Wangerland (18. 9. 2025) – Der 13. September 2026 wird für das Wangerland ein Groß-Wahltag. Bei der dann anstehenden Kommunalwahl, bei der die Zusammensetzung des Gemeinderates neu bestimmt wird, müssen die Wählerinnen und Wähler auch über den neuen Landrat in Friesland und den künftigen Bürgermeister der Gemeinde Wangerland entscheiden.
Bianca Suits leitet die Wahl
Der Gemeinderat hat jetzt den Wahltermin für die Bürgermeisterwahl festgelegt. Die Wahlleitung wird bei Bianca Suits, neue Leiterin der Abteilung zentrale Dienste im Rathaus, liegen. Vertreten wird sich von Thomas Hayen. Als Kandidaten haben bislang Amtsinhaber Mario Szlezak (SPD) und Christian Fuchs (parteilos) ihren Hut in den Ring geworfen.
Bürgermeister lobt WTG-Mitarbeiter
Szlezak warb in seinem Lagebericht mit Blick auf die angespannte Finanzlage der Kommunen für Geschlossenheit im Rat. Nur so könnten die großen Herausforderungen der kommenden Monate und Jahre gemeistert werden. Entscheidend sei aber auch, für die Kommunalwahl 2026 Menschen zu finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich zur Wahl in den Rat aufstellen lassen. Szlezak: „Trotz aller Schwierigkeiten und Kritik brauchen wir diese Kandidatinnen und Kandidaten, damit wir auch in Zukunft handlungsfähig bleiben.“
Ausdrücklich danke der Bürgermeister den Mitarbeitern der insolventen Wangerland Touristik GmbH (WTG), die trotz massiver Unsicherheiten mit ihrem Engagement dafür sorgen würden, dass der Betrieb reibungslos weiterläuft. Das sei keineswegs selbstverständlich, so Szlezak (Foto), und verdiene Anerkennung.
Der geplante Verkauf des ehemaligen Feuerwehrgerätehauses am Alten Hafen in Hooksiel gestalte sich schwierig, da immer noch einige Fragen offen seien. Unbekannt sind bislang unter anderem die der Investor und der Betreiber. Das Planungsbüro, das den Zuschlag für sein Konzept erhalten hatte, soll die fehlenden Informationen bis spätestens zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung im November vorlegen. Andernfalls, so Szlezak, werde die Verwaltung vorschlagen, das Objekt neu in die Vermarktung zu geben.
Arbeitskreis zur Windenergie
Wie der Bürgermeister weiter mitteilte, hat der Vewaltungsausschuss bereits im Juli in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, einen „Arbeitskreis Windenergie“ zu bilden, dem neben dem Bürgermeister Ratsvertreter und Verwaltungsmitarbeiter angehören. Das Gremium, das Anfang Oktober zu seiner ersten Sitzung zusammenkommen wird, soll Fragestellungen rund um den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien im Wangerland vorberaten.
Investoren fühlen sich hingehalten
Für Unmut sorgte diese Mitteilung bei Grundeigentümern und Investoren von aktuell geplanten weiteren Windparks. Sie beklagten fehlende Transparenz im Verfahren und dass sie über Jahre hingehalten würden. Aktuelles Ärgernis: Die Beratung über geplante Windparks bei Haddien und bei Oldorf wurden zu Beginn der Ratssitzung – gegen den Willen der Gruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ (CDU/Grüne/FDP) – von der Tagesordnung genommen, da es aus Sicht der Verwaltung im Vorfeld Formfehler gegeben habe. Das Thema hätte zunächst öffentlich im Fachausschuss beraten werden sollen. Das sei auch im August geplant gewesen, dann aber kurzfristig doch nicht erfolgt.
Wangerland (15. 9. 2025) – Der Rat der Gemeinde Wangerland will auf seiner Sitzung am Dienstag, 16. September, über den Verkauf der Rundinsel im Wangermeer entscheiden. In dem künstlich geschaffenen See bei Hohenkirchen sollen entweder Wohnungen und Ferienwohnungen oder aber eine Abenteuer-Landschaft geschaffen werden.
Die Sitzung beginnt um 18 Uhr im Rathaus in Hohenkirchen. Die Kommunalpolitiker werden zudem in der öffentlichen Sitzung über zwei Windparkprojekte beraten, die Investoren bei Haddien und bei Oldorf realisieren möchten.
Ein weiteres Thema ist der Termin für die Bürgermeisterwahl. Der Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung sieht vor, dass der erste Wahlgang am Tag der Kommunalwahl am 13. September 2026 stattfinden soll. Falls eine Stichwahl nötig werden sollte, würde die 14 Tage später stattfinden. Bislang haben mit Amtsinhaber Mario Szlezak (SPD) und Christian Fuchs (parteilos) zwei Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen. Der nächste hauptamtliche Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt.
Hooksiel (20. 8. 2025) – Auch nach der Absage eines Gesprächs zwischen Spitzenvertretern des Gemeinderates und einer Gruppe von touristischen Leistungsträgern durch die Politiker „ist die Tür für Gespräche auf keinen Fall zu“. Das beteuert die Sprecherin der Ratsgruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ (GfW), Alice Brandenburg-Bienek (CDU).
