Gut gelaunt am Startpunkt: Die Besenwerfer von Hooksiel. Foto: hol
Hooksiel (4. 3. 2025) – Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Boßelkugel und einem aus Reisig gebunden Besen? Ganz einfach: Die Kugel rollt, der Besen fliegt. Zumindest in der Karnevalszeit in Hooksiel.
An die 30 Männer und Frauen beteiligten sich am Rosenmontag an dem vom örtlichen Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe organisierten Besenwerfen. Eine Traditionsveranstaltung, bei der der Spaß m Vordergrund steht. Aber es gibt auch einen gesunden sportlichen Ehrgeiz. An der Event-Halle von Frank Langenhorst teilten Lars Reiners und Patrick Obst die Teilnehmer in zwei Mannschaften auf. Durch einen ersten Schluck angewärmt, ging es auf den Rundkurs durch Hooksiel. Wurf für Wurf, von Stärkungs-Station zu Stärkungs-Station …
Die Wettkampf-Regeln entsprechen weitgehend denen beim Boßeln. Die Mannschaft, die einen Werfer des anderen Teams überholen kann, bekommt einen Punkt. Aber nicht nur die Wurfkraft ist entscheidend. Vor allem an den Stärkungspunkten ist auch Technik gefragt, erläutert Reiners. „Da muss der Besen auf einem Zielpunkt, etwa einem Stuhl, abgelegt werden. Wer das als erstes schafft, bekommt zwei Punkte.“
Am Ende des sportlichen Teils essen die Besenwerfer gemeinsam und lassen den Tag in einer kleinen Kneipenrunde ausklingen. Wer gewonnen hat? Alle. Vor allem die Geselligkeit und die Stärkung des Zusammenhalts.
Zunächst noch ganz mutig näherten sich einzelne Schulkinder den „schwarzen Männern“. Doch nach der Musik markierten die Fastnachtsläufer alle Kindern, die sie schnappen konnten, mit schwarze Strichen. Zu dem Team gehörten Annalena Fuchs, Lara Sturm, Maiko Knodel, Jana Martens, Tomek Ahrens, Bennet Strübbe, Connor Sander, Jan-Niklas Ulfers, Lasse Kuck, Jada Radulescu, Laura Wöbker, Finja Janssen, Nico Müller, Julian Dreßel und Meyra Schriever. Foto: hol
Hooksiel (3. 3. 2025) – Da soll noch mal jemand sagen, Wangerländer können keinen Karneval feiern. Auch wenn viele Rheinländer gerade hier an der Küste Schutz vor den Eskapaden der fünften Jahreszeit in ihrer Heimar suchen. Auch im Wangerland gibt es viele Mitmenschen , die gerade in der Schlussphase der närrischen Zeit ihrer guten Laune freien Lauf lassen.
Zum Beispiel beim Handwerkerball am Samstag in der Hooksieler Eventhalle im Gewerbegebiet. Schon seit Wochen war die Veranstaltung ausverkauft. Nahezu alle Besucher hatten sich mit viel Einfallsreichtum verkleidet. Die Stimmung war herausragend., getanzt wurde bis in die Morgenstunden. Fasching wie man ihn liebt.
Kinder und Erwachsene hatten bei den Karnevalveranstaltungen in Hooksiel viel Spaß. Fotos: hol
Oder beim Frauenkarneval in Horumersiel. Hier feierten am Samstag nachmittag zahlreiche Frauengruppen aus der ganzen Region Karneval – aber vor allem auch ihre eigene Kreativität. Was da an einfallsreichen Kostümen vorgestellt wurde, hätte auch in jeder Karnevalshochburg in der Republik viel Applaus bekommen.
Ähnlich beim Kinderkarneval, der am Sonntag in den Hooksieler Skiterrassen und im Kursaal in Horumersiel gefeiert wurde. Samba-Musiker aus Wilhelmshaven („Sambarracuda“) trommelten Eltern und Kinder an der Wasserskianlage in die richtige Stimmung. Die Kleinen präsentierten stolz ihr Kostüme, um sich dann in das Hüpfburg oder im Kletterpark zu vergnügen.
Dazu die regionalen Besonderheiten. Die Hooksieler Fastnachtsläufer feierten beim Handwerkerball ihre Generalprobe. Am heutigen Montag zogen sie dann verkleidet und singend, musikalisch begleitet von Harmonika und Teufelsgeige, erst durch die Dörfer um Hooksiel herum und dann durch den Ort selbst. Die „Schwarzen Männer“ fingen die Kinder in Kindergarten und Grundschule, zogen durch die Wohngebiete und besuchten Wohneinrichtungen. Für den Abend war ein Umzug durch die Kneipen im Ort geplant.
Bei ihrter Kneipentour treffen die jungen Leute wahrscheinlich auf die Besenwerfer, noch so eine Handwerkstradition, die unter anderem in Horumersiel und Hooksiel gepflegt wird. Dabei ist jeder Wurf ein Erlebnis. Erst durch den Ort, dann in die Gaststätten. Gute Stimmung garantiert. Karneval im Wangerland.
