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Beiträge veröffentlicht in Januar 2024

Zum Schutz von Mensch und Tier: Weniger Licht am LNG-Terminal

Wilhelmshaven/Hooksiel (31. 1. 2024) – Am LNG-Terminal Wilhelmshaven liegt die „Höegh Esperanza“ – eine Arbeitsplattform für den Import von Flüssigerdgas. Vor allem weil an Bord Menschen arbeiten, muss das Schiff beleuchtet sein – rund um die Uhr. Die gute Nachricht für Anwohner und Natur: Ab sofort erstrahlt die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) deutlich weniger hell. 

Eine dunkle Nacht ist nicht nur wichtig für einen gesunden Schlag von Menschen, sondern auch für den biologischen Rhythmus von Tieren. Wie Uniper mitteilt, verursache die „Höegh Esperanza“ bereits seit Mitte Dezember deutlich weniger Lichtemissionen. Mehr als ein Drittel der Beleuchtung werden seither nachts abgeschaltet. Das LNG-Terminal leiste damit einen Beitrag zum Projekt „Darker Sky“ (dunklerer Himmel), das aus dem Interreg-Nordseeprogramm von der EU cofinanziert wird. 

FRSU Höegh Esperanza
Zum Wohle von Mensch und Natur: Die FSRU „Höegh Esperanza“ strahlt künftig deutlich weniger intensiv in den friesischen Nachthimmel und in den Nationalpark Wattenmeer. Foto: Uniper

Die intensiven Lichtemissionen gehörten bislang neben den Chlor-Einträgen von Bord ins Wattenmeer zu den Hauptkritikpunkten am Betrieb der „Höegh Esperanza“ in unmittelbarer Nähe des Hooksieler Außenhafens. Lärm spielte in Wilhelmshaven, anders als etwa am LNG-Terminal in Brunsbüttel, wohl aufgrund der großen Entfernung zu Wohnhäusern nur eine untergeordnete Rolle.

Initiative der Nationalparkverwaltung

Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer (NPV) war im vergangenen Sommer über den Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Wilhelmshaven an den Betreiber des LNG-Terminals DET (Deutsche Energy Terminal GmbH) sowie die Bewirtschafterin der Anlage LTeW (LNG Terminal Wilhelmshaven GmbH, ein Uniper-Unternehmen ) mit der Frage herangetreten, ob nicht eine Minderung der Lichtemissionen möglich sei. Die Stadt gehört zu den Unterzeichnern der „Trilaterale Vision zum dunklen Himmel über dem Wattenmeer“. Die Vision und „Darker Sky“ haben zum Ziel, Lichtverschmutzungen in Küstennähe zu reduzieren. Damit sollen Artenvielfalt und ökologische Vernetzung in der Nordseeregion gefördert werden. 

LTeW, DET und der FSRU-Betreiber Höegh LNG haben prüfen lassen, ob die Möglichkeiten für eine freiwillige nächtliche Lichtreduktion besteht. Die Mindestanforderungen für die Beleuchtung der FSRU werden dabei von den Aspekten „Arbeitssicherheit an Bord“ und „see- und schifffahrtspolizeiliche Vorgaben bzw. Sicherheit des Schiffsverkehrs“ gesetzt. Ausschlaggebend für die Genehmigung war letztendlich eine Begutachtung durch das Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg (GAA Oldenburg), des Wasser- und Schifffahrtsamtes und der Hafenbehörde. 

Grünes Licht von Behörden

Die Untersuchung von Höegh LNG ergab, dass in der Nacht 15 von 34 Lichtern beziehungsweise Lichtergruppen an Bord ohne Gefährdung der Sicherheit ausgeschaltet werden können. Ausgenommen bei Notfälle oder notwendigen Nachtarbeiten an Deck. Damit hat sich von der „Höegh Esperanza“ ausgehenden Lichtemissionen deutlich verringert. 

Zusätzlich habe die LTeW erreicht, dass des Nachts die Beleuchtung auf dem FSRU-Anleger um 50 Prozent reduziert und jede zweite Lampe ausgeschaltet wird. Nur während der nächtlichen, behördlich vorgeschriebenen Rundgänge oder bei Nachtarbeiten müssten diese voll eingeschaltet werden, heißt es in der Mitteilung. 

Beispielhafte Zusammenarbeit

Ralf Kohlwes, Fachbereichsleiter Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Wilhelmshaven, bewertet die Verminderung der Lichtemissionen als beispielhaft, da damit die unterschiedlichsten Anforderungen im Raum Wilhelmshaven berücksichtigt werden. Immerhin sei die Region zugleich Industriestandort und Teil der Biosphärenregion „Niedersächsisches Wattenmeer“ sowie Nachbar des Nationalparks und Weltnaturerbes „Niedersächsisches Wattenmeer“. 

