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Beiträge veröffentlicht in “Umwelt”

Schutzgemeinschaft warnt: Nordsee darf nicht zu Industriegebiet werden

Wattenmeer
Die Nordsee ist in wunderbarer Lebensraum, kein Industriegebiet. Foto: Bildwerfer Fotografie

Hooksiel/Varel (4.1.2023) – Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) warnt vor Plänen, immer mehr klimaschädliches CO2 unter der deutschen Nordsee zu verpressen. Entsprechende Überlegungen hatte das Bundeskabinett kurz vor Weihnachten verkündet. „Damit bahnt sich, neben dem Umgang mit dem Hamburger Hafen-Schlick, noch eine weitere Art der Müllbeseitigung im Sinne ,Aus den Augen aus dem Sinn‘ an,” befürchtet Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der SDN aus Varel. „Dabei müssen wir doch viel mehr die steigende CO2-Produktion bekämpfen. Es gilt, die Entstehung des Klimagases zu vermindern und nicht auf kommende Generationen hin kosten- und energieintensiv unsicher einzulagern.” 

Die Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologie erfordert das Abscheiden des Gases, dessen Transport durch Pipelines, per Schiff, Schiene oder Straße zum Speicherort und das Verpressen in den Untergrund. Das verursache enorme Kosten und zusätzlichen Energiebedarf, der laut Bundesumweltamt bei rund 40 Prozent liegt, und berge neue Umweltrisiken. Hinzu komme das Risiko einer Leckage mit schädlichen Auswirkungen auf das Grundwasser, den Boden und angrenzenden Lebensräumen.

„Der Gebrauch dieser Technologie erweckt mehr den Eindruck eines klimapolitischen ,Green-Washings‘, als denn den einer echten Lösungssuche für das CO2-Problem,“ kritisiert Wagner. Vor dem Hintergrund der großen deutschen und EU-Klimaschutz-Fördertöpfe würden sich immer mehr Energiekonzerne mit Milliarden schweren Investitions-Ideen zur CO2-Verpressung zu Worte melden. Gerade auch Wilhelmshaven wird dabei immer wieder genannt.

Der Energiekonzern Winterschall und das HES Wilhelmshaven Tank Terminal haben im Oktober 2022 eine Absichtserklärung zur Entwicklung eines CO2-Umschlagplatzes am HES-Tanklager in Wilhelmshaven unterzeichnet. Die Energieunternehmen erwarten, dass klimaschädliches Kohlendioxid, das in industriellen Prozessen nicht vermieden werden kann, an Industriestandorten abgeschieden und nach Wilhelmshaven transportiert wird. Von dort solle das CO2 zunächst per Schiff und später per Pipeline in die norwegische und dänische Nordsee transportiert werden, wo es dauerhaften in porösen Gesteinsformationen gelagert werden soll. Erste Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie sollen in diesem Jahr vorliegen.

Nach Informationen der SDN ist eine rund 900 Kilometer lange Pipeline durch die Nordsee nach Norwegen geplant, die noch vor 2032 in Betrieb gehen solle und jährlich mit 20 bis 40 Millionen Tonnen CO2 etwa 20 Prozent der gesamten deutschen Industrieemissionen transportieren könne. „Der Bau neuer Unterwasser-Pipelines würde die Nordsee mit Flächenverbrauch, Lärmbelastung sowie Leckagengefahr noch ein Stück mehr zum lebensfeindlichen Industriegebiet degradieren,“ so SDN-Vorsitzender Wagner. 

Lies erwartet jährlich 50 LNG-Frachter aus aller Welt in Wilhelmshaven

Maria Energy bringt Fracking LNG
Die „Maria Energy“ bringt Frackeng-Erdgas aus den USA zum LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Foto: Wirtschaftsministerium

Hooksiel/Wilhelmshaven (4.1.2023) – Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sieht den Import von US-Frackingerdgas über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven als Konsequenz der Zusage, dass „Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird“. Mit der „Maria Energy“ speist seit gestern erstmals ein Tanker mit Flüssigerdgas (LNG) in Amerika mit der Fracking-Methode gewonnenes Gas ins deutsche Netz ein.

Die Ankunft des Tankers sei, so Lies, ein Beleg für die Verlässlichkeit des Projekts zur Sicherung von Deutschlands Gasversorgung. „Wir erleben eine Premiere nach der Premiere: Nach Rekordbauzeit und Inbetriebnahme des Terminals vor Weihnachten beginnt jetzt der Gas-Import, mit dem Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird.“

Der Wirtschaftsminister geht von etwa 50 Schiffen im Jahr aus, die Wilhelmshaven mit LNG anlaufen werden. Das Gas werde dabei aus verschiedenen Regionen der Welt kommen, etwa wie die Ladung der „Maria Energy“ aus den USA. Und, so Lies: „Damit gehört dann auch zur Wahrheit, dass dieses Gas auch als Schiefergas gefördert worden sein kann.“

Der Einsatz von Frackeng-Gas wird von Natur- und Klimaschützern wegen hoher Methanbelastungen und seiner Schädlichkeit für Menschen und Umwelt in der jeweiligen Abbauregion scharf kritisiert. In der Niedersachsen selbst, wo sich mit dem Einsatz von „Fracking“ noch erhebliche Mengen Erdgas gewonnen werden könnte, hat das Land die Methode aus ökologischen Gründen nicht genehmigt.

