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Gerd Abeldt Hooksiel-life

Beitrage veröffentlicht von “Gerd Abeldt”

Gründer und Redaktionsleiter von „Hooksiel-Life“

Landkreis: Keine zentrale Unterkunft für Flüchtlinge im Wangerland geplant

Wangerland (5.2.2023) – Will der Landkreis Friesland in Hohenkirchen eine zentrale Flüchtlingsunterkunft einrichten? Die Gerüchteküche brodelt seit Wochen. Jetzt das eindeutige Dementi aus dem Kreishaus in Jever gegenüber „Hooksiel-life“: „Nein, der Landkreis plant keine Unterbringung von geflüchteten Personen im ,Dorf Wangerland‘ und lehnt dies auch ab, da die Infrastruktur in Hohenkirchen für die Unterbringung einer Vielzahl an Personen nicht gegeben ist.“

Landkreis-Pressesprecherin Nicola Karmires verweist auf einen entsprechenden Beschluss des Kreistages im Dezember. Bei solchen Entscheidungen würden stets auch die betroffenen Städte beziehungsweise Gemeinden beteiligt. „Somit gibt es seitens Landkreis auch keine Gespräche mit dem ,Dorf Wangerland’“, so Karmires.

Bestätigt wird die Darstellung des Landkreises von Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak. „Das Thema ist bei Landkreis und Gemeinde auf Eis gelegt. Vorerst ist das nicht geplant.“ Zu Beginn des Ukraine-Kriege vor einem Jahr waren einige wenige Flüchtlinge in dem Hotel untergekommen, bis sie in eigenen Wohnungen umziehen konnten. 

Befeuert wurde die Gerüchteküche aktuell offenbar durch Informationen, die aus einer gemeinsamen, nicht-öffentlichen Sitzung von Kreisausschuss des Landkreises und Verwaltungsausschuss der Gemeinde im November durchgesickert sein dürften. Bis dahin waren dem Landkreis rund 1600 Flüchtlinge, überwiegend Ukrainer, zugewiesen worden. Bis Ende März 2023, so die aktuelle Quote, müssten in Friesland bis zu 933 weitere Personen untergebracht werden. Aus Sicht von November hätten dafür die vorhandenen Unterkünfte nicht ausgereicht. 

Vor diesem Hintergrund war das Angebot diskutiert worden, die Hotelanlage „Dorf Wangerland“ komplett anzumieten. Dort wäre Platz für maximal 600 Flüchtlinge. Schon damals gab es die Sorge, dass eine solche hohe Zahl den Ort Hohenkirchen mit weniger als 2000 Einwohnern überfordern könnte.

Offenbar hat sich die Lage inzwischen etwas entspannt. Vor wenigen Tagen wurde in Jever ein Containerdorf für Flüchtlinge mit 150 Plätzen in Betrieb genommen, in das inzwischen 40 Personen untergebracht wurden, die bislang in einer Sporthalle in Varel einquartiert waren. Mit den aktuell zur Verfügung stehenden Plätzen in bestehenden Gemeinschafts-Unterkünften (darunter auch noch Sporthallen) werde man die ankommenden Menschen voraussichtlich auch unterbringen können, hofft man beim Landkreis. Priorität habe aber weiterhin der private Wohnungsmarkt. „Eine zusätzliche, zentrale Unterkunft ist nicht erforderlich.“

Wasserstoff-Import aus Norwegen über Wilhelmshaven?

Wilhelmshaven/Etzel (4. 2. 2023) – Der Öl- und Gaskonzern Equinor (Stavanger) plant zusammen mit dem deutschen Energiekonzern RWE (Essen) den Bau von Offshore-Windparks für die Wasserstoffproduktion in Norwegen. Der Wasserstoff soll dann über einen Pipeline durch die Nordsee nach Deutschland exportiert werden, kündigte Equinor-Chef Andres Opedal in einem Interview mit dem „Spiegel“ an. 

Möglicher Endpunkt der Pipeline: Wilhelmshaven. Darauf jedenfalls hofft Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). „Wir wollen und brauchen eine Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab und wir werden für das Gelingen der Energiewende auf den Import auch von Wasserstoff angewiesen sein. Norwegen ist hier ganz sicher einer der spannendsten Partner“, stellte Lies anlässlich eines Besuchs des norwegischen Botschafters Torgeier Larsen in der Region fest.

Die Kavernenanlagen in Etzel könnten zum Umschlagplatz für in Norwegen produzierten und per Pipeline nach Wilhelmshaven transportierten Wasserstoff werden. Aktuell wird das Projekt in einer Machbarkeitsstudie untersucht. Foto: Storage Etzel

Larsen hatte sich vergangene Woche auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller das LNG-Terminal in Wilhelmshaven und das Kavernenfeld in Etzel (Friedeburg) angesehen, in dem künftig neben Öl und Gas auch Wasserstoff eingelagert werden soll. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass Wilhelmshaven mit Etzel ein sehr interessanter Standort für die Anlandung einer Pipeline aus Norwegen ist. Die Voraussetzungen sind ideal und wir haben gezeigt, was wir planerisch und genehmigungstechnisch können“, so Lies. „Wenn es um die Frage geht, wo es Sinn macht, eine solche Pipeline anzulanden, bin ich mir sicher, dass wir hier ein sehr gutes Blatt auf der Hand haben.“ Im Mai sollen die Gespräche über eine mögliche Wasserstoff-Partnerschaft fortgesetzt werden. Dann in Norwegen.