Irritationen über Absage
Sie habe der Absage des vom Bürgermeister organisierten Gesprächstermins ebenso wie Holger Ulfers (SPD) und Dieter Schäfermeier (ZUW) zugestimmt, weil sie die Argumente von Ulfers nachvollziehen konnte. Ulfers hatte Bedenken angemeldet, weil Christian Fuchs als einer der beteiligten Leistungsträger vier Tage vor dem Termin seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt bekannt gegeben hatte.
Suckert: Termin mit Bürgermeister vereinbart
Matthias Suckert, Inhaber einer Vermietungsagentur in Hooksiel, und Fuchs haben inzwischen die Darstellung zurückgewiesen, dass der Auslöser für das vereinbarte Treffen ein Gesprächsangebot von Ulfers an Fuchs gewesen sei. Das für Montag geplante Treffen sei von Suckert und Bürgermeister Mario Szlezak vereinbart worden. Keineswegs habe es sich bei der Gruppe von Leistungsträgern um eine Art „Wahlkampfteam“ von Fuchs gehandelt.
Für Alice Brandenburg-Bienek ist inzwischen klar, dass es bei Organisation und Absage des Gesprächs wohl enge Missverständnisse gegeben habe. Sie habe inzwischen mit Suckert telefoniert und wolle den Gesprächsfaden mit den Leistungsträgern gerade auch mit Blick auf die schwierige Lage der Wangerland Touristik GmbH auf jeden Fall wieder aufnehmen – in welchem Format auch immer.
Hooksiel/Wangerland (19. 8. 2025) – Bringt die Bürgermeister-Kandidatur von Christian Fuchs den Dialog zwischen der Gemeinde Wangerland und den touristischen Leistungsträgern ins Stocken? Diese Frage stellt sich nach der Absage einer Gesprächsrunde zwischen den Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat und einer Gruppe von Leistungsträgern, zu denen auch Fuchs als Hotelier aus Horumersiel-Wiardergroden gehört.
Suckert: Begründung nicht nachvollziehbar
Auf Einladung von Bürgermeister Mario Szlezak wollten sich die Fraktionsvorsitzenden mit der wohl sechsköpfigen Gruppe am Montag dieser Woche an einen Tisch setzen, um über den Tourismus im Wangerland vor dem Hintergrund der anhängigen Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH (WTG) zu diskutieren. Nach der Verkündung der Bürgermeister-Ambitionen von Fuchs am vergangenen Donnerstag sagte Szlezak den Termin im Namen der Fraktionsvorsitzenden dann wieder ab.
In einem „offenen Brief“ hat jetzt Matthias Suckert, Inhaber der Hooksieler Vermietungsagentur „Agentur am Meer“, den Unmut der Leitungsträger darüber zum Ausdruck gebracht. „Wir sind erschrocken und zutiefst enttäuscht“, heißt es in dem Schreiben. Die Absage aufgrund der Kandidatur von Fuchs sei „nicht nachvollziehbar“. Es gehe um die Zukunft der Gemeinde und nicht um parteipolitische Taktik oder persönliche Interessen.
Kandidatur persönliche Sache
„Wir erwarten von Rathaus und Ratsmitgliedern, dass sie die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Wirtschaft vertreten – und nicht ihre eigenen Machtspiele austragen“, heißt es in dem Schreiben. Die Kandidatur von Fuchs sei dessen persönliche Sache. Sie stehe in keinem Zusammenhang mit den gemeinschaftlichen Interessen der Leistungsträger. Die appellieren an die Ratsmitglieder, ihre Entscheidung zu überdenken und den Weg zurück zu einem offenen, konstruktiven Austausch zu finden.
Initiator des Gesprächs war nach eigenem Bekunden wohl der Hooksieler Holger Ulfers (Foto).Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat hatte Fuchs nach dessen öffentlichen Äußerungen zum Umgang mit der WTG-Insolvenz ein Gespräch angeboten. Als Fuchs ihn gefragt habe, ob er jemanden dazu mitbringen dürfe, habe er sich dabei noch nichts gedacht, sagte Ulfers gegenüber „Hooksiel-Life“.
Aus dem geplanten Vier-Augen-Treffen sei dann das Treffen zwischen Leistungsträgern und den Fraktionsvorsitzenden geworden, das Szlezak organisieren sollte. Skeptisch sei er aber erst geworden, so Ulfers, der selbst krankheitsbedingt einige Tage ausgefallen war, als am vergangenen Donnerstag Fuchs seine Kandidatur bekannt gegeben habe und dabei von einer Unterstützergruppe die Rede gewesen sei. „Wenn ich offiziell mit einem Bürgermeister-Kandidaten spreche, brauche ich dazu die Rückendeckung meiner Partei“, so Ulfers. „Es stellte sich für mich die Frage, vor welchen Karren wir gespannt werden sollen.“
Politik will Leistungsträger besser einbinden
Ulfers verweist wie auch Szlezak darauf, dass es im Wangerland rund 480 „touristische Leistungsträger“ gibt, also Gewerbetreibende, die mit dem Tourismus ihr Geld verdienen. Offiziell in der Kommunalpolitik verankert sei diese Gruppe im „Beirat der WTG“ und in Form von beratenden Mitgliedern im Tourismusausschuss des Rates. Einer davon wird künftig übrigens Christian Fuchs sein.
