Friesland/Wangerland (9. 11. 2024) – Die Wangerländer Abgeordnete Katharina Jensen (CDU) hat vor dem Landtag „die immense Bedeutung der Küstenfischerei“ für Niedersachsen hervorgehoben. „Die Küstenfischerei ist nicht nur ein Teil unserer Kultur und Identität, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftszweig.“ Jensen und forderte stabile Rahmenbedingungen für diese Branche.
Der Wert der Anlandungen in der niedersächsischen Küstenfischerei betrug im Jahr 2023 rund 20 Millionen Euro. Pro Kutter werden damit inklusive der nachgelagerten Bearbeitung bis zu 15 Arbeitsplätze gesichert. Jensen wies darauf hin, dass Orte wie Neuharlingersiel eindrucksvoll zeigen, wie eng Fischerei und Tourismus miteinander verknüpft sind und zur regionalen Identität sowie Attraktivität beitragen. „Unsere Küstengemeinden profitieren erheblich von der Wertschöpfung, die durch die Fischerei entsteht“, so Jensen weiter.
Aktuell liege die Selbstversorgungsquote bei Fisch in Deutschland bei nur etwa 15 Prozent des Bedarfs. „Es ist unser Ziel, die Selbstversorgung in unserem Land in allen Bereichen zu stärken, anstatt sie durch immer weitere Sparmaßnahmen und Regularien zu reduzieren“, erklärte die Abgeordnete. Sie kritisierte in dem Zusammenhang die drastische Reduzierung der Zahlungen an die Fischerei- und Transformations-Komponente nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz durch die Bundesregierung als „dramatischen Einschnitt“.
Hooksiel (25. 9. 2024) – Ein Bekenntnis zur Küstenfischerei, insbesondere der Muschelfischerei, haben CDU-Politiker bei einem Besuch an Bord des Muschelkutters „Royal Frysk“ abgelegt. Die Delegation mit der Bundestagsabgeordneten Anne Janssen, der Landtagsabgeordneten Katharina Jensen und dem Vorsitzenden der CDU Wangerland, Thies Fischer, an der Spitze war Gast bei einer Kutterfahrt zu den Erntegebieten der Saatmuscheln vor Hooksiel. Im Gespräch mit Kapitän David de Leeuw und Manuela Melle als Vertreterin der niedersächsischen Muschelfischerei wurden die aktuellen Probleme der Branche erläutert.
„Die Muschelfischerei spielt für die Region eine zentrale Rolle“, so Anne Janssen. „Sie ist nicht nur eine bedeutende wirtschaftliche Säule, sondern auch ein Teil unserer Kultur und unseres regionalen Erbes. Dennoch wird die Branche mit immer neuen Hürden konfrontiert.“
Die Muschelfischerei vor der niedersächsischen Küste erfolge traditionell in Hängenetzen, die im Meer verankert werden, damit sich die Muscheln frei in der Strömung entwickeln können. Diese Methode sei besonders nachhaltig, da sie die natürliche Umgebung schone. Dennoch seien die Erträge in den vergangenen 20 Jahren um mehr als 50 Prozent gesunken (von jährlich 7.000 Tonnen auf etwa 2.000 Tonnen).
Ein Grund dafür, so Manuela Melle, seien die zunehmenden Arbeiten in den Wattgebieten, bei denen viel Sediment aufgewirbelt werde. Dies habe negative Auswirkungen auf das Miesmuschelwachstum, da die aufgewirbelten Stoffe die Muscheln ersticken können und das Wasser trüben, was den Nährstoffaustausch und die Sauerstoffzufuhr behindere.
„Die Muschelfischer sind unsere Bauern des Meeres. Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung, wenn Traditionsbetriebe, wie der von Herrn de Leeuw, die bereits seit über 30 Jahren vor der Küste Hooksiels Muscheln züchten und fischen und zur maritimen Identität des Wangerland zählen, immer weiter an den Rand gedrängt werden“, so Fischer.
„Wir kämpfen mit strengen Auflagen und schwankenden Erträgen, diese Einschnitte erschweren unsere Arbeit massiv. Das Fanggebiet liegt im FFH- und Natura-2000-Gebiet, außerdem im Nationalpark und mittlerweile auch im Biosphärenreservat“, schilderte Melle. Ein weiteres großes Problem sei, dass die Schiffe der Muschelfischer keine Gelder aus den Offshore-Windparkversteigerungen erhalten. Ihre Schiffe seien dafür zu lang.
