Wilhelmshaven/Friesland (28. 5. 2024) – Die seit zwei Jahren in der Weiterentwicklung befindliche Uniper-Ausbildungswerkstatt hin zu einem Aus- und Fortbildungszentrum in Wilhelmshaven hat heute den Förderbescheid aus dem „STARK“-Programm (Stärkung der Transformationsdynamik undAufbruch in den Revieren und an den Kohlestandorten) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erhalten. Das Programm fördert Projekte, die den Transformationsprozess zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in den Kohleregionen unterstützen.
Das Aus- und Fortbildungszentrum auf dem Gelände des stillgelegten Uniper-Kohlekraftwerks ist eine Weiterentwicklung der bisherigen Uniper-internen Ausbildung und bietet künftig Kooperationsausbildungen sowie Lehrgänge für Unternehmen in der Region Wilhelmshaven/Friesland an. Im Rahmen der Energiewende richtet sich der Fokus dabei insbesondere auf die Transformation zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und auf die Förderung Fachkräften und jungen Menschen im gewerblich/technischen Bereich sowie zukunftsgerichteter Technologien.
Eine Besonderheit ist, dass hier Mechatroniker ausgebildet werden, die mit Zusatzmodulen zum Thema „Wasserstoff“ gezielt auf die Technologien der zukünftigen Energieversorgung vorbereitet werden. Da Berufsbilder im Bereich Wasserstoff derzeit noch in der Entwicklung sind, ist das Uniper Aus- und Fortbildungszentrum am Standort Wilhelmshaven ein Vorreiter im Bereich Wasserstoffausbildung.
Das Projekt wurde seitens der Uniper-Mitbestimmung vorangetrieben, um dem Fachkräftebedarf gerecht zu werden, der mit der Realisierung vieler Projekte im Rahmen der Energiewende künftig in der Region bestehen wird. In der Spitze könnten bis zu 60 Auszubildende am Standort qualifiziert werden. Dafür sollen in den nächsten Monaten weitere Kooperationspartner gewonnen und Ausbilder eingestellt werden.
Nicolai Bülles, Uniper-Standortleiter Wilhelmshaven: „Nachdem wir das Kohlekraftwerk Ende 2021 stilllegen mussten, freuen wir uns nun umso mehr und sind stolz darauf, jungen Menschen mit einer modernen und umfassenden Ausbildung eine Perspektive für die Zukunft zu geben.“
Harald Seegatz, Konzernbetriebsratsvorsitzender und Mitglied im Aufsichtsrat von Uniper SE: „In einigen Jahren werden hier in der Region zahlreiche neue Projekte entstehen, dafür brauchen wir qualifizierte Fachkräfte, die wir heute schon ausbilden müssen. Das Uniper Aus- und Fortbildungszentrum bietet den idealen Start in eine neue Zukunft in verschiedensten Ausbildungsberufen wie zum Beiepiel Elektroniker für Betriebstechnik, Industriemechaniker und Mechatroniker.“
Die Eröffnungsveranstaltung des Aus- und Fortbildungszentrums soll im Rahmen der Woche des Wasserstoffs am Mittwoch, 19. Juni, stattfinden. Gedacht ist sie für künftige Auszubildende und interessierte Kooperationspartner. Sie findet von 11 bis 15 Uhr im Aus- und Fortbildungszentrum von Uniper statt. Anmeldungen sind möglich über: https://forms.office.com/e/A6UTm9wg8C
Wilhelmshaven/Hooksiel (14. 5. 2024) – Die EU-Kommission hat die beiden von Uniper für Wilhelmshaven geplanten Wasserstoff-Projekte mit dem PCI-Status versehen. Damit stehen „Green Wilhelmshaven Electrolyser“ und „Green Wilhelmshaven Terminal“ jetzt auf einer Liste, auf der alle Projekte von gemeinsamen Interesse sind und dazu beitragen, die Europäische Union bis 2050 klimaneutral zu machen.