Zu einem neuen Gesprächsformat hatte die WTG erstmals vor zehn Tagen rund 70 Leistungsträger zu einer nicht-öffentlichen Gesprächsrunde geladen. Dabei hatten Vertreter des Rates versichert, dass man eng zusammenarbeiten wolle und auch über neue Beteiligungsmöglichkeiten der Leistungsträger beraten werde. Ulfers: „Ich wüsste nicht, wie wir es den anderen 474 Leitungsträgern erklären sollten, dass wir mit sechs von ihnen exklusive Gespräche führen.“ Ein „offener Brief“ als Folge des geplatzten Gesprächstermins sei für ihn ein Beleg für eine „bedenkliche Gesprächskultur“, so der SPD-Fraktionschef.
Wangerland (14. 8. 2025) – Der Bürgermeister-Wahlkampf im Wangerland ist eröffnet. Heute hat mit Christian Fuchs (parteilos) seine Bewerbung für das Amt an der der Spitze der Gemeindeverwaltung bekanntgegeben. Er ist damit der erste Gegenkandidat von Mario Szlezak (SPD), der den Posten seit 2021 bekleidet und bereits verkündet hat, im Herbst 2026 erneut kandidieren zu wollen.
Christian Fuchs will Bürgermeister im Wangerland werden. Der Gastronom hat heute seine Kandidatur öffentlich gemacht. Foto: hol
Fuchs (46) ist überzeugt davon, dass das Wangerland seine Potenziale als Tourismusperle an der schönsten Ecke der Nordseeküste nicht ausschöpft. Voraussetzung dafür wäre nach Überzeugung des Gastronomen ein gemeinsames Vorgehen von Bürgern und Unternehmen aller Ortsteile. „Wir müssen das Wir deutlich stärken!“ Dafür müssten die inneren Grenzen im Gemeindegebiet endlich überwunden werden, die er als Zugezogener deutlich spüre. „Warum hat jeder Ort seinen eigenen Gewerbeverein?“
Vor fünf Jahren Landhotel übernommen
Der gelernte Hotelfachmann und studiere Hotelbetriebswirt hat zusammen mit seiner Frau Constanze 2020 das Landhotel „Nakuk“ im Wiardergroden unweit von Horumersiel übernommen. Das Paar hat zwei Kinder im Alter von 5 und 7 Jahren. Fuchs stammt aus Baden-Württemberg, ist in der Hohenzollernstadt Hechingen aufgewachsen. Nach Lehre und Studium hat er in Betrieben in der Schweiz, in England und in Deutschland gearbeitet, zuletzt als stellvertretender Hoteldirektor auf Nordeney. Mit der Übernahme des „Nakuk“ hätten er und seine Frau den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.
Das Hotel mit seinen 16 Zimmern setzt auf Nachhaltigkeit und regionale Küche. Zielgruppe sind Ruhe und Entspannung suchende Erwachsene. Im Haus gibt es kein WLan, Kinder unter 12 Jahren sind nicht erwünscht. Dafür können Gäste durch Basenfasten oder vegane Kost etwas für ihr Wohlbefinden tun.
Sprecher der Leistungsträger
Sein Entschluss zur Kandidatur stehe in keinem Zusammenhang mit der Insolvenz der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH, betont Fuchs, der gerade zu diesem Thema in den vergangenen Wochen als einer der Sprecher der touristischen Leistungsträger an Profil gewonnen hat. Der Gastronom rät zur Besonnenheit. Über Schuld und Verantwortung für die finanzielle Schieflage der WTG könne man erst urteilen, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. Wichtig sei aber schon jetzt der Blick nach vorn.
Aus seiner Sicht können der Verkauf von Teilen der WTG an private Investoren auch eine Chance fürs Wangerland sein. Die WTG habe derzeit drei wesentliche Aufgaben: Tourismus-Marketing, Liegenschafts-Verwaltung und Dienstleister. Möglicherweise, so Fuchs, bleibe am Ende nur noch das Marketing übrig. Die Empfehlung des Bürgermeister-Kandidaten: „Die WTG muss sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren – und die richtig gut machen.“
Keine Angst vor Verwaltungsarbeit
In seinem Hotel mit zehn Mitarbeitern kümmert sich Fuchs ums Management, ums Marketing, um die Küche und die Haustechnik. Politisch aktiv sei er in der Vergangenheit noch nicht gewesen. Seine FDP-Mitgliedschaft habe er vor geraumer Zeit gekündigt. Er habe schon vieles im Leben neu erlernen müssen. Insofern schrecke ihn auch nicht die Verwaltungsarbeit im Rathaus. Im Rat der Gemeinde Wangerland habe der Bürgermeister ja nur eine von 25 Stimmen. Aber auch hier gelte: „Wir alle zusammen sind das Wangerland.“ Das „Nakuk“ jedenfalls würde im Fall seiner Wahl seine Frau allein weiterführen.