„Die Fischerei wird total allein gelassen“, beklagte Katharina Jensen. Ursprünglich seien ihr vom Bund 5 Prozent der Erlöse aus den Versteigerungen von Offshore-Windflächen zugesagt worden. Zuletzt sei der Betrag auf 1 Prozent gesunken. Im Haushaltsentwurf 2025 stünden nur noch gedeckelte 100 Millionen Euro – und damit noch weniger als 1 Prozent. Zudem seinen die 134 Millionen Euro Fördermittel für 2024 noch nicht ausgezahlt. „So funktioniert keine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wenn die Fischerei nicht mehr gewollt ist, dann muss man das auch so sagen“, so Jensen. Die CDU-Abgeordnete aus dem Wangerland wirft der Bundesregierung vor, falsche Prioritäten zu setzen. Ähnlich sieht das die Wittmunderin Anne Janssen: „Die Muschelfischerei darf nicht weiter durch bürokratische Hürden und fehlende Fördermittel gefährdet werden.“
Hooksiel/Friesland (6. 7. 2024) – Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die ersten Mittel aus den Wind-auf-See-Erlöse für die Umrüstung der deutschen Fischerei-Flotte bereitgestellt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (Varel) ist überzeugt davon, dass diese Mittel auch den Fischern an der Nordseeküste und in den Sielorten helfen werden.
Im Haushaltsjahr 2024 stehen dem Bundes-Landwirtschaftsministerium zweckgebundene Einnahmen in Höhe von etwa 134 Millionen Euro aus dem Erlös der Versteigerung von Windparkflächen auf See aus 2023 zu. „Diese Einnahmen dienen der Finanzierung von Maßnahmen zur umweltschonenden Fischerei einschließlich Fischereistrukturmaßnahmen“, so Siemtje Möller.
Sie selbst, aber auch die anderen Abgeordneten aus Küstenwahlkreisen, würden jetzt „sehr genau darauf schauen“, dass die Mittel nun zielgerichtet eingesetzt werden. Ziel sei es die Fischerei im Transformationsprozess hin zu umweltschonender Fischerei zu begleiten.
Die Fischereibeihilfen für Kutter- und Küstenfischer könnten durch die Teilentsperrung der Mittel nun im zweiten Halbjahr 2024 weiterhin gewährt werden. Weitere 20 Millionen Euro wurden laut Möller für die Entwicklung von emissionsarmen und multifunktionalen modernen Fischereifahrzeugen freigegeben. „Jetzt muss das Ministerium Tempo machen und unter anderem mit dem Bau der geplanten ,Kutter der Zukunft‘ fortschreiten“, fordert die für Friesland zuständige Abgeordnete in einer Pressemitteilung. Als Sofortmaßnahme stünden zudem Fördermittel in Höhe von zehn Millionen Euro zur Verfügung, um umweltschonende Fanggeräte zu entwickeln und zu erproben.
Friesland (28. 5. 2024) – Um die Zukunft der Fischerei ging es bei einem Gespräch, zu dem die SPD-Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller (Friesland/Wilhelmshaven/Wittmund) und Johann Saathoff (Aurich/Emden) Fischer und Vertreter aus Kommunen nach Neuharlingersiel eingeladen hatten. Hintergrund des Treffens war das Forderungspapier „Zukunft der Fischerei“ und die Verwendung der Fördermittel aus den Flächenerlösen von Offshore-Windparks.
„Uns als Küstenabgeordneten liegt die Fischerei besonders am Herzen“, unterstrichen Möller und Saathoff. „Die Kutter gehören zu unseren Sielorten und wir wollen sie auch in Zukunft nicht missen. Dafür ist es jedoch unabdingbar, dass Schritte unternommen werden, die die Fischer dabei unterstützen, ihre Branche für die Zukunft gut aufzustellen.“
Die Fischerei bekommt in diesem Jahr 125 Millionen Euro aus der Versteigerung von Flächen für Offshore-Windparks. Möller: „Viel wichtiger ist jedoch, dass die Minderung der Förderung auf ein Prozent der Versteigerungserlöse nur für dieses Jahr gilt und der Haushalt im kommenden Jahr wieder zum alten Berechnungsmodell zurückkehren wird.“Angesichts der immensen Investitionskosten, die die Fischereibetriebe zur Transformation ihres gesamten Wirtschaftszweigs stemmen müssten, sei dies eine wichtiges Signal, das für Planungssicherheit sorge.