„Damit ist Uniper Teil von grenzüberschreitenden Infrastrukturprojekten, die die Energiesysteme der EU-Länder miteinander verbinden“, heißt es in einer Presseerklärung des Energiekonzerns, der sich derzeit in staatlicher Hand befindet. „Diese Projekte profitieren sowohl von beschleunigten Genehmigungsverfahren als auch von Finanzierungen und unterstützen das Erreichen der Energie- und Klimaziele der EU.“
Die Großelektrolyse „Green Wilhelmshaven Electrolyser“ soll mit bis zu ein Gigawatt (1 GW) Elektrolyse-Kapazität die erneuerbaren Energieressourcen der Region erschließen, um die heimische Produktion von grünem Wasserstoff zu stärken. Das Ammoniak-Importterminal „Green Wilhelmshaven Terminal“ ebnet den Weg für den Import von erneuerbarem Ammoniak per Schiff und die Umwandlung und Einspeisung von Wasserstoff in das europäische Wasserstoffnetz im großen Stil.
Beide Projekte können nach Einschätzung der EU-Kommission wichtige Teile der transeuropäischen Energieinfrastruktur werden, den Energie-Binnenmarkt stärken, die Versorgungssicherheit erhöhen, die Energiemärkte stabilisieren sowie zu Energieeffizienz und -einsparungen und der Entwicklung neuer und erneuerbarer Energieformen beitragen.
Wie das Unternehmen weiter mitteilt, hat der von Uniper geplante Solarpark auf dem Deponiegelände in Voslapp einen EEG-Zuschlag bekommen. Dort soll auf einer Fläche von rund 14 Hektar eine 19-MWp-Photovoltaik-Anlage errichtet, die voraussichtlich 16.000 Megawattstunden regenerativen Strom im Jahr erzeugen wird.
„Die Aufnahme von Uniper in die PCI-Liste der EU zeigt, dass unsere beiden grünen Projekte in Wilhelmshaven einen großen Schritt in Richtung eines klimaneutralen Europas bis 2050 machen“, zeigt sich Holger Kreetz, COO von Uniper überzeugt. Gerade in energieintensiven Branchen wie der Stahlindustrie werde grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielen. Uniper hatte bis 2021 ein Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven betrieben und ist heute als Dienstleister ein maßgeblicher Akteure beim Import von LNG über Wilhelmshaven.
Wilhelmshaven/Hooksiel (26. 4. 2024) – Geschäftsführerin Sonja Janßen verlässt die „Die Nordsee GmbH“. Die Hooksielerin werde zum Jahreswechsel auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen mit Sitz in Wilhelmshaven ausscheiden, heißt es in einer Pressemitteilung im Nachgang zur 50. Gesellschafterversammlung. „Die Nordsee“ betreibt seit 1998 das touristische Dachmarketing für die niedersächsische Nordseeküste. Gesellschafter der GmbH sind sieben Küstenorte, darunter das Wangerland, die Städte Wilhelmshaven und Bremerhaven sowie ein Fährbetrieb.
Sonja Janßen (Foto) war im Mai 2020 zur Geschäftsführerin des kommunal geprägten Unternehmens berufen worden. Zunächst arbeitete sie parallel dazu noch für den Tourismusverband Nordsee e. V.. Die habe maßgeblich die Gründung der Tourismus-Agentur Nordsee GmbH (TANO) begleitet, die sich inzwischen um das Destinations-Marketing für die gesamte niedersächsische Küstenregion kümmert, heißt es.
Bei der „Die Nordsee GmbH“ verantwortete die Geschäftsführerin neben den laufenden Marketing-Aktivitäten die Einführung der digitalen Projekte: Besucher-Managementsystem und digitale Gästekarte. Darüber hinaus verhandelte habe sie die Kooperationsvereinbarung mit der TANO verhandelt, auf deren Basis die „Die Nordsee GmbH“ nun weiterarbeiten wird. „Meine Arbeit für die ,Die Nordsee GmbH‘ ist abgeschlossen. Ich hinterlasse ein gut bestelltes Feld und bin mir sicher, dass die Aufgaben auch künftig in den richtigen Händen liegen“, wird Sonja Janßen zitiert.
