Lies: Bahnverkehr über die Hunterbrücke kann bald wieder rollen

Nordwesten (15. 8. 2024) – Die durch eine Kollision mit einem Schiff vor drei Wochen schwer beschädigte Eisenbahnbrücke bei Elsfleth über die Hunte wird voraussichtlich in der Nacht von Freitag, 23. August, auf Samstag wieder für den Verkehr freigegeben. Das teilte das niedersächsische Wirtschaftsministerium heute mit.

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hatte mit Vertretern der Wirtschaft, der betroffenen Kommunen, der Hafenwirtschaft in Brake, Nordenham und Oldenburg, der Deutschen Bahn, der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr und NPorts den aktuellen Stand der Arbeiten erörtert. Dabei bedankte er sich bei der Deutschen Bahn, die die Sanierungs- und Reparaturprozesse maximal beschleunigt habe. Lies: „Bereits morgen soll das Ersatzbrückenteil eingeschwenkt werden.“

Die Eisenbahnbrücke über die Hunte war bei der Kollision mit einem Schiff massiv beschädigt worden.

Die Huntebrücke ist das logistische Nadelöhr für die Häfen an der Weser. Mit der zweiten Havarie innerhalb weniger Monate waren die Häfen vom Bahnverkehr abgeschnitten. Wie das Ministerium mitteilte, hat sich jetzt ein Arbeitskreis darauf verständigt, einen Maßnahmenkatalog für mehr Sicherheit an dieser Brücke zu erstellen, damit es nicht zu einer dritten Havarie kommt. Teile der Maßnahmen, wie die Verbesserung der Pegelstands-Bezeichnungen, sollen bis zur Wiederaufnahme des Schienenverkehres umgesetzt werden. Lies: „Wir müssen aus den Vorfällen lernen und Rückschlüsse ziehen. Wie können wir mit Maßnahmen und Tools helfen, den ,Risikofaktor Mensch‘ zu minimieren? Dafür kann die Huntebrücke als Modell dienen.“

Der Kapitän des Binnenschiffes, das die Brücke gerammt hat, hatte den Pegelstand der Weser falsch eingeschätzt. Bei dem Zusammenprall waren die Aufbauten des Schiffes massiv beschädigt worden. Für die Dauer der Aus- und Einhubarbeiten der Behelfsbrücke wird die Hunte für den Binnenschiffverkehr gesperrt. Ziel sei es, der Neubau der Brücke vor dem Jahr 2030 fertigzustellen.

Ab Ende 2025 per Zug umsteigefrei von Hannover bis an die Küste

Wilhelmshaven/Hooksiel (8. 7. 2023) – Die Region Wilhelmshaven/Friesland wird am Ende 2025 wieder mit Regionalzügen ans Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen. Die DB Regio hat das europaweite Wettbewerbsverfahren als Betreiber für das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen gewonnen. Dazu gehört auch eine direkte Bahnverbindung von Wilhelmshaven nach Hannover. Wie die Landesnahverkehrs-Gesellschaft Niedersachsen (LNVG) mitteilt, werde man für das neue Angebot 34 neue Züge kaufen.

Erleichterung auch für Urlauber

Zum Expresskreuz Bremen/Niedersachsen gehören die Linien RE1: Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich Mole / Wilhelmshaven (ab Ende 2025) RE8: Hannover – Bremen – Bremerhaven-Lehe (neue Züge ab Ende 2024) und RE9: Osnabrück – Bremen – Bremerhaven-Lehe (neue Züge ab Ende 2025). LNVG-Geschäftsführerin Carmen Schwabl: „Für die Fahrgäste auf dem Weg in die Urlaubsregionen wird es so einfacher, das Auto zu Hause zu lassen.“

Die wichtigste Neuerung für Wangerländer Bürger und die Urlauber in der Region: Wilhelmshaven bekommt wieder eine Direktverbindung nach Hannover. Bislang müssen Fahrgäste auf der Strecke ein beziehungsweise zwei Mal umsteigen. Die Züge der Linie RE1 werden aber erst ab Ende 2025 in Oldenburg geteilt. Ein Teil fährt auf der neu elektrifizierten Strecke bis nach Wilhelmshaven, der andere weiter Richtung Norddeich Mole. Ursprünglich war die Neuerung für Wilhelmshaven für Ende 2023 geplant.