Busse und Wohnungen fehlen
Er habe vor acht Wochen damit begonnen, ein kleines Team von Unterstützern aufzubauen, mit dem er den Wahlkampf planen und auch Positionen diskutieren möchte, so Fuchs. Für besonders wichtig fürs Wangerland halte er drei Themen: den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und einen Dialog über die Nutzung von erneuerbaren Energien von der Windkraft über Flüssigerdgas bis hin zum Wasserstoff. Ohne vernünftige Busse und günstige Wohnungen würde die Gemeinde immer mehr junge Leute verlieren – und die Wirtschaft potenzielle Mitarbeiter.
Friesland (12. 8. 2025) – Die Grünen sind im Vergleich zu anderen Parteien relativ jung, auf Bundesebene wie in Friesland. Bundesweit wurde die Partei im Januar 1980 gegründet. Die „Frauen und Männer der ersten Stunde“ sind heute zum Teil deutlich über 80 Jahre alt. Der Kreisvorstand der Grünen in Friesland möchte die Erfahrungen und Erinnerungen der Gründungsmütter und -väter gerne auch für die Zukunft erhalten.
Waltraud Voß (3. von rechts hinten) mit den Teilnehmern an dem Treffen der Grünen der erstren Stunden in Friesland. Foto: Voß
Auch in Friesland leben einige der langjährigsten grünen Mitglieder bundesweit. Zum Teil sind sie sogar schon vor der Parteigründung „Grüne“ gewesen. Bereits ein Jahr vor dem offiziellen Gründungsjahr gab es die „SPV-Die Grünen“, die Abkürzung für „Sonstige Politische Vereinigung ‚Die Grünen‘“. Wenige Jahre stellten sich die Grünen auch als Kreisverband in Friesland auf. Aktuell hat der Verband von „Bündnis 90/Die Grünen“ nach eigenen Angaben mehr als 220 Mitglieder.
Seit 1980 in der Kommunalpolitik
Kreisvorstandsmitglied Waltraud Voß hatte für die AG „Grünes Gedächtnis Friesland“ die „Alten“ zu einem ersten Treffen eingeladen. Viele dieser langjährigen Mitglieder haben in früheren Jahren als Mandatsträgerinnen und Mandatsträger die Politik in Friesland und seinen Kommunen mitgestaltet. Bereits 1980 gab es etwa in Jever ein erstes grünes Ratsmitglied.
Von der Resonanz war Voß beeindruckt: „Es wurden eine Menge Geschichten und Anekdoten erzählt. Diese wollen wir nun sammeln und aufschreiben. Da stecken so viel Erfahrung, Engagement und politisches Gestaltungswissen drin. Das sollte unbedingt erhalten bleiben.“
Interviews zur Zeitgeschichte geplant
Die Kreisvorsitzende der Grünen, Dr. Jutta Helmerichs, erinnerte an die Anfänge und Errungenschaften der Grünen. Die ersten Mitglieder seien unter anderem aus Umweltverbänden, der Anti-Atom-Bewegung und aus Fraueninitiativen gekommen. Zusammen mit anderen „grünen Historikern“ sollen jetzt mit einigen der langjährigen Mitglieder Interviews geführt werden. Außerdem sind weitere Gruppentreffen geplant. Die AG „Grünes Gedächtnis Friesland“ ist eine von mehreren Arbeitsgruppen, die der Kreisverband vor einigen Monaten ins Leben gerufen hat.
Wangerland/Hooksiel (10. 7. 2025) – Die Geschäftsführung der Wangerland Touristik GmbH (WTG) sowie der beauftragte Architekt waren nach Überzeugung der Ratsgruppe „Zusammenschluss unabhängiger Wählergemeinschaften“ (ZUW) mit dem Bau des Thalasso Meeres Spa (TMS) in Horumersiel „völlig überfordert“. „Dass bei dem Umfang des Projektes keine externe Baubegleitung beauftragt wurde, ist nach unserer Meinung absolut nicht nachvollziehbar“, betont die Gruppe in einer heute verbreiteten, vorläufigen Stellungnahme zu den Gründen für die Kostenexplosion beim Bau des Gesundheits-Tempels auf aktuell geschätzte 23 Millionen Euro.
Die Arbeiten am Thalasso Meeres Spa zogen sich nach Überzeugung der ZUW auch aufgrund einer ungenügenden Bauaufsicht hin und machten auch deshalb das Projekt immer teurer und teurer. Archiv-Foto: hol
Nach Einschätzung der ZUW sei schon bei der Auftragserteilung an die Gewerke anzunehmen gewesen, dass die Baukosten nicht 8,8, sondern eher 12 bis 13 Millionen Euro betragen würden. Diese Zahl sei dem Rat vor seiner Entscheidung für das Projekt im November 2019 aber nicht vorgelegt worden.
Sonderwünsche als Kostentreiber
„Auch dass zwischenzeitlich eine zweite, neue Baugenehmigung beantragt wurde, hat der Rat erst im Herbst 2024 erfahren“, stellt die ZUW fest. Hieraus hätten sich etliche verteuernde Veränderungen der Räumlichkeiten bis hin zu einer „High End“-Ausstattung des TMS ergeben.Weitere Preissteigerungen sich aus Sonderwünschen der WTG etwa bei der Auswahl von Fliesen, Beleuchtung, Eingangsbereich usw. ergeben.
