Das Foto zeigt (von links) Sontje Reinema auf Quoobi Doo, Rieke Scherf, Lehrgangsleiter Dennis Ripphoff sowie Dörthe Gerdes auf Doirins Boy. Foto: Elsbeth Noatzsch
Hooksiel (9.1.2023) – Am Wochenende fand in der Reitanlage des Reit- und Fahrverein Hooksiel e.V. ein Dressurlehrgang statt. Organisatorin Katharina Scherf konnte dafür Dennis Ripphoff aus Visbek gewinnen. Ripphoff arbeitet überwiegend mit jungen Dressurpferden. Die Ausbildung, die artgerechte Haltung und individuelle Zuwendung zu jedem Pferd stehen bei ihm im Vordergrund.
Ripphoff gab den sechs Reiterinnen für jeweils 30 Minuten wertvolle Tipps. Er ging sehr individuell auf Pferd und Reiter ein und holte beide auf dem Stand der jeweiligen Ausbildung ab. Die Teilnehmerinnen waren sehr zufrieden und haben von der professionellen Art und Weise für ihre weitere Arbeit mit ihrem Pferd sehr profitiert. Weitere Lehrgänge sind von Ripphoff und Scherf geplant, sehr zur Freude der Teilnehmerinnen.
Die „Höegh Esperanza“ arbeitet seit Mitte Dezember am Wilhelmshavener LNG-Terminal als „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU) Foto: Dietmar Bökhaus
Hooksiel/Wilhelmshaven (8.1.2023) – Chlor und Biozide oder Ultraschallwellen? Was ist für das Ökosystem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer schädlicher? Dieser Frage wirft eine amerikanische Studie auf, über die die „Wilhelmshavener Zeitung“ (Samstag-Ausgabe) berichtet hat. Denn das Ultraschall-Antifoulingsystem der Kieler Firma Hasytec Electronics wird von Naturschützern als sinnvolle Alternative zu dem chlorbasierten Verfahren gehandelt, das dem Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ den Anwurf eingetragen hat, eine „Dreckschleuder“ zu sein.
Die „Esperanza“ erwärmt das von Tankschiffen angelieferte tiefgekühlte Flüssigerdgas (LNG). Damit die Rohre an Bord des Schiffes vor dem Befall von Seepocken, Muscheln und Algen geschützt werden, wird Chlor eingesetzt. Im Abwasser gelangen so täglich bis zu 120 Kilogramm Biozide in die Jade. Gesetzliche Grenzwerte werden dabei zwar eingehalten. Aber Umweltschützer befürchten trotz der erheblichen Verdünnungseffekte Beeinträchtigungen des Öko-Systems der Jade.
Ultraschallwellen-Verfahren arbeiten ohne Chor und Biozide. Allerdings, so die an der Universität San Diego (Kalifornien) erstellte Studie, besteht der Verdacht, dass die Ultraschallwellen das Orientierungssystem von Walen beeinträchtigen. Die Wissenschaftler haben Untersuchungen nahe Guadeloupe vorgenommen, wo Ultraschall-Antifoulingsysteme unter anderem dafür eingesetzt werden, die Rümpfe von Booten und großen Kreuzfahrtschiffen zu reinigen.
Die Ultraschallgeräte arbeiten im selben Frequenzband, in dem Wale kommunizieren. Solange die Geräte intensiv eingesetzt wurden, seien die Wal-Signale zurückgegangen. In der Corona-Kreuzfahrer-Pause stieg dann die Zahl der Wale in dem Seegebiet wieder deutlich an.
