Wangerland (1. 11. 2025) – Der Tourismusverein Wangerland fordert alle touristischen Leistungsträger, Vereine, Engagierten, Einheimischen und Gäste auf, sich aktiv an der zukünftigen Entwicklung des Wangerlands zu beteiligen. Alle touristischen Akteure im Wangerland sind zum nächsten Leistungsträger-Stammtisch am Dienstag, 4. November, um 19 Uhr im kleinen Kursaal in Horumersiel eingeladen. Dort will man unter anderem zentrale Themen für die künftige Vereinsarbeit besprechen und erste Ergebnisse einer derzeit laufenden Umfrage zum Urlaubsstandort Wangerland vorstellen.
Kräfte bündeln
Der neu gegründete Tourismusverein verstehe sich nicht als Konkurrenz zu bestehenden Orts- oder Dorfvereinen, sondern als überörtliche Plattform und Vermittlerzwischen allen Akteuren im Wangerland, heißt es in der Einladung. Ziel sei es, Kräfte zu bündeln, Synergien zu schaffen und die Region als Einheit sichtbar und erlebbar zu machen.
„Wir möchten Menschen zusammenbringen, die das Wangerland lieben und etwas bewegen wollen“, betont der Vorstand. „Jede Stimme, jede Idee und jedes Engagement zählt. Wir freuen uns über alle, die mitmachen – ob als Teilnehmer, Ideengeber oder auch als aktives Mitglied im Verein.“
Neue Initiativen anschieben
Unter anderem soll am Leitungsträger-Stammtisch über Initiativen gesprochen werden, die der Verein kurz- und langfristig umsetzen könnte. Dazu gehört die Installation eines „Wangerland-Botschafters“ und die Wiederbelebung der „Digitalen Lotsen“.
Hooksiel (19. 10. 2025) – Hooksiel ist schön. Der Alte Hafen, die vielen kleinen Häuser und Geschäfte im Ortskern. Beate und Jörg Beier aus Dorsten in Nordrhein-Westfalen wissen, warum sie gerade hier seit Jahren ihre Urlaube verbringen – und das bis zu vier Mal im Jahr. „Wir waren 1998 das erste Mal in Hooksiel“, berichten die beiden Frührentner. „Und das hat uns wirklich gut getan.“
Vermieterin Anke Müller (links) bedankt sich bei ihren treuesten Gästen: Beate und Jörg Beier aus Dorsten machen seit 1998 immer wieder Urlaub in Hooksiel. Foto: hol
Anke Müller, die zusammen mit ihrem Mann elf Ferienwohnungen in Hooksiel betreibt, hat ihre treuesten Gäste jetzt mit einem kleinen Präsent überrascht. Seit 2007 wohnen die Beiers bei den Müllers. 38 Mal sind die seither angereist. Mal für eine Woche, mal für zwei Wochen. „Insgesamt kommt da inzwischen fast ein ganzes Jahr an Übernachtungen raus. Damit seit ihr bei uns der absolute Spitzenreiter.“
„Mehr für Kinder und Familien tun“
Jörg Beier hat in der chemischen Industrie gearbeitet, seine Frau in der Pflege. Die ersten Jahren wohnten sie in Hooksiel stets in einem Quartier an der Nordstraße. Zwei- bis dreimal in einem Restaurant Essen gehen, eine Wattwanderung und ein Backfisch am Außenhafen – das gehört für sie zum regelmäßigen Urlaubsprogramm. Hin und wieder seien sie auch im Meerwasser-Hallenwellenbad zum Schwimmen gegangen „Ich glaube, Hooksiel muss unbedingt etwas für Kinder und Familien tun“, sagt Jörg Beier. Früher habe es hier noch die Spielscheune „Bullermeck“ gegeben. Jetzt sei auch noch das Bad geschlossen worden …
Mit Bad, ohne Bad – die Beiers bleiben ihrem Sehnsuchtsort treu. Überlegungen, hier eine Zweitwohnung zu erwerben, hat das Paar verworfen. Aber inzwischen würden eine ganze Reihe von Freunden und Bekannten auch regelmäßig nach Hooksiel kommen, wo man dann gemeinsam ein paar schöne Tage verbringe. Beate Beier: „Die haben wir nach und nach alle überzeugt.“
Wangerland (12. 9. 2025) – Der erste Schritt ist gemacht. In dieser Woche haben neun touristische Leistungsträger den Fremdenverkehrsverein Wangerland gegründet. Der Verein möchte eine Plattform zur Stärkung und Weiterentwicklung des regionalen Tourismus im gesamten Gemeindegebiet werden.
Wollen den Fremdenverkehrsverein Wangerland zur zentralen Stimme der touristischen Leistungsträger im Wangerland machen: Vorsitzender Matthias Suckert (links) und sein Stellvertreter Christian Fuchs. Foto: hol
Bei der Gründungsveranstaltung waren Gastronomen, Hoteliers und Vermieter aus Hooksiel, Horumersiel und Minsen vertreten. Zum 1. Vorsitzenden wurde Matthias Suckert gewählt, sein Stellvertreter ist Christian Fuchs. Als Schatzmeisterin fungiert Geraldine Vogdt, zum Schriftführer wurde Christian Narjes gewählt. Arno Meents fungiert als Beisitzer.