Saathoff machte deutlich, dass es jetzt darum gehe, förderfähige Projekte aufzulegen, die bei diesem Transformationsprozess helfen. „Die Fischer fordern zurecht eine Zukunftsperspektive. Dafür braucht es zum Beispiel neue, energieeffiziente Fischereifahrzeuge. Wir wollen die zur Verfügung stehenden Mittel für eine Erneuerung der Flotte nutzen, da nur so die Fischerei bei uns an der Küste Bestand haben kann.“ Hierfür, so die Abgeordneten, gebe es erste gute Ideen.
Friesland/Hooksiel (26. 4. 2024) – Der Kreisausschuss des Landkreises Friesland hat einstimmig beschlossen, dass der Landkreis Friesland dem „Zukunftspakt-Küstenfischerei 2050“ beitritt. Das Bündnis aus Kommunen in der Küstenregion sowie Bürgervertretern und Verbänden aus den Bereichen Tourismus und Fischerei setzt sich für den Erhalt der deutschen Küstenfischerei ein.
Bereits im April 2023 hatte der Landkreis sich öffentlich zur Küstenfischerei bekannt, indem er eine Resolution zur Unterstützung der Küstenfischerei auf den Weg brachte. „Die Küstenfischerei ist eine wichtige Tradition in der Region. Der Landkreis Friesland setzt sich für die Fischerinnen und Fischer ein, deren Existenz durch die Pläne auf EU-Ebene teilweise stark gefährdet wird“, sagt Landrat Sven Ambrosy.
Der „Zukunftspakt“ appelliert an die Politik auf Landes-, Bundes- und Europaebene, die Fischereipolitik so anzupassen, dass die Küstenfischerei eine Zukunft hat. Die Küstenfischer sehen sich unter anderem durch eine zunehmende Industrialisierung der Nordsee sowie parallel dazu steigender Umweltschutzauflagen bedroht. Zuletzt lösten Pläne der Europäischen Union einen Proteststurm aus, das Fischen mit Grundschleppnetzen zu untersagen. Für die Krabbenfischer an der deutschen Nordseeküste käme das einem Berufsverbot gleich.
Friesland/Hooksiel (27.1. 2024) – Während die einen schon Entwarnung geben, beklagen die anderen eine falsche Weichenstellung der „Ampel“ in Berlin. Und die Betroffen, die Fischer an Nord- und Ostseeküste? Die sind nach Überzeugung der CDU-Abgeordneten Anne Janssen (Bundestag) und Katharina Jensen (Landtag) „tief verunsichert“.
Die Bundesregierung hatte beschlossen, den im Windenergie-auf-See-Gesetz geregelten „Nachteilsausgleich für die Fischerei“ um 80 Prozent zu kürzen. Inzwischen hat der Haushaltsausschuss des Bundestages sich auf Änderungen am Haushaltsentwurf 2024 geeinigt, denen allerdings der Bundestag noch zustimmen muss.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller und Wittmunds Landrat Holger Heymann hatten in dieser Woche verkündet, dass die ursprünglich auch schon für dieses Jahr vorgesehene Höhe der Strukturhilfen für die Fischer – nämlich fünf Prozent der Erlöse der Versteigerung von Offshoreflächen auf See (2023 etwa 670 Millionen Euro) – ab 2025 tatsächlich gelten soll. Für 2024 werde dieser Ansatz zwar auf ein Prozent gekürzt, liege aber immerhin infolge der hohen Versteigerungserlöse immer noch bei 125 Millionen Euro.
Die von den SPD-Politikern als Erfolg gewertete Planungssicherheit für die Fischereibetriebe ab kommendem Jahr hätten die CDU-Abgeordneten der Region „sehr verwundert“. Jensen (Wangerland) und Janssen (Wittmund) bestätigen, dass 2024 tatsächlich nur die Ausschreibungserlöse aus dem Jahr 2023 umverteilt werden sollen. Allerdings zeige ein Blick in die geplanten Ausgaben des Bundes ab 2025 Kürzungen für die Fischerei in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro. „Der Etat wurde also zusammengestrichen“, betont Jensen. „Das sind Gelder, auf die die Fischereibetriebe mit Anträgen schon 2024 hätten zugreifen können, die nun nicht zur Verfügung stehen werden.“
Ungewiss sei zudem, ob die in 2023 tatsächlich sehr hohen Versteigerungserlöse auch in Zukunft so hoch bleiben. Die Fördersumme für 2025 werde erst Ende 2024 feststehen. Abzuwarten bleibe dann noch, ob die Bundesregierung nicht abermals eine Änderung bei der Verteilung der Erlöse vornimmt, um wieder eine Haushaltslücke zu stopfen, so Janssen.
