Keine Schonfrist: Gemeinde bekräftigt Kündigung für Hallenbad-Restaurant

Hooksiel (15. 5. 2023) – Der Verwaltungsausschuss der Gemeinde Wangerland hat a heutigen Montagabend in nicht-öffentlicher Sitzung gegen eine Verlängerung des Pachtvertrages für das Restaurant des Hallenwellenbades in Hooksiel gestimmt. Das teile Bürgermeister Mario Szlezak (SPD) im Anschluss mit. Details zur Debatte in dem Gremium wurden zunächst nicht bekannt. 

Restaurant am Hallenbad
Die Wiedereröffnung des Restaurants am Hallenwellenbad Hooksiel steht in den Sternen. Foto: hol

Das Hallenwellenbad gehört der gemeindeeigenen Wangerland Touristik GmbH (WTG). Der Gemeinderat vertritt die Interessen des Gesellschafters. Pächter des Hallenbad-Restaurants ist der Investor Carsten Hippenstiel, der in das Restaurant und seine Außenanlagen in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben mindestens 900 000 Euro investiert hat. Allerdings: Laut Vertrag hätte das Restaurant zum 1. Mai dieses Jahres wieder eröffnet werden sollen.

Das war Hippenstiel nicht gelungen. Mehrfach hatte er potenzielle Betreiber vorgestellt, die dann aber aus verschiedenen Gründen wieder abgesprungen waren. Daraufhin hin hatte die WTG nach eignem Bekunden den Pachtvertrag zum 31. Mai gekündigt. 

Der VA hat diese Entscheidung jetzt bekräftigt – und damit Appellen unter anderem von der Bürgerinitiative Hooksiel, man möge den Vertrag noch einmal um eine letzte Schonfrist verlängern, eine Absage erteilt. Die BI hatte für den Investor unter anderem ins Feld geführt, dass das Hallenbad selbst ja auch noch geschlossen sei und dass Hippenstiel am ersten Mai-Wochenende tatsächlich einen weiteren, anerkannten Gastronomen aus der Region als potenziellen Betreiber vorgestellt hatte. Zudem hatte die BI bis zuletzt gehofft, dass Hippenstiel auch noch als Mit-Investor für die absehbar notwenigen Sanierungsarbeiten im Hallenwellenbad zur Verfügung stehen könnte.

Dieser Traum dürfte jetzt ausgeträumt sein. Wie es mit dem Restaurant weitergehen soll, ist völlig unklar. Gemeinsames Ziel im Rat sei es weiterhin, das Restaurant so schnell wie möglich zu eröffnen, sagte Szlezak gegen über „Hooksiel-Life“. Vielleicht ja sogar mit dem von Hippenstiel vorgeschlagenem Betreiber. „Wir hoffen jetzt, dass es eine außergerichtliche Einigung mit dem Investor geben kann.“ Knackpunkt dabe dürfte wohl werden, ob und wie Hippenstiel für seine bereits getätigten Investitionen entschädigt werden soll. Ohne eine Einigung in dieser Frage dürfte ein Rechtsstreit drohen. 

Restaurant, Hotel, Hallenbad: Gemeinde steht vor wichtiger Weichenstellung

Restaurant am Hallenbad
Die Frist ist schon verstrichen: Das Restaurant mit Eiscafé am Hallenwellenbad sollte zum 1. Mai einen neuen Betreiber bekommen. Wird jetzt der Pachtvertrag mit dem Investor gekündigt? Foto: hol

Hooksiel (5. 5. 2023) – Die nächsten Tage werden spannend. Am Montag, 15. Mai, will der nicht-öffentlich tagende Verwaltungsausschuss der Gemeinde Wangerland darüber entscheiden, wie es mit der Restaurant am Meerwasser-Hallenwellenbad Hooksiel weitergehen soll. Konkret: Entweder erhält die Gemeinde als Gesellschafterin der Wangerland Touristik GmbH (WTG) die Kündigung des Pachtvertrages zum 31. Mai aufrecht – oder Investor Carsten Hippenstiel erhält noch „eine allerletzte Schonfrist“, um einen Betreiber zu präsentieren und das Restaurant zu eröffnen.

An der Restaurant-Entscheidung hängt weit mehr als die künftige Versorgung der Badegäste im Hallenwellenbad mit Speisen und Getränken. Letztlich geht es um die touristische Weiterentwicklung des gesamten Areals rund um das Bad sowie um eine dauerhafte Perspektive für das über 40 Jahre alte Hallenwellenbad selbst. Hier prallen unterschiedliche Vorstellungen aufeinander. Und auch die Person Hippenstiel weckt viele Emotionen – positive wie negative.