Alle Ortsteile im Blick
Der Verein verfolgt das Ziel, den Tourismus in allen Ortsteilen des Wangerlandes gleichermaßen zu fördern – unabhängig von einzelnen Ortschaften oder Interessenlagen. „Unser Verein möchte ein gemeinsames Dach für alle touristischen Aktivitäten im Wangerland bilden. Wir bündeln Kräfte statt sie zu zersplittern und setzen uns für eine starke, einheitliche Außendarstellung der ganzen Region ein“, so der Vorstand. Suckert: „Wir wollen keinem anderen Verein etwas wegnehmen. Bei uns kann jeder mitmachen.“
Ziel des Fremdenverkehrsvereins ist es, möglichst viele der 486 registrierten touristischen Leistungsträger für eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Die Spannbreite der Zielgruppe reicht vom Gastronomen in Hooksiel über den Hotelier in Horumersiel und den Vermieter einer Ferienwohnung in Minsen bis zum Gewerbetreibenden in Hohenkirchen, Tettens oder Middoge. „Wir wollen die Stimme des Tourismus im Wangerland werden“, so Christian Fuchs. „Schließlich haben wir das Ohr an den Gästen.“
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Unterstützung für touristische Angebote
Der Verein will bestehende touristische Einrichtungen unterstützen, gemeinsame Veranstaltungen fördern, nachhaltige touristische Angebote stärken und aktiv Öffentlichkeitsarbeit für die gesamte Region betreiben. Erklärtes Ziel dabei ist eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wangerland, lokalen Betrieben und Vereinen. Suckert: „Dafür brauchen wir das Rad nicht neu zu erfinden. Es gibt viele tolle Dinge, die es schon gibt, die wir aber neu mit Leben erfüllen können.“
Wangerland-Botschafter
Als Beispiel nennt Suchert etwa die „Wangerland-Botschafter“, die es schon einmal gab. Dabei sollen Studierende oder Praktikanten aus dem Bereich Tourismus-Wirtschaft in den Sozialen Medien ihre Eindrücke aus dem Wangerland verbreiten – und dadurch für den Standort werben. Wichtig auch ein direkter digitaler Draht zwischen Leistungsträgern und der Wangerland Touristik GmbH (WTG). Gemeinsam wolle man den Touristischen Leitpfaden wieder aufnehmen und – sobald sich die künftige Struktur der WTG abzeichnet – sehen, was sich davon umsetzen lasse.
Der Verein verfolgt nach eigenem Bekunden ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Er sei offen für alle, die den Tourismus im Wangerland aktiv unterstützen möchten – ob Privatpersonen, Unternehmer und Unternehmerinnen oder Institutionen. Eine Mitgliedschaft kann über die Homepage des Vereins beantragt werden und ist im Gründungsjahr beitragsfrei.
Regelmäßige Stammtische
Die Vereinsgründung ist durch die Insolvenz der WTG vorangetrieben worden. Gastronomen hatten in der Folge eine stärkere Einbindung ihrer Kompetenz in die touristischen Gremien der Gemeinde und die WTG beantragt. Da die Folgen der Insolvenz für das gemeindeeigene Tourismusunternehmen noch nicht absehbar sind, wollen sich die touristischen Leistungsträger jetzt so aufstellen, dass sie mit einer Stimme sprechen und gegebenenfalls selbst Aufgaben übernehmen können, die bislang vorwiegend die WTG abgebildet hat.
Wie will der Vereine die potenziellen Mitglieder im Gemeindegebiet für sich gewinnen? Fuchs: „Wir werden liefern. Wer mitmachen will, ist bei uns herzlich willkommen. Aber wir werden niemandem hinterher laufen.“ Als Kontakt-Plattform soll die Internetseite des Vereins dienen. Geplant seien zudem monatliche Leistungsträger-Stammtische. Für Februar 2026 ist zudem die erste förmliche Mitgliederversammlung vorgesehen. Hier soll dann auch die Höhe der Mitgliedsbeiträge festgelegt werden.
Hooksiel (2. 9. 2025) – Die touristischen Leistungsträger im Wangerland suchen nach Wegen, besseres Gehör bei der Gemeinde und der Wangerland Touristik GmbH zu finden. Heute trafen sich im Gästehaus Hooksiel auf Einladung von Matthias Suckert (Hooksiel) und Christian Fuchs (Wiardergroden) rund 25 Vermieter, Hotel- und Restaurantbetreiber, Veranstalter und Vereinsvertreter aus den verschiedenen Ortsteilen, um über eine Zukunftsstrategie zu beraten. „Vom Tourismus hängen unsere Existenzen ab. Unser Ziel ist es, mit einer Stimme aufzutreten und mit unserm Know-how die WTG zu unterstützen“, sagte Suckert.
Die Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH darf die Marke „Urlaub im Wangerland“ nicht beschädigen. Um das Ziel zu erreichen, wollen sich die privaten Leistungsträger stärker einbringen und ihr Know-how zur Verfügung stellen. Archiv-Foto: hol
Hintergrund ist die laufende Insolvenz in Eigenregie der gemeindeeigenen WTG GmbH. Aktuelle Konsequenz: Die Schließung des Schwimmbades „Friesland-Therme“ in Horumersiel seit diesem Montag. „Wenn die WTG ihre Bäder schließen muss, ist meines Erachtens die Gemeinde gefordert, zumindest ein Bad zu betreiben“, so Suckert. Schwierig werde es, wenn ein Bad längere Zeit geschlossen bleibt, so Gastronom Arno Meents (Horumersiel). „Dann wird es wirklich übel.“
„Was haben die zu verbergen?“
Die Leistungsträger beklagten fehlende Informationen darüber, wo die Reise der WTG hingeht. Da das Insolvenzverfahren nicht-öffentlich ist und das letzte Wort stets der Gläubigerausschuss habe, dürfe der WTG-Geschäftsführer nicht einmal dem Rat oder der aus Ratsmitgliedern bestehenden WTG-Lenkungsgruppe alle Informationen geben, sagte Pro-Wangerland-Ratsfrau und Vermieterin Geraldine Vogdt.