„Wir freuen uns, dass das LNG-Terminal durch diese Lichtreduktion einen aktiven Beitrag zum international bekannten „Darker Sky“-Programm leistet“, sagt LTeW-Geschäftsführer Thomas Hohmann. „Das spürbare Ergebnis haben wir dank eines engen und vertrauensvollen Dialogs mit allen Beteiligten erzielt.“ 

Mindaugas Petrauskas, Geschäftsführender Direktor der Höegh LNG Wilhelmshaven GmbH: „Die Darker-Sky-Initiative ist ein schönes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Partner des Wilhelmshaven LNG Terminals und der zuständigen Behörden. Die Modifikationen des Terminals tragen dazu bei, die Auswirkungen des Betriebs auf die Umwelt zu reduzieren, ohne die Sicherheit des Betriebs zu gefährden. Wir haben großen Respekt vor der sensitiven Küstenregion Niedersachsens und sind uns unserer Verantwortung bewusst.“ 

Mit Kunstverstand und Menschenkenntnis fürs Künstlerhaus

Renate Janßen-Niemann
Renate Janßen-Niemand verantwortet seit zehn Jahren das Kunst- und Kulturangebot im Künstlerhaus Hooksiel. Foto: hol

Hooksiel (31. 1. 2024) – Das Künstlerhaus in Hooksiel ist weit über die Region hinaus bekannt und in der Gemeinde Wangerland wohl gelitten. Bester Beleg dafür: Trotz aller Sparzwänge in der Kommune hat noch niemand die Existenzberechtigung des kulturellen Kleinods in Frage gestellt. Schon das ist ein Erfolg, an dem Renate Janßen-Niemann großen Anteil hat.

Renate Janßen-Niemann leitet das Haus sei nunmehr genau zehn Jahren. Ehrenamtlich, aber mit einer gehörigen Portion Kunstverstand und großer Menschenkenntnis, die die 75-Jährige auch ihrer jahrelangen Tätigkeit als Schulleiterin verdankt. Der Wangerländerin ist es unter anderem gelungen, das Künstlerhaus von elitären Kunst- und Kulturdebatten fern zu halten.

6500 Besucher im Jahr

Bei jeder Gelegenheit betont sie, dass die Einrichtung mit ihren 6500 Besuchern im Jahr (2023) auch wirtschaftliche Bedeutung für den Ort und die Gemeinde habe. Als Anziehungspunkt für Urlauber ebenso wie für kulturell Interessierte aus dem In- und Ausland. Denn dafür, dass das Künstlerhaus einen guten Ruf hat, sorgen schon die zahlreichen Stipendiaten, die in dem Haus gelebt und gearbeitet haben – im vergangenen Jahrzehnt meist betreut von Renate Janßen-Niemann. „Ich habe ganz tolle Menschen kennengelernt“, sagte die Künstlerhaus-Leiterin. „Mit einigen bin ich bis heute befreundet.“

Renate Janßen-Niemann hat ihre Aufgabe am 1. Februar 2014 übernommen. Damals trat sie die Nachfolge von Maria Diedrichs-Bolsenkötter an. Die neue Künstlerhaus-Leiterin wurde vom Gemeinderat gewählt. Einstimmig. Dieser Vertrauensbeweis über die politischen Lager hinweg ist der langjährigen CDU-Kommunalpolitikerin bis heute enorm wichtig. „Sonst hätte ich den Sprung ins kalte Wasser auch nicht gewagt.“

Als Leiterin des Hauses plant und kuratiert Janßen-Niemann seither die Jahresprogramme, sucht mit einem Beirat spannende Stipendiatinnen und Stipendiaten aus, kümmert sich um das Kunstkarussell für Kinder, hat ein Auge auf das Kunstarchiv der Gemeinde sowie das Gebäudemanagement und die Betreuung der Aufsichtskräfte im Künstlerhaus. Hinzu kommen das Marketing für die Kulturangebote, von Einladungen zu Ausstellungen über die Pressearbeit bis zum Aufhängen von Plakaten. 

Förderer und Sponsoren

Hilfreich ist, dass die gebürtige Sengwarderin in der ganzen ost-friesischen Halbinsel vernetzt ist. Sie ist in Kunsteinrichtungen in Wilhelmshaven ebenso zu Hause wie in Museen in Aurich oder Emden. Dankbar ist sie für gute Tipps etwa von der Leiterin des Schlossmuseums Jever, Dr. Antje Sander, oder für Förderungen zum Beispiel durch die Oldenburgische Landschaft und den Förderverein Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel.

Der Erfolg des Künstlerhauses hat auch etwas mit der richtigen Mischung des Angebotes zu tun, die sich in den Themen und in den ausstellenden Kulturschaffenden widerspiegelt. Regionale, nationale und auch internationale Künstler zeigen ihre Werke, kommen dabei häufig vor Ort mit ihrem Publikum in Kontakt und – besonders wichtig – nehmen für ihre künftige Arbeit Eindrücke von Menschen und Natur an der Küste mit.

Seit 2014 haben 52 Kunstschaffende im Künstlerhaus ausgestellt, darunter 14 Stipendiaten. Die erste Ausstellung unter der Verantwortung von Renate Janßen-Niemann zeigte Ida Oelke aus Esens, erste Stipendiatin war 2014 Felicitas Blech. Ältester Stipendiat war Gero Troike (78), der 2016 in Hooksiel gewirkt hat, jüngster Julian Robin Müller, der 2019 noch nicht einmal volljährig war, als er im Künstlerhaus ausstellte und, als begnadeter Musiker, auch noch ein kleines Konzert gab.

Dankbar ist Renate Janßen-Niemann für die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Mario Szlezak und dem Gemeinderat, aber auch mit der Dorfgemeinschaft Hooksiel und den engagierten Helfern aus dem Förderverein. Trotz aller Freude an ihrer Tätigkeit hält die Künstlerhaus-Leiterin aber auch schon Ausschau nach einer geeigneten Nachfolge. Die Ankündigung (oder Drohung?) von Renate Janßen-Niemann: „Spätestens mit 80 werde ist den Posten niederlegen.“

Millionen-Förderung für den Energy Hub

Energy Hub
MdB Siemtje Möller überbrachte den Förderbescheid für das Energie-Hub-Office. Mit ihr freuen sich (von links) Frieslands Landrat Sven Amboy, Uwe Opitz, Wirtschaftsförderer Alexander Leonhard, Wirtschaftsminister Olaf Lies und Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist. Foto: Privat

Wilhelmshaven/Hooksiel (30. 1. 2024) – Gute Nachrichten aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller mitteilt, habe das Ministerium nach über einem Jahr endlich den Förderantrag des „Energy Hub – Port of Wilhelmshaven“ positiv beschieden. Damit könne endlich das „Office“, also ein Büro, für den Energy Hub aufgebaut werden. 

