichen Senioren-Wohnparks zu der Gruppe. 

Betroffen von der Schieflage des Konzerns ist neben Einrichtungen in Wilhelmshaven und Sande auch die Seniorenresidenz von Convivo-Life am Freesenpadd in Hooksiel, die bis Mitte 2021 unter dem Namen Azurit firmierte. Convivo hatte das damals in Schwierigkeiten steckende Haus übernommen. Unter anderem sollten Bewohner mit Pflegestufen 4 und 5 danach nicht mehr betreut werden.

Dem Vernehmen nach zeichneten sich die aktuellen Schwierigkeiten vor Ort bereits in den vergangenen Wochen ab. So soll nur noch ein Bruchteil der einst 95 Pflegeplätze belegt sein, die Personalstärke sei auch schon verringert worden.

Das Unternehmen selbst nannte heute in einer ersten Stellungnahme steigende Kosten und zu niedrige Belegungszahlen als zwei der Gründe für die Schieflage. Statt angestrebter 95 Prozent habe die Belegung in der stationären Pflege nur bei 75 Prozent gelegen. Fehlende Fachkräfte hätten zudem zu einem verstärkten Einsatz von Mitarbeitern von Zeitarbeitsfirmen geführt, was wiederum für hohe Kosten gesorgt habe. Die Bemühungen, das Unternehmen über Beteiligungen abzusichern, hätten sich Anfang des Jahres zerschlagen.

Das Amtsgericht hat zwei vorläufige Insolvenzverwalter mit Sitz in Bremen bzw. in Hamburg bestellt. Sie erklärten, dass sie sich zunächst einen Überblick über die Lage vor Ort machen wollten, um im Anschluss die Mitarbeitenden über weitere Schritte zu informieren. Mit Beginn des Insolvenzverfahrens sind die Löhne und Gehälter der Beschäftigten über das so genannte Insolvenzgeld bis März gesichert. Wie Convivo versichert, werde auch die Versorgung der Pflegebedürftigen aufrecht erhalten.

Die Convivo Holding war übrigens 2021 im Wangerland als potenzieller Investor für einen Pflege- und Wohnpark im Speicherpolder in Horumersiel aufgetreten. Das Projekt war damals gescheitert.

Molititätswende mit Leihwagen, E-Bike, Bus und Bahn

Nordseeflitzer
Der „Nordseeflitzer“ ist ein Elektrowagen, das am Gästehaus Hooksiel gemietet werden kann.Foto: hol

Hooksiel (24.1.2023) – Hooksiel nach Wilhelmshaven? Diese Frage stellt sich für Freya Nau immer wieder. Die Rentnerin lebt seit fast neun Jahren in dem Sielort. Ein eigenes Auto kann sie sich nicht leisten. Mit dem Rad ist ihr der Weg zum ambulanten Hospizdienst in der Jadestadt zu weit, bei dem Freya Nau sich engagiert. „Vielleicht könnte eine Car-Sharing-Station in Hooksiel die Lösung sein?“

Mobilität befindet sich im Wandel. Das ist nicht nur Folge der aktuellen Energiekrise, in der viele Bürgerinnen und Bürger schon aus Kostengründen das Auto abschaffen oder es zumindest öfter stehen lassen und dafür auf öffentliche Verkehrsmittel wie Bahn oder auf auf das Fahrrad umsteigen. Fahrrad fahren ist unabhängig davon ein Megatrend. 

Der Landkreis Friesland hat in den vergangenen zwölf Monaten mit einem Fachbüro ein „Fahrradkonzept“ erstellt, das für den Nordkreis am Mittwoch, 8. Februar, ab 18 Uhr im Bürgerhaus Schortens präsentiert wird. Dort wird ein Maßnahmenpaket vorgestellt und diskutiert, das Lust auf den Umstieg aufs Fahrrad und auf Ausflüge im Landkreis machen soll. 

Mit Blick auf die Gemeinde Wangerland dürfte das Konzept nicht nur Einheimische interessant sein. Das Fahrrad spielt zunehmend auch für Gäste eine Rolle, die Hooksiel und in den anderen Küstenbadeorten Urlaub machen. Fahrten von Hooksiel nach Jever, Hohenkirchen oder Horumersiel – in Zeiten der flächendeckenden Verbreitung von E-Bikes und Pedelecs braucht man dafür kein Auto mehr. Für Urlauber gilt das im besonderen Maße. „Wer aus Großstädten kommt, hat häufig selbst gar kein Auto mehr“, schildert der Geschäftsführer der Wangerland Touristik GmbH, Armin Kanning. Aber auch diese Gäste wollen im Urlaub mobil sein. Schon deshalb sei es (nicht nur aber) auch aus touristischer Sicht wichtig, Mobilitäts-Alternativen einschließlich guter und verkehrssicherer Radwege vorzuhalten.

