Belastungen der Jade durch „Höegh Esperanza“ halten sich noch in Grenzen

Hooksiel (10. 8. 2023) – Mit Ausnahme eines leicht erhöhten Messwertes Ende Januar sind bislang an der schwimmenden Regasifizierungsfabrik „Höegh Esperanza“ und in der Jade keine Überschreitungen der Grenzwerte für Chloreinträge festgestellt worden. Das teilt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in einer Pressemitteilung mit. 

Höegh Esperanza
Bislang sind die Chloreinträge des LNG-Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“ noch im Rahmen geblieben. Allerdings: Erst seit wenigen Tagen wird Seewasser als Wärmemittel eingesetzt. Foto: hol

Das positiv anmutende Ergebnis verwundert nicht: An Bord der am LNG-Terminal Wilhelmshaven in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens liegenden „Floating Storage and Regasifikation Unit“ (FSRU) wird erst seit wenigen Tagen Seewasser zum Erwärmen des minus 162 Grad kalten Flüssigerdgases eingesetzt. Um die das Seewasser leitenden Röhren an Bord von Muschel, Pocken und Algen freizuhalten, wird seither an Bord der „Höegh Esperanza“ Chlor verwendet, das über das Abwasser auch in die Jade geleitet wird. 

Minimierungskonzept für Chloreinträge

Als Folge dieses Prozesses befürchten Umwelt- und Naturschützer – auch schon ohne Überschreitungen der genehmigten Einleitungsmengen – erheblichen Belastungen für Flora und Fauna im nahe gelegenen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Da man offenbar auch bei den Genehmigungsbehörden diese Gefahr nicht ausschließen konnte, hat man der bundeseigenen Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) als Betreiberin und dem Energiekonzern Uniper als Betriebsführer der FSRU auferlegt, bis Ende August ein Konzept zu erarbeiten, wie die Choreinträge minimiert werden können. Als eine Alternative wird aktuell die Behandlung des Seewassers mit Ultraschall untersucht. 

Deutschland treibt als Reaktion auf den Ukraine-Krieg und dem Stopp der russischen Erdgaslieferungen den Import von Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas/LNG) intensiv voran. Die Umschlaganlage am Voslapper Groden vor Wilhelmshaven wurde Ende 2022 als erste in Betrieb genommen – obwohl die dafür angemietete FSRU mit einer als ökologisch veralteten Chlortechnik arbeitet.

Desinfektion des Röhrensystems an Bord nötig

Auch beim Normalbetrieb des Schiffs wird – wie bei anderen Schiffen auch – Seewasser, das etwa für Kühlung benötigt wird, mittels Elektrochlorierung behandelt, um das so genannte „Biofouling“ zu verhindern. Bei der Elektrochlorierung wird das im Seewasser enthaltene Natriumchlorid mittels elektrischer Energie zu aktivem Chlor (Cl2) in Form von Natriumhypochlorit umgewandelt.

„Die Reaktion von Chlor mit im Seewasser natürlicherweise vorkommendem Bromid und organischem Material kann auch zu Desinfektionsnebenprodukten führen, deren Entstehung und Ausbreitung im Vorfeld der Erlaubnis gutachterlich untersucht beziehungsweise prognostiziert wurden“, erläutert das NLWKN. Auf Grundlage der wasserrechtlichen Erlaubnis vom 16. Dezember 2022 werde daher die Einleitung und Ausbreitung des chlorbehandelten Abwassers überwacht.

In ihrem vorläufigen Fazit der ersten Messreihen weist die Genehmigungsbehörde ausdrücklich darauf hin, dass alle bisher vorliegenden Aussagen sich auf einen relativ kurzen Zeitraum nach dem Übergang in den Regelbetrieb der FSRU und den bisherigen Betrieb im „closed-loop“ (also ohne Seewasser als Wärmemittel fürs LNG) beziehen.