„Mit den bewilligten gut 2,1 Millionen Euro können Stellen geschaffen werden, die den Unternehmens-Verbund dabei unterstützen die organisatorische, strategische und planerische Begleitung des Wirtschaftstransformation voranzubringen“, so Möller. Die an die 50 im Energy Hub zusammengeschlossenen Unternehmen zumeist aus den Branchen Energie und Logistik wollen die Energiewende in Deutschland vorantreiben und dafür den regionalen Strukturwandel im Raum Wilhelmshaven mitgestalten. Gerade dem Voslapper Groden vor den Toren Hooksiels kommt dabei einen Schlüsselrolle zu. 

„Bislang mussten wir die Initiative mit der Unterstützung der Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven und mit Bordmitteln stemmen“, sagt Uwe Opitz, Sprecher des Energy Hub. Nun könne der Energy Hub eigene Strukturen aufbauen. Dies werde dazu beitragen, die Region im bundesweiten Wettbewerb der Standorte als Energie- und Wasserstoffregion noch stärker zu etablieren und die Vernetzung der Unternehmen zu stärken.

Auch für die internationale Zusammenarbeit dürfte das „Office“ hilfreich sein. Zuletzt war mit World Energy GH2 das erste transatlantische Unternehmen dem Energy Hub beigetreten. Es will an der Westküste von Neufundland (Kanada) aus Windenergie grünen Wasserstoff produzieren, der – umgewandelt in Ammoniak – per Schiff nach Wilhelmshaven transportiert werden soll. Geplant ist der Export von 400.000 Tonnen Ammoniak pro Jahr.

„Die deutsche Wirtschaft ist langfristig auf den Import von Energieträgern angewiesen.“, unterstrich Möller. „Wilhelmshaven und die Region bieten dafür die idealen Voraussetzungen. Hier sind die Unternehmen, hier ist das Know-How. Mit dem Energy Hubschaffen wir vor Ort langfristig Arbeitsplätze in der Energiewirtschaft und in anhängenden Branchen.“

Auf Mission für die Menschlichkeit: Hooksieler helfen Seeleuten

Schiffsbesucher der Seemannsmission
Haben viel Freude an ihrer Arbeit als Schiffsbesucher der Seemannsmission Wilhelmshaven e. V.: die Hooksieler (von links) Dörte Salverius, Günter Kallweit und Angela Homuth. Foto: hol

Hooksiel /Wilhelmshaven (30. 1. 2024) – Sie sind ein wichtiges Glied in der globalen Handelskette, sie sorgen dafür, dass Frachter über die Weltmeere schippern können, dass Güter und Waren sicher ver- und entladen werden. Seeleute. „Die Seeleute sichern unseren Wohlstand“, sagt Angela Homuth. „Dabei geht es ihnen persönlich manchmal alles andere als gut.“

Die Hooksielerin weiß, wovon sie spricht. Rund vier Jahrzehnte lang hat sie beim Wilhelmshavener Chemieunternehmen Vynova gearbeitet und war dort bis zum Ende ihres Berufslebens vor fünf Jahren verantwortlich für die Logistik. Zeitweise gehörte dazu auch das Management einer Container-Linie zwischen Großbritannien und Wilhelmshaven.

Ehrenamt im Ruhestand

Ganz mochte Angela Homuth im Ruhestand von der See nicht lassen. Auch deshalb engagiert sie sich bei der Seemannsmission Wilhelmshaven, besucht regelmäßig Besatzungen der in den Wilhelmshavener Häfen liegenden Frachtschiffe, versorgt Seeleute mit kleinen Präsenten. Und ganz nebenbei würden die Gespräche mit den ausländischen Frauen und Männern an Bord dabei helfen, dass ihr Englisch nicht einrostet, sagt die Hooksielerin. „Für mich ist das einen Win-Win-Situation.“

Zum Team der Schiffsbesucher der vom ehemaligen Landtagsabgeordneten Wilfrid Adam geleiteten Seemannsmission gehören aktuell 15 Frauen und Männer. Drei davon kommen aus Hooksiel. Neben Angela Homuth sind das Dörte Salverius und Günter Kallweit. Im Gespräch mit „Hooksiel-Life“ erzählen auch sie über ihre Motivation für das Ehrenamt – und vor allem über die Notwendigkeit, den Seeleuten zu helfen.

„Aus Mitmenschlichkeit“ sei sie nach dem Wechsel in den Ruhestand bei der Seemannsmission eingestiegen, sagt Dörte Salverius. Schon in ihrem Beruf als Redakteurin des „Jeverschen Wochenblatts“ seien ihr Pressetermine an Bord oder zum Thema Schifffahrt die liebsten gewesen. Ohnehin hat die Wangerländerin als passionierte Seglerin ein enges Verhältnis zur See. „Außerdem halten die Schiffsbesuche einen fit.“

Als Dankeschön ein Lächeln oder ein Bier

Günter Kallweits kam erstmals 2019 mit der Seemannsmission in Kontakt. Mit dem Chor der Neuapostolischen Kirche trat der Hooksieler bei einem Benefizkonzert für die Hilfsorganisation auf, die damals ihr 60-jähriges Bestehen feierte. Auch der ehemalige Elektroniker bei der Luftwaffe suchte für seinen Ruhestand eine sinnvolle Tätigkeit. 