Hans-Ott Vogt (Hooksiel) beklagte, dass der Rat eine Entscheidung über eine stärkere Einbindung der Leistungsträger in die Gremien von Gemeinde und WTG um ein weiteres viertel Jahr verschoben hat. „Was haben die zu verbergen? Was sollen wir nicht rausbekommen?“
Privatisierung ist auch ein Chance
Niemand wisse derzeit, wohin die WTG steuert und was von der GmbH am Ende nach dem Verkauf von einzelnen Betriebsteilen wie Campingplätzen, Bädern, Strandkörben usw. übrig bleibe. Tobias Geisen (Hooksiel) warf die Frage auf, ob die WTG denn auf Dauer unbedingt eine 100-prozentige Tochter der Gemeinde bleiben müsse oder ob sich nicht Private oder Vereine daran beteiligten könnten. Auf die Zukunft der WTG hätten die Leistungsträger aber nur bedingt Einfluss, stellte Mario Krar (Horumersiel) fest: „Wir können uns nur selbst formieren.“
Es müsse nicht unbedingt schlecht sein, wenn Infrastruktur, Verwaltung und Management des Tourismus im Wangerland aus der staatlichen Hand genommen werde, stellte Dieter Boll vom „Wangerland-Resort“ in Hohenkirchen fest. „Wir alle sind Unternehmer. Also unternehmen wir etwas!“ Wichtig sei, dass die Leistungserbringer sich darüber im Klaren sind, was die Urlauber für Bedürfnisse haben, weswegen sie ins Wangerland kommen, was sie hier erleben wollen. Diese Bedürfnisse müsse man befriedigen. Denkbar sei etwa eine gemeinsame Vermarktungsorganisation.
Noch Beratungsbedarf
In der Diskussion wurde deutlich, dass es noch viel Beratungsbedarf über die Organisationsform, die Finanzierung und die Arbeitsschwerpunkte des geplanten Vereins (oder doch lieber eine Genossenschaft oder ein ,Verein der Vereine‘?) gibt.
„Wichtig ist, dass wir aus dem Klein-Klein-Denken der einzelnen Ortschaften und Vereine herauskommen und mit einer Stimme sprechen“, stellte Meents fest. Zum Abschluss des Austausches wurde eine Liste auf den Weg gebracht, wo sich alle eintrugen, die sich vorstellen können, in einer neuen gemeindeweit tätigen Tourismus-Organisation mitzuwirken.
Hooksiel (16. 7- 2025) – Die Vorbereitungen für den geplanten Verkauf des Hooksieler Campingplatzes gehen zügig voran. An diesem Dienstag hat die insolvente Wangerland Touristik GmbH (WTG) im Elektronischen Amtsblatt der Gemeinde Wangerland das offizielle „Interessenbekundungsverfahren zur Veräußerung eines Campingplatzgrundstückes“ eröffnet. Bis Dienstag, 12. August, haben jetzt Interessenten Gelegenheit, sich für das Objekt zu bewerben.
Zum Hooksieler Saison-Campingplatz gehört die Ostdüne, die von Wohnmobilisten das ganze Jahr hindurch angesteuert werden kann.
Der Verkauf von Immobilien ist Teil des Sanierungskonzeptes für das in Schieflage geratene Tochterunternehmen der Gemeinde Wangerland. Unter anderem steht der von der WTG betriebene Campingplatz „mit einem funktionierenden Betrieb, Gebäuden und Ausstattung sowie einem ca. 111.111 Quadratmeter großem Grundstück“ zum Verkauf. Der vor dem Deich direkt an der Jade gelegene Campingplatz gehört mit über 1500 Stellplätzen zu den größten in Deutschland.
Mitarbeiter müssen übernommen werden
Ein möglicher Käufer, so eine Bedingung der WTG, müsse auf jeden Fall den Betrieb des Campingplatzes fortführen wollen und die bestehenden Arbeitsverhältnisse der WTG-Mitarbeiter übernehmen. Zudem erwarte man von Bewerbern, dass sie – neben einer Kaufpreis-Vorstellung – ein Fortführungskonzept vorlegen, in dem Pläne für Qualitätsverbesserungen und mögliche Folgeinvestitionen beschrieben werden. „Ebenso wird eine Aussage dazu erbeten, ob eine Übernahme und/oder Betriebsfortsetzung des benachbarten Meerwasser-Hallenwellenbades Bestandteil der Konzeption ist“, heißt es in der Ausschreibung. Das Bad stelle eine wichtige Infrastruktur für die Camper und Wohnmobilisten dar.
Mit einem Interessenbekundungsverfahren wird der Markt sondiert. Verpflichtungen geht die WTG damit nicht ein. Insbesondere muss sie nicht automatisch einen Kaufvertrag mit dem Höchstbietenden abschließen.
