Ein unscheinbarer Automat zählt am Pakenser Altendeich die Zahl der Fahrzeuge. Foto: hol
Hooksiel (25. 4. 2023) – Die Straßenverkehrsbehörde beim Landkreis Friesland zählt aktuell die Fahrzeuge, die den Pakenser Altendeich befahren. Die dabei gewonnenen Daten sollen Grundlage für die Diskussion darüber werden, ob die Höchstgeschwindigkeit auf der Gemeindestraße vom Verkehrskreisel (Höhe Tankstelle) bis zum Ortskern auf 30 km/h begrenzt werden kann und soll.
Der Anwohner Werner Doyen hatte einen entsprechenden Antrag bei der Gemeinde Wangerland und dem Landkreis Friesland gestellt. Die Gemeinde hatte Zustimmung signalisiert. Zuständig ist aber die Verkehrsbehörde beim Kreis, die wiederum an Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung (StVO), eine Bundesverordnung, gebunden ist.
Anlass für den Tempo-30-Antrag ist das hohe Verkehrsaufkommen auf dem Pakenser Altendeich während der Urlaubszeit. Eine Tempo-Reduzierung würde nach die Verkehrssicherheit erhöhen sowie den Verkehrslärm und den Schadstoffausstoß der Autos verringern. Zudem könnte die Straße künftig von Radfahrern mitgenutzt werden, die aktuell auf einen viel zu schmalen Radweg verwiesen werden.
Bundesweit fordern Hunderte Kommunen, dass der Bund ihnen die Befugnis überträgt, innerörtliche Tempo-30-Zonen nach eigenem Ermessen anordnen zu können. Die StVO lässt das nur sehr eingeschränkt zu
Gerda Mulder, geborene Brand, feierte jetzt an ihrem Geburtsort Hooksiel ihren 80. Geburtstag. Das rechte Bild entstand bei der Hochzeit mit dem niederländischen Fischer Gerrit Mulder.
Hooksiel (25. 4. 2023) – Für Gerda Mulder war es eine Begegnung mit ihrer Vergangenheit. Die Seniorin, die seit etlichen Jahrzehnten in den Niederlanden lebt, feierte jetzt ihren 80. Geburtstag in Hooksiel. Mit 14 Familienangehörigen besuchte sie für zwei Tage ihren Geburtsort Hooksiel.
Als Überraschung für die Jubilarin hatte ihr Sohn Gerard einen kleinen Vortrag über den Ort und seine Geschichte durch den Hooksieler Matthias Suckert organisiert. Anhand historischer Fotos und Episoden aus der Ortsgeschichte wurden bei der Jubilarin Erinnerungen an ihre Jugendtage geweckt.
Gerda Mulder wurde am 1943 als Gerda Brand in Hooksiel geboren. Ihre Eltern waren Martha und Gerd Brand, die in der Lange Straße 46 wohnten. Gerda hatte drei Brüder – Karl-Herrmann, Manfred und Hans, der deutlich älter war als seine Geschwister. Die Brüder arbeiteten alle in der Garage von Hans Mewes ins Schmidtshörn. Die Großeltern Marie und Heinrich Oetken waren Inhaber der Stellmacherei am Alten Hafen.
Gerda Brand ging in Hooksiel zur Schule. Im Anschluss arbeitete sie 1957/1958 in der Bäckerei Ulfers am Hooksieler Hafen.
In der Mitte: Gerda Brand als kleines Mädchen mit ihren Eltern und zwei ihrer Brüd Fotos: privat
Der Niederländer Gerrit Mulder, Jahrgang 1937, war Muschelfischer bei der Firma Gerjets. Er lag 1958/59 mit seinem Boot im Hafen von Hooksiel. Eigner des Fischerbootes war der Niederländer Lichtendahl. „Die Fischer kehrten regelmäßig beim Cafe am Hafen ein“, schildert der Sohn von Gerda Mulder, Gerard Mulder. Er spricht wie auch die anderen Familienangehörigen sehr gut Deutsch. Sein Eltern Gerda und Gerrit lernten sich 1958 am Hafen auf der Straße vor dem Cafe kennen. Die Begegnung war der Beginn einer Liebe. Das Paar zog in die Niederlande und heiratete dort.
