Entscheidung über Schulausfälle soll spätestens bis 6 Uhr erfolgen

Friesland/Hooksiel (6. 12. 2023) – Der Landkreis Friesland will in Gesprächen mit dem Busunternehmen Weser-Ems-Bus erreichen, dass künftig Störungen im Schulbusverkehr früher übermittelt werden. Das Unternehmen hatte heute erst gegen kurz nach 7 Uhr mitgeteilt, dass es aufgrund der Witterungslage keinen sicheren Schülertransport garantieren könne. „Eine solche Information sollte aber spätestens bis 6 Uhr erfolgen“, räumt die Kreisverwaltung auf Nachfrage gegenüber „Hooksiel-life“ ein.

Der Landkreis hatte die Information vom Schulausfall im nördlichen Kreisgebiet wenige Minuten später, gegen 7.15 Uhr, weitergegeben und veröffentlicht. Für einen Teil der Schüler kam die Information zu spät. Sie befanden sich schon auf dem Schulweg.

Inzwischen hat sich auch die Weser-Ems-Bus GmbH für die Unannehmlichkeiten entschuldigt, die dadurch entstanden seien, dass die Busausfälle nicht rechtzeitig mitgeteilt wurden. In der Sache selbst aber habe es keine Alternative gegeben, so eine Bahnsprecherin gegenüber „Hooksiel-life“. „Die Sicherheit unserer Fahrgäste geht vor.“

Intensive Abstimmung vor Entscheidung

Grundsätzlich werde über den Ausfall von Präsenzunterricht aufgrund von aktuellen Wetterlagen nach Rücksprache mit allen Fachstellen wie der Leitstelle des Landkreises und den Straßenmeistereien sowie den Busunternehmen entschieden. Grundlage dafür seien unter anderem die Wetterprognosen des Deutschen Wetter-Dienstes (DWD) Zudem, so die Kreisverwaltung, erfolge eine Rücksprache mit den Nachbarlandkreisen. 

Die Information über die Beeinträchtigung von Schülertransporten oder Schulausfälle werde dann unter anderem über die Medien veröffentlicht. Zusätzlich erfolgt eine Information auch über die App Katwarn und über die Internetseite des Landkreises (www.friesland.de).

Besonders in der Herbst- und Winterzeit könne es aufgrund extremer Witterungsverhältnisse wie Straßenglätte, Schneeverwehungen oder Sturm zu Ausfällen von Präsenzunterricht kommen, da die Schülerbeförderung nicht mehr durchführbar ist oder die Schulwege nicht mehr gefahrlos zu meistern sind. 

Eltern können Kinder zu Hause behalten

Grundsätzlich gelte, dass Erziehungsberechtigte von Schülern im Primarbereich und im Sekundarbereich I, die eine unzumutbare Gefährdung ihrer Kinder auf dem Schulweg durch extreme Witterungsverhältnisse befürchten, ihre Kinder auch dann zu Hause behalten oder vorzeitig vom Unterricht abholen können, wenn kein genereller Ausfall des Präsenzunterrichtes erfolgt. „Aber auch beim Ausfall von Präsenzunterricht ist eine Notbetreuung in den Schulen sichergestellt“, beteuert der Landkreis.

Der Schulbetrieb sei übrigens nicht komplett „abgesagt“ worden, betont die Kreisverwaltung. Ausgefallen sei leidlich der Präsenzunterricht an den Schulen. Die Schulen könnten entscheiden, ob und wie gegebenenfalls ein „Distanzunterricht“ ermöglicht wird. Distanzunterricht übers Internet wurde insbesondere während der Corona-Pandemie von vielen Schulen praktiziert. 

Warnstreik nicht ausschlaggebend

Der im Vorfeld bereits angekündigte Warnstreik von Mitarbeitern im Straßenräumdienst kann aus Sicht der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (Aurich) nicht maßgeblich für den Ausfall der Schülerbeförderung gewesen sein. Bereits am Dienstag Mittag habe im nördlichen Landkreis Friesland eine winterliche Situation geherrscht, die es so in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt in der Region nicht gegeben habe.