Hooksiel (28. 8. 2023) – Ob und inwieweit Chlor-Rückstände im Wasser die Muschelaufzucht in der Jade beeinträchtigen, ist noch nicht absehbar. „Bislang haben wir noch keine Auswirkungen auf die Muschelkollektoren festgestellt“, sagte Manuela Melle, Sprecherin der Niedersächsischen Muschelfischer GbR, gegenüber der Netzzeitung „hooksiel-life.de“.
Aber Grund zur Entwarnung gibt es noch keineswegs. Das seit Ende 2022 am LNG-Terminal Wilhelmshaven vor Hooksiel liegende schwimmende Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ arbeitet erst seit Anfang August im so genannten „offenen Kreislauf“. Das heißt: Meerwasser aus der Jade wird angesaugt, um über ein Rohrsystem das mit minus 162 Grad angelieferte Flüssigerdgas (LNG) zu erwärmen und dadurch zu regasifizieren.
Das Rohrsystem an Bord wird über eine Elektrochlorierung vor dem Befall von Muscheln, Algen oder Seepocken freigehalten. Von den dabei über das Abwasser ins Meer zurückgeleiteten Chloriden befürchten Umweltschützer und Fischer negative Auswirkungen auf Flora und Fauna im Umfeld des Schiffes und im nahe gelegenen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Erst vor wenigen Tagen hatte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) einen ersten offiziellen Messbericht zur Gewässerbelastung veröffentlich. Die Botschaft: Alle zulässigen Schadstoff-Werte wurden eingehalten. Allerdings: Im Zeitraum der Messungen (bis Ende Juni) war noch gar kein Meerwasser für die Erwärmung des LNG verwendet worden.
Chlor-Rückstände könnten die Muschelsaat belasten
Spannend werden erst die Messwerte der nächsten Monate. Laut Betriebsgenehmigung dürfen über das Prozesswasser der „Höegh Esperanza“ bis zu 35 Tonnen (!) Chlor im Jahr in die Jade eingeleitet werden. Und: In einem Abstand von nur 450 Metern befinden sich die ersten Landleinen-Kulturen von Miesmuscheln, über deren Kollektoren die Muschelfischer Saatmuscheln gewinnen. Die Kollektoren dienen zum Ansiedeln der Jungmuscheln als umweltverträgliche nachhaltige Nutzung und wurden in einer Pilotstudie mit Unterstützung von Umweltministerium erforscht. Die Saatmuscheln werden geerntet und dann auf entfernten Brutflächen ausgebracht.
Die größte Sorge der Muschelfischer: Die Chlorrückstände könnten auch die Saatmuscheln abtöten oder sich als Schadstoff in der Muschel ansammeln. Für beide Szenarien gibt es bislang keine Belege. Aber beruhigt ist Manuela Melle noch keineswegs. „Wir werden Muschelproben nehmen und diese auf Schadstoffe untersuchen lassen.“
Keine Kompensation für wirtschaftlichen Schaden
Die Muschelfischer GbR, die die Interessen der nur noch vier niedersächsischen Muschelfischer-Betriebe vertritt, hatte frühzeitig ihre Bedenken gegen den Betrieb der „Höegh Esperanza“ angemeldet und das Gespräch mit Politik und Behörden gesucht. „Unsere Bedenken wurde im Hinblick auf die nationalen Interessen abgebügelt“, sagt Manuela Melle. Der Tonfall in den Gesprächen sei freundlich und verständnisvoll gewesen. Eine Kompensation für mögliche wirtschaftliche Schäden habe man den Muschelfischern aber nicht in Aussicht gestellt. LNG gilt als unverzichtbarer Ersatz für russisches Pipelinegas, das bekanntlich nicht mehr nach Deutschland fließt.
Die Muschelfischer verzichteten auf einen Klage, legten aber Widerspruch gegen den Genehmigungsbescheid für die „Höegh Esperanza“ ein. Bislang habe man dazu noch nichts wieder gehört, so Manuela Melle. Derzeit warte man gespannt darauf, mit welchem technischen Verfahren künftig die Chlor-Einträge de LNG-Fabrikschiffes verringert werden soll. Vorschläge zum „Minimierungsgebot“ sollen bis Ende August vorliegen. Gegen eine Stoßchlorierung, die als Alternative zur Prozesswasser-Behandlung untersucht wurde, habe man noch größere Bedenken, da dabei in kurzen Zeiträumen noch mehr Chlor und Chlor-Nebenproduke ins Wasser gelangen, sagt Manuela Melle. „Die Ultraschall-Methode würden wir befürworten.“
Ob schon die Chlor-Debatte dem Image der niedersächsischen Miesmuschel geschadet hat, wird sich erst in Kürze zeigen. Die heimischen Muschel werden über eine Auktion in den Niederlanden vermarktet.
