Der Winter kann kommen: Die Deiche in Friesland sind sicher

Bagger am Hooksieler Seedeich
Die Bauarbeiten am Hooksieler Seedeich sind weitgehend abgeschlossen. In 2025 sind lediglich noch Restarbeiten zu erledigen. Archiv-Foto: hol

Hooksiel (22. 10. 2024) – Die Deiche in Friesland und Wilhelmshaven sind für die Winterstürme gewappnet. Das haben heute die Vertreter der Unteren Deichbehörden, des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und die Deichgeschworenen auf der Herbstdeichschau des III. Oldenburgischen Deichbandes festgestellt. Eine wichtige Botschaft: Sämtliche Baumaßnahmen an den Deichen sind von Frühjahr bis Herbst gut vorangekommen.

Über 7 Mio. Euro investiert

Im Bereich des Deichbandes wurden in diesem Jahr über 7,5 Millionen Euro investiert. Allein diese Zahl zeige den hohen Stellenwert, den der Schutz der Deiche in der Region habe, sagte Frieslands Landrat Sven Ambrosy. 

Zu den Großprojekten zählt auch die Erhöhung des Hooksieler Seedeiches. Die 2023 begonnene Maßnahme soll nach den Worten von Jochen Meier von der Unteren Deichbehörde des Landkreises im nächsten Jahr mit dem Rückbau der alten Deichtreppen, der Gestaltung der Deichkrone und der endgültigen Begrünung des Deiches beendet werden. Insgesamt wurde der Deich zwischen dem Campingplatz und dem Strandhaus 1 auf einer Länge von rund 2000 Metern erhöht und neu profiliert.

Außendeich-Radweg bleibt gesperrt

Deutlich aufwendigere Baustellen gibt es aktuell im Bereich der Stadt Wilhelmshaven. Ralf Kohlwes von der Unteren Deichbehörde der Stadt, verwies unter anderem auf die Erneuerung des Deckwerkes am Voslapper Seedeich. Hier seien im laufenden Jahr 400 von insgesamt 1600 Metern erneuert worden. Die Bauarbeiten dürften sich also noch drei weitere Jahre hinziehen. Damit werde auch der beliebte Außendeich-Radweg zwischen Hooksiel und dem JadeWeserPort auf absehbare Zeit nicht durchgängig befahrbar sein, bestätigte Deichband-Vorsteher Eilt-Onno Garlichs.

Erheblicher Handlungsbedarf besteht am Rüstersieler Groden. Hier habe der Deich, so Kohlwes, einen so genannten Unterbestick von bis zu 1,30 Meter. Kurzum: Der Deich muss um 1,30 Meter erhöht werden, um als sicher zu gelten. Derzeit laufen noch die Vorarbeiten. Mit dem eigentlichen Beginn der Bauarbeiten am Rüstersieler Groden rechnet Kohlwes für 2026 oder 2027.

Klimawandel im Blick

Die Planungen für die Erhöhung von Deichen steht immer unter dem Vorbehalt, dass die festgesetzte Bestickhöhe nicht verändert wird. Die dem NLWKN zugeordnete Forschungsstelle Küste berechnet auf Basis unterschiedlichster Daten die Sollhöhen der Deiche immer wieder neu. Insbesondere wird das „Vorsorgemaß“ für die Deiche mit Blick auf den Klimawandel kontinuierlich angepasst.

Dauerproblem Teek

Gelobt wurde von den Vertretern der Unteren Deichbehörden, von Landrat Ambrosy und Deichband-Vorsteher Garlichs gleichermaßen die gute Kommunikation zwischen den beteiligten Behörden, aber auch mit der Nationalpark-Verwaltung und den Vertretern der Landwirtschaft. Strittige Themen gibt es genug. Ein Beispiel: Der richtige Umgang mit dem Teek, also dem biologischen Treibgut, das aus dem nicht mehr bewirtschafteten Deichvorland an die Deiche gespült wird, hier die Grasnarbe gefährdet und Zäune beschädigt. Je nach anfallender Menge koste die Teek-Beseitigung den Deichband schnell sechsstellige Summen, so Garlichs.

In Friesland wird die Biomasse vor Ort gehäckselt und ins Deichvorland zurückgeblasen. „Eine vergleichsweise günstige Methode“, sagte Garlichs. Andere Deichbände, die bislang die Biomasse kompostiert und dann an die Landwirtschaft abgegeben hätten, wollen jetzt auch auf diese Methode umstellen, da der Kompost ohne intensive Behandlung mit Pflanzenschutzmittel kaum auf Äckern eingebracht werden kann. 

Trotz vieler Sturmfluten haben die Deiche den Winter gut überstanden

Plan Baustelle Deich Hooksiel
Die rote Linie zeigt das Teilstück, auf dem der Hooksieler Seedeich verstärkt wird.