„Schiffsbesucher, das war für mich ideal. Man kann sich die Zeit frei einteilen und lernt immer wieder neue Menschen kennen, denen man helfen kann“, sagt Kallweit. „Dafür bekommt man aber auch viel zurück.“ Ein dankbares Lächeln etwa, oder eine Dose Bier, meist auch eine Einladung zum Essen. Zu den Voraussetzungen gehöre aber, dass man selbst seefest sei und eine gute Kondition habe. „Wenn man die Bordwand eines Frachters erklimmt und sich bis zur Mannschaftsmesse vorarbeitet, kommen schnell 500 Treppenstufen zusammen.“

Die Schiffsbesucher treffen sich alle zwei Wochen in der Zentrale der Seemannsmission in der Hegelstraße in Wilhelmshaven. Hier wird der Dienstplan für die nächsten Wochen festgelegt. Jeden Tag besucht einer der Ehrenamtlichen die in der offiziellen „Segelliste“ für Wilhelmshaven aufgelisteten Schiffe, ausgestattet mit Tüten voller warmer Mützen, Stadtplänen und Süßigkeiten. 

„Unser Ziel sind immer die Mannschaften“, sagt Angela Homuth. Aber hin und wieder komme es schon mal vor, dass ein Kapitän oder ein Wachoffizier die Besucher nicht an Bord lässt. Weil die Mannschaft angeblich zu tun hat. Oder vielleicht auch, weil die Reederei keinen Kontakt der Besatzung nach außen wünscht. 

Keine Gespräche über Politik

Schwierigkeiten gebe es gelegentlich mit chinesischen Schiffen, obwohl andere Kapitäne aus dem Reich der Mitte dann wieder ausgesprochen gastfreundlich seien. Unwohl sei ihr einmal gewesen, so schildert Homuth, als ein russischer Kapitän von ihr wissen wollte, wie sie zum Ukraine-Krieg steht. Offenbar weil ihm ihre Antwort nicht gefallen habe, sie er dann laut geworden. „Seitdem lehne ich jedes Gespräch über Politik von vornherein ab.“

Von den Seeleuten werden die Schiffsbesucher in den allermeisten Fällen freudig begrüßt. Nicht nur wegen der Süßigkeiten und der Wollmützen. Die Gäste bringen Abwechslung in den Alltag an Bord. Die Besatzungsmitglieder – auf einem großen Containerschiffes arbeiten in der Regel zwischen 21 und 30 Seeleute – seien häufig Phillipinos, Ukrainer oder Russen. Häufig verbringen sie bei niedrigen Löhnen neun Monate am Stück auf See, weit weg von ihren Familien. 

Fahrservice zum Einkaufen

Die Schiffsbesucher verkaufen ihnen bei Bedarf Telefonkarten, tauschen Dollar in Euro und bieten Fahrten in die Stadt an, etwa zum Einkaufen. „Wir machen alles, was uns möglich ist“, schildert Dörte Salverius. „Aber natürlich können wir nicht jeden Wunsch erfüllen.“ 

Hier und dort gebe es schon exotische Wünsche. So habe sich eine Gruppe Seeleute kürzlich in einem Baummarkt komplett mit Weihnachtsschmuck, vom Tannenbaum bis zur Glitzerkugel, eingedeckt. Eine andere kaufte jede Menge Holz, vermutlich für den Innenausbaus des Schiffes. Gelegentlich werde auch nach Elektronik-Artikeln oder nach Rotlicht-Etablissements gefragt. Inwieweit dabei Hilfe möglich ist, entscheidet jeder Schiffsbesucher für sich selbst.

Ausgefallen auch der Wunsch eines Kapitäns, der gern ein neues weißes Paradehemd samt Kapitänsklappen gekauft hätte. Das aus einem Bundeswehr-Shop herbeigeschaffte Exemplar habe dann letztlich aber doch nicht gepasst, sagt Salverius. Viele einfache Seeleute aus südlicheren Regionen treten ihren Job auf See nur mit Flip-Flops und dünnem T-Shirt an. Winterwetter kennen sie nicht. Entsprechend froh seien sie dann, wenn sie sich in der Kleiderkammer der Seemannsmission mit warmen Sachen einkleiden können. 

Bedarf an warmen Herren-Sachen

Die Schiffsbesucher betreuen Seeleute aller Nationalitäten und unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Der Begriff Seemanns-“Mission“ sei dabei manchmal irreführend, sagt Angela Homuth, denn mit Missionierung habe die Einrichtung nichts zu tun. „Wir arbeiten unter dem Dach der evangelischen Kirche, die vor Ort von Mitstreiter Peter Sicking vertreten wird, der als Seemannspastor auf Wunsch auch seelischen Beistand leistet“, so Dörte Salverius. 

Aus der Finanzierung der christlichen Seemannsmission jedenfalls habe sich die Oldenburgische Landeskirche längst zurückgezogen. Entsprechend froh sind die Schiffsbesucher, die Crew-Betreuer an Land und der gesamte, 160 Mitglieder starke Verein über neue Mitstreiter – und über Spenden, entweder Geld oder auch warme Winterbekleidung in kleinen Herrengrößen. 