An der Bedarfsumfrage des Landkreises zum Fahrradkonzept haben sich mehr als 1900 Personen zum Thema „Wie fährt Friesland Rad?“ geäußert. Dabei wurden viele Hinweise zum Ist-Zustand und Anregungen zur weiteren Entwicklung aufgenommen. In der Folge wurden mehr als 460 Kilometer potenzielle Rad-Vorrangrouten und Strecken eines „Basisradnetzes“ festgelegt. Zentrales Element des Konzeptes ist aber ein Katalog mit diversen Maßnahmen, wie Bau, Um- und Ausbau von Radwegen, Markierungen, Beschilderungen und Komfortverbesserungen sowie zahlreiche Vorschläge zu Fahrrad-Abstellanlagen und Mobilität-Stationen. Das Konzept soll nach der öffentlichen Vorstellung in den politischen Gremien des Landkreises beraten und beschlossen werden.

Freya Nau

Für Kanning ist die Verbesserung des Fahrradfahr-Angebotes ein wichtiger, aber nicht der einzige Hebel, um die Mobilitätswende im Wangerland hinzukommen. Der Bau, die Sanierung oder auch nur die Verbreiterung von Radwegen sei teuer und nicht von heute auf morgen zu erledigen. Mit Blick auf die verbesserte Bahnanbindung der Region durch die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Wilhelmshaven müsse man sich auch Gedanken darüber machen, wie zum Beispiel Gäste, die ohne Auto unterwegs sind, vom Flugplatz Bremen oder von den Bahnhöfen Wilhelmshaven oder Sande komfortabel an ihren Urlaubsort im Wangerland kommen.

„Wir müssen über bessere Bus-Shuttle-Systeme nachdenken“, so Kanning. Die WTG habe hier mit ihrem Angebot, Elektroautos („Nordseeflitzer“) an Urlauber zu vermieten, schon gute Erfahrungen gemacht. Eine sinnvolle Ergänzung vor Ort wären neben Fahrrad-Verleihstationen auch Car-Sharing-Angebote. Wie wichtig solche Angebote sein können, verdeutlicht der Fall Freya Nau (Foto): „Obwohl ich hier in Hooksiel sehr glücklich bin, überlege ich manchmal schon, nach Wilhelmshaven zu ziehen. Vielleicht geht es anderen Hooksielerinnen und Hooksielern auch so.“

Zauberwald statt Winterfrust: In Hooksiel sorgt Kunst für Geborgenheit

Ausstellungseröffnung im Künstlerhaus Hooksiel
Freuten sich über eine gut besuchte Vernissage im Künstlerhaus Hooksiel: Bürgermeister Mario Szlezak mit (von links) Sigrid Weißenfels, Andrea Gast, Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann, Christine Keweritsch und Freya Nau. Fotos: hol

Hooksiel (23.1.2023) – Vier starke, kreative Frauen – eine gemeinsame Ausstellung. Kann das klappen? Diese Frage der Leiterin des Künstlerhauses Hooksiel, Renate Janßen-Niemann, wurde bei der Vernissage der Ausstellung „Kunst kennt keine Winterpause“ eindeutig beantwortet. Es kann klappen – und es hat geklappt.

Gut 60 Kunstinteressierte wohnten der Ausstellungseröffnung durch Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak am Sonntag Nachmittag bei. Die Hooksielerinnen Christine Keweritsch (Gemälde), Sigrid Weißenfels (Gemälde) und Freya Nau (Fotografien) und Andrea Gast (Skulpturen) aus Oldorf zeigen bis zum 12. März ihre Arbeiten in der Langen Straße. Geöffnet ist das Künstlerhaus in den nächsten Wochen jeweils samstags und sonntags von 14. bis 17 Uhr. Interessierte haben dabei jeweils Gelegenheit, mit den Künstlerinnen direkt Kontakt aufzunehmen, sagte Renate Janßen-Niemann. 