Norwegen ist derzeit mit einem Anteil von etwa 40 Prozent der größte Erdgaslieferant Deutschlands. Die endgültige Abkehr von fossilen Energieträgern wird nach Überzeugung von Opedal noch eine Weile dauern: „Öl und Gas werden noch Jahrzehnte unentbehrlich sein“, sagte er gegenüber dem „Spiegel“. Dennoch arbeite auch Equinor mit Hochdruck daran, seinen Anteil von Erneuerbaren am Energie-Mix zu erhöhen. Ein Baustein dabei sei der Bau von Windparks auf hoher See im Verbund mit RWE, die Strom für die Elektrolyse liefern sollen und damit dazu beitragen, dass der in Norwegen produzierte „blaue“ Wasserstoff mehr und mehr durch „grünen“ Wasserstoff ersetzt wird. Das klimaschädliche CO2, das bei der H2-Herstellung auf der Basis von fossilen Brennstoffen entsteht, werde im übrigen aufgefangen und in Lagerstätte unter der Nordsee verpresst. 

Die geplante Pipeline nach Deutschland soll nach den Worten von Opedal vier Millionen Tonnen Wasserstoff im Jahr transportieren können. Das würde nach Berechnungen der Norweger ausreichen, um etwa 50 Prozent der europäischen Stahlindustrie zu dekarbonisieren.

Unklar ist, inwieweit das Projekt der Norweger zu Wertschöpfung im Raum Wilhelmshaven führen würde. Die Befürchtung eines mit der Entwicklung des „Energy Hub“ befassten Insiders: „Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist eine Pipeline, über die Wasserstoff durch Wilhelmshaven hindurch direkt zu den großen Industrie-Abnehmern geleitet wird.“ Die Hoffnungen für eine wirtschaftliche Belebung Wilhelmshavens ruhen darauf, dass sich im Zuge der Energiewende an der Jade Industrie ansiedelt, die hier Wasserstoff produziert und damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung für die Region schafft.

Energieversorger EWE senkt Preise für Strom und Gas zum 1. April

Oldenburg/Hooksiel (3. 3. 2023) – Der Oldenburger Energiedienstleister senkt zum 1. April seine Preise für Gas und Strom in der Grundversorgung um 15 und 16 Prozent. Davon profitieren nach Unternehmensangaben 350 000 Strom- und 170 000 Gaskunden, darunter auch Bürger der Gemeinde Wangerland. 

Der Arbeitspreis je Kilowattstunde Strom sinkt von derzeit brutto 49,97 Cent auf 40,96 Cent ( -16%) . Der jährliche Grundpreis von brutto 199,55 Euro bleibe unverändert. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2800 Kilowattstunden sinke die monatliche Stromrechnung um 21 Euro. 

Der Gaspreis sinkt in der Grundversorgung pro Kilowattstunde von brutto 17,47 Cent auf 14,71 Cent (-15%). Auch hier bleibt der jährliche Grundpreis (182,28 Euro). Die Entlastung für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20000 Kilowattstunden beziffert die EWE mit 46 Euro im Monat. 

„Wir sind froh, dass nach dem massiven Anstieg der Großhandelspreise im vergangenen Jahr aus der aktuellen Marktentwicklung sinkende Beschaffungskosten resultieren und wir in Verbindung mit unserer Beschaffungsstrategie jetzt für unsere Kunden die Preise senken können“, erklärt der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler. Als Grund für die Entwicklung nennt er beim Gas den bislang milden Winter sowie das in diesem Winter reduzierte Risiko einer drohenden Gasmangellage – nicht zuletzt aufgrund immer noch hoher Speicherfüllstände.

Beim Strom, so Dohler, seien die Stromgestehungskosten gesunken, weil zum einen durch den sinkenden Gaspreis auch die Herstellung von Strom aus Gas günstiger werde. Zum anderen werde zunehmend weniger Strom exportiert, da gerade Frankreich perspektivisch wieder stärker eigene Kernkraftwerke zur Stromerzeugung nutze.

Die staatlich beschlossene „Preisbremse“, Oliver Bolay, Geschäftsführer der EWE Vertreib GmbH, werde EWE ab dem 1. März bei den betreffenden Kunden in den Abschlagszahlungen berücksichtigen. Für rund 50 Prozent der EWE-Kunden komme die Preisbremse aber nicht zum Tragen, da ihre Preise unter dem Niveau liegen, ab dem die Preisbremse greife.