„Aufgrund der Tatsache, dass schon gestern absehbar war, dass sich die Witterungsverhältnisse in der Nacht zu Mittwoch nicht verbessern werden, waren unsere Straßenmeistereien noch am Vorabend im Einsatz und räumten und streuten die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen“, teilte Behördensprecher Johannes Booken mit.

Während eines Streiks der Straßenwärter würden die Strecken, die normalerweise durch die Meistereien betreut werden, von Fremdfirmen betreut. „Allerdings kann es hier zu zeitlichen Verzögerungen kommen, so dass die Straßen zum Teil nicht bis 6 Uhr, sondern erst im Laufe des weiteren Morgens gestreut werden“, so Booken. Dieser Umstand sei frühzeitig mitgeteilt worden, auch den Busunternehmen.

Anmerkung: Dieser Artikel wurde im laufe des Tages mehrfach ergänzt.

Kommentar: Wahlfreiheit darf nicht zu Lasten von Kindern und Steuerzahlern gehen

Von Gerd Abeldt

Viele Köche verderben den Brei. Das gilt auch für Behörden. Einen Beleg dafür liefert das Kuddelmuddel um die Schülerbeförderung im Wangerland; zumindest insoweit sie Grundschulkinder aus Waddewarden betrifft.

Waddewarden hat keine eigene Grundschule mehr. Die Eltern dort können sich die passende Schule aussuchen. Einige favorisieren Hooksiel, andere Tettens. Vielleicht geht sogar ein Kinder nach Hohenkirchen. 

Schulträger aller drei Schulen ist die Gemeinde Wangerland. Dennoch gibt es keine strikt einzuhaltende Schulbezirke, die einzelne Orte bestimmten Schulen zuordnen. Warum nicht? Schule ist nicht gleich Schule. Die inhaltliche Ausrichtung der Bildungseinrichtungen ist Sache des Landes. Und das erlaubt viel Kreativität. 

Die Schulen in Hooksiel und Tettens sind Ganztagsschulen, die GS Hohenkirchen (noch) nicht. Aber auch Ganztag ist nicht gleich Ganztag. Zumindest nicht aus Sicht von Eltern. Ein Beispiel: Die Tetta von Oldersum Schule in Tettens etwa ist als „Umweltschule“ ausgezeichnet, während man auf dem Hooksieler Schulhof jegliches Grün vergeblich sucht. 

Die Wahlfreiheit hat ihren Preis. Einen Preis, den aber nicht die Gemeinde und auch nicht das Land zahlen, sondern der Landkreis Friesland, der den Transport der Schülerinnen und Schüler zur Schule organisieren (und bezahlen) muss. Über fünf Millionen Euro im Jahr.

Für Grundschulkinder, die mehr als 2,5 Kilometer vom Schulstandort entfernt wohnen, gibt es eine Beförderungspflicht – oder einen Anspruch auf Erstattung der Busfahrtkosten. Dort, wo es keine Busse gibt, fahren Taxis die Kinder zur Schule. Man muss kein Kämmerer sein, um sich auszumalen, dass Taxis nicht billig sind. Allemal günstiger sind Busfahrten, die aber auch ihre Tücken haben. Zumindest dann, wenn – wie zwischen Waddewarden und Tettens – 6-jährige Kinder auf einer acht Kilometer langen Strecke noch von Bus zu Bus umsteigen müssen.

Warum der Landkreis aber für die überschaubare Zahl von Grundschulkindern aus Waddewarden gleich mehrere Schul-Transportwege organisieren muss, erschließt sich nicht. Schon gar nicht, wenn es bei der Schulwahl letztlich doch eher um die Frage gehen dürfte, ob die Lehrer hier oder dort „viel netter“ oder vermeintlich kompetenter sind.

Natürlich ist es schön, wenn Eltern sich die passende Schule für ihr Kind aussuchen können. Aber diese Freiheit ist gefährlich. Allemal dann, wenn der Schulweg für Kinder zur Gefahr wird. Also: Wenn Busverkehre nicht vernünftig zu organisieren sind, müssen Taxis her. Wenn Taxis zu teuer sind, müssen klare Schulbezirke her, damit Busse sinnvoll eingesetzt werden können. 

Ich vermute, wenn nur eine Behörde für das System Schule und seine Gesamtkosten zuständig wäre, würden diese Gebote der Vernunft längst eingehalten werden.

