25 Jahre Gaststätte „Zum Anker“: Rauchverbot wurde zum Glücksfall

Dieter und Iris Vogel
Iris und Dieter Vogel betreiben das Hooksieler Speiselokal „Zum Anker“ bereits seit 25 Jahren. Foto: hol

Hooksiel (12. 11. 2024) – Fisch spielt für Dieter Vogel eine besondere Rolle. Nicht nur weil der leidenschaftliche Angler in seiner Freizeit gern mit Freunden Hochsee-Angeltouren unternimmt. Auch beruflich hat der Fisch das Leben des Hooksielers maßgeblich bestimmt.

Dieter Vogel betreibt mit seiner Frau Iris das Restaurant „Zum Anker“. Und das schon seit 25 Jahren. Aber die gastronomische Karriere des Inhaber-Paares ist deutlich länger. Dieter Vogel stammt aus Sinzheim, einem kleinen Ort bei Baden-Baden. Nach einer Koch-Lehre im Badischen und dem Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ging der heute 63-Jährige nach Westberlin, wo er als Beilagenkoch arbeitete. 

Über Bad Zwischenahn an die Küste

Den Weg in den Nordwesten ebnete ein Freund und Kollege, der dort als Saucier arbeitete, dann aber nach Petersfehn in den „Ahrenshof“ wechselte. Als Dieter Vogel in dort besuchte, war er nicht nur vom Anglerparadies Zwischenahner Meer begeistert. Sein Freund und dessen Chef umgarnten den Jungkoch nach allen Regeln der Kunst – mit Erfolg. „Noch während des Besuchs habe ich den Arbeitsvertrag unterschrieben und bin dann von Berlin nach Bad Zwischenahn gewechselt, erinnert sich der Gastronom im Gespräch mit „Hooksiel-life“.

Der ambitionierte Koch arbeitete vier Jahre als 2. Küchenchef im „Ahrenshof“ und lernt dabei auch, dass es im Ammerland nicht nur gute Gaststätten, sondern auch nette Frauen gibt. Er lernte hier seine heutige Eherau Iris kennen, ebenfalls Köchin. „Wir waren jung und ehrgeizig und wollten nach den Sternen greifen“, erinnert sich Dieter Vogel. Und das im wörtlichen Sinne. 1987 erhielt der damals 26-Jährige das Angebot, die Nachfolge von Sterne-Koch Heiner Lenz als Pächter des „Packhauses“ in Hooksiel anzutreten, zu dem damals sechs Zimmer gehörten.

Schwieriger Start in Hooksiel

Lenz zog es mit seiner Frau Hannelore nach Jever, Vogels kamen nach Hooksiel – mit einem schwierigen Start. „Wir haben im November eröffnet und hatten ein viertel Jahr lang kaum Einnahmen“, erinnert sich Dieter Vogel. Hinzu kam, dass die meisten Gäste von Heiner Lenz mit ihrem Koch nach Jever wechselten und zu allem Überfluss der Eröffnungstermin vom „Packhaus“ mit der Wiedereröffnung nach Sanierung der Traditionsgaststätte „Zum schwarzen Bären“ zusammenfiel. 

Die Vogels eroberten sich im „Packhaus“ vor allem durch Fisch-Gerichte ihr eigenes Publikum. Die wichtigsten Kunden seien damals aus dem Umfeld der Industrie im benachbarten Wilhelmshaven gekommen. Die Zimmer seien zum Großteil an Manager vermietet gewesen, die damals schon mal recht üppigen „Geschäftsessen“ hätten die Gastro-Kasse gefüllt. „Dann kam die Pflicht, dass auf den Spesenabrechnungen Getränke und Speisen getrennt ausgewiesen werden mussten“, erinnert sich Vogel. Aber welcher Manager möchte, dass sich in seinem Betrieb herumspricht, dass er und seine Geschäftspartner nach dem Mittagessen noch jeder sechs Schnäpse getrunken haben? Also wurde hinfort Wasser statt Schnaps bestellt – mit entsprechenden Einbußen in der Kasse des Gastronomen.

Ab Mitte der 1990er Jahr sei zudem die Vermietung der Zimmer schwieriger geworden, auch weil Telefon- und Videokonferenzen einen Teil der Besuche ausländischer Manager im Betrieb vor Ort entbehrlich machten. Als es dann auch noch zum Streit mit dem Immobilien-Eigentümer über Renovierungsfrage und die Höhe der Pacht kam, zogen Vogels die Reißleine. Im Oktober 1999 war die Ära „Packhaus“ für sie beendet.

Von Bierkneipe zum Speiserestaurant

Die Chance für einen Neustart in Hooksiel bot sich wenige hundert Meter entfernt. Die Betreiberin einer Bierkneipe mit Speisen an der Ecke Pakenser Straße/Obernstraße wollte ihr Geschäft aufgeben und suchte einen Nachfolger. Iris und Dieter Vogel griffen zu und feierten mit der Gaststätte „Zum Anker“ am 5. November 1999 Eröffnung – damals noch in der Annahme, dass Kneipe und Speiserestaurant in dem gemeinsamen Gastraum nebeneinander funktionieren. 

