Genehmigung fürs LNG-Terminal: Land sieht keine Gefahren fürs Wattenmeer durch Chlorbiozide

Wilhelmshaven/Hooksiel (12. 12. 2022) – Der Genehmigung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven steht nichts mehr im Wege. Wie der niedersächsische Energieminister Christian Meyer (Grüne) heute mitteilte, sollen die noch ausstehenden wasser- und emissionsrechtlichen Genehmigungen für die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) am Freitag übergeben werden. 

Das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg habe den Antrag des Unternehmens Uniper auf Genehmigung des LNG-Terminals nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Genehmigung für die Abwassereinleitungen nach Wasserhaushaltsgesetz geprüft. Ein Knackpunkt dabei war aus Sicht verschiedener Umweltverbände, aber auch der Tourismuswirtschaft in Hooksiel, die mögliche Belastung der Jade – und damit des Nationalparks Wattenmeer und des Hooksieler Badestrandes – mit Chemikalien.

LNG-Terminal Wilhelmshaven
Am erst vor wenigen Tagen fertiggestellten LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll ab Ende nächster Woche das erste Flüssigerdgas regasifiziert werden. Foto: NPorts

Zur Regasifizierung des Flüssigerdgases (LNG) an Bord der „Höegh Esperanza“ wird Meerwasser benötigt. Aufgrund der erheblichen biologischen Aktivität ist ein regelmäßiges „Antifouling“ nötig, damit Rohre sich nicht zusetzen. Geprüft worden seien daher auch mögliche Folgen der Einleitung von Chlor- und Bromderivaten auf die gewässerökologische Verträglichkeit sowie Alternativen dazu, beteuert Minister Meyer: „Es werden nicht nur alle geltenden Grenzwerte eingehalten, sondern zur Genehmigung gehört auch ein Minimierungs-Konzept für die Einleitung der Chlorbiozide. Denn wir befinden uns am Weltnaturerbe Wattenmeer. Zudem wird das gewässerökologische Monitoring intensiviert, um Verschlechterungen der Umweltsituation auszuschließen.“ Auch werde nach der Inbetriebnahme eine stetige gewässerökologische Beweissicherung durchgeführt und eine enge Überwachung der Einleitungen vorgenommen. Im Rahmen des auf Grundlage des LNG-Beschleunigungsgesetzes beschleunigten Verfahrens seien über 300 Einwendungen von Umweltverbänden und Bürgern geprüft worden.

Das erste deutsche LNG-Terminal soll am kommenden Samstag von Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck, Ministerpräsident Stephan Weil sowie Energieminister Christian Meyer und Wirtschaftsminister Olaf Lies eingeweiht werden. Am Donnerstag wird am LNG-Anleger die Ankunft der „Esperanza“ erwartet, die dann als FSRU dient.

„Die in Niedersachsen geplanten Flüssiggas-Terminals werden für eine Übergangszeit zur Versorgungssicherheit in Deutschland beitragen“, so Christian Meyer. „Dennoch brauchen wir eine beschleunigte Energiewende, denn die Klimakrise wartet nicht. Dafür müssen wir schnellst möglich raus aus den fossilen und hin zu erneuerbaren Energien. Je eher wir Wind und Sonne als Energieträger bei uns ausbauen, aber auch Grüne Gase importieren, desto weniger brauchen wir die fossilen Importe. Dazu wird Niedersachsen die Windenergieflächen verdoppeln und zusammen mit dem Bund auch bei Offshore den Turbo zünden, für eine klimaneutrale, günstige und sichere Energieversorgung.“

Die Genehmigungen für den Betrieb der FSRU liegen öffentlich aus. Ende nächster Woche soll die Umwandlung von Flüssigerdgas in gasförmiges Erdgas starten. Insgesamt sollen von der Anlage am Voslapper Groden aus jährlich etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Gasleitungsnetz eingespeist werden. Dies entspricht etwa zehn Prozent der 2021 von Russland gelieferten Erdgasmenge.

„Wichtige Grundlage für Transformation des Energiesystems, weg von fossilen Energien“

Energiminister Christian Meyer

Pünktlich ist am Montag dazu auch die 26 Kilometer lange Gasleitung von Wilhelmshaven zum Gasspeicher in Etzel (Gemeinde Friedeburg) fertig gestellt worden. Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) hatte den Bau der Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) in nur zwölf Wochen realisiert. Vom Speicher Etzel wird dann das Erdgas bedarfsgerecht ins deutsche Gastransportnetz eingespeist.