Verkaufsauftrag schon am 28. Mai erteilt
Bereits am 28. Mai, also gut einen Monat vor ihrem Antrag auf Insolvenz in Eigenregie beim Amtsgericht Wilhelmshaven (26. Juni), hat die WTG die GLC Glücksburg Consulting AG (Hamburg) damit beauftragt, nach Interessenten für zum WTG-Vermögen gehörende Immobilien und Betriebsteile zu suchen. Eine ursprünglich veröffentliche Auflistung möglicher Objekte hat die GLC zwischenzeitlich wieder von ihrer Internetseite genommen und durch den Hinweis ersetzt, dass Entscheidungen über mögliche Verkäufe ausnahmslos bei der WTG, dem vom Amtsgericht bestellten Sachwalter und dem Gläubigerausschuss lägen.
Hooksiel (5. 7. 2025) – Seit 1999 ist der Hooksieler Holger Ulfers im Gemeinderat. Als Fraktionsvorsitzender der SPD und Mitglied im Verwaltungsausschuss gehört er zu jenen Kommunalpolitikern, die die Entwicklung der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG) besonders eng begleitet haben. Jetzt hat die WTG Insolvenz angemeldet – mit unabsehbaren Folgen für touristische Angebote und Infrastruktur. „Ich habe immer wieder davor gewarnt, dass der Schwanz nicht mit dem Hund wackeln darf – irgendwie sehe ich mich jetzt bestätigt.“
Gutachter klärt Gründe für Kostenexplosion
Ulfers hat bereits vier Bürgermeister und fünf WTG-Geschäftsführer erlebt. Im Gespräch mit „Hooksiel-life“ versucht er nachzuzeichnen, wie es so weit kommen konnte. Dabei will er bewusst nicht über Schuld und Verantwortung für die Kostenexplosion beim Bau des „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel von gut 4 über 8,8 auf zuletzt geschätzte 23 Millionen Euro sprechen.
„Zur Klärung dieser Frage hat der Gemeinderat einen Gutachter bestellt, der seit Monaten intensiv arbeitet – aber noch nicht am Ende ist“, so Ulfers (Foto). Dem Gutachten wolle er nicht vorgreifen. Er habe um 2007 erste Zweifel bekommen. Damals sei die Panoramabrücke am Wangermeer gebaut worden. Für zwei Millionen Euro, als Projekt der WTG. „Was soll die WTG noch alles machen? Wird die Gemeindetochter im Vergleich zur Mutter nicht zu groß?“ Heute hat die WTG 180 Mitarbeiter, die Gemeinde rund 110.
Damals hätten die Zahlen aber noch gestimmt. Die Einnahmen aus Strandeintritt und Campingplatz-Betrieb hätten die Verluste bei Bädern und der Gästehäusern ausgeglichen. „Und nebenbei konnte die WTG noch Wohltaten in der Gemeinde verteilen“, erinnert sich Ulfers.
Thalasso als Ersatz für gescheiterten Hotelbau
Ein echtes Problem sei dann die Zukunftsplanung für das Kurmittelhaus in Horumersiel gewesen. Der Reha-Bereich war abgängig, das Dach undicht. Eine Lösung versprach ein Investor, der auf dem Grundstück der WTG ein 5-Sterne-Hotel bauen und die untere Etage an die Tourismusgesellschaft vermieten wollte. „Über das Projekt konnte man mit den Horumersielern aber gar nicht reden …“, erinnert sich Ulfers. Die wollte ihr „moi Dörphus“ erhalten und schmettern den „Betonklotz“ durchweg ab. Die Politik gab nach. Der Hotelbau wurde 2016 abgelehnt.
Die neue Idee: Irgendetwas mit Thalasso, ein Zukunftsthema … Pläne wurden vorgestellt, Kosten ermittelt. Aber selbst als die zu erwartende Investitionssumme in den zweistelligen Bereich kletterte, sei man immer noch überzeugt gewesen, dass beim Betrieb des Gesundheitstempels eine „schwarze Null“ möglich sein sollte. „Einnahmen wollten wir ja in erster Linie durch positive Nebeneffekte etwa durch erhöhe Gästezahlen erzielen …“
Der geplante Verkauf des Gästehauses Hooksiel wurde durch ein Bürgerbegehren verhindert. Archiv-Foto: hol
Parallel zogen weitere schwarze Wolken am WTG-Himmel auf. Nach einer Klage untersagte das Bundesverwaltungsgericht der WTG das Erheben von Strandeintritt, eine wichtige Einnahmequellen brach weg. Überlegungen, das Hallenwellenbad in Hooksiel zu schließen und für eine andere Nutzung vorzusehen, scheiterten ebenso am Widerstand der Bürger wie der geplante Verkauf des Gästehauses in Hooksiel, der durch ein Bürgerbegehren verhindert wurde. Ulfers: „Da war ich auch dagegen. Die geplante Senioreneinrichtung mitten im Dorf, das hätte nicht gepasst.“
Kam die Lenkungsgruppe zu spät?
Ulfers beteuert, sich wirklich intensiv mit dem Bau des Thalasso-Zentrums beschäftigt zu haben. Mit steigenden Kosten stieg die Sorge, was passieren könnte, wenn der „Schwanz“ (die WTG) den „Hund“ (die Gemeinde) selbst in Schwierigkeiten bringt. Die Begleitung des Tochterunternehmens durch den alle drei Wochen tagenden Verwaltungsausschuss habe sich trotz regelmäßiger Berichte von Geschäftsführer Armin Kanning als ineffizient erwiesen. Immer wieder seien neue Probleme und Zeitverzögerungen aufgetaucht. Er habe sich für einen neuen Gesellschaftervertrag eingesetzt, so Ulfers. Danach hat der Rat eine Lenkungsgruppe berufen, die die Geschicke der WTG engmaschig begleitet. Da war es aber offenkundig schon zu spät.