Ein Irrtum, wie die Vogels heute wissen. „Die Gäste vor dem Biertresen standen manchmal drei Reihen hintereinander. Aber viele potenzielle Essensgäste haben die Tür nach einem Blick auf die lustige Runde nebenan gleich wieder von außen verschlossen.“ Dann kam die nächste Zäsur für die Gastronomie. Das 2007 eingeführte Rauchverbot in Esslokalen. „Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, weil wir dadurch viele Stammgäste am Tresen verloren haben“, schildert Dieter Vogel. Im Nachhinein habe sich das Nichtrauer- Gesetz aber als Glücksfall erwiesen. „Innerhalb von fünf Jahren ist der Essens-Umsatz explodiert.“

Fisch in vielen Variationen

Iris und Dieter Vogel haben das Lokal mit seinen 35 Sitzplätzen inzwischen längst als gutes Speiselokal etabliert. Iris Vogel managet die Küche, Dieter Vogel kümmert sich zusammen mit den Mitarbeiterinnen Tatjana Janßen und Roswitha Buddenhagen um den Service. Zu den Spezialitäten des Hauses zählt immer noch Fisch in verschiedensten Variationen, obwohl Iris Vogel in ihrer Küche auch gern Fleischgerichte zaubert. Aktuell gehört Grünkohl zu den Rennern. Der klassische Muschelteller, für den der „Anker“ neben seiner Krabbensuppe lange gerühmt wurde, steht aber schon seit drei Jahren nicht mehr auf der Speisekarte. Dieter Vogel: „Ich finde, dass die Muscheln nicht mehr genug Muschelfleisch enthalten.“

Die Träume von der Sterneküche sind ausgeträumt. Aber Iris und Dieter Vogel fühlen sich wohl in ihrer Gaststätte und freuen sich über zufriedene Gäste. Darunter viele Stammgäste, die sich auch zum Jubiläum zu einem kleinen Umtrunk im „Anker“ eingefunden haben. „Wir würden gern noch fünf Jahre so weiter machen“, sagen Iris und Dieter Vogel. Experimente, wie die Erweiterung der Zahl der Tische durch einen Außenbereich, habe man inzwischen zu den Akten gelegt. „Wir arbeiten jetzt in einem Tempo, das wir beide gut bewältigen können! Und das macht Spaß.“

Neuer Fördertopf: Unterstützung von Technologien für die Energiewende

Friesland/Wangerland (17. 10. 2024) – Unternehmen und Betriebe in Wilhelmshaven und im Landkreis Friesland, die den Ausbau und die Produktion von Schlüsseltechnologien wie Batterien, Solarpaneelen, Windturbinen, Wärmepumpen, Elektrolyseuren sowie Technologien zur Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 planen, können Fördermittel vom Bund beantragen. Den Weg dafür geöffnet hat eine Änderung der Bundesförderichtlinie STARK, aus der die Transformation von Kohleregionen in Deutschland finanziell abgefedert wird.

Wie das Wirtschaftsministerium in Hannover mitteilt, konnten bislang aus diesen Fonds lediglich nicht-investive Projekte zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur gefordert werden, etwa der Bau von öffentlichen Gebäuden. Entsprechende Überlegungen dafür gibt es auch im Wangerland. 

In Niedersachen kann Geld aus dem Fördertopf nur in den Landkreis Helmstedt als ehemaliges Braunkohlerevier und in die Region Wilhelmshaven/Friesland als Standort von Steinkohlekraftwerken fließen. Unternehmen sollen bis zum 6. Dezember ihre Projektskizzen beim Bund einreichen. Empfohlen wird eine vorherige Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Landesministerium. Für hiesige Unternehmen ist das das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung. 

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) begrüßt die Erweiterung des Förderkataloges: „Der Ausbau der Produktionskapazitäten für Transformations-Technologien ist von zentraler Bedeutung, um den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft erfolgreich zu gestalten.“ 

Das STARK Förderprogramm ist derzeit mit rund 2,8 Milliarden Euro die größte Bundesmaßnahme für Kohlereviere und strukturschwache Kohlekraftwerksstandorte. Ein Teil des Geldes soll in die neue Fördermöglichkeit fließen. Die Maßnahme insgesamt wird aus den bis zu 41 Milliarden Euro finanziert, mit denen der der Bund bis 2038 die Reviere und strukturschwachen Kohlestandorte  unterstützt. Auf Wilhelmshaven und Friesland sollten davon 157 Millionen Euro entfallen.

Musterhaus am Außenhafen: Großes Interesse an Wohnraumwunder

Jaqueline Bakir Brader
Das Interesse am Musterhaus am Außenhafen ist groß: die Immobilienmaklerin Jacqueline Bakir Brader stellt das Tiny Haus als Wohnraumwunder vor. Foto: hol

Hooksiel (15. 7. 2024) – Ein Ferienhaus direkt am Hooksieler Außenhafen? Mit direktem Blick auf Seenotretter, Segler, Fischkutter und LNG-Tanker? Nein, so weit ist es noch nicht – obwohl das schmucke Tiny Haus nahe der Hafenmole das nahelegt. Wie Hafenbetreiber NPorts auf Nachfrage von „Hooksiel-life“ mitteilt, habe man den Stellplatz für das Haus über den Sommer vermietet. Für Werbezwecke.

Geworben wird für das Tiny Haus selbst. Und das offenbar mit Erfolg. Viele Urlauber, aber auch Einheimische zeigen Interesse an dem 7 mal 2,5 Meter großen, mit Betten, Küchenzeile, Wohnecke und Bad voll eingerichteten Häuschen, das genügend Raum für vier Personen bietet, wie Jacqueline Bakir Brader von der Bakir Immobilien GmbH beteuert. Und als Beweis dafür lädt sie auch schon Mal acht bis zehn an dem Musterhäuschen Interessierte gleichzeitig auf einen Blick in das „Wohnraumwunder“ ein.