Nach Angaben von Minister Meyer kann die Leitung zukünftig auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. „Damit schaffen wir auch eine wichtige Grundlage für die Transformation des Energiesystems, weg von fossilen Energien. Denn die Leitung soll auch für den Transport von Grünem Wasserstoff genutzt werden. Die WAL ist insofern auch eine Initialzündung für eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft – in Wilhelmshaven als Energiedrehscheibe, in Niedersachsen und ganz Deutschland.“

Jeder zweite Wangerländer lebt vom Tourismus

Strandkörbe in Hooksiel
Der Hooksieler Strand ist bei den Urlaubern sehr beliebt. Damit die Strandkörbe auch in Zukunft gut belegt werden, will die Wangerland Touristik GmbH neue Angebote schaffen. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hooksiel/Wangerland (23.11.2022) – Der Tourismus im Wangerland ist immer noch im Krisenmodus. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise beeinflussen die Urlaubspläne vieler Bürger. Für das Jahr 2022 zeichne sich mit einer Gästezahl von 291 000 und 1,8 Millionen Übernachtungen zwar ein Plus gegenüber 2021 um zehn Prozent ab. Hinter dem Vor-Corona-Jahr 2019 liege man aber sechs Prozent zurück, sagte der Geschäftsführer der Wangerland Touristik GmbH (WTG), Armin Kanning, beim „Leistungsträger-Stammtisch“ im Gästehaus Hooksiel. 

Vor gut 50 Vermietern von Ferienwohnungen, Gastronomen und sonstigen Dienstleistern vertrat Kanning die These, dass der Corona-bedingte Trend zum Deutschland-Urlaub kein Selbstläufer sei. Die Zahl der Tagesgäste, die aus Oldenburg an die Küste kommen, um hier einen Tasse Kaffee zu trinken und frische Luft zu schnappen, werde angesichts hoher Kraftstoffpreise zurückgehen. Kanning: „Wir müssen hart um jeden Gast kämpfen und uns immer wieder neu erfinden.“

Mit Marketingleiterin Larissa Strangmann stellte der WTG-Chef Projekte vor, die in 2023 ausprobiert werden sollen. Man setze auf Digitalisierung, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit. Geplant sind unter anderem Wangerländer Filmnächte, ein digitaler Reiseführer und die Digitalisierung der Ausleihe in den Büchereien samt Ergänzung des Medienbestandes etwa um Tonie-Figuren, die Kindern Geschichten vorlesen. Am Strand von Schillig testet die WTG eine barrierefreie Schaukel und einen Saunastrandkorb. Sollten die Neuerungen erfolgreich sein, werde man sie auch in Hooksiel anbieten, versicherte Larissa Strangmann. 

Eine Neuerung im Veranstaltungskalender gibt es zu Silvester-Fest. Für das „Wangerländer Deichleuchten“ werden um 24 Uhr alle Wangerländer und Urlaubsgäste auf den 30 Kilometer langen Deich zwischen Hooksiel über Schillig bis Harlesiel gebeten, um dort statt zu Böllern eine Fackel oder ein Licht zu entzünden. Stolz ist man bei der WTG darauf, seit diesem Jahr „Nationalpark-Partner“ zu sein. Dazu passend werde man Initiativen gegen die Vermüllung der Meere anstoßen und konsequent auf Mehrwegsysteme setzen – aus ökologischen, aber auch aus finanziellen Gründen. Wie Kanning sagte, koste allein die Müllentsorgung auf den beiden Campingplätzen rund 100 000 Euro im Jahr.

Energiekosten von rund 40 000 Euro im Monat je Bad spare man durch die aktuelle Schließung der Hallenbäder in Hooksiel und Horumersiel. Angesichts der Engpässe bei der Energieversorgung habe die Schließung der energieintensiven Betriebe aber auch eine „moralische Komponente“. Kanning geht davon aus, dass die Bäder zum Saisonbeginn 2023 wieder geöffnet werden. 

Nicht jeder Hooksieler zeigte für diesen Schritt Verständnis. Das Hallenwellenbad sei geschlossen und die Strände in Horumersiel und Schillig sauberer und besser ausgestattet als der in Hooksiel, klagte eine Vermieterin. Hier sei die WTG gefordert. Zudem gebe es bei Gästen eine spürbare Verunsicherung durch den Betrieb des Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven in Sichtweite des Strandes. 