In der Bäckerei Ulfers am Alten Hafen hat Gerda Brand als Mädchen gearbeitet. Foto: Suckert
Die Rückkehr nach Hooksiel sei als Geschenk an seine Mutter und bei der ganzen Familie sehr gut angekommen, schildert Gerard Mulder: „Wir haben es genossen.“
Bei der Feier der Familie Mulder aus den Niederlanden stellte Matthias Suckert im „Packhaus“ anhand von Fotos das alte Hooksiel vor. Foto: privat
Gelöste Stimmung und Vorfreude auf die Saison bei den Hooksieler Tennisspielern. Foto: hol
Hooksiel (24. 4. 2023) – Das Wetter in Hooksiel ist viel besser als Wetter-Apps es Technik-Gläubigen weiß machen wollen. Entgegen aller Prognosen strahlte am Sonntag den ganzen Tag über die Sonne vom Himmel. Lediglich am Abend, als die Hooksieler Tennisspieler sich längst gut geschützt um den Grill versammelt hatten, fiel ein wenig Regen.
Das traditionelle „Antennis“ in Hooksiel war eine rundum gelungene Veranstaltung. An die 20 Aktive trafen sich auf der in den vergangenen Woche für die Saison präparierten Anlage, testeten Spielbelag, Schlägerbespannung und die eigne Kondition. Über vier Stunden lang wurden Doppel in stets wechselnden Zusammensetzungen gespielt. So wurde die Veranstaltung ein ebenso sportlicher wie geselliger Auftakt in die Spielzeit.
iIn der vergangenen Woche hat bei der Tennisabteilung des FC Nordsee Hooksiel das Freiluft-Training in verschiedensten Gruppen begonnen. Die Punktspielsaison für eine Herren Ü 50-, eine Damen- sowie eine Junioren-B-Mannschaft startet am 6./7. Mai.
Der Hooksieler Maibaum ist geschmückt. Am Sonntag wird er am Alten Hafen aufgestellt. Foto: Doyen
Hooksiel (24. 4. 2023) – Der Mai kann kommen. Zumindest in Hooksiel. Im Rahmen des Strandaufbaus legten am Wochenende Helfer aus den Reihen des FC Nordsee Hooksiel letzte Hand an den Maibaum, der am Sonntag, 30. April, von der Dorfgemeinschaft am Alten Hafen aufgestellt werden soll.
Bereits in den vergangenen Wochen wurde eine stattliche Fichte soweit bearbeitet, dass sie den Mai-Schmuck tragen kann. Dafür wurde under anderem der Baumstamm geschält sowie das Grün für den Kranz selbst gebunden und durch Blumen verschönert.
Der Baum soll am Sonntag mit einem kleinen Umzug vom ZOB durch den Ort zum Alten Hafen getragen werden. Start ist um 17 Uhr. Später werden sich die Teilnehmer eines Hexenumzugs zu der Maibaum-Runde hinzugesellen. Den Umzug zur Walpurgisnacht wird von Martina Minkner vom „Gruseleum“ (Lange Straße 65) organisiert. Start ist um 18.30 Uhr am Gruseleum. Martina Minkner würde sich freuen, wenn sich möglichst viele kostümierte Kinder und Erwachsene am Hexenumzug beteiligen würden.
Vielleicht, so die Hoffnung des Maibaum-Teams, helfen die Kräfte der Hexen ja auch, potenzielle Maibaum-Klauer zu vertreiben. Um etwaige Diebe ihr Vorhaben zu erschweren, wird der Baum die ganze Nacht hindurch bis in den Mai hinein bewacht werden.