Das Musterhaus (Kostenpunkt: 79.000 Euro) ist so ausgelegt, dass es ohne Terrasse und Kühlschrank ein Gewicht von 3,5 Tonnen nicht überschreitet. „Sie können das Haus auf einem Anhänger verstauen und mitnehmen“, sagt Bakir Brader. Dabei dürfe man Tiny Häuser aber nicht mit Reisemobilen verwechseln. Das straßentaugliche Häuschen sollte möglichst schon einige Monate an einem Standort verbleiben – etwa auf einem Campingplatz oder auf einem anderen erschlossenen Grundstück. Das Haus verfügt über Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss und wird über eine Wärmepumpe geheizt. 

Es gibt auch größere Tiny Häuser. Die Herstellerfirma aus Süddeutschland etwa, für die Immobilien-Maklerin die Domizile vertreibt, bietet ihren Kunden die Leistung eines Architekten an, der die Planung für die individuelle Gestaltung übernimmt. Sei es als eigenes Feriendomizil oder als Vermietungsobjekt. Jacqueline Barkir Brader selbst erwägt zum Beispiel, in einem Kleingarten-/Freizeitareal in Wilhelmshaven eine ganze Tiny-Haus-Siedlung aufzustellen. Aber noch habe sie dafür kein grünes Licht von der Stadt Wilhelmshaven. „Wenn ich das nicht schaffe, wird das vielleicht ein Projekt für meine Kinder.“

Bekommt Hooksiel ein Schuhgeschäft?

Schuhgeschäft für Hooksiel

Hooksiel (7. 6. 2024) – Hooksiel soll ein Schuhgeschäft bekommen. Standort dafür soll aus Sicht der Gemeinde Wangerland ein Grundstück an der Ecke Lange Straße/Pakenser Straße werden. Eine Investorin hat gerade damit begonnen, das Hof- und Gartengrundstück für einen Anbau an ein Bestandsgebäude vorzubereiten. Mit dem Neubau würde die Häuserfront in der Fußgängerzone geschlossen.

Spekulationen, wonach in dem Neubau am Ende lediglich Ferienwohnungen entstehen werden, werden aus dem Rathaus in Hohenkirchen als haltlos zurückgewiesen. „Die Nutzungsgenehmigung sieht ein Schuhgeschäft vor“, heißt es. Alles andere wäre so einfach nicht zulässig. Eine Anfrage an von „Hooksiel-life“ zum tatsächlichen Stand der Nutzungsplanung sowie der Gestaltung des Gebäudes ließ die Investorin bislang unbeantwortet.

Unabhängig von dem aktuellen Projekt wird in den kommunalen Gremien der Gemeinde derzeit hinter verschlossenen Türen über die Fortschreibung des Einzelhandels-Entwicklungskonzeptes für das Gemeindegebiet beraten. Dabei geht es unter anderem um Prognosen zur Kaufkraftentwicklung, die im wesentlichen von der Zahl der Einwohner und der erwarteten Urlauberströme abhängt. Je nach Annahme können dann mehr oder weniger Verkaufsflächen etwa im Einzelhandel gerechtfertigt werden.

Das Konzept liegt bislang lediglich im Entwurf vor. Von seiner jeweiligen Endfassung könnte auch abhängen, ob und wann in Hooksiel neben der geplanten Erweiterung des Edeka-Marktes auch noch Raum für einen Discounter wäre. Unstreitig dürfte aber sein, dass im Hooksieler Ortskern weitere kleine Fachgeschäfte angesiedelt werden dürfen. Gegen ein Schuhgeschäft gibt es jedenfalls so oder so keine Einwände. 

Schöne Sachen, erholsame Klänge und ein Blick in die Zukunft

Silvia Beidenbeck-Pelsten
Silvia Beiderbeck-Pelsten verkauft in der Packhaus-Passage viele schöne Dinge aus eigener Produktion. Und nach Geschäftsschluss kümmert sie sich um das Wohlbefinden ihrer Kunden. Foto: hol

Hooksiel (17. 5. 2024) – Hooksiel ist der größte Ort im Wangerland. Seine Anziehungskraft gerade für Gäste dürfte auch in der Vielzahl von kleinen Geschäften und Restaurants liegen. Einige entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Dazu gehören die kleinen Läden in der „Packhaus-Passage“ in unmittelbarer Nähe des Alten Hafens, aber doch ein wenig abseits der Hauptlaufrichtung.

Claudia Bodengesser aus Jever zum Beispiel ist immer freitagnachmittags, oder nach Absprache, in ihrem Geschäft „Meeres-Schaum“ anzutreffen. Die Österreicherin ist gelernte Fotografin. Vor fünf Jahren zog sie mit ihrem Mann in die Region, seit einem Jahr bietet die kreative Frau in Hooksiel schöne Dinge für Körper, Geist und Seele an.

In ihrem Laden dominiert die Farbe weiß. Dekoschilder, Beistellmöbel, Kerzen, Schälchen, Porzellan, Postkarten und Bilder aus eigener Produktion, aber auch Räucherwerk, ätherische Öle und Kräutercremes gehören zum Sortiment. „Manchmal ist es schon sehr ruhig hier“, bedauert die Geschäftsfrau, die sich – nicht nur mit Blick auf den möglichen Umsatz – über mehr Interessierte freuen würde.

Claudia Bodengesser

Claudia Bodengesser (Foto) ist überzeugt davon, dass sie eine Gabe hat, Menschen zu helfen. In ihrem Lädchen legt sie Karten oder die Hand auf. „Ich kann niemandem etwas versprechen. Aber ich hatte schon Rückmeldungen, dass Leute nach dem Kontakt mit mir eine Operation abgesagt haben.“ Nach dem Selbsttest kann der Autor versichern: „Es tut nicht weh!“ Zwei Karten verheißen ihm wenig Dramatisches. Alles ist offenbar im Lot. Eine Dritte sagt einen gewissen Umbruch in absehbarer Zeit voraus. Kann passen … 

Noch handfester geht es nebenan zu. Im Hinterzimmer ihres Ladens „Dit un dat för di“ bietet Silvia Beidenbeck-Pelster nach Feierabend Klangschalen-Therapie an. Die vor drei Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Hooksiel zugezogene Therapeutin kommt beruflich aus dem Pflegebereich. Der Einsatz der Klangschalen ist für sie keine Esoterik, sondern die Anwendung einer uralten asiatischen Heilkunst, deren Wirkung inzwischen auch messbar sei. 