Im Mai 2023, soll das neue Thalasso-Zentrum in Horumersiel fertig sein. Dann sollen bis zur offiziellen Eröffnung die Abläufe im Haus im Detail abgestimmt werden. Das Zentrum sei etwas „Einmaliges in Deutschland“, so Kanning, und werde Gäste aus dem Umkreis von rund 100 Kilometern ins Wangerland ziehen. Angebotspakete und Preise würden derzeit noch einmal überarbeitet. Obwohl die Anwendungen von den Nutzern privat bezahlt werden müssen, sei er auch wirtschaftlich von der Einrichtung zuversichtlich, so Kanning: „Der zweite Gesundheitsmarkt boomt.“

Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus fürs Wangerland sei immens, sagte der WTG-Geschäftsführer. Das Deutsche Institut für Tourismusforschung (München) hat für 2019 fürs Wangerland einen touristischen Brutto-Umsatz von rund 180 Millionen Euro errechnet. Daraus ergibt sch ein touristisches Primäreinkommen von über 90 Millionen Euro. Statistisch heißt das: Jeder zweite Wangerländer bezieht sein Primäreinkommen aus dem Tourismus.

Kommentar: Die Feuerwehr braucht freie Fahrt

Von Gerd Abeldt

Entsteht das neue Feuerwehrgerätehaus am richtigen Platz? Mitten im Ort? Direkt angrenzend an ein Neubaugebiet? Es gibt Hooksieler, die sehen darin eine Fehlplanung. Eine Einsatzzentrale im Gewerbegebiet wäre aus ihrer Sicht die besser Lösung gewesen. Wirklich?

Die Argumente der Kritiker: Wie kommen die Löschtrupps zu ihrem Einsatzort? Gerade im Sommer sei der Straßenzug zum Strand von der Umgehungsstraße über den Kreisel an der Tankstelle in die Bäderstraße hinein sehr stark befahren. Da dürfte es selbst für Feuerwehrfahrzeugen mit Martinshorn manchmal schwer werden, ein Durchkommen zu finden. Eine Rettungsgasse auf der Bäderstraße? Schwer vorstellbar.

Die Argumente sind nachvollziehbar. Doch stichhaltig sind sie nur bedingt, zumindest wenn man davon ausgeht, dass die meisten Einsatzorte der Wehr im Ortskern selbst liegen. In einem solchen Fall müssten die im Ort wohnenden Floriansjünger im Alarmfall erst mit ihren Privatwagen aus dem Ort heraus ins Gewerbegebet fahren – und zwar ebenfalls über den verstopften Kreisel und die viel befahrene Umgehungsstraße. Wenn sie ihre Einsatzfahrzeuge erreicht haben, ginge es wieder zurück in den Ort – erneut über die L 810 und häufig auch über den Kreisel. In der Regel würde sich die Ausrückzeit der Wehr eher verlängern.

Dennoch: Der neue Standort am Hohe Weg ist alles andere als optimal. Deutlich besser gelegen wäre sicher ein Areal an der Lange Straße oder am Pakenser Altendeich gewesen. Doch das einzige freie Grundstück dort, die Grünfläche neben dem Walter-Spitta-Haus, ist zu klein. Der Aufkauf und Abriss von Häusern wäre zu teuer gewesen.

Also dann doch das Grundstück am Hohe Weg. Das Areal ist für die Feuerwehrleute gut zu erreichen. Die Einsatzfahrzeuge sollen über Hohe Weg und Middeldiek zur Bäderstraße ausrücken. Eine vertretbare Lösung. Zumal die beruhigten Straßen im Neubaugebiet oder die mit Pflanzbeeten verbarrikadierte Friesenstraße kaum ein schnelles Vorankommen mit größeren Fahrzeugen zulassen würden.

Aber erst die Praxis wird zeigen, inwieweit der Plan aufgeht. Auch der Hohe Weg ist verkehrsberuhigt. Und spätestens dann, wenn die Grünfläche zwischen Neubaugebiet, Middeldiek und Hohe Weg einmal bebaut ist, sei mit Wohn- oder Ferienhäusern, wird die jetzt noch plausibel erscheinende Route nur noch mit äußerster Vorsicht zu befahren sein.