Die Ausstellung beweise eimal mehr, dass es auch im Wangerland und umzu eine Reihe von ambitionierten Künstlerinnen und Künstlern gibt. Freya Nau, Markenzeichen Hut und Kamera, streift regelmäßig durch Hooksiel und Umgebung und setzt zum Teil alltägliche Begebenheiten, Tiere oder Gegenstände in ein künstlerisches Licht. 

Pastellmalerin Sigrid Weißenfels erläuterte ihre Finger-Mal-Technik, mit der sie Landschaftsgemälde erzeugt, die den Betrachter gleichsam in das Motiv hineinziehen. Die Künstlern arbeitet überwiegend mit Kreide, die sie mit Fingern oder Handkanten aufträgt. „Einen Makeup-Pinsel benutze ich nur, wenn ich kleine Fehler ausbessern muss“, verriet Sigrid Weißenfels.

Laden die Betrachter zu Interpretationen ein: der „Zauberwald“ von Cristiane Keweritsch und die „Geborgenheiten“ von Andrea Gast.

Andrea Gast töpfert seit über 35 Jahren. Ihre im Künstlerhaus zu sehenden Keramiken aus Ton tragen den Namen „Geborgenheiten“. Zu sehen sind Personengruppen, die in unterschiedlichen Positionen einander zugewandt sind – und dadurch das Gefühl von Nähe vermitteln. Die Künstlerin: „Die Geborgenheiten kommen aus meinem Herzen.“

Christine Keweritsch, die zum wiederholten Mal im Künstlerhaus ausstellt, mach durch ihre Gemälde und Collagen deutlich, wie sich die Kunst gegen eher triste Wintergefühle zur Wehr setzen kann: durch kraftvolle Farben und originelle Gestaltungstechniken, die die Fantasie der Betrachter anregen und sie, so eines der Motive, in einen „Zauberwald“ entführen.

Kanning: Noch kein Grund für Entwarnung fürs Hallenwellenbad

Hooksiel (21.1.2023) – Wangerlands Kurdirektor Armin Kanning warnt vor überzogenen Hoffnungen hinsichtlich des baulichen und technischen Zustands des Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel. Zwar hätten Untersuchungen gezeigt, dass die von Gutachtern befürchteten Mängel an der Tragkonstruktion des Gebäudes nicht gravierend seien. Und auch die Trinkwasser-Aufbereitung könnte modernisiert werden. „Aber es gibt noch eine große Zahl weiterer Mängel, die zum Teil noch nicht abschließend untersucht sind, zum Teil aber auf jeden Fall angepackt werden müssen – wenn auch erst mittelfristig.“

Meerwasserhallenbad Hooksiel
Das Meerwasser-Hallenwellenbad Hooksiel Foto: hol

In einem Interview mit „Hooksiel-Life“ hatte Kanning die Wiedereröffnung des 40 Jahre alten Bades für Ende März in Aussicht gestellt – wenn die Energiepreise das zulassen. Die gemeindeeigene Wangerland Touristik GmbH (WTG) hatte Bäder in Horumersiel und Hooksiel Mitte November vor dem Hintergrund der Energiepreis-Krise geschlossen. Im Rahmen der derzeit laufenden Revision in Hooksiel werden mögliche Schäden an dem Bad untersucht. Gutachter hatten im Vorfeld eine Liste von tatsächlichen und vermuteten, leichteren bis schwerwiegenderen Mängeln mit geschätzten Sanierungskosten in zweistelliger Millionenhöhe aufgelistet. Skeptiker hatten vor diesem Hintergrund bezweifelt, ob das Bad jemals wieder geöffnet wird.

Die ersten erfreulichen Ergebnisse dürften nicht über den immer noch bestehenden enormen Sanierungsbedarf hinwegtäuschen, so Kanning. So sei zum Beispiel der Zustand der Betonschale des Bades noch nicht analysiert. Bei der Elektrik und Energieversorgung sowie einer Reihe weiterer Punkte gebe es ebenfalls Handlungsbedarf. „Das Bad muss Stand heute nicht umgehend geschlossen werden“, sagt Kanning. „Aber dass alles in Ordnung sei, kann man leider auch nicht sagen.“ Alle Beteiligten müssten sich trotz der Teil-Entwarnung spätestens nach dem Vorliegend der Ergebnisse des Interessen-Bekundungsverfahrens intensiv darüber Gedanken machen, wie es mit dem Bad auf Dauer weitergehen soll. Im Rahmen des Verfahrens können sich bis zum 8. Februar Investoren melden, die sich an Sanierung und Betrieb des Bades beteiligen wollen.