Am Klang der Schale kann Silvia Beiderbeck-Pelster hören, ob sich in den Gelenken des Autors Stauungen befinden. Durch die beim mehrfachen Anschlagen der Schalen entstehenden Vibrationen lassen sich die Stauungen lösen, indem Selbstheilungskräfte angeregt werden. Hinzu kommt eine wohltuende Atmosphäre im Behandlungsraum. …

Die Tür geht auf. Kunden betreten den kleinen Laden, in dem jede Menge schöne, dekorative Sachen auf Käufer warten – selbst genähte Kopfbezüge, Kuscheltiere, Gehäkeltes und Gesticktes. Zumeist Waren aus eigener Handarbeit, teilweise auch Ergebnisse der Arbeit zweiter Freundinnen. Und auch hier immer wieder erkennbar der Ansatz, anderen helfen zu wollen: etwa durch Augen-Trostkissen. Das Versprechen von Silvia Beiderbeck-Pelster: „Eine Wohltat für müde und geschwollene Augen.“

Liebesbeweis für Bäckerei: 60 Kilometer Anfahrt fürs leckerste Schwarzbrot

Bäckerei Ulfers
Das Ulfers-Pferd „Konditor“ hat Weert Ulfers lange gute Dienste erwiesen. Foto: Ulfers

Hooksiel (26. 1. 2024) – Teig und Ofen, das sind die beiden Komponenten, die neben gutem Personal den Erfolg einer Bäckerei ausmachen. Die Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden hat die richtige Mischung gefunden – und das schon seit anderthalb Jahrhunderten.

An diesem Wochenende feiert das Familien-Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen. Für Sonnabend haben Britta, Thomas und Jörn Ulfers 270 Gäste in den Schützenhof in Jever eingeladen. Jevers Bürgermeister Edo Albers, Geschäftspartner und langjährige Weggefährten – vor allem aber die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familien. Damit alle ausgelassen feiern können, bleiben am Sonntag alle 15 Filialen geschlossen.

„Feindliche Übernahme“

Die Geschichte der Bäcker-Dynastie Ulfers, die zugleich eine Familiengeschichte ist, ist vielfältig. Am Anfang stand eine „feindliche Übernahme“, wie Bäckermeister Thomas Ulfers, Betriebsinhaber in der sechsten Generation es einmal mit einem Schmunzeln nannte. Und auch den Weg in die Zukunft wurde durch eine Übernahme geebnet. Nämlich 2002, als der Hooksieler Bäckerei den Betrieb des deutlich größeren Mitbewerbers Dirk Eden (Jever) übernahm.

1874 heiratete Johann Ulfers in Minsen die Bäckerwitwe Adeline. Hier wird in einer kleinen Backstube das erste Ulfers-Brot gebacken. Wenige Jahre später zieht die Familie mit ihren drei Söhnen, die alle ebenfalls das Bäckerhandwerk erlernen, samt Betreib nach Hooksiel um. Heute hat das Unternehmen 15 Filialen in den Landkreisen Friesland und Wittmund.

Johann Ulfers übernimmt 1895 den Betrieb seines gleichnamigen Vaters. Sein Bruder Weert macht sich in Wiarden selbstständig, kehrt aber 1913 nach Hooksiel zurück, wo es danach einige Jahre zwei Ulfers-Bäckereien gibt. Weerts Sohn Johann übernimmt schon mit 16 Jahren phasenweise den Betrieb. Notgedrungen. Sein Vater kämpft als Soldat im Ersten Weltkrieg. Seine Brüder Bernhard und Karl gehen nach Schortens und eröffnen dort eine eigene Ulfers-Bäckerei.

Weert Ulfers setzt auf moderne Technik. Er baut 1928 in Hooksiel den ersten Dampfbackofen und kauft eine Knetmaschine, die damals noch von einem Pferd angetrieben wurde. 1951 löst ein Dreirad-Lkw Pferd und Wagen als Ausliefergefährt ab. Nach dem Tod von Weert (1966) übernehmen Johann und dessen Sohn Werner Ulfers den Betrieb. 1974, wenige Monate nach dem Tod von Johann Ulfers, zieht Werner Ulfers mit dem Geschäft vom Alten Hafen in die Lange Straße, wo 1980 auch die Bäckerei neu gebaut wird.

Ulfers Geschäftsführer
Die Geschäftsführung der Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden: (von links) Thomas und Britta Ulfers und Jörn Ulfers. Foto: hol

1981 beginnt Thomas Ulfers, der heutige Geschäftsführer, seine Konditorlehre. 1991 hat er heute 59-Jährige seine Meisterprüfung absolviert. Zusammen mit seiner Frau Britta übernimmt er 1992 den Betrieb, der modernisiert und erweitert wird. Unter anderm um eine Ferien-Filiale am Middeldiek in Hooksiel. 2002 dann die Übernahme der Traditionsbäckerei Eden. 

2006, damals aus Hooksieler Sicht eher eine Randnotiz, startet Jörg Ulfers, Sprössling des Schortenser Ulfers-Zweiges, seine Bäckerlaufbahn. Heute steht der junge Mann nach Auslandserfahrung in Österreich, mehren Berufsjahren, Meisterschule und betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung für die Zukunft des Unternehmens. 