Hooksiel/Wilhelmshaven/Friesland (24. 4. 2023) – Der Kreisausschuss des Landkreises Friesland und auch der Toursmus-Marketingverband Die Nordsee lehnen Pläne der EU-Kommission ab, die gravierende Einschränkungen für die Küstenfischerei bedeuten könnten. Insbesondere ein Verbot der grundberührenden Fischerei würden einem Berufsverbot gleichen, heißt es in einer Erklärung des Landkreises.
Der Resolution des Kreisausschusses geht an die Mitglieder des Europäischen Parlaments, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), die Bundesumweltministerin Steffi Lemke (SPD), den niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sowie seine Kabinettskollgen, Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) und Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und des Weiteren an alle Landtags- und Bundestagsabgeordnete, die für den Landkreis Friesland zuständig sind.
Maßnahmen kämen einem Berufsverbot gleich
Stoßrichtung ist es, das von der EU-Kommission geplante Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit des Fischerei- und Aquakultursektors abzuwehren. Es würde zu gravierenden Einschränkungen der Küstenfischerei führen. „Insbesondere die Forderung, schrittweise die grundberührende Fischerei zu untersagen würden den Fischern die wirtschaftliche Existenzgrundlage entziehen“, heißt es in der Resolution. „Sollte das Fangen mit Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten verboten werden, käme dies einem Berufsverbot gleich, denn Krabben und Muscheln leben nunmal am Meeresboden und lassen sich nur dort fangen.“
Die Küstenfischerei sei generationsübergreifend fester und unverzichtbarer Bestandteil der wirtschaftlichen, aber auch touristischen Infrastruktur im Landkreis Friesland. Und weiter: „Für alle Generationen war und ist es völlig normal und ein Heimatgefühl, dass hier vor der Haustür gefischt wird. Jahr für Jahr sind vor allem die Krabbenfischer Magnet der Touristen, aber auch der einheimischen Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Friesland. Nicht zu vernachlässigen sind daneben auch die vielen Arbeitsplätze in und für die Region.“
Einfluss auf den Meeresboden nur minimal
Auch der Landkreis Friesland stehe für eine nachhaltige Krabben- und Muschelfischerei. Es sei aber äußerst zweifelhaft, ob die geplanten Einschränkungen der Fischerei Erfolg hätten. Die Fischerei selbst habe bereits im eigenen Interesse hart daran gearbeitet, ihren Einfluss auf die Meeresumwelt größtmöglich zu minimieren. Schon heute würden die lediglich über den Meeresboden rollenden Grundschleppnetze nur kurzfristig Einfluss auf die Meeresbodenstruktur nehmen.
Auch die Hooksieler Krabbenfischer protestierten gegen die Überlegungen zum Verbot des Einsatzes von Grundschlepnetzen. Foto: hol
Der Landkreis fordert von der EU-Kommission, den eingeschlagenen Weg zu stoppen. „Die Kommission muss begreifen, dass die Küstenfischerei ein unverzichtbarer Bestandteil der Landeskultur in der Küstenregion ist.“ Die Küstenfischerei brauche in Deutschland und im Landkreis Friesland eine echte Perspektive statt ständiger Nackenschläge und Bedrohungen durch die EU.
Die Nordsee GmbH, die touristische Marketingorganisation für die nordwestdeutsche Küstenregion, begrüßt, dass die EU-Kommission offenbar nach Protesten bereits wieder zurückrudert. Wie der NDR berichtet, habe eine Sprecherin der EU-Kommission ein Verbot von Grundschleppnetzen dementiert. So sei auch kein Gesetzentwurf für das Europaparlament in Vorbereitung.
„Wir freuen uns, dass nun Bewegung ins Spiel gekommen ist. Ein Verbot der Grundschleppnetze würde das Bild unserer geliebten Nordseeküste verändern: Die romantischen Kutterhäfen würden veröden und wir verlieren mit dem Krabbenbrötchen eine geliebte nordische Lebensart“, sagt Sonja Janßen, Geschäftsführerin der Die Nordsee GmbH mit Sitz in Wilhelmshaven.