Bolay weist auch darauf hin, dass die Preisbremsen nur für 80 Prozent des Verbrauchs zur Anwendung kommen und – als Anreiz zum Energiesparen – für die restlichen 20 Prozent der vertraglich vereinbarte Preis gelte. Die Kunden sollen ab Mitte Februar schriftlich über die Anwendung der Preisbremse informiert werden. Zusätzliche Informationen bietet das Unternehmen im Internet.

Trotz der aktuellen Stabilisierung der Energiemärkte sei die Energiekrise noch nicht vorüber, warnt Dohler. Energiesparen bleibe das Gebot der Stunde. „Jede Kilowattstunde, die wir jetzt einsparen, hilft uns dabei, vor dem nächsten Winter die Speicher wieder zu füllen. Dass der dann ebenfalls mild verläuft, kann eine trügerische Hoffnung sein.“ 

Als Beitrag zur Versorgungssicherheit wertet der EWE-Chef insbesondere den Bau einer circa 70 Kilometer langen LNG-Pipeline, über die das Unternehmen Gas aus dem Raum Wilhelmshaven weiter zu den nordwestdeutschen Gasspeicherstandorten leiten will – unter anderem zu den EWE-Speichern in Nüttermoor und Jemgum sowie zu den Ferngasleitungen. „Perspektivisch soll grüner Wasserstoff durch diese Leitung strömen“, versichert Dohler. 

Abgeordnete auf politischer Stippvisite bei den Hooksieler Landfrauen

Anita Eden bedankte sich bei der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (links) für deren Besuch bei der Teerunde der Hooksieler Landfrauen in der Gaststätte "Zum Schwarten Bären".             Foto: hol
Anita Eden bedankte sich bei der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen (links) für deren Besuch bei der Teerunde der Hooksieler Landfrauen in der Gaststätte „Zum Schwarten Bären“. Foto: hol

Hooksiel (3. 2. 2023) – Für schulpflichtige Kinder ist es besser, wenn die Mutter tagsüber zu Hause ist. Als Ansprechpartnerin bei Sorgen und Nöten, aber auch als Küchenchefin, die für das Mittagessen der Familie sorgt. Anita Eden, seit 30 Jahren Vorsitzende des Landfrauenvereins Hooksiel, machte gegenüber der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen keinen Hehl aus ihren familienpolitischen Vorstellungen.

Immerhin hatte die Wangerländer CDU-Politikerin zugesagt, sich um die Stammwählerschaft der Christdemokraten kümmern zu wollen, von denen in den vergangenen Jahren viele von der CDU enttäuscht wurden und einige gar zur AfD abgewandert seien. Die Partei müsse zu ihren Werten stehen, um als Stimme des ländlichen Raumes, der Landwirtschaft und des Eigentums Vertrauen zurückgewinnen zu können.

Dass die Aufgaben einer aufstrebenden Politikerin mit der tradierten Mutterrolle kaum vereinbar sind, nahm die Damenrunde der 37-jährige Mutter von drei Kindern nicht übel. Katharina Jensen, seit Oktober 2022 Landtagsabgeordnete und seit wenigen Tagen Mitglied im Vorstand der Niedersachsen-CDU, war am Donnerstag zu Gast bei der Teerunde des Landfrauenvereins, der seit über 70 Jahren besteht. Natürlich habe der Einzug in den Landtag ihr Leben und das ihrer Familien von Grund auf verändert, gestand die Politikerin ein. 

Dienstags und mittwochs sei sie meist in Hannover, berate im Agrarausschuss, im Unterausschuss für Verbraucherschutz sowie im Ausschuss für Häfen und Schifffahrt landespolitische Themen. Hinzu kommen drei Tage Plenarsitzung im Monat. Die übrige Zeit betreue sie ihren Wahlkreis.

Sie bemühe sich, so oft es geht zu Hause zu übernachten. Auch der Kinder wegen. Aber sie habe ihren Sohn und die beiden Töchter gebeten, bei weniger wichtigen Fragen doch zunächst ihren Mann, einen Landwirt, anzurufen. Der stehe voll hinter ihr und ihrem politischen Engagement, das 2016 mit einem Anruf bei der Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbandes Wangerland und einer Beschwerde begonnen habe: „Ich bin völlig unzufrieden mit der CDU …“ Der Konter von Parteichefin Alice Brandenburg-Bienek: „Dann mach doch einfach mit – und mach es besser.“

Gesagt, getan. Die studierte Agrarwissenschaftlerin stellte sich 2021 erstmals bei der Kommunalwahl den Wählern und wurde mit Mandaten im Gemeinderat und im Kreistag belohnt. Ihr Ziel sei aber schon damals der Landtag gewesen, in den sie über einen guten Platz auf der Landesliste ihrer Partei einzog. „Überall, wo ich vertreten bin, sind wir in der Opposition“, bedauert Katharina Jensen. „Da arbeitet man ganz, ganz viel für den Papierkorb.“