Nachfolger aufgebaut

„Wir haben unsere Kinder zu ihren Zukunftsplänen gefragt“, sagten Britta und Thomas Ulfers im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Weder Tochter noch Sohn sahen ihre Zukunft im Bäckerhandwerk. Also fiel der Blick auf Jörn, der ab 2015 systematisch zur Führungskraft aufgebaut wurde und seit 2021 Mitgeschäftsführer ist.

Seit 2004 wird in dem Unternehmen nur noch in Jever gebacken, wenn man von den kleinen Backöfen in den jeweiligen Filialen absieht. Eine weitere wegweisende Entscheidung, die damals in Hooksiel von vielen Stammkunden mit einem Kopfschütten zur Kenntnis genommen wurden: Britta und Thomas Ulfers eröffnen 2010 am Verkehrskreisel ein neues Geschäft und schließen dafür die Hauptstelle im Ortskern. 

Die Filiale neben der Tankstelle, quasi am Einfallstor der Wangerland-Urlauber, ist heute die erfolgreichste im ganzen Unternehmen. Entsprechend schmerzhaft sind die Umsatzeinbußen der vergangen Wochen als Folge des Umbaus der benachbarten Tankstelle. Der Standort steht für einen grundsätzlichen Wandel im Bäckerei-Geschäft. Wurden früher fast nur Brot, Brötchen und Kuchen verkauft, sind heute Bäckerei-Filialen eher Cafés und Restaurants, kleine Wohlfühl-Oasen für die Pause zwischendurch. „Wenn mir vor 30 Jahren jemand erzählt hätte, dass wir Frühstück und Rührei verkaufen, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt“, sagt Britta Ulfers.

historisches Bild Ulfers
Der erste Lieferwagen der Bäckerei Ulfers war ein Dreirad-LKW der Marke „Goliath“. Am Steuer Werner Ulfers Foto: Ulfers

Auf den richtigen Trend hat die Familie Ulfers auch in Sachen Qualität gesetzt. Anders als andere Bäckereien ist man vor Jahrzehnten nicht den Verlockungen der Industrie erlegen, voll und ganz auf Fertig-Backmischungen zu setzen. „Der eigene Sauerteig und eigene Rezepte machen den Unterschied“, sagt Thomas Ulfers. 

Gerade das Ulfers-Schwarzbrot ist weit über die Grenzen der Region hinaus beliebt. Bei Urlauber, aber auch bei Kunden in der weiteren Region. Kürzlich hat der Ulfers-Chef persönlich einige Pakete Schwarzbrot nach Oldenburg geliefert. Die Kunden, eine Frau um die 80. Sie kauft seit 40 Jahren ihr Schwarzbrot in Hooksiel. Früher auf dem Weg zum Campingplatz, heute überwiegend für den Verzehr zu Hause. 60 Kilometer zum Lieblings-Schwarzbrot – das kann man wohl mit Recht Markenbindung nennen. Thomas Ulfers bleibt dennoch bescheiden. „Es gibt auch andere gute Bäcker. Aber gerade Schwarzbrot ist reine Geschmacksache.“

Modernisierung geht weiter

Da Ulfers-Trio hat sich auch für die Zeit nach dem Jubiläums-Festakt einiges vorgenommen. Im nächsten Monat steht eine Großinvestition auf dem Plan: In Jever wird eine hochmoderne Brötchenanlage für Schnitt- und Kaiserbrötchen installiert. Darüber hinaus soll die Filiale in der Goldstraße in Horumersiel von Grund auf renoviert und modernisiert werden. Eine weitere Aufgabe: Die Filiale am Hooksieler Kreisel muss wieder Fahrt aufnehmen. Was aber auch geschehen wird, da sind sich Britta, Thomas und Jörn Ulfers einig. „Irgendwann wird die neue Tankstelle ja fertig sein.“

Jensen: Ausweitung der Lkw-Maut gefährdet ganze Transportbranche

Friesland/Wangerland (27. 12. 2023) – Die Transportbranche sorgt für volle Regale in den Supermärkten, Treibstoff an den Tankstellen und für reibungslose Produktionsabläufe. Gerade Niedersachsen ist eine Logistikdrehscheibe. „Daher ist es ein großes Problem, dass diese Branche immer stärker unter finanziellen Druck gerät“, sagt die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland). 

„Ausländische Transportunternehmen erzeugen Kostendruck, denn sie profitieren von geringeren Fahrzeugkosten beim Kauf, geringeren Fahrzeugsteuern, günstigerem Kraftstoff, geringeren Personalkosten und geringeren Sozialabgaben“, sagt Florian Knieper von Knieper Transporte aus Zetel. „Wir müssen dagegen als Transportunternehmer immer mehr für neue Fahrzeuge und Personal ausgeben.“ Dennoch hält Knieper die Löhne im Transportgewerbe in Deutschland für „viel zu niedrig“. Um Personal zu halten seien höhere Löhne, eine viereinhalb Tage Woche und neue Fahrzeuge nötig. „Wir brauchen alles, was an Marge drin ist, um das Rad am Laufen zu halten. Und es fehlt der Nachwuchs“, so Knieper. 

Jenseiepern und Kn

„Bei dieser ohnehin angespannten Wirtschaftslage treffen die Beschlüsse des Bundes zur CO2-abhängigen Lkw-Maut unsere heimischen Transportunternehmen hart“, sagt Jensen (im Foto mit Florian Knieper). . Die CDU habe deshalb im niedersächsischen Landtag die Landesregierung aufgefordert, sich beim Bund für eine Überarbeitung der erst am 25. November in Kraft getretenen mautrechtlichen Vorschriften einzusetzen. 