„Die etwas wärmeren vergangenen Tage sollten nicht über die Herausforderungen dieses und vor allem auch des nächsten Winters hinwegtäuschen“, warnt Lies: „Wir sind durch die Folgen des russischen Angriffskrieges auf Gasimporte angewiesen. Und ich bin sehr froh, dass es der Bundesregierung gelungen ist, eine Versorgung mit LNG zu gewährleisten.“

Lies kündige an, die neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ beim Aufbau von Infrastruktur in Deutschland auch für die geplanten weiteren schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Stade an den Tag legen zu sollen. Vor allem aber auch ein Bau von festen LNG-Terminals an Land an diesen beiden Standorten. Sie sollen möglichst 2026 fertig sein.

Klimaschützer befürchten, dass feste LNG-Terminals das Land für weitere Jahrzehnte auf die Nutzung fossiler Energieträger festlegen könnten. Lies hält dem entgegen: „Dieselbe Infrastruktur, mit der wir heute noch fossiles Gas einspeisen, kann morgen ebenso gut für grünes Gas genutzt werden.“

Erster Frachter mit US-Fracking-Gas in Wilhelmshaven

Hoosksiel/Wilhelmshaven (3.12.2023) – Heute hat mir der „Maria Energie“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven der erste ausschließlich mit verflüssigtem Erdgas beladene Schiff festgemacht. Wie Terminalbetreiber Uniper mitteilt, ist der 289 Meter lange Frachter mit 170 000 Kubikmetern verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den USA beladen. Dort sei das dem Energiekonzern Tsakos Energy Navigation gehörende Schiff am 19. Dezember in Calcasieu Pass (Luisiana) beladen, nachdem das Erdgas in einer Anlage von in der Verflüssigungsanlage des LNG-Anbieters Venture Global tiefgekühlt worden war.

In Wilhelmshaven soll das LNG an Bord der Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Höegh Esperanza“ erwärmt und dadurch regasifiziert werden. Das LNG ergibt eine Menge 

97 147 000 Kubikmeter Erdgas. Damit können rund 50 000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang mit Energie versorgt werden.

„Venture Global ist sehr stolz darauf, die erste vollständige LNG-Ladung nach Deutschland zu liefern, und wir gratulieren Uniper und der deutschen Regierung für ihr schnelles Handeln beim Aufbau der Infrastruktur, die diesen historischen Tag möglich gemacht hat“, wird Mike Sabel, Geschäftsführer von Venture Global in einer Mitteilung zitiert. „Als strategische Partner freuen wir uns darauf, unseren Verbündeten durch die kontinuierliche Lieferung von sauberem und zuverlässigem US-LNG eine langfristige Energieversorgungssicherheit zu bieten.“

Die heutige LNG-Lieferung ist noch Teil des Inbetriebnahmeprozeses. Der kommerzielle Betrieb des Terminalter s in Wilhelmshaven wird voraussichtlich Mitte Januar 2023 aufgenommen, so Uniper.

Die Deutsche Umwelthilfe (Berlin) weist darauf hin, dass mit der „Maria Energie“ das erste mit Fracking-Erdgas aus den USA beladene LNG-Tanker in Wilhelmshaven festgemacht hat. Ein Grund zur Freunde sei das keineswegs, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Aus Sicht von Klima- und Naturschutz sei das ein „historischer Tiefschlag“. Die Erdgas-Förderung Fracking-Technik setze sehr hohe Mengen Methan frei, verbrauche enorm viel Wasser und könne Erdbeben auslösen. Müller Kraenner: „Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist deshalb hierzulande zu Recht verboten. Mit dem Import des Gases nehmen wir trotzdem in Kauf, dass Menschen in den USA Folgen wie Erdbeben, kontaminiertes Grundwasser und erhöhte Krebserkrankungsraten zu tragen haben.“ Die DUH fordert eine Denkpause in Sachen LNG-Infrastruktur, um Fragen nach Bedarf und Herkunft des Gases zu klären. 

Für heute Abend ist vom „Netzwerk Energiedrehscheibe“ eine Protestaktion unter dem Motto: „Trommeln für Meer und dessen Bewohner“ angekündigt. Die Veranstaltung des Bündnisses von lokalen Umwelt- und Klimaschutzverbände soll um19 Uhr am Hooksiel Außenhafen beginnen. Der nächste LNG-Frachter wird in der nächsten Woche erwartet.