Doch das soll sich ändern. Die politische Arbeit mache ihr viel Spaß. Es gehe ihr um die Sorgen der Menschen und der Kommunen: um die Bürgermeister, die nicht wissen, wie sie den bis 2026 vorgeschriebenen Ausbau ihrer Schulen zu Ganztagsschulen finanzieren sollen, um Landwirte, die ihre Existenz durch die Pläne zur Vernässung der Moorlandschaften in Gefahr sehen und um Eltern, die sich angesichts von Lehrermangel oder den den Wegfall von Förderschulen um die Bildung ihrer Kinder sorgen. Der „ländliche Wegebau“ sie ihr wichtig. „Aber es ist sehr schwer, die Bedeutung des Themas für viele Landwirte in einer Großstadt wie Hannover zu vermitteln“, gesteht Katharina Jensen. 

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit sei die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven. Vieles komme dort gut voran. Aber dem Land Niedersachsen fehlt es ihrer Ansicht nach an einer echten Hafenstrategie. Die Standortvorteile des Hafens Wilhelmshavens müssten stärker hervorgehoben werden. „Und es muss Wertschöpfung her!“

Locker meisterte die Abgeordnete die Fragerunde. Die Nervosität während der ersten Rede vor dem Landtagsplenum? Längst vergessen. Ja, trotz des LNG-Terminals in Wilhelmshaven werden weiterhin Touristen nach Hooksiel kommen. Zumal wenn des Problem mit den Biozid-Einleitungen des LNG-Schiffes „Höegh Esperanza“ gelöst werden kann. Und nein, bei der Mode gebe es keine Vorgaben für Landtagsabgeordnete. Zumindest nicht für Frauen. „Für die Männer in der CDU-Fraktion gilt für Plenarsitzungen Fliege oder Krawatte. Und ich finde das gut so“, sagte Katharina Jensen. „Das ist eine Frage der Wertschätzung gegenüber dem hohen Haus.“

Um künftig noch besser nachhaken zu können, wollen die Hooksieler Landfrauen im kommenden Jahr nach Hannover reisen. Die politische Karriere von Katharina Jensen habe ja gerade erst begonnen, stellte Anita Eden fest. „Und wenn sie mal ganz oben ist auf der Karriereleiter, dann können wir sagen: Sie war auch mal zu Gast bei uns.“

LNG: Wegbereiter für Energiewende oder Kniefall vor Erdgas-Lobby?

Hooksiel/Wilhelmshaven/Stade (2. 2. 2023) – Der Streit um den Bau weiterer LNG-Terminals an den deutschen Küsten spitzt sich zu. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft dem Bund und den Küstenländern vor, bewusst Überkapazitäten für den Import von Flüssigerdgas sowie – darauf basierend – ein überdimensioniertes Gasleitungsnetz aufzubauen. Dadurch werde die Erdgas-Lobby gestärkt und der Verbrauch klimaschädlicher fossiler Brennstoffe länger als nötig festgeschrieben.

„Wir brauchen die geplanten LNG-Terminals, um uns weiter unabhängig von russischen Gas zu machen“, hält Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, dagegen. Deshalb unterstütze die Agentur den Ausbau der Terminals mit allen Kräften. Im Kern geht der Streit also darum, ob LNG tatsächlich nur als Not-Lösung eingesetzt oder ob es dauerhaft als Ersatz für das Pipeline-Gas genutzt werden soll. Besonders kritisch sehen Klimaschützer dabei die Pläne, an Land – wie auch in Wilhelmshaven geplant – feste LNG-Terminals zu bauen und damit eine Infrastruktur zu schaffen, die über Jahrzehnte Bestand haben wird. 

Am 20. Januar in Stade: Stade, (von links) Wirtschaftsminister Olaf Lies, der Geschäftsführer von Niedersachsen Ports Holger Banik und Umweltminister Christian Meyer geben das Startsignal für den Bau eines weiteren LNG-Terminals im Land. Foto: Andreas Burmann

Das erste LNG-Terminal speist bekanntlich seit dem 17. Dezember 2022 in Wilhelmshaven Gas ins Netz ein. Inzwischen haben auch in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) LNG-Termnal mit schwimmenden Regasfizierungsschiffen, so genannte Floating Storage an Regasification Units (FSRU), ihren Betreib aufgenommen. In Stade wurde vor wenigen Tagen der erste Rammschlag für einen weiteren Flüssigerdgas-Anleger gesetzt. Invest: 300 Millionen Euro. Er soll in einem Jahr betriebsbereit sein. Eine fünfte FRSU ist für Wilhelmshaven geplant. 