Lichtverschmutzung auf der Jade: LNG-Schiff macht die Nacht zum Tag

Hooksiel (21.1.2023) – Klimaschützer klagen über Energieverschwendung, Umweltschützer über „Lichtverschmutzung“. Jäger sorgen sich um das Wohl der Wildtiere, Touristiker befürchten, dass der Sonnenaufgang über der Jade an Attraktivität verliert. Stein des Anstoßes: Die „Höegh Esperanza“. Das Regasifisierungs-Schiff liegt seit Ende 2022 am LNG-Terminal in Wilhelmshaven – und erstrahlt nachts durch ihren vollem Lichterglanz nicht nur den Hooksieler Außenhafen, sondern weite Teile des Wangerlandes bis hin nach Horumersiel. 

Muss das sein? Der friesische Kreistag befasst sich aktuell mit dem Projekt „Sternenfunkeln über Friesland“. Ziel der Initiative ist es, nachts zwischen 22 und 6 Uhr sämtliche Außenbeleuchtungen auszuschalten, die nicht sicherheitsrelevant sind. Dadurch soll ein Beitrag zum Klimaschutz und für die Artenvielfalt geleistet werden, das „Kulturgut Sternenhimmel“ erlebbar bleiben und der gesunde Schlaf von Bürgerinnen und Bürgern im Umfeld gefördert werden.

Die Verdunkelung des Fabrikschiffes „Höegh Esperanza“ könnte dafür, zumindest theoretisch, einen Beitrag leisten. Ob das auch praktisch funktionieren wird, ist fraglich. Das Gewerbeaufsichtsamt (GAA) in Oldenburg verweist auf Nachfrage von „Hooksiel-life“ auf Sicherheitsaspekte, die sich aus dem Bundeswasserstraßen-Gesetz und dem Arbeitsschutz-Gesetz ergeben. „Bei der FSRU (Floating Storage an Regasification Unit, d. Red.) einschließlich des Anlegers handelt es sich um eine Arbeitsstätte, die an sieben Tagen die Woche 24 Stunden pro Tag betrieben wird“, erläutert Behördenleiter Jerzy Gohlke. „Das Schiff als solches und die Strukturen auf dem Anleger müssen daher beleuchtet sein.“

Die Lichtstärke und der Aufhellungseffekt durch die Beleuchtung der FSRU seien im Rahmen des Immissionsschutz-rechtlichen Genehmigungsverfahrens gutachterlich untersucht worden. Dabei seien – bei unterschiedlichen Tiefgängen des Schiffes – die Auswirkungen auf mehrere Standorte in Hooksiel, Wilhelmshaven und Tossens rechnerisch ermittel worden, so Gohlke. „Im Ergebnis ist festzustellen, dass die berechneten Beleuchtungsstärken sowie die Werte für psychologische Blendung, insbesondere in der Nachtzeit, deutlich unterhalb der Immissionsrichtwerte liegen.“

Das GGA verweist auf die gültigen Immissionsrichtwerte, die im Hinblick auf das „Schutzgut Mensch“ festgesetzt wurden. Danach liegt eine „schädliche Umwelteinwirkung“ dann vor, wenn die Nachbarschaft oder die Allgemeinheit „erheblich belästigt wird“. Für Flora und Fauna existieren keine Grenzwerte. Aber da es an der Jade und im anliegenden Industriegebiet auch bislang schon eine Reihe von nächtlichen Lichtquellen gab, erwartet das GAA durch den Betrieb der FSRU und des Anlegers auch „keine erheblichen Beeinträchtigungen“ für Flora und Fauna. 

Auch für Menschen sieht das GAA keinen Handlungsbedarf. „Für allgemeine Wohngebiete und Dorf- bzw. Mischgebiete beträgt der Grenzwert in der Nachtzeit 1 Lux als mittlere Beleuchtungsstärke“, erläutert Gohlke. Den soll die FSRU nicht überschreiten. Zum Vergleich: Die Leuchtintensität von Straßenbeleuchtungen wird mit 10 Lux (lx) angegeben, eine Vollmondnacht kommt auf bis zu 0,36 Lux. 1 Lux entspricht in etwa dem Licht einer Kerze in einem Meter Entfernung.

Kritiker bezweifeln, ob die rechnerisch ermittelte Beleuchtungsintensität durch die „Höegh Esperanza“ mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmt. Klarheit darüber sollen Lux-Messungen vor Ort ergeben.