Wird das Meerwasser Wellenbad bereits in Kürze geschlossen? Die Entscheidung darüber liegt bei der WTG. Gemeinde und Kommunalpolitiker sind bei der Sanierung des Unternehmens nach den Worten von Holger Ulfers nur noch „Zaungäste“. Foto: hol
Die Eröffnung des längst noch nicht fertigen Thalasso Meeres Spa im vergangenen Herbst – offenbar aus Sorge, man müsse sonst Fördermittel zurückzahlen – geriet zum Fiasko. Der Gesundheitstempel musste wieder geschlossen werden. Kanning kündigte seinen Vertrag und musste dann Anfang dieses Jahres vorzeitig gehen. Mit Torsten Riedel wurde im April ein neuer Geschäftsführer bestellt, der im Verbund mit Beratungsunternehmen feststellte: „Wir müssen Insolvenz anmelden.“ Inzwischen hat das Amtsgericht einen Sachwalter bestellt, der die Insolvenz in Eigenregie begleiten soll.
„Jetzt haben die Interessen der Gläubiger Vordergrund“, sagt Ulfers. Die Gemeinde als Gesellschafterin und damit auch die Ratsmitglieder seien nur noch „Zaungäste“ der Entscheidungen, die gefällt werden (müssen), um das Unternehmen zu retten und der GmbH eine zukunftsfähige Struktur zu geben. Etwa ein Jahr, so schätzt der SPD-Politiker, dürfte die Umstrukturierung wohl dauern, zu deren einzelnen Maßnahmen er schon aus insolvenzrechtlichen Gründen nichts sagen könne und wolle.
Insolvenz-Antrag schützt die Gemeinde
Ob er bei sich eine Mitschuld für den Niedergang der WTG sieht? Hätte die Politik nicht früher auf die Kostenbremse treten müssen? „Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich irgendwann etwas übersehen habe. Aber ich habe nichts gefunden. Wir dachten alle, nach dem was wir gehört haben, die WTG packt das …“. Aber die vage Sorge, dass es nicht gesund sein kann, wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, habe sich letztlich bestätigt. Fakt sei aber auch, dass niemand der ehrenamtlich tätigen Ratsmitglieder der WTG oder der Gemeinde habe schaden wollen.
Mit der „Insolvenz in Eigenregie“ habe die Gemeinde dann die Reißleine gezogen, um nicht selbst mit in den Abwärtsstrudel gezogen zu werden, so Ulfers. Die Alternative wäre eine Patronatserklärung gewesen, wonach die Gemeinde für alle Verbindlichkeiten der WTG hätte aufkommen müssen – ein Risiko im zweistelligen Millionen-Bereich.
Hooksiel/Wangerland (25. 6. 2025) – Startschuss für die geplante Sandaufspülung am Hooksieler Badestrand: Die Gemeinde Wangerland hat die Auftragsvergabe für die Planungsleistungen für das erforderliche Planfeststellungsverfahren beschlossen. Das verkündete Bürgermeister Mario Szlezak am Dienstagabend in der Ratssitzung in Hohenkirchen. „Ziel ist es, ein wirksames Deckwerk zu schaffen, das dem fortschreitenden Sandabtrag entgegen wirkt.“
Das neue Deckwerk am Strand von Norddeich ist Vorbild für die Strandsicherung in Hooksiel.
Angesichts der angespannten Haushaltslage der Gemeinde soll das gesamte Millionen-Projekt über Fördermittel finanziert werden. Szlezak dankte ausdrücklich dem Hooksieler Ratsherren Dieter Schäfermeier, der als „Motor des Projektes“ maßgeblich dazu beigetragen habe, das Vorhaben anzuschieben.
Baubeginn im Herbst 2026?
Im Kern geht es darum, Sand aus der Jade an den Hooksieler Strand zu spülen – und ihn dort dauerhaft zu sichern. Geplant ist dafür der Bau eines 1,8 Kilometer langen Deckwerks vom Außenhafen bis in Höhe des FKK-Strandes. Die Befestigung soll in Höhe des Deichverteidigungsweges angelegt werden. Von dort würden 80 Meter breite Treppenanlagen bis hinunter zum Watt führen. Mit den Bauarbeiten soll möglichst im Herbst 2026 begonnen werden. Die eigentlichen Aufspülungen und der Deckwerksbau sollen im Herbst 2027 beginnen und 2028 abgeschlossen werden.
Insel-Verkauf wird konkret
Als ebenfalls für den Tourismus im Wangerland wichtige Projekte nannte der Bürgermeister den Verkauf der Insel im Wangermeer in Hohenkirchen und die mögliche Umsiedlung des historischen Leuchtturms „Roter Sand“ aus der Wesermündung an einen Landstandort in die Nähe des Hooksieler Außenhafens. Der Entwurf für den Kaufvertrag für die Insel sei fast fertig, sagte Szlezak. Angesichts der zentralen Bedeutung des Projektes für die langfristige Entwicklung von Hohenkirchen und des gesamten Wangerlandes werde sich der Gemeinderat aber intensiv mit allen Aspekten die Projektes auseinandersetzen. Man wolle Freizeit, Tourismus und die Lebensqualität in der Gemeinde stärken, ohne den Charakter der Region zu gefährden.
Zum Bewerbungsverfahren für den Leuchtturm „Roter Sand“ (Foto: Stiftung Denkmalschutz) sagte der Bürgermeister, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz versichert habe, dass „der Gemeinde keinerlei Kosten entstehen werden“.