Ende Januar Grenzwert überschritten

Ein Detailergebnis: „Am 30. Januar 2023 wurden an den Auslässen O-3 bis O-7 geringe Überschreitungen des Grenzwertes für Chlordioxid und andere Oxidantien (Chlor) im Rahmen der behördlichen Einleiterüberwachung festgestellt. Der Betreiber wurde unmittelbar auf die Überschreitung hingewiesen. Sowohl in den folgenden Probenahmen der Beweissicherung, der Eigenüberwachung sowie der folgenden Probenahme im Rahmen der behördlichen Einleiterüberwachung konnten bisher keine weiteren Überschreitungen der Grenzwerte für Chlor festgestellt werden.“ 

Die bisherigen Analysen im Gewässer im Nah- und Fernbereich der FSRU hätten für alle untersuchten Parameter unterhalb der Grenzwerte gelegen. Ein Zusammenhang von vereinzelten und geringfügigen Nachweisen von Chloroform mit dem Betrieb der FSRU habe nicht hergestellt werden können. Lediglich innerhalb der FSRU, jedoch nicht im Wasser der Jade, habe Bromoform in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen werden können. 

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sagt auch für die künftigen Ergebnisse des Monitorings „größtmögliche Transparenz “ zu. Die Ergebnisse der Messungen von Chlordioxid und anderen Restoxidantien, Chlorid, so genannten Adsorbierbaren organisch gebundenen Halogenen (AOX) und der Temperatur des Prozesswassers würden auf den Seiten des NLWKN im Internet veröffentlicht.

Möller: Wilhelmshaven bietet beste Voraussetzungen für Wasserstoff

Wilhelmshaven/Hooksiel (9. 8. 2023) – Der Wasserstoff-Kernnetz-Plan steht vor der Vollendung. Die direkt gewählte SPD-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises 26 (Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund), Siemtje Möller, fordert Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grün) in einem Schreiben zu einer besonderen Berücksichtigung von Wilhelmshaven auf. 

Mitte Juli war die nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt worden. Jetzt wird das Papier vom Bundeswirtschaftsministerium in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur und den Netzbetreibern finalisiert. In dem Plan werden die wichtigsten und vorrangig zu bauenden bzw. umzurüstenden Wasserstoff-Pipelines für ganz Deutschland festgelegt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Wasserstoff dort zur Verfügung steht, wo er benötigt wird und große Wasserstoff-Einspeiser direkt mit großen Wasserstoff-Verbrauchern verbunden werden. 

„Durch die nahen Offshore-Windparks, die Salzkavernen und den einzigen Tiefseehafen Deutschlands bietet Wilhelmshaven hervorragende Möglichkeiten, grünen Wasserstoff zu produzieren, zu speichern und zu transportieren. Außerdem wird neben dem bereits bestehenden LNG-Terminal aktuell ein zweites LNG-Terminal errichtet, die beide zukünftig auch auf den Import von Wasserstoff umgestellt werden können“, betont Möller in ihrem Schreiben an Minister Habeck. Und weiter: „Diese Chancen sollten bei der Finalisierung des Wasserstoff-Kernnetz-Plans besonders berücksichtigt werden, um Wilhelmshaven als führenden Akteur in der Wasserstoffwirtschaft zu etablieren.“ 

Siemtje Möller gehörte 2020 mit dem heutigen niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies zu den Initiatoren des „Runden Tisches Wasserstoff“. Daraus ist das „Energy Hub Wilhelmshaven“ entstanden, dem mehr als 30 Unternehmen angehören. Gemeinsam wolle man in enger Abstimmung mit Wissenschaft und Politik die Vision von Wilhelmshaven als Wasserstoff-Drehschreibe massiv vorantreiben, erläutert Möller.

„Gerade weil wir in Wilhelmshaven wichtige Voraussetzungen für den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur bereits geschaffen haben, ist Wilhelmshaven prädestiniert für eine zentrale Rolle im Wasserstoff-Kernnetz. Darauf aufbauend können Kapazitäten dann rasch ausgebaut und Wilhelmshaven zu einer Schlüsselregion für grünen Wasserstoff in Deutschland und Europa werden. Das hat auch die Deutsche Energieagentur (dena) in einem wissenschaftlichen Gutachten bestätigt“, so Möller weiter. „Diese Investitionen tragen nicht nur zur Erfüllung unserer Verpflichtungen zum Klimaschutz bei, sondern wir können dadurch auch neue Arbeitsplätze und Wirtschaftsimpulse in unserer Region schaffen“, so Möller abschließend.