Moderne Doppelstock-Triebzüge

Auf den Expresskreuz-Linien werden moderne Doppelstock-Triebzüge mit erhöhter Kapazität fahren. Die neuen Züge haben an den meisten Bahnsteigen einen ebenerdigen Einstieg. Rollstuhlfahrende können sie ohne Rampe benutzen. In einigen Wagen befindet sich ein Mehrgenerationenbereich. Hier lassen sich Kinderwagen oder Rollatoren bequem direkt neben dem Sitz abstellen. Und, so die LNVG: „ Die Züge zählen zu den leisesten, die es auf dem Markt gibt.“ 

Die 34 neuen Züge für das Expresskreuz kommen laut LNVG später als ursprünglich geplant. Eigentlich solle das Unternehmen Alstom die Züge bis Mitte Dezember 2024 liefern. „Der Hersteller informierte allerdings Ende vergangenen Jahres darüber, dass bis zum geplanten Lieferdatum nur zehn Züge fertig sein werden“, so die LNVG. Die ersten zehn neuen Züge werde die DB Regio zunächst auf der Strecke Bremerhaven – Hannover (RE 8) einsetzen. 

Bald Bahnanschluss für den Fähranleger nach Wangerooge?

Wangerland/Jever (23. 3. 2023) . Die Reaktivierung weiterer stillgelegter Bahnstrecken in Niedersachen ist in greifbare Nähe gerückt. Ein entsprechender Antrag von SPD und Grünen wurde jetzt auch mit den Stimmen der CDU im Landtag beschlossen. Darüber freut sich Sina Beckmann (Jever), Landtagsabgeordnete der Grünen: „Aus allen Teilen Niedersachsens kommt Zustimmung. Das beweist, wie sehr sich viele Menschen im Land ein gut ausgebautes Schienennetz wünschen.“

In zahlreichen Regionen seien in den vergangenen Jahrzehnten voreilig und meist mit Verweis auf vermeintlich geringe Nachfrage Strecken stillgelegt worden. „Vielfach handelt es sich aber um Strecken, die heute einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Verkehrswende und damit zur CO2-Einsparung leisten könnten“, so Beckmann. Das Ziel der kommenden Jahre laute, das Bahnnetz zu stärken und Verbindungen wiederaufzunehmen. „Viele dieser Strecken sind noch gut in Schuss, es liegen häufig auch schon Machbarkeitsstudien vor, wir können schnell in die Umsetzung gehen“, sagt die finanzpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion.

Ein Lenkungskreis aus Bahn-Fachleuten, Politikern und Vertretern der kommunalen Spitzenverbände solle zügig Strecken identifizieren, denen großes Potenzial zugeschrieben wird, so Beckmann. Der Bund beteilige sich zur Zeit mit einer Milliarde Euro jährlich an der Finanzierung solcher Vorhaben, von 2025 an sogar mit der doppelten Summe.

„Wir Grüne setzen auf nachhaltige, bedarfsgerechte Mobilität. Davon sollen auch die Menschen in unserer Region profitieren. So könnte zum Beispiel die Strecke von Jever nach Harlesiel wieder reaktiviert und dabei die Mobilität für die Menschen im Wangerland und auch für die Touristen auf dem Weg zur Insel Wangerooge verbessert werden“, zeigt sich die Abgeordnete optimistisch. 

Die Verkehrsregion Ems-Jade (VEJ) hatte Ende 2022 ihre Überlegungen zum Ausbau des Schienennetzes in der Region vorgelegt. Im „Bahnplan Ost-Friesland“ waren drei Verbindungen identifiziert worden, die Potenzial haben könnten: die Strecken Zetel-Varel, Jever-Harlesiel Wilhelmshaven-Schillig bzw. Jever-Schillig. Vor allem die Verlängerung des vorhandenen Schienenstranges von Jever zum Wangerooge-Anleger in Harlesiel käme dabei besondere touristische Bedeutung zu. 