Die Stiftung als Eigentümerin des vom Verfall bedrohten Wasserbauwerkes werde sich um die Finanzierung kümmern. Neben Hooksiel bewerben sind noch Wilhelmshaven, Fedderwardersiel und neuerdings auch wieder Bremerhaven als Standorte für das Denkmal. Maßgeblich unterstützt wird die Gemeinde Wangerland bei ihrer Bewerbung vom Seebadeverein Hooksiel, dem Szlezak ausdrücklich dankte.
Betreiber für Bereiche der WTG gesucht
Mit Blick auf die geplante Insolvenz in Eigenregie der Wangerland Touristik GmbH (WTG) sagte Szlezak, dass es in dem Verfahren nicht darum gehe, Angebote zu schließen. Angesichts der finanziellen Schieflage, gestiegener Betriebskosten und struktureller Schwächen des gemeindeeigenen Unternehmens sei aber auch klar, dass es nicht so weiter gehen könne wie bisher. Jetzt sei „entschiedenes Handeln“ gefragt, so der Bürgermeister.
Ziel eines von WTG-Geschäftsführer Torsten Riedel aufzustellenden Sanierungsplanes sei es, die touristische Infrastruktur im Wangerland zu sichern, die Gesellschaft wirtschaftlich zu stabilisieren und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Wie der Weg aussehen könnte, deutete der Bürgermeister an: „Es sollen neue Betreiber für einzelne Bereiche gefunden werden.“ An welche „Bereiche“ dabei gedacht wird, ließ der Bürgermeister offen.
Wangerland/Wilhelmshaven (18. 6. 2025) – Die Bevölkerung an der Nordseeküste in Niedersachsen und Schleswig-Holstein steht dem Tourismus überwiegend positiv gegenüber. Das ist nach Mitteilung der Tourismus-Agentur Nordsee GmbH (Tano) mit Sitz in Wilhelmshaven das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung.
Auch wenn es am Strand manchmal voll ist: Die überwiegende Zahl der Einheimischen an der Nordseeküste akzeptieren laut einer aktuellen Befragung den Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor. Archiv-Foto: hol
Die Tourismus-Akzeptanz ist nach der im vergangenen Jahr erfolgten Befragung von mehr als Tausend Einwohnern über 16 Jahre trotz hoher Gästezahlen stabil geblieben. In der Fragestellung sei es gezielt um die Einstellungen gegenüber dem Tourismus im eigenen Wohnort gegangen. Entsprechende Daten werden bereits seit 2019 erhoben.
Akzeptanz sinkt zunehmend
Erstmals sei jetzt auch in Zusammenarbeit mit Tano die Nordsee-Region in Niedersachsen inklusive Bremerhaven unter die Lupe genommen worden. Die repräsentativen Ergebnisse würden zeigen, dass kein flächendeckendes Akzeptanzproblem vorliegt, die Akzeptanz aber zunehmend sinkt. Zudem nähmen Einheimische insbesondere in stark frequentierten Destinationen temporäre und lokalisierte Ballungen wahr, die einen Störfaktor darstellen, die wahrgenommene Lebensqualität mindern, und die Tourismusakzeptanz negativ beeinflussen können. Ergebnisse zu einzelnen Gemeinden wurden nicht übermittelt.
Trotz teils scharfer Kritik an der touristischen Entwicklung erkenne die Mehrheit der Befragten den Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor an. Unterschiede seien bei den Einstellungen gegenüber der Zahl nach Art der Gäste erkennbar: Zwar wird die Anzahl der Gäste mehrheitlich als „die richtige Menge“ eingestuft. In Schleswig-Holstein gab es im Vergleich zu Niedersachsen einen höheren Anteil, die angaben, dass es insgesamt „zu viele“ Gäste gebe. Störend empfinden viele die hohe Zahl von „Gästen mit Hund“ und von Zweitwohnungsbesitzern. Die Zahl der Campinggäste, aber auch der Hotelgäste, sei hingegen deutlich häufiger als „zu wenige“ eingestuft worden.
Tano erstmals eingebunden
Insgesamt zeigen die Ergebnisse nach Bewertung der Tano: „Es gibt kein grundsätzliches Akzeptanzproblem – auch nicht in stark frequentierten Nordseeregionen. Die Einwohnenden blicken differenziert, aber insgesamt wohlwollend auf den Tourismus und wünschen sich mehr Sichtbarkeit, Wertschätzung und Einbeziehung.“
Die Tano wurde 2022 gegründet. Sie ist die erste flächendeckende touristische Organisation für Destinationsmanagement und -Marketing an der niedersächsischen Nordseeküste. Gesellschafter sind die sieben Landkreise Ammerland, Aurich, Cuxhaven, Friesland, Leer, Wesermarsch und Wittmund sowie die kreisfreie Stadt Wilhelmshaven und die Seestadt Bremerhaven.
Wangerland (4. 6. 2025) – Die Stimmung war angespannt, der Ton drastisch. Am Ende der Beratung im Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Sanierung verließ der Investor sichtlich angefressen das Rathaus. Wie es jetzt mit dem Projekt weitergeht, ist ungewiss.
Die aktualisierte Planung sieht an der Gottelser Leide jetzt 16 Tiny Häuser, aber keine Hausboote mehr vor. Skizze: Gemeinde Wangerland
Dabei hatte beim Start des Investitionsvorhabens am Wangermeer in Hohenkirchen Ende 2023 noch alles so rosig aussehen. Damals hatte Hans-Dieter Hoffmann vom Planungsbüro „Hoffmann Consult“ erstmals Pläne veröffentlicht, wonach am Südostufer des künstlich geschaffene Sees, gegenüber von den bereits vorhandenen Hausboot-Liegeplätzen, ein weiterer Hausboot-Anleger entstehen soll.