Mit Blick auf Wilhelmshaven stellt sich die Frage, ob der Einsatt von Ultraschalltechnik an der „Esperanza“ die Schweinswal beeinträchtigen würden, für die die Jade eine Art Kinderstube ist. Jan Kelling, Geschäftsführer von Hasytec, hält die Gefahr für nicht gegeben. Die US-Studie sei ihm bekannt. Zum einen seien dort Ultraschallgeräte älterer Bauart untersucht worden. Zum anderen sei für die Frage, ob die Kommunikation von Tieren gestört werden kann, entscheidend, wo der Schallgeber eingebaut ist. Dass das Ultraschallsystem zur Reinigung der Rohrleitungen der „Esperanza“ innerhalb des Schiffsrumpfes eingebaut würde, gebe es „keinerlei Auswirkungen an der Außenhaut oder gar im Wasser“, so Kelling. „Der Ultraschall reicht ganz einfach nich dorthin.“
Das Land Niedersachsen hat im Rahmen der Genehmigung ein enges Monitoring angekündigt. Über Messungen im Wasser soll festgestellt werden, ob die Biozide in der Praxis doch Auswirkungen auf den Nationalpark oder die Wasserqualität am Hooksieler Badestrand haben. Sollten Beeinträchtigungen festgestellt werden, wird das LNG-Terminal umgehend stillgelegt, hatte Wirtschaftsminister Olaf Lies kürzlich versichert.
Sollte sich bestätigen, dass das Ultraschallverfahren keinen Auswirkungen auf die Schweinswale haben kann, kommt auch eine Umrüstung der „Esperanza“ in Frage, etwa auf das Hasytec-System. Laut Kelling würde eine solche Umrüstung neun Monate dauern – von der Auftragserteilung bis zur Installation. Der energiewirtschaftlich notwendige LNG-Import würde aber kaum darunter leiden. „Die reine Installationsdauer an Bord würde etwa zwei Wochen betragen“, so Kelling. Eine Dockung des Schiffes wäre dafür nicht erforderlich. „Das Schiff kann also bis dahin mit dem aktuell genutzten, veralteten Chlortechnik betrieben werden.“
Hooksiel (7.1.2023) – Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde Wangerland haben am heutigen Samstag den Segensgruß in etliche Haushalte im Wangerland getragen. Allein in Hooksiel schrieben Benny, Leo und Aron, verkleidet als die heiligen drei Könige aus dem Morgenland, Balthasar, Casper und Melchior, den Segensgruß 20*C*M*B*23 an Haustüren und Wände von 30 Mitgliedern der Kirchengemeinde.
C, M und B stehen übrigens nicht für die Namen der Könige, sondern für den Segen: „Christus mansionem benedicat – Christus schütze dieses Haus.“ Nach der Corona-Pause in den beiden vergangenen Jahren wurden die Sternsinger besonders herzlich empfangen. So auch von Antje Bruns in Hooksiel: „Wie schön, dass ihr mich nicht vergessen habt …“
Die von den Sternsingern eingesammelten kleinen Spenden sollen Kindern in Not helfen, in diesem Jahr mit Schwerpunkt in Indonesien. Begleitet wurden die die jungen Könige von ihrem Vater Bernhard Köster und von Ulrich Hellkuhl (hinten links), der sich schon seit Jahren in die Organisation der Sternsinger-Aktion einbringt. Foto: hol
Wangerland/Hooksiel (6.1.2023) – Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) hat auf dem Neujahrsempfang der Gemeinde Wangerland eine intensive Bürgerbeteiligung für Hooksiel angekündigt. Ziel ist es in enger Abstimmung mit den Bürgerinnen und Bürgern die Zukunft des heutigen Feuerwehr-Grundstückes am Alten Hafen zu entwicklen.
Das für das Ortsbild wichtige Areal dürfte Ende dieses Jahres frei werden. Dann kann die Freiwillige Feuerwehr Hooksiel in ihr neues Feuerwehrgerätehaus umgezogen sein, das am Hohe Weg gebaut wird. Szlezak, seit einem Jahr im Amt, kündigte an, weiter auf Transparenz setzen zu wollen. Gerade bei der Gemeindeentwicklungsplanung habe sich die Bürgerbeteiligung positiv ausgewirkt.