„Moord“ aus Hooksiel dient als Vorbild für Bühne im Wendland

Theatergruppe  Hooksiel
Haben die Spielzeit nit Bravour gemeistert: (v. l.) Daniel Buchloh, Chrsitin Janssen (verdeckt), Anke Müller, Bettina Onnen, Karin Ortmanns, Thomas Ulfers, Werner Funke und Anja Harms-Janßen. Foto: hol

Hooksiel (29. 1. 2024) – Jan Gerjets, Speelbaas der Theatergruppe Hooksiel, ist hoch zufrieden. Nach zehn öffentlichen und einer nicht-öffentlichen Vorstellung fällt die Bilanz der plattdeutschen Theatergruppe sehr positiv aus. „Von 1200 möglichen Zuschauer-Plätzen waren 1100 belegt. Das Publikum war hoch zufrieden und ich glaube auch, dass die Leistungen auf der Bühne recht ordentlich waren.“

Dazu beigetragen haben dürfte, dass es während der Saison von Ende Dezember bis Ende Januar keine Ausfälle im Ensemble gab. Selbst Karin Ortmanns, mit gebrochenem Arm in die Spielzeit gestartet, hielt alle Vorführungen durch. Als Glücksfall erwies sich zudem Neuling Bettina Onnen. Gerjets: „Bettina hat das bei ihrer Premiere sehr gut gemacht.“

Dass das Stück „Keen Moord ut Versehn“ beim Hooksieler Stammpublikum der Bühne und den Urlaubsgästen gut ankommen würde, war zu erwarten. Viel Lob gab es aber auch von elf Laienschauspielern des „Plattdeutschen Theaters Wendland“, die für eine Stippvisite nach Hooksiel gekommen waren. Die Bühne will das Stück ab April auf einer Wanderbühne aufführen und holte sich dafür im Gästehaus noch Anregungen. Das gemeinsame Essen samt Fachsimpelei unter Theaterleuten gehörte dann auch zu den Höhepunkten der Saison. Und natürlich sind die Hooksieler zu einem Gegenbesuch im Wendland eingeladen.

Die Bühne im Gästehaus werde übrigens erst in ein paar Tagen abgebaut, sagte Gerjets im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Die Theatergruppe hat in neue Lichttechnik investiert. Die wolle man schon einmal ausprobieren. Denn, nach der Saison ist vor der Saison.

Fest steht: Die Theatergruppe Hooksiel wird auch Ende 2024 wieder ein Stück auf die Bühne bringen. Welches, das steht noch nicht fest. Zunächst laufe die Abfrage, welche Schauspielerinnen und Schauspieler für die Spielzeit 2024/25 zur Verfügung stehen. Da zwei weitere Akteure ihr Interesse bekundet haben, sich auf der Bühne zu versuchen, dürfte die personelle Auswahl für den Speelbaas etwas vergrößern. Gerjets: „Im Mai und Juni werden wir ein paar Stücke lesen und dann die Entscheidung treffen, an welches Werk wir uns herantrauen wollen.“

Eines ist dabei schon jetzt klar: Im Gästehaus wird Ende des Jahres wieder Plattdeutsch gesprochen und viel gelacht werden. 

Schwarzer Tag für die E-Jugend-Kicker

E-Jugend
Vier Spiel, vier Niederlagen. Der E-II der JSG Wangerland fehlte an diesem Spieltag das Glück. Foto: Köster

Hooksiel (28. 1- 2024) – „Manchmal sind die anderen eben besser!“ Mit dieser Feststellung wollte Trainer Bernhard Köster die Jungen der E-Jugend II der JSG Wangerland wieder aufbauen. Beim Hallenspieltag an diesem Wochenende hatte sein Team nämlich nur wenig zu bestellen. 

Vier Spiele, vier Niederlagen, so die Bilanz am Ende. Schon nach vier Minuten lagen die Wangerländer gegen Dangast 0:2 zurück. Auch wenn die JSG-Jungen danach besser ins Spiel fanden, fiel in der Schlussphase noch ein Gegentreffer zum Endstand von 0:3. 

Das Spiel gegen den SV Wilhelmshaven lief deutlich besser. Gute Chancen vorn, solide Abwehrleistung hinten – aber das Leder wollte nicht über die Linie. Zumindest nicht auf der richtigen Seite. Kurz vor Schluss ein Konter vom SVW, 0:1. 

Auch gegen Frisia Wilhelmshaven sah der Trainer ein Spiel auf Augenhöhe. Aber der Spielverlauf war dann erneut enttäuschend. Nach fünf Minuten lag die JSG 0:2 hinten. Dann der Anschlusstreffer zum 1:2. Hauke und Noah hatten das Leder irgendwie ins Tor gewuselt. Doch die Mannschaft schaffte es trotz mehrerer Gelegenheiten nicht, sich zu belohnen. Statt des Ausgleichs fiel kurz vor Ende noch das 1:3. Damit war die Luft raus. Köster: „Über das 0:5 zum Schluss gegen den STV Wilhelmshaven breiten wir lieber den Mantel des Schweigens.“

Harmonische Mischung aus dem Kunstarchiv der Gemeinde

Henning Gieseke (links) hat die Ausstellung „Verborgenes“mit Werken aus dem Besitz der Gemeinde Wangerland zusammengestellt. Daneben (v. l.) Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann, Künstlerin Stephanie Hüllmann und Förderverein-Vorsitzender Björn Mühlena. Foto: hol

Hooksiel (28. 1. 2024) – Kann man aus 42 Kunstwerken unterschiedlichster Art ein harmonische Ausstellung konzipieren? Man kann. Der Beleg dafür ist seit Sonnabend in Hooksiel zu sehen. In der Winterausstellung „Verborgenes“ ist es Kurator Henning Gieseke gelungen, das „Raumwunder“ Künstlerhaus optimal zu nutzen.

