„Theken-Talk“: Wer die Saison verlängern will, muss Probleme lösen

Theken-Talk der CDU Wangerland
Gut besucht war der CDU-„Theken-Talk“ in Horumersiel. Am Tresen (von links) Thies Fischer, Mario Schiefelbein und die Abgeordnete Anne Janssen. Foto: hol

Wangerland (6. 2. 2025) – Schadet das LNG-Terminal vor Hooksiel dem Tourismus? Suchen sich Gäste mit Blick auf die bei der Regasifizierung von Flüssigerdgas phasenweise anfallenden Chloreinleitungen in die Jade lieber einen anderen Urlaubsort? Gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es nicht – aber sehr unterschiedliche Meinungen. Das wurde auch beim „Theken-Talk“ der CDU-Wangerland am Mittwoch Abend im Restaurant „Leuchtfeuer“ in Horumersiel deutlich.

Gut 50 Interessierte verfolgten die vom CDU-Vorsitzenden Thies Fischer moderierte Informations- und Diskussionsveranstaltung. Im Zentrum standen die CDU-Bundestagsabgeordnete Anne Janssen (Widmung) und Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Tourismus-Agentur Nordsee (TANO) mit Sitz in Wilhelmshaven. 

Energiewende spannend für Urlauber?

„Die Umrüstung es LNG-Tankers auf Ultrschall-Technik ist möglich. Ich verstehe nicht, warum das nicht gemacht wird“, sagte Anne Janssen, die ihre Partei im Tourismus-Ausschuss des Bundestages vertritt. Sie habe zu dem Thema schon etliche Anfragen gestellt, aber noch keine überzeugende Antwort erhalten. Es fehle an belastbaren Informationen. 

Ihn haben, so Schiefelbein, allerdings noch keine Hinweise erreicht, dass Gäste mit Verweis auf das Terminal ihren Urlaub abgesagt hätten. Der TANO-Chef hält es sogar für wahrscheinlich, dass die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven und ihr Beitrag zur Energiewende so spannend sind, dass man damit Urlauber angezogen werden könnten.

Thalasso wird kein Selbstläufer

Große Anziehungskraft werde auch das Thema Thalasso entwickeln, ist Schiefelbein überzeugt. Allerdings sei es kein Selbstläufer, das neue „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel ganzjährig zu füllen. Um das dafür nötige, finanzkräftige Klientel ins Wangerland zu holen, müsse auch das sonstige Angebot stimmen. 

Aber: Das Geld werde knapper. Die Menschen machen zwar immer noch Urlaub, bleiben aber nicht mehr so lange. „Sie sparen nicht am Urlaub, sondern im Urlaub“, sagte der Tourismus-Fachmann. Die Gäste wollen aber für ihr Geld gute Leistungen. Mit „Gelsenkirchener Barock“ als Ausstattung einer Ferienwohnung könne man nicht mehr punkten. 

Digitalisierung enorm wichtig

Enorm an Bedeutung gewinne das Thema Digitalisierung, von der Online-Buchung über Rundum-Informationen bis hin zur Künstlichen Intelligenz. Dabei ist nach Ansicht von Anne Janssen eine enge Zusammenarbeit der Region wichtig. „Es kann nicht sein, das ich, wenn ich von Esens ins Wangerland fahre, schon wieder eine neue Info-App herunterladen muss.“

Auch Schiefelbein setzt auf noch engere Kooperation. Die TANO als Marketing-, Management- und Lobbyorganisation ist für die niedersächsische Nordseeküste von Emden bis Hamburg zuständig. Dazu gehören 86 Orte und die Inseln. Zu seinen Aufgaben gehöre es, sich in Hannover und in Berlin für die Nordsee als Urlaubsregion einzusetzen. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, müsse man die Kräfte der Region so weit es geht bündeln. 