Ganz neuer Schiffsanleger soll Produktion von „grünem“ Wasserstoff beschleunigen

LNG Terminal WHV
Beim geplanten Bau eines ganz neuen Schiffsanlegers vor dem Voslapper Groden wird die Geschwindigkeit bei der Errichtung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven (Foto) angestrebt. Ziel ist hier der Import von „grünen“ Gasen. Foto NPorts

Hooksiel/Wilhelmshaven (23.12.2022) – Die Entwicklung des Voslapper Grodens zur „Energiedrehscheibe 2.0“ schreitet in rasantem Tempo voran. Erst vor wenigen Tagen ist der erste LNG-Terminal Deutschlands in Wilhelmshaven in Betrieb genommen worden. Jetzt gaben die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports sowie die Energiekonzerne Uniper und TES den Startschuss für die Planungsphase eines ganz neuen Schiffsanlegers. Man habe gemeinsam eine Studie für den Bau einer Steganlage für ein Onshore-Energieterminal in Auftrag gegeben, über das „grüne Gase“ (eNG) importiert werden sollen.

Die entsprechende Vereinbarung haben die Unternehmen im Beisein von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) unterzeichnet. Sie sieht die Planung einer neuen gemeinsamen Hafeninfrastruktur mit mindestens sechs Schiffs-Liegeplätzen für TES und für Uniper vor. Parallel dazu werde Uniper technische Studien durchführen, die es dem Konzern ermöglichen sollen, rund 2,6 Millionen Tonnen grünes Ammoniak pro Jahr zu importieren. „Mit dieser Kapazität und der im Rahmen des Projekts Uniper Green Wilhelmshaven geplanten 1-Gigawatt-Elektrolyse-Anlage zur Wasserstofferzeugung könnten rund 300 000 Tonnen grüner Wasserstoff geliefert werden,“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Das entspreche etwa 10 bis 20 Prozent des für 2030 erwarteten Wasserstoff-Bedarfs in ganz Deutschland.

TES plant die Inbetriebnahme der Hafenanlagen bereits im Jahr 2023. Ab 2026 soll die erste Ausbaustufe des größten Importterminals in Europa fertig sein. Das Terminal soll eine Kapazität von 20 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) und eNG haben. TES will zum Jahreswechsel 2025/2026 mit dem Import des ersten eNG beginnen und die Lieferungen bis 2030 auf fünf Millionen Tonnen erhöhen. 

Die Akteure schätzen den Investitionsbedarf für die neue Anlegestelle vor dem Voslapper Groden auf rund 500 Millionen Euro. Details der Finanzierung sind noch unklar. „Mit dieser Investition in die notwendige Infrastruktur für eine CO2-freie Wasserstoffwirtschaft und den geplanten Import-Projekten für grüne und dekarbonisierte Gase wird Wilhelmshaven zur größten Energiedrehscheibe Deutschlands und liefert künftig grüne Energie in Form von Wasserstoff für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, heißt es.

Minister Lies: „ Bereits ab 2026 werden wir den Standort Wilhelmshaven zu einem der zentralen Tore für grüne und saubere Energie für Deutschland entwickeln. Dafür brauchen wir zusätzliche Terminals. Nur mit ihnen werden wir die Energieversorgung Deutschlands garantieren können“. Dieser Anleger machte Wilhelmshaven zur wichtigsten Drehschreibe klimaneutraler Gase in Deutschland, ergänzt Minister Meyer. Beide Minister wollen das Projekt zügig vorantreiben.

Kommentar: Warum die Deutschland-Geschwindigkeit beim LNG-Terminal nicht ausreicht

Von Gerd Abeldt

Die erste Runde im Pokerspiel um die Energieversorgung in Deutschland ist vorbei. Sollte tatsächlich in Moskau oder anderswo jemand geglaubt haben, die Ampel in Berlin knickt aus Sorge vor einer Revolte fröstelnder Wähler ein und zieht ihre Unterstützung für die Ukraine zurück – der hat sich geirrt. Die Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Wilhelmshaven nach nur zehn Monaten Vorlaufzeit hat den Beweis erbracht: Wenn es ernst wird, kann Deutschland auch schnell.

Auch wenn ein einziges Importterminal für Flüssigerdgas nicht das Pipeline-Gas aus Russland ersetzen kann: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ auch bei den weiteren geplanten LNG-Projekten beibehalten wollen. Gut so. Der Verzicht auf russisches Gas ist ein Signal der Solidarität gegen Kriegstreiber – und er stellt die Weichen in eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe. 