Solidaritäts-Shirt soll Fischern helfen
Um auf die bedrohende Situation der Fischerei aufmerksam zu machen und sich solidarisch zu zeigen, hat die Die Nordsee GmbH ein Soli-Shirt auf den Markt gebracht. Der Gewinn wird dem Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer e.V. in Hamburg zur Rettung des Krabbenbrötchens und der Krabbenfischerei zur Verfügung gestellt. Die Soli-Aktion ist zeitlich begrenzt und läuft noch bis zum 20. Mai.
Die Nordsee GmbH gibt es seit 1998. Der Zusammenschluss aus sieben Küstenorten, zwei maritimen Städten und einem Fährbetrieb hat es sich zur Aufgabe gemacht, die niedersächsische Nordsee als Reiseziel für sicheres Abenteuer innerhalb Deutschlands und Destination für verantwortungsvolle und gesundheitsbewusste Urlauber zu etablieren. Zu den Partner gehören unter anderem auch die Wangerland Touristik GmbH und die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH. Mit 16 Millionen Übernachtungen zählt die Urlaubsregion der niedersächsischen Nordsee zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands.
Beim „Strandaufbau“ in Hooksiel: Herbert Ulfers (links) und Ulrich Hellkuhl streichen die Sitzbänke am Alten Hafen. Foto: hol
Hooksiel (23. 4. 2023) – Das waren noch Zeiten: April 2008. Treffen am Gästehaus für den Strandaufbau in Hooksiel. Rund 500 Männer, Frauen und Kinder strömen zusammen, ausgestattet mit Hacken, Harken und Putzlappen. Szenenwechsel: Diesen Samstag. Gleicher Anlass, gleicher Ort. Gerade mal drei Dutzend Menschen finden sich zum Strandaufbau ein.
Dennoch: Erwin Abels, Vorsitzender des Seebadevereins Hooksiel, ist zufrieden. „Natürlich wäre es schön gewesen, wenn ein paar mehr Leute gekommen wären. Aber die, die da waren, haben ordentlich etwas geschafft.“
Der Schwund an freiwilligen Helfern im Vergleich zu 2008 ist für Abels leicht erklärbar. „Früher bekamen die Helfer als Belohnung freien Strandeintritt fürs ganze Jahr. Später gab es zumindest noch Freikarten für Hallenwellenbad oder die Sauna.“ Die Anreize waren so attraktiv, dass selbst aus Wilhelmshaven und dem ganzen Jeverland viele Menschen ihre Liebe zu Hooksiel entdeckten.
Kümmerten sich um die Beete im Park der Generationen: (von links) Frank Richert, Anke Müller, Sarah Schnabel und Nadine Peters.
Nachdem vornehmlich aus rechtlichen Gründen derartige Belohnungen nicht mehr zulässig waren, nahm die Teilnehmer-Zahl am „Strandaufbau“ deutlich ab. Und mit dem Strand hat der Arbeitsdienst für die Verschönerung des Ortes auch kaum noch etwas zu tun. Unkraut an Wegen und Mauern entfernen, Sitzbänke schleifen und Streichen, die Beete im Park der Generationen und rund ums Gästehaus auf Vordermann bringen, das Gelände am Sportplatz reinigen – das waren die Einsatzschwerpunkte der Arbeitstrupps am Sonnabend. Unterstützt wird der Seebadeverein dabei von der Wangerland Touristik GmbH, die zum Beispiel Arbeitsgerät bereit stellt und den Müll abtransportiert.