Weitere gute Nachricht für Hooksiel: Das Meerwasser-Hallenwellenbad und die „Friesland-Therme“ in Horumersiel, aktuell aus Energiespargründen nicht geöffnet, sollen nicht dauerhaft geschlossen bleiben. Das Interessenbekundung-Verfahren für mögliche private Partner an dem sanierungsbedürftigem Bad in Hooksiel sei jetzt öffentlich. Szlezak: „Wenn wir Glück haben, haben wir im Februar einen Investor.“
Mit Blick auf Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) unterstrich der Bürgermeister, dass das Wangerland den Bau eines Terminals für die Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) vor den Toren Hooksiels als energiepolitisch notwendig erachte. „Es war die Zeit zu handeln und es wurde gehandelt!“, sagte Szlezak. Die dabei an den Tag gelegte neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ wünsche er sich jetzt auch für andere Themen wie der Entwicklung der Windenergienutzung im Wangerland. Das erforderliche Genehmigungsverfahren drohe ins Stocken zu geraten, weil überall neue Windparks geplant werden. Das Problem: „Alle Vogelzähler sind ausgebucht.“
Der Bürgermeister zeigte sich besorgt über die zulässigen Einleitungen von Chlor und Bromverbindungen aus der Refinanzierungsfähigkeit (FSRU) am LNG-Terminal in die Jade. Lies, der das Projekt noch in seiner damaligen Funktion als Umweltminister maßgeblich vorangetrieben hat, beteuerte, dass es keine Belastungen des Nationalparks Wattenmeer geben dürfe. „Aber Zusagen reichen nicht, wir müssen messen!“, sagte der Sander. „Wir müssen nachweisen, dass der Nationalpark nicht gefährdet wird.“
Geschehen soll das durch ein enges Messprogramm (Monitoring), bei dem mögliche Belastungen der Jade durch die Abwässer festgestellt werden können. Das sei – auch angesichts der massiven öffentlichen Proteste – „ein schwieriges Thema“, so Lies, bei dem er auf Transparenz und Offenheit im Umgang hoffe.
Insgesamt biete die Fülle der durch die Energiewende auf die Region zukommenden Veränderungen deutlich mehr Chancen als Risiken. Lies: „Deutschland blickt auf dies Zukunftsregion.“ Die Region müsse jetzt Pläne entwicklen, wie sie diese Chancen für sich nutzen will.
Friesland Landrat Sven Ambrosy (SPD) pochte darauf, dass Land und Bund mit in der Pflicht seien, zusätzliche Wertschöpfung in die Region Wilhelmshaven/Friesland/Wittmund zu holen. Allein durch die vielen neuen Hochspannungs-Leitungen und Pipelines in der Erde sei die Planungshoheit einiger friesischer Kommunen massiv eingeschränkt. Für den damit verbundenen Belastungen sei ein Ausgleich erforderlich, um die Akzeptanz der Bevölkerung zu sichern. „Wir wollen die Region attraktiv halten.“
Ein Grußwort sprach Wangerlands Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (CDU). Sie lobte die Leistung von Rat und Verwaltung der Gemeinde. So sei es etwa trotz der Bäderschließung gelungen, das Schul- und Vereinsschwimmen in Kooperation mit der Stadt Schortens aufrecht zu erhalten. Die Zukunft bringe weitere Herausforderungen. So müssten bis 2026 alle Grundschulen zu Ganztagsschulen ausgebaut sein. Das sei mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden. Jensen, in Hannover in der Opposition, versprach: „Ich werde die Finger in die Wunden legen.“
Musikalisch eingerahmt wurde der Abend von den grandiosen „De Platters“, den Musikern Uwe Sjuts und Hartwig Gerdes aus Horumersiel.
Arbeitet an Konzepten, die die Urlaubsorte im Wangerland und in der ganzen Region nachhaltig stärken sollen: WTG-Managerin Anna Goldenstein. Foto: hol
Hooksiel/Wangerland (5.1.2023) – Achtung, Bäckerei-Filialisten! Wenn in den nächsten Tagen eine Kundin ihren Laden betritt und „einem Kaffee zum Mitnehmen!“ bestellt, lassen Sie die Einwegplastik-Becker am besten gleich stecken. Die junge Frau würde Sie ohnehin nach einem ordentlichen Trinkgefäß fragen, das Sie laut der seit Beginn dieses Jahres geltenden „Mehrweg-Angebotspflicht“ vorhalten müssen.
Mein Ratschlag: Diskutieren Sie nicht. Die junge Frau hat Recht und sie hat jede Menge Ahnung. Sie heißt Anna Goldenstein und ist seit einigen Monaten Nachhaltigkeitsbeauftragte der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH.