Dieses Jahr noch keine Hoosksieler Muscheln im Handel
„In diesem jahr werden wir keinen Muscheln aus dem Jadegebiet verkaufen“, sagt Manuela Melle. Die Saatmuscheln von den Kollektoren in der Jade würden erst im Herbst geerntet und zu den Bodenkulturen gebracht, wo sie in etwa zwei Jahren Konsumgröße erreicht haben werden. Da Muscheln veterinärrechtlich intensiv überwacht werden, so Manuela Melle, bestehe aber ohnehin keine Gefahr, das schadstoffbelastete Muscheln in den Handel gelangen.
Sollte es also zu einer zügigen Umrüstung der „Höegh Esperanza“ auf ein chlorfreies Antifouling-Verfahren kommen, könnte die Muschelfischer mit einem blauen Auge davon kommen. Zumindest was die „Höegh Esperanza“ betrifft. Allerdings, so warnen die Fische, werde ja bereits am zweiten LNG-Terminal an der Jade gearbeitet.
Für den Schiffsanlage müssten dann rund 1,2 Millionen Kubikmeter Sand und Schlick auf der Jade gebaggert und abtransportiert werden. Zusammen mit den zu erwartenden Strömungsveränderungen sei das – auch ohne weitere Chlor-Einträge – erneut ein „schwerwiegender Eingriff in den Naturhaushalt“ – mit ungewissen Folgen für Flora und Fauna in der Jade.
Hooksiel/Bremerhaven (3. 5. 2023) – Welche ökologischen Auswirkungen hat die Krabbenfischerei? Eine brisante Frage, auf die das Thünen-Institut für Seefischerei (Bremerhaven) eine Antwort gegeben hat.
Das Institut hat jetzt die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Cranimpact“ vorgestellt. Institutsleiter Dr. Gerd Kraus überreichte den Abschlussbericht an Fischereiministerin Miriam Staudte (Niedersachsen) und Fischereiminister Werner Schwarz (Schleswig-Holstein). Beide Länder haben das Projekt mit rund 1,4 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) und Landesmitteln unterstützt.
Im Rahmen des Forschungs-Vorhabens wurden über vier Jahre die Auswirkungen der Garnelenfischerei auf die vorherrschenden Lebensraumtypen in den Wattenmeer-Nationalparks erforscht. Dabei wurden sowohl die kurzfristigen Auswirkungen als auch die chronischen Veränderungen durch anhaltenden Fischereidruck untersucht.
An Brisanz gewann die Studie durch den jüngsten Vorstoß der EU-Kommission, die angeregt hat, das Fischen mit Grundschleppnetzen in Schutzgebieten zu untersagten. Fischer, Fischereiverbände und Vertreter der Küstenregion laufen seit Wochen gegen diese Pläne Sturm, da sie das Aus für die traditionelle Küstenfischerei und die deutschen Krabbenfangflotte befürchten.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Projekts gehört, dass die Krabbenfischerei im hochdynamischen, von starken natürlichen Schwankungen beeinflussten Wattenmeer einen durchaus messbaren, aber im Vergleich zu anderen Faktoren, wie der Zusammensetzung des Sediments, geringeren Einfluss auf die Artgemeinschaften des Meeresbodens ausübt. Dies gilt zumindest für die vorherrschenden durch Fein- und Mittelsande geprägten Lebensräume, die über 90 Prozent der tieferen Bereiche des Wattenmeers ausmachen.
Für die Arten, für die ein Fischereieinfluss im Experiment nachgewiesen werden konnte, wurden kurze Erholungszeiten von maximal 20 Tagen errechnet. Unterschiede zwischen einem Gebiet im dänischen Wattenmeer, für das seit über 40 Jahren ein Fischereiverbot gilt, und verschieden stark befischten Bereichen im deutschen Wattenmeer ließen sich zu knapp neun Prozent durch den Fischereieinfluss erklären.