Die Palette der Kunstwerke reicht von der gezeichneten Skizze bis zum Ölgemälde, vom Foto bis zur abstrakten Skulptur. Ihre Gemeinsamkeit: der Bezug zu Hooksiel. Alle Werke sind dem Kunstarchiv der Gemeinde Wangerland entnommen, viele stammen von Stipendiaten, die seit den 1980er Jahren im Künstlerhaus Hooksiel gelebt und gearbeitet haben. 

Aber es gibt Ausnahmen. Zu sehen sind auch drei Aquarelle von Arthur Eden-Sillenstede (1899-1977), von denen eines, die Mühle von Waddewarden, erst nach der systematischen Archivierung im Wangerland, Eingang ins Werkverzeichnis des Künstlers gefunden hat. Oder ein Gemälde des holländischen Malers Henk Bellaard (1896-1975), von dem niemand mehr weiß, wie es in den Besitz der Gemeinde gelangt ist. In der Ausstellung sind auch zwei Arbeiten von „namenlosen“ Künstlern zu sehen. „Wenn uns jemand helfen kann, die Bilder zuzuordnen, wären wir dankbar“, sagte Künstlerhaus-Leiterin Renate Janßen-Niemann vor den rund 30 Besuchern der Vernissage.

Bürgermeister a. D. Björn Mühlena, heute Vorsitzender des Fördervereins Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel, dankte Janßen-Niemann dafür, dass sie die Idee von Henning Gieseke für eine Ausstellung aus dem Besitz der Gemeinde aufgegriffen habe. Bislang wurden im Künstlerhaus im Winter meist Ausstellungen regionaler Kunstschaffender gezeigt. Angesichts des großen Archiv-Fundus, so Mühlena, biete sich ein jährlicher Blick ins Archiv an.

Renate Janßen-Niemann übergab im Rahmen der Ausstellungs-Eröffnung einen druckfrischen Katalog von der Ausstellung von Stephanie Hüllmann an die Künstlerin, die im Herbst vergangenen Jahres sieben Wochen lang als Stipendiatin in Hooksiel gewirkt hat. Hüllmann, eigens aus Winsen (Luhe) angereist, bedankte sich mit einer Liebeserklärung an den Sielort. „Als ich jetzt hier ankam, war es, als würde ich nach Hause kommen. Mit sind sofort neue Ideen für Projekte gekommen. Das ist längst nicht überall so.“

Die Ausstellung „Verborgenes“ ist bis Anfang März jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Im Künstlerhaus kann auch der Hüllmann-Katalog erworben werden. 

Schlagabtausch zur Fischerei-Förderung

Friesland/Hooksiel (27.1. 2024) – Während die einen schon Entwarnung geben, beklagen die anderen eine falsche Weichenstellung der „Ampel“ in Berlin. Und die Betroffen, die Fischer an Nord- und Ostseeküste? Die sind nach Überzeugung der CDU-Abgeordneten Anne Janssen (Bundestag) und Katharina Jensen (Landtag) „tief verunsichert“.

Die Bundesregierung hatte beschlossen, den im Windenergie-auf-See-Gesetz geregelten „Nachteilsausgleich für die Fischerei“ um 80 Prozent zu kürzen. Inzwischen hat der Haushaltsausschuss des Bundestages sich auf Änderungen am Haushaltsentwurf 2024 geeinigt, denen allerdings der Bundestag noch zustimmen muss. 

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller und Wittmunds Landrat Holger Heymann hatten in dieser Woche verkündet, dass die ursprünglich auch schon für dieses Jahr vorgesehene Höhe der Strukturhilfen für die Fischer – nämlich fünf Prozent der Erlöse der Versteigerung von Offshoreflächen auf See (2023 etwa 670 Millionen Euro) – ab 2025 tatsächlich gelten soll. Für 2024 werde dieser Ansatz zwar auf ein Prozent gekürzt, liege aber immerhin infolge der hohen Versteigerungserlöse immer noch bei 125 Millionen Euro.

Die von den SPD-Politikern als Erfolg gewertete Planungssicherheit für die Fischereibetriebe ab kommendem Jahr hätten die CDU-Abgeordneten der Region „sehr verwundert“. Jensen (Wangerland) und Janssen (Wittmund) bestätigen, dass 2024 tatsächlich nur die Ausschreibungserlöse aus dem Jahr 2023 umverteilt werden sollen. Allerdings zeige ein Blick in die geplanten Ausgaben des Bundes ab 2025 Kürzungen für die Fischerei in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro. „Der Etat wurde also zusammengestrichen“, betont Jensen. „Das sind Gelder, auf die die Fischereibetriebe mit Anträgen schon 2024 hätten zugreifen können, die nun nicht zur Verfügung stehen werden.“

Ungewiss sei zudem, ob die in 2023 tatsächlich sehr hohen Versteigerungserlöse auch in Zukunft so hoch bleiben. Die Fördersumme für 2025 werde erst Ende 2024 feststehen. Abzuwarten bleibe dann noch, ob die Bundesregierung nicht abermals eine Änderung bei der Verteilung der Erlöse vornimmt, um wieder eine Haushaltslücke zu stopfen, so Janssen.

Liebesbeweis für Bäckerei: 60 Kilometer Anfahrt fürs leckerste Schwarzbrot

Bäckerei Ulfers
Das Ulfers-Pferd „Konditor“ hat Weert Ulfers lange gute Dienste erwiesen. Foto: Ulfers

Hooksiel (26. 1. 2024) – Teig und Ofen, das sind die beiden Komponenten, die neben gutem Personal den Erfolg einer Bäckerei ausmachen. Die Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden hat die richtige Mischung gefunden – und das schon seit anderthalb Jahrhunderten.