Die Unabhängigen kommen zu dem Fazit: „Aus den der ZUW und den Ratsmitgliedern seit 2024 vorliegenden Sachverhalten kann geschlossen werden, dass die gesamte Projektabwicklung des ,Thalasso Meeres Spa‘ ohne die erforderliche Kontrolle und Führung durch Architekt und Geschäftsführung durchgeführt wurde. Rechnungen der Auftragnehmer/Handwerker wurden gestellt und bezahlt, ohne dass die erforderlichen Nachweise erbracht wurden. Die vertraglich vereinbarte Prüfung der Einhaltung von Verträgen und Leistungen durch den Architekten wurde nicht ausreichend durchgeführt. Von der Projektleitung (Geschäftsführung) wurden als letzte Prüfinstanz aufgrund fehlender Fachkenntnisse Abweichungen und Fehler nicht erkannt oder nicht angemessen behandelt.“
Traum wird zum Albtraum
Die Einschätzung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Immo Müller, der die Stellungnahme unterzeichnet hat: „Die WTG wollte sich wohl einen Traum erfüllen. Es endete in einem Albtraum.“ Die ZUW plane eine Veranstaltung zur Bürgerinformation.
In ihrer vorläufigen Chronologie der Ereignisse beleuchten die Unabhängigen auch die Frage der Wirtschaftlichkeit des TMS. Schon zur Ratsentscheidung im November 2019 habe ein Fragenkatalog aus den Fraktionen an WTG-Geschäftsführung und Architekten vorgelegen. Belastbare Zahlen zur Wirtschaftlichkeit hätten beide nicht vorgetragen. Auf Unverständnis der ZUW, die erst 2021 als politische Kraft im Rat wirkt, stoße, dass der Rat dem Projekt dennoch zugestimmt habe. Grundlage für den Beschluss sei offenbar allein das Vertrauen in die WTG gewesen.
Wirtschaftlichkeits-Berechnung unzureichend
Nach dem Einzug in den Rat hat die ZUW Ende November 2021 die einzige bis dahin vorliegende Wirtschaftslichkeitsberechnung für das TMS zur Verfügung gestellt bekommen. „Diese wurde intern von der ZUW geprüft und festgestellt, dass diese Wirtschaftlichkeitsberechnung völlig unzureichend war.“
Die Erkenntnis habe man den anderen Ratsmitgliedern im Januar 2022 vorgestellt. Erst daraufhin sei ein externes Unternehmen beauftragt worden, ein neue Analyse/Prognose zu erarbeiten. Die ursprüngliche „Kalkulation“ sei bis dahin immer noch von der WTG verteidigt und verwendet worden. „Im Ergebnis wurden unsere Zahlen bestätigt und die der Geschäftsführung der WTG verworfen“, heißt es in dem ZUW-Papier. „Eine von uns daraufhin erwartete erweiterte Kontrolle über die Geschäftsführung erfolgte nicht.“
Die Unabhängigen hätten im August 2022 der Geschäftsführung einen Fragenkatalog vorgelegt, in dem es unter anderem um einen verspätet bekannt gegebenen Bauschaden sowie fehlende Teile in der Wirtschaftlichkeitsberechnung gegangen sei. „Der Zusammenhang mit einer kritischen Mail an den Geschäftsführer veranlasste die Fraktionsspitzen der GfW und SPD, dem Geschäftsführer das Vertrauen auszusprechen.“
Im September 2022 habe ZUW-Sprecher Dieter Schäfermeier (Foto) dem Rat weitere neue Berechnungen vorgestellt. Darin wurden Verluste von knapp einer Million Euro in den ersten drei Betriebsjahren des TMS prognostiziert. Die Geschäftsführung habe versichert, dass dieser Verlust durch den sonstigen Überschuss der WTG ausgeglichen werde.
In 2023 erfolgte der Förderbescheid des Landes Niedersachsen. Auf kritische Fragen der ZUW habe die Geschäftsführung beteuert, dass man sich im Kostenrahmen bewege, aber auch der zweite geplante Eröffnungstermin nicht eingehalten werden könne. Ab Anfang 2023 habe man sich wiederholt bemüht, Einsicht in die Bauunterlagen zu erhalten, was aber lange durch den Geschäftsführer und die Ratsmehrheit behindert worden sei.
Nur Schäfermeier erhält Einsicht in Unterlagen
Im September 2023 erfolgte die Entlastung des Geschäftsführers der WTG für das Geschäftsjahr 2022. Allein die ZUW habe geschlossen dagegen gestimmt. Die Kosten seien bis Oktober 2023 weiter immens gestiegen, ein Ende der Bauarbeiten sei aber immer noch nicht in Sicht gewesen. Damals sei die Anfrage der ZUW nach Einsichtnahme in Architektenvertrag, Kostenschätzung, Bauprotokolle etc. von von WTG sowie von GFW (CDU, Grüne, FDP) und SPD im Rat vehement verwehrt worden. Müller: „Die Geschäftsführung unterstellte dabei Dieter Schäfermeier eine Hetzjagd.“
Im November 2023 habe die ZUW erklärt, wegen der übermäßigen Kostensteigerungen nicht mehr hinter dem Projekt zu stehen. Dem folgte im Dezember ein offizieller Antrag auf Einsicht in die Bauunterlagen. Diese wurde der ZUW von der Geschäftsführung nur in Person von Schäfermeier zugestanden, aber mit der einschränkenden Verpflichtung, außerhalb der Rund der Fraktionsvorsitzenden absolute Verschwiegenheit zu wahren.