Der Kaffee, den die WTG an ihre eigenen Gäste ausschenkt, ist fair gehandelt, damit auch Kleinbauern etwas davon haben, die in Peru, Honduras oder Brasilien die Kaffeeplantagen betreiben. Die Vermeidung und Trennung von Müll gehört bei dem Touristikunternehmen ebenso zum guten Ton, wie der sparsame Papierverbrauch – frei nach dem Motto: Weniger Drucker = weniger Ausdrucke!
Energieeffizienz im Büro, die Installation von LED-Leuchten und natürlich auch der Verzicht auf unnötige Autofahrten. Wo immer es geht sollen (und wollen) die WTG-Mitarbeiter kürzere Strecken statt mit dem Auto mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen, sagt Anna Goldenstein. Und noch eine weise Entscheidung hat sie schon auf den Weg geraucht: Die Abschaffung von Zigaretten-Automaten am Strand. Weggeworfene Zigaretten-Kippen verdrecken die Strände und bedrohen das Meer.
Für die 25-Jährige, die an der Jadehochschule Wilhelmshaven Wirtschaft studiert hat, stehen beim Tausendsassa-Begriff Nachhaltigkeit vor allem die ökologischen, ökonomischen und die sozialen Aspekte im Vordergrund. Firmenintern setzt sie auf sanfte Überzeugungskraft. So wie beim „Schritte-Wettbewerb“ unter den Kollegen. Wer am Tag wie viel Schritte zurücklegt, ist nicht nur unter gesundheitlichen Aspekten von Bedeutung, sondern auch klimarelevant – wenn das Auto dafür einmal stehen bleibt. Und so ein Wettbewerb kann auch noch Spaß machen …
Larissa Strangmann, Marketingchefin der WTG, ist davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit für den Tourismus am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zunehmend wichtig wird. Immer mehr Menschen wollen im Einklang mit Natur- und Klimaschutz ihren Urlaub genießen. Da hätte auch die überragend positive Reaktion auf die Premiere des „Deichleuchtens“ zu Silvester (Fackeln statt Böller und Raketen) gezeigt.
Insofern kümmert sich Anna Goldenstein neben dem Müll der Kollegen auch um die Nachhaltigkeit im Großen – um Konzepte für die ganze Destination, nicht nur bei der WTG, sondern auch bei den Leistungsanbietern wie Hoteliers, Vermieter, Restaurants etc. Zunächst wolle man den Status-Quo feststellen. Wo steht das Wangerland eigentlich, auch im Vergleich zu anderen Destinationen an der Nord- und Ostseeküste? „Und dann kommt die Frage: Wohin soll die Reise gehen? Was wollen die Gäste?“, beschreibt die Jung-Managerin ihren Weg.
Ein Thema sei dabei die Ladeinfrastruktur für Elektroautos und -räder. Oder auch die Verbesserung der Radwege, die nicht alle die erforderlich Breite für die Begegnung von Fahrrädern mit Kinderanhängern oder etwa Lastenrädern haben.Weitere Hinweise auf Verbesserungsbedarfe erhofft sich die 25-Jährige von den Leistungserbringern, die ihr Ohr direkt an den Urlaubsgästen haben. Darüber hinaus sieht sie sich gut vernetzt in interkommunalen Arbeitsrunden, die allesamt an diesen Fragestellungen arbeiten.
Ein ganz eigenes Thema, für das Anna Goldenstein die Kompetenzträgerin der WTG ist: Die Förderfähigkeit von Projekten. Die tatsächlichen Hilfen, die oft über das Ja oder Nein eines Vorhabens entscheiden, sind im Dickicht von Landes- oder Bundesverordnungen nicht immer einfach zu entdecken.