An diesem Wochenende feiert das Familien-Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen. Für Sonnabend haben Britta, Thomas und Jörn Ulfers 270 Gäste in den Schützenhof in Jever eingeladen. Jevers Bürgermeister Edo Albers, Geschäftspartner und langjährige Weggefährten – vor allem aber die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familien. Damit alle ausgelassen feiern können, bleiben am Sonntag alle 15 Filialen geschlossen.

„Feindliche Übernahme“

Die Geschichte der Bäcker-Dynastie Ulfers, die zugleich eine Familiengeschichte ist, ist vielfältig. Am Anfang stand eine „feindliche Übernahme“, wie Bäckermeister Thomas Ulfers, Betriebsinhaber in der sechsten Generation es einmal mit einem Schmunzeln nannte. Und auch den Weg in die Zukunft wurde durch eine Übernahme geebnet. Nämlich 2002, als der Hooksieler Bäckerei den Betrieb des deutlich größeren Mitbewerbers Dirk Eden (Jever) übernahm.

1874 heiratete Johann Ulfers in Minsen die Bäckerwitwe Adeline. Hier wird in einer kleinen Backstube das erste Ulfers-Brot gebacken. Wenige Jahre später zieht die Familie mit ihren drei Söhnen, die alle ebenfalls das Bäckerhandwerk erlernen, samt Betreib nach Hooksiel um. Heute hat das Unternehmen 15 Filialen in den Landkreisen Friesland und Wittmund.

Johann Ulfers übernimmt 1895 den Betrieb seines gleichnamigen Vaters. Sein Bruder Weert macht sich in Wiarden selbstständig, kehrt aber 1913 nach Hooksiel zurück, wo es danach einige Jahre zwei Ulfers-Bäckereien gibt. Weerts Sohn Johann übernimmt schon mit 16 Jahren phasenweise den Betrieb. Notgedrungen. Sein Vater kämpft als Soldat im Ersten Weltkrieg. Seine Brüder Bernhard und Karl gehen nach Schortens und eröffnen dort eine eigene Ulfers-Bäckerei.

Weert Ulfers setzt auf moderne Technik. Er baut 1928 in Hooksiel den ersten Dampfbackofen und kauft eine Knetmaschine, die damals noch von einem Pferd angetrieben wurde. 1951 löst ein Dreirad-Lkw Pferd und Wagen als Ausliefergefährt ab. Nach dem Tod von Weert (1966) übernehmen Johann und dessen Sohn Werner Ulfers den Betrieb. 1974, wenige Monate nach dem Tod von Johann Ulfers, zieht Werner Ulfers mit dem Geschäft vom Alten Hafen in die Lange Straße, wo 1980 auch die Bäckerei neu gebaut wird.

Ulfers Geschäftsführer
Die Geschäftsführung der Hooksieler Bäckerei Ulfers-Eden: (von links) Thomas und Britta Ulfers und Jörn Ulfers. Foto: hol

1981 beginnt Thomas Ulfers, der heutige Geschäftsführer, seine Konditorlehre. 1991 hat er heute 59-Jährige seine Meisterprüfung absolviert. Zusammen mit seiner Frau Britta übernimmt er 1992 den Betrieb, der modernisiert und erweitert wird. Unter anderm um eine Ferien-Filiale am Middeldiek in Hooksiel. 2002 dann die Übernahme der Traditionsbäckerei Eden. 

2006, damals aus Hooksieler Sicht eher eine Randnotiz, startet Jörg Ulfers, Sprössling des Schortenser Ulfers-Zweiges, seine Bäckerlaufbahn. Heute steht der junge Mann nach Auslandserfahrung in Österreich, mehren Berufsjahren, Meisterschule und betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung für die Zukunft des Unternehmens. 

Nachfolger aufgebaut

„Wir haben unsere Kinder zu ihren Zukunftsplänen gefragt“, sagten Britta und Thomas Ulfers im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Weder Tochter noch Sohn sahen ihre Zukunft im Bäckerhandwerk. Also fiel der Blick auf Jörn, der ab 2015 systematisch zur Führungskraft aufgebaut wurde und seit 2021 Mitgeschäftsführer ist.

Seit 2004 wird in dem Unternehmen nur noch in Jever gebacken, wenn man von den kleinen Backöfen in den jeweiligen Filialen absieht. Eine weitere wegweisende Entscheidung, die damals in Hooksiel von vielen Stammkunden mit einem Kopfschütten zur Kenntnis genommen wurden: Britta und Thomas Ulfers eröffnen 2010 am Verkehrskreisel ein neues Geschäft und schließen dafür die Hauptstelle im Ortskern. 

Die Filiale neben der Tankstelle, quasi am Einfallstor der Wangerland-Urlauber, ist heute die erfolgreichste im ganzen Unternehmen. Entsprechend schmerzhaft sind die Umsatzeinbußen der vergangen Wochen als Folge des Umbaus der benachbarten Tankstelle. Der Standort steht für einen grundsätzlichen Wandel im Bäckerei-Geschäft. Wurden früher fast nur Brot, Brötchen und Kuchen verkauft, sind heute Bäckerei-Filialen eher Cafés und Restaurants, kleine Wohlfühl-Oasen für die Pause zwischendurch. „Wenn mir vor 30 Jahren jemand erzählt hätte, dass wir Frühstück und Rührei verkaufen, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt“, sagt Britta Ulfers.

historisches Bild Ulfers
Der erste Lieferwagen der Bäckerei Ulfers war ein Dreirad-LKW der Marke „Goliath“. Am Steuer Werner Ulfers Foto: Ulfers

Auf den richtigen Trend hat die Familie Ulfers auch in Sachen Qualität gesetzt. Anders als andere Bäckereien ist man vor Jahrzehnten nicht den Verlockungen der Industrie erlegen, voll und ganz auf Fertig-Backmischungen zu setzen. „Der eigene Sauerteig und eigene Rezepte machen den Unterschied“, sagt Thomas Ulfers. 