Kinderkarneval in den Hooksieler Skiterrassen: Die Mitarbeiterinnen Janna (rechts) und Jona betreuten Kinder und Erwachsene. Foto: hol
Die Grundschule hatte sich gut auf den Besuch von Teufel, Schornsteinfeger, Hauptmänner, Eierfrauen und Kassierer vorbereitet. Ein Großteil der Kinder war kostümiert, das Lehrerkollegium komplett: Hier Feen, Polizisten, Kröten, Ritter und Wichtel, dort Funkenmariechen, Nonne, Pirat und Karatekämpfer. Allen gemeinsam: ausgelassene Stimmen. Auch wenn hier und dort auch Sorge mitschwang. „Bekommt man die schwarzen Striche aus dem Gesicht auch wieder ab?“
Tolle Stimmung beim Handwerkerball in der Eventhalle im Gewerbegebiet. Foto: Knodel
Spielen zur Einstimmung zusammen Fastnachtslieder: Sascha Keemann, dessen Vater die Tradition in Hooksiel über Jahrzehnte hoch gehalten hat, und Meyra Schriever. Foto: hol
Hooksiel (26. 2. 2025) – Aus dem Awo-Heim erklingt Musik. Seit Wochen schon. Akkordeon- und Harmonika-Klänge sind deutlich zu hören, dazu ein Geklingel und Gestampfe. Teufelsgeigen. Die Vorzeichen sind unüberhörbar. Rosenmontag naht – und die Hooksieler Fastnachtsläufer bereiten sich auf ihren Auftritt vor.
Das Fastnachtslaufen ist in Hooksiel auf dem besten Weg, wieder zu einer festen Tradition zu werden. Im vergangenen Jahr schon waren drei Gruppen junger Leute – Schüler, Auszubildende, Handwerker – verkleidet als Teufel, Schornsteinfeger, Hauptmänner, Eierfrauen und Kassierer durch den Ort gezogen, hatten an Haustüren Ständchen gebracht und als „schwarze Männer“ Kinder angemalt. Aus der Aktion bildete sich die Gruppe „Weil wir Hooksieler sind“, die sich seither in Hooksiel engagiert.
Umzug durch den Ort
Inzwischen ist die Gruppe um ihre Sprecher Julian Dreßel,Nico Müller, Finja Janssen, Jan-Niklas Ulfers und Meyra Schriever weiter gewachsen. An diesem Rosenmontag werden sich früh morgens vier Gruppen mit je vier bis fünf Leuten im Walter-Spitta-Haus treffen und von hieraus musizierend durch die benachbarten Dörfer wie Bohnenburg, Wüppels, Haddien, Crildumersiel und Kaisershof und durch die Wohnviertel von Hooksiel ziehen. Natürlich bekommen auch die Grundschule und der Kindergarten sowie das Senioren-Wohnstift und das WiKi-Wohnheim Besuch. Zum Abschluss, so die Planung, soll es wieder einen Bummel durch die Gastronomie im Ort geben, möglicherweise zusammen mit den „Besenwerfern“, die ebenfalls auf Tour sein werden.
„Das ist wirklich schön, dass die jungen Leute die alte Tradition wieder pflegen“, sagt Helga Keemann. „Dass treibt einem die Tränen in die Augen, wenn man das so sieht.“ Für Helga Keemann ist das Fastnachtslaufen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Ihr 2020 verstorbener Mann, der Maurermeister Gerhard Keemann, hat über Jahrzehnte Auszubildenden die alten Handwerker-Bräuche nahe gebracht. Dabei wurde die gesamte Familie, zu der mit Natascha, Sonja, Nicole, Sascha und Tamara fünf Kinder gehörten, mit einbezogen. „Bei uns zu Hause war Musik immer ein Thema.“
Helga Keemann (3. von links) fühlt sich sichtlich Wohl im Kreise der jungen Leute, die am Rosenmontag als Fastnachtstläufer durch Hooksiel ziehen werden. Foto: hol
Helga Keemann hat zum Übungsabend der Fastnachtsläufer einen dicken Ordner mit Zeitungsartikeln mitgebracht. In etlichen Berichten wurde seit Anfang der 1980er Jahre über den Karnevalsbrauch in Hooksiel berichtet. „Da geht einem das Herz auf“, sagt die Hooksielerin, die sich sehnlichst wünscht, dass die Handwerkstraditionen auch in Generationen noch gepflegt werden. Auch deshalb hat sie der Gruppe eine Familien-Harmonika geschenkt.
Unterstützung von allen Seiten
Darüber erfahren die Fastnachtsläufer aus dem ganzen Ort viel Unterstützung, sagt Julian Dreßel. Der Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe (HHG) habe vier Tröten gespendet, der Seebadeverein drei, der Verein Kunst- und Erlebnispfad vier Kostüme finanziert. Hinzu kommen ein Frühstück der Bäckerei Ulfers-Eden, ein Mittagessen von der Dorfgemeinschaft sowie – so die Hoffnung – kleine Belohnungen an den Haustüren und Freigetränke von der Gastronomie.
„Wir haben bis Montag ein volles Programm“, sagt Dreßel. Ihre Generalprobe feiern die Fastnachtsläufer am Samstag auf dem Handwerkerball. Für Sonntag sind sie zum Kinderkarneval in die Skiterrassen an der Wasserskianlage eingeladen. Und dann geht es am frühen Rosenmontag los: „FiFa Fastnacht. Angefangen! Ist es erlaubt, ein Lied zu singen? Wir sind Hooksieler, das weiß ein jedes Kind! Wir reißen Bäume aus, wo gar keine sind …“