Unhaltbare Zustände auf der Baustelle
Nachdem Schäfermeier ab Januar 2024 Einsicht in die Unterlagen erhielt und umfassend berichtete, wurde er vom Rat beauftragt, an den Baubesprechungen für das TMS teilzunehmen. „Schon sehr schnell wurde von ihm dort ein unhaltbarer Zustand bei den handwerklichen Leistungen festgestellt und dem Rat ausführlich mitgeteilt“, heißt es in der ZUW-Erklärung. „Der Rat habe daraufhin auf Vorschlag von Schäfermeier einen externer Baufachmann beauftragt, der sich auf der Baustelle aufhalten und dort Ordnung schaffen sollte. Ohne den Baufachmann und seine vermittelnde Arbeit hätte der Öffnungstermin 21. Juni 2024 nicht gehalten werden können. Dennoch sind bis heute die Bauarbeiten nicht beendet.“
Im November noch kein Grund für Insolvenz
Im Mai 2024 wurde dann von der Gemeinde ein unabhängiger Sachverständiger beauftragt, der die Qualität und die Kosteneffizienz des gesamten TMS-Bauprojektes prüft. Anfang September habe Immo Müller für die ZUW in der inzwischen installierten Lenkungsgruppe der WTG erstmals den Hinweis gegeben, dass man eventuell eine Insolvenz in Betracht ziehen müsse. Daraufhin sei kurzfristig ein Wirtschaftsprüfer beauftragt worden. Das Ergebnis: Aufgrund der vorhandenen Liegenschaften der WTG und der liquiden Mittel gebe es noch keinen Grund für einen Insolvenzantrag.
Im November habe die ZUW erneut eine Berechnung vorgelegt, die für 2024 und die Folgejahre jeweils einen Verlust von rund zwei Millionen Euro ausgewiesen hat. Für 2024 sei der letztendlich auch eingetreten. Am 26. Juni 2025 hat die WTG Insolvenz beantragt.
Hooksiel (5. 7. 2025) – Seit 1999 ist der Hooksieler Holger Ulfers im Gemeinderat. Als Fraktionsvorsitzender der SPD und Mitglied im Verwaltungsausschuss gehört er zu jenen Kommunalpolitikern, die die Entwicklung der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG) besonders eng begleitet haben. Jetzt hat die WTG Insolvenz angemeldet – mit unabsehbaren Folgen für touristische Angebote und Infrastruktur. „Ich habe immer wieder davor gewarnt, dass der Schwanz nicht mit dem Hund wackeln darf – irgendwie sehe ich mich jetzt bestätigt.“
Gutachter klärt Gründe für Kostenexplosion
Ulfers hat bereits vier Bürgermeister und fünf WTG-Geschäftsführer erlebt. Im Gespräch mit „Hooksiel-life“ versucht er nachzuzeichnen, wie es so weit kommen konnte. Dabei will er bewusst nicht über Schuld und Verantwortung für die Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel von gut 4 über 8,8 auf zuletzt geschätzte 23 Millionen Euro sprechen.
„Zur Klärung dieser Frage hat der Gemeinderat einen Gutachter bestellt, der seit Monaten intensiv arbeitet – aber noch nicht am Ende ist“, so Ulfers (Foto). Dem Gutachten wolle er nicht vorgreifen. Er habe um 2007 erste Zweifel bekommen. Damals sei die Panoramabrücke am Wangermeer gebaut worden. Für zwei Millionen Euro, als Projekt der WTG. „Was soll die WTG noch alles machen? Wird die Gemeindetochter im Vergleich zur Mutter nicht zu groß?“ Heute hat die WTG 180 Mitarbeiter, die Gemeinde rund 110.
Damals hätten die Zahlen aber noch gestimmt. Die Einnahmen aus Strandeintritt und Campingplatz-Betrieb hätten die Verluste bei Bädern und der Gästehäusern ausgeglichen. „Und nebenbei konnte die WTG noch Wohltaten in der Gemeinde verteilen“, erinnert sich Ulfers.
Thalasso als Ersatz für gescheiterten Hotelbau
Ein echtes Problem sei dann die Zukunftsplanung für das Kurmittelhaus in Horumersiel gewesen. Der Reha-Bereich war abgängig, das Dach undicht. Eine Lösung versprach ein Investor, der auf dem Grundstück der WTG ein 5-Sterne-Hotel bauen und die untere Etage an die Tourismusgesellschaft vermieten wollte. „Über das Projekt konnte man mit den Horumersielern aber gar nicht reden …“, erinnert sich Ulfers. Die wollte ihr „moi Dörphus“ erhalten und schmettern den „Betonklotz“ durchweg ab. Die Politik gab nach. Der Hotelbau wurde 2016 abgelehnt.
