Hafenwirtschaft schlägt Alarm: Kosten für Energie bedrohen Standort

Wilhelmshaven/Hooksiel (11. 8. 2023) – In einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnt die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV) vor nachhaltigen Schaden für die deutsche Volkswirtschaft, wenn die Umsetzung des „Mammutprojektes Energiewende“ nicht mit dem gebotenen Augenmaß vorgenommen wird. Die WHV vertritt als Interessenverband die Belange der maritimen Wirtschaft in Wilhelmshaven und Friesland. Dazu gehören auch die Hafen- und Industriebetriebe am tiefen Fahrwasser der Jade – in unmittelbarer Nähe zu Hooksiel. 

Die Energiepreise in Deutschland seien derzeit nicht wettbewerbsfähig. Viele energieintensive Konzerne und High-Tech-Unternehmen planten deshalb, ihre Produktion zu reduzieren oder ins Ausland zu verlagern – etwa in die USA. Diese Entwicklung mache deutlich, dass „die Rahmenbedingungen für eine günstige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland derzeit nicht passen“, heißt es dem von WHV-Präsident John H. Niemann und Vizepräsident Hans-Joachim Uhlendorf unterzeichneten Brief an den Bundeskanzler. 

Klimaneutrale Welt nur eine Utopie?

Die Bundesregierung müsse vor diesem Hintergrund zügig handeln, um „insbesondere die Energiepreise in Deutschland auf ein wettbewerbsfähiges und sozial verträgliches Niveau zu bringen“. Der komplette Umbau des Energiesystems mit planwirtschaftlich anmutenden Methoden und dem Ziel einer treibhausgasneutralen Wirtschaft in Deutschland/Europa bis 2045 sei ambitioniert. Sie werde viel Staatsvermögen kosten. Trotzdem, so die Überzeugung der WHV: „Eine klimaneutrale Welt bleibt aus verschiedenen Gründen bis auf Weiteres wohl eine Utopie!“

Wichtig für den Standort Deutschland seien zudem der Abbau von Bürokratie und verkürzte Genehmigungsverfahren, wie sei beim Bau des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven angewendet wurden. Dadurch könnten Staat und Verwaltungen handlungsfähig gemacht werden, den Infrastrukturausbau zu beschleunigen und Investitionen von Industrie und Gewerbe zu erleichtern.

Enttäuschung über Rückzug der Papier- und Kartonfabrik

Die Region Wilhelmshaven habe großes Potenzial, um die Energiewende voranzutreiben. Die im „Energy Hub – Port of Wilhelmshaven“ zusammengeschlossenen Unternehmen könnten die Region in den nächsten zehn Jahren zu einer der größten Energiedrehscheiben Deutschlands entwickeln. Dabei müsse sich der Bund aber an den erforderlichen Investitionen in neue Hafeninfrastrukturen maßgeblich beteiligen.

Die Stadt Wilhelmshaven sowie die Landkreise Friesland, Wittmund und Wesermarsch wollten sich aber nicht nur als Standort für die Produktion und den Import erneuerbarer Energien profilieren, sondern auch Wertschöpfung in der Region generieren. Als „Mahnung an die politischen Gremien“ sieht die WHV dabei den Rückzug der Papier- und Kartonfabrik Varel (PKV), die auf dem Gelände des ehemaligen Uniper-Kohlekraftwerks in Wilhelmshaven ein neues Werk mit 400 Arbeitsplätzen errichten wollte. Dieser Rückschlag habe eine enttäuschte Stimmung verursacht. Als Gründe hatte das Unternehmen auf die dramatisch gestiegenen Baukosten sowie auf fehlende Perspektive für eine zeitnahe Versorgung mit grüner Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen verwiesen.

Wiesner-Skulptur setzt hartnäckiges Sitzfleisch künstlerisch ins Bild

Boßler in  Hooksiel
Einmal im Jahr auf Boßeltour am Hooksieler Strand: die Mitglieder der Stiftung „Goldener Klebearsch“.

Hooksiel/Wilhelmshaven (16.2. 2023) – Es gibt viele Boßeltouren mit Tradition. Vereine, Verbände, Nachbarschaften und Dorfgemeinschaften üben sich mindestens einmal im Jahr darin, Holz- oder Gummikugeln möglichst weit zu werfen. Der Kreis, der sich jetzt an der Boßelstecke am Hooksieler Strand traf, dürfte aber die Formation mit dem ausgefallensten Namen sein: Friesische Stiftung Goldener Klebearsch, kurz FSGKS.

Die Wurzel der FSGKS reichen bis Ende der 1980-er Jahre zurück. Damals hat die Firma „ICI Wilhelmshaven“ eine Boßelgruppe gebildet, in die dann Anfang der 1990-er Jahre die Schwesterfirma „ProLog“ mit eingestiegen ist. Bis dahin also eine reine firmeninterne Veranstaltung.

Mitte der 1990-er Jahre wurden dann mit Akteuren der „Jade-Tees-Line“, damals eine kleine firmeneigene Container-Linie, die ersten externen Mitglieder aus der Hafenwirtschaft mit zu den Treffen geladen. Der Kreis verselbstständigte sich. Am 24. Januar 2004 wurde die „Friesische Stiftung Goldener Klebearsch“ gegründet, der heute noch mit 35 Mitgliedern existiert. „Der Name war bereits vorher geboren und begründete sich mit dem hartnäckigen Sitzfleisch einiger Mitglieder, die den ganzen Tag und teilweise die folgende Nacht ausgesessen haben beziehungsweise am Stuhl geklebt haben“, erinnert sich Angela Homuth, seit September vergangenen Jahres Präsidial-, Sport- und Veranstaltungs-A … in der Stiftung.

Der Wilhelmshavener Künstler Hartmut Wiesner hat übrigens den „Klebearsch“ modelliert, im Original ein schweres Pfund. Eine etwas leichtere Nachbildung ist der Wanderpokal, der jedes Jahr neu vergeben wird. Nicht mehr an den zuletzt Sitzenden, denn mittlerweile sind alle „Ärsche“ etwas gealtert. „Es wird immer ein Grund zur individuellen Ehrung gefunden“, verrät Angela Homuth. „Dazu gibt es noch den ‚Klebearsch‘-Anstecker‘ sowie die Berechtigungskarte zur Teilnahme.“

Jens hanniken

Bei der FSGKS gibt es ein Sommertreffen im September sowie ein Wintertreffen im Februar – stets verbunden mit einer Boßeltour und Grünkohlessen. Zum Sommertreffen gehört meist eine kleine Seefahrt auf der „Mecki“ von der Hooksieler Reederei Huntemann. Veranstaltungsort ist jeweils in der „Brücke“ am Außenhafen in Hooksiel, deren Wirt Jens Hanneken (Foto), ebenfalls Stiftungs-Mitglied, seit wenigen Tagen für ein Jahr stolzer Träger des „Klebearsch-Ordens“ ist.