Hooksiel (2. 6. 2025) – „Hooksiel radelt!“ Unter diesem Slogan hat „Hooksiel-life“ schon im vergangenen Jahr eine Reihe von schönen Radfahrwege im Großraum Hooksiel vorgestellt. Dabei lag der Schwerpunkt bei den Strecken selbst – unbekannte, mehr oder weniger befestigte Wege finden, abseits der Hauptstraßen fahren, durch viel Grün, umgeben von Schafen, Kühen und Pferden. Dazu viele Tipps für Neugierige, die das Wangerland auf zwei Rädern erkunden wollen.

In diesem Jahr wollen wir die Serie fortsetzen. Neben den Strecken soll es dabei verstärkt um die Ziele gehen. Den Auftakt macht ein Besuch im Nationalpark-Haus in Minsen, das allemal einen Ausflug wert ist und von Hooksiel aus gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Unterstützt wird „Hooksiel-life“ bei der Serie weiterhin von dem Hooksieler Ulrich Hellkuhl, ein ausgewiesener Kenner der schönsten Radwege in der Region.
„Hooksiel radelt!“ durchs Wangerland
Wir starten erneut am ZOB im Zentrum von Hooksiel. Vor uns liegen bei bedecktem Wetter gut 30 Kilometer Strecke – für Hin und Rückfahrt. Auf der sanierten Lange Straße und dem Pakenser Altendeich radeln wir zum Hooksieler Kreisel. Bewusst auf der Straße und nicht auf dem daneben verlaufenden Gehweg, den auch Radfahrer nutzen dürfen. Da auf der Straße selbst Autos nur Tempo 30 fahren dürfen, ist die Fahrt hier deutlich bequemer und sicherer als auf dem holprigen, sehr schmalen Gehweg.
Hinter dem Kreisel geht es weiter bis Schmidtshörn, wo wir rechts abbiegen, und entlang der Kreisstraße 331 bis nach Crildumersiel fahren. Dort kreuzen wir die Straße im Kurvenbereich, halten uns links und radeln über eine asphaltierte, teils gepflasterte Gemeindestraße über den St. Joostergroden quer durch den „Groden“ in Richtung Horumersiel. Vorsicht: Die Straße ist schmal und nicht jeder Autofahrer wartet in einer Haltebucht, bis der Radler ihn passiert hat.
Pumpen entwässern das ganze Jeverland
Wir hätten natürlich in Crildumersiel auch weiter bis an den Deich und dort am Wasser entlang bis nach Horumersiel fahren können. Aber wir haben uns ein spannendes Zwischenziel vorgenommen: das Schöpfwerk Wangerland am Hohenstiefersiel. Kurz vor der Brücke über das Hohenstief biegen wird rechts ab. Nach wenigen Hundert Metern baut sich vor uns das mächtige Klinkerbauwerk der Sielacht Wangerland auf, in dem die Pumpen untergebracht sind, die im Bedarfsfall Wasser aus dem Binnenland in die Nordsee pressen und damit für die Entwässerung des gesamten Jeverlands sorgen. Gerde in Zeiten von Klimawandel und offenbar zunehmender Starkregen-Ereignisse ein extrem wichtige Stück Infrastruktur für sicheres Leben hinter den Deichen.


Weiter geht’s. Zurück zur Bücke übers Tief, durch den Wiadergroden nach Horumersiel. Wir fahren quer durch den Ort – die Goldstraße bis zum großen Parkplatz, geradeaus über die Deichstraße zum Dich und von dort am Deich entlang in Richtung Schillig. Kurz vor der Überführung zum Großparkplatz Schillig queren wir die Kreisstraße 325, fahren den Hohenhenne Weg (herrlich!) bis zur Abzweigung links nach Förrien. Vorbei am „Deichgrafen“ werfen wir einen Blick in das Dorf. Weiter geht es entlang der Störtebekerstraße nach Minsen, wo sich gegenüber der Kirche das Nationalpark-Haus (gut ausgeschildert) befindet.
Lehrstube über das Wattenmeer
Ralf Sinning, mit 38 Jahren Berufserfahrung Urgestein der Einrichtung, begrüßt uns und führt die Besucher durch das zuletzt 2016 überarbeitete Innere. In der kleinen, aber feinen interaktiven, etwa 230 Quadratmeter großen Ausstellung wird das Ökosystem Wattenmeer lebendig. Präparierte Vögel stehen in nachgebauten Landschaften, Schautafeln, Hörstationen und Schubläden für Entdecker machen Lust auf eine Erkundungstour durch die Einrichtung. Zu den Attraktionen, vor allem für Kinder, gehört eine Aquarien-Landschaft mit Muscheln, Krebsen, Fischen und anderen Nordseebewohnern.
Das Nationalpark-Haus ist eine Einrichtung der Wangerland Touristik GmbH, wird aber von der Gemeinde, dem Umweltverband WAU und der Bassens Windpark GmbH mitgetragen. Entsprechend finden sich in dem Haus Informationen über die Nutzung von erneuerbarer Energie.
Sinning macht sich aktuell Gedanken über neue Impulse. So soll das Haus verstärkt neben Kindern auch Erwachsene ansprechen, Anlaufpunkt für Schulklassen und andere ökologisch interessierte Gruppen werden. „Wir müssen noch stärker unsere Lage direkt an der Nordsee nutzen“, so Sinning. Mit Blick auf das 40-jährige Bestehen des Hauses in 2026 will er künftig Exkursionen ins Watt oder auf die Jade anbieten.
Meerweib grüßt vom Wegesrand
Betreut wird das Nationalpark-Haus neben der Leitung von einer festen Mitarbeiterin, einigen Teilzeitkräften sowie ein oder zwei FÖJ-lern, also jungen Menschen, die ein „Freiwilliges Ökologisches Jahr“ absolvieren. Das Nationalpark-Haus hat dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr, sonntags und montags von 11 bis 15 Uhr geöffnet.
Um eine viele Informationen reicher machen wird uns auf den Rückweg. Mitten in Minsen biegen wird links ab Richtung Küstersmatt und besuchen das „Minsener Seewiefken“, eine Bronze, die die Wangerländer Künstlerin Karin Mennen im Jahr 1992 geschaffen hat. Das Seewiefken, das auch die Flagge der Gemeinde Wangerland ziert, geht auf eine mittelalterliche Sage zurück, nach der das Meerweib – halb Frau, halb Fisch – aus Wut über Fischer das Wangerland überfluten ließ.

Vom Denkmal fahren wir wieder den idyllischen Weg zurück Richtung Schillig, biegen aber an der Hofstelle Hohenhenne rechts ab in Richtung Osteraltendeich, Stumpenser Mühle und Kaisershof. Auf den Weg zur Mühle müssen wird die Straße von Horumersiel nach Minsen kreuzen. Die vom Verfall bedrohte Stumpenser Mühle strahlt in der Sonne und wartet auf einen Investor, der ihr Leben einhaucht. Nebenan hier das Tief, dort ein Forellenhof. Idylle pur.
Weiter geht’s auf dem sehr guten Radweg entlang der Kreisstraße nach Kaisershof und von dort weiter entlang der Landesstraße 810 zurück nach Hooksiel.