Mit Flüssigerdgas in eine klimafreundliche Energiezukunft? Ein Widerspruch? Keineswegs. Der Kanzler hat zurecht darauf hingewiesen, dass der Ukraine-Krieg ein Katalysator für die Energiewende ist, „ein Beschleuniger für etwas, was ohnehin hätte getan werden müssen“ – aber – und das meint Scholz – was deutlich länger gedauert hätte, hätte Russland seinen guten Ruf als günstiger Energie-Lieferant nicht selbst verspielt. 

Jetzt hat der deutsche Staat die Möglichkeit und angesichts drohender Versorgungslücken die Pflicht, eine neue Energie-Infrastruktur aufzubauen, die in wenigen Jahren für klimafreundliche Energieträger wie „grüner“ Wasserstoff genutzt werden kann. Und, so das politische Versprechen, auch dafür genutzt werden soll. 

Kritiker, darunter mehrere Umweltverbände, trauen den Zusagen offenbar nicht. Sie befürchten Überkapazitäten und beklagen Fragwürdigkeiten bei der Genehmigung für den Betrieb des Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“. Und tatsächlich: Chloreinleitungen in unmittelbarer Nachbarschaft vom Nationalpark Wattenmeer und vom Hooksieler Badestrand sprechen nicht für Öko-Sensibilität und auch nicht für besondere Rücksichtnahme auf die regionalen Nachbarn des nationalen Rettungsprojektes. 

LNG-Terminal bei Hooksiel
Die unmittelbare Nähe des neuen LNG-Terminal zum Badestrand von Hooksiel belastet das Image des Urlaubsortes. Foto: hol

Andererseits: Wer schnell sein muss, muss Prioritäten setzen. Hätte die Fülle an Detailproblemen vom Brandschutz über die Zukunft von Muschel- und Krabbenfischern in der Jade bis hin zur Kompensation von touristischen Einbußen in Hooksiel im Vorfeld der Genehmigung geklärt werden sollen – der Ukraine-Krieg wäre vermutlich mangels Munition auf beiden Seiten zu Ende gegangen, bevor das LNG-Terminal am Start gewesen wäre.

Das Verständnis für den zeitlichen Druck darf aber nicht dazu führen, dass Bundes- und Landesregierung die lokalen Sorgen und Nöte ausblenden. Im Gegenteil. Sie müssen jetzt, wo die Einspeisung von Erdgas begonnen hat, mit Hochdruck angegangen werden. Vertrauen und Akzeptanz für schwierige Entscheidungen und Veränderungen lassen sich nur gewinnen, wenn dabei auftretende Probleme und Betroffenheiten so gut wie möglich ausgeräumt werden.

Beim LNG-Terminal Wilhelmshaven heißt das für die Politik: 

  • Macht ernst mit der Minimierung der Chlor-Einträge in die Jade. Notfalls muss die „Höegh Esperanza“ technisch nachgerüstet werden.
  • Hört euch die Sorgen der Tourismuswirtschaft an, die massive Einbußen befürchtet, weil das Öko-Image von Hooksiel schon jetzt nachhaltig beschädigt sein könnte. Eine bessere Ausstattung der örtlichen Feuerwehr allein heilt diese Schäden jedenfalls nicht. 
  • Sprecht endlich offen mit den Muschel- und Krabbenfischern über deren Existenzsorgen und zeigt ihnen eine wirtschaftliche Perspektive auf. 

Mit „Deutschland-Geschwindigkeit“ allein ist Energiesicherheit nicht zu schaffen – und die komplette Energiewende erst recht nicht. Gründlichkeit in Planung und Gerechtigkeit bei der Abwägung von Betroffenheiten sind unverzichtbar. Wenn das nicht vor einer Genehmigung erfolgen kann, dann zumindest im Nachgang. Geschwindigkeit allein ist kein Gewinn, wenn man dabei das Ziel verfehlt.

Sie haben auch eine Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gern eine Email an die Adresse infos@hooksiel-life.de mit dem Betreff Leser-Meinung.

Lies: LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist Blaupause für die Energiewende

Wilhelmshaven/Hooksiel (17. 12. 2022) – Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (beide SPD) haben heute in Wilhelmshaven das erste deutsche LNG-Terminal in Betrieb genommen. Über das Terminal sollen große Mengen Flüssigerdgas (LNG) importiert werden und die Energieversorgung Deutschlands sicherstellen.

Gleichzeitig sei in Wilhelmshaven eine Infrastruktur für klimaneutrale grüne Gase, hergestellt aus Erneuerbaren Energien, geschaffen worden, betonte Weil. Damit könne das Land weiter schrittweise unabhängig von fossilen Energien gemacht werden. 

Scholz und Weil betonten, dass die Umrüstung des LNG-Terminals und der Anbindungspipeline zum Kavernenfeld in Etzel (Friedeburg) gezeigt habe, dass in Deutschland auch große Infrastrukturprojekte in einer enormen Geschwindigkeit geplant und realisiert werden können. Scholz: „Es geht. Unser Land kann Aufbruch und Tempo.“ Der Ukraine-Krieg habe dabei als Katalysator gewirkt, so Scholz, „als Beschleuniger bei dem, was ohnehin getan werden musste“.