Zum Abschluss trafen sich die Aktiven an der Göpelscheune, wo sie mit einer Bratwurst vom Grill und Kaltgetränken belohnt wurden – überwiegend gespendet von Hooksieler Geschäftsleuten. Aber schon beim Arbeitsdienst selbst erfuhren die Putz- und Streichkolonnen viel Anerkennung. „Ach, dass ist ja nett, dass Sie hier ehrenamtlich die Bänke für uns streichen“, sagt eine Dame, die am Alten Hafen von Hooksiel die Sonne genießt. „Darf ich ihnen 10 Euro spenden?“
Sie darf. Der Seebadeverein freut sich. Für Erwin Abels ist es selbstverständlich, dass es auch 2024 noch einen Strandaufbau in Hooksiel geben wird – mit oder ohne Freikarten (vielleicht für freies Parken am Strand?). „Der Strandaufbau ist eine Traditionsveranstaltung. Sie tut dem Ort gut und der, der erst einmal dabei ist, hat Spaß und lern nette Leute kennen.“
Hooksiel/Horumersiel (21. 4. 2023) – Das Speicherunternehmen Storage Etzel lädt alle Interessierten im Raum Jever/Wittmund/Wangerland zum Bürgerdialog „Zukunftsprojekt Kavernenfeld Jever-Berdum“ ein. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 26. April, ab 19 Uhr, in Horumersiel im Kursaal im Haus des Gastes statt.
Einlass ist ab 18.30 Uhr. Vor Ort stehen nach einer einleitenden Projektvorstellung durch die Geschäftsführung der StoragEtzel GmbH auch Mitarbeiter an unterschiedlichen Themeninseln für Fragen zur Verfügung. Wie berichtet plant das Unternehmen auch im Gebiet der Gemeinde Wangerland, unterirdische Lagerstätten für Wasserstoff zu schaffen.
Fragen zum „Zukunftsprojekt Kavernenfeld Jever-Berdum“ können auch bereits im Vorfeld per E-Mail an infozentrum@storag–etzel.de oder per Kontaktformular auf www.storag–etzel.de gestellt werden.
Auch der Energiekonzern TES lädt die Bürger aus Hooksiel und Umgebung zu einer Informationsveranstaltung ein. Am Donnerstag, 27. April, wird das Unternehmen ab 19 Uhr im Gästehaus in Hooksiel sein Projekt „Green Energy Hub“ auf dem Voslapper Groden vorstellen. Dort soll unter anderem LNG und später Wasserstoff importiert und weiterverarbeitet werden.
Wegen der begrenzten Anzahl von Plätze ist eine Anmeldung erforderlich.
Im nächsten Jahr wird die Bäckerei Ulfers 150 Jahre alt. „Hooksiel-life“ sprach mit Geschäftsführer Thomas Ulfers über den Strukturwandel der Branche und die aktuelle Herausforderungen.
Hooksel-life: Herr Ulfers, in jedem Supermarkt gibt es heute große Backshops. Wozu braucht es noch Bäckereien?
Ulfers: Moment, Moment. Man kann die Backwaren in Verbrauchermärkten mit denen aus echten Bäckereien nicht vergleichen. Das eine ist Handwerk, das andere Industrieproduktion …
Hooksiel-life: Aber in der Produktion von Bäckereinen wird es ja auch längst nicht mehr alles mit der Hand gemacht.
Ulfers: Das ist richtig. Wir habe jede Menge Technik, die uns die Arbeit erleichtert. Aber das eigentliche Know-how liegt bei den Bäckern und Konditoren.
Hooksiel-life: Also ist Bäckerei heute nicht nur Backmischungen von der Industrie kaufen, Wasser dazu, backen und verkaufen?
Ulfers: Nein. Das war vielleicht mal in den 1980er/Anfang der 1990er Jahre so. Damals hat die Industrie versucht, dem Handwerk das Leben so leicht wie möglich zu machen. Sauerteig etwa wurde pulverisiert geliefert. Aber die Betriebe haben schnell gelernt, dass dann auch die Wertschöpfung und ein Stück der Qualität weg sind. Glücklicherweise haben damals die Meisterschulen massiv gegengesteuert. Die Meister mussten teilweise wieder lernen, was „richtig“ backen heißt. Heute haben die Bäckereien in aller Regel wieder ihre eigenen Sauerteige und arbeiten mit langen Teigführungen. Also viel Technik und ganz viel traditionelles Handwerk.
Ulfers: Ja, die Zahl der Betriebe ist erheblich geringer geworden. Nicht aber die Zahl der Verkaufsstellen. Aber was noch auffälliger ist: Das Sortiment in den Bäckereien hat sich vollständig verändert …
Hooksiel-life: Wie meinen Sie das?