Vorgesehen seinen dort zunächst sechs fahrbare Hausbooten, die am Ufer um jeweils ein Tiny-House als Quartier für zwei oder maximal vier Personen ergänzt werden sollten. Ermöglichen sollte das Projekt, zudem auch ein Kiosk und die Vervollständigung des Rundweges um das Wangermeer gehören, der Bebauungsplan „Hohenkirchen – An der Gottelser Leide“. Den Aufstellungsbeschluss dafür hatte der Rat noch einvernehmlich gefällt.
16 Tiny-Häuser geplant
Jetzt die Kehrtwende. Nachdem sich der Bau einer Steganlage für Hausboote offenbar als zu teuer und schwierig erwiesen hatte, haben die Planer das Projekt überarbeitet. Aktuell ist von Hausbooten keine Rede mehr, dafür sollen an Land, ein Stück abseits des Seeufers, 16 Tiny-Häuser in einer Größe von 3,5 mal 10 Metern aufgestellt werden. Nachdem das Straßenverkehrsamt einer direkten Anbindung an die Bismarckstraße eine Absage erteilt hat, soll die Zufahrt vorbei am vorhandenen Park- und Wohnmobilstellplatz erfolgen.
Auch wenn Kiosk und Rundweg weiterhin vorgesehen sind, hätten die aktuelle Pläne mit den ursprünglichen Überlegungen nichts mehr zu tun, stellte Ratsherr Immo Müller (ZUW) fest und machte seinem Unmut Luft. „Das ist ein ganz anderes Projekt. Wir als Politik fühlen uns vera …“. Die Wohnfläche an Land solle jetzt mehr als dreimal so groß werden.
Erneute Beratung in Fraktionen
Auch aus Sicht von Johann-Wilhelm Peters (SPD) gibt es noch erheblichen Nachbesserungsbedarf. So werde durch die Zufahrt seiner Ansicht nach unnötig viel Fläche versiegelt. Auch der Hinweis von Hoffmann, dass die überarbeiteten Pläne mit der Gemeindeverwaltung abgestimmt worden seien, vermochte die Stimmung im Ausschuss am Dienstagabend nicht mehr zu retten. Einstimmig folgte das Gremium dem Antrag von Lübbo Meppen (FDP), das Projekt zunächst für weitere Beratungen in die politischen Fraktionen zurück zu verweisen.
Bürgermeister kritisiert Politik
Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) machte keinen Hehl daraus, dass er persönlich das Vorhaben weiterhin gut finde – auch ohne Hausboote. Er bedauerte, dass in den politischen Gremien immer nur nach Gründen gesucht werde, warum Projekte nicht umgesetzt werden können. Eine These, der längst nicht alle Kommunalpolitiker folgen wollten. Die anhebende Diskussion darüber unterband Dieter Behrens-Focken (CDU), der als Nachfolger des aus dem Rat zurückgetretenen Ratsherrn Reiner Tammen erstmals die Beratung im Ausschuss leitete.
Wangerland (29. 5. 2025) – Das „Wangerland Resort“ ist offiziell eröffnet. Über 200 Gäste zeigten sich beim lockeren Einweihungsempfang am Mittwochnachmittag beeindruckt von der Fülle an pfiffigen Ideen und originellen Angeboten, mit denen das Clubhotel in Hohenkirchen künftig Gruppenreisende, Einzel- und Familiengäste, aber auch Tagungen und Schulungen sowie Veranstaltungsbesucher für sich gewinnen will.
Chefplaner Dirk Boll (rechts) stellt die eigene Jever-Brauerei im Hotel „Wangerland-Resort“ vor. Foto: hol
Frieslands Landrat Sven Ambrosy stellte sein Grußwort unter das Motto: „Versprochen und gehalten“. Noch vor wenigen Monaten hatte es massive Zweifel daran gegeben, ob die Eigentümer der ehemaligen „Wangerland-Kaserne“ tatsächlich eine touristische Nutzung anstreben oder ob das Areal vielleicht dauerhaft Flüchtlingsaufnahmelager bleiben soll. „Alle haben ihr Wort gehalten. Die Investoren, die Gemeinde Wangerland, der Landkreis Friesland, das Land Niedersachsen ….“, sagte Ambrosy. Alle Beteiligten hätten immer zugesagt, dass die Zwischennutzung als zentrales Aufnahme für Geflüchtete auf zwei Jahre begrenzt sein werde. „Aber Deutschland ist nicht mehr das Land der Dichter und Denken, sondern das Land der Kaputt-Redner.“
Ehemals Bundeswehr-Kaserne
Die „Wangerland-Kaserne“ war 2003 geschlossen und 2005 an den Niederländer Henny van der Most verkauft worden, der das Areal zum „Dorf Wangerland“ entwickelte, das 2008 samt angeschlossener „Spielstadt“ für Kinder an den Start ging. Das Angebot der Urlaubsdestination richtete sich vor allem an Busreise-Gruppen. 2022 wurde der 16 Hektar große, inzwischen stark sanierungsbedürftige Komplex an vier Investoren aus dem Münsterland verkauft, hinter denen das Unternehmen „Müller Touristik“ stand.