Das Beispiel der Grundstückssuche für die Feuerwehr zeigt, wie wichtig eine Entwicklungsplanung ist. Hätte man früher an die Feuerwehr gedacht, wäre sicher eine direkte Zufahrt vom Ort zum Gewerbegebiet angelegt worden, nutzbar zumindest für Einsatzkräfte auf dem Weg zum Feuerwehrgerätehaus. Die Gemeinde Wangerland sollte aus diesem Versäumnis lernen. Spätestens bei der Erschließung des nächsten Baugebietes am Hohe Weg muss eine schnelle Verbindungsstraße vom Feuerwehrstrandort zur Bäderstraße eingeplant werden. Denn die beste Feuerwehr nützt nichts, wenn sie zu spät kommt.

Hooksiel bekommt neues Feuerwehrgerätehaus

Hooksiel (17.11.2002) – Der Anfang ist gemacht. Sechs Monate später als ursprünglich geplant, setzten heute Vertreter der Gemeinde Wangerland, des Landkreises Friesland, der Feuerwehr und der Baufirmen den ersten Spatenstich für das neue Feuerwehrgerätehaus in Hooksiel. Ende 2023 soll die Ortsfeuerwehr den Neubau am Hohen Weg beziehen. Er ersetzt das derzeitige Domizil am Alten Hafen.

Feuerwehr Hooksiel Neubau
Setzten die ersten Spatenstiche für das neue Feuerwehrgerätehaus: (v. l.) Kim Zinsenhofer (Baufirma), Pierre Bahlke, Peter Schoolmann (beide Gemeinde), Alt-Bürgermeister Björn Mühlena, Gemeindebrandmeister Eike Eilers, Patrick Obst (alle Feuerwehr), Bürgermeister Mario Szlezak, Landrat Sven Ambrosy, Ortsbrandmeister Jörg Nöchel und Architekt Sven Bünting. Foto: Feuerwehr

Der mit Baukosten von 2,8 Millionen Euro veranschlage Neubau soll Platz für 60 Feuerwehrleute bzw. Jugendfeuerwehrleute und vier Einsatzfahrzeuge bieten. Damit soll es dem wachsenden Raum- und Personalbedarf moderner Feuerwehren gerecht werden, sagte Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak. 

Ortsbandmeister Jörg Nöchel unterstrich die gute Lage der neuen Feuerwehrzentrale. Die Wehr werde über Hohe Weg und Middeldiek ausrücken, nicht durch das benachbarte Neubaugebiet. Der die Stützpunktwehr in den allermeisten Fällen bei Einsätzen in Hooksiel selbst und am Strand gefordert sei, sei die Lage im Ortsmittelpunkt optimal.

Friesland Landrat Sven Ambrosy wies darauf hin, dass die Hooksieler Wehr künftig auch durch Gefahrenlagen im Wilhelmshavener Industriegebiet gefordert sein könnte. Hier entstehe mit dem LNG-Terminal und Gasleitungen zusätzliche kritische Infrastruktur. Ambrosy forderte neben einem regional abgestimmten Feuerwehrkonzept weitere Unterstützung vom Land Niedersachsen. Die eine Million Euro, mit der Hannover den Bau des Feuerwehrhauses bezuschusst, reichten bei weitem nicht aus.

Tankstelle in Hooksiel überfallen

Hooksiel (15.11.2022) – Die Polizei sucht nach zwei Unbekannten, die am Montag, 14.November, um 21:50 Uhr die Tankstelle an der Bäderstraße in Hooksiel ausgeraubt haben. Wie es im Polizeibericht heißt, hätten kurz vor dem Ende der Öffnungszeit zwei maskierte Männer den Verkaufsraum der Tankstelle betreten, in der eine 19-jährige Verkäuferin arbeitete.

Während ein Täter die junge Frau mit einem Messer bedroht habe, habe der Andere sie aufgefordert, sämtliches Bargeld herauszugeben. Nachdem das Opfer die Kasse geöffnet habe, hätten die Täter die Einnahmen entnommen und seien geflüchtet. Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte, hätten beide Verdächtigen akzentfrei Deutsch gesprochen.

„Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen verliefen ohne Erfolg“, vermeldete die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland. Unbekannt sei auch noch, ob die Täter mit einem Auto oder zu Fuß geflüchtet sind. Das Opfer sei bei bei dem Überfall unverletzt geblieben.

Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. Die Polizei Jever bittet Bürgerinnen und Bürger, die sachdienliche Hinweise geben können, um Kontaktaufnahme unter Telefon 04461/92110.