Der Bund hatte beschlossen, dass die Lkw-Maut für die Benutzung von Bundesfernstraßen ab dem 1. Dezember 2023 um eine CO2-Komponente erweitert und ab dem 1. Juli 2024 auch auf Lastkraftwagen mit mehr als 3,5 Tonnen bis 7,5 Tonnen ausgeweitet werden soll. „Damit steigt der Kostendruck noch weiter“, sagt Jensen. „Die Transportunternehmen können nicht alle Mautkosten weitergeben, alleine die Leerfahrten von einer Entladestelle zu einer Ladestelle bewirken enorme Mehrkosten die beim Transportunternehmer bleiben.“ 

Die CO2-abhängige Lkw-Maut soll zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen im Verkehr und zur Erreichung des Klimaschutzziels beitragen. Ein Umstieg auf einen Elektro-Lkw gestaltet sich laut Knieper aber als wenig praktikabel: Die Reichweite der E-Lkw sei derzeit noch unbefriedigend und die passende Lade-Infrastruktur sei nicht vorhanden.

Auch wirtschaftlich sei die Anschaffung eines E-Lkw nicht darstellbar. Knieper: „Ein E-LKW (Sattelzugmaschine) kostet bei einem namenhaften schwedischen Hersteller 400 000 Euro, ein Lkw mit Dieselmotor dagegen 120 000 Euro. Das sind Mehrkosten von 280 000 Euro pro Fahrzeug.“ Förderung für emissionsfreie Nutzfahrzeuge gebe es nicht mehr. Aber die Branche sollen zudem die extremen Mehrkosten durch die Maut stemmen, klagt Knieper. „Ich kenne keinen Transportunternehmer, der vor diesem Hintergrund nicht daran denkt, seinen Fuhrpark zu verkleinern oder gleich ganz den Betrieb zu schließen.“ 

Ohne Brückenstrompreis drohen bei Vynova bald die Lichter auszugehen

Vynova Demo
Viele Mitarbeiter des Vynova-Werkes in Wilhelmshaven machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Die schlechte Konjunktur und die hohen Strompreise belasteten das Unternehmen. Fotos: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (2. 11. 2023) – Die hohen Energiepreise in Deutschland gefährden Tausende Arbeitsplätze und etliche Unternehmens-Standorte der chemischen Industrie. Allein im Wilhelmshavener Vynova-Werk, direkt hinter der Ortsgrenze von Hooksiel, seien 388 Arbeitsplätze von direkten Mitarbeitern sowie 200 weitere bei am Standort tätigen Fremdfirmen und Lieferanten in Gefahr, sagte Betriebsratsvorsitzender Volker Neumann, heute auf einer Demonstration auf dem Werksgelände.

Zu der Protestaktion hatten Arbeitgeber Vynova, der Betriebsrat und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) gemeinsam aufgerufen. Sie wollten damit Druck machen für die Einführung eines „Brückenstrompreises“. Die befristete Subvention solle den Strompreis „auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau“ drücken, sagte der Standortleiter von Vynova Wilhelmshaven, Dr. Benno Krüger

Aktuell produziere ein Partnerwerk in Frankreich Kunststoffprodukte fast 50 Prozent günstiger. „Das ist bereits innerhalb des europäischen Marktes ein erheblicher Nachteil“, so Krüger. „Wir wollen nicht zur Pharmaindustrie 2.0 werden.“ Viele Pharma-Hersteller sind mit Blick auf die hohen Energiekosten ins Ausland abgewandter, zum Beispiel in die USA. Die zeitlich befristete Absenkung des Strompreises solle den energieintensiven Industriebetrieben Zeit für die Transformation in die Energieversorgung der Zukunft geben. „Sonst gehen hier am Standort bald die Lichter aus“, mahnte Krüg

Vynova Demo Sarg
Ohne „Brückenstrompreis“ muss die energieintensive Industrie in Deutschland möglicherweise bald beerdigt werden. Symbolisch packten Vynova-Standortleiter Dr. Benno Krüger und Betriebsratsvorsitzender Volker Neumann schon einmal vor laufenden Kameras gemeinsam den Spaten dafür an.

Die chemische Industrie verlange keine Dauersubventionen. „Der Brückenstrompreis muss befristet sein, bis es in Deutschland genügend erneuerbare Energie zu konkurrenzfähigen Preisen gibt“, forderte Betriebsrat Neumann bei strömendem Regen vor etlichen seiner Kolleginnen und Kollegen. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagte das IGBCE-Mitglied – und meinte damit nicht das Wetter. 

Unterstützt wurde die Aktion von der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (Wangerland). Wie war als einzige Politikerin der Einladung von Vynova zu der Kundgebung gefolgt. Nach Ansicht der CDU-Politikerin gehöre neben dem Strompreis auch das Steuerrecht auf den Prüfstand, um den Industriestandort Deutschland abzusichern.

Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, begruben die Protestierenden einen Sarg auf dem Betriebsgelände – als Symbol für den drohenden Untergang der chemischen Industrie in Deutschland.