Die DUH befürchtet LNG-Terminal-Kapazitäten im Volumen von 182 Gigawatt. Damit könnte weit mehr Gas importiert werden als durch den russischen Exportstopp im September 2022 weggefallen sind. Dieses Volumen lasse außen vor, dass der Gasbedarf durch Energieeffizienz-Maßnahmen und den Ausbau von regenerativen Energien verringert werden könnte. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die LNG-Kapazitäten müssen sich am realen Bedarf und den Klimazielen orientieren.“

Genau das, so beteuert die Bundesnetzagentur, passiere aber auch. Aufgrund des sehr milden Winters sei derzeit zwar keine Gasmangellage in Sicht und die Gasspeicher seien gut gefüllt (Stand 31. Januar: 79,26 %). Aber: „Wir werden im Sommer die Speicher für den Winter 2023/2024 wieder auffüllen müssen“, betont Klaus Müller. „Das wird ohne Flüssiggas und zusätzliche Importe nicht gelingen. Und wenn es im Winter sehr kalt ist, werden die Terminals auch ausgelastet sein.“ Dabei müsse sich das Land auch darauf vorbereiten, dass ein Terminal oder eine Pipeline ausfallen. Deutschland habe zudem eine Gas-Transitfunktion für Nachbar-Länder, die über keine Küsten verfügen.

Deutschland hat 2022 nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 1450 Terawattstunden (TWh) Gas importiert. Davon seien aber 501 TWh (2021: 749 TWh) wieder exportiert worden. Der verringerte Export habe dazu geführt, dass im vergangenen Jahr auch nach dem Ausfall des Lieferungen aus Russland in Deutschland mehr Erdgas vorhanden war als im Vorjahr – nämlich ein Volumen von 948 TWh. Das Einsparvolumen beim Verbrauch von Erdgas in Deutschland lag bei rund 125 TWh und damit bei rund 20 Prozent der ausgefallenen Nord-Stream-Kapazität. 

„Die LNG-Terminals dienen primär der Versorgungssicherheit“, beteuert die Bundesnetzagentur. „Durch sie wird es ermöglicht, dem Risiko einer Gasmangellage entgegenzutreten.“ Die DUH warnt hingegen vor einer überhasteten Planung. Der Verband fordert die Politik zu einer Denkpause auf, um Planung und Bau von LNG-Terminals mit den zu erwartenden Gasverbräuchen abzugleichen. Bislang sei unter anderem falsch eingeschätzt worden, wie viel LNG über bereits bestehende Terminals in Nachbarländern importiert werden könnte. Vor allem warnt die DUH davor, neue Gaspipelines ebenfalls nach den (abgespeckten) Beteiligungs-Regeln des LNG-Beschleunigungsgesetzes („Deutschland-Geschwindigkeit“) zu ermöglichen. 

Die Klimaschützer verweisen zudem auf neue Studien, die ergeben hätten, dass die Klimabelastungen durch die Förderung von Erdgas – auch für die LNG-Produktion – in vielen Förderländern deutlich höher seien als bislang angenommen. In Fracking-Feldern in den USA würden teils Methan-Verluste von über zehn Prozent auftreten. Methan gilt als 83 Mal klimaschädlicher als CO2. Im Vergleich: Bei Pipelinegas aus Norwegen etwa geht man von Methan-Emissionen von 0,02 Prozent aus, bei Förderungen in Nigeria oder Algerien von über 6 Prozent. 

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) halten der DUH-Kritik entgegen, dass der Bau neuer Importterminals neben kurzfristiger Energiesicherheit mittelfristig den Weg für den Import von grünen, klimaneutralen Gasen ebne, da die LNG-Infrastruktur dafür genutzt werden könne. Meyer in Stade: „Je schneller wir den Turbo bei den Erneuerbaren Energien starten und den Import grüner Gase ermöglichen, desto eher erreichen wir die Klimaziele und schaffen eine saubere und unabhängige Energieversorgung.“

Lies warnte am Rande der Veranstaltung davor, sich darauf zu verlassen, dass auch der nächste Winter einen milden Verlauf nehme. Das wäre „eine fahrlässige Wette gegen unseren Industriestandort“. Mit zusätzlichen Importkapazitäten für LNG werde auch die Voraussetzung für den Import grüner Gase geschaffen. „So kann diese Infrastruktur zum Sprungbrett für die Energiewende werden.“

Heimaufsicht überprüft mögliche Betreiber vom „Wohnstift Hooksiel“

Hooksiel (1.2.2023) – Mitarbeiter und Bewohner der Seniorenresidenz Hooksiel brauchen sich offenbar keine Sorgen darüber machen, dass die Wohn- und Pflegeeinrichtung im Zuge der Insolvenz der Betreibergesellschaft Convivo Life GmbH (Bremen) in unseriöse Hände fällt. „Betreiberinnen und Betreiber müssen grundsätzlich diverse Voraussetzungen zum Beispiel personeller und räumlicher Natur erfüllen, um ein Heim betreiben zu dürfen“, teilt die Heimaufsicht des Landkreises Friesland auf Anfrage von „Hooksiel-life“ mit.