Ob es zwischen dem Raub in Hooksiel und einem Einbruch in eine Tankstelle in Hohenkirchen einen Zusammenhang gibt, ist ungewiss. Hier haben Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch zwischen 22 und 4.40 Uhr die Eingangstür aufgehebelt und aus dem Verkaufsraum eine bislang unbekannte Menge an Tabakwaren gestohlen. Auch in diesem Fall bittet die Polizei in Jever um sachdienliche Hinweise von möglichen Zeugen.

Wangerlands Bürgermeister glaubt noch nicht an Investor

Wangerland/Hooksiel (13.11.2022) – Der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Hooksiel soll den Weg frei machen für eine Aufwertung des historischen Ortskerns am Alten Hafen. Wie Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak im Gespräch mit „Hooksiel-life“ sagte, werde man zunächst ein Gesamtkonzept erstellen, bevor das heute von der Feuerwehr genutzte Areal an der Langen Straße verkauft wird. „Erste Interessenten sind schon da“, sagte Szlezak. „Aber bis das Vergabeverfahren beginnt, wird es noch etwas dauern.“

Das neue Feuerwehrgerätehaus wird in Sichtweite des Gästehauses am Hohen Weg am Randes des Neubaugebietes gebaut. Der 1. Spatenstich ist für Donnerstag, 17. November, um 15 Uhr geplant. Beim Erstellen des Gesamtkonzeptes für den Ortskern setzt die Gemeinde auf die Unterstützung durch das Amt für Regionales Landesentwicklung (Oldenburg). Erste Vorgespräche habe es bereits gegeben.

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak
Bürgermeister Mario Szlezak Foto: hol

Szlezak hofft für die Ortskernentwicklung auf Fördermittel. Ein schwieriges Unterfangen, da die Gemeinde Wangerland nach zehn Jahren als „Entschuldungsgemeinde“ aktuell nicht mehr auf Bedarfszuweisungen vom Land Niedersachsen hoffen kann. Zuletzt habe es im vergangenen Jahr noch eine Million Euro für den Feuerwehr-Neubau gegeben. „Unser Schuldenstand ist aktuell im Landesvergleich zu niedrig“, schildert der Bürgermeister. „Irgendwie paradox. Wir müssten uns eigentlich wieder richtig verschulden, um Zuschüsse zu bekommen …“

Gelegenheiten, in der Gemeinde sinnvoll Geld auszugeben, gäbe es zur Genüge. Der Bürgermeister sieht einen regelrechten Investitionsstau. Ein Beispiel: Das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel, das ab Montag, 14. November, auf unabsehbare Zeit geschlossen bleibt. Ebenso wie die Friesland-Therme in Horumersiel. Aus energetischen Gründen, wie Szlezak betont.  Ob und wann das Hooksieler Bad wieder geöffnet wird, dürfte auch von den Ergebnissen der Untersuchungen abhängen, die in den nächsten Wochen in dem Bad bei abgelassenem Wasser vorgenommen werden. Gutachter hatten vor wenigen Wochen einen erheblichen Sanierungsbedarf in dem über 40 Jahre alten Bad befürchtet und weitere Untersuchungen angeregt.

Für das Vereins- und Schulschwimmen hofft die Gemeinde Wangerland auf Unterstützung durch die Stadt Schortens. Sie soll Schwimmzeiten im dortigen „Aqua-Fit“ zur Verfügung stellen. Eine Zukunft für das Bades könnte ein von der Bürgerinitiative Hooksiel angeregtes Interessenbekundungs-Verfahren zeigen. Die Hoffnung: Es melden sich private Investoren, die sich an den Sanierungskosten beteiligen, um dafür – zum Beispiel als Hotelbetreiber – im Gegenzug das Bad intensiv mitnutzen zu können.

„Mit fehlt im Moment noch der Glaube, dass es solche Investoren gibt“, räumt Szlezak gegenüber „Hooksiel-life“ ein. Dennoch soll das Verfahren noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden. Derzeit arbeite ein Bremer Anwalt, auf Grundlage der Vorarbeit der Bürgerinitiative, rechtssichere Unterlagen für die Interessenten-Suche aus.