Chlor-Feldversuch beginnt: „Höegh Esperanza“ geht in offenen Betrieb

Hooksiel (28. 7. 2023) – Das LNG-Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ wird in der kommenden Woche seinen Betrieb auf einen offenen Kreislauf („Combined Loop“) umstellen. Das teilte das niedersächsische Umweltministerium auf Anfrage von „Hooksiel-life“ mit. Damit soll ein Feldversuch ermöglicht werden, auf dessen Grundlage die Reduzierung von Chlor-Einträgen der schwimmenden Fabrik in die Jade reduziert werden kann. 

LNG-Luftaufnahme
Das Wilhelmshaver LNG- Terminal mit der „Höegh Esperanza“ als FSRU an der Löschbrücke und einem Frachter, der Flüssigerdgas anliefert. Archiv-Foto: Scheer

Die „Höegh Esperanza“ hat als FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) Anfang Januar ihren Betrieb aufgenommen. Das Schiff, das einer norwegischen Reederei gehört, ist vom Bund gemietet worden, um den Import von Flüssigerdgas (LNG) per Schiff nach Deutschland ermöglichen zu können. Damit soll der Ausfall von russischem Pipelinegas ersetzt werden.

Das 162 Grad kalte und damit erst transportfähige LNG wird in der FSRU erwärmt, dadurch regasifiziert und in die neue LNG-Pipeline an Land zu den Gasspeicherkavernen in Etzel (Gemeinde Friedeburg) gepumpt. An der „Höegh Esperanza“, die am LNG-Terminal in unmittelbarer Nähe des Hooksieler Außenhafens liegt, macht alle acht Tage ein LNG-Frachter fest, der – vornehmlich aus den USA – Flüssigerdgas anliefert. Nach den Daten der Bundesnetzagentur sind von Anfang Januar bis Ende Juni 2023 über Wilhelmshaven 21,8 Terrawattstunden Gas (Brunsbüttel: 5,2 TWh, Lubmin knapp 7 TWh) importiert worden.

Seewasser soll Flüssigerdgas erwärmen

Der Betrieb der „Höegh Esperanza“ am Rande des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer ist bei Umweltverbänden vor allem aufgrund von möglichen Chlor-Einträgen in die Jade umstritten. Auch deshalb dürfte die FSRU bislang nur im so genannten „Closed Loop betrieben worden sein, bei dem ein Teil des Gases dafür verwendet wird, das LNG über einen Dampferzeuger zu erwärmen. Im „combined loop“ wird dafür Seewasser genutzt, das aus der Jade in ein Rohrsystem im inneren der FSRU gesaugt wird. Das Wasser sollte dafür mindestens 6 bis 7 Grad warm sein. 

Damit das Rohrleitungssystem sich nicht durch Algen, Seepocken oder Muschel zusetzt, wird zuvor per Elektrolyse aus dem Meer gewonnenes Chlor eingesetzt, das dann mit dem Abwasser wieder in die Jade zurückfließt. Umweltschützer befürchten, dass die Dauerchlorierung Mikroorganismen sowie Flora und Fauna in der Jade und im Nationalpark schädigen könnte. Auch der Hooksieler Badestrand liegt unweit des LNG-Terminals. 

Konzept zur Minimierung von Chloreinsatz

Daten dazu, wie hoch die Belastung beim Betrieb im im offenen Kreislauf tatsächlich ist, hat das Umweltministerium bislang trotz regelmäßiger Messungen nicht. Der Grund liegt auf der Hand. Im „Closed loop“ sind die Einträge von Chlorverbindungen des Schiffes sehr gering. „Da die Umstellung auf die andere Betriebsart erst noch erfolgt, haben wir noch keine Erkenntnisse dazu“, sagte Pressesprecherin Lotta Cordes gegenüber „Hooksiel-Life“.Dennoch werde bereits seit Monaten intensiv an einem Konzept gearbeitet, wie die zu erwartende Chlorbelastung reduziert werden kann.

