Hooksiel/Waddewarden (8. 8. 2025) – Wer schon einmal an einer Tee-Runde der Hooksieler Landfrauen im „Schwarzen Bären“ teilgenommen hat, wird sie gespürt haben: die vertraute Atmosphäre, entspannt und offen. Maßgeblichen Anteil daran hatte Anita Eden, die dem Verein seit 32 Jahren vorstand.
Anita Eden (Foto) ist am 2. August im Alter von 86 Jahren gestorben. Um sie trauern die Familien ihrer Kinder Jan-Jürgen, Wiebke, Detlef und Wilke sowie zahllose Menschen, die großen Respekt vor Engagement und Herzlichkeit dieser besonderen „Landfrau“ hatten.
Anita Eden ist auf einem Bauernhof in Siebetshaus aufgewachsen. Nach der Heirat mit Jürgen Eden zog auf den Ackerbaubetrieb am Gänseweg in Waddewarden. Hier kamen die Kinder zur Welt. Die Ehe scheiterte. Anita Eden blieb am Gänseweg. Aus dem Bauernhof wurde ein Feriendomizil, in dem die Hausherrin ihre Gäste liebevoll betreute. Schon als junge Frau hatte sie gern im „Chausseehaus“ in Siebetshaus Gäste bewirtetet. Jetzt kehrte diese Leidenschaft zurück. Sie wurde eine Vermieterin mit Herzblut.
Ihre zweite große Leidenschaft war der Landfrauenverein Hooksiel, den es seit Dezember 1952 gibt. Zu den Gründungsmüttern gehörte mit Irma Cornelßen eine Tante von Anita Eden. Als die Waddewarderin den Vorsitz Anfang der 1990er Jahre übernahm, lernte sie schnell, Reden zu halten und Veranstaltungen zu organisieren. Beides hatte sie seither mit großer Leidenschaft getan.
Die Treffen in der Gemeinschaft, zu denen Referentinnen und Referenten geladen waren, die über aktuelle Themen berichteten, und die regelmäßigen Ausflüge zu Zielen in der Region hatten für Anita Eden vor allem einen Zweck: Sie wollte Frauen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das ist ihr immer wieder gelungen, bis ein Schlaganfall sie mitten aus ihrem Schaffen riss.
Anita Eden bedankte sich bei der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (links) für deren Besuch bei der Teerunde der Hooksieler Landfrauen in der Gaststätte „Zum Schwarten Bären“. Foto: hol
Hooksiel (3. 2. 2023) – Für schulpflichtige Kinder ist es besser, wenn die Mutter tagsüber zu Hause ist. Als Ansprechpartnerin bei Sorgen und Nöten, aber auch als Küchenchefin, die für das Mittagessen der Familie sorgt. Anita Eden, seit 30 Jahren Vorsitzende des Landfrauenvereins Hooksiel, machte gegenüber der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen keinen Hehl aus ihren familienpolitischen Vorstellungen.
Immerhin hatte die Wangerländer CDU-Politikerin zugesagt, sich um die Stammwählerschaft der Christdemokraten kümmern zu wollen, von denen in den vergangenen Jahren viele von der CDU enttäuscht wurden und einige gar zur AfD abgewandert seien. Die Partei müsse zu ihren Werten stehen, um als Stimme des ländlichen Raumes, der Landwirtschaft und des Eigentums Vertrauen zurückgewinnen zu können.
Dass die Aufgaben einer aufstrebenden Politikerin mit der tradierten Mutterrolle kaum vereinbar sind, nahm die Damenrunde der 37-jährige Mutter von drei Kindern nicht übel. Katharina Jensen, seit Oktober 2022 Landtagsabgeordnete und seit wenigen Tagen Mitglied im Vorstand der Niedersachsen-CDU, war am Donnerstag zu Gast bei der Teerunde des Landfrauenvereins, der seit über 70 Jahren besteht. Natürlich habe der Einzug in den Landtag ihr Leben und das ihrer Familien von Grund auf verändert, gestand die Politikerin ein.