Die neue Idee: Irgendetwas mit Thalasso, ein Zukunftsthema … Pläne wurden vorgestellt, Kosten ermittelt. Aber selbst als die zu erwartende Investitionssumme in den zweistelligen Bereich kletterte, sei man immer noch überzeugt gewesen, dass beim Betrieb des Gesundheitstempels eine „schwarze Null“ möglich sein sollte. „Einnahmen wollten wir ja in erster Linie durch positive Nebeneffekte etwa durch erhöhe Gästezahlen erzielen …“
Der geplante Verkauf des Gästehauses Hooksiel wurde durch ein Bürgerbegehren verhindert. Archiv-Foto: hol
Parallel zogen weitere schwarze Wolken am WTG-Himmel auf. Nach einer Klage untersagte das Bundesverwaltungsgericht der WTG das Erheben von Strandeintritt, eine wichtige Einnahmequellen brach weg. Überlegungen, das Hallenwellenbad in Hooksiel zu schließen und für eine andere Nutzung vorzusehen, scheiterten ebenso am Widerstand der Bürger wie der geplante Verkauf des Gästehauses in Hooksiel, der durch ein Bürgerbegehren verhindert wurde. Ulfers: „Da war ich auch dagegen. Die geplante Senioreneinrichtung mitten im Dorf, das hätte nicht gepasst.“
Kam die Lenkungsgruppe zu spät?
Ulfers beteuert, sich wirklich intensiv mit dem Bau des Thalasso-Zentrums beschäftigt zu haben. Mit steigenden Kosten stieg die Sorge, was passieren könnte, wenn der „Schwanz“ (die WTG) den „Hund“ (die Gemeinde) selbst in Schwierigkeiten bringt. Die Begleitung des Tochterunternehmens durch den alle drei Wochen tagenden Verwaltungsausschuss habe sich trotz regelmäßiger Berichte von Geschäftsführer Armin Kanning als ineffizient erwiesen. Immer wieder seien neue Probleme und Zeitverzögerungen aufgetaucht. Er habe sich für einen neuen Gesellschaftervertrag eingesetzt, so Ulfers. Danach hat der Rat eine Lenkungsgruppe berufen, die die Geschicke der WTG engmaschig begleitet. Da war es aber offenkundig schon zu spät.
Wird das Meerwasser Wellenbad bereits in Kürze geschlossen? Die Entscheidung darüber liegt bei der WTG. Gemeinde und Kommunalpolitiker sind bei der Sanierung des Unternehmens nach den Worten von Holger Ulfers nur noch „Zaungäste“. Foto: hol
Die Eröffnung des längst noch nicht fertigen Thalasso Meeres Spa im vergangenen Herbst – offenbar aus Sorge, man müsse sonst Fördermittel zurückzahlen – geriet zum Fiasko. Der Gesundheitstempel musste wieder geschlossen werden. Kanning kündigte seinen Vertrag und musste dann Anfang dieses Jahres vorzeitig gehen. Mit Torsten Riedel wurde im April ein neuer Geschäftsführer bestellt, der im Verbund mit Beratungsunternehmen feststellte: „Wir müssen Insolvenz anmelden.“ Inzwischen hat das Amtsgericht einen Sachwalter bestellt, der die Insolvenz in Eigenregie begleiten soll.
„Jetzt haben die Interessen der Gläubiger Vordergrund“, sagt Ulfers. Die Gemeinde als Gesellschafterin und damit auch die Ratsmitglieder seien nur noch „Zaungäste“ der Entscheidungen, die gefällt werden (müssen), um das Unternehmen zu retten und der GmbH eine zukunftsfähige Struktur zu geben. Etwa ein Jahr, so schätzt der SPD-Politiker, dürfte die Umstrukturierung wohl dauern, zu deren einzelnen Maßnahmen er schon aus insolvenzrechtlichen Gründen nichts sagen könne und wolle.
Insolvenz-Antrag schützt die Gemeinde
Ob er bei sich eine Mitschuld für den Niedergang der WTG sieht? Hätte die Politik nicht früher auf die Kostenbremse treten müssen? „Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich irgendwann etwas übersehen habe. Aber ich habe nichts gefunden. Wir dachten alle, nach dem was wir gehört haben, die WTG packt das …“. Aber die vage Sorge, dass es nicht gesund sein kann, wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, habe sich letztlich bestätigt. Fakt sei aber auch, dass niemand der ehrenamtlich tätigen Ratsmitglieder der WTG oder der Gemeinde habe schaden wollen.
Mit der „Insolvenz in Eigenregie“ habe die Gemeinde dann die Reißleine gezogen, um nicht selbst mit in den Abwärtsstrudel gezogen zu werden, so Ulfers. Die Alternative wäre eine Patronatserklärung gewesen, wonach die Gemeinde für alle Verbindlichkeiten der WTG hätte aufkommen müssen – ein Risiko im zweistelligen Millionen-Bereich.