Scholz weiht LNG-Termina ein
Bundeskanzler Olaf Scholz hat heute begleitet von Bundes- und Landesministern sowie Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist und etlichen Medienvertretern das erste deutsche LNG-Terminal in der Jade in Betrieb genommen. Foto: Gert Mahlitz

Mit der „Höegh Esperanza“ hatte am Freitag zum ersten Mal ein mit Flüssigerdgas gefülltes Schiff an dem Terminal festgemacht. Künftig soll es als FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) dienen, als Regasifizierungseinheit, die von anderen Frachtern angeliefertes, verflüssigtes Gas erwärmt und damit wieder gasförmig macht. Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) betonte erneut, dass für die Genehmigung und den Betrieb dieser und weiterer FSRUs hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards zum Schutz des Gewässers, der Umwelt und der Bevölkerung verpflichtend seien. „Es gibt keinen Umweltrabatt“, so Meyer. Mit der Genehmigung für Einleitungen von Chlorbioziden von der FSRU in die Jade, bei denen alle gültigen Grenzwerte eingehalten würden, sei den Betreibern ein Minimierungskonzept auferlegt worden, denn, so Meyer, „wir befinden uns am Weltnaturerbe Wattenmeer“.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) betont neben der Leistung bei Planung, Genehmigung und Bau der notwendigen Infrastruktur die Bedeutung für den Industrie- und Energiestandort Niedersachsen. Man habe damit eine Blaupause dafür geliefert, wie die für Energiewende und Transformation der Wirtschaft notwendige Infrastruktur deutlich schneller gebaut werden kann. Lies„Deutschland braucht mehr Wilhelmshaven. Und gleichzeitig stärken wir den Industrie- und Energiestandort Wilhelmshaven, denn Industrie folgt Energie. Die Investitionen, die hier getätigt werden, sorgen dafür, dass sich auch weitere Industrie am Standort ansiedelt.“ 

Während Politik und Wirtschaft auf der Jade die -Inbetriebnahme des LNG-Terminals feierten, kündige die Deutsche Umwelthilfe (DUH) rechtliche Schritte gegen die genehmigte Biozid-Einleitung, die unbefristete Betriebsgenehmigung und gegen die Schaffung unnötiger Überkapazitäten für den LNG-Import an. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „Klimakrise und Energiekrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Terminals müssen sich an alle Umweltgesetze halten und dürfen nur befristetet genehmigt werden. Das werden wir notfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen.“

Die DUH geht davon aus, dass beim Betrieb der „Höegh Esperanza“ ohne jegliche Befristung die Einhaltung des Klimaerwärmungs-Limits von 1,5-Grad nicht zu schaffen ist. Der deutsche Ausstieg aus Erdgas müsse bereits jetzt geplant werden. Die Einleitung großer Mengen Biozide in direkter Nachbarschaft zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer hätte nicht gestattet werden dürfen, da es technische Alternativen für die Reinhaltung der Wasserentnahme- und Einleitungsrohre der FSRU gebe. Müller Kraenner: „Nötig ist eine Befristung des Betriebs in Einklang mit den Klimazielen und ein Verbot für den Einsatz von Biozid. Das werden wir notfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen.“

Die DUH fordert vor der Genehmigung weiterer Projekte eine „Denkpause“, in der das Bundeswirtschaftsministerium ein schlüssiges Gesamtkonzept erstellen soll. Daraus müsse hervorgehen, wie LNG-Überkapazitäten vermieden und die Vereinbarkeit mit den Klimazielen sichergestellt werden können. Bei ihrer Mengen-Analyse geht die Umwelthilfe von insgesamt acht Terminalschiffen und drei festen LNG-Terminals an Land in Deutschland aus. Aus den insgesamt elf Projekten ergebe sich eine zusätzliche Importkapazität von insgesamt über 120 Milliarden Kubikmeter Erdgas. „Damit überschreiten die geplanten Kapazitäten sogar den gesamten jährlichen Gasverbrauch aus der Vorkriegszeit von 90 Milliarden Kubikmeter“, so die DUH. Damit drohe eine „krasse fossile Überkapazität“. 

Behörde sieht für Badegäste in Hooksiel keine Gefahr durch chlorhaltige Abwässer

Norden/Wilhelmshaven/Hooksiel (16.12.2022) – Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat am heutigen Freitag dem Betreiber des LNG Terminals in Wilhelmshaven, der Uniper Global Commodities SE, die wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Abwasser in die Jade erteilt. Die Erlaubnis erfolge unter der Verpflichtung, hohe Umweltauflagen zu berücksichtigen, betont die Landesbehörde in einer Stellungnahme.Das LNG-Terminal gilt als wichtiger Baustein in der Strategie zur Sicherung der deutschen Gasversorgung. Am Samstag soll es offiziell in Betrieb genommen werden.