Elektrifizierung ermöglicht mehr Bahnverkehr an die Küste

Jade-Weser-Port Vorstellgruppe
Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven soll den Jade-Weser-Port weiter beleben. Für den Containertransport sind keine Dieselloks mehr erforderlich. Foto: hol

Wilhelmshaven/Hooksiel (13. 12. 2022) – Die Stromstrippe ist in Wilhelmshaven angekommen. Nach jahrzehntelangen Planungen und einer Bauzeit von elf Jahren haben Vertreter der Deutschen Bahn AG (DB), des Bundes und des Landes Niedersachsen jetzt die Elektrifizierung der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven offiziell für abgeschlossen erklärt. Die neue Anbindung eröffnet Möglichkeiten für einem verbesserten Personenverkehr an die Küste und eine Optimierung des Güterverkehrs unter anderem zum JadeWeserPort. 

Insgesamt wurden im Rahmen des 1,36 Milliarden Euro teuren Projektes 140 Kilometer Schienenweg modernisiert. DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber, der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer, und dNiedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) nahmen die Strecke in Betrieb. Huber sprach von einer „technischen Meisterleistung für den Klimaschutz“. Mit dem Ausbau könnten über 2000 Lkw-Fahrten am Tag von der Straße auf die Schiene geholt werden. Lies, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Jade-Weser-Port Realisierungsgesellschaft: „Wir feiern nicht nur die Inbetriebnahme der elektrifizierten Bahnstrecke: Dies ist vielmehr der Startschuss für umweltschonende und leistungsfähigere Container-Transporte vom und zum JadeWeserPort Wilhelmshaven. Damit werden auch die Umschlagsmengen weiter steigen.“

Durch den Ausbau der Strecke wird nach Überzeugung des Verkehrsministers auch der Personenverkehr attraktiver. Endlich werde die Region wieder an den Fernverkehr angeschlossen. „Wir starten mit dem Regionalexpress Wilhelmshaven – Hannover. Als nächstes muss die IC-Verbindung nach Leipzig in Oldenburg geflügelt werden und dann direkt nach Wilhelmshaven fahren. Und am Schluss könnte der ICE in den Morgen- und Abendrandstunden bis Wilhelmshaven durchfahren. Ich bin davon überzeugt, dass solche Maßnahmen der Schlüssel sind, die Akzeptanz der Schiene in der Bevölkerung zu steigern und wir dadurch den Weg für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr ebnen.“

Die Redner würdigten die herausragende Ingenieursarbeit. Die Modernisierung der Strecke war in sieben Abschnitten erfolgt. Zunächst wurde eine durchgängige Zweigleisigkeit hergestellt. Eine große Herausforderung sei der schwierige Untergrund gewesen. Spektakuläre Bauwerke wie unterirdische Brücken mit 20 Meter tiefen Pfählen und acht Meter hohen Dämme machen es möglich, dass die Bahn auf festem Untergrund fährt“, schildert die Deutsche Bahn. Die DB habe 122 000 Meter Gleis erneuert, 332 000 Tonnen Schotter aufgeschüttet und 73 Weichen installiert. Auch die Signaltechnik sei komplett erneuert worden. Zum Bau-Vorhaben gehörten zudem fünf neue Eisenbahn- und drei neue Straßenbrücken, eine neue Bahnsteigbrücke sowie 36 modernisierte Bahnübergänge. 

Katharina Jensen an der Bahn

Die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Foto) würdigte die Elektrifizierung als „großen Erfolg“. Damit sei eine Voraussetzung geschaffen, mehr Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu bekommen. Bei aller Euphorie über Ausbau und Elektrifizierung müssten Fahrgäste aber erstmal Einschränkungen auf der Strecke in Kauf nehmen. Jensen: „Denn für mindestens ein Jahr entfällt die Direktverbindung zwischen Wilhelmshaven und Bremen. Auch die vormals für 2022 angekündigte Direktverbindung Wilhelmshaven-Hannover lässt weiter auf sich warten. Erst im Dezember 2024 ist mit der Umsetzung zu rechnen“, bedauert die Wangerländerin.

Jensen weiter: „Auch einen ICE und damit eine Fernanbindung sucht der Reisende auf der Strecke Wilhelmshaven-Oldenburg trotz vieler gemachter Vorschläge weiter vergebens – anders als in Ostfriesland. Dabei ist Friesland ebenfalls eine bedeutende Urlaubsregion und diese Forderung wird daher zurecht seit Jahren nach Hannover getragen.“