Wilhelmshaven ((24. 4. 2024) – Die Salzgitter AG und die Uniper SE haben einen Vorvertrag über die Lieferung und Abnahme von grünem Wasserstoff (H2) unterzeichnet. Dieser soll in der von Uniper geplanten Großelektrolyse in Wilhelmshaven produziert werden. Die Inbetriebnahme der Anlage an der Jade ist für 2028 vorgesehen. Der grüne Wasserstoff wird für das Programm „Salcos“ (Salzgitter Low CO2-Steelmaking) benötigt, mit dem die bislang kohlebasierte Stahlproduktion klimafreundlicher werden soll.
Der Wasserstoff soll in laut Pressemitteilung der beiden Konzerne in der im Bau befindlichen Direktreduktionsanlage (DRI-Anlage) in Salzgitter eingesetzt werden.Von den ursprünglichen Plänen, wonach die Salzgiter AG in Wilhelmshaven eine eigene DRI-Anlage mit entsprechender Wertschöpfung vor Ort geplant hatte, ist keine Rede mehr.
Minister lobt Erfolgsmodell
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (Sande) sieht in den Plänen der Salzgitter AG ein „Erfolgsmodell“ und ein Beispiel dafür, wie „ein guter Markt für Wasserstoff“ entsteht. „Hier kommen ein innovatives Angebot und eine starke Nachfrage zusammen, und durch dieses Projekt wird der abstrakte Begriff „Transformation“ hervorragend sichtbar.“ Durch das Salcos-Programm würden die Salzgitter AG und Uniper einen riesigen Beitrag zur CO2-Reduzierung in Niedersachsen leisten.
Gegenstand des Vorvertrags sind unter anderem technische und kommerzielle Rahmenbedingungen der Wasserstofflieferung. In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des deutschen H2-Kernnetztes beziehungsweise einer konkreten Pipelineroute von Wilhelmshaven nach Salzgitter könnte Uniper frühestens ab 2028 jährlich bis zu 20.000 Tonnen zertifizierten „grünen“ Wasserstoffs nach Salzgitter liefern. Der Wasserstoff soll mit Hilfe erneuerbarer Energien in der geplanten 200-Megawatt-Elektrolyse produziert werden, die Uniper auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Wilhelmshaven errichten will.
Stahlindustrie setzt auf Wasserstoff
Die zwingend erforderliche Pipelineverbindung von Wilhelmshaven nach Salzgitter ist müsse schnellstmöglich geschaffen werden, fordern die Konzerne. „Hier müssen sich die Pipeline-Betreiber und die politischen Entscheidungsträger gemeinsam mit der Salzgitter AG und der Uniper SE dringend auf einen beschleunigten Fahrplan einigen.“ Die 20.000 Tonnen Wasserstoff sind nur ein erster Schritt hin zur klimafreundlichen Stahlproduktion. Allein für die erste Stufe des Salcos-Projektes zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion benötige die Salzgitter AG bis zu 150.000 Tonnen jährlich.
„Grüner Wasserstoff spielt insbesondere bei der Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien wie der Stahlindustrie eine entscheidende Rolle“, ist Holger Kreetz, Vorstandssprecher der Uniper SE, überzeugt. Aufgrund des guten Zugangs zu erneuerbaren Energien, insbesondere aus den Offshore-Windparks in der Nordsee, der frühzeitigen Anbindung an das deutsche Wasserstoffpipelinesystem sowie der geplanten Wasserstoffspeicher in Norddeutschland sei Wilhelmshaven der ideale Standort für Unipers „Green Wilhelmshaven“ Projekte. Geplant sei der Ausbau der Elektrolyse bis auf eine Leistung von 1 GW, die eine Wasserstoffproduktion von 100.000 Tonnen pro Jahr ermöglich würde.