Insgesamt handele es sich um ein Verfahren unter besonderen weltpolitischen Bedingungen, betont NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. Trotz der geforderten „Deutschland-Geschwindigkeit“ habe das NLWKN habe auf Grundlage geltenden Rechts für einen bestmöglichen Ausgleich gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Belange gesorgt.

Das wasserrechtliche Erlaubnisverfahren stand vor allem wegen der beabsichtigten Einleitung von chlorhaltigem Abwasser im Fokus. Das Abwasser entsteht in der „FSRU“ (Floating Storage and Regasification Unit) – einer schwimmenden Anlage zur Regasifizierung von Flüssigerdgas (LNG). Damit die Rohre sich nicht zusetzen, ist eine Biozid-Behandlung erforderlich. Dafür wird das im Meerwasser enthaltene Natriumchlorid (Salz) unter anderem zu aktivem Chlor (NaOCl) umgewandelt, das dem Abwasser zugesetzt wird.

„Nach einer umfassenden und gründlichen Prüfung des Erlaubnisantrages und der hierzu zahlreich vorgetragenen Einwendungen und Stellungnahmen sind die Fachleute zu dem Ergebnis gelangt, dass die beantragten Abwassereinleitungen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und die Erlaubnis erteilt werden kann“, so das Fazit der Genehmigungsbehörde.

Insgesamt mehr als 300 Einwendungen und Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange, Naturschutz- und Umweltvereinigungen sowie Privatpersonen hatte der NLWKN in den zurückliegenden Wochen zu prüfen und zu bewerten. Gewässerökologische und naturschutzfachliche Einschätzungen hätten großen Einfluss auf die Bestimmungen des Erlaubnisbescheids gehabt, so NLWKN-Direktorin Rickmeyer.

Die Erlaubnis sei unter Berücksichtigung hoher Umweltstandards und zum Schutz des sensiblen Ökosystems mit umfangreichen Inhalts- und Nebenbestimmungen versehen worden. Diese beinhalten unter anderem eine Überwachung der Einleitungen, die Durchführung einer Beweissicherung beziehungsweise eines Monitorings mit einer Kombination aus physikalischen und chemischen Messungen rund um die FSRU und im Jadebusen. Darüber hinaus sei ein umfassenden Minimierungskonzept angeordnet worden.

So wird dem Betreiber auferlegt, ein Minimierungskonzet zu erstellen, in dem er bis zum 31. August 2023 darlegen muss, wie er den Einsatz von Bioziden minimieren will. Darüber hinaus soll Uniper auch den Einsatz alternativer Techniken (ohne Chloreinsatz) prüfen.

Messbare Auswirkungen auf das Ökosystem Jade und die darin befindlichen Lebewesen erwartet die Erlaubnisbehörde übrigens durch den Biozideinträge nicht. Auch ist nach Überzeugung der Erlaubnisbehörde eine gesundheitliche Gefährdung von Badenden etwa am Hooksieler Strand nicht zu erwarten. Der Chlorgehalt des Abwassers der FSRU sei deutlich niedriger als der Chlorgehalt, den das Umweltbundesamt für Schwimmbäder als unbedenklich einstuft. Entsprechende Einwendungen von Umweltschützern, Fischerei- und Tourismuswirtschaft wurden abgewiesen.

Der Erlaubnisbescheid kann samt der dazugehörenden Unterlagen auf der Internetseite des NLWKN eingesehen werden.

LNG-Terminal: Umweltverbände pochen auf chlorfreie Verfahren

Wilhelmshaven/Hooksiel (16.12.2022) – Als „wichtigen Meilenstein“ bewertet der Energiekonzern Uniper die Ankunft des Schiffes „Höegh Esperanza“, einer sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), am LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Das zuvor in Spanien mit rund 165 000 Kubikmeter verflüssigtem Erdgas (LNG) beladene, 294 Meter lange Schiff bildet das Herzstück des neuen Importterminals, das an diesem Samstag unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz eingeweiht werden soll. 

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Die „Höegh Esperanza“ hat am LNG-Terminal in Wilhelmshaven festgemacht. Dennoch reißt die Kritik an möglichen Umweltbeeinträchtigungen durch das Regasifizierungsschiff nicht ab Foto; Dietmar Boekhaus

Die „Esperanza“ wird in Zukunft angeliefertes LNG regasifizieren. Als Ziel nennt Uniper, jährlich mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Gasnetz einzuspeisen, rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs. Damit würde rund elf Prozent von Deutschlands Gasimporten aus Russland ersetzt. 