Zurück zur Mehrwegangebotspflicht: Das neue Gesetz betritt natürlich nicht nur Plastik-Kaffeebecher. Es schreibt allen gastronomischen Betrieben, Restaurants und ähnlichen Verkaufsstellen, die Essen oder Getränke außer Haus anbieten, vor, für diese Angebote zumindest eine Mehrweg-Alternative zu „Einwegkunststofflebensmittelverpackungen“ (so präzise formuliert der Gesetzgeber) vorzuhalten; etwa Porzellanbecher oder Essensboxen samt ordentliches Besteck, gern gegen Pfand,aber nicht teurer als die Einweg-Variante. So soll der Berg an Plastikmüll eingedämmt werden, der auch die Meere belastet. Für Anna Goldenstein ist das Gesetz ein Schritt in die richtige Richtung.
Eine Gefahr, dass die neuen Auflagen für Geschäfte oder auch Freiluftveranstalter im Wangerland in Not bringen könnten, sehen die WTG-Managerin nicht. „Es geht auch ganz ohne Einwegplastik, sagen Anna Goldenstein in Larissa Strangmann. „Bester Belegt dafür ist unser Friesen-Festival.“
Die Nordsee ist in wunderbarer Lebensraum, kein Industriegebiet. Foto: Bildwerfer Fotografie
Hooksiel/Varel (4.1.2023) – Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) warnt vor Plänen, immer mehr klimaschädliches CO2 unter der deutschen Nordsee zu verpressen. Entsprechende Überlegungen hatte das Bundeskabinett kurz vor Weihnachten verkündet. „Damit bahnt sich, neben dem Umgang mit dem Hamburger Hafen-Schlick, noch eine weitere Art der Müllbeseitigung im Sinne ,Aus den Augen aus dem Sinn‘ an,” befürchtet Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der SDN aus Varel. „Dabei müssen wir doch viel mehr die steigende CO2-Produktion bekämpfen. Es gilt, die Entstehung des Klimagases zu vermindern und nicht auf kommende Generationen hin kosten- und energieintensiv unsicher einzulagern.”
Die Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologie erfordert das Abscheiden des Gases, dessen Transport durch Pipelines, per Schiff, Schiene oder Straße zum Speicherort und das Verpressen in den Untergrund. Das verursache enorme Kosten und zusätzlichen Energiebedarf, der laut Bundesumweltamt bei rund 40 Prozent liegt, und berge neue Umweltrisiken. Hinzu komme das Risiko einer Leckage mit schädlichen Auswirkungen auf das Grundwasser, den Boden und angrenzenden Lebensräumen.
„Der Gebrauch dieser Technologie erweckt mehr den Eindruck eines klimapolitischen ,Green-Washings‘, als denn den einer echten Lösungssuche für das CO2-Problem,“ kritisiert Wagner. Vor dem Hintergrund der großen deutschen und EU-Klimaschutz-Fördertöpfe würden sich immer mehr Energiekonzerne mit Milliarden schweren Investitions-Ideen zur CO2-Verpressung zu Worte melden. Gerade auch Wilhelmshaven wird dabei immer wieder genannt.
Der Energiekonzern Winterschall und das HES Wilhelmshaven Tank Terminal haben im Oktober 2022 eine Absichtserklärung zur Entwicklung eines CO2-Umschlagplatzes am HES-Tanklager in Wilhelmshaven unterzeichnet. Die Energieunternehmen erwarten, dass klimaschädliches Kohlendioxid, das in industriellen Prozessen nicht vermieden werden kann, an Industriestandorten abgeschieden und nach Wilhelmshaven transportiert wird. Von dort solle das CO2 zunächst per Schiff und später per Pipeline in die norwegische und dänische Nordsee transportiert werden, wo es dauerhaften in porösen Gesteinsformationen gelagert werden soll. Erste Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie sollen in diesem Jahr vorliegen.
Nach Informationen der SDN ist eine rund 900 Kilometer lange Pipeline durch die Nordsee nach Norwegen geplant, die noch vor 2032 in Betrieb gehen solle und jährlich mit 20 bis 40 Millionen Tonnen CO2 etwa 20 Prozent der gesamten deutschen Industrieemissionen transportieren könne. „Der Bau neuer Unterwasser-Pipelines würde die Nordsee mit Flächenverbrauch, Lärmbelastung sowie Leckagengefahr noch ein Stück mehr zum lebensfeindlichen Industriegebiet degradieren,“ so SDN-Vorsitzender Wagner.