Dienstags und mittwochs sei sie meist in Hannover, berate im Agrarausschuss, im Unterausschuss für Verbraucherschutz sowie im Ausschuss für Häfen und Schifffahrt landespolitische Themen. Hinzu kommen drei Tage Plenarsitzung im Monat. Die übrige Zeit betreue sie ihren Wahlkreis.
Sie bemühe sich, so oft es geht zu Hause zu übernachten. Auch der Kinder wegen. Aber sie habe ihren Sohn und die beiden Töchter gebeten, bei weniger wichtigen Fragen doch zunächst ihren Mann, einen Landwirt, anzurufen. Der stehe voll hinter ihr und ihrem politischen Engagement, das 2016 mit einem Anruf bei der Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbandes Wangerland und einer Beschwerde begonnen habe: „Ich bin völlig unzufrieden mit der CDU …“ Der Konter von Parteichefin Alice Brandenburg-Bienek: „Dann mach doch einfach mit – und mach es besser.“
Gesagt, getan. Die studierte Agrarwissenschaftlerin stellte sich 2021 erstmals bei der Kommunalwahl den Wählern und wurde mit Mandaten im Gemeinderat und im Kreistag belohnt. Ihr Ziel sei aber schon damals der Landtag gewesen, in den sie über einen guten Platz auf der Landesliste ihrer Partei einzog. „Überall, wo ich vertreten bin, sind wir in der Opposition“, bedauert Katharina Jensen. „Da arbeitet man ganz, ganz viel für den Papierkorb.“
Doch das soll sich ändern. Die politische Arbeit mache ihr viel Spaß. Es gehe ihr um die Sorgen der Menschen und der Kommunen: um die Bürgermeister, die nicht wissen, wie sie den bis 2026 vorgeschriebenen Ausbau ihrer Schulen zu Ganztagsschulen finanzieren sollen, um Landwirte, die ihre Existenz durch die Pläne zur Vernässung der Moorlandschaften in Gefahr sehen und um Eltern, die sich angesichts von Lehrermangel oder den den Wegfall von Förderschulen um die Bildung ihrer Kinder sorgen. Der „ländliche Wegebau“ sie ihr wichtig. „Aber es ist sehr schwer, die Bedeutung des Themas für viele Landwirte in einer Großstadt wie Hannover zu vermitteln“, gesteht Katharina Jensen.
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit sei die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven. Vieles komme dort gut voran. Aber dem Land Niedersachsen fehlt es ihrer Ansicht nach an einer echten Hafenstrategie. Die Standortvorteile des Hafens Wilhelmshavens müssten stärker hervorgehoben werden. „Und es muss Wertschöpfung her!“
Locker meisterte die Abgeordnete die Fragerunde. Die Nervosität während der ersten Rede vor dem Landtagsplenum? Längst vergessen. Ja, trotz des LNG-Terminals in Wilhelmshaven werden weiterhin Touristen nach Hooksiel kommen. Zumal wenn des Problem mit den Biozid-Einleitungen des LNG-Schiffes „Höegh Esperanza“ gelöst werden kann. Und nein, bei der Mode gebe es keine Vorgaben für Landtagsabgeordnete. Zumindest nicht für Frauen. „Für die Männer in der CDU-Fraktion gilt für Plenarsitzungen Fliege oder Krawatte. Und ich finde das gut so“, sagte Katharina Jensen. „Das ist eine Frage der Wertschätzung gegenüber dem hohen Haus.“
Um künftig noch besser nachhaken zu können, wollen die Hooksieler Landfrauen im kommenden Jahr nach Hannover reisen. Die politische Karriere von Katharina Jensen habe ja gerade erst begonnen, stellte Anita Eden fest. „Und wenn sie mal ganz oben ist auf der Karriereleiter, dann können wir sagen: Sie war auch mal zu Gast bei uns.“