„Es gab nicht viele, die geglaubt haben, dass die Investoren die Einnahmen aus der Zwischennutzung von Mitte 2023 bis Frühjahr 2025 wirklich wieder in den Standort investieren“, erinnerte Ambrosy. Aber alle Zweifler seien jetzt eines Besseren belehrt worden – zum Wohle der Region. Tourismus sei die Leitindustrie für den Landkreis Friesland und das Wangerland.
Viele neue Ideen umgesetzt
Markus Gellert, Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Wangerland, überbrachte in Vertretung von Bürgermeister Mario Szlezak die besten Wünsche aus dem Rathaus. Er dankte allem Beteiligen aus der Dorfgemeinschaft, den Vereinen, der Kirche, den Feuerwehren und, und, und …, die in einer „für Deutschland beispielhaften Zusammenarbeit“ die Flüchtlingsaufnahme begleitet und den Umbau zum Hotel mitgetragen hätten. „Vom Ergebnis profitieren jetzt alle.“
Bernd Niemeyer, Geschäftsführer beim Reiseveranstalter Müller-Touristik, begrüßte die Gäste und stellte mit Chefplaner Dirk Boll das komplett umgebaute Hotel mit seinen 231 Zimmern, einer zentralen Rezeption, seinen verschiedenen gastronomischen Angeboten, Veranstaltungs- und Freizeithallen, Tagungs- und Wohlfühlzonen bei einem Rundgang vor. Die Herausforderung bestehe darin, Urlaubsgäste nicht nur im Sommer, sondern auch über die Wintermonate für das Resort zu begeistern. Darauf habe man sich auf organisatorisch ausgerichtet.
Günstige Familienzimmer
Eine Neuerung: Hotelgäste können nicht nur All-inclusive-Angebote buchen, sondern auch mit einer à-la-Card-Verpflegung einchecken. Das Segment Busreisen werde durch Klassenfahrten ersetzt. Bis zu 900 Schüler könnten zeitgleich betreut werden. Günstige Familienzimmer sollen helfen, auch Gäste zu gewinnen, die sich bislang keinen Urlaub in einer Clubanlage leisten konnten. Und wer nicht in einem Hotelzimmer schlafen mag, kann im „Wangerland Resort“ auch in einem von drei Hausbooten oder im eigenen Wohnmobil übernachten. Hierfür werden 30 Stellplätze geschaffen.
Im „Wangerland-Resort“ gibt es verschiedene gastronomische Angebote und etliche Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten – etwa beim Chillen am Pool oder auf der Skaterbahn. Fotos: hol
Das Hotel bietet eine Fülle von Besonderheiten: etwa eine eigenen Brauerei mit einer Lagerkapazität von 9000 Litern Bier – der größte Außenstandort der „Jever Brauerei“. Oder das Segelschiff „Vrouwe Jo-Anna“, das im Zentrum des „Hafen-Restaurants“ steht und als Tresen dient. Das Plattbodenschiff habe 2022 noch im Wannsee in Berlin gelegen und einem Professor der dortigen Pathologie gehört, schildere Niemeyer. Dirk Boll, passionierter Segler, habe das Boot überführt, aus dem Wasser gehoben und zum Herzstück das maritimen Einrichtung des Restaurants gemacht, in dem auch ein Sieltor und Marktstände für Hafenatmosphäre sorgen.
Pool wie auf Mallorca
Ein Schlüsselbaustein ist ein großzügiger Poolbereich in maritimem Stil. Als Hintergrund dazu erläuterte Boll, dass die Mitbewerber für das „Wangerland Resort“ auch die Urlaubsorte am Mittelmeer seien – mit viel Sonne, Strand und Pool. „Das haben wir jetzt auch.“
Zu den weiteren Angeboten gehören unter anderem Tretboote, Kanus und Stand-up-Paddels, auf denen sich die Besucher des Resorts auf Wasserwegen, darunter neu gezogene Grachten, durch das Gelände am Wangermeer bewegen und an drei Anlegestellen festmachen können. So sei der ehemalige Kasernen-Sportplatz, auf derzeit wieder eine Fußballplatz angelegt wird, eine Insel, die über eine Seilfähre zu erreichen ist.
Fitness-Paradies mit Kletterwand
Aus der ehemalige Bundeswehr-Sporthalle ist eine Freizeit- und Fitness-Paradies vornehmlich für Jugendliche geworden. Neben Fitnessräumen, Kletterwänden, Großtrampolinen und Skaterbahn finden sich auch digitale Spielangebote und ein Raum zum Chillen.
Der offizielle Akt zur Eröffnung des Hotel „Wangerland Resort“ in Hohenkirchen: Bernd Niemeyer und Dirk Boll zerschnitten zusammen mit Landrat Sven Ambrose und Markus Gellert (von links) von der Gemeinde Wangerland das Band vor der Rezeption durch. Foto: holF
Wie Niemeyer und Boll ankündigen, werde das „Wangerland Resort“ seine Angebote und Attraktionen nach und nach auch für die Bürger in der Umgebung öffnen. Den Gaststättenbereich könnten schon jetzt auch Hohenkirchener und Wangerländer Bürger nutzen – zumal es in Hohenkirchen ansonsten keine echte Kneipe mehr gebe. Die zum Resort gehörende „Wangerland Halle“ mit 400 Sitzplänen solle eine ganz normale Stadthalle werden. Hier sollen Feiern, Veranstaltungen oder Seminare genauso stattfinden wie Konzerte, für die dann jedermann Eintrittskarten kaufen kann. Eines der ersten öffentlichen Groß-Events soll ein Gastspiel von Schlagerstar Mickie Krause am Tag der deutschen Einheit, am 3. Oktober, werden.