Kooperation bei Ammoniak-Logistik
Zusätzlich wird Uniper in Wilhelmshaven ein Terminal für den Import von grünem Ammoniak per Schiff mit einer Output-Menge von mindestens 300.000 Tonnen H2 errichten, das in Wasserstoff umgewandelt und enbenfalls in das deutsche Kernnetz eingespeist werden kann. Erst vor wenigen Tagen hat Uniper im Beisein von Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff mit dem Unternehmen SKW Piesteritz in der Lutherstadt Wittenberg eine Vereinbarung zur wechselseitigen Unterstützung bei der Versorgung, Produktion und Logistik von Ammoniak und Wasserstoffderivaten unterzeichnet.
SKW Piesteritz, eine Tochter des tschechischen Agrofert-Konzerns, gilt als größter Produzent von Ammoniak und Harnstoff in Deutschland. Uniper soll nachhaltig produzierten Ammoniak liefern. Darüber hinaus wollen beide Unternehmen unter anderem beim Import über Unipers Importterminal in Wilhelmshaven eng zusammenarbeiten.
Wilhelmshaven/Hooksiel (20. 4. 2024) – Wilhelmshaven verwandelt sich ab Sonnabend, 27. April, in einen Hot Spot für die Beobachtung von Schweinswalen. Die kleinen Wale kommen jedes Jahr im Frühjahr auf der Suche nach Nahrung in die Nähe der hiesigen Küste und in den Jadebusen. Dieses Natur-Schauspiel ist einzigartig und kann auch bei den bis zum 5. Mai laufenden „Schweinswal-Tagen“ hautnah erlebt werden.
Das Programm der 8. Wilhelmshavener Schweinswal-Tage bietet Naturerlebnisse und Aktionen für Groß und Klein. Veranstalter ist das Wattenmeer Besucherzentrum. Als Kooperationspartner engagieren sich die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, der Verein JadeWale und die Reederei Warrings.
Tägliche „Whale-watching Exkursionen“ vom Schiff und vom Land aus, begleitet von Walexperten, gehören ebenso zum Angebot wie Führungen durch die Walausstellung des Wattenmeer Besucherzentrums oder Fahrten mit den Segelschiffen „Gloriana of Faversham“ und „Nordwind“ im Jade-Revier vor Wilhelmshaven und Hooksiel auf dem Programm.
Am Südstrand werden Walrufer Besucher auf die Meeressäuger aufmerksam machen. Dazu gibt es jede Menge Informationen über den Schweinswal. Angebote für Naturfotografen, kulinarisch begleitete Vorträge, eine unterhaltsame Lesung und ein Naturfilm runden das Programm ab. Infostände sind auf der Südstrandpromenade zu finden. Im Wattenmeer Besucherzentrum wird zudem die interaktive Walausstellung durch tägliche Kinder-Mitmachaktionen ergänzt.
Wilhelmshaven/Hooksiel (12. 4. 2024) – Bund und Land müssen mehr Geld für den Ausbau der Hafeninfrastruktur zur Verfügung stellen. Das war die zentrale Botschaft der Wirtschaftsvertreter im Gespräch mit der Landtagsabgeordneten der Grünen, Sina Beckmann (Jever). John H. Niemann und Joachim Schweinsberg von der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV) sowie Tom Nietiedt und Henning Wessels vom Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband AWV zeigten sich dabei von der seit Ende März vorliegenden Nationalen Hafenstrategie der Bundesregierung enttäuscht.
Bei den regelmäßig stattfinden Gesprächen tausche man sich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region insbesondere im Bereich der Themenfelder Energie, Logistik, Häfen und Mittelstand aus. Einig war man sich bei dem aktuellen „Austausch auf Augenhöhe“, so Beckmann, über die große strategische Bedeutung gerade der niedersächsischen Seehäfen für Deutschland und für das Gelingen der Energiewende.