Uniper-Manager Peter Abdo laut einer Pressemitteilung des Unternehmens: „ Es ist ein tolles Gefühl, nach zehn Monaten harter Arbeit endlich die Ankunft der ersten FSRU in Wilhelmshaven zu erleben. Wir freuen uns nun darauf, Anfang Januar die erste reguläre LNG-Ladung auszuliefern. Dies ist der nächste Schritt, um die Bundesregierung und die Versorgungssicherheit für Deutschland aktiv zu unterstützen.“ 

In diesen Tagen soll der LNG-Terminal die offizielle Betriebsgenehmigung bekommen. Wie der Naturschutzbund (Nabu) ankündigte, wolle man das Vorgehen gemeinsam mit anderen Verbänden auf dem Klagewege überprüfen lassen. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Die Bundesregierung hat infolge des Krieges die herausfordernde Aufgabe verschiedene sich gegenseitig widersprechende Interessen auszubalancieren. Das ist ihr beim Thema LNG nicht gelungen. Mit dem LNG-Gesetz und der Planung von zwölf neuen LNG-Terminals, die bis 2043 betrieben werden sollen, gehen die Bemühungen der Bundesregierung deutlich über eine eher kurzfristig zu bedienende Gasnachfrage hinaus.“

Klimaschädliche, fossile Infrastruktur würden ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und mit sehr verkürzten Beteiligungsverfahren durchgewunken. Umweltverbände hätten dadurch ihre Aufgabe als Natur- und Umweltschützer nicht wahrnehmen können. Im Ergebnis werde die Transformation des Energiesektors hin zu regenerativen Energien massiv behindert.


Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen: „Der Betrieb des Terminals in Wilhelmshaven erfolgt mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und damit in einem der wichtigsten und sensibelsten Ökosysteme der Welt. In diesem sensiblen Umfeld sollen über das Terminalschiff täglich bis zu 530 000 Kubikmeter mit Chlor- und Bromnebenprodukten belastete Abwässer in die Jade geleitet werden.“ Die Chlor-Verbindungen sollen verhindern, dass die Leitungen, über die die „Esperanza“ Wasser aus der Jade entnimmt, mit Muscheln und Seepocken zuwachsen. Dieser Umstand wird auch von der Tourismuswirtschaft im benachbarten Hooksiel kritisch gesehen.

Dieser Eingriff in ein gesetzlich geschütztes Unterwasserbiotop zerstöre den Lebensraum zahlreicher, teils bereits gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, so Buschmann. „Das geplante Gewässermonitoring zur Überprüfung der Grenzwerteinhaltung ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ 

Nabu, BUND und die Deutsche Umwelthilfe sind der Ansicht, dass es eine umweltschonende Alternative für die Reinigung des Seewassersystems auf Ultraschallbasis gibt. Ein Kieler Unternehmen biete schon seit über sechs Jahren eine auf Ultraschall basierende Technologie zur Vermeidung von Bewuchs und Fouling auf allen flüssigkeitsführenden Oberflächen an. Die Technologie sei schon bei über 650 Schiffen im Einsatz. 

„Unsere Ultraschall-Antifouling-Technologie ist auf allen Schiffen anwendbar. Deshalb ist es mir ein Rätsel, wieso sie nicht auch auf der Hoegh Esperanza zum Einsatz kommen sollte. Es geht auch umweltfreundlich, wieso nicht in Wilhelmshaven?“, wird Jan Kelling, Geschäftsführer der Hasytec-Gruppe vom Nabu zitiert. Alle Versuche des Unternehmens, mit Uniper in Kontakt zu treten, seien bislang erfolglos geblieben. Nabu, BUND und Deutsche Umwelthilfe wollen nun erreichen, dass die Genehmigung zur Nutzung des Chlor-Verfahrens nur befristet erteilt wird – und mit der Auflage, Alternativen zu prüfen. 

„Esperanza“ erreicht LNG-Terminal in Wilhelmshaven ohne Zwischenfälle

Hooksiel/Wilhelmshaven (15.12.2002) – Die heutige Ankunft des mit Flüssigerdgas beladenen FSRU-Schiffes „Höegh Esperanza“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist aus polizeilicher Sicht ohne Zwischenfälle verlaufen. Das Schiff, das künftig tiefgefrorenes Erdgas (LNG) am Terminal regasifizieren soll, habe um 12 Uhr plangemäß die 12-Seemeilenzone erreicht und gegen 15.30 Uhr am Terminal festgemacht. 

Esperanza  LNG
Das Spezialschiff „Höegh Esperanza“ hat heute Nachmittag Wilhelmshaven erreicht. Foto: Mühlena

Schon seit den frühen Morgenstunden warteten Fotografen, Medienvertreter, Schaulustige und zahlreiche Polizisten am Hooksieler Außenhafen und am Strand auf die Ankunft des Spezialschiffes. Auf See begleiteten die „Esperanza“ Boote der Wasserschutzpolizei und weitere Behördenschiffe. Das Anlegemanöver unterstützten mehrere Schlepper. 