Ulfers: Um 1900 herum hat eine Bäckerei zu 90 Prozent Brot gebacken. Es ging darum, Hungrige satt zu machen. Noch um 1970 bestand das Sortiment zu 40 Prozent aus Brötchen, 30 Prozent aus Brot und 20 Prozent aus Kuchen. Zehn Prozent des Umsatzes machen die Kaffeedepots aus, in denen – exklusiv – Kaffeebohnen von Tchibo oder von Eduscho verkauft wurden. Bei uns gab es Eduscho.
Hooksiel-life: Und heute?
Ulfers: Kaffeedepots gibt es nicht mehr. Tchibo und Eduscho werden in jedem Supermarkt verkauft. Die Bäckereien haben dafür attraktive Cafe-Bereiche und schenken selbst Kaffee und Kaffeespezialitäten aus. Frühstück und Snacks bringen bei uns heute rund 19 Prozent des Umsatzes. Wir verarbeiten allein rund vier Tonnen Kaffeebohnen im Jahr. Brötchen machen mit 30 Prozent immer noch den größten Teil des Umsatzes aus. Brot nur noch 12, Kuchen etwa 15 Prozent. Heißgetränke aber 15 Prozent. Hinzu kommt, dass sich die Vielfalt etwa bei Broten und Brötchen enorm erweitert hat. Früher kannte man in deutschen Bäckereien kein Baguette und kein Fladenbrot. Und auch nicht 15 verschiedene Brötchensorten, die zum Großteil auch direkt in den Filialen gebacken werden – und entsprechend frisch und knusprig sind.
Hooksiel-life: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das Bäcker-Handwerk?
Ulfers: Im Moment natürlich in der Kostenentwicklung. Energie und viele Zutaten sind deutlich teurer geworden und wir müssen diese Kosten weitergeben. Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung langsam beruhigt. Aber auch unsere Branche leidet enorm am Fachkräftemangel.
Hooksiel-life: Na ja, der Arbeitstag für eine Bäckerin oder einen Bäcker beginnt nachts um 1.30 Uhr. Das ist nicht jedermanns Sache …
Ulfers: Das stimmt. Aber das ist auch nur ein Teil der Wahrheit. Ein Großteil unserer Mitarbeiter ist ja tagsüber im Verkauf tätig. Auch in der Produktion erlaubt es uns die Technik, immer mehr Arbeitsprozesse von der Nacht in den Tag zu verlagern. Und zu backen ist einen unheimlich kreative und erfüllende Tätigkeit. Man produziert etwas, was wirklich benötig wird. Und wenn man viel Glück hat, dann schmeckt es auch noch.
Hooksiel (20. 4. 2023) – Das Bäckerhandwerk ist im Umbruch. Und das schon seit Jahren. Den Strukturwandel hautnah miterlebt hat der Hooksieler Bäckermeister Thomas Ulfers, Bäcker in fünfter Generation und als Geschäftsführer der Bäckerei Ulfers-Eden verantwortlich für 125 Beschäftigte.
Die Zahl der Bäckereien hat in den vergangenen Jahrzehnten rapide abgenommen. Dafür seien die einzelnen Einheiten größer geworden, berichtete Ulfers in einem Vortrag vor dem Männerkreis der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Wangerland, der von seinem Bruder Herbert geleitet wird. Aktuell hätten die Bäckerinnungen Oldenburger Münsterland und Oldenburger Land (einschließlich der ehemals eigenständigen Innungen Friesland und Wilhelmshaven) ihre Fusion beschlossen. Die Zahl der insgesamt davon betroffenen Betreibe: gerade einmal 44.
Die Bäckerei Ulfers war stets ein fortschrittlicher Betrieb: 1951 schaffte man sich einen dreirädrigen „Goliath“ für die Auslieferung der Waren an. Foto: Archiv Ulfers
Um 2500 vor Christi Geburt soll das erste Brot gebacken worden sein. Seit gut 800 Jahren existieren Zünfte als Vorläufer der heutigen Innungen, die Regeln zu Preisen und Löhnen fürs Bäckerhandwerk aufgestellt haben. Und seit 1874 gibt es eine Bäckerei Ulfers. Wie Thomas Ulfers sagte, habe damals sein Ur-Ur-Großvater Johann Ulfers in Minsen eine Bäcker-Witwe geheiratet.