Die Landtagsabgeordnete Sina Beckmann tauchte sich mit den Wirtschaftsvertretern (v. l.) John H. Niemann, Tom Nietiedt und Henning Wessel aus. Foto: Grüne
„Deutschland ist von den Häfen abhängig, das wird überhaupt nicht deutlich in der Nationalen Hafenstrategie. Hier müssen wir uns unbedingt anders positionieren“, sagte AWV-Präsident Nietiedt. Und auch WHV-Präsident Niemann zeigte sich enttäuscht. „Wir wollen gerade hier in Wilhelmshaven, dem deutschen Energie Hotspot, eine nachhaltige Hafeninfrastruktur aufbauen, aber das Investitionsvolumen des Bundes in die Häfen der Länder spiegelt überhaupt nicht deren großen Bedeutung wider – hier muss der Bund erheblich mehr Gelder zur Verfügung stellen.“
Sina Beckmann, Grünen-Sprecherin für maritime Wirtschaft im Land, zeigte Verständnis für die Unzufriedenheit, forderte aber insgesamt mehr Zuversicht ein. „Die Häfen sind für Deutschland und Niedersachsen sind wichtige Energie-Standorte und unverzichtbar für die nachhaltige, klimafreundlichen Wirtschafts-Entwicklung. Hier sind und entstehen zukunftsfähige Job, hier werden Städte und Regionen geprägt. Hier wird Niedersachsens Zukunftsgeschichte mitgeschrieben und wir brauchen daher auch mehr Unterstützung und Zustimmung aus Berlin – finanziell, aber eben auch durch Worte und Taten“, so Beckmann
Konkrete Gesprächsthemen waren unter anderem der Bedarf an mehr Hafen-Entwicklungsflächen und die Notwendigkeit für schnellere Genehmigungsverfahren. Allen Beteiligten sei klar gewesen, dass dafür ein Spagat gelingen müsse, berichtete Sina Beckmann im Nachgang. Es sollte ein Signal nach Berlin gesendet werden, die Nationale Hafenstrategie noch einmal anzupassen mit den Zielen, weniger Auflagen, aber schnellere Entscheidungen; wirtschaftsfreundliche Ansiedelungspolitik, aber Einhaltung umweltfreundlicher Standards; Arbeitsplätze in bestehenden Unternehmen erhalten, aber auch neue, zukunftsfähige Jobs in der Region etablieren.
Zehn Millionen Euro will die landeseigene Hafengesellschaft Port in die Sanierung der Hooksieler Schleuse investieren. Die Verbindung vom Hooksmeer zur Jade hat vor allem touristische Bedeutung. Foto: NPorts
Wilhelmshaven/Hooksiel (10. 4. 2024) – Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) veranschlagt die Kosten für die Grundsanierung der Hooksieler Seeschleuse auf zehn Millionen Euro. Wie Mathias Lüdicke, Leiter der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven, heute in einem Pressegespräch sagte, sollen die Arbeiten mit Blick auf die Bedeutung der Schleuse vor allem auch für die Segler über mehrere Jahre gestreckt werden.
Die Sanierung, die mit ersten Reparaturen in 2023, begonnen wurde, soll im laufenden Betrieb und weitgehend außerhalb der Hauptsaison erfolgen. „Die Arbeiten im Bereich des Stahlwasserbaus werden Ende Mai 2024 beauftragt“, kündigte Lüdicke an. Als erstes Großgewerk werde man die Hydraulik und die Elektrik erneuern. Dann folge der Wasserbau. „Auf die Seeschleuse hat in den vergangenen Jahrzehnten niemand so richtig geachtet“, sagte Holger Banik, Geschäftsführer der NPorts GmbH sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH. Seit dem vergangenen Jahr sei jetzt NPorts für die Unterhaltung der landeseigenen Schleuse zuständig.
NPorts-Geschäftsführer Holger Banik (links) und der Leiter der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven, Mathias Lüdicke, sind überzeugt davon, dass die Wilhelmshavener Häfen mit Blick auf die Energiewende vor enormen Veränderungen stehen. Foto: Dietmar Bökhaus
Mit Blick auf die zahlreichen Infrastrukturprojekte, die NPorts allein in den Wilhelmshavener Häfen vor der Brust hat, ist die Schleusensanierung allerdings eher zweitrangig. Ein Großprojekt ist der Bau eines neuen Anlegers für verflüssigte Gase (AVG). Der Anleger soll südlich des LNG-Terminals und der Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) entstehen. Aktuell wird dort ein zweiter LNG-Anleger gebaut, der später,wenn möglich, in den AVG integriert werden soll, so Banik.