Die Betriebsgenehmigung für die FSRU lässt bis zu 6500 Kubikmeer biozidbelasteter Abwässer je Stunde in einer Konzentration von 0,1 bzw. 0,2 Milligramm/Liter zu. Der Betreiber, der bundeseigenen Uniper-Konzern, muss aber ein Minimierungskonzept zum Chloreinsatz erarbeiten, . das bis Ende August vorliegen soll. „Dieses Konzept wird demnächst in einem Feldversuch vor Ort auf der Plattform von der Holländischen Firma H2O durchgeführt“, so Lotta Cordes. „.Es werden die Wachstumsraten und die notwendige Chlor-Dosierung zum Antifouling getestet. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden dann auf der Esperanza umgesetzt.“

Ist Ultraschall eine Alternative?

Eine auch von Umweltschützern gewünschte Umstellung auf ein Ultraschallverfahren, bei dem kein Chlor zum Einsatz käme, könne aber nur nach einer Umrüstung der „Höegh Esperanza“ auf einer Werft erfolgen. „Es gibt umfangreiche Untersuchungen auf der Esperanza durch die Firma Hasytec und auch entsprechende Angebote zur Umsetzung“, so die Sprecherin des Umweltministeriums. Eine finale Aussage zur Machbarkeit könne aber erst nach dem Abschluss des Feldversuches getroffen werden.

Bomben-Sprengungen in der Jade: Fahrwasser für Schiffe gesperrt

Hooksiel/Wilhelmshaven (22. 7. 2023) – Ab Dienstag wird das Jade Fahrwasser in Höhe der so genannten Störtebekerbank für alle Fahrzeuge gesperrt. Die Einschränkungen gelten laut einer „Bekanntmachung für Seefahrer“ des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Weser-Jade-Nordsee für alle Fahrzeuge stets von anderthalb Stunden vor bis anderthalb Stunden nach dem Mittags-Niedrigwasser. Der Grund: Auf der Sandbank südlich der Vogelschutzinsel Mellum sollen 21 deutsche Fliegerbomben aus dem 2. Weltkrieg gesprengt werden. 

Die Sprengungen werden voraussichtlich am Freitag, 28. Juli, abgeschlossen werden können. Die genauen Sperrzeiten erfährt die Schifffahrt über „Jade Traffic“. Das Auslaufen aus dem Hafen Wangersiel in Horumersiel ist während der Sprengzeiten untersagt. Wasserseitig werden Boote der Wasserschutzpolizei und das WSA-Mehrzweckschiff „Mellum“ die Sperrungen kontrollieren.

Nach Recherchen der „Wilhelmshavener Zeitung“ sind die Fliegerbomben bei den Kampfmittel-Sondierungen am Standort des geplanten LNG-Anlegers der Firma TES in der Jade gefunden worden. Die Arbeiten für den zweiten Anladepunkt für Flüssigerdgas samt dem Bau einer Anbindungspipeline an Land laufen derzeit mit Hochdruck. 

Die Bomben mit jeweils 250 Kilogramm Sprengstoff seien in der Jade, wenige Hundert Meter vom heutigen Ufer entfernt, verklappt worden. Insgesamt wurden bei den Sondierungen rund 680 verdächtige Objekte mit mehr als zehn Kilo Gewicht gefunden, berichtet die WZ mit Bezug auf das WSA. Experten des Kampfmittel-Beseitigungsdienstes Niedersachsen werden die Bomben zu der Sandbank bringen und die Sprengungen vornehmen.

Ab Ende 2025 per Zug umsteigefrei von Hannover bis an die Küste

Wilhelmshaven/Hooksiel (8. 7. 2023) – Die Region Wilhelmshaven/Friesland wird am Ende 2025 wieder mit Regionalzügen ans Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen. Die DB Regio hat das europaweite Wettbewerbsverfahren als Betreiber für das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen gewonnen. Dazu gehört auch eine direkte Bahnverbindung von Wilhelmshaven nach Hannover. Wie die Landesnahverkehrs-Gesellschaft Niedersachsen (LNVG) mitteilt, werde man für das neue Angebot 34 neue Züge kaufen.