Einer der drei Söhne der Familie, Weert Ulfers, habe sich dann in Hooksiel niedergelassen. Einer von zwei Brüdern, ebenfalls selbstständiger Bäcker, habe seinen Betrieb damals gegen ein Karussell eingetauscht. „Auch das ist eine Entscheidung …“.
Weert Ulfers baute seine Bäckerei als echten Familienbetrieb in einem ehemaligen Schlachtergeschäft in unmittelbarer Nähe zum Hooksieler Sieltor auf. Als Weert Ulfers 1916 zum Kriegsdienst (Erster Weltkrieg) eingezogen wurde, habe sein damals erst 16-jähriger Sohn Johann die Leitung übernommen.
Die Technik hat die Arbeit in der Backstube verändert
1928 wurde mit Werner Ulfers, dem Vater des Referenten, der Statthalter der nächsten Generation geboren. Thomas Ulfers übernahm mit seiner Frau Britta 1992 das Unternehmen, dessen Hauptsitz inzwischen an die Lange Straße verlegt worden war. Und mit Jörn Ulfers gebe es bereits einen designierten Nachfolger. Der Bäckermeister und aktuelle Mitgeschäftsführer gehöre zur Familie, wenn auch nicht in gerader Linie: Er ist der Enkel eines Vorfahren, der sich als Bäcker in Schortens niedergelassen hat.
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Diesen ökonomischen Lehrsatz hat die Bäckerei-Ulfers stets beherzigt. „Schon mein Uropa war sehr fortschrittlich“, schildert Thomas Ulfers. Mit der Investition in einen Dampfbackofen konnte sich der Betrieb schon 1928 „Dampfbäckerei“ nennen. 1929 wurde in die erste Knetmaschine investiert, die noch mit Pferdekraft angetrieben wurde. 1951 schaffte man sich einen „Goliath“ an, ein Auto mit drei Rädern. Zuvor waren die Waren noch mit Pferd und Wagen ausgeliefert worden.
Neue Technik hat auch die Arbeit in den Backstuben verwandelt. Bis Anfang der 1970er Jahre sei der Backofen noch von hinten mit Torf und Holzbriketts befeuert worden, schilderte Ulfers. 1971 schaffte man sich einen modernen Ofen an, der bis 1999 an der Langen Straße in Betreib war. „Als wir den ausgetauscht haben, standen meinem Vater die Tränen in den Augen.“
Stehen für Tradition und Kontinuität in der Bäckerei und Konditorei Ulfers-Eden: Inhaber Thomas Ulfers (links) und sein designierter Nachfolger und Mitgeschäftsführer Jörn Ulfers. Foto: Ulfers
Bis zum Jahr 2001 war die Bäckerei Ulfers ein rein Hooksieler Unternehmen mit drei Verkaufsstellen. Heute gehören zur Bäckerei und Konditoren Ulfers-Eden 14 Filialen im Raum Jever, Schortens, Wittmund und Wangerland, von denen elf ganzjährig geöffnet haben. In der Produktionszentrale in Jever, in der ein Drittel der 125 Mitarbeiter Brötchen, Brot und Kuchen produzieren, ist der Computer nicht mehr wegzudenken. Bäcker geben Rezepturen, Backplan und Knetzeiten in den Rechner ein, der die Mengen der Zutaten berechnet und zum Beispiel Mehl und Wasser selbstständig zusteuert.