Die „Maria Energy“ bringt Frackeng-Erdgas aus den USA zum LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Foto: Wirtschaftsministerium
Hooksiel/Wilhelmshaven (4.1.2023) – Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sieht den Import von US-Frackingerdgas über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven als Konsequenz der Zusage, dass „Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird“. Mit der „Maria Energy“ speist seit gestern erstmals ein Tanker mit Flüssigerdgas (LNG) in Amerika mit der Fracking-Methode gewonnenes Gas ins deutsche Netz ein.
Die Ankunft des Tankers sei, so Lies, ein Beleg für die Verlässlichkeit des Projekts zur Sicherung von Deutschlands Gasversorgung. „Wir erleben eine Premiere nach der Premiere: Nach Rekordbauzeit und Inbetriebnahme des Terminals vor Weihnachten beginnt jetzt der Gas-Import, mit dem Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird.“
Der Wirtschaftsminister geht von etwa 50 Schiffen im Jahr aus, die Wilhelmshaven mit LNG anlaufen werden. Das Gas werde dabei aus verschiedenen Regionen der Welt kommen, etwa wie die Ladung der „Maria Energy“ aus den USA. Und, so Lies: „Damit gehört dann auch zur Wahrheit, dass dieses Gas auch als Schiefergas gefördert worden sein kann.“
Der Einsatz von Frackeng-Gas wird von Natur- und Klimaschützern wegen hoher Methanbelastungen und seiner Schädlichkeit für Menschen und Umwelt in der jeweiligen Abbauregion scharf kritisiert. In der Niedersachsen selbst, wo sich mit dem Einsatz von „Fracking“ noch erhebliche Mengen Erdgas gewonnen werden könnte, hat das Land die Methode aus ökologischen Gründen nicht genehmigt.
„Die etwas wärmeren vergangenen Tage sollten nicht über die Herausforderungen dieses und vor allem auch des nächsten Winters hinwegtäuschen“, warnt Lies: „Wir sind durch die Folgen des russischen Angriffskrieges auf Gasimporte angewiesen. Und ich bin sehr froh, dass es der Bundesregierung gelungen ist, eine Versorgung mit LNG zu gewährleisten.“
Lies kündige an, die neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ beim Aufbau von Infrastruktur in Deutschland auch für die geplanten weiteren schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Stade an den Tag legen zu sollen. Vor allem aber auch ein Bau von festen LNG-Terminals an Land an diesen beiden Standorten. Sie sollen möglichst 2026 fertig sein.
Klimaschützer befürchten, dass feste LNG-Terminals das Land für weitere Jahrzehnte auf die Nutzung fossiler Energieträger festlegen könnten. Lies hält dem entgegen: „Dieselbe Infrastruktur, mit der wir heute noch fossiles Gas einspeisen, kann morgen ebenso gut für grünes Gas genutzt werden.“
Hoosksiel/Wilhelmshaven (3.12.2023) – Heute hat mir der „Maria Energie“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven der erste ausschließlich mit verflüssigtem Erdgas beladene Schiff festgemacht. Wie Terminalbetreiber Uniper mitteilt, ist der 289 Meter lange Frachter mit 170 000 Kubikmetern verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den USA beladen. Dort sei das dem Energiekonzern Tsakos Energy Navigation gehörende Schiff am 19. Dezember in Calcasieu Pass (Luisiana) beladen, nachdem das Erdgas in einer Anlage von in der Verflüssigungsanlage des LNG-Anbieters Venture Global tiefgekühlt worden war.
In Wilhelmshaven soll das LNG an Bord der Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Höegh Esperanza“ erwärmt und dadurch regasifiziert werden. Das LNG ergibt eine Menge
97 147 000 Kubikmeter Erdgas. Damit können rund 50 000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang mit Energie versorgt werden.