Nach 40 Jahren ist Bank in Hooksiel immer noch ihre große Leidenschaft

Insa Fähnders
Seit 40 Jahren eine Kostante in der Volksbank-Filiale in Hooksiel: Insa Fähnders. Foto: hol

Hooksiel (8. 10. 2023) – Kontinuität hat einen Namen. Kompetent, vertrauenserweckend und nett – so empfängt Servicekraft Insa Fähnders die Kunden der Volksbank Jever in Hooksiel – und das seit 40 Jahren. Da wundert es nicht, dass die 62-Jährige über einen Termin für den Eintritt in den Ruhestand noch nicht einmal nachgedacht haben will. „Meine Arbeit macht mir immer noch sehr viel Spaß.“

40-jährige Arbeitsjubiläen gibt immer wieder einmal. Aber dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter vier Jahrzehnte lang in der selben Filiale eines Geldinstituts arbeitet und dann das Jubiläum noch mitten in einen Monat fällt – das dürfte absoluten Seltenheitswert haben. 

Insa Fähnders, geborene Jürgens, ist in der Nähe von Waddewarden aufgewachsen. Dort gab es damals noch eine kleines, von Werner Resche geleitete Volksbank-Filiale. „Ich wusste schon als Mädchen: Ich will zur Bank“, erinnert sich die Jubilarin, die gezielt auf ihre berufliche Karriere hinarbeitete. 

Mitten im Abitur zur Bank

Auf Wunsch der Eltern ging es nach der Schulzeit erst zur Hauswirtschaftsschule, danach zur Höheren Handelsschule und zum Hauswirtschafts-Gymnasium in Jever. Schon damals stellte die Volksbank nur Ausbildende mit Abitur ein. Bis zur offiziellen Übergabe des Zeugnisses wollte der Leiter der Volksbank-Filiale Hooksiel, Hergen Lampe, aber nicht warten. Er stellte seine neue Kraft bereis am 8. Juni 1982 ein – zwischen schriftlicher und mündlicher Abi-Prüfung.

Nach der dreijährigen Ausbildung wurde die inzwischen mit ihrem Mann in Hooksiel wohnende Bankkauffrau für die Filiale Hooksiel mit damals acht Mitarbeitern übernommen. „Eine Trennung zwischen Service und Beratung gab es damals noch nicht“, erinnert sich Insa Fähnders. Sie stand neben ihrem Chef Hergen Lampe am Banktresen. Hatte ein Kunde Beratungsbedarf, ging man mit ihm ins Besprechungszimmer. 

Ohnehin war die Banken-Welt von damals noch ganz anders: Bargeld wurde von Mitarbeitern am Schalter ausgezahlt, die Kunden reichten in hoher Zahl Schecks ein, Geschäftsleute arbeiteten noch mit Wechseln. 

Kontoauszüge per Hand sortieren

Eine Tätigkeit, die nicht nur bei Insa Fähnders wenig beliebt gewesen sein dürfte: Regelmäßig mussten die Kontoauszüge per Hand in die Fächer der Kunden einsortiert werden. Damit durch das Aufstützen der Ellenbogen die Jacken und Hemden nicht litten, habe sie sich dabei Stulpen über die Arme gezogen. Beim Sortieren war dann höchste Konzentration geboten. „Es war äußerst unangenehm, wenn ein Auszug in ein falsches Fach gelangte – was natürlich mal vorkam.“ 

Zu den positiven Erinnerungen aus dieser Zeit gehören die Einsätze im Immobilienbereich. „Ich habe sogar mal ein Haus verkauft“, schmunzelt die Hooksielerin. Aber gerade auch das Vermietungs-Geschäft sei sehr spannend gewesen.

Auf keinen Fall nach Jever

In den 1990-Jahren bekamen Insa und ihr Mann Ulrich Fähnders zwei Söhne. Die junge Mutter ging zunächst ein und beim zweiten Kind drei Jahre in Elternzeit. Als sie sich bei der Bank danach als Teilzeitkraft zurückmeldete, sollte sie als Assistenz im Firmenkundenbereich eingesetzt werden. Ein guter Job, aber mit einem Schreibtisch in Jever. „Das wollte ich auf keinen Fall. Ich habe gekündigt – mit dem Hinweis, dass ich gern wieder zurückkomme, wenn in Hooksiel wieder etwas frei wird.“

Zwei Jahre lang arbeitete sie als Bürokraft in der Zimmerei von Frank Langenhorst, dann war es soweit. Insa Fähnders kehrte im Jahr 2000 zur Volksbank zurück – als Teilzeitkraft im Service der Filiale in Hooksiel, aber mit voller Kraft für die Volksbank. In mehreren Vereinen im Ort übernahm sie Aufgaben im Vorstand. Noch heute kümmert sie sich um die Finanzen im Seebadeverein. 

Enger Kontakt zu den Vereinen

Bis zum vergangenen Jahr war sie für die Kassen- und Parkplatzorganisation beim Hooksieler Rennvereins verantwortlich, was zumindest an den Renntagen ein aufreibender Job war. Personal suchen, die Kassen mit Prospekten, Eintrittskarten und Wechselgeld bestücken, das Eintrittsgeld einsammeln, abrechnen und bei der Bank einzahlen. „Um 13 Uhr Beginn, gegen 23 Uhr Feierabend, das ist mir auf Dauer einfach zu viel geworden“, sagt Insa Fähnders, die aber natürlich gerade für die Vereine im Ort weiterhin erste Ansprechpartnerin ist.

Der digitale Wandel hat die Abläufe in Geldinstituten gewaltig verändert. Bargeld gibt es fast nur noch am Automaten, viele Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte online von Zuhause aus. Filialen werden geschlossen, die Öffnungszeiten reduziert. In Hooksiel hat die Volksbank den Servicebereich nur noch vormittags geöffnet. Nachmittags gibt es weiterhin Beratungsgespräche etwa über Altersvorsorge, Anlagemöglichkeiten oder Baufinanzierungen.