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Raser in Oldorf gefährden Schulkinder

Schulbus
Autofahrer dürfen Schulbusse, die Warnblinklicht eingeschalteter haben, nur in Schritttempo passieren, damit Kinder nicht gefährdet werden. Darauf weist der Automobilclub ADAC immer wieder hin. Die Praxis sieht häufig anders aus, wie die Situation in Oldorf (Wangerland) beweist. Themen-Foto: ADAC

Hooksiel/Waddewarden (20. 2. 2023) – Schon die Vorstellung treibt den meisten Eltern den Angstschweiß auf die Stirn: Kinder aus Waddewarden fahren morgens früh im Dunkeln mit dem Bus Richtung Tettens. Sie müssen zur Grundschule. In Oldorf steigen die 6- bis 10-Jährigen an der stark befahrenen Hauptstraße zwischen Jever und Hohenkirchen aus, müssen die Straße überqueren, gut 100 Meter zur Nebenstraße Richtung Tettens laufen, wo – mit etwas Glück – auf der gegenüber liegenden Seite der Bus nach Tettens wartet.

Allerdings nicht immer. Wie gegenüber dem Schulausschuss der Gemeinde Wangerland bestätigt wurde, kommt es auch schon mal vor, dass der zweite Bus losfährt, ohne auf die Kinder zu warten. Nicht in böser Absicht, aber der enge Fahrplan dränge die Busfahrer halt zur Eile. 

Um ihren Kindern eine lange Wartezeit in Oldorf zu ersparten, haben die Eltern Eigeninitiative entwickelt, schildert eine betroffene Mutter. Ein Elternteil vergewissert sich, dass die Kinder in Waddewarden in den Bus einsteigen, ein andere fährt schon vor nach Oldorf, um die Ankunft des Busses dort und das Umsteigen der Kinder in den zweiten Bus abzusichern.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Bushaltestelle in Oldorf alles andere als sicher ist. Geschwindigkeitsmessungen der Gemeinde im Zeitraum Mitte Oktober bis Mitte November vergangenen Jahres haben ergeben, dass über 67 Prozent der durchschnittlich 3655 Autos am Tag auf der Oldorfer Straße zu schnell fahren. 50 Stundenkilometer sind zulässig. Sehr viele Autos wurden mit Tempo 60 und mehr, einige sogar mit 100 km/h gemessen.

Dennoch, so der bei der Gemeinde für Schulen zuständige Abteilungsleiter, Markus Gellert, lehnt die Verkehrsbehörde beim Landkreis Friesland es nach einer Ortsbegehung ab, die zulässige Geschwindigkeit zumindest im Bereich der Bushaltestellen auf Tempo 30 zu verringern. Ein entsprechender Antrag der Eltern aus September 2022 wird von der Gemeinde unterstützt.

Tempo 30 sei laut Straßenverkehrsordnung (StVO) für die Hauptstraße nicht zulässig, heißt es. Die Busse stehen an den Haltestellen mit eingeschaltetem Warnblinklicht. Autofahrer dürfen sie eigentlich nicht, oder zumindest nur im Schritttempo passieren, um die Fahrgäste zu schützen. Die Praxis sieht allerdings anders aus …

Gellert wertet es schon als kleinen Erfolg, dass ein Vertreter der Verkehrsbehörde den Schulausschuss persönlich besuchen will, um mit den Kommunalpolitikern nach einer Lösung zu suchen. Als Sofortmaßnahme habe die Gemeinde die Beleuchtung vor Ort verbessert und zeitweise ein Geschwindigkeits-Display aufgestellt, das den Autofahrern ihr (zu hohes) Tempo anzeigt.

Die Elternvertreterin im Schulausschuss, Christiane Harms-Janßen, würdigte das Engagement der Gemeinde. Wenig Verständnis habe sie allerdings dafür, wie lange es dauert, bis in der Sache wirklich etwas passiert. „Die Eltern, die den Antrag gestellt haben, wollten mehr Sicherheit für ihre Kinder – gerade in der dunklen Jahreszeit. Jetzt ist es morgens schon wieder hell – und passiert ist kaum etwas.“

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.