Hooksiel (16. 4. 2024) – Die Arbeiten am Hooksieler Seedeich sind im Zeitplan. Davon haben sich heute bei der Frühjahrs-Deichschau die Deichgeschorenen des des III. Oldenburgischen Deichbandes sowie Vertreter der mit der Deichsicherung betrauten Behörden der Stadt Wilhelmshaven, des Landkreises Friesland und des Landes Niedersachsens überzeugt. Mit dabei waren unter anderem Frieslands Landrat Sven Ambrosy und Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak.

Klei verstärkt Hooksieler Seedeich

Die Arbeiten am 2,3 Kilometer langen Deichabschnitt zwischen Campingplatz und Außenhafen gehen in diesen Tagen in ihre zweite Etappe. Beginn war im Juli vergangenen Jahres. Im Bereich des ersten Bauabschnitts von Höhe Ostdühne bis FKK-Strand wurden bis zum Herbst rund 24.000 Kubikmeter Kleiboden verarbeitet. 

Bekanntlich ruhen entsprechend der Vorgaben des Niedersächsischen Deichgesetzes die Arbeiten an den Deichen aufgrund der Sturmflutgefahren zwischen Oktober und April. Für den zweiten Bauabschnitt sind nach Angaben des Deichbandes rund 20.000 Kubikmeter Klei erforderlich, die aber bereits vor Ort gelagert sind. Zudem sollen in diesem Jahr die drei vorhandene Strandzugänge erneuert werden.

Bereits 2023 wurden auf den neu profilierten Deichen 68.000 Quadratmeter Fläche für die Ansaat von neuem Gras vorbereitet. In diesem Jahr kommen 75.000 Quadratmeter hinzu. Die Ansaat der Flächen und weitere Restarbeiten werden sich bis 2025 hinziehen. 

Baustelle Hooksieler Deich
Die Arbeiten an der Hooskieler Deichbaustelle werden jetzt in Höhe FKK-Strand wieder aufgenommen. Der Deichsicherungsweg wird aber in der Regel passierbar bleiben. Foto: hol

Der Deichband geht davon aus, dass es durch die Arbeiten am Deich für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer auf der Bäderstraße beziehungsweise auf dem seeseitigen Deichverteidigungsweg nur zu geringen Beeinträchtigungen kommen wird. Die Wege zum Außenhafen sollen weitestgehend frei gehalten werden. Es sei aber nicht auszuschließen, dass temporär Sperrungen erforderlich sind. Der Deichband setzt auf das Verständnis von Einheimischen und Urlaubern für etwaige Unannehmlichkeiten. Aber: „Mit den Deichbaumaßnahmen kann der Hochwasserschutz für den Küstenbadeort Hooksiel wieder langfristig sichergestellt werden.“

Kaputte Zäune und viel Teek am Deich

Im zurückliegenden Winterhalbjahr wurden fünf Sturmfluten registriert. Dennoch haben die Deichschützer unter Führung des Vorstehers des III. Oldenburgischen Deichbandes, Eilt-Onno Garlichs heute keine größerern Schäden an der Hauptdeichline festgestellt. Am höchsten war das Wasser beim Sturm am 21. Dezember 2023 aufgelaufen, nämlich rund zweieinhalb Meter höher als beim Mittleren Tidehochwasser (MThw). Die Folgen sind noch gut erkennbar. Vor allem am Elisabethaußengroden wurden erhebliche Mengen Teek, also Pflanzenrest aus dem Deichvorland, angespült. Auf größeren Streckenabschnitten sind Schafzäune beschädigt. Schäden an Deckwerken am Deichfuß wurden zudem im Bereich Wilhelmshaven registriert. Der Deichband schätzt die Kosten für die Behebung der Sturmschäden auf 120.000 bis 150.000 Euro.

Deichband investiert 6 Millionen Euro

Unabhängig davon sollen in diesem Jahr die Arbeiten zur Erneuerung des Deckwerks am Voslapper Seedeich fortgesetzt werden. Ab dem Hooksieler Seedeich in Richtung Jade-Weser-Port bestehe „dringender Handlungsbedarf“. Für 2024, so der Deichband, sei geplant, weitere 400 Meter südlich der Raffineriebrücke auszubauen. Aktuell laufe die Ausschreibung dafür. Die Arbeiten sollen im Mai beginnen. Entsprechend werde der auch bei Radfahrern beliebte seeseitige Deichsicherungsweg abschnittsweise gesperrt. In 2025 sollen die Arbeiten in Richtung Containerhafen fortgesetzt werden.

Als weitere Baumaßnahmen hat sich der Deichband die Erhöhung und Verstärkung des Rüstersieler Seedeiches (ab 2025), die Nacherhöhung des Banter Seedeiches in Höhe des Flugplatzes Mariensiel (möglichst in diesem Jahr) sowie Instandsetzungsarbeiten an Lahungsfeldern zwischen Harlesiel und Schillig vorgenommen. Insgesamt seien allein für 2024 für Deichbaumaßnahmen und Unterhaltungsarbeiten an den Deichen des III. Oldenburgischen Deichbandes rund sechs Millionen Euro eingeplant.