Wangerland (26. 6. 2025) – 33 Jahre lang gehörte Reiner Tammen dem Wangerländer Gemeinderat an. Sechs Mal wurde der Grüne in das Kommunalpolitik gewählt, wo er in wichtigen Gremien mitgewirkt und viele Themen maßgeblich beeinflusst hat. Jetzt hat Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) die „politische Lebensleistung“ des Ratsherrn zu dessen Abschied gewürdigt. „Du warst mutig in der Haltung, konsequent in der Sache und verlässlich im Umgang.“
Bürgermeister Mario Szlezak (rechts) würdigte zum Abschied die politische Lebensleistung von Reiner Tammen. Foto: hol
Tammen hat, wie berichtet, seinen Lebensmittelpunkt nach Jever verlegt. Deshalb musste er sein Mandat im Gemeinderat abgeben. Das „grüne Urgestein“ wird sich aber weiter im Kreistag und als stellvertretender Landrat engagieren. In den Wangerländer Rat wurde Reiner „Mausi“ Tammen erstmals 1991 gewählt. Seit 1993 wirkte er im wichtigen Verwaltungsausschuss mit, vertrat die Gemeinde lange als stellvertretender Bürgermeister und leitete unter anderem den Ausschuss für Gemeindeentwicklung.
Tammen sei stets ein ehrlicher Gesprächspartner gewesen, sagte Szlezak in der Ratssitzung am Dienstag. Damit habe er sich nicht nur Freunde gemacht. Gerade in der Gruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ (GFW), in der sich im aktuellen Rat CDU, FDP und Grüne zusammengefunden haben, habe er sich sehr wohl gefühlt, sagte Tammen. Er habe sein halbes Leben im Rat verbracht und gerade in den ersten fünf Jahren enorm viel gelernt. Zu seinen Erfolgen zählt er unter anderem, dass in der Gemeinde Massentierhaltung verhindert werden konnte und dass sich das Wangermeer gut entwickelt hat. Das Fazit von Tammens Fraktionskollegin Angelika Kirschner: „Reiner, du hast das Wangerland grüner gemacht.“
Wangerland (24. 4. 2025) – In der Gemeinde Wangerland geht eine Ära zu Ende. Reiner Tammen (70), seit über 33 Jahren Ratsherr für die Grünen und langjähriger stellvertretender Bürgermeister, scheidet zum Monatsende aus dem Rat aus. Der Grund: Tammen zieht nach Jever um.
Voraussetzung für die Mitgliedschaft in einem Kommunalparlament ist aber, dass ein Politiker seinen Lebensmittelpunkt in der betreffenden Kommune hat. Wie Tammen (Foto/privat) auf Anfrage von „Hooksiel-life“ bestätigte, habe er sein Haus im Wangerland verkauft und werde jetzt zu seiner Lebenspartnerin nach Jever ziehen.
Sein Kreistagsmandat und damit auch den Posten als stellvertretender Landrat werde er behalten. Seine Entscheidung habe er erstmals am Mittwochabend auf einer Veranstaltung der Grünen in Jever öffentlich gemacht.
Grünen-Politiker zieht nach Jever
Der Kommunalpolitiker weist den Vorwurf zurück, dass der Verzicht auf das Ratsmandat längst überfällig gewesen sei. Diese Ansicht vertritt die ZUW-Gruppe (Zusammenschluss der unabhängigen Wählergemeinschaften) im Gemeinderat. Wie Ratsherr Immo Müller heute gegenüber „Hooksiel-life“ bestätigte, hatte die ZUW bereits am Dienstag in einem Antrag Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) dazu aufgefordert zu prüfen, ob Tammen noch die Voraussetzungen für die Ratsmitgliedschaft erfülle. Möglicherweise hätte er sich schon seit längerem ummelden müssen.
Ja, er habe davon gehört, dass es Kräfte gebe, die einen Privatdetektiven engagieren wollten, um zu überprüfen, wann er sich wo aufhalte, sagte Tammen gegenüber „Hooksiel-life“. Seine Ummeldung und der damit zusammenhängende Verzicht auf das Ratsmandat hätten damit aber nichts zu tun. Dafür sei jetzt mit dem Hausverkauf der gebotene Zeitpunkt gewesen.
Über 33 Jahre im Gemeinderat
Tammen ist seit 1991 für „Bündnis 90/Die Grünen“ im Rat der Gemeinde Wangerland. Lange Jahre als Einzelkämpfer. Aktuell bildet er zusammen mit Angelika Kirschner eine zweiköpfige Fraktion, die zusammen mit CDU und FDP die Gruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ (GfW) bildet. Im Laufe der Jahrzehnte hat Tammen sowohl mit SPD, CDU als auch FDP in Ratsgruppen zusammengearbeitet.
Seine inhaltlichen Schwerpunkte lagen neben den klassischen grünen Themen wie Umwelt- und Naturschutz bei der Gemeindeentwicklung und dem Tourismus. Dabei scheute Tammen auch nicht davor zurück, immer wieder mal unpopuläre Positionen zu vertreten. So ließ er etwa Anfang der 1990er Jahre am von ihm kritisierten Bau des Gästehauses Hooksiel seine Kooperation mit der SPD platzen. Unmut zog er auf sich, als er die Notwenigkeit von sieben Ortsfeuerwehren im Wangerland hinterfragte. Zuletzt zog er mehrfach – etwa bei der Windenergie-Planung und der Bewertung der Kostenexplosion beim „Thalasso Meeres Spa“ – Kritik aus der ZUW-Gruppe auf sich.