Übernahme der Konditorei Eden war ein Quantensprung
Die Übernahme des großen jeverschen Unternehmens „Kontitorei Dirk Eden“ durch den kleinen Hooksieler Bäckereibetrieb Ulfers im Jahr 2002 war nach den Worten von Thomas Ulfers „ein Quantensprung“ – auch für das Ehepaar Ulfers persönlich. Aus dem Bäckermeister, der aus der Backstube heraus einen Betrieb führte, wurde ein Geschäftsführer, der sich um die Abläufe in einem mittelgroßen Betrieb kümmern muss – aber selbst kaum noch in der Backstube steht. Gespräche mit Mitarbeitern, Lieferanten und Beratungsunternehmen, Analyse von Kosten und Erträgen, optimaler Wareneinsatz, neue Produkte und gegebenenfalls von neuen Standorten sind die neuen Aufgaben des Bäckermeisters Thomas Ulfers. Britta Ulfers, die bis dahin noch selbst die Kunden bediente, schreibt und koordiniert seither die Dienstpläne für über 80 Verkäuferinnen.
Notfalls müsse man dann auch mal schwierige Entscheidungen treffen, so der 58-Jährige. Die Abgabe der Markenrechte für die „Jeverschen Leidenschaften“ an den Getränkeunternehmer Blume in Friedeburg gehörte dazu. Oder auch die Schließung der langjährigen Ulfers-Hauptfiliale im Ortskern von Hooksiel. „Als wir im ehemaligen Autohaus am Kreisel in Hooksiel eine neue Filiale eröffneten, haben mich die Leute für verrückt erklärt“, erinnert sich Ulfers. „Heute ist das die umsatzstärkste Filiale in unserem ganzen Unternehmen. Für die alte Hauptfiliale fehlt da schlichtweg das Personal.“
Bei allen Entscheidungen, so Ulfers, müsse man immer das gesamte Unternehmen im Blick haben. „Wir müssen uns unserer Verantwortung für über 120 Mitarbeiter und deren Familien bewusst sein.“
Heute Nacht stand der Mittelteil der Fahrzeughalle in Flammen. Foto: Polizei
Wangerland (20. 4. 2023) – Erheblicher Schaden ist in der Nacht zum Donnerstag be einem Brand einer Fahrzeughalle bei Hohenkirchen entstanden. Die Löscharbeiten dauerten bis in die Morgenstunden an. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen noch.
Das Feuer an der Fahrzeughalle zwischen Hohenkirchen und Altgarmssiel war heute gegen 1.55 Uhr Uhr entdeckt worden. Die Bewohner den Nachbargebäudes, eine dreiköpfige Familie, konnte sich nach Mitteilung der Polizei eigenständig in Sicherheit bringen. Personen kamen somit nicht zu Schaden.
Nach derzeitigem Stand, so die Polizei am Vormittag, brannte der Mittelteil der Fahrzeughalle für landwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeugen. „Die eingesetzten Feuerwehren Hohenkirchen, Wiarden, Tettens, Waddewarden und Jever können ein völliges Ausbrennen der Halle verhindern“, hieß es. Als die ersten Feuerwehrleute vor Ort eintragen, habe die Halle bereits in Flammen gestanden, berichteten Beteiligte. Einige Einsatzkräfte seien unter Atemschutz in das Gebäude eingedrungen, um den noch nicht betroffenen Werkstattbereich zu schützen. Hilfreich sei dabei auch der Einsatz der Drehleiter aus Jever gewesen. Auch der Bürotrakt und das Ladegeschäft konnten vor dem Übergreifen des Feuers geschützt werden.
Der Schaden an der Halle ist beträchtlich. Foto: Feuerwehr Hooksiel
Die Feuerwehr Hooksiel kümmerte sich ab dem frühen Morgen bis gegen Mittag um die Bekämpfung der letzten Glutnester an der Brandstelle.
Das genaue Ausmaß des Schadens könne bislang noch nicht beziffert werden, so die Polizei. Er dürfte aber im Millionen-Bereich liegen. Kurios: Der Gewerbebetrieb in Landeswarfen war bereits im Jul 2014 einmal komplett durch ein Feuer zerstört worden.
Personen, die Hinweise zum Ausbruch des Brandes geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei in Jever unter Telefon 04461/92110 zu melden.