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Krisenstab beim Landkreis: Letzte Mahnung an Entsorgungsfirma

Hooksiel/Friesland (14. 5. 2025) – Der Abfuhrkalender lügt nicht. Ganz sicher: Heute wird die Mülltonne abgeholt. Also raus aus dem Bett und den Behälter pünktlich zu um 6 Uhr an die Straße gestellt. Frühstück. Noch war das Abfuhrunternehmen nicht da. Mittagessen, Abendbrot – immer noch steht die Tonne unberührt. Also wieder raus, die Tonne zurück aufs Grundstück. Wir wurden vergessen. Vielleicht bekommt der Müll ja morgen seine Abfuhr?

Immer wieder bleiben Tonnen stehen

Der geschildert Vorgang ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten gab es unzählige Betroffene. Ein wesentlicher Grund: Die Firma Augustin, die seit dem dem 1. Januar 2025 für die Abfallentsorgung, zumindest für Restmüll, Biomüll, Altpapier und Sperrmüll – im Landkreis Friesland zuständig ist, schafft das notwendige Pensum noch nicht. „Aktuell ist das Unternehmen nicht in der Lage, die tägliche Abfuhr zuverlässig sicherzustellen“, heißt es in einer vom Landkreis und der Firma heute gemeinsam herausgegebenen Pressemitteilung. Immer wieder würden deshalb einzelne Behälter oder ganze Straßenzüge nicht geleert – teilweise erfolge die Nachleerung erst Tage später. 

Ein unhaltbarer Zustand: Nicht fristgerecht entleere Tonnen versperren Imme wieder über Tage die Gehwege in Hooksiel. Das Entsorgungsunternehmen will seine Tourenpläne nachbessern und mehr Personal einsetzen. Foto: hol

Der Landkreis als Auftraggeber bewertet die Situation als „inakzeptabel“ und fordert umgehend nachhaltige Abhilfe von seinem Vertragspartner. Um die Lage zu besprechen, hatte Landrat Sven Ambrosy für Dienstag die Augustin-Geschäftsleitung zu einem Krisengespräch eingeladen. Die unmissverständliche Botschaft des Landrats: „Die Zeit der Erklärungen ist vorbei – das Unternehmen muss nun endlich Ergebnisse liefern.“

Augustin: Wir haben die Aufgabe unterschätzt

Die Firma Augustin soll bis Ende der Woche einen konkreten Maßnahmen- und Zeitplan vorlegen. Ziel sei es, die bestehenden Probleme bis spätestens Ende Mai dauerhaft zu beheben. Zur engen Begleitung des Prozesses werde ein gemeinsamer Krisenstab eingerichtet, bestehend aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung und der Firma Augustin. Dieser tage ab sofort zwei Mal in der Woche, um die Abfallerfassung und -entsorgung schnellstmöglich wieder auf ein vertragsgemäßes Niveau zu bringen.

Lukas Augustin, Geschäftsführer des Unternehmens, räumt ein, dass die Herausforderungen unterschätzt worden seien – insbesondere mit Blick auf die Einarbeitung neuen Personals, den Einsatz neuer Fahrzeuge und den Systemwechsel bei der Abfallsammlung. Augustin: „Ich entschuldige mich ausdrücklich bei den Bürgerinnen und Bürgern sowie bei den Mitarbeitenden der Kreisverwaltung und der Kommunen für die entstandenen Unannehmlichkeiten und die zusätzliche Belastung. Wir arbeiten nun mit Nachdruck an einem wirksamen Maßnahmenplan, um die Probleme dauerhaft zu lösen.“

Konkret hat das Unternehmen inzwischen zwei zusätzliche Sammelfahrzeuge in Betrieb genommen, um nicht geleerte Behälter spätestens am Folgetag zu entleeren. Darüber hinaus wurden weiteres Personal und zusätzliche Fahrzeuge aus anderen Regionen nach Friesland verlegt, um die Situation kurzfristig zu stabilisieren.