Das zweigeschossige AVG-Galeriebauwerk wird nach den Worten von Banik derzeit mit einer Länge von 1,7 Kilometern sowie einer Breite von 21 bis 28 Metern geplant. Der Anleger soll Platz für drei große Tankschiffe an der Innen- und drei weitere an der Außenseite bieten. Hauptzweck soll der Import von „grünen Gasen“ werden, etwa aus erneuerbarer Energie hergestelltes Ammoniak oder Methan.
Planung für neuen Großanleger läuft
Der mit Gesamtkosten von 600 Millionen Euro veranschlagte AVG ist eines der Schlüsselprojekte für die Energiewende und die Rolle Wilhelmshavens als Energie-Drehscheibe der Zukunft. Aktuell laufen die Planungen und Untersuchungen für das Bauwerk am tiefen Fahrwasser der Jade an, so Banik. NPorts werden allein dafür in 2024 rund 10 Millionen Euro ausgeben. Vor der Genehmigung steht ein Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Parallel dazu werden an den Ausschreibungsunterlagen für den Bau gearbeitet.
Mit dem Baubeginn rechnet der NPorts-Chef im Jahr 2026. Der Startschuss werde aber nur dann fallen, wenn der Rückfluss der Investitionskosten durch langfristige Verträge mit den künftigen Nutzern des Anlegers (im Gespräch sind unter anderem die Energiekonzerne Uniper und TES) abgesichert ist. Das sei, so Banik, übrigens auch beim Bau des LNG-Terminals Wilhelmshaven gelungen. Die dortigen Baukosten in Höhe von 56 Millionen Euro seien zu 100 Prozent refinanziert und werden über die Jahre an NPorts zurückfließen.
Wo aktuell in der Jade der Anleger für ein zweites LNG-Regasifizierungsschiff gebaut wird, soll ab 2026 ein riesiger Anleger für verflüssigte Gase (AVG) entstehen. NPorts rechnet mit Investitionskosten von 600 Millionen Euro. Foto: hol
Als weitere geplante Investitionsvorhaben in und an den Wilhelmshavener Häfen nannten Banik und Lüdicke die Sanierung der Nassaubrücke in Wilhelmshaven, die Erweiterung des JadeWeserPorts und die Entwicklung der Schleuseninsel. Im Rahmen des „Energie Hub“, einem Zusammenschluss von Unternehmen, die die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven voranbringen wollen, käme dann unter anderem noch der Bau weiterer Löschanlagen für Gase und Wasserstoffderivate, die Entwicklung von Umschlagkapazitäten für Offshore-Windkraftwerk-Komponenten und Autos, von Importanlagen für Biomasse und andere Massengüter sowie die Verlegung diverser Pipelines hinzu.
Große Nachfrage nach Flächen an Häfen
Die vier Millionen Euro, die NPorts für 2024 für Investitionen am Standort Wilhelmshaven zur Verfügung stehen, nehmen sich da eher bescheiden an. Auch wenn man die sechs weiteren Millionen hinzunimmt, die für die Wartung, Sanierung und Reparatur vorhandener Hafenanlagen vorgesehen sind. Auf allein 1,5 Millionen Euro etwa schätzt Banik die Kosten für die Umstellung der Beleuchtung der Bahnanlagen am Rüstersieler Groden auf LED.
