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Politischer Eklat beim Verkauf der Rundinsel nur knapp verhindert

Wangerland (17. 9. 2025) – Die Rundinsel im Wangermeer bei Hohenkirchen soll nach dem Willen des Rates der Gemeinde Wangerland zu einer „Abenteuerinsel“ werden. Ohne Gegenstimme erteilten die Kommunalpolitiker am Dienstagabend der Gemeindeverwaltung den Auftrag, mit Investor Dirk Boll in die Verkaufsverhandlungen einzutreten.

Die rund 15 Hektar große Rundinsel im Wangermeer soll zu einer Abenteuerinsel werden. Archiv-Foto: hol

Was nach einer einmütigen Entscheidung aussieht, mündete dennoch nahezu in einen politischen Eklat, der nur durch eine Unterbrechung der Sitzung verhindert wurde, in der zumindest Verfahrensfragen geklärt werden konnten. Der Grund: Die Gruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ (CDU/FDP/Grüne) hatte beantragt, dass parallel zu den Gesprächen mit Boll auch Verhandlungen mit einem weiteren Investor über den Verkauf der Insel geführt werden. 

Das Ziel dabei: Falls die Verhandlungen über die „Abenteuerinsel“ scheitern sollten, hätte man zügig einen anderen Investor an der Hand. Und, so eine Hoffnung in den Reihen der GfW, mit den Parallelverhandlungen könne Druck auf Boll aufgebaut werden, mit seinen Kaufpreis der Gemeinde noch ein Stück weit entgegen zu kommen.

Neben Dirk Boll, einer der drei Inhaber der Hotelanlage „Wangerland-Resort“ in Hohenkirchen, hatte eine Gesellschaft aus dem Umfeld des Oldenburger Investors und Planers Alfredo Demiani sowie eine Gruppe von Einheimischen um den Kauf der rund 15 Hektar großen Insel beworben. Beide wollen die Insel mehr oder weniger intensiv mit Ferien- beziehungsweise Dauerwohnungen bebauen. Boll hingegen möchte das Eiland als Erlebnislandschaft mit Freizeitattraktionen und nur wenigen festen Gebäuden entwickeln, die im Zusammenhang mit dem „Wangerland-Resort“ betrieben werden soll.

Das Konzept der „Abenteuerinsel“ war schon bei der Vorstellung im Ausschuss für Gemeindeentwicklung auf große Zustimmung gestoßen – obwohl Boll als Kaufpreis „nur“ 4,2 Millionen Euro bietet. Die Demiani-Gruppe hat hingegen 6 Millionen Euro geboten. „Auch ich finde das Konzept von Herrn Boll gut“, sagte die GfW-Sprecherin Alice Brandenburg-Bienek (CDU). „Aber ich sehen nicht, wie wir als finanzschwache Gemeinde einfach auf 1,8 Millionen Euro verzichten können.“ Hinzu komme, dass Boll den Preis in Raten über mehrere Jahre zahlen wolle. Da müsse zumindest über einen Inflationszuschlag geredet werden. 

Der Sprecher der SPD-Fraktion, Holger Ulfers, hielt dem entgegen, dass man nicht nur den Einmaleffekt der 1,8 Millionen-Mehreinnahme betrachten dürfe. Das sei zu kurz gedacht. Er verspreche sich von der „Abenteuerinsel“ positive Impulse für die gesamte Gemeinde. Das „Wangerland-Resort“ samt Insel werde zu dem zentralen Unternehmen in der Gemeinde. Der Hoffnung der GfW-Gruppe auf finanzielle Spielräume, die die Gemeinde in den anstehenden Verhandlungen noch ausschöpfen könnte, trat Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) entgegen: „Nach meiner Einschätzung ist der Preis bereits ausverhandelt.“

Mit elf gegen neuen Stimmen bei zwei Enthaltungen wurde dann auch der GfW-Antrag abgelehnt, zeitgleich mit einem zweiten potenziellen Investor zu verhandeln. „Eine Reihenfolge weiterer Investoren ist meiner Meinung nach kontraproduktiv“, sagte Immo Müller von der Gruppe der Unabhängigen ZUW. Auch die SPD lehnte einen Automatismus für weitere Verhandlungen für den Fall ab, dass die Verhandlungen mit Boll scheitern sollten. 

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Klares Votum für eine „Abenteuerinsel“ in Hohenkirchen

Horumersiel/Hohenkirchen (2. 9. 2025) – Die Empfehlung des Betriebsausschusses Eigenbetrieb Wangerland war eindeutig. Mit fünf Stimmen (bei zwei Enthaltungen) sprach sich das Ratsgremium heute für den Verkauf der Rundinsel im Wangermeer an den Investor und Touristiker Dirk Boll aus. Boll, einer der drei Inhaber des „Wangerland-Resort“ in Hohenkirchen, möchte das vor dem Hotelkomplex liegende Eiland zu einer „Abenteuerinsel“ ausbauen.