Touren werden angepasst

Bernhard Klaus, Stabschef bei Augustin: „Unsere Fahrer sind mit den neuen Touren noch nicht vollständig vertraut. Daher integrieren wir alle bisher ausgelassenen Straßen und Behälter systematisch in die digitalen Tourenpläne. Gleichzeitig passen wir überlastete Touren an. Ziel ist es, dass jeder Fehler nur einmal passiert – und in Zukunft vermieden wird.“

Auch Lukas Augustin zeigt sich zuversichtlich: „Wir bündeln jetzt alle Kräfte, um unseren Auftrag verlässlich zu erfüllen und wieder ein starker Partner für den Landkreis und seine Bürgerinnen und Bürger zu werden.“

Landkreis pocht auf Vertrag

Der Landkreis Friesland begrüßt die angekündigten Maßnahmen. Man erwarte aber auch eine zügige und verlässliche Umsetzung. Sollten die vereinbarten Schritte nicht wie besprochen umgesetzt werden, werde der Landkreis von den ihm zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln im Rahmen des Vertragsrechts konsequent Gebrauch machen.

Zu den Orten, in denen in den vergangenen Wochen immer wieder Abfallbehälter stehen blieben, gehört auch Hooksiel. Zu beobachten war dabei, dass die Augustin-Fahrer teilweise Schwierigkeiten noch haben, die Tonnen per digital gesteuertem Greifarm der Fahrzeuge zu fixieren. Häufig sind dafür mehrere Ansätze nötig – was Zeit kostet. Teilweise kämpfen die Fahrer aber auch mit ungünstig geparkten Autos, gerade in engen Straßen. 

Gehwege oft unpassierbar

Ein ärgerlicher Nebeneffekt gerade für den Urlaubsort Hooksiel. Nicht geleerte, zum Teil aber auch leere Mülltonnen versperren tagelang die Fußwege. Besonders dann, wenn – etwa bei Ferienwohnungen – Hausmeisterdienste für den Hol- und Bringedienst für die Tonnen vom Grundstück an die Straße zuständig sind. Ist die Tonnen nicht fristgerecht geleert, dauert es zum Teil Tage, bis die Servicekräfte das nächste Mal zu dem betroffenen Grundstück kommen. Die Leidtragenden sind häufig Fußgänger, die die Gehwege kaum noch nutzen können. Gerade für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, werden die Tonnen zu unüberwindbaren Hindernissen. 

Müllabfuhr fährt künftig mit Biogas

Augustin-Müllabfuhr Vertrag Friesland
Bei der Vertragsunterzeichnung: (von links) Philipp Augustin, Geschäftsführer Rolf Augustin, Uwe Wiechel (alle Firma Augustin Entsorgung Friesland) , Thorben Wehmeyer (Leiter der Abfallwirtschaftsbehörde beim Landkreis), Landrat Sven Ambrosy und Stephan Heidemann (Technischer Leiter Abfallwirtschaft beim Landkreis). Foto: Landkreis Friesland

Wangerland/Friesland (22. 3. 2024) – Die Abfallentsorgung im Landkreis Friesland soll klimafreundlicher werden. Mit dazu beitragen soll das Entsorgungsunternehmen Augustin Entsorgung Friesland mit Sitz in Schortens, das nach dem Beschluss des Kreistages zum 1. Januar 2025 die Abfallabfuhr für Restmüll, Biomüll, Papier und Sperrmüll in den friesländischen Kommunen übernimmt. Zudem soll Augustin ab 2025 die Abfallumschlagsanlage auf Wangerooge sowie den Wertstoffhof in Varel betreiben sowie die Ast- und Strauchwerk-Sammlung übernehmen. 