„Der Wilhelmshavener Hafen wird sich in den kommenden Jahren komplett verändern“, ist Banik überzeugt. Es gebe eine enorme Nachfrage von verschiedensten Nutzern, die sich rund um die Häfen engagieren wollen. Ein positiver Effekt für NPorts: Allein im Jahr 2023 habe das Unternehmen rund 24 Hektar Flächen im Hafengebiet vermarkten können, den größeren Teil davon an langjährige Kunden. Wichtig sei es aber auch, auf die künftige Nutzung zu achten. Die Investitionen in Hafeninfrastruktur würden sich nur rechnen, wenn dort langfristig auch Umschlag passiere. „Wenn wir in unmittelbarer Hafennähe eine Elektrolyse-Anlage neben die andere stellen, nützt das niemandem.“
Neuer Hafenentwicklungsplan
Die sich abzeichnenden diversen Veränderungen sollen in die Neuauflage des Hafenentwicklungsplans einfließen. Das Papier, deren erste Entwürfe sich derzeit in der Abstimmung mit Kommunen und Verbänden befindet, soll die Entwicklung und die dafür notwendigen Planungen für die nächsten 5 bis 25 Jahre beschreiben. Das derzeitige „Perspektivpapier“ für den Hafen Wilhelmshaven sei nach nur sieben Jahren fast vollständig überholt. Im Hafenentwicklungsplan, den NPorts zusammen mit der Stadt Wilhelmshaven und der Gemeinde Wangerland für Wilhelmshaven und Hooksiel auflegt, sollen unter anderem Kundenstruktur, Umschlagentwicklung, Hinterlandanbindung, Flächenmanagement, Transformation im Rahmen der Energiewende, Nachhaltigkeit und Tourismus beleuchtet werden.
Die FSRU „Höegh Esperanza“ hat am Donnerstag gegen 20.30 Uhr wieder am LNG-Terminal Wilhelmshaven festgemacht. Archiv-Foto: hol
Hooksiel/Wilhelmshaven (4. 4. 2024) – Die „Höegh Esperanza“ liegt seit heute Abend wieder an ihrem Liegeplatz am LNG-Terminal Wilhelmshaven. Während die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) in den vergangenen Tagen auf Schillig Reede lag, wurde die Liegewanne vor dem Anleger in Sichtweise des Hooksieler Außenhafens auf die erforderliche Tiefe gebracht.
Die „Höegh Esperanza“ ist das Herzstück der Flüssigerdgas-Importe über die Umschlaganlage Voslapper Groden. Tanker bringen seit Anfang 2023 verflüssigtes Erdgas. Sie machen an der FSRU fest. An Bord des Industrieschiffes wird das LNG dann durch Erwärmung in gasförmigen Zustand zurückverwandelt und in Richtung Land und weiter per Pipeline zum Kavernenspeicher in Etzel gepumpt.
„Zweimal im Jahr, im April und im Oktober, geht die ,Höegh Esperanza‘ planmäßig in Revision“, sagte eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Uniper gegenüber „Hooksiel-Life“. Dafür verlege das Schiff auf Reede. Bei dieser Gelegenheit werde zugleich die Tiefe der Liegewanne für FRSU und LNG-Tankschiffe untersucht. Dabei seien leichte Untiefen festgestellt worden, die der Bagger „Ijsseldelta“ gestern und heute beseitigt hat.
Wangerland/Wilhelmshaven (26. 3. 2024) – Die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland) unterstützt die Forderung der Wilhelmshavener Hafenwirtschaft nach zügiger Erweiterung des Jade-Weser-Ports. Die zweite Ausbaustufe sollte nicht nur eine Erweiterung des Containerumschlags vorsehen. Es müssten mit Blick auf die Anforderungen der Energiewende vor allem auch Montage- und Logistikflächen für Offshore-Windenergie vorgesehen werden. Hinzu kommen sollten Umschlagsmöglichkeiten über einen RoRo-Terminal, etwa für Auto-Importe, sowie für die mögliche Nutzung von strategischen Umschlag- und Verlegeleistungen von Bundeswehr oder NATO-Einheiten.