Politiker setzten auf Versachlichung der Debatte
„Forschungsprojekten wie Cranimpact kommt eine herausragende Bedeutung für eine wissenschaftsbasierte Bewertung der Umweltwirkungen der Fischerei zu“, sagte Ministerin Staudte. „Die Projektergebnisse können nun eine wichtige Grundlage für die weiteren Gespräche mit der EU-Kommission zur Zukunft der grundberührenden Fischerei sein. Wir sehen zudem noch weiteren Forschungsbedarf in Bezug auf besonders schützenswerte Gebiete im Wattenmeer, die die Studie nicht beleuchtet hat.“
Minister Schwarz: „Ich bin mir sicher, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt dazu beitragen werden, die von Nutzer- und Schützerseite häufig sehr emotional geführte Diskussion um die Auswirkungen der Krabbenfischerei ein Stück weit zu versachlichen. Dies wird auch den politischen Entscheidungsträgern enorm helfen, für einen fairen Interessenausgleich zwischen Schutzerfordernissen auf der einen und Nutzungsinteressen auf der anderen Seite zu sorgen.“
Umwelthilfe legt neues Rechtsgutachten vor
Entwarnung also für die Krabbenfischer? Noch nicht. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Ocean Vision Legal verweisen mit Blick aif die Ostsee auf ein neues Rechtsgutachten, das aufzeige, dass die Verwendung von Grundschleppnetzen in Natura 2000-Meeresschutzgebieten des deutschen Küstenmeeres ohne eine positive Verträglichkeitsprüfung anhand der Erhaltungsziele rechtswidrig sei. „Die jahrzehntelange Überfischung und die Verwendung zerstörerischer Fangmethoden wie der Grundschleppnetzfischerei, die hohe Mengen an Beifängen von Dorsch verursacht hat, sind Gründe für die derzeitige Notlage der Dorschpopulationen in der Ostsee.“ Trotz des Verbots der direkten Fischerei erhole sich der Dorsch-Bestand in der Ostsee nicht.
„Das Rechtsgutachten unterstreicht, dass Grundschleppnetze in Meeresschutzgebieten nichts verloren haben und europäischem sowie nationalem Recht widersprechen“, sagte Katja Hockun, Meeresschutz-Expertin der DUH. „Daher müssen die Grundschleppnetzfischerei aus Meeresschutzgebieten verbannt, die Fischerei umweltschonend transformiert und nur noch umweltverträgliche Fanggeräten eingesetzt werden.“
Hooksiel/Hannover (28. 4. 2023) Mit einem Entschließungsantrag zur Küstenfischerei fordert die CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag die Landesregierung auf, sich auf nationaler und europäischer Ebene gegen pauschale Verbote und für eine differenziertere Bewertung verschiedener Formen der mobilen Grundfischerei einzusetzen. „Unsere Küstenfischer brauchen jetzt alle Unterstützung, die sie bekommen können“, betont die Wangerländer CDU-Abgeordnete Katharina Jensen.
Die Nachricht, dass nach Plänen der EU-Kommission Fischern an der Nordseeküste bereits ab 2024 die so genannte „grundberührende Fischerei“verboten werden soll, habe hohe Wellen geschlagen. Inzwischen habe der zuständige EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius die kulturelle Bedeutung der Küstenfischerei sowie ihre Bemühungen um eine ökologisch nachhaltige Fischerei anerkannt. Er habe zugesichert, dass die Europäische Kommission „für März 2024 kein pauschales Verbot von Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten“ plant.
Aus Sicht von Jensen (Foto) und ihrer Fraktion muss die rot-grüne Landesregierung dafür werben, dass die Küstenfischerei in ihrer bisherigen Form erlaubt bleibt, sofern Forschungsergebnisse zeigen, dass von ihr nur geringe Auswirkungen auf den Zustand der Meeresökosyseme ausgehen. Falls dies nicht der Fall sein sollte, müsse die Fischerei zumindest so lange praktiziert werden können, bis innovative, schonendere Alternativen entwickelt und zur Praxisreife gebracht worden sind.
„Bei uns an der Nordseeküste herrscht Konsens, dass die Küstenfischerei grundsätzlich erhalten bleiben muss und keinen EU-Verboten zum Opfer fallen darf“, betont Jensen. Garnelen etwa werden seit dem 17. Jahrhundert im deutschen Wattenmeer gefangen. In ihrer heute bekannten Form existiere die Küstenfischerei etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts.
Nach Angaben des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums gingen 2020 noch rund 100 Krabbenkutter von Niedersachsen aus auf Fangfahrt, drei davon aus Hooksiel. Mehr als 50 Prozent der Umsätze der niedersächsischen Küstenfischerei werden im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erzielt.