Oberstes Ziel: Wertschöpfung

Gästezahlen seien nur ein schwacher Beleg für den Erfolg der Bemühungen. Wesentliche Ziel sei es, die Wertschöpfung zu erhöhen. Ein Weg dahin, so ein Hinweis aus der Theken-Runde, wäre die Verlängerung der Urlaubssaison – im Wangerland etwa von 120 auf 200 Tage im Jahr. Damit würde auch die finanzielle Fähigkeit der Vermieter steigen, ihre Wohnungen modern auszustatten. Das neue Thalasso-Zentrum, aber auch kulturelle Angebote, könnten dazu beitragen. 

„Aber was nützt es, wenn Gäste kommen und die Läden und Gaststätten haben geschlossen?“ fragte Schiefelbein. Für eine nachhaltige Saisonverlängerung müssten eine Fülle von Probleme gelöst werden. Gibt es genügend Fachkräfte etwa für die Gastronomie? Finden diese Fachkräfte vor Ort eine Wohnung? Und, und, und. 

Tourismusförderung sei eine gemeinsame Aufgabe von Kommunen, Ländern und dem Bund. Angesichts der angespannten Kassenlagen bestehe die Gefahr, dass Kommunen beim Tourismus sparen – mit fatalen Folgen für die Wertschöpfung. Eine Aufgabe des Bundes sei es, so Anne Janssen, im Ausland für Deutschland als Urlaubsort zu werben. 

CDU will Umsatzsteuer senken

Die CDU wolle nach der Bundestagswahl die Wertschöpfung in der Gastronomie ganz direkt stärken, kündigte die Abgeordnete an. Das 100-Tages-Programm der Union sehe nach einem Wahlsieg eine Senkung der Umsatzsteuer in der Branche von 19 auf 7 Prozent vor. Gegen den Fachkräftemangel helfen soll eine neue Bundesbehörde, die die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen erheblich beschleunigt.

Hilfreich für den Einstieg in Beschäftigung wäre auch eine Absenkung der Sprach-Anforderungen. Janssen: „Nicht jeder, der hier bei uns arbeiten, muss perfekt Deutsch sprechen können.“ Letztlich sollten Unternehmen entscheiden, ob ein neuer Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten hilfreich ist oder nicht.

Weiterhin Attacken auf Wahlplakate

Wangerland/Friesland (31. 1. 2025) – Die Zerstörung von Plakaten der Grünen auf Plakatwänden und an Laternenmasten hält an. In den vergangenen beiden Wochen seien mehr als die Hälfte der Großflächen-Plakate in Friesland Ziel von Vandalismus gewesen, beklagt Kreisvorsitzende Jutta Helmerichs, die schon vor zwei Wochen auf entsprechend Attacken hingewiesen hatte. „Mit politischem Wettstreit hat das nichts mehr zu tun.“ Die öffentliche Stimmungmache, die die Grünen zum Feindbild erklärt habe, schlage in Gewalt um.

Vaalismus im Wahlkampfn
Wie hier in Zetel sind offenbar in ganz Friesland Wahlplakate der Grünen das Ziel von Zerstörungswut. Foto: die Grünen

Einrichtungen und Repräsentanten seien bundesweit am häufigsten das Ziel von Übergriffen. Das belegen nach Angaben der Grünen Zahlen der Bundesregierung. Im ersten Halbjahr 2024 etwa, in dem die Europawahl stattfand, richteten sich laut Kriminalstatistik rund 2500 Straftaten gegen Wahlplakate der Grünen, SPD und AfD verzeichneten rund 1900 Fälle von Wahlplakatbeschädigung.

„Wir Grüne wollen uns nicht in eine Opferrolle drängen lassen“, erklärt Helmerichs. Die Grünen in Friesland würden weiter auf Kommunikation und Sachlichkeit setzen. „Wir rufen die demokratischen Parteien und Kräfte auf, inhaltlich zu diskutieren. Wer mit Gewalt, Angst und Hass Politik macht, stärkt aus unserer Sicht nur die Parteien, die darin ihr Geschäft sehen.“

Die Grünen in Friesland appellieren an die Bürger: „Wenn Sie die Zerstörung eines Wahlplakats beobachten, melden Sie sich direkt bei uns oder bei der Polizei.“