Frieslands Landrat Sven Ambrosy und der Augustin Geschäftsführer Rolf Augustin unterschrieben jetzt das entsprechende Vertragswerk. Danach sollen alle Fahrzeuge, die ab 2025 durch die Firma auf dem Festland des Landkreises zur Abfuhr eingesetzt werden, zu 100 Prozent mit Biogas betrieben werden. Damit entsprechen sie laut Mitteilung des Landkreises den gesetzlichen Vorgaben über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge. Die Laufzeit des Vertrages beträgt fünf Jahren plus zwei Verlängerungsoptionen von jeweils zwei Jahren,

Die Abfälle würden zudem zu möglichst nah gelegenen Entsorgungsanlagen transportiert, um die gefahrenen Strecken so kurz wie möglich zu halten. Durch diese Maßnahmen könne die CO2-Bilanz der Abfallabfuhr im Landkreis Friesland verringert werden. „Ich freue mich, dass wir durch die Umstellung in der Abfallabfuhr, einen weiteren Schritt im Bereich Nachhaltigkeit gehen können und dass wir einen regionalen Dienstleister an der Seite haben, der kurze Wege ermöglicht“, sagte Landrat Ambrosy.

Die Firma Augustin hatte bereits 2015 die Abfuhren für Restmüll, Bioabfall und Papier übernommen. Teilweise werden diese Abfuhren durch Fahrzeuge von Subunternehmen erledigt. Die Sperrmüll- und die Strauchschnittabfuhr erfolgt aktuell durch die Firma Nehlsen.

„Danke an den Landkreis Friesland für das entgegengebrachte Vertrauen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit in den kommenden Jahren“, sagt Rolf Augustin. Die Schortenser Firma hat sich im aktuellen Vergabeverfahren gegen die Mitbewerber durchgesetzt.

Wenn die umgekippte Abfalltonne zum unüberwindbaren Hindernis wird

Hooksiel (19. 2. 2024) – Die Dame ist jenseits der 80, aber immer noch mobil. Nennen wir sie Frau Meier. Mit ihrem Rollator läuft sie fasst täglich durch den Ort. Ihr Credo: „Bewegung hält fit!“ 

Ein Problem teilt Frau Meier mit vielen älteren Hooksielern. Das mit dem Spazierengehen ist nicht immer einfach. Die Fußwege sind um Teil schmal und buckelig, das Kreuzen von Straßen gefährlich – obwohl die meisten Autos langsam unterwegs sind. „Da muss ich eben aufpassen …“ Ärgerlicher seien die unnötigen Hindernisse, die ihr den Weg versperren: die Hecken, die weit in die Fußwege hinein ragen oder Abfalltonnen, die die Fußwege versperren. 

Mülltonne auf dem Gehweg
Umgekippte Abfallbehälter sind vor allem für gehbehinderte Menschen echte Hinternisse. Fotos: hol

Montags Papiertonnen, dienstags Wertstofftonnen, donnerstags Biotonnen und Restmülltonnen. Die Mülltrennung ist weit fortgeschritten, das Abfuhrsystem optimiert. Neben der Organisation hat sich über die Jahre auch die Technik geändert. Längst Geschichte sind die Zeiten, in denen ein „zweiter Mann“ auf den Müllwagen mitfuhr, die Tonnen von den Grundstücken holte und sie nach dem Entleeren wieder an ihren Platz stellte.

Heute ist der Fahrer allein unterwegs. Die Anwohner stellen die Behälter selbst an die Straße. Mit dem Greifarm seines Abfuhrfahrzeugs packt der Fahrer die Tonnen und kippt deren Inhalt in den Laderaum. Kein leichtes Unterfangen. Manchmal parken Autos vor den Abfallbehältern, manchmal stehen Behälter falsch herum. Und manchmal werden Tonnen so abgestellt, dass der Fahrer gewaltig aufpassen muss, mit seinem Greifarm nichts zu beschädigen – etwa die historisch anmutenden Kandelaber im Hooksieler Ortskern.

Frau Meier hat großen Respekt vor dem Geschick der Lastwagenfahrer. Aber wenn wieder einmal etliche Tonnen quer auf den Bordsteinen liegen, würde sie sich doch wünschen, dass es den „zweiten Mann“ noch gäbe, der die Tonnen wieder aufrichtet. „Natürlich kann niemand etwas dafür, wenn der Sturm Tonnen umkippt“, sagt die Hooksielerin. Aber nach ihrer Erfahrung fallen auch bei ruhiger Wetterlage viele Behälter beim Abstellen um und versperren die Gehwege – zum Teil über Stunden. Besonders häufig, so ihr Eindruck, komme das bei Wertstofftonnen vor.