Eine dauerhafte Schließung des Hallenbades wäre ein schwerer Schlag für den Fremdenverkehr in Hooksiel. Zumal darüber hinaus das Image des Ortes durch den Bau eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven wenige Meter hinter der kommunalen Grenze zusätzlich belastet zu werden droht. Szlezak setzt auf Unterstützung durch Frieslands Landrat Sven Ambrosy und ein enges Miteinander mit der Landesregierung – insbesondere mit Wirtschaftsminister Olaf Lies (Sande). Hannover habe inzwischen die Belastung für das Wangerland und insbesondere von Hooksiel durch die energiepolitisch notwendigen Flüssigerdgas-Importe anerkannt. 

Strand in Hooksiel
Regelmäßige Kontrollen sollen verhindern, dass der Tourismus in Hooksiel den durch LNG-Import am Voslapper Groden beeinträchtigt wird. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Von Landesseite habe man der Gemeinde versichert, dass selbst bei einem Störfall der nahe gelegene Hooksieler Badestrand nicht betroffen wäre. Auch im Normal-Betrieb soll es keine Beeinträchtigungen oder gar Nutzungsverbote geben. Positive Signale habe die Gemeinde auch zu ihrer Forderung vernommen, dass die Wangerländer Feuerwehr als Nachbarwehr für Notfalleinsätze von Terminalbetreiber Uniper technisch und infrastrukturell besser ausgestattet werden muss.

„Dass es sich beim Regasifizierungsschiff ,Esperanza‘ schon im Normalbetrieb um eine Dreckschleuder handelt, die Chlor und Brom in die Jade einleitet, haben wir auch sehr spät erfahren“, sagte Szlezak. Er betonte die Bedeutung eines intakten Ökosystems im Weltnaturerbe Wattenmeer für den Tourismus vor Ort. „Wir setzen auf die Zusage der Genehmigungsbehörde, dass es ein sehr enges Monitoring bei den Einleitungen geben wird, damit Flora und Fauna keinen Schaden nehmen.“ 

Kosten explodieren: Bäder im Wangerland geschlossen

Hooksiel/Horumersiel (27.10.22) – Die Wangerland Touristik GmbH (WTG) schließt ab dem 14. November ihre Hallenbäder in Hooksiel und Horurmersiel auf unbestimmte Zeit. Den Beschluss habe der Verwaltungsausschuss der Gemeinde am 24. Oktober gefällt, heißt es in einer Mitteilung. Die Gemeinde ist 100-prozentige Gesellschafterin der WTG.

Meerwasserhallenbad Hooksiel
Das Meerwasser-Hallenwellenbad Hooksiel wird ab dem 14. November für unbestimmte Zeit geschlossen. Foto: hol

Die Schließung der Friesland-Therme (Horumersiel) und des Meerwasser-Hallenwellenbades (Hooksiel) steht im Zusammenhang mit der aktuellen Energiekrise. „Wir sind uns selbstverständlich der Tragweite des Einschnittes durch den Beschluss bewusst“, so WTG-Geschäftsführer Armin Kanning. „Schlussendlich bestand aber schlichtweg keine Wahl im wachsenden Preisdruck der Energiekrise.“ Die Bäder seien Großverbraucher von Energie. Die Energie werde im bevorstehenden Winter an anderer Stelle dringender benötigt. 

Kanning verweist auf Prognosen, die eine Steigerung des Gaspreises um das Vier- bis Siebenfache erwarten. „Das würde pro Schwimmbad eine zusätzliche Kostenbelastung von jeweils einer halben Million Euro bedeuten. Kosten, die die Gemeinde Wangerland nicht tragen kann“, so Bürgermeister Mario Szlezak. „Unsere Bürgerinnen und Bürger können sich sicher sein, dass wir uns die Entscheidung mehr als schwer gemacht haben. Zur Sicherung des Gemeindehaushalts war die Entscheidung zur Schließung der Bäder aber leider unumgänglich.“

Unklar ist, inwieweit die Schließung der Bäder Einbußen im Tourismus vor Ort zur Folge hat. In den nächsten Wochen und Monaten sollen in beiden Bädern „intensive Revisionsarbeiten“ durchgeführt und weitere Gutachten zum Gebäudezustand des Bades in Hooksiel erstellt werden. Das Schulschwimmen soll gewährleistet bleiben. Die Gemeinde sei dazu im Austausch mit umliegenden Schwimmbädern. 