Wie berichtet will die Convivo Life GmbH den Betrieb des Hauses am Freesenpad bereits zum 28. Februar an die „Wohnstift Hooksiel Betriebsgesellschaft mbH“ übergeben. Das geht aus einem Schreiben an die Angehörigen der Bewohner hervor. Bei der Wohnstift Hooksiel GmbH handelt es sich offenbar um eine Neugründung. Die Namen der Gesellschafter sind öffentlich nicht bekannt.

Convico life Hooksiel
Wird aus der „Seniorenresidenz“ bald das „Wohnstift Hooksiel“? Foto: hol

Convivo Life sowie auch die vorläufigen Insolvenzverwalter halten sich aktuell mit Auskünften sehr zurück. Nicht einmal Angaben zur Zahl der Mitarbeiter und Bewohner in einzelnen von der Insolvenz betroffenen rund 100 Häuser werden preisgegeben. Nach Medienberichten sollen aber in der Seniorenresidenz Hooksiel noch 43 Mitarbeiter beschäftigt sein. Von den 95 Plätzen in dem Haus seien derzeit lediglich 30 Prozent belegt. Die zu niedrigen Belegungszahlen in der gesamten Gruppe hatte Convivo als einen der Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage genannt. 

Grund, an der fachlichen Kompetenz der künftigen Betreiber zu zweifeln, gibt es aus Sicht des Landkreises Friesland offenbar nicht. Die Heimaufsicht stehe in Kontakt zu den Beteiligten in Hooksiel und arbeite mit daran, die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner sicher zu stellen. Die Namen, die hinter der Wohnstift Hooksiel GmbH stecken, nennt der Landkreis nicht. Ein Betreiberwechsel sei der Heimaufsicht mitzuteilen. Dazu müsse ein so genannter „Strukturerhebungsbogen“ ausgefüllt werden, in dem die künftigen Betreiber unter anderem ihre Qualifikation, ihr Konzept samt Wirtschaftlichkeit und ihr Personalausstattung darzulegen haben.

Die Heimaufsicht prüft dann, ob die Anforderungen an den Betrieb eines Heimes erfüllt sind und fertige dazu eine Stellungsnahme an, die samt der Informationen und Nachweise der potenziellen Betreiber an die zuständige Pflegekasse weitergeleitet werden. „Diese schließt dann den Versorgungsvertrag mit der Betreiberin oder dem Betreiber ab, wenn sie oder er die notwendigen Voraussetzungen erfüllt“, heißt es von Seiten der Heimaufsicht.

Derzeit ist der Pflegebetrieb in der Seniorenresidenz durch das Insolvenzrecht gesichert. Noch bis März erhalten die Mitarbeiter danach ihre Gehälter.

Scharfe Kritik am Land: Feuerwehren werden nicht ernst genommen

Hooksiel (29.1.2023) – Es gibt in Niedersachsen viel zu wenige Lehrgangsplätze für Führungskräfte der freiwilligen Feuerwehren. Unterstützt von Kreisbrandmeister Gerhard Zunken warf Hooksiels Ortsbrandmeister Jörg Nöchel dem Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) auf der Hauptversammlung der Wehr vor, die Wehren nicht ernst zu nehmen. Ohne gut ausgebildete Führungskräfte werde es auf Dauer keine schlagkräftigen freiwilligen Feuerwehren im Land mehr geben.

Brand Wangerland
Lediglich zu sechs Bränden musste die Hooksieler Feuerwehr 2022 ausrückend. Foto: Feuerwehr

Nöchel unterlegte seine Vorwürfe mit einem Vergleich zwischen den Ländern Niedersachsen und Hessen. In Niedersachsen würden für die rund 132 000 Feuerwehrleute 6100 Lehrgangsstunden in den Landesfeuerwehrschulen angeboten, in Hessen für 72 000 Feuerwehrleute rund 10 000 Stunden. Auch die finanzielle Unterstützung, etwa bei der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, sei in Hessen ungleich höher.

Die Unterversorgung mit Lehrgängen sei „katastrophal“, sagte Zunken und auch nicht nachvollziehbar. Das NLBK habe durchaus Kapazitäten. So würden private Werksfeuerwehren gegen hohe Gebühren und Feuerwehrleute aus Bremen in Niedersachsen ausgebildet. Offenbar gehe es dem Land darum, so Zunken, immer mehr Lehrgänge auf die Landkreise zu übertragen. Die Zuständigkeiten seien aber im Brandschutzgesetz klar geregelt. Mehr Lehrgänge an der Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) in Jever etwa seien für die dort ehrenamtlich Tätigen nicht zu stemmen.