Erleichterung auch für Urlauber

Zum Expresskreuz Bremen/Niedersachsen gehören die Linien RE1: Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich Mole / Wilhelmshaven (ab Ende 2025) RE8: Hannover – Bremen – Bremerhaven-Lehe (neue Züge ab Ende 2024) und RE9: Osnabrück – Bremen – Bremerhaven-Lehe (neue Züge ab Ende 2025). LNVG-Geschäftsführerin Carmen Schwabl: „Für die Fahrgäste auf dem Weg in die Urlaubsregionen wird es so einfacher, das Auto zu Hause zu lassen.“

Die wichtigste Neuerung für Wangerländer Bürger und die Urlauber in der Region: Wilhelmshaven bekommt wieder eine Direktverbindung nach Hannover. Bislang müssen Fahrgäste auf der Strecke ein beziehungsweise zwei Mal umsteigen. Die Züge der Linie RE1 werden aber erst ab Ende 2025 in Oldenburg geteilt. Ein Teil fährt auf der neu elektrifizierten Strecke bis nach Wilhelmshaven, der andere weiter Richtung Norddeich Mole. Ursprünglich war die Neuerung für Wilhelmshaven für Ende 2023 geplant.

Moderne Doppelstock-Triebzüge

Auf den Expresskreuz-Linien werden moderne Doppelstock-Triebzüge mit erhöhter Kapazität fahren. Die neuen Züge haben an den meisten Bahnsteigen einen ebenerdigen Einstieg. Rollstuhlfahrende können sie ohne Rampe benutzen. In einigen Wagen befindet sich ein Mehrgenerationenbereich. Hier lassen sich Kinderwagen oder Rollatoren bequem direkt neben dem Sitz abstellen. Und, so die LNVG: „ Die Züge zählen zu den leisesten, die es auf dem Markt gibt.“ 

Die 34 neuen Züge für das Expresskreuz kommen laut LNVG später als ursprünglich geplant. Eigentlich solle das Unternehmen Alstom die Züge bis Mitte Dezember 2024 liefern. „Der Hersteller informierte allerdings Ende vergangenen Jahres darüber, dass bis zum geplanten Lieferdatum nur zehn Züge fertig sein werden“, so die LNVG. Die ersten zehn neuen Züge werde die DB Regio zunächst auf der Strecke Bremerhaven – Hannover (RE 8) einsetzen. 

Zahl der Kegelrobben nimmt zu

Kegelrobbe
Kegelrobben sind die größten Raubtiere im Wattenmeer. Ihre Zahl nimmt zu. Foto: Geert Aardt

Hooksiel/Wilhelmshaven (5. 7. 2023) – Die Zahl der Kegelrobben im Wattenmeer und auf Helgoland nimmt zu. In den vergangenen fünf Jahren wuchs die Zahl der Kegelrobbenjungtiere in dieser Region jährlich um durchschnittlich 13 Prozent. Die Zahl der während des Fellwechsels gezählten erwachsenen Tiere nahm jährlich um 12 Prozent zu. Dies sind die Ergebnisse der „Kegelrobbenzählungen im Wattenmeer und auf Helgoland 2022-2023“, die jetzt im Rahmen der Trilateralen Kooperation zum Schutz des Wattenmeeres veröffentlicht wurden.

Die trilaterale Expertengruppe für Meeressäugetiere (Expert Group Marine Mammals), bestehend aus Forschenden und Gebietsbetreuenden aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden, führt jedes Jahr koordinierte Zählungen aus der Luft durch, die das gesamte Weltnaturerbe Wattenmeer abdecken. Zudem werden auf Helgoland Bodenzählungen durchgeführt, neuerdings unterstützt durch Drohnenflüge. 

Während des Höhepunkts der Wurfsaison wurden im Zeitraum von November 2022 bis Januar 2023 im Wattenmeer und auf Helgoland insgesamt 2515 Kegelrobbenjungtiere gezählt, 684 auf Helgoland (+12 %). In Niedersachsen ging die Zahl der Jungtiere um 9 Prozent auf 393 zurück. Allerdings konnten hier einige Teile des Gebietes aufgrund des schlechten Wetters zum Zeitpunkt der Zählungen nicht überflogen werden, was aus Sicht der Forscher zum geringeren Wert geführt haben könnte. 