Die Hallenbäder gehören zur touristischen Infrastruktur im Wangerland. Unabhängig von der Energiekrise wird aktuell über die Zukunft des über 40 Jahre alten Meerwasser-Hallenbades in Hooksiel diskutiert. Ein von der WTG bestellter Gutachter hatte kürzlich von erheblichen Mängeln an Gebäude und Badtechnik gesprochen. Zur definitiven Bewertung seien aber weitere Gutachten erforderlich. 

Der Sanierungsbedarf soll in die Millionen gehen. Gegen die drohende Schließung des Bades wehrt sich in Hooksiel eine Bürgerinitiative, die im Ort breiten Rückhalt genießt. Notfalls soll (ein weiteres) Bürgerbegehren gegen die Schließung des Bades auf den Weg gebracht werden. Die Gemeinde hatte zuletzt angekündigt, die Anregung der Bürgerinitiative aufnehmen und durch einen Investoren-Wettbewerb ausloten zu wollen, ob es private Interessenten gibt, die sich an nötigen Sanierungs-Investitionen für den Erhalt des Bades beteiligen würden. 

Mit Entwicklungsplan gegen Rolladen-Siedlungen im Wangerland

Wangerland/Hooksiel (26.8.2022) – Die Zukunft des Wangelandes braucht einen guten Plan. Das gilt für die vielen kleinen Dörfer in der Gemeinde. Das gilt aber besonders auch für die großen Orte wie Hohenkirchen, Horumersiel/Schillig und Hooksiel, der mit 2673 Einwohnern größten Ortschaft.

Wie können, wie wollen und wie sollen die Wangerländer künftig leben, wohnen und arbeiten? Wie lassen sich – vor allem in den Urlaubsorten – unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringen?

Hooksiel Idylle am Deich
Hooksiel hat einen besonderen Charme. Den soll der Ort dauerhaft erhalten. Foto: Bildwerfer-Fotografie

Hier die Bürger, die in den eigenen vier Wänden Ruhe und Entspannung suchen; nebenan die Ferienwohnung, in der Urlaubsgäste die schönsten Tage des Jahres feiern – nicht selten auf der Terrasse, mit Grill und lauter Musik.

Das Konfliktpotenzial ist unverkennbar. Eine gute Bauleitplanung soll es verringern. Die Gemeinde Wangerland hat mit der GEK Planungsgesellschaft (Oldenburg) ein Büro beauftragt, ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Deren Blick richte sich nicht nur in die Zukunft, sagte Geschäftsführer Diedrich Janssen Ende August auf einer Informationsveranstaltung in Horumersiel. Bereits aktuell gebe es in der Gemeinde zahlreichen touristische Nutzungen, die nicht durch die geltenden Bebauungspläne abgesichert sind. So etwa sind in vielen Wohngebieten Ferienwohnungen gar nicht zulässig – auch wenn sie schon seit Jahren betrieben werden. 

Zu den Zielen des Entwicklungskonzeptes für Wangerland gehöre es, die derzeitigen Nutzungen rechtlich abzusichern, versprach Bürgermeister Mario Szlezak. „Niemand soll seine Ferienwohnung schließen müssen.“ Aber seit 2017 würden Ferienwohnungen bundesweit als eigenständige Nutzungsform gelten, die in Bebauungsplänen berücksichtigt werden muss. Aber: Für die Zukunft sollen vor allem auch Gebiete fürs Dauerwohnen gesichert werden, um den Charakter von Straßenzügen und Dörfern zu erhalten. Niemand wolle Rollladensiedlungen, die nur im Sommer belebt sind. 

„Viele Ferienwohnungen werden erstmals legalisiert werden“, sagte Janssen. Künftig solle aber strikt darauf geachtet werden, ob etwa ein Haus in einer Wohnstraße kurzerhand in ein Urlaubsdomizil umgewandelt wird. Ob das zulässig ist, hängt dann von den Bestimmungen in den Bebauungsplänen ab, die der Rat der Gemeinde zu erarbeiten hat.

Bei der Entwicklungsplanung wird es auch darum gehen, wo künftig neue Wohngebiete entstehen oder vorhandene nachverdichtet werden können. Im Wangerland fehlt es hier und dort an bezahlbarem Wohnraum – unter anderem für Arbeitnehmer, die als Servicekräfte in der Gastronomie oder als Fachkräfte in den Kureinrichtungen benötigt werden. Zu klären ist dabei unter anderem die Frage, wohin sich Hooksiel weiter entwickeln soll, wenn das aktuelle Neubaugebiet zwischen Hohe Weg, Bäderstraße und Middeldiek belegt sein wird. De Rat der Gemeinde wird sich voraussichtlich am 13. Dezember mit dem Entwicklungskonzept befassen.