„Venture Global ist sehr stolz darauf, die erste vollständige LNG-Ladung nach Deutschland zu liefern, und wir gratulieren Uniper und der deutschen Regierung für ihr schnelles Handeln beim Aufbau der Infrastruktur, die diesen historischen Tag möglich gemacht hat“, wird Mike Sabel, Geschäftsführer von Venture Global in einer Mitteilung zitiert.„Als strategische Partner freuen wir uns darauf, unseren Verbündeten durch die kontinuierliche Lieferung von sauberem und zuverlässigem US-LNG eine langfristige Energieversorgungssicherheit zu bieten.“
Die heutige LNG-Lieferung ist noch Teil des Inbetriebnahmeprozeses. Der kommerzielle Betrieb des Terminalter s in Wilhelmshaven wird voraussichtlich Mitte Januar 2023 aufgenommen, so Uniper.
Die Deutsche Umwelthilfe (Berlin) weist darauf hin, dass mit der „Maria Energie“ das erste mit Fracking-Erdgas aus den USA beladene LNG-Tanker in Wilhelmshaven festgemacht hat. Ein Grund zur Freunde sei das keineswegs, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Aus Sicht von Klima- und Naturschutz sei das ein „historischer Tiefschlag“. Die Erdgas-Förderung Fracking-Technik setze sehr hohe Mengen Methan frei, verbrauche enorm viel Wasser und könne Erdbeben auslösen. Müller Kraenner: „Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist deshalb hierzulande zu Recht verboten. Mit dem Import des Gases nehmen wir trotzdem in Kauf, dass Menschen in den USA Folgen wie Erdbeben, kontaminiertes Grundwasser und erhöhte Krebserkrankungsraten zu tragen haben.“Die DUH fordert eine Denkpause in Sachen LNG-Infrastruktur, um Fragen nach Bedarf und Herkunft des Gases zu klären.
Für heute Abend ist vom „Netzwerk Energiedrehscheibe“ eine Protestaktion unter dem Motto: „Trommeln für Meer und dessen Bewohner“ angekündigt. Die Veranstaltung des Bündnisses von lokalen Umwelt- und Klimaschutzverbände soll um19 Uhr am Hooksiel Außenhafen beginnen. Der nächste LNG-Frachter wird in der nächsten Woche erwartet.
Fackeln statt Böller und Raketen: Die Wangerland Touristik setzt darauf, dass das „Deichleuchten“ zur Tradition wird. Foto: Cristian Stankovic
Hooksiel/Horumersiel (2.1.2023) – Auch in diesem Jahr soll es wieder das „Wangerländer Deichleuchten“ geben. Die Initiatoren der Wangerland Touristik GmbH (WTG) zogen nach der Premiere am vergangenen Samstag eine positive Bilanz. Die Idee, das jeweils neue Jahr am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer statt mit Raketen und Böllern mit Fackeln, Lichtern und Leuten zu begrüßen, habe deutschlandweit Wellen geschlagen. „Ein Posting auf Facebook hatte innerhalb kürzester Zeit über 15 000 Likes erhalten“, schildert Marketingchefin Larissa Strangmann. „Und viele der Teilnehmenden waren begeistern.“
Schon gegen 23 Uhr lockte es die ersten zu den drei Hauptstandorten in Hooksiel, Horumersiel und Schillig, wo man mit „Deichpaten“ einen Glühwein oder Punsch trinken konnte. Um Mitternacht wurden dann die verschiedensten Leuchtmittel entzündet. Nicht nur über 1000 Wachsfackeln waren zu sehen, sondern auch viele Laternen, Lichterketten, Taschenlampen, leuchtende Partyhüte oder aufwendig geschmückte Regenschirme.
„Die Kreativität und die Freude der Teilnehmenden haben bei uns für Gänsehaut gesorgt“, berichtet Larissa Strangmann. Leider sei an den Deichen noch vereinzelt geböllert worden.
„Natürlich haben wir uns insgeheim gewünscht, dass schon zum Auftakt des Deichleuchtens gänzlich auf Feuerwerk verzichtet wird, aber uns war bewusst, dass dieses Ziel im ersten Jahr überambitioniert ist“, so Armin Kanning, Geschäftsführer der WTG. Die Auftaktveranstaltung sei als Initialzündung für eine neue Tradition zu verstehen, für die es nun Hausaufgaben zu machen gelte: So die gemeindeseitige Einführung eines offiziellen Verbotes von Feuerwerk.