Die Zählung der erwachsenen Kegelrobben findet im März und April statt, wenn die Wattenmeer-Kegelrobben während ihres jährlichen Fellwechsels mehr Zeit auf den Sandbänken verbringen. In diesem Jahr zählten die Experten insgesamt 10.544 Kegelrobben, was einer Zunahme von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Dieser Anstieg folgt auf einen leichten Rückgang der Zahlen von 2021 auf 2022, was unterstreicht, dass die Zählungen über mehrere Jahre hinweg zu interpretieren sind“, erklärt Jessica Schop, Erstautorin des Berichts. Ungefähr 70 Prozent der erwachsenen Kegelrobben wurden im niederländischen Wattenmeer erfasst. 

Die Kegelrobben sind die größten Raubtiere der Wattenmeerküste und gehören mit den Seehunden zu den bekanntesten Arten der Region. Das Gemeinsame Wattenmeersekretariat (CWSS) fungiert als Sekretariat des Wattenmeer-Seehundabkommens.

Unnötige Wartezeiten für IGS-Schüler

Wilhelmshaven/Hooksiel (24.6.2023) – Mit einem gemeinsamen Antrag wollen die Gruppe Grüne/GfW und die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Wilhelmshaven auf Nachbesserungsbedarf im öffentlichen Personennahverkehr zwischen Wilhelmshaven und dem Wangerland aufmerksam machen. Mängel gebe es insbesondere bei den Linien 121 und 216, die von der Weser-Ems-Bus bedient werden. Genutzt werden die Linien unter anderem von Schülern aus Hooksiel und dem übrigen Wangerland, die die Integrierte Gesamtschule (IGS) in Wilhelmshaven besuchen. 

Nach den Vorstellungen der Antragstellern muss der überregionale ÖPNV zwischen Wilhelmshaven und Friesland dauerhaft ausgebaut werden. Auf den Linien 121 und 216 sei der Nutzungsgrad durch den Schülerverkehr besonders hoch. Notwendig wären Zusatzbusse, wie sie bereits im Winterhalbjahr während der Corona-Pandemie eingesetzt wurden. 

Aktuell müssten an der IGS häufig Schülerinnen und Schüler einer Stunde Wartezeit in Kauf nehmen, da die Busse überfüllt seien. Zudem müssten die Abfahrtszeiten an den Schulen harmonisiert werden. Die Antragsteller verweisen darauf, dass etwa die Abfahrtszeiten an der IGS so liegen, dass Schüler bei Schulschluss die Busse nicht mehr erreichen können. Auch dadurch entstünden Wartezeiten von bis zu einer Stunde. Schulschluss nach der sieben Stunde etwa sei um 13.58 Uhr. Die Abfahrt des Busses: ebenfalls 13.48 Uhr. Schulschluss nach der achten Stunde: 14.48 Uhr. Abfahrt des Busses: 14.48 Uhr. 

Der Antrag wird am kommenden Mittwoch, 28. Juni, in die Beratung der Ratsgremien eingebracht. 

LNG-Pipeline darf bis 2043 Erdgas zu Speichern in Etzel leiten

Wilhelmshaven/Leipzig/Hooksiel (23. 6. 2023) – Die LNG-Anbindungsleitung von Wilhelmshaven zum Kavernenfeld in Etzel darf nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes (BVerwG) in Leipzig bis Ende 2043 zum Transport von Erdgas genutzt werden. Eine Regelung im Planfeststellungsbeschluss des Landesamt für Bergbau, wonach schon zu einem früheren Zeitpunkt ausschließlich so genannter grüner Wasserstoff durchgeleitet werden dürfte, wäre unzulässig gewesen, da der Gesetzgeber keine entsprechenden Vorgaben gemacht hat.

DUH scheitert vor Bundes-Verwaltungsgericht

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte gefordert, die Nutzung der Leitung mit fossilem Gas auf zehn Jahre zu beschränken und ab dem 1. Januar 2033 ausschließlich für grünen Wasserstoff und dessen Derivate rechtlich zuzulassen. Hilfsweise hatte die DUH zudem gefordert, dass der vom niedersächsischen Landesamt für Bergbau und Energie unbefristet genehmigte Betrieb der Leitung mit fossilem Erdgas immerhin auf einen bestimmten Zeitpunkt befristet wird.