Wangerlands Gemeindebrandmeister Eike Eilers forderte mit Blick auf die Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) an der Wangerländer Gemeindegrenze und die weitere Entwicklung Wilhelmshavens zur Energiedrehscheibe die zügige Ausbildung der friesländischen Feuerwehrleute für mögliche Gefahrenlagen. „Im Ernstfall müssen wir die Wilhelmshavener Kameraden unterstützen können.“ 

Nöchel hatte zuvor ein eher ruhiges Feuerwehrjahr Revue passieren lassen. So rückte die Wehr zu lediglich 40 Einsätzen aus. Darunter zu sechs Bränden, zwei Verkehrsunfällen und 30 technischen Hilfeleistungen. Nicht bei allen Hilfeleistungen wäre die Wehr wirklich erforderlich gewesen. Nöchel. „Da läuft Wasser von einem Grundstück. Hört sich spannend an. Aber letztlich war nur ein Gartenschlauch vom Hahn abgesprungen.“

Der Großteil der Hooksieler Einsätze ereigne sich in der Urlaubszeit im Sommer und an den Wochenenden, so Nöchel. Angesichts der immer geringeren Verfügbarkeit von berufstätigen Feuerwehrleuten über Tag habe es sich bewährt, dass im Wangerland stets zwei bis drei der sieben Wehren alarmiert würden. Günter Schmöckel, Sprecher der Altersabteilung der Hooksieler Wehr, regte an, dass mehr Bedienstete aus der Gemeindeverwaltung für den Dienst in den Wehren gewonnen werden, um die Präsenz im Einsatzfall zu erhöhen. 

Im laufenden Jahr steht die Hooksieler Feuerwehr vor einer Reihe von erfreulichen Ereignissen. Die Wehr selbst wird 100 Jahre, die1973 gegründete Jugendfeuerwehr 50 Jahre alt. Beide Jubiläen wolle man möglichst im neuen Feuerwehrgerätehaus feiern, das derzeit am Hohe Weg gebaut wird, sagte Nöchel. „Das setzt aber voraus, dass der Neubau rechtzeitig fertig wird.“ 

Hooksieler Wehr befördert „Durchstarter des Jahres“ zum Feuerwehrmann

Feuerwehr Ehrungen
Ehrungen und Beförderungen bei der Frewilligen Feuerwehr Hooksiel: (von links) stellv. Gemeindebrandmeister Florian Harms, Kreisbrandmeister Gerhard Zunken, Ortsbrandmeister Jörg Nöchel, Werner Tammen (25 Jahre), Oberlöschmeister Thomas Große (30 Jahre), Gemeindebrandmeister Eike Eilers, Hans-Georg Göken (50 Jahre), Feuerwehrmann Björn Mühlena, Stellv. Gemeindebrandmeister Patrick Obst und die stellv. Bürgermeisterin Marianne Kaiser-Fuchs. Foto: hol

Hooksiel (29.1.2023) – Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Wangerland, Björn Mühlena, ist befördert worden. Auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hooksiel ernannte Ortsbrandmeister Jörg Nöchel den 54-jährigen Quereinsteiger zum Feuerwehrmann. 

Der gelernte Polizist und Verwaltungsfachmann war erst nach dem Ende seiner Wahlperiode als Bürgermeister im vergangenen Jahr bei den Floriansjüngern eingestiegen. Der neuen, ehrenamtlichen Aufgabe widmet er sich seither mit großem Elan. Mit Blick auf die Lehrgänge in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Jever sagte Kreisbrandmeister Gerhard Zunker am Freitag Abend: „Björn Mühlena ist für mich der Durchstarter des Jahres.“ 

In der Wehr in Hooksiel kam Mühlena, der aktuell auch noch das Amt des Kassenwartes übernahm, in 2022 auf 338 Dienststunden. Damit, so Nöchel, habe er hinter Jugendwart Carsten Behnk (412) und dem im Rahmen der Hauptversammlung zum Oberlöschmeister beförderten Thomas Große (385) Platz drei im internen Präsenz-Wettbewerb belegt. 

Zusammen mit der stellvertretenden Bürgermeisterin der Gemeinde Wangerland, Marianne Kaiser-Fuchs, Kreisbrandmeister Gerhard Zunken und Gemeindebrandmeister Eike Eilers ehrte Nöchel drei seiner Kameraden für langjährige Feuerwehr-Zugehörigkeit. Seit 50 Jahren dabei ist Hans-Georg Göken, der seit 19 Jahren der Altersabteilung der Wehr angehört. Für 30 Jahre wurde Thomas Große, für 25 Jahre Werner Tammen ausgezeichnet.