Der Landkreis Friesland als Untere Abfallbehörde kennt das Problem. Er beauftragt die Unternehmen, die den Rest-, Papier- und Bioabfall abholen. Für die Wertstofftonnen ist das Duale System Deutschland zuständig. „Es gibt keine Erfahrungen, dass bestimmte Tonnen häufiger umfallen als andere“, sagte Nicola Karmires auf Anfrage von „Hooksiel-life“. Allerdings sei anzunehmen, dass großflächigere Tonnen bei Sturm eher umfallen können.

Das Vorgehen bei der Entsorgung sei bei allen Betrieben gleich. „Die Entsorgungsfahrzeuge nutzen automatisierte Kippvorgänge. So wird der Behälter gehoben, drei Mal angeschlagen und wieder abgestellt“, schildert Karmires. Die Geschwindigkeit des Entladevorgangs könne in der Regel von den Fahrern nicht reguliert werden. Auch der Abstellvorgang sei bei allen Fahrzeugen gleich.

Dennoch: Immer wieder fallen Tonnen – aus welchem Grund auch immer – um. „Bei unseren Vertragspartnern ist geregelt, dass eine Tonne wieder aufzustellen ist, sollte diese bei oder nach der Entleerung umfallen“, erläutert Nicola Karmires. Soweit die Theorie: In der Praxis kommt das angesichts des Zeitdrucks der Fahrer wohl eher selten vor. Schlimmer noch: In einem Ort mit vielen Ferien- und Zweitwohnungen ist längst nicht überall ein Hausbewohner vor Ort, der seine (leere) Tonne wieder aufrichtet. 

Frau Meier würde sich wünschen, dass in solchen Fällen der Hausmeisterdienst oder auch Nachbarn zeitnah die Hindernisse aus dem Weg räumen. „Ich würde es ja selbst machen. Aber ich kann es leider nicht mehr …“

Abfall-Entsorgung wird deutlich teurer

Friesland/Hooksiel (8. 9. 2023) – Die Abfallgebühren im Landkreis Friesland werden voraussichtlich ab dem nächsten Jahr deutlich teurer. Der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft des Kreistages segnete jetzt die Gebührenkalkulation der Verwaltung für 2024 ab. Darin ist eine durchschnittliche Gebührenerhöhung von 12,86 Prozent vorgesehen. Die Entscheidung fällt der Kreistag am 4. Oktober.

Der Entwurf sieht unter anderem folgende Anpassungen vor: Die Grundgebühr je Haushalt soll von 65,54 auf 70,18 Euro angepasst werden. Der Hebesatz für eine Regelentsorgung (einschließlich Biotonne) steigt von derzeit 2,27 Euro je Liter Restmüll-Tonnenvolumen auf 2,60 Euro. Für Bürger, die ihren Bioabfall selbst kompostieren und somit keine Biotonne in Anspruch nehmen, liegt die Gebühr je Liter Tonnen-Volumen künftig bei 2,28 Euro (2023: 1,95 Euro). 

Für einen vierköpfigen Musterhaushalt mit vierwöchentlicher Leerung der Abfalltonne (mit Biotonne) haben die Experten beim Landkreis einen Anstieg der Jahresgebühr von 156,34 auf 174,18 Euro errechnet. Die jährliche Mehrbelastung liege je nach Haushaltsgröße zwischen 7,94 Euro (Ein-Personen-Haushalt) und 24,44 Euro (Sechs-Personen-Haushalt). 

Aufgrund der Unwägbarkeiten bei den Preisen in zahlreichen Märkten – Kunststoff, Papier, Treibstoff, Löhne, Inflation – wird die Abfallgebühr in Friesland aktuell jährlich angepasst. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Noch in diesem Jahr sollen die Entsorgungs-Dienstleistungen neu ausgeschrieben werden. Die Preise der neuen Verträge etwa für die Müllabfuhr werden dann in die Gebühren ab 2025 einfließen. Der jeweilige Gebührenbedarf ergibt sich aus der Kalkulation der jeweiligen Ausgaben und Einnahmen für das betreffende Jahr.