In ihrer Erhebung der Ist-Situation im Wangerland haben die GEK-Fachleute die Bedeutung Hooksiels fürs Wangerland unterstrichen. In dem Ort leben (Stand 2020) 2673 der 11067 Bürger der Gemeinde. Das entspricht 24 Prozent. Hohenkirchen als Hauptort und Verwaltungssitz hat hingegen nur 1778 Einwohner, Horumersiel 1053. 

Die Attraktivität der Orte spiegelt sich auch in der Einwohnerentwicklung.Von 2000 bis 2020 sank die Einwohnerzahl im Wangerland insgesamt um 3,5 Prozent. In Hooksiel stieg sie im gleichen Zeitraum um 13 Prozent (Hohenkirchen -10 %, Horumersiel -8 %). Hooksiel ist insbesondere bei Älteren als Wohnort beliebt. Grund dafür dürfte – neben der guten Infrastruktur – im Angebot an Seniorenwohnungen liegen. Der Anteil der über 65-jährigen liegt bei 38 Prozent (Hohenkirchen 30 %, Horumersiel 49 %). Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt in dem Sielorten Hooksiel (10 %) und Horumersiel (3 %) deutlich unter dem in Hohenkirchen (17 %). 

Plattform für alles rund um Hooksiel

Von Gerd Abeldt

Hallo Besucherinnen und Besucher von „Hooksiel-Life“ – der neuen, nicht-kommerziellen Netzzeitung. Auf den Seiten dieses Blogs werden wir über Themen aller Art berichten, die für Hooksieler Bürgerinnen und Bürger, aber auch für auswärtige Fans des schönen Urlaubsortes interessant sein können.

Es geht um den Ort und seine Geschichte, um die wirtschaftlichen Grundlagen, um die Dorfgemeinschaft mit ihren Vereinen und Organisationen, um Feste und Veranstaltungen und natürlich auch um Politisches. Aber vor allem immer um Menschen. Um Menschen, die in Hooksiel leben oder sich mit dem Ort verbunden fühlen. Ihre Leistungen und Anliegen sollen einen öffentlich wahrnehmbaren Platz finden.

Die Netzzeitung „Hooksiel-Life“ ist eine Plattform für lokale Kommunikation, im Idealfall ein Forum für den Streit um den besten Weg. Themen gibt es jede Menge. Wieviel Tourismus verträgt der Ort? Was bedeutet der Ausbau der Energiedrehscheibe Wilhelmshaven für Hooksiel? Wie sieht dei Zukunft des Meerwasser-Hallenwellenbades aus? Was wird aus dem Gästehaus? Welche Angebote gibt es, welche fehlen? Und, und, und …. Darüber hinaus sollen Menschen und Institutionen auf „Hooksiel-Life“ vorgestellt werden, Nützliches und Wissenswertes ihren Platz finden.

„Hooksiel-Life“ versteht sich als Ergänzung, nicht als Konkurrenz, zum Informationsangebot vorhandener lokaler Medien wie den Tageszeitungen oder dem Lokalradio „Radio Jade“.

Alle Beiträge sind nach bestem Wissen recherchiert und journalistisch gewichtet. Meinungsbeiträge werden als solche ausgewiesen, Persönlichkeitsrechte geachtet. Dafür stehen wir mit unserem Namen. Ich war über drei Jahrzehnte als Journalist im Wirtschaftsraum Wilhelmshaven/Friesland aktiv – zuletzt als Chefredakteur der „Wilhelmshavener Zeitung“.

Ich würde mich freuen, wenn Sie den Aufbau der Netzzeitung „Hooksiel-Life“ konstruktiv begleiten und die Seiten immer wieder einmal aufrufen würden.
Lob und Kritik, nützliche Hinweise oder sonstige Beiträge gern an unsere Email-Adresse

infos@hooksiel-life.de

„Hooksiel-Life“ startet als nicht-kommerzielles Informationsangebot. Konkret heißt das: Die redaktionellen Beiträge werden ohne Honorar erstellt. Einnahmeerlöse, etwa aus Anzeigenplatzierungen, gibt es vorerst nicht. Wer sich an den Systemkosten beteiligen möchte, möge sich melden. Schönen Dank dafür!