Viele Kontonummern im Kopf

Aus Insa Fähnders Sicht hat das auch Vorteile. Die Berater könnten sich in persönlichen Gesprächen intensiver um die Kunden kümmern. Und sie als 20-Stunden-Kraft sei am Schalter nahezu immer anzutreffen. „Ich kenne viele Kunden mit Namen, von vielen weiß ich auch die Kontonummer.“ Der Vorteil: Die bei Unbekannten erforderliche Identifizierung des Kunden samt Unterschrift-Abgleich entfällt. Trotzt aller Online-Angebote bleibe im Service – auch aufgrund der reduzierten Öffnungszeiten – genug zu tun. Hinzu komme, dass in Hooksiel viele Urlauber die Bank nutzen, für Geld-, aber auch für Immobilienangelegenheiten. 

Die Dame aus dem Altenheim kommt mit dem Geldautomaten nicht klar. Sie braucht Hilfe. Ein Kunde meldet einen größeren Bargeldbedarf für Ende der Woche an, ein anderer möchte 12.000 Euro ausgezahlt bekommen. Dafür gehen Kunde und Bank-Mitarbeiterin in einen Nebenraum mit einer eigenen Sicherheits-Geldschleuse. 

Klärende Gespräche im Hinterzimmer

Ein Rentner hätte gern einen Termin für eine Beratung. Der „Rollenautomat“ muss aufgefüllt werden, damit Geschäftsleute Kleingeld-Rollen abholden können. „Was ist das für eine komische Abbuchung auf meinem Konto?“ will ein Stammkunde wissen. Leichte Fragen werden im Servicebereich geklärt. „Bei echtem Beratungs- oder Klärungsbedarf unterstützen uns die Berater und übernehmen“, schildert Insa Fähnders. „Im vertraulichen Gespräch im Büro kann man viel besser auf Detailfragen eingehen oder Ärger aus der Welt schaffen.“ 

40 Jahre bei einer Bank. Insa Fähnders hat zwei Umzüge der Filiale mitgemacht, etliche Filialleiter kommen und gehen gesehen. Für viele von denen war Hooksiel ein berufliches Sprungbrett für Führungsaufgaben. Aber auch sie selbst sei innerhalb der Bank herumgekommen, schildert Insa Fähnders, und verweist auf das Projekt „Job Rotation“, bei dem Mitarbeiter für etwa eine Woche den Arbeitsplatz wechseln: „Neustadtgödens, Roffhausen, Jever, Hohenkirchen, Wilhelmshaven. Ich habe überall etwas dazugelernt.“ Und noch ein erfreulicher Punkt in der Bilanz: Einen Banküberfall gab es in den vier Jahrzehnten in Hooksiel nicht.

Zu einer guten Behandlung gehört das Gespräch mit dem Patienten

Praxis Schäfermeier
Barbara Schäfermeier geht in den Ruhestand. Ihre Physiotherapiepraxis bleibt Hooksiel erhalten. Andreas Blossei übernimmt. Foto: hol

Hooksiel (29. 9. 2023) – Die Praxis für Physiotherapie im Gesundheits- und Dienstleistungszentrum am Berghamm 1 bleibt Hooksiel erhalten. Inhaberin Barbara Schäfermeier, die Ende Oktober in Ruhestand geht, übergibt die Räume samt Einrichtung an den Physiotherapeuten Andreas Blossei. Für Sonntag, 1. Oktober, laden beide zu einem Tag der offenen Tür ein. Patienten und andere Hooksieler haben von 11 bis 17 Uhr Gelegenheit, den Neuen kennenzulernen und sich von der bisherigen Inhaberin zu verabschieden.

Barbara Schäfermeier, die zuvor in einer Praxis in Horumersiel angestellt war, hat sich im Herbst 2016 selbstständig gemacht. Zusammen mit ihrer halbtags tätigen Mitarbeiterin Britta Keithahn bietet sie aktuell bis zu 140 30-Minuten-Behandlungen in der Woche an: von der klassischen Krankengymnastik über Fußreflexzonen-Massage, Schlickpackungen und Beckenbodentraining bis zur Atem- und Kältetherapie. „Das Spektrum ist sehr vielfältig, genau so wie die Menschen, die zu uns kommen.“

Wichtig ist und war Barbara Schäfermeier neben der Therapie immer der Austausch mit den Patienten. „Wie geht es ihnen? Wie ist ihnen die letzte Anwendung bekommen?“ Aus ihrer Sicht ist das kurze Gespräch ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Behandlung von Körper und Geist. Nicht nur in diesem Punkt sieht sie sich mit Andreas Blossei auf derselben Wellenlänge. 

Blossei (55) kam 2006 aus Nordrhein-Westfalen nach Wilhelmshaven, wo er zunächst in verschiedenen Praxen und in der Reha-Klinik arbeitete. Seit 2016 war er im Klinikum Wilhelmshaven in der Neuro-Rehabilitation eingesetzt. Der Schwerpunkt hier: Die physiotherapeutische Behandlung von Parkinson-, MS- und Schlaganfall-Patienten. 

Angesichts der faktischen Aufnahmestopps in vielen Praxen in der Region wertet es Barbara Schäfermeister als Glücksfall für Hooksiel, dass sie ihre Patienten in erfahrene Hände geben kann. „Ohne Nachfolge hätte ich sicher noch ein Jahr weiter gemacht“, sagt die Physiotherapeutin. „Eine Versorgungslücke wollte ich Hooksiel nicht antun.“

Mit Barbara Schäfermeier geht ihr Mann Dieter in Ruhestand, der in der Praxis für Organisation, Planung und Buchführung verantwortlich war. Britta Keithahn wird von Andreas Blossei übernommen. Eine neue Büro- und Organisations-Kraft wird noch gesucht.