Das Bundesverwaltungsgericht hat lediglich eine Befristung bis 2043 eingeräumt. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner sieht darin eine „klare Ansage: Fossile Infrastruktur kann nicht unbefristet betrieben werden. Wir wünschen uns nun von den politischen Verantwortlichen die Klarheit, dass Energie- und Klimakrise nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden.“

Die DUH hatte im September 2022 Klage beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig gegen die unbefristete Genehmigung der 26 Kilometer langen LNG-Anbindungsleitung WAL I eingereicht, in die Erdgas vom LNG-Terminal vor den Toren Hooksiel eingespeist wird. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation forderte eine zeitliche Befristung für die Wilhelmshavener LNG-Leitung, damit die CO2-Minderungsziele des Bundes überhaupt erreichbar bleiben. „Ohne eine Begrenzung würde der Betrieb dieser einen Leitung in zehn Jahren allein 15 Prozent des CO2-Budgets aufbrauchen, das Deutschland für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze verbleibt“, so die DUH.

Planfeststellungs-Behörde ist ans Gesetz gebunden

Nach Ansicht des BVerwG war das Landesbergamt nicht berechtig, die Einschränkung der Nutzung der Pipeline zu verfügen. Die Planfeststellungsbehörde habe sich an die zwingenden Vorgaben des Gesetzes zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNG-Beschleunigungsgesetz – LNGG) zu halten. Das Gesetz war in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verabschiedet worden. Es soll den schnellstmöglichen Aufbau einer von russischen Erdgaslieferungen unabhängigen nationalen Gasversorgung durch zügige Einbindung verflüssigten Erdgases in das bestehende Fernleitungsnetz ermöglichen. 

Langfristiger Betrieb nur mit Wasserstoff

Hierzu enthält das Gesetz Vorschriften zur beschleunigten Zulassung der Errichtung und Inbetriebnahme von LNG-Terminals sowie LNG-Anbindungsleitungen und sieht unter anderem vor, dass der Betrieb der Terminals mit verflüssigtem Erdgas spätestens am 31. Dezember 2043 einzustellen ist. Ein späterer Weiterbetrieb ist nur noch mit klimaneutralem Wasserstoff und Derivaten hiervon zulässig, wofür bis zum 1. Januar 2035 ein Genehmigungsantrag gestellt sein muss. 

Mit diesen Regelungen, so das Gericht, will der Gesetzgeber absichern, dass Terminals und Anbindungsleitungen „wasserstoff-ready“ geplant werden, um in Einklang mit den Klimaschutzzielen eine möglichst frühzeitige Umstellung auf Wasserstoff zu ermöglichen. Zugleich soll damit für Planungssicherheit bei den Anlagenbetreibern gesorgt werden, indem es ihnen ermöglicht wird, die Befristung des fossilen Betriebs bereits im Vorhinein kalkulatorisch zu berücksichtigen .

Mehrere Tonnen Kupfer gestohlen

Wilhelmshaven/Hooksiel (10. 5. 2023) – Ein kurioser Massendiebstahl auf dem Voslapper Groden. Die Polizei bittet um die Unterstützung durch mögliche Zeugen. Unbekannte haben in der Zeit zwischen Sonnabend, 6. Mai, 12 Uhr, und Dienstag, 9. Mai, 14 Uhr von einem Grundstück in der Raffineriestraße in Wilhelmshaven eine größere Menge Kupferkabel entwendet. Die Polizei geht von einer sechsstelligen Schadenssumme aus.

Die Täter trennten auf dem Gelände der ehemaligen Raffiniere (heute HES) im Stadtnorden vor den Toren von Hooksiel knapp einen Kilometer Kupferkabel aus einer Trasse und entwendeten diese. Das Gesamtgewicht des erbeuteten Materials beläuft sich auf mehrere Tonnen.

Mögliche Zeugen, die Hinweise auf den Verbleib oder den Tathergang machen können, werden gebeten, sich mit der Polizei in Wilhelmshaven unter 04421/942-0 in Verbindung zu setzen.

Abwasser wird regelmäßig beprobt: Ministerium weist Brom-Verdacht zurück

Über die FSRU „Höegh Esperanza“ wird am Voslapper Groden Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland importiert. Damit soll russisches Pipelinegas ersetzt werden. Foto: hol

Hooksiel (4. 5. 2023) – Das schwimmende LNG-Terminal „Höegh Esperanza“ arbeitet nach Auskunft des niedersächsischen Umweltministeriums am Voslapper Groden noch immer im so genannten „Closed-Loop“. Das heißt: Für die Erwärmung des minus 162 Grad kalten Flüssigerdgases wird noch kein Seewasser genutzt. Und das heißt auch: Das genehmigte Volumen von chlorierten Abwässern in die Jade wird aktuell bei weitem nicht ausgeschöpft.