Investor hat in Restaurant und Saal erheblich investiert

Zum Restaurant: Bis 2021 wurde das Restaurant mit Saalbetrieb von Jens Unger betrieben, der eine gastronomischen Aktivitäten an Strand und Campingplatz verlegt hat. Neuer Pächter wurde Hippenstiel, der mit mit einem Totalumbau der Räume und der Neugestaltung der Außenanlagen begann. So entstanden untere anderem eine Außenterrasse samt Spielplatz, ein Beachvolleyball-Feld und eine Boule-Bahn. Im Innenbereich sollten der Sanitärbereich, der Saal, Küche und Flur völlig neu gestaltet werden. 

Hippenstiel spricht davon, bislang bereits rund 900 000 Euro investiert zu haben. Kritiker bezweifeln diese Summe. Aber, so WTG-Geschäftsführer Armin Kanning, unstrittig sei, das bereits eine „ordentliche sechsstellige Summe“ in den Restaurantkomplex geflossen sei. Ein Nachweis über genaue Beträge stehe noch aus. Bis zur Inbetriebnahme müssten wohl rund weitere 100 000 Euro fließen. Diese finalen Investitionen, so Hippenstiels Position, sollten aber mit dem künftigen Betreiber abgestimmt werden.

Hallenbad Hooksiel
Noch sind die Zukunftspläne für Hallenwellenbad Hooksiel ungewiss. Foto: hol

Der Knackpunkt: Der Pächter hatte sich vertraglich verpflichtet, bis zum 1. Mai das Restaurant zu eröffnen – andernfalls könnte der Pachtvertrag gekündigt werden. Offenbar sind Betreiber für Gastro-Betriebe nur schwer zu finden. Corona-Pandemie und Energiekrise haben Spuren hinterlassen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, gerade in der Gastronomie. Denn mit einem Betreiber allein ist es ja nicht getan. Ebenso wichtig sind qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Hippenstiel hatte zwei potenzielle Betreiber an der Hand. Beide sind aus unterschiedlichen Gründen wieder abgesprungen. Im dritten Anlauf präsentierte er pünktlich zum 1. Mai (!) mit der türkischen Familie Özgün einen erfahrenen und zudem mit der Region vertrauten Betreiber. Wie Koch Zeynal Özgün gegenüber der „Wilhelmshavener Zeitung“ sagte, möchte sich um die Küche kümmern, sein Neffe Zinar Dag um den Restaurantbetrieb, Tochter Dicle um das Eiscafe. Die Familie will mit ihrer kompletten Stamm-Mannschaft von der „Mühle“ in Wittmund nach Hooksiel übersiedeln.

Ein anerkannt qualifizierter Betreiber mit ausreichend Personal, alles gut? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Wie die Recherche von „Hooksiel-Life“ unter den Wangerländer Ratsmitgliedern, die die Gesellschafterversammlung der WTG bilden, ergab, überwiegt derzeit noch die Skepsis. Einige pochen auf die Eröffnungsfrist, die am 1. Mai abgelaufen ist. Anderen fehlt das Vertrauen in die Verlässlichkeit des Investors, der meist schwer zu erreichen sei und sich nicht immer an Absprachen halte.

Bürgermeister warnt vor öffentlicher Schlammschlacht

„Herr Hippenstiel hat bei großen Teilen des Rates das Vertrauen verspielt“, ist der Eindruck von Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak. Szlezak selbst ist erst seit November 2021 im Amt und war somit an den ursprünglichen Vereinbarungen und Absprachen mit Hippenstiel nicht oder nur am Rande beteiligt. Den aktuell präsentierten Restaurant-Betreiber hält er für „völlig okay“. Deshalb werde der Verwaltungsausschuss am 15. Mai möglicherweise über eine Verlängerung der Eröffnungsfrist um vier bis maximal sechs Wochen diskutieren. 

Möglicherweise ließe sich so eine juristische Auseinandersetzung vermeiden, die schnell zu einer öffentlichen Schlammschlacht ausarten könnte. Formal, so sehen es viele Ratsmitglieder, sei der Investor nach der Kündigung seines Vertrages in der Pflicht, das Restaurant in den ursprünglichen Zustand zurückzubauen. „Es hat ihn ja niemand gezwungen, so viel Geld zu investieren“, sagte ein Ratsmitglied gegenüber „Hooksiel-Life“. Aber, so die Gegenmeinung: Es hat den Investor auch niemand vor möglichen Fehlinvestitionen gewarnt. Und was wäre gewonnen, wenn die Suche nach einem Restaurant-Betreiber wieder von ganz vorn beginnen müsste. Hinzu kommen offenbar abweichende Lesarten zu künftigen Pachtzahlungen. 

Unklar ist auch, was der Restaurant-Streit eigentlich für das Hallenwellenbad bedeutet. Einig sind sich die WTG und Hippenstiel, dass es keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Wiedereröffnung des Hallenbades und des Restaurants gibt. Das Restaurant soll so attraktiv werden, dass es eine ganz eigene Zugkraft entwickelt und notfalls auch ohne Badegäste auskäme. 