Die 29 Frauen und Männer der Wehr waren in 2022 insgesamt 5752 Stunden in Einsätzen, Ausbildung, Gerätewartung und so weiter engagiert. Mit ihrem Dank verband Marianne Kaiser-Fuchs die Frage, wie man es hinbekomme, so viel Zeit für ein Ehrenamt zu investieren. Die Antwort lieferte Gemeindebrandmeister Eike Eilers: „Wenn es Spaß macht, dann kommen die Leute gerne.“

Aus insolventer Seniorenresidenz soll ein „Wohnstift Hooksiel“ werden

Hooksiel (28.1.2023) – Die insolvente Betreibergesellschaft Convivo Life GmbH will ihr Konvolut an Senioreneinrichtungen offenbar doch schneller umstrukturieren als zunächst erwartet. So soll die „Seniorenresidenz Hooksiel“ bereits zum 28. Februar in eine neue Betreibergesellschaft überführt werden. Convivo und die vorläufigen Insolvenzverwalter hatten sich bislang zu Plänen für einzelne der insgesamt rund 100 Convivo-Einrichtungen in Deutschland bedeckt gehalten und lediglich darauf verwiesen, dass nach Insolvenzrecht die Gehälter der Mitarbeiter und damit auch die Betreuung der Bewohner bis März besichert seien.

In einem Schreiben an die Angehörigen der Bewohner der Seniorenresidenz Hooksie, das „Hooksiel-Life“ vorliegt, hat Convivo Life jetzt angekündigt, dass die Einrichtung bereits zum 1. März unter dem Namen „Wohnstift Hooksiel“ betreiben werden soll. Das Haus mit seinen 95 Plätzen solle an die „Wohnstift Hooksiel Betriebgesellschaft mbH“ übergeben werden. 

Geplant sei, dass die Übergabe zum 28. Februar in einem so genannten „Asset Deal“ erfolgt. Dabei werde nicht die bisherige Betriebsgesellschaft selbst übernommen sondern nur einzelne Vermögensgegenstände der Bremer Convivo Life GmbH übertragen. Die Angehörigen der Bewohner der Seniorenresidenz werden in dem Anschreiben um die Zustimmung dafür gebeten, dass sämtliche Bewohnerverträge an die neuen Träger und Betreiber übergehen.

Angaben dazu, wer hinter der Wohnstift Hooksiel Betriebsgesellschaft mbH steckt und welche Pläne die neuen Betreiber für das Hooksieler Haus haben, enthält das Schreiben nicht. Unklar ist weiterhin auch, wie viele Plätze in der Seniorenresident aktuell belegt sind und ob auch alle Mitarbeiter der Einrichtung übernommen werden sollen.

Schutzgemeinschaft kämpft seit 50 Jahren für die Nordsee

Hooksiel/Friesland (27.1.2023) – Die Industrialisierung der Nordsee schreite mit einer Ausbeutung der Bodenschätze, einer Zunahme der Verkehrslast und einer industriellen Erschließung der Küstenräume unaufhaltsam voran. Diese Aussage, die auch auf die heutige Situation zutrifft, ist bereits 50 Jahre alt und stammt vom ersten, vor 50 Jahren in Cuxhaven gewählten Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), dem damaligen Norder Landrat Georg Peters. „Über 50 Jahre gibt es die SDN mittlerweile,” resümiert der aktuelle SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner (Varel). „Aber die Bedrohung der Nordsee durch eine weiter zunehmende Industrialisierung nebst deren Auswirkungen hat sich – trotz aller einzelnen Erfolge – nicht vermindert.”

Wattenmeer vor Hooksiel
Die Nordsee mit ihren Watten ist ein einmalig schöner Lebensraum. Die SDN setzt sich seit 50 Jahren für den Schutzes des Meeres ein. Foto: Bildwerfer-Fotografie

„Was hinein kommt, das bleibt auch drin,” hatte Peters gegenüber den 38 Erst-Mitgliedern des Vereins auf der konstituierenden Mitgliederversammlung Mitte Januar 1973 unmissverständlich festgestellt. Dabei trügen nicht Schiffshavarien die Hauptlast der Nordsee-Verschmutzung, sondern viel mehr zahllose und permanente Einleitungen von Abfallstoffen, verschmutztes Flusswasser und das regelmäßige Verklappen. Peters forderte damals für die SDN: „Industrieansiedlung ja, aber nur unter Auflagen, die eine Verminderung der Umweltqualität an der Küste und im Wattenmeer garantiert verhindern beziehungsweise ausschließen.” 

„Diese Worte, vor 50 Jahren gesprochen, sind noch heute gültig,“ so Wagner. Die Probleme für die Meeresumwelt, die Nordsee-Bewohner sowie Meeresanrainer hätten sich weiter verschärft. Schon deshalb sei es nötig, die Öffentlichkeit weiter „permanent, objektiv und intensiv über Probleme und Folgen einer weiter gehenden Verunreinigung der Nordsee“ (Peters) zu informieren. 

Aber das Jubiläum des Vereins, dem rund 200 Gemeinden, Städte und Landkreise, darunter der Landkreis Friesland, sowie Naturschutzvereine, Initiativen und Einzelpersonen angehören, sei auch ein Grund zum Feiern. Vorsitzender Wagner, Bürgermeister der Stadt Varel:. „Am 19. und 20. Mai 2023 wird die Schutzgemeinschaft ihr langes Bestehen im Nationalparkhaus Varel-Dangast mit einer kleinen öffentlichen Feier begehen und einen Blick in ihre aktive Zukunft werfen.“