Der Gesamteinsatzleiter der Polizei, Polizeivizepräsident Andreas Sagehorn, zog am späten Nachmittag ein positives Fazit: „Ziel der Polizei war es heute, das störungsfreie Einlaufen und Festmachen des Spezialschiffes am LNG-Terminal zu gewährleisten. Dieses Ziel wurde erreicht. Die umfangreiche Vorbereitung des Einsatzes hat sich ausgezahlt“, sagte Sagehorn.

„Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven besitzt eine maßgebliche Bedeutung für die Energiesicherheit der gesamten Bundesrepublik. Angesichts der besonderen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dimension dieses Projekts hat die Polizei dem Schutz dieser Anlage von Anfang an eine hohe Priorität beigemessen. Der personelle und technische Aufwand war außergewöhnlich – hat sich aber ausgezahlt“, sagte Polizeipräsident Johann Kühme.

Polizei in Hooksiel
Auch von der Wasserseite aus sicherten Polizeikräfte das LNG-Terminal. Foto: Mühlena

Auch der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius zeigte sich erfreut über den Einsatzverlauf. Der Festakt zur offiziellen Inbetriebnahme des LNG-Terminals unter Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz findet an diesem Samstag statt. Diese Veranstalung werde ebenfalls von polizeilichen Schutzmaßnahmen begleitet. In diesem Zusammenhang weist die Polizei erneut auf die noch bis Samstagnachmittag bestehenden Einschränkungen im Straßen- und Luftverkehr hin.

Die Straßensperrungen gelten ab der Einmündung Am Tiefen Fahrwasser/Raffineriestraße in nördlicher Richtung (Richtung Hooksiel) sowie auf der Bäderstraße in Höhe der Schleuse Hooksiel in südliche Richtung (Richtung Wilhelmshaven). Im Bereich der Umschlaganlage Voslapper Groden und dem erweiterten Radius von etwa 2,5 Kilometern gilt weiterhin ein Flugbeschränkungsgebiet für Drohnen.

Olaf Scholz kommt – Polizeikräfte riegeln LNG-Terminal ab

Hooksiel (14. 12. 2022) – Das neue LNG-Terminal am Voslapper Groden gilt als „kritische Infrastruktur“. Und die muss gleich aus mehreren Gründen geschützt werden. Ab kommender Woche wird in Wilhelmshaven tiefgefrorenes Flüssigerdgas (LNG) per Tankschiffen angelandet, an Bord des Spezialschiffes „Höegh Esperanza“ regasifiziert und per Pipeline ins Erdgasnetz eingespeist werden. Damit will Deutschland einen Teil des bislang aus Russland importierten Erdgases ersetzen. Am kommenden Samstag. 17. Dezember, werden Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesumweltminister Robert Habeck, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sowie die Landesminister Christian Meyer (Umwelt) und Olaf Lies (Wirtschaft) erwartet, die mit der „Esperanza“ das bundesweit erste FSRU-Schiff begrüßen wollen. 

Schon die Politprominenz allein wäre ein Grund für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Spätestens seit den Anschlägen auf die Erdgaspipelines in der Ostsee sind aber auch Attacken auf das Terminal nicht auszuschließen. Hinzu kommen könnten Demonstrationen von Klimaaktivisten, die mit dem LNG-Import eine dauerhafte Festlegung auf fossile Energieträger befürchten – zulasten des Klimas.

Die Polizeidirektion Oldenburg, die die Gesamteinsatzleitung für die landespolizeilichen Maßnahmen rund um das Terminal an sich gezogen hat, hat bereits einen Sicherheitsbereich abgesteckt. Seit heute (bis Samstagnachmittag) ist die Bäderstraße von Hooksiel kommend in Richtung Wilhelmshaven ab der Schleuse am Außenhafen gesperrt. In Gegenrichtung erfolgt die Sperrung an der Abzweigung der Raffineriestraße von der Straße Am tiefen Fahrwasser.

Landseitig sollen Polizeikräfte den Raum- und Objektschutz der kritischen Infrastruktur gewährleisten oder „mögliche Versammlungslagen begleiten“. Boote der Wasserschutzpolizei-Inspektion werden das Einfahren der „Höegh Esperanza“, die bereits in Spanien LNG aufgenommen hat, in die 12-Seemeilenzone eskortieren. 

Einschränkungen gibt es auch für den Luftverkehr. Die Polizei weist insbesondere Besitzer von Drohnen darauf hin, dass bis Samstag Flugbeschränkungen für Drohnen erlassen worden sind. Diese beziehen sich auf die Umschlagsanlage Voslapper Groden („Jetty“) sowie einen Radius von etwa 2,5 Kilometer drumherum. „Das unberechtigte Einfliegen in den Flugbeschränkungsbereich stellt eine Straftat nach dem Luftverkehrsgesetz dar und wird entsprechend verfolgt“, warnt die Polizei.