Aber zumindest in Kreisen der Bürgerinitiative Hooksiel, die seit Jahren für den Erhalt des Hallenwellenbades kämpft, galt Investor Hippenstiel als potenzieller Retter des in die Jahre gekommenen Hallenwellenbades – nämlich als Privater, der sich an den Sanierungskosten im Bad beteiligt – wenn er davon einen Nutzen hätte.

Hotel-Appartements
Hier sollte nach den ursprünglichen Plänen der Investoren im Frühjahr 2023 ein Hotel-Appartement-Komplex eröffnet werden. Noch ist das Projekt von der Fertigstellung weit entfernt. Foto: hol

Eine entsprechende Vision hatte Hippenstiel zusammen mit einem Architektenbüro bereits in der vergangenen Ratsperiode vor den Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat vorgestellt. Sein Eindruck damals: „Die Pläne sind durchweg auf Zustimmung gestoßen.“ Im Rat aber will davon heute niemand mehr etwas wissen, zumal es keine verbindlichen Beschlüsse gab.

Der Kern der Pläne: Das Hallenwellenbad mit der neuen Restauration sowie saniertem Schwimm- und Saunabereich könnte das Herzstück einer Hotelanlage werden, das aus einem bereits im Bau befindlichen Appartement-Hotelkomplex auf der gegenüber liegenden Straßenseite (Bebauungsplan Nr. III, 6a Hooksiel) sowie einem weiteren geplanten Bettentrakt in unmittelbarer Nachbarschaft des Bades bestehen könnte. 

Eigene Parkplätze für Hotel-Appartements erforderlich

Dafür müsste aber der Rat der Gemeinde die Bauleitplanung für das gesamte Areal entsprechend anpassen. Für die Investoren der Hotel-Appartement-Anlage könnte sich damit die Möglichkeit eröffnen, das Restaurant und die Parkplätze am Hallenbad mitzunutzen. Beides ist in der Baugenehmigung für das Hotel zwingend vorgeschrieben – und zwar bezogen auf das vorhandene Grundstück. Allein der Platz für 50 bis 70 Parkplätze verringert die Zahl der möglichen Appartements auf dem Hotelgrundstücke – und damit die Wirtschaftlichkeit des Projekts – erheblich. 

Für eine entsprechende Änderung der Bebauungspläne gibt es im Gemeinderat aber aktuell keine Mehrheiten, ist sich Bürgermeister Szlezak sicher. Zumal es auch zum Hotelkomplex mehr offene Fragen als Begeisterung gebe. Trotz anders lautender Ankündigungen ruhen die Bauarbeiten dort seit gut einem Jahr. „Ich habe Herrn Hippenstiel mehrfach aufgefordert, seine Pläne öffentlich zu präsentieren und einen entsprechenden Antrag zur Änderung der Bauleitplanung zu stellen. Passiert ist aber nichts.“ 

Zur Versachlichung der Debatte könnte beitragen, das Jan Sadowsky, Partner von Hippenstiel im Hotel-Projekt, gegenüber dem „Jeverschen Wochenblatt“ angekündigt hat, dass es mit dem Bau der insgesamt 61 Hotel-Appartements in Kürze weitergehen werde. Die Fertigstellung des Komplexes („Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“) sei bis spätestens Ende 2024 geplant – einschließlich eines eignen Restaurants.

Wie sich vor diesem Hintergrund die Suche nach einem privaten Ko-Investor für das Hallenwellenbad entwickeln wird, ist völlig unklar. Ein Interessen-Bekundungsverfahren war kürzlich ergebnislos zu Ende gegangen. Investor Hippenstiel hatte sich an dem Verfahren gar nicht erst beteiligt. Die eine Seite wertet das als Beleg für mangelndes Interesse oder fehlende finanzielle Möglichkeiten, sich an der Bad-Sanierung zu beteiligten. Die andere Seite und der Investor selbst verweisen darauf, dass er ja schon vor Jahren sein Interesse bekundet habe … 

Eröffnung des Hallenwellenbades Ende Juni?

Kurdirektor Kanning jedenfalls plant für den Bereich des Meerwasser-Hallenwellenbades nicht mehr mit Hippensiel. Die Wangerland Touristik habe in den vergangenen Monaten noch einmal viel Geld in die Hand genommen, um das Bad betriebssicher zu machen. Derzeit laufe die Ausschreibung für die Sanierung der Stützpfähle. Kanning: „Der Weiterbetrieb des Bades ist vorerst gesichert. Wir werden voraussichtlich zum 30. Juni, vielleicht auch etwa später, wieder öffnen“, sagte Kanning gegenüber „Hooksiel-Life“.

Und wie ist es um eine langfristige Perspektive für das Bad bestellt? Kanning: „Natürlich besteht weiter Handlungsbedarf. Das Bad ist nun einmal über 40 Jahre alt. Aber über Lösungen werden wir uns in der Gemeinde selbst Gedanken machen müssen.“