Die Rundinsel im Wangermeer soll zur „Abenteuerinsel“ entwickelt werden. Archiv-Foto: hol

„Wir brauchen zusätzliche Gründe, damit Menschen ins Wangerland reisen“, sagte Boll bei der Vorstellung des Konzeptes. Unterkünfte gebe es im Gemeindegebiet mehr als genug. Gerade jenseits der eigentlichen Feriensaison stünden viele Ferienwohnungen im Wangerland leer.

Kinderbuch soll Thema vorgeben

Eine „Abenteuerinsel“ mit einem zugkräftigen Thema wie etwa das „Legoland“ – Boll steht nach eigenen Angaben mit Kinderbuchverlagen in Kontakt – und einem starken Vertriebspartner (wie dem Reisekonzern TUI) werde dazu beitragen, die Auslastung des „Wangerland-Resorts“ zu verbessern, aber auch zahlreiche andere Unterkünfte im Gemeindegebiet füllen. Je nach Kinderbuchthema könnten Piraten, Wikinger oder Entdecker die Insel erobern. Er denke an spannende Aktivitäten wie Sumpfwanderungen, Pfahlspringen, Floßfahrten oder Pfannkuchen backen am offenen Feuer. 

Auf der Insel sollen einige Sommerhäuser entstehen. Die Tages- und Übernachtungsgäste werden nach den Plänen ausschließlich mit Booten vom „Wangerland-Resort“ zur Rundinsel gebracht. Verkehrsbelastungen würden damit für die Bürger im Umfeld der Insel entfallen. Zudem entstünden keine Überkapazitäten an Ferienwohnungen. Im Gegenteil, so versprach Boll: „Die vorhandenen Immobilien im Wangerland werden wertvoller.“ 

Autofreie Ferieninsel

Boll bietet für die Rundinsel einen Betrag von 4,2 Millionen Euro. Damit liegt er um 1,8 Millionen Euro unter dem Gebot der Wanger Island Entwicklungs GmbH, eine Gesellschaft um Alfredo Demiani vom Oldenburger Planungsbüro PZWO. Frank Urban und Architekt Christopher Ickert stellten eine Ferienwohnanlage („Wanger Island“) mit Wohnflächen für Ferienhäuser, Ferien- und Dauerwohnungen vor, die durch Gastronomie- und Aktionsflächen abgerundet werden soll. Die Insel werde autofrei bleiben. Auf Skepsis stieß allerdings im Kursaal in Horumersiel, ob der geplante Großparkplatz an der Inselzufahrt die Gäste tatsächlich dazu bringen werde, ihre Wagen während der Urlaubszeit stehen zu lassen.

Die Investoren, denen ein Baubeginn Anfang 2027 vorschwebt, wollen die Insel mit einen Wegenetz, aber auch mit mehreren Graften versehen, so dass Urlauber sich vornehmlich mit Wassertaxis bewegen können. Neben einer Strandzone seien auch nur über Stege zu erreichende Häuser im Wasser geplant.

Ickert rechnete den Ratsmitgliedern vor, dass durch das Projekt um die 200 Arbeitsplätze entstehen und mehrere Hunderttausend Euro Gewebesteuer jährlich in die Gemeindekasse gespült würden. 

Einheimische frustriert

Ein drittes Konzept von einer Gruppe von Einheimischen um den Planer Herbert Weydringer wurde im Ausschuss gar nicht mehr öffentlich vorgestellt. Offiziell, weil die Protagonisten sich auf einer Messe befinden. Hinter vorgehaltener Hand war aber zu vernehmen, dass sich bei den Beteiligten, die ihre Idee von einer Bebauung der Insel mit rund 250 exklusiven Unterkünften bereits mehrfach vorgestellt haben, ein gewisser Frust breit gemacht hat. Auslöser soll gewesen sein, dass nach der nicht-öffentlichen Präsentation aller drei Konzepte vor wenigen Tagen durchgesickert war, dass sich eine Mehrheit für das Boll-Konzept abzeichnet.

Entscheidung am 16. September

Dieter Schäfermeier (ZUW) sprach sich für die Gruppe aus Unabhängigen und SPD für das Boll-Konzept aus. Alice Brandenburg-Bienek (CDU), Sprecherin der Gruppe Gemeinsam fürs Wangerland (GfW), räumte ein, dass es eine schrere Entscheidung sei, für die Gemeinde auf 1,8 Millionen Euro zu verzichten. Sie sei aber grundsätzlich auch für die „Abenteuerinsel“, wolle aber noch Finanzierungsalternativen geprüft sehen. Mit der Empfehlung des Betriebsausschusses wird sich jetzt der Verwaltungsausschuss der Gemeinde befassen. Die abschließende Entscheidung ist für die Ratssitzung am 16. September geplant.