Wasser der Nordsee immer wärmer

Hamburg/Hooksiel (15. 1. 2023) – Im Jahr 2023 war die Nordsee erneut fast so warm wie in 2022. „Die Temperaturen stiegen nur in 2014 noch deutlich höher – und das seit dem Beginn unserer Datenreihe in 1969“, betont Helge Heegewaldt, Präsident des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Im September war die Nordsee so warm wie nie zuvor. Auch Januar und Februar sowie Juni und Juli fielen sehr warm aus.

Die Temperaturen lagen in der Nordsee mit 11,1 Grad etwa 0,6 Grad über dem langjährigen Mittel. Das BSH beobachtete die größten Abweichungen in der südlichen Nordsee – vom Ärmelkanal bis vor die dänische Westküste. Im Jahr 2023 waren fast alle Monate wärmer als das langjährige Mittel, das sich auf den Zeitraum von 1991 bis 2020 bezieht. Insgesamt zeigen die Daten, dass sich die Nordsee im Durchschnitt um 0,27 Grad pro Jahrzehnt erwärmt.

Nordsee-Statistik BSH
 So haben sich die Jahresmitteltemperaturen in der Nordsee seit 1969 (oben) und in der Ostsee seit 1990 (unten) entwickelt. Jahre in Blau waren kühler und Jahre in Rot waren wärmer als das (gestrichelte) Langzeitmittel der Referenzperiode von 1991 bis 2020. Quelle: BSH

In der Ostsee betrug die Temperatur im vergangenen Jahr etwa 9,2 Grad – mehr als 0,7 Grad über dem langjährigen Mittel. So handelt es sich um das siebtwärmste Jahr seit dem Beginn der Datenreihe in 1990. Der September war mit mehr als zwei Grad über dem langjährigen Mittel außergewöhnlich warm. 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen Satellitendaten, die sie mit Messungen von Stationen und Schiffen kombinieren. So analysieren sie wöchentlich die Temperaturen an der Oberfläche von Nordsee und Ostsee. Das ist die Grundlage für monatliche, saisonale und jährliche Langzeitvergleiche.


Schutzgemeinschaft kämpft seit 50 Jahren für die Nordsee

Hooksiel/Friesland (27.1.2023) – Die Industrialisierung der Nordsee schreite mit einer Ausbeutung der Bodenschätze, einer Zunahme der Verkehrslast und einer industriellen Erschließung der Küstenräume unaufhaltsam voran. Diese Aussage, die auch auf die heutige Situation zutrifft, ist bereits 50 Jahre alt und stammt vom ersten, vor 50 Jahren in Cuxhaven gewählten Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), dem damaligen Norder Landrat Georg Peters. „Über 50 Jahre gibt es die SDN mittlerweile,” resümiert der aktuelle SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner (Varel). „Aber die Bedrohung der Nordsee durch eine weiter zunehmende Industrialisierung nebst deren Auswirkungen hat sich – trotz aller einzelnen Erfolge – nicht vermindert.”

Wattenmeer vor Hooksiel
Die Nordsee mit ihren Watten ist ein einmalig schöner Lebensraum. Die SDN setzt sich seit 50 Jahren für den Schutzes des Meeres ein. Foto: Bildwerfer-Fotografie

„Was hinein kommt, das bleibt auch drin,” hatte Peters gegenüber den 38 Erst-Mitgliedern des Vereins auf der konstituierenden Mitgliederversammlung Mitte Januar 1973 unmissverständlich festgestellt. Dabei trügen nicht Schiffshavarien die Hauptlast der Nordsee-Verschmutzung, sondern viel mehr zahllose und permanente Einleitungen von Abfallstoffen, verschmutztes Flusswasser und das regelmäßige Verklappen. Peters forderte damals für die SDN: „Industrieansiedlung ja, aber nur unter Auflagen, die eine Verminderung der Umweltqualität an der Küste und im Wattenmeer garantiert verhindern beziehungsweise ausschließen.” 

„Diese Worte, vor 50 Jahren gesprochen, sind noch heute gültig,“ so Wagner. Die Probleme für die Meeresumwelt, die Nordsee-Bewohner sowie Meeresanrainer hätten sich weiter verschärft. Schon deshalb sei es nötig, die Öffentlichkeit weiter „permanent, objektiv und intensiv über Probleme und Folgen einer weiter gehenden Verunreinigung der Nordsee“ (Peters) zu informieren. 

Aber das Jubiläum des Vereins, dem rund 200 Gemeinden, Städte und Landkreise, darunter der Landkreis Friesland, sowie Naturschutzvereine, Initiativen und Einzelpersonen angehören, sei auch ein Grund zum Feiern. Vorsitzender Wagner, Bürgermeister der Stadt Varel:. „Am 19. und 20. Mai 2023 wird die Schutzgemeinschaft ihr langes Bestehen im Nationalparkhaus Varel-Dangast mit einer kleinen öffentlichen Feier begehen und einen Blick in ihre aktive Zukunft werfen.“