Gerade das Ulfers-Schwarzbrot ist weit über die Grenzen der Region hinaus beliebt. Bei Urlauber, aber auch bei Kunden in der weiteren Region. Kürzlich hat der Ulfers-Chef persönlich einige Pakete Schwarzbrot nach Oldenburg geliefert. Die Kunden, eine Frau um die 80. Sie kauft seit 40 Jahren ihr Schwarzbrot in Hooksiel. Früher auf dem Weg zum Campingplatz, heute überwiegend für den Verzehr zu Hause. 60 Kilometer zum Lieblings-Schwarzbrot – das kann man wohl mit Recht Markenbindung nennen. Thomas Ulfers bleibt dennoch bescheiden. „Es gibt auch andere gute Bäcker. Aber gerade Schwarzbrot ist reine Geschmacksache.“

Modernisierung geht weiter

Da Ulfers-Trio hat sich auch für die Zeit nach dem Jubiläums-Festakt einiges vorgenommen. Im nächsten Monat steht eine Großinvestition auf dem Plan: In Jever wird eine hochmoderne Brötchenanlage für Schnitt- und Kaiserbrötchen installiert. Darüber hinaus soll die Filiale in der Goldstraße in Horumersiel von Grund auf renoviert und modernisiert werden. Eine weitere Aufgabe: Die Filiale am Hooksieler Kreisel muss wieder Fahrt aufnehmen. Was aber auch geschehen wird, da sind sich Britta, Thomas und Jörn Ulfers einig. „Irgendwann wird die neue Tankstelle ja fertig sein.“

Technik-Dino in Hooksiel hilft immer noch beim Telefonieren

Hooksiel (24. 1. 2024) – Spaziergang im Winter durch Hooksiel. Ein junges paar flaniert Hand in Hand die Lange Straße entlang. In Höhe Schlosserplatz bleibt er stehen und fragt seine Partnerin: „Hast du so etwas schon mal gesehen?“ Beide blicken zur ehemaligen öffentlichen Telefonstelle am Straßenrand und lachen. Sie greift zum Telefonhörer, er zu seinem Smartphone und macht ein Erinnerungsfoto. 

Das öffentliche Telefon im Herzen von Hooksiel ist schon seit längerem außer Betrieb. Wie Telekom-Sprecherin Stefanie Halle auf Anfrage von „Hooksiel-Life“ erläutert, dient die ehemalige Telefonstation heute als so genannter „Small Cell“-Standort. Bundesweit gebe es noch rund 3000 derartige Standorte, die mit kleinen Antennen für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunk-Netzes sorgen. 

öffentlichs Telefon

Telefonieren kann man mit dem Gerät nicht mehr. Telekom-Techniker schauen trotzdem regelmäßig nach der Anlage. Bislang, so die gute Nachricht, habe kein Vandalismus-Schaden festgestellt werden können, so Halle. Zuletzt hätten aus technischen Gründen Tastatur und Hörer ausgetauscht werden müssen. „Auch wenn die Telefonfunktion schon längst abgeschaltet ist, lassen wir das Gerät aus optischen Gründen so stehen, damit auch keine Verletzungsgefahr entsteht“, erläutert die Telekom-Sprecherin.

Für öffentliche Telefonanlagen gibt es offenkundig keinen Bedarf mehr. Sie werden seit Jahren im Einvernehmen mit den betreffenden Kommune zurückgebaut. Im November 2022 sei zunächst die Münzzahlung bundesweit deaktiviert worden, so Halle. Im ersten Quartal 2023 sei dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Service eingestellt worden. Halle: „Der Abbau der Telefonstellen erfolgt im Anschluss und wird voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen sein.“ 

Die Gründe für den Abbau der öffentlichen Telefone liegt auf der Hand. Mit dem Mobilfunk habe jeder seine „persönliche Telefonzelle“ dabei, so die Sprecherin. Der Betrieb von öffentlichen Telefonen sei da einfach unwirtschaftlich geworden. Wenigen Euro Umsatz im Monat hätten Unterhaltungskosten wie etwa für Standmiete, Reinigung oder Reparaturen gegenüber gestanden, die die Einnahmen um ein Vielfaches übersteigen. Zudem sei es zuletzt auch extrem schwierig geworden, noch Ersatzteile zu beschaffen.

Mit dem Rückbau der ungenutzten Technik werde übrigens viel Energie eingespart. Ein öffentliches Telefon verbraucht nach Angaben der Telekom zwischen 500 und 1250 Kilowattstunden Strom im Jahr. „Mit der Abschaltung der ungenutzten Technik lassen sich so zwischen 6 und 15 Millionen Kilowattstunden jährlich einsparen“, sagt Stefanie Halle. „Das entspricht dem Stromverbrauch von mehreren Tausend Wohnungen.“

Wann genau die ehemalige öffentliche Telefonstelle in Hooksiel abgebaut wird, steht noch nicht fest. Die Erinnerung an sie wird ihre technische Lebenszeit aber weit überdauern. Zumindest auf den Fotos von Urlaubern und in deren Erzählungen. „Weißt du noch damals in Hooksiel, als wir das Riesen-Handy fotografiert haben?“