Umweltschützer warnen seit der Inbetriebnahme des Terminals im Dezember 2022 davor, dass durch große Mengen von Chloridverbindungen im Abwasser des Schiffes Flora und Fauna im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, gegebenenfalls sogar Menschen am Hooksieler Badestrand, geschädigt werden könnten. Chlor wird an Bord der „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU) vor allem dazu benötigt, das Rohrleitungssystem an Bord für die Durchleitung von Seewasser vor Muschel- und Seepockenbefall zu schützen.

Behördliche Kontrollen einmal monatlich

Wie ein Sprecher des Umweltministerium in Hannover auf Anfrage von „Hooksiel-Life“ beteuert, werden die übrigen Abwässer der „Höegh Esperanza“ seit Beginn des Betriebes der FSRU regelmäßig beprobt. Grundlage dafür sei die wasserrechtliche Erlaubnis, die der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am 16. Dezember 2022 erteilt hat. Danach werden die Einleitungen des Schiffes einmal im Monat behördlich kontrolliert. 

Zudem seien die Betreiber der FSRU im Rahmen der Eigenüberwachung dazu verpflichtet, täglich Wasserproben an den jeweils aktiven Seewasser-Auslässen zu ziehen und zu untersuchen. „Darüber hinaus finden monatliche Messungen im Nahbereich sowie im Umfeld der FSRU im Rahmen eines Beweissicherungs-Monitorings statt“, teilt das Ministerium mit. Es könne also gar keine Rede davon sein, dass die Abwasser-Einleitungen nur von der Besatzung der „Höegh Esperanza“ selbst kontrolliert würden. 

Das NLWKN als zuständige Überwachungsbehörde werde zeitnah über die Ergebnisse aller Messungen informiert. Die Betreiber seien dazu verpflichtet, die Behörde „unverzüglich“ zu benachrichtigen, wenn die festgelegten Grenzwerte nicht eingehalten werden können. Das sei bisher aber noch nicht vorgekommen. „Die Messergebnisse lagen bislang deutlich unterhalb der in den wasserrechtlichen Einleitungserlaubnis festgelegten Grenzwerte“, heißt es aus dem Ministerium.

Keine Bromverbindungen nachgewiesen

Eine Information des Naturschutzbundes Nabu, Kreisgruppe Wilhelmshaven, wonach im Nahbereich der „Höegh Esperanza“ Proben mit hochgiftigen Bromverbindungen nachgewiesen worden sein sollen, dementiert das Ministerium gegenüber „Hooksiel-Life“. „Bislang lagen alle Messwerte der im Beweissicherungs-Monitoring untersuchten Bromverbindungen unterhalb der analytischen Nachweisgrenze.“ Das bedeute: „Es konnten keine schädlichen Bromverbindungen nachgewiesen werden.“

Den Betreibern sei ohnehin in der Einleitererlaubnis ins Stammbuch geschrieben worden, den Biozideinsatz im Betrieb der FSRU zu minimieren. Bis Ende August soll dafür ein entsprechendes Konzept vorliegen. Als alternative Antifoulingverfahren würden unter anderem ein Ultraschallverfahren sowie eine mögliche Stroßchlorierung untersucht.

Fische sollen vor Ansaugstutzen vergrämt werden

Erkenntnisse dazu, wie viele Fisch und andere Meeresbewohner durch das Ansaugen von Seewasser an der FSRU zu Schaden kommen, hat das Umweltministerium nicht. Für die Entnahme von Seewasser aus der Jade als Prozesswasser bedürfe es keiner Erlaubnis. Im Rahmen seiner immissionsschutzrechtlichen Genehmigung habe das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt (GAA) Oldenburg, die Betreiber allerdings verpflichtet, die technischen Möglichkeiten zur Vergrämung der Fische vor den Ansaugstutzen zu prüfen. Ein entsprechender Bericht soll bis Ende Juni vorliegen.