Bei der jetzt vom Bund vorgelegten nationalen Hafenstrategie ist es der rot-grünen Landesregierung in Hannover nach Ansicht von Jensen (Foto) nicht gelungen, ihren Einfluss geltend zu machen. „Ohne den Ausbau der niedersächsischen Seehäfen wird die Energiewende nicht gelingen“, kommentiert die CDU-Politikerin, die Mitglied im Unterausschuss Häfen- und Schifffahrt des Landtages ist. Kritisch bewertet die Abgeordnete insbesondere die fehlenden Zusagen des Bundes zu einer Erhöhung des Hafenlastenausgleichs.
Die CDU-Fraktion in Niedersachsen fordere ebenso wie die Wirtschaft eine jährliche finanzielle Zusicherung des Bundes in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro für die deutschen Seehäfen. Die Häfen kämpften mit veralteter Infrastruktur, zunehmender Verschlickung von Wasserstraßen und sowie hohen bürokratischen Hürden.
„Zudem müssen schnellere Planungs- und Bauverfahren sowie die Reform der Einfuhrumsatzsteuer dazu beitragen, Wettbewerbsnachteile abzubauen und die Hinterlandanbindungen der Häfen zu verbessern“, so Jensen. „Nur mit einer gut ausgebauten und zukunftsfähigen Hafeninfrastruktur können die niedersächsischen Seehäfen auch dem internationalen Wettbewerb standhalten.“
Allein um die Ausbauziele bei der Windenergie-Nutzung auf See zu erreichen, würden gut 200 weitere Hektar Hafenflächen benötigt. Erforderlich sei, so Jensen, analog zum Bundes-Verkehrswegeplan ein Hafeninfrastruktur-Plan, der klare Zeiträume, Prioritäten und Finanzzusagen beziffert. Bis der vorliege, sollte das Land Niedersachsen beim Ausbau der Häfen stärker in Vorleistung treten und mehr Finanzmittel bereitstellen.
Über die noch an Bord des Ponton „MSB 3301“ liegenden flexiblen Röhren soll künftig das Gas vom zweiten LNG-Terminal in der Jade an Land stürmen. Foto: Dietmar Bökhaus
Hooksiel/Wilhelmshaven (19. 3. 2024) – An originellen maritimen Fotomotiven mangelt es auf der Jade in diesen Tagen nicht. Schiffsspottern kam unter anderem die Hubinsel „Bussard“ vor die Linsen, die nach Auskunft der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) die Hubinsel „JB119“ ersetzen soll. „Die Charter Periode von ,JB119′ endet“, sagt DET-Sprecher Dirk Lindgens. „,Bussard‘ wird mit der Jetty-Installation fortfahren, insbesondere Topside- and Catwalk-Installation werden in den nächsten Wochen durchgeführt werden.“
Die Hubinsel „Bussart“ wurde vom Schlepper „LN Admiral“ von England nach Wilhelmshaven geschleppt. Bei dem so genannten „Jetty“ handelt es sich um eine aus Dalben und Pontons bestehende Anlegestelle am tiefen Fahrwasser der Jade, an dem in Kürze die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Excelsior“ festmachen soll. Das Regasifizierungsschiff ist das Herzstück des zweiten schwimmenden LNG-Terminals in der Jade.
Über die „Excelsior“ will die bundeseigene DET zunächst fünf Jahre lang Flüssigerdgas (LNG) importieren. Danach kann die Infrastruktur zum Beispiel für die Anlieferung von Wasserstoff-Derivaten genutzt werden. Bei den derzeit laufenden Installationen handelt es sich unter anderem um die Montage von begehbaren Verbindungsstegen.
Auch ein beliebtes Fotomotiv: der Ponton „MSB 3301“. Er übernimmt ebenfalls wichtige Aufgaben beim Aufbau der LNG-Infrastruktur. An Bord des Pipeline-Verlegeschiffs befinden sich laut DET sechs flexible, orangefarbene Röhren, die auf dem Meeresgrund verlegt werden sollen. Über die Leitung wird das durch Erwärmen regasifizierte Flüssigerdgas von der FSRU an Land gepumpt werden.
Die Hubinsel „Bussard“ wurde in die Jade